Bauprojekt: Reisegitarre "Marco", FF, headless, DIY-Tuner

Titan-Jan
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Hallo zusammen :)

Nach schier endloser Hausbau- und Werkstatteinrichtphase geht's nun endlich wieder richtig in Richtung Gitarrenbau bei mir :)

Ich möchte eine Reisegitarre bauen - möglichst klein und leicht aber mit voller Mensur, headless mit einer Tuning-Bridge. Nach ein bisschen Recherche hat mir vor allem die "Spirit" von Steinberger sehr gut gefallen. Die Form ist einfach auf's absolut notwendigste reduziert und gefällt mir trotzdem: https://www.thomann.de/de/steinberger_g ... 8077684508
Steinberger Spirit.jpg
Nun brauche ich kein Tremolo, dafür wollte ich aber ein wenig "Offset" in die Kontur reinbringen und Fächerbunde integrieren. Single Bridges zu kaufen ist mir ehrlich gesagt zu teuer. Deswegen werde ich sie selbst konstruieren, das ist aber nochmal ein anderes Thema, das erläutere ich nochmal ausführlich in einem späteren Post.
Außerdem sollen Noname-Telecaster PUs rein, die ich noch übrig habe. Im Grunde habe ich also schon alles da, nur Trussrod und Gurtpins musste ich kaufen - und eben dann die Teile für Tuner und Klemmsattel.

Das ist nun der Stand im CAD:
2020-04-29_CAD.JPG


Es stecken also schon etliche Planungsstunden drin... aber mit diesem Startpost mache ich mir selber ein bisschen Druck, damit es nicht beim Planen bleibt, sondern auch in die Umsetzung kommt
lol.gif

Viel Spaß beim Zugucken und munteren kommentieren!
 
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aber mit diesem Startpost mache ich mir selber ein bisschen Druck, damit es nicht beim Planen bleibt, sondern auch in die Umsetzung kommt

Ja, der Gruppendruck bei solchen Aktionen ist nicht zu unterschätzen :D

Da bin ich schon mal sehr gespannt wie es weitergeht.
 
Klingt spannend und wird aboniert. :great:
 
Da bin ich ebenfalls gespannt!
Cooles Vorhaben!
Gibt es für so etwas dann ebenfalls einen maßgefertigten Koffer, oder kannst da "was von der Stange" verwenden?

Viel Kreativität und gutes Gelingen!!!

P.S.: Ich erinnere mich gut an deine schöne Cigar-Box-Gitarre bei unserer Gitarrenbau-Challenge 2018 !
Da wird sicherlich was gutes entstehen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Das sieht sehr interessant aus. vor allen Dingen die Brücke.

Abonniert

Gutes Gelingen.
 
Danke für eure Rückmeldungen! Freut mich, wenn euch der Bau interessiert.

@GeiGit : Einen Koffer habe ich nicht geplant. Eigentlich wollte ich die Gitarre einfach zwischen die T-Shirts in den Koffer packen können und kein extra Gepäckstück draus machen ;-)
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So ihr Lieben,

nun mal zur Bridge:
Die typischen Einzelbrücken will ich nicht kaufen, weil mir das zu teuer ist. Und außerdem hatte ich Bock darauf, selber was zu entwickeln.

Die Grundidee ist ja immer gleich. Die Saite wird in einen Schlitteneingehängt, der wird durch Drehung einer Schraube nach hinten gezogen. Das Besondere bei mir wird: Die komplette Brücke kommt aus dem 3D-Drucker.
Ich muss gestehen: Ich bin ein Fan von additiver Fertigung. Diese billigen, spröden und "stufigen" Drucke meine ich damit nicht - die machen den Ruf des "3D-Drucks" leider kaputt. Es gibt sagenhaft gute Drucker, man kann alle Metalle und auch viele Hochleistungskunststoffe drucken. Da gibt es verschiedene Verfahren, ich habe mich damit die letzten Jahre beruflich relaitv viel beschäftigt und kenne auch ein paar gute und preiswerte Dienstleister. Leider ist die additive Fertigung von Metallteilen noch zu teuer (für meine Anwendung), deswegen werde ich hochwertige Kunststoffe wählen.
Warum jetzt die Brücke im 3D-Druck? Sie wird dadurch leicht, sehr kompakt, ich habe maximalen Gestaltungsspielraum, sie wird günstig, ich muss nicht viel mechanisch nacharbeiten und es wird Spaß machen
lol.gif

Außerdem gefiel mir auch die Idee eines geschlossenen Gehäuses. Das ist ja auch ein Vorteil am 3D-Druck: Das Einzelteil ist genauso teuer (oder preiswert), wie 10 oder 20 Stück. Ich muss also nicht, wie die anderen Hersteller von Singlebridges, versuchen Standardteile zu konstruieren, die ich dann in möglichst hoher Stückzahl herstelle, sondern ich kann es mir "leisten" einfach ein geschlossenes Gehäuse für die gesamte Bridge zu machen, statt sechs einzelne Schienen/Rohre.

So ungefähr sieht die Konstruktion aus, die ich dann auch mal ausgedruckt habe (das war schon der Stand 2.0):
Tuningbridge_CAD_2.0.JPG
Rechts ist in blau ein kleiner Klotz. Darin steckt senkrecht die Madenschraube, auf der die Saite aufliegt. Mit der roten Zylinderkopfschraube ist der Klotz vor und zurück einstellbar, um die Intonation einzustellen. Ganz links ist eine Rändelmutter mit einem M4 Gewinde, die auf einem Kugellager dreht und die M4-Gewindestange nach hinten zieht. Daran ist der orangene Schlitten befestigt, wo die Saite eingehängt ist. So ist mal das Grundprinzip.
Was hier noch fehlt:
- Möglichkeit zur Saitenerdung
- Verliersicherung der Rändelmutter und des Kugellagers
- genug Verstellweg in der Rändelmutter

Diese Probleme habe ich inzwischen schon gelöst (denke ich) aber zu diesem Zeitpunkt wollte ich einfach mal wissen, ob es überhaupt funktioniert und habe die Teile bestellt, auf eine Latte geschraubt und ausprobiert:
20200426_220340.jpg

20200426_220344.jpg

20200426_220403.jpg

Ich bin sehr zufrieden und arbeite jetzt anhand der gewonnenen Erkenntnisse Version 3.0 aus.
 
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Super interessant, danke fürs Teilen!
 
Der neue Schwung 3D-Druck-Teile ist da:
20200513_122326.jpg
Die kamen schneller als gedacht, nun warte ich noch auf Schrauben und ein paar Metallteile. Dann zeige ich den Zusammenbau und bin mal gespannt, ob alles so funktioniert, wie gedacht und wo es noch Verbesserungspotenzial gibt.
Das ganze Set hat jetzt übrigens mit Versand auch schon ca. 60€ gekostet. Wenn man dann Schrauben, Lager, Metallstifte und die Zusammenbauzeit rechnet, könnte man natürlich auch bald schon Einzelbrücken kaufen. Aber egal, so macht's mehr Spaß, ich lerne was dabei und mir gefällt's auch besser :)
 
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Aus welchem Kunststoff ist denn das Gehäuse? Ich habe da starke Bedenken: Zum einen wegen der Zugbelastung zum anderen wegen der Absorption der Schwingungen.
 
Aus welchem Kunststoff ist denn das Gehäuse? Ich habe da starke Bedenken: Zum einen wegen der Zugbelastung zum anderen wegen der Absorption der Schwingungen.

Es nennt sich "Alumide". Das ist ein Gemisch aus Polyamid- und Aluminiumpulver, das via Laser in die entsprechende Form gesintert wird. Ist schon "ziemlich stabil" und beim Funktionsmuster hat es sehr gut gehalten. Strutkurelle Steifigkeit ist nicht das Problem, eher punktuell anliegender hoher Druck. Am ehesten mache ich mir deswegen nicht beim Gehäuse Sorgen, sondern bei dem "Schlitten", in den die Saitenöse eingehängt wird. Dort ist die punktuelle Belastung am höchsten. Aber beim Funktionsmuster hat es schon ohne Ermüdungserscheinungen gehalten und beim Prototyp habe ich die Konstruktion trotzdem noch weiter verbessert. Deswegen bin ich guten Mutes :-D
Aber erst der Langzeittest wird Gewissheit bringen ;-) Im Zweifelsfall kann ich den Schlitten auch klassisch spanend herstellen (zum Beispiel aus Messing).

Wie das ganze dann nachher klingt ist natürlich die andere Sache. Klar, da ist man mit Masse (gefräste, massive Metallteile) im Vorteil. Ich probiere es mal so und bin gespannt... Letztlich MUSS die Gitarre auch kein Klangwunder werden, sondern soll ja vor allem klein, leicht und flexibel sein. Die wird größtenteils sowieso "nur" über den Kopfhörerverstärker gespielt werden ;-)
 

Ja stimmt, sind etwas ähnlich aufgebaut. Aber warum "halb passende" Teile kaufen, wenn man "perfekt passende" selber machen kann? ;-)
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Die Elektrik bereitet mir noch etwas Kopfzerbrechen...

Einbauen möchte ich diese beiden Noname-Telecaster-PUs aus der Restekiste. Sie kosten mich nichts, sind verhältnismäßig leicht und ich habe auch noch keine Tele-ähnliche Gitarre
wink.gif

(wobei ich damit nicht sagen will, dass diese Gitarre nach einer klassischen Tele klingen wird/soll, ist ja völlig anders aufgebaut - im Grund sind "nur" die Tonabnehmer Tele-like. Aber egal, diese Tondiskussion fangen wir hier jetzt bitte nicht an...)
20200513_231031.jpg
An sich hätte ich gerne eine möglichst sinnvolle, passive Schaltung. Muss nichts extravagantes sein, darf es aber. Vorhanden sind diverse Potis, 3- und 5-Wege Schalter und auch Drehschalter mit 3 oder 4 Schaltpositionen.
20200513_231842.jpg
Die Schaltung sollte möglichst kompakt aufgebaut sein. Für einen klassischen 3-Wege-Schalter habe ich zum Beispiel eigentlich kaum Platz! Rein funktional stelle ich mir folgende Schaltung als ganz cool vor: Neck-PU / beide seriell / beide parallel / Bridge-PU.
Soll ich das vlt mit einem Drehschalter aufbauen? Geht das überhaupt? Irgendwie gehört so ein 3-Wege-Schalter ja schon dazu zu einer Tele... Ich weiß, es gibt auch 4-Wege-Schalter zu kaufen aber erstens sind die relativ teuer und zweitens eben auch recht sperrig.

Dazu wahrscheinlich noch ein Master-Vol. und ein Bridge-Tone.

Was denkt ihr?
 
Also am liebsten würde ich das jetzt mit einem Drehschalter realisieren. Könnt ihr mir helfen, ist das möglich? Ich finde online keinen Schaltplan dafür... und selber krieg ich's auch nicht hin.

Ist es möglich diese 4 Varianten (Neck / Neck+Bridge parallel / Neck+Bridge seriell / Bridge) zu schalten mit einem Drehschalter, der 3 Ebenen hat (Reihenfolge der Positionen ist eigentlich egal)?
 
Ah jetzt kam doch noch die Erleuchtung, als ich diese beiden Bilder nebeneinander betrachtet habe:
Unbenannt.JPG

Daraus entstand dann das hier:
20200520_233435.jpg

Es ist also möglich, sogar nur mit 2 Schaltebenen. Fühlt sich richtig gut an, wenn man's selbst rausfindet :D:D
 
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Inzwischen habe ich mich an die Montage der Brücke gemacht.
So sieht das dann auf der Werkbank aus:
20200514_224240.jpg
Wenn man die Teile anschleift, glänzt das enthaltene Aluminium richtig heraus:
20200514_225428.jpg
Ansonsten habe ich die Druck-Teile auch mal gewogen:
20200514_220852.jpg
Und hier noch das reine Gehäuse:
20200514_220102.jpg
Daraus will ich die Tage mal noch die Dichte ermitteln und dann mit reinem PA und Aluminium vergleichen.

Weiß jemand, weiß die üblichen Einzelbrücken zum Beispiel von ABM wiegen?
 
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Nachtrag zur Dichte:
Das Gehäuse hat ein Volumen von 70,810cm³ und ein Gewicht von 107g. Daraus folgt eine Dichte von 1,51 g/cm³.
Aluminium hat laut google 2,7 g/cm³ und Polyamid 1,15 g/cm³.

Vergleich mit "Plastik":
Andere, als "billig" empfundene Kunststoffe haben eine Dichte von 0,8...1,2 g/cm³. Da wiegt ein gedrucktes Teil aus Alumiden mit gleichem Volumen schon mal 30...100% mehr. Daher wirken diese Teile auch als relativ hochwertig und massiv im Vergleich zu anderen Kunststoff-3D-Druck-Teilen.

Vergleich mit Alu:
Diese Alumide sind also ca. 45% leichter als Aluminium. Dazu kommt, im Vergleich zu gefrästen Aluteilen, dass man beim 3D-Druck deutlich schlanker und gewichtsoptimiert konstruieren kann (rein fertigungstechnisch betrachtet -> natürlich muss die Festigkeit gewährleistet sein). Die Alumide haben eine Zugfestigkeit von 46N/mm² während Aluminium fast doppelt so viel bietet (je nach Legierung 60...90 N/mm²) aber eben auch ca. das doppelte wiegt.
Stark vereinfacht: Den belasteten Bereichen kann ich mit doppelter Wandstärke ähnliche oder sogar größere Steifigkeit verleihen, als das entsprechende Aluminiumteil mit orginaler Wandstärke hätte. Dafür kann ich eben die Wandstärken in anderen Bereichen deutlich ausdünnen und dadurch erhebliches Gewicht einsparen. Das ist zumindest eine ganz interessante Perspektive ganz allgemein zum Thema additive Fertigung und Leichtbau. Natürlich ist der konstruktive Aufwand extrem hoch, ein zu 100% gewichtoptimiertes 3D-Druck-Teil zu designen. Das werde ich bestimmt nicht auf die Spitze treiben... Dazu müsste ich relativ viel simulieren, was ich zwar könnte, mir aber zu viel Zeit kostet und in diesem Fall in keinem Verhältnis zum Nutzen steht ;-)
 
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So inzwischen ist die Brücke fertig zusammengebaut:
20200518_223553.jpg


und gewogen:
20200518_225029.jpg
Nunja, so richtig leicht ist sie also nicht... naja jedenfalls auch nicht so richtig schwer... (think)

Dann habe ich sie noch auf eine verstärkte Latte geschraubt und mal Spannung drauf gegeben:
20200526_215838.jpg 20200526_215805.jpg

Die gute Nachricht:
Es funktioniert. Schon seit etwa 5 Tagen ist die volle Spannung drauf. Alles hält, die Stimmung lässt sich fein einstellen, es ist bei jeder Saite auch noch etwas "Restweg" zum Stimmen übrig.

Die schlechte Nachricht:
Am Anfang drehen sich die Stimmknöpfe schön smooth. Aber es wird immer schwerer und unter voller Spannung lassen sich die Knöpfe zwar schon noch drehen, es macht aber keinen Spaß. Die Finger tun weh (ich weiß "mimimi"), wenn man einmal alle 6 Saiten wieder nachstimmen möchte. Das darf so nicht bleiben. Oder ist das bis zu einem gewissen Grad normal bei dieser Art Tuner?
 
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Gefällt mir echt gut!
Wenn es zu schwer geht, könntest du statt der runden Schraubenköpfe auch etwas flachere nehmen. Die kann man besser greifen.
und/oder auf Feingewinde wechseln. Das hat weniger Steigung und dadurch eine stärkere Untersetzung... allerdings drehst du dann auch länger.
 
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