"Alterung" von Holz an der fertigen Gitarre

Zisko
Zisko
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Hallo zusammen,

ich habe mal im ein Fragen zum Thema Holz und seine Alterung. Da ich kein Fachmann bin kann ich auch nur das glauben, was ich im Internet lese. Falls ich im Folgenden auf irgendeinen Mythos reingefallen bin korrigiert mich :)

1. Stimmt es, dass das Holz noch weiter arbeitet ("besser" wird) nachdem es bereits verbaut wurde?
2. Hindern moderne Lackpanzer das Holz an diesem Prozess?

Wenn 1. und 2. bereits mit ja beantwortet werden kann, hätte ich gleich die nächste Frage:

3. Wie groß muss die "offene" Fläche zum "atmen" sein?

Hintergrund: ich wäre nicht bereit den kompletten PU-Lack meiner Gitarre abzuziehen - sieht dafür zu gut aus. Aber es gibt nicht sichtbare Stellen wie das Tremolo-, Elektronik- und Pickup-Fach, an denen man den Lack runterschleifen könnte.

Besten Gruß
Zisko
 
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Zu 1: Das ist eine ewige Streitfrage. Das Holz lebt nicht mehr, aber es kann sich noch verändern. Grundsätzlich ist die Art des Holzes für seine klanglichen Eigenschaften wesentlich wichtiger als sein Alter. Klanglich positive mikrozelluläre Prozesse durchs Einspielen halte ich persönlich für Voodoo, das ist aber meine Meinung und kein Fakt. Andersrum genauso. "Besser" ist ein subjektiver Begriff, siehe "Einspielen".
Zu 2: Hängt wohl vom Lack ab, der Dicke etc. Die ziemlich massiven Bodys der E-Gitarren sind da deutlich unempfindlicher als akustische Instrumente bei denen Teile des Korpus schwingen müssen um den Klang zu verstärken. Natürlich wird aber ein zentimeterdicker Kunstharzlack eher Schwingungen dämpfen.

1 und 2 betreffen daher eher akustische Instrumente oder Hollow-Bodys (Halbresonanzgitarren) oder Semi-Hollows wie z.B. manche Jazzgitarren. Bei den in Form gebrachten Frühstücksbrettchen :D kommt es, siehe 1. eher auf die Art des Holzes an.

Damit zu 3: Dürfte nichts bringen, aber wenn Du dich dabei besser fühlst, warum nicht?
 
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Teilentlacken bringt leider nichts. Entweder lebst Du mit dem Lack oder du holst ihn runter.

Das "Arbeiten" des Holzes ist eigentlich nicht wirklich relevant, sondern vor allem, dass es weiter trocknet. Wo sich dann die Restharze im Korpus auskristallisieren ist maßgeblich davon abhängig, dass die Gitarre gespielt wird. Ob man das nun hören mag, ist eine andere Frage - physikalisch ist es fakt. Dafür reicht aber kein Einspielen, sondern sowas dauert locker 10-20 Jahre - ein Grund, warum ich mich vor allem für Gitarren >15 Jahre alt interessiere.

Es ist also nicht so sinnvoll deshalb seine Gitarre zu entlacken. In den nächsten 20 Jahren wird der Prozess auch mit Lack eintreten.
 
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Da kann ich Smartin nur voll zustimmen. Es gab ernsthafte Versuche SB Gitarren in einem Gehäuse zu "beschallen", also zum Vibrieren zu bringen. Und das durchgehend über Monate. Die Gitarre soll danach vom Ton viel näher an alte Gitarren aus den 50ern herangekommen sein. Ich halte das nicht für Voodoo, weil wie Smartin schrieb, sich die Restharze auskristallisieren. Und das eben dadurch schneller. Trotzdem bringt diese Erkenntnis keinen praktischen Wert. Weil nicht bezahlbar.
Eine meiner ersten Strats die ich vor 18 Jahren aus einem 60 Jahre alten Erleblock gebaut habe, wird seit längerem als "Hure" benutzt, also verliehen an alle, die eine Strat benötigen, wenn ein Instrument bei mir zum Service ist. Der Ton hat sich merklich verändert. Für meine Ohren positiv. Zu erklären ist das sehr schlecht. Ich nehme es dankbar so hin. Und, bald dürfte sie dann vieeeel teurer sein, wegen dem Aging! :D
 
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also dieses Beschallen funktioniert tatsächlich. Habe es selbst getestet.... nur leider bleibt die Gitarre nicht "eingespielt" :D ;)

Kann man also vielleicht vorm Studioaufenthalt mal machen. Spätestens danach ist sie wieder die alte Neue.
 
Ich gehöre nicht zu den Menschen die auf Teufel komm raus ihre Gitarre so klingen lassen wollen wie ein 30 Jahre altes Instrument. Auch wenn es sentimental klingt, mir gefällt der Gedanke, dass sie mit mir zusammen altert. Ich erliege auch nicht dem Vintage-Wahn. Ganz im Gegenteil, ich glaube die neue Am. Std. Strat 2012 wird in 30 Jahren der neue Klassiker ;)

Ich möchte ihr nur die Möglichkeit geben über die Jahre "besser" zu werden :)
 
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das geht, aber ist sehr kurzweilig...

@Zisko: Die Einstellung find ich gut... ich steh auch auf die Am. Std. Strat, aber diese neuen Blechreiter gehen garnicht :D
 
Ein neues Trem ist da schon lange geplant. Aber ich warte da noch auf das neue ABM 5200 und entscheide dann.

Erstmal packe ich da Schaller F-Series Locking Tuner drauf :)
 
Also meine Jazzmaster, die ich 1994 gekauft habe, hat ihr Schwingverhalten schon recht stark geändert in den Jahren. SIe hat übrigens eine dicke Polyester-Schicht. Klingt sie deshalb jetzt besser? Also auf Aufnahmen, bei Konzerten, im Proberaum? Da erreicht man den krassesten Effekt immer noch mit einem Satz neuer Saiten :)
 
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naja "besser" ist ja Geschmackssache :D .... anders ist aber sicher
 
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Hi,

Hier habe ich mich letztes Jahr mit Paul Reed Smith über das Thema unterhalten ….



Gruß
Martin
 
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find ich sehr gut!
 
Habe mal mit einem Gitarrenbauer gesprochen.... er hat mal mit ein paar guten Gitarristen den Test gemacht , wer hört raus welche Gitarre gerade gespielt wird..
Gibson LP Bj. 57
verschiedene Gibson LP Bj. 82,09,11,12
Fender ST Bj. 61
Fender ST Bj. 85,91,03,12

leider konnte niemand wirklich raus hören welches Instrument gerade gespielt wurde... klar sind dort Unterschiede aber ob die alte Gitarre
besser klingt ist meiner Meinung nach auch Geschmackssache... anders ja...
ich mag alte Gitarren und habe auch ein paar alte Schätzchen ....das sie aber besonders gut klingen kann ich jetzt nicht sagen...
 
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Ich möchte ihr nur die Möglichkeit geben über die Jahre "besser" zu werden 
ich würde da sagen, das wird sie sowieso wenn du auch fleissig übst. je besser du spielst, desto besser klingt du mit deiner Gitarre. ;)

meine erste gute Gitarre, eine Gibson SG, habe und spiele ich seit über 18 Jahren, sie hat sehr viel mitgemacht und sieht auch dementsprechend aus, ich bilde mir ein das sie viel besser klingt als früher, allerdings wage ich es nicht zu behaupten das an der Gitarre liegt, sondern ich denke es liegt vorallem daran das ich mich in der Zeit entwickelt habe, zum einen her vom spielerischen, aber auch zum anderen im zuhören und warnehmen von Details und Nuancen.
Durch das viele spielen auf genau dieser Gitarre, finde ich mich auf ihr zurecht wie auf keiner anderen, meine Finger und mein Körper haben sich sehr an diese eine Gitarre gewöhnt, das macht natürlich sehr viel aus, ich habe dieses vertraute Gefühl wenn ich die Gitarre in die Hand nehme und spiele.
Und diese selbe Vertrautheit hat sich auch bei mir bei meinen anderen Gitarren eingestellt, die ich auch häufig und oft spiele.
Klingen sie nun besser weil ich sie oft spiele und sie dabei "eingespielt" werden, oder klingen sie besser weil ich mich mit jedem mal spielen besser an die Gitarre gewöhne und eines werde?

Ich denke die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte, ich kaufe auch gerne gebrauchte Instrumente, und sind einige dabei die besonders viel von den Vorbesitzern gespielt wurden, Diese reagieren ganz anders auf mein Spiel als zb ein laden neues Instrument, oder eines das der Gitarrenbauer gerade eine Woche vorher fertiggebaut wurde. Schwer zu erklären, es ist mehr eine Gefühlsache als etwas was ich meine das man messtechnisch erfassen könnte.

lg
exoslime
 
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Moin,

wer viel Zeit hat und sich vertieft damit beschäftigen will, wie sich einzelne Faktoren der e-Gitarre auswirken können, kann sich eine umfangreiche Forschungsarbeit von Prof. Zollner, TH Regensburg reinziehen (u.a. Kap. 7). Die haben da ne Menge rumgemessen. Sind aber hunderte von Seiten, weshalb ich nur punktuell darin gelesen habe. Fazit ist meist, dass der Einfluss viel diskutierter Details (z.B. Lack oder nicht) marginal ist. Ich will das letztlich nicht beurteilen, wäre aber entspannter, wenn das so wäre.

Mein pers. Eindruck ist, dass es sehr auf das indiv. Stück Holz ankommt, bzw. auf eine gelungene Korpus-Hals-Kombination. Dies führt zu dem spez. Schwingungsverhalten, was den Ton macht. Vorausgesetzt die Bridge/Tremolo passt schwingungsmäßig gut dazu. Und zuguterletzt machen es ja auch die PUs. Akustische Gitarren verändern ihren Sound durch Spielen/Einschwingen mitunter stark, bei e-Gitarren habe ich das noch nicht beobachtet, aber wer weiß...

https://hps.hs-regensburg.de/~elektrogitarre/
 
Über diese Untersuchungen und Forschungen ist in anderen Threads schon ellenlang diskutiert worden, und einiges von dem Herrn widerlegt worden. Die Arbeit war ein Selbstzweck.. Der kann forschen so viel wie er will - ich höre, was ich höre...
Natürlich klingt eine ältere, viel gespielte Gitarre ANDERS. Durch die Faktoren die wir aufgeführt haben, und durch Nachlassen des Magnetismuses, so wie der anders gezogenen und behandelten alten Drähte. Die nicht mehr genau so zu bekommen sind. Und was ist besser? Die Frage wurde nun schon hundert mal gestellt. Der Ton bezieht sich auf Gruppen und Künstler einer anderen Zeit, und wenn dann eine Gitarre so hergestellt wird, das sie so, oder so ähnlich klingt, dann ist es für den Nutzer wahrscheinlich besser.
Ich halte nicht viel davon, um alte Gitarren so einen Hype zu machen. Viele, auch ich - behaupte das einmal - bauen gute Gitarren. Die klingen wie sie klingen. Und wenn jemand den Ton will - sind sie eben gut...
 
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Ich glaube ehrlich gesagt nicht an das Einspielen.

Sagen wir mal jemand spielt eine Gitarre 3 Jahre oder von mir aus nur ein halbes Jahr. Wer hat nach einem 1/2 Jahr noch im Ohr, wie die Klampfe vorher klang?

Was passiert ist, dass jemand nach längerer Zeit des Spielens sich sehr gut auf die Klampfe eingestellt hat. Er weiß, wie er sie anschlagen muss, um bestimmte Obertöne oder Harmonics rauszukitzeln. Das ist meine Meinung zum Einspielen/Einschwingen.

Woran ich eher noch glauben mag ist Cryotuning oder von mir aus auch Erhitzen. ….. Aber wie gesagt, nur eine Meinung. …..
 
Natürlich klingt eine ältere, viel gespielte Gitarre ANDERS.
. . .
Viele, auch ich - behaupte das einmal - bauen gute Gitarren. Die klingen wie sie klingen. Und wenn jemand den Ton will - sind sie eben gut...

Genau das ist der Punkt!
Durch eine gelungene Auswahl verbauter Komponenten kann man sich vermutlich jedem Sound annähern. Einer ´funktionierenden Kombination´ würde ich dann auch nicht auf Verdacht den Lack abziehen...
:gruebel:

Mag sein, dass Nuancen durch Materialeigenheiten (z.B. Kabel) der alten Gitten zustande kommen. Bemerkenswert finde ich dabei, dass es sich, abgesehen vom Holz, manchmal um Fertigungs- oder Konstruktionsschwächen handelte, die dann aber den spez. Sound lieferten (gutes Bsp. hierfür sind Fender Vintage-Tremolos).

Dass der eine oder andere Vintage-Sound für Vintage-Fetischisten nun der beste sei, ist deren subjektive Betrachtung; ich hab mich dafür auch schon begeistern können. Dazu werfe ich mal den Aspekt ein (hier auch als Frage gemeint), dass eine Vintage-Gitarre dann auch nicht mehr 1:1 mit ihren eigenen alten Aufnahmen übereinstimmen dürfte, wenn sich der Sound sich durch Alterungsprozesse wesentlich verändert. Das sollten Vintage-Liebhaber vll. auch bedenken?
:eek:

Bei einigen jüngeren Vintage-Fans hatte ich den Eindruck, dass es auch eine Liebe für das Wahrhaftige war; aber das ist ja auch toll. Aber bevor ich jetzt zu tief in alte Diskussionen eintauche, bin ich vorher lieber wieder raus...
:D
 
Schön dass du es ansprichst adola... ich frage mich was Jimmi Hendrix gesagt hätte, hätte man ihm eine heavy relic aus dem Fender CS in die Hand gedrückt. SRV äußerte sich auch er betrübt über die allmähliche Auflösung seiner Number One.

Ob es große Gitarristen gibt die darauf achten, dass ihre Lieblinge möglichst exakte Replika aus einem bestimmten Jahrgang sind? Ich weiß es ehelich nicht.
 

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