avoids als unechte Vorhalte?

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Kennt Ihr Beispiele für den Einsatz "kleiner oberer unechter Vorhalte", was m.E. nichts anderes ist als der Einsatz von waschechten avoid notes als Vorhalt - also z.B. die 11 in Dur?

Die b9 der Molldominante wäre ein Beispiel, aber eben auch keine avoid note. Die b13 wäre nur dann ein Beispiel für einen unechten Vorhalt, wenn gleichzeitig der Auflösungston, die Quinte erklänge.


Gruuuß
Heiner
 
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Beim echten Vorhalt wird ja der Sapnnungston vorgehalten und der Auflösungston vorenthalten, d.h. auch beim "kleinen oberen Vorhalt" entsteht kein b9-Intervall, weil Spannungs- und Auflösungston nicht gleichzeitig erklingen. So beim Vorhaltsakkord sus4. Wesentlich diissonanter ist derselbe Vorhalt, wenn auch schon beim Erscheinen des Spannungstones der Auflösungston mitklingt (unechter Vorhalt) - es entsteht ein b9-Intervall und wie im Falle der 11 in Dur, eines das als avoid gilt. Ich suche also Beispiele für Situationen, in denen avoid Noten bewusst als Vorhalt eingesetzt werden.
 
Hast Du bitte eine Quellenangabe, dein Beitrag #1 ist für mich unverständlich und der Verweis auf die Molldominante auch.
Auch eine Beispiel mit Skalen und Voicings könnte vielleicht verdeutlichen, worum es dir geht.

Die kleine Sexte gehört zur Natürlich Moll Tonleiter und die b9 bei der verdurten Molldominante bekanntlich zu zur Tonleiter harmonisch Moll (das weißt Du alles, ist klar).

A minor: A B C D E F G A (B=dt. H)
A min harm: A B C D E F G# A
E 7b9: E F G# A B C D E


Was soll das nun mit sus4 eines Vorhalt-Akkords zu tun haben, bei dem bekanntlich die Terz im Akkordaufbau und damit die kleine Sekunde fehlt?
:gruebel:

Gruß Claus
 
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Claus, "kleiner oberer Vorhalt" meint laut mu-sig.de, dem Ziel-Auflösungston eines Akkordes wird ein Spannungston vorgehalten, der sich eine kleine Sekunde über dem Auflösungston befindet. Also bspw. Quartvorhalt in Dur oder b9 zur 1 und b13 zur 5 bei der Molldominante (Quelle Everard Sigal). Den Unterschied zwischen echtem und unechtem Vorhalt erläutert Sigal an derselben Stelle.

sus4-Akkord: ich meine hier das b9-Intervall zwischen Terz und 11, dass der sus4-Akkord gerade vermeidet.

Ich suche aber das Gegenteil: die Melodie bringt kurz, aber betont bspw. die avoid note 11 zum Dur-Akkord und wird dann in die Durterz aufgelöst.
 
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Danke für den Hinweis.

Mit Terminologie und Beispielen aus der klassischen Musikwissenschaft bin ich leider nicht vertraut, hoffentlich habe ich das und dein Anliegen jetzt richtig verstanden.

Beispiele finden sich m.E. z.B. in Charlie Parkers Confirmation.
Das Thema bietet "kurz, aber betont" einen Quartvorhalt auf der 3. Zählzeit.


Confirmation Thema Takt 1
conf0.jpg


Im zweiten Chorus, A' Teil (Takt 14 im Chorus oder Takt 46, wenn man ganz von vorne zählt) findet man die b9 auf der 1 mit Embellishment und Auflösung zum Grundton, zweit Takte darauf mit der 9 noch einmal sowie die 9 als Wechselnote zum Grundton samt Wiederholung gleich zu Beginn des B-Teils, ein fettes Statement.
Confirmation 2. Chorus, A'

conf1.jpg


Confirmation 2. Chorus Bridge (Anfang)
conf2.jpg


Interessant ist auch The Police, Roxanne.
Da findet man die None G in der Melodie über Fsus4 auf der 1 in Takt 6 und gleich darauf in Takt 7 die b5 über Gsus4.


Roxanne 1 A-Teil

rox1.jpg



Gruß Claus
 
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Stella by Starlight:

Takt 9:
upload_2018-3-8_2-27-45.png


Takt 13:
upload_2018-3-8_2-28-21.png


Viele Grüße,
McCoy
 
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Danke für diese schönen Bespiele, Ihr beiden!

Claus, mich hat diese akribisch genaue Bezeichnung, die ich bei Sigal fand, auch einerseits mehr amüsiert, andererseits bin ich aber auch dankbar für jede Bezeichnung eines musikalischen Stilmittels, weil es die Aufmerksamkeit dafür verstärkt. Jedenfalls hast Du mich nun genau verstanden! :)

sell your body to the night passt ja haarscharf zu dem Klang...

Interessanter-, aber eben auch fälschlicherweise wertet Hiatus hier im Forum den unechten Vorhalt grundsätzlich als Fehler.
 
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Wobei man ergänzen muss, dass Akkordsymbole im Jazz alles andere als verbindlich sind.
Wenn einem Akkordspieler so eine Dissonanz zw Terz und Quarte nicht gefällt, wird er in dem Moment eben sus4 spielen statt Dur.

Bei der Improvisationsbegleitung (wo man als Akkordspieler ja nicht wissen kann, was der Solist so absondert) ist es aber auch gängige Praxis, dass solche Dinge passieren.

Eine etablierte Technik dabei ist z.b. der chromatic approach.

Gut klingend wird das Ganze, wenn es in vernünftige Linien eingebettet wird.
 
Noch ein Notenbeispiel: Im ersten Satz der Mondscheinsonate gibt es auch lang ausgehaltene Reibungen:

Die Begleittöne bilden Em, die Melodie spielt darüber die Töne C und A#. C bildet mit dem darunterliegenden B im Em Akkord ein b9-Intervall.

Später passiert das gleiche transponiert: die Töne D und B# über den Akkord F#m.

Ich habe die beiden Stellen im PDF hervorgehoben.
 

Anhänge

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Ja, eine unglaubliche Stelle in dem Stück.

Eigentlich ist der erste Akkord ein Neapolitanischer Quint-Sext-Akkord, der eigentlich als e g h c erscheinen würde (Subdominte mit erniedrigter Sechste) (oder auch c e g h = verselbstständiger Neapolitaner)
Und natürlich ist die b9 Reibung offiziell (außer bei Dominanten) nicht erwünscht in der klassischen Musik.
Aber das interessiert einen Beethoven natürlich nicht.

Die normale Auflösung zur Dominante (F#7b9) wäre dann z.b. c# e g a# (verkürzte Dominante, also ohne Grundton)
Beethoven behält aber das h quasi als durchlaufenden Pedalton bei und verzichtet auf das c#, wodurch wieder eine krasse Dissonanz entsteht (Leitton und Auflösung gleichzeitig)

Das Ganze funktioniert aber auch nur, weil dahinter funktionale und melodische Ideen stehen. Und natürlich eine Menge Erfahrung.
 
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Das Ganze funktioniert aber auch nur, weil dahinter funktionale und melodische Ideen stehen.
Genau.
Ebenfalls faszinierend finde ich das melodiöse Gleiten der Arpeggios von vollkommener Harmonie in teilweise scharfe Dissonanzen in Bachs C-Dur-Präludium, einschließlich der ausgehaltenen kleinen Sekund durch die große Septime als Baßton des gebrochenen F Durakkords in Takt 16.

upload_2018-3-9_9-56-48.png


http://www.lehrklaenge.de/PHP/Werkanalyse/AnalysePraeludiumBWV846.php

Gruß Claus
 
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Das Ganze funktioniert aber auch nur, weil dahinter funktionale und melodische Ideen stehen.

Kannst Du die bitte erläutern? Ich halte nichts von okkulten Wissenschaften... :D

Nach meinem Verständnis ist ein Vorhalt für sich eine äußerst substantielle musikalische Idee, in der musikalische Dramaturgie wie unter einem Brennglas versammelt ist (- entschuldigt den Sprach-Kitsch :D).
 
Ich dachte, ich hätte das genau erklärt. Besser kriege ich es nicht hin.
 
Na ja, ich dachte, Du meinst vielleicht eine Vorbereitung der Dissonanz in Form des puristischen rhtythmischen Motives, dass zum Zeitpunkt der b9-Stelle bereits dermaßen etabliert ist, dass die Dissonanz schon fast als fällige Abwechslung erscheint?
 
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