[Amp] Marshall JTM45 (2245)

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Hi,

Nein, das soll jetzt nicht das 'zigste Review über den JTM45 werden. Das können Andere besser als ich.

Hier möchte ich nur kurz meine 2 subjektiven Cent zu diesem Amp hinzugeben.


Vorgeschichte.

Geliebäugelt habe ich lange mit diesem Amp. Sehr lange. Er war mir meist auch gebraucht zu teuer. Und nun kam es einfach mal andersherum: Oftmals will man sie nicht, die unverhofft schlechten Nachrichten, aber sie kommen nun mal. C' est la vie.

Und hier kam nun mal unverhofft eine gute Nachricht, nämlich völlig zufällig ein überraschend für mich günstiges Angebot für einen Marshall JTM45 als Reissue. Ein netter, sechzigjähriger Musiker wollte es nach eigenen Angaben "noch mal wissen". Hatte sich einst den Amp gekauft, um mit Siebzigjährigen (sic!) noch mal loszulegen, aber um auch festzustellen, dass dieser Amp für ihn letztendlich doch nichts ist. So kam es.

Für mich finanziell völlig zur Unzeit habe ich nicht mal richtig nachgedacht, gar nicht lange gefackelt und den Amp gekauft.

Hier steht er nun im fahlen Licht und Schatten der Wintersonne. Ich habe ihn absichtlich so aufgenommen. "Technische, saubere" Fotos gibt es genug.

DSC06867.JPG



Test.

Entgegen meiner üblichen Gewohnheiten, nämlich einen Amp erst einmal innen ausgiebig zu inspizieren (zu "beschnarchen"), habe ich den Amp sofort an meine beiden Cabinets gestöpselt. Strat ran und und los. Ich war nämlich schon beim Anhören beim Verkäufer zugegebenermaßen ziemlich verblüfft, was da für ein Ton aus einer x-beliebigen Box kam. Hallo???

Ja, ich muss zugeben - das ist nicht zu beschreiben. Dieses "ÜÜÜ" der Strat am Neck-Pickup. Je nach eingestöpseltem Kanal kommt der Ton beißend oder weich. Das ist nicht dieses Blackface-Fendereske, manchmal oft auch steril-kalte-klare. Das ist aber auch nicht dieses "Dreidimensionale" und auch nicht "Marshall-JCM-aggressiv" im Ton.

Das ist anders. Das ist Creme. Ein einzigartiger Ton.

Solange man mit den Volume-Reglern bis etwa 2:00 Uhr bleibt.

Dreht man weiter auf, so kommt (das sind jetzt nicht meine Worte, ich habe sie mal irgendwo im Zusammenhang mit einem JTM45 gelesen und ich muss sagen - das passt tatsächlich) ein gefährliches Gewitter auf. In passender Stellung mit den Klangreglern zeigt der Amp jetzt, was er kann. Jetzt bekommt der Ton Wucht und Schlagkraft.

Und das ohne zusätzlich angeschlossene Effekte.

Und immer "hängt" die Strat wunderbar am Amp, er gehorcht jeder Bewegung der Regler der Gitarre. Der Ton dünnt dabei nie wirklich aus, Mindestvolume am Amp vorausgesetzt.

Meine beiden hinten offenen Cabinets mit ihren WGS Invader "passen" an den Amp, als hätte er nur darauf gewartet - verblüffend. Da ist nichts fehlend oder überbetont im Klang. Plug n' Play pur aus meinem Stack:

DSC06897.JPG


Die Endröhren wirken gefühlt in ihrer Wiedergabe flinker und analytischer als vergleichsweise die KT66 im 226VM. Mir als 6L6-Fan gefällt das, weil mir so gut bekannt, wenngleich die KT66 in ihrer Wiedergabe in einer anderen, mindestens aber ebenbürtige Liga spielt.

Soundfiles? Nein. Ich bitte Euch. Erst einmal habe ich nach wie vor nicht die Aufnahmetechnik und zum Zweiten: Das haben ganz Andere, die längst Rock-Geschichte geschrieben haben, vorgemacht, wie so ein Amp klingt. Das maße ich mir nicht an.


Technik.

Der Amp ist bestückt mit Sovtek 5881 und einer Sovtek 5AR4. Als V1 tut eine TAD Highgrade 7025 ihren Dienst. Die bisher verwendete Vorröhre war lt. Auskunft des Vorbesitzers mikrofonisch geworden, so daß er sie gegen die Highgrade ausgetauscht hat.

DSC06885.JPG


Netztrafo und Siebdrossel stammen von Dagnall, der Ausgangsübertrager ist einer von Drake. Ich kenne die anderen, angeblich besseren Trafos alle nicht, aber ich kann sagen - mir gefällt dieser Ton bereits auf Anhieb. Das ist das, was ich lange suchte...

Natürlich landete der Amp schnell daheim auf der Werkbank, denn ich habe mich beigemacht, diese extrem stramm sitzenden - allein schon die Gleichrichterröhre schier regelrecht zusammendrückenden - Röhrenniederhalter auszubauen (die Rückansicht zeigt das Chassis schon ohne).

DSC06904.JPG


Dabei fiel mir auf, dass die Röhrenfassungen z.T. nicht mehr fest auf dem Chassis saßen - einige Schrauben waren trotz Federring locker, so dass sogar die auf dem folgenden Foto zu sehende, rot markierte Masseverbindung gefährdet war. Nun sitzt alles wieder fest.

DSC06906.JPG



Perspektive.

5881 vs. KT66, Dagnall vs. "Ingo", vs. Drake, vs. Mercury, vs. ...

Primärimpedanz 6 KOhm vs. 6,6 KOhm vs. 8 KOhm, hier fühlen sich KT66 am wohlsten; bei 6 KOhm beginnt das ganze aber schon für die KT66, naja, aber. Die Marshall-RI verbauen 6,6 KOhm, da könnte man vielleicht die 5881 schon gegen KT66 tauschen (würde von der Einbauhöhe mit 12,8 cm gut passen, die Marshall-KT66 im 2266VM sind 11,5 cm hoch), man müsste aber neu biasen und hie und da und überhaupt.

Linnemann vs. TAD vs. Madamp vs. ...

Ja, kann man selbstverständlich alles machen.

Ist mir jedoch erst einmal - Schnuppe.

Vielleicht schmeiße ich irgendwann einmal die Platine raus und baue ein PTP-Board rein. Klar, der Amp schreit ja fast danach, das zu tun. Nicht, weil Platine schlechter klingt als PTP, sondern weil ich dann mit den diskreten Bauelementen besser und bequemer experimentieren kann und dann könnte man "Sound-Optimieren" betreiben...

Mal sehen. Eine schöne, vollkommen offene Perspektive.


Fazit.


Man sollte nie "Nie" sagen. Aber ich glaube, ich bin mit diesem Amp nun angekommen.

Man spielt diesen Amp nicht einfach nur. Man erlebt ihn.

CU MM
 
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Tja, es gibt so Angebote, die man nicht ablehnen kann
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.
Die WGS Invaders sind sone Art Creamback? Also wie Green Backs nur etwas smoother?
Und ja, KT66 passen hervorragend zu dem Amp.
 
...Die WGS Invaders sind sone Art Creamback? Also wie Green Backs nur etwas smoother?...


So in etwa. Dirk hat in Tube-Town die Invader ja hinreichend genau beschrieben; lässt sich problemlos ergoogeln.

In einem Satz grob zusammengefasst: Die Invader sollen die Greenback mit größerer Leistung sein, Hörtests ergeben wohl so gut wie keine Unterschiede im Klang.

Was den JTM45 angeht, so bin ich natürlich schon mächtig gespannt

a) wie er im Stack mit (m)einer Les Paul kommt und
b) wie er gepatcht kommt.
 
Meinen Glückwunsch!

Du liebäugelst ja schon lange damit, wie auch ich als Stratspieler, nur ist er mir für den Wohnzimmergrberauch immer noch zu brachial
aber letztendlich ist es einer der Amps
*seufz*

Für mich spannend wäre eine genauere Beschreibung der Unterschide zu dem auch von Dir besessenen 2266 VM, sofern überhaupt sinnvoll möglich
 
Schön geschrieben.... macht Laune beim Lesen. Ich kam noch nie in den Genuss, einen JTM 45 anzuspielen. Juckt aber nach dem Lesen wesentlich mehr in den Fingern. :D
 
Glückwunsch zu dem Amp:great:
In den 80 er habe ich das Original gespielt, allerdings den jtm 100 mit El-34
Ein Genus
 
Mich treibt nun eine bohrende Frage zum JTM45 um, die ich hier in #45 gestellt habe.

@aloitoc,

würde ich gern tun, aber dann haben wir wieder - wie schon einmal - die Forenpolizei auf dem Hals bzgl. OT und so. ;)

Und andererseits ist es wirklich so, wie Du auch schon schriebst, dass man sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Vergleiches JTM45 vs. 2266VM stellen muss. Der 2266VM wirbt zwar mit einem JTM45 bzgl. seines Cleansounds, aber ich bin schon geneigt zu sagen, dass dem so nicht ist.
 
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Nee. Klick' mal das #45 an...
 
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alles klar, der Link war weg;)
 
Vielleicht schmeiße ich irgendwann einmal die Platine raus und baue ein PTP-Board rein. Klar, der Amp schreit ja fast danach, das zu tun. Nicht, weil Platine schlechter klingt als PTP, sondern weil ich dann mit den diskreten Bauelementen besser und bequemer experimentieren kann und dann könnte man "Sound-Optimieren" betreiben...
Hi,

erstmal vorweg - schön geschrieben, solche Amp-Geschichten fesseln mich immer, sehr interessant !

Was mich bei einem Marshall Ri nur immer wundert ist, warum sind die Kisten nicht schon ab Werk handverdrahtet ? Klar, Produktionskosten etc. blabla, aber es heißt doch "Reissue" = Neuauflage und als Neuauflage eines alten Amps, würde ich doch einen Turret-Board Aufbau erwarten, oder nicht ??!!

Ich kam darauf, weil es doch auch die "Handwired-Reissue" Amps von Marshall gibt.

Naja, wie dem auch sei - sehr schöner Amp !
 
Mich treibt nun eine bohrende Frage zum JTM45 um, die ich hier in #45 gestellt habe.

@aloitoc,

würde ich gern tun, aber dann haben wir wieder - wie schon einmal - die Forenpolizei auf dem Hals bzgl. OT und so. ;)

Und andererseits ist es wirklich so, wie Du auch schon schriebst, dass man sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Vergleiches JTM45 vs. 2266VM stellen muss. Der 2266VM wirbt zwar mit einem JTM45 bzgl. seines Cleansounds, aber ich bin schon geneigt zu sagen, dass dem so nicht ist.

Ich würde mich an Deiner Stellle da nicht irre machen.
Ich hatte eine ähnliche Antwort erwartet, nur Endröhren und AÜ zu wechseln wäre auch zu einfach und alle würden es tun.
Inzwischen jage ich eher alte Pappen als alte Röhren und jeder meiner Amps hat seinen Charme und auch seine Eigenheiten, sicher auch der 2266VMund gan sicher auch der JTM45 RI (auch von 5881 kann man doch sehr angetan sein)

Und ganz ehrlich, so wie ich Dich kenne nimmt das keine Ende wen der Umabu anfängt, denn dann wirst Du es wissen wollen.
Da wäre es wirklich einfacher Du holst Dir aus Worms noch mal einen und baust den nach wie sein solte.
Dann kannst Du selbst vergleichen (ok, die CS Start muss dan eben noch mal warten und der SUper Reverb oder Vibrolux den Du als Stratspieler noch brauchst)

Aber am Schluss hat mein Ritchie halt recht, wenn er sagt: "Such nicht nach dem Gral, spielen musst Du Junge, spielen und noch mal spielen!"
 
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...Da wäre es wirklich einfacher Du holst Dir aus Worms noch mal einen und baust den nach...

Nein, denn ich habe gar kein Interesse daran, den RI so umzubauen, d.h. Tausch Trafo + Röhren. Schrieb ich bereits oben. Dort schrieb ich auch meine Perspektive, eigentlich klar und deutlich, wie ich dachte, und gern noch einmal:

Es gäbe höchstens irgendwann mal einen Grund, wo ich dem Amp dessen Platine rausschmeissen würde, um mittels PTP bequem experimentieren zu können, bevor ich überhaupt an Trafo + Röhren gehe. Worms? Nein. Ich vermute jetzt und heute, zielführend und günstig käme ich mit Änderungen z.B. an Kondensatoren und Widerständen in die Richtung. Dazu brauche ich keinen kompletten Worms-Amp.

PS: Eben im Parallel-Link sinngemäß bestätigt von Bluesfreak. :)

...Was mich bei einem Marshall Ri nur immer wundert ist, warum sind die Kisten nicht schon ab Werk handverdrahtet ? Klar, Produktionskosten etc. blabla..Ich kam darauf, weil es doch auch die "Handwired-Reissue" Amps von Marshall gibt...

Naja, Du schreibst es ja: blabla.

Und dazu kommt ein Preis, der saftig ist.

Nein: hier müsste man beide Amps gegeneinander antreten lassen, um mal zu hören, was es bringt. Aber wer kann sich das finanziell leisten?
 
Zuletzt bearbeitet:
ich meinte das eher wegen der "Richtigkeit" und weniger wegen des Sounds. Man könnte auch sagen , wegen der historischen Korrektheit..
 
Nein, denn ich habe gar kein Interesse daran, den RI so umzubauen, d.h. Tausch Trafo + Röhren. Schrieb ich bereits oben. Dort schrieb ich auch meine Perspektive, eigentlich klar und deutlich, wie ich dachte, und gern noch einmal:

Es gäbe höchstens irgendwann mal einen Grund, wo ich dem Amp dessen Platine rausschmeissen würde, um mittels PTP bequem experimentieren zu können, bevor ich überhaupt an Trafo + Röhren gehe. Worms? Nein. Ich vermute jetzt und heute, zielführend und günstig käme ich mit Änderungen z.B. an Kondensatoren und Widerständen in die Richtung. Dazu brauche ich keinen kompletten Worms-Amp.

PS: Eben im Parallel-Link sinngemäß bestätigt von Bluesfreak. :)
.

das war zugegeben verwirrend geschrieben, ich sollte nicht wieder zurückreferenzieren, sondern bei dem thread bleiben...

du machst das schon richtig
 
ich meinte das eher wegen der "Richtigkeit" und weniger wegen des Sounds. Man könnte auch sagen , wegen der historischen Korrektheit..

Ah, Du meinst den Aufbau - sorry, den habe ich jetzt gedanklich unterschlagen. Ich war nur soundfixiert.

Möglicherweise ist es wirklich "einfach nur" eine arbeitszeitbedingte Kostenfrage. 'Ne Platine ist in Sekunden bestückt und übers Schwallbad gezogen. :gruebel:
 
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ja, genau darauf wollte ich hinaus. Was hat eine Platine in einem JTM45 Reissue zu suchen ? Eine Platine in einem JCM800 Ri ist da was ganz anderes, da es den 800er von eh und je ja nur mit Platine gab.
Die Handwired Reissue Amps gibbet ja auch von Marshall und sicherlich sind die auch sau teuer. Nur ICH finde, wenn ich als Hersteller einen Amp als Reissue auf den Markt schmeiße, muss ich mich auch an die alten Vorgaben halten, zumindest was die Verdrahtung anbelangt. Die gleichen Materialien wie Trafos, Kondensatoren etc. wie früher hat man ja eh nicht zur Hand - das ist klar, aber ein Turret Board hätte drinn sein müssen.
 
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