H
heinz102
Guest
Liebe Experten,
mich würden mal die originalen Abmessungen und Maße interessieren:
- Tastenlänge über alles (also vom Drehpunkt, Achspunkt hinten bis nach vorn zum Tastenende
- Wie tief taucht die Taste ein (also zwischen "Nicht gedrückt" und "Voll gedrückt", also bis in die Garnitur)
- Wie hoch ist der Tastaturgegendruck? Was muß ich also auf den ersten zwei cm vorn der Tastatur an Gewicht auflegen, damit die Taste niedergedrückt werden kann, die sogenannte Niederdruckschwere?
Hintergrund ist meine Begegnung kürzlich mit einem Chop einer b3000 mit noch originalen Tastaturen aus ca. 1978. Entweder waren die ziemlich zerspielt, die Federspannung hatte massiv nachgelassen oder die war reguliert. Bevor man da sagt "uah, das ist aber schlabbrig", hätte ich gern objektive Kriterien.
Wenn also einer eine teilzerlegte B3, A100 o.ä. zur Hand hat und könnte mal für mich nachmessen, das wäre wunderbar. Mit den Gewichten ist das nicht so schwierig, wenn man eine Feinwaage wie beim Goldschmied sein Eigen nennt. Diese Gewichte passen dann vorn auf die Taste darauf. Oder mann behilft sich mit Geldstücken
1 Cent: 2,30 g
2 Cent: 3,06 g
5 Cent: 3,92 g
10 Cent: 4,10 g
20 Cent: 5,74 g
50 Cent: 7,80 g
1 Euro: 7,50 g
2 Euro: 8,50 g
Wenn die Taste zu schmal wird, dann legt man ein Radiergummi auf, damit das Gewicht nicht auf der Nachbartaste aufliegt. Das wird dann üblicherweise später rausgerechnet.
Im klassischen Pfeifenorgelbau wird der Tastengegendruck durch unverwüstliche und großzügig bemessene Schenkelfedern erzeugt,die ein äußerst präzises Spiel ermöglichen. Ich habe mal nachgemessen und festgestellt, daß z.B. bei einer Cavaillé-Coll-Orgel mit Barkermaschine locker 120 Gramm je Taste anfallen können. Da ist mit Squizzling nicht mehr sehr viel ;-) Das dritte Manual mußte immer leichtgängiger sein, z.B. mit 110 Gramm Niederdruckschwere bei Aristide Cavaillé-Coll. Dieser Tastengegendruck war über Jahrhunderte für Organisten der Prüfpunkt für Pfeifenorgeln. "Im vollen Werk" werden bei einer Barockorgel schon mal 250 Gramm pro Taste erzielt, keine Wunder, wenn dann das Spiel sehr statisch wirkt ;-)
Habe lange Jahre auf einem so eingestellten mechanischen Spieltisch mit einer Druckpunkteinrichtung mittels verstellbaren Rundmagneten geübt. Wenn man dann an einen leichtgängigeren Spieltisch kommt, ist das alles natürlich sehr viel leichter. Aber die Präzision des Anschlags, die arbeitet sich sehr viel leichter auf einem gefühlt "schwergängigeren" Spieltisch. Von "Schwer" nach "Leicht" geht also einfacher, als von "Leicht" auf "Schwer".
Ach ja, und wenn man dann von so einem "schweren Spieltisch" an einen leichtgängigeren kommt, dann spielt es sich einfach unglaublich knackig, präzise und es lohnt schon die Arbeit vorher, denn nie zuvor hast Du besser gespielt ;-)
Wenn ich mir z.B. die Fatar-Klaviatur am nord 3 electro anschaue, dann wurde da ja gerade versucht einen Kompromiß zu erzielen zwischen Flügelmechanik und - Tastengegendruck und dem einer B3.
Die Niederdruckschwere einfach zu erhöhen, diesen Trick haben sich Anfang des letzten Jahrhunderts auch die Steinway-Techniker nicht nehmen lassen und haben ihre Flügel mit einem etwas höheren Tastengegendruck bzw. Niederdruckschwere als die üblichen 45 Gramm bei den Instrumenten der Konkurrenz reguliert. Effekt war, daß natürlich veritable Konzertpianisten auf einem Steinway (mindestens 47 Gramm, beim großen D-Flügel auch 60 Gramm) üben wollten, "für den Fall der Fälle".
Tolles Konjunkturprogramm damals, denn üblicherweise wollen alle Klaviaturbauer möglichst geringe Reibungsverluste erzeugen. Im Klavierbau kommt jetzt eine andere Größe dazu, nämlich der Betrag den man von der Taste wegnehmen muß, damit diese wieder nach oben schnellt, das sogenannte Aufgewicht. Das ist aber sehr schwer zu ermitteln und für unsere Orgelklaviatur eigentlich vernachlässigbar, denn die muß einfach nur zackig oben sein.
Sollte allerdings dieses Aufgewicht zu niedrig sein, also die Taste zu zäh am Boden der Garnitur hängen bleiben, dann läßt sich auch nicht gut spielen.
Das kennt ihr wohl auch: Das Spielgefühl ist irgendwie zäh und knetig, die Kiste kommt nicht in den Quark und so schöne Figuren wie die Jimmy Smith Drumpatern auf einer Taste ("machine gun") werden zur Farce. Im Klavierbau soll das Aufgewicht denn auch üblicherweise nicht mehr als 45% der Niederdruckschwere betragen, sonst ist die Klaviatur zu teigig (übrigens immer gemessen bei getretenem Sostenuto-Pedal)
Manchmal werden z.B. auch "Tastaturen" in Midikonsolen angeboten (denke da z.B. gerade an eine Crumar Oranizer T1 in der Bucht) die von der Tastatur ja vielleich gar nicht so schlecht sind, wenn man denn endlich objektive Größen hätte für den Tastaturvergleich.
Deshalb die Frage nach der B3 :-D
Danke für die Mühe!
Pit
mich würden mal die originalen Abmessungen und Maße interessieren:
- Tastenlänge über alles (also vom Drehpunkt, Achspunkt hinten bis nach vorn zum Tastenende
- Wie tief taucht die Taste ein (also zwischen "Nicht gedrückt" und "Voll gedrückt", also bis in die Garnitur)
- Wie hoch ist der Tastaturgegendruck? Was muß ich also auf den ersten zwei cm vorn der Tastatur an Gewicht auflegen, damit die Taste niedergedrückt werden kann, die sogenannte Niederdruckschwere?
Hintergrund ist meine Begegnung kürzlich mit einem Chop einer b3000 mit noch originalen Tastaturen aus ca. 1978. Entweder waren die ziemlich zerspielt, die Federspannung hatte massiv nachgelassen oder die war reguliert. Bevor man da sagt "uah, das ist aber schlabbrig", hätte ich gern objektive Kriterien.
Wenn also einer eine teilzerlegte B3, A100 o.ä. zur Hand hat und könnte mal für mich nachmessen, das wäre wunderbar. Mit den Gewichten ist das nicht so schwierig, wenn man eine Feinwaage wie beim Goldschmied sein Eigen nennt. Diese Gewichte passen dann vorn auf die Taste darauf. Oder mann behilft sich mit Geldstücken
1 Cent: 2,30 g
2 Cent: 3,06 g
5 Cent: 3,92 g
10 Cent: 4,10 g
20 Cent: 5,74 g
50 Cent: 7,80 g
1 Euro: 7,50 g
2 Euro: 8,50 g
Wenn die Taste zu schmal wird, dann legt man ein Radiergummi auf, damit das Gewicht nicht auf der Nachbartaste aufliegt. Das wird dann üblicherweise später rausgerechnet.
Im klassischen Pfeifenorgelbau wird der Tastengegendruck durch unverwüstliche und großzügig bemessene Schenkelfedern erzeugt,die ein äußerst präzises Spiel ermöglichen. Ich habe mal nachgemessen und festgestellt, daß z.B. bei einer Cavaillé-Coll-Orgel mit Barkermaschine locker 120 Gramm je Taste anfallen können. Da ist mit Squizzling nicht mehr sehr viel ;-) Das dritte Manual mußte immer leichtgängiger sein, z.B. mit 110 Gramm Niederdruckschwere bei Aristide Cavaillé-Coll. Dieser Tastengegendruck war über Jahrhunderte für Organisten der Prüfpunkt für Pfeifenorgeln. "Im vollen Werk" werden bei einer Barockorgel schon mal 250 Gramm pro Taste erzielt, keine Wunder, wenn dann das Spiel sehr statisch wirkt ;-)
Habe lange Jahre auf einem so eingestellten mechanischen Spieltisch mit einer Druckpunkteinrichtung mittels verstellbaren Rundmagneten geübt. Wenn man dann an einen leichtgängigeren Spieltisch kommt, ist das alles natürlich sehr viel leichter. Aber die Präzision des Anschlags, die arbeitet sich sehr viel leichter auf einem gefühlt "schwergängigeren" Spieltisch. Von "Schwer" nach "Leicht" geht also einfacher, als von "Leicht" auf "Schwer".
Ach ja, und wenn man dann von so einem "schweren Spieltisch" an einen leichtgängigeren kommt, dann spielt es sich einfach unglaublich knackig, präzise und es lohnt schon die Arbeit vorher, denn nie zuvor hast Du besser gespielt ;-)
Wenn ich mir z.B. die Fatar-Klaviatur am nord 3 electro anschaue, dann wurde da ja gerade versucht einen Kompromiß zu erzielen zwischen Flügelmechanik und - Tastengegendruck und dem einer B3.
Die Niederdruckschwere einfach zu erhöhen, diesen Trick haben sich Anfang des letzten Jahrhunderts auch die Steinway-Techniker nicht nehmen lassen und haben ihre Flügel mit einem etwas höheren Tastengegendruck bzw. Niederdruckschwere als die üblichen 45 Gramm bei den Instrumenten der Konkurrenz reguliert. Effekt war, daß natürlich veritable Konzertpianisten auf einem Steinway (mindestens 47 Gramm, beim großen D-Flügel auch 60 Gramm) üben wollten, "für den Fall der Fälle".
Tolles Konjunkturprogramm damals, denn üblicherweise wollen alle Klaviaturbauer möglichst geringe Reibungsverluste erzeugen. Im Klavierbau kommt jetzt eine andere Größe dazu, nämlich der Betrag den man von der Taste wegnehmen muß, damit diese wieder nach oben schnellt, das sogenannte Aufgewicht. Das ist aber sehr schwer zu ermitteln und für unsere Orgelklaviatur eigentlich vernachlässigbar, denn die muß einfach nur zackig oben sein.
Sollte allerdings dieses Aufgewicht zu niedrig sein, also die Taste zu zäh am Boden der Garnitur hängen bleiben, dann läßt sich auch nicht gut spielen.
Das kennt ihr wohl auch: Das Spielgefühl ist irgendwie zäh und knetig, die Kiste kommt nicht in den Quark und so schöne Figuren wie die Jimmy Smith Drumpatern auf einer Taste ("machine gun") werden zur Farce. Im Klavierbau soll das Aufgewicht denn auch üblicherweise nicht mehr als 45% der Niederdruckschwere betragen, sonst ist die Klaviatur zu teigig (übrigens immer gemessen bei getretenem Sostenuto-Pedal)
Manchmal werden z.B. auch "Tastaturen" in Midikonsolen angeboten (denke da z.B. gerade an eine Crumar Oranizer T1 in der Bucht) die von der Tastatur ja vielleich gar nicht so schlecht sind, wenn man denn endlich objektive Größen hätte für den Tastaturvergleich.
Deshalb die Frage nach der B3 :-D
Danke für die Mühe!
Pit
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