Bericht: Roland FR-18 D als Steirische Harmonika

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cyberfuzzy
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Hallo Musiker,

ich habe neulich bereits in einem anderen Beitrag (https://www.musiker-board.de/steiri...harmonika-um-nachts-mit-kopfhoerer-ueben.html) angekündigt, über das Roland FR-18 D zu berichten. In diesem Beitrag beschränke ich mich darauf, dieses diatonische V-Accordion als Steirische Harmonika zu verwenden.

Ich spiele seit ein paar Jahren Steirische Harmonika. Ich habe eine Kärntnerland (G-C-F-B) und eine Müller (F-B-Es-As). Mit beiden Instrumenten bin ich voll zufrieden. Der Hauptgrund für die Anschaffung eines digitalen Akkordeons ohne Stimmzungen war, dass ich gerne auch nachts mit Kopfhörer üben möchte, ohne die Nachbarn zu stören. Auch die Möglichkeit, die Tonart einfach umschalten zu können, gefällt mir gut. Die verschiedenen Klänge, die man mit einem solchen Instrument erzeugen kann, spielten vor dem Kauf eher eine untergeordnete Rolle. Wobei ich hinterher feststellen musste, dass es auch mit einem nicht-Akkordeon-Klang Spaß machen kann :)

Ich habe das Roland FR-18 D online bestellt. Leider konnte der DHL-Mann das Paket nicht zustellen, da ich nicht zu Hause war. Ich bin dann mit dem Fahrrad zur nächsten Post-Filiale gefahren, um das Paket abzuholen. Das war schon mal ein großer Fehler. Das Paket war nämlich so groß, dass es gar nicht so einfach war, es ca. 1,5 km mit dem Fahrrad zu transportieren. Aber irgendwie hat es dann doch geklappt.

Nach dem Auspacken studierte ich erst mal die Bedienungsanleitung. Das hat schon einiges an Zeit in Anspruch genommen, da die Anleitung sehr umfangreich ist. Jedoch kann man ohne das Wissen aus der Anleitung nicht sehr viel mit dem Instrument anfangen.

Die Tastenbelegung
Nachdem das Gerät mit Stromversorgung und Verstärker verbunden war konnte ich los legen. Als erstes probierte ich die verschiedenen Tastenbelegungen aus. Es gibt 12 verschiedene Tastenbelegungen, die von Roland programmiert sind. Mit der letzten Tastenbelegung konnte ich schon ein bisschen spielen, da diese zur Belegung einer steirischen Harmonika sehr ähnlich ist. Aber ein paar Tasten waren doch noch nicht korrekt belegt, sodass ich mir auf der Roland-Webseite den "Tablature Maker" heruntergeladen habe. Das ist ein Java-Programm, mit dem jede einzelne Taste auf dem Instrument einem Ton bei Zug und Druck zugeordnet werden kann. Mit dieser Software habe ich die letzte (also die zwölfte) Tastenbelegung geöffnet und die Töne, die nicht zur Steirischen gepasst haben, geändert, sodass alles korrekt war. Der neuen Tastenbelegung gab ich den Namen "Steirische". Diese speicherte ich dann auf dem vorletzten Platz (also als elfte Tastenbelegung). Nun konnte ich diese Tastenbelegung mit einem USB-Stick auf das Instrument übertragen. Dabei wurde die von Roland vorgegebene elfte Tastenbelegung durch mein eigenes Steirisches Layout überschrieben. Das hat alles ohne Probleme funktioniert und tatsächlich lässt sich das Instrument jetzt spielen wie eine echte Steirische Harmonika. Ich biete die Datei mit der Tastenbelegung hier zum Download an (Anhang anzeigen Tastenbelegung.zip). Wie die Datei auf das Instrument übertragen wird, ist in der Bedienungsanleitung beschrieben.

Der Klang
Wenn man das Roland FR-18 D einschaltet, dann klingt es erst einmal nicht wie eine Steirische Harmonika, sondern wie ein anderes Akkordeon. Da aber sehr viele Klänge digital auf dem Instrument gespeichert sind, habe ich erst einmal alles ausprobiert. Wie das funktioniert ist in der Bedienungsanleitung sehr gut beschrieben. Zunächst muss man einen bestimmten Akkordeonklang auswählen. Danach kann man wie bei einem echten Akkordeon mit den Register-Tasten die verschiedenen Stimmzungen ein- oder ausschalten. Bei den Akkordeonklängen fand ich einen Sound namens "Alpine", der sehr gut zur Steirischen Harmonika passt. Allerdings nur, wenn man dann auch die richtigen Register einstellt. Und zwar kann man bei den Registern z. B. nur eine einzelne Stimmzunge auswählen. Das klingt dann überhaupt nicht nach Steirischer Harmonika, da die Steirische mehrchörig ist. Meine Steirischen Harmonikas sind beide dreichörig. Das heißt: auf der Diskantseite wird ein Ton von 3 Stimmzungen erzeugt. Eine Stimmzunge für genau den Ton, der gespielt wird, eine ist leicht darüber und eine leicht darunter gestimmt. Dadurch entsteht diese Schwebung und der typische Klang einer Steirischen Harmonika. (Ich bin allerdings kein Harmonika-Experte. Also bitte verbessert mich, falls ich hier etwas nicht ganz korrekt darstelle.) Diese 3-chörige Schwebung kann jedenfalls auch auf dem Roland FR-18 D eingestellt werden. Sogar die Höhe der Schwebung lässt sich einstellen. Damit lassen sich sehr gute Ergebnisse erzielen.
Auf der Bass-Seite gibt es nicht ganz so viele Möglichkeiten, um den Klang zu ändern. Neben den Bass-Tasten gibt es noch 3 große Taster, mit denen man den Klang der Bass-Stimmzungen einstellen kann. Leider kommt keiner von den 3 Möglichkeiten an den Sound der Helikon-Bässe einer Steirischen Harmonika hin. Aber zum Üben reicht es auf jeden Fall.
Ich habe ein kurzes Stück aufgenommen, damit man sich mehr darunter vorstellen kann. Wenn ihr das Stück Anhang anzeigen Boarsicher.zip öffnet, dann hört ihr das Roland FR-18 D mit den oben beschriebenen Einstellungen.

Wie bei einem Keyboard gibt es natürlich auch die Möglichkeit, ganz andere Klänge zu erzeugen. Was mir ganz gut gefallen hat ist z. B. auf der Diskant-Seite eine Klarinette zum Akkordeonklang zugemischt (schöner Oberkrainer-Sound) und auf der Bass-Seite ein Tuba und Gitarre. Eine Aufnahme mit diesen Einstellungen ist das Stück Anhang anzeigen Auf der Autobahn.zip.

Roland bietet sogar die Möglichkeit an, eigene Sounds auf das Instrument zu übertragen. Vielleicht könnte man damit auch die Helikon-Bässe der Steirischen aufspielen. Nur konnte ich leider bis jetzt noch nicht herausfinden, wie das funktioniert.

Auch mit einem Midi-Soundmodul könnte man vermutlich beliebige andere Klänge erzeugen. Das habe ich jedoch noch nicht ausprobiert.

Einschränkungen
Kommen wir nun zu den Nachteilen. Was mich am meisten am Roland FR-18 D stört ist:
  • fehlender Tastenversatz auf der Bass-Seite
  • fehlender X-Bass
  • fehlende vierte Reihe
Mit dem fehlenden Tastenversatz meine ich, dass die Tasten in der zweiten Bass-Reihe genau so angeordnet sind wie in der ersten Reihe. Bei einer Steirischen Harmonika sind die Tasten etwas versetzt. Das ist allerdings das kleinste Problem, man kann sich sehr schnell daran gewöhnen.

Da ist der fehlende X-Bass für die erste Reihe schön störender. Da ich mich an den X-Bass gewöhnt habe, ist es natürlich schon eine Einschränkung, ohne ihn auskommen zu müssen. Wenn ich etwas in der ersten Reihe spiele, dann drücke ich ständig ins Leere...

Was mich jedoch am meisten stört, ist die Tatsache, dass nur 3 Reihen vorhanden sind. Das schränkt mich beim Spielen schon sehr ein, da ich einige Stücke spiele, bei denen ich alle vier Reihen benötige. Die Möglichkeit, die Tonart umschalten zu können, hilft hier auch nur für die Stücke weiter, bei denen man mit 3 Reihen auskommt. Zudem dauert das Umschalten immer ein bisschen. Es geht also keinesfalls so schnell wie bei einem richtigen 4-reihigen Instrument von einer Reihe in die nächste zu springen.

Fazit
Vielleicht klingt das mit den Tastenbelegungen, Tonarten und Sounds umschalten alles etwas kompliziert. Wenn man jedoch die Bedienungsanleitung liest, bekommt man das alles wunderbar hin.
Auch wenn ich mit den oben beschriebenen Einschränkungen leben muss, zum Üben mit Kopfhörer ist dieses Instrument wirklich super und der Sound gefällt mir sogar sehr gut. Daher werde ich das Instrument wohl behalten. Wenn ich jedoch nach dem Roland FR-18 D wieder zu einer meiner richtigen Steirischen greife, dann merke ich schon den deutlichen Unterschied. Das echte Instrument ist schon schöner zu spielen.

Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
 
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Danke für den ausführlichen Bericht! :)
 
jep, an den fehlenden Versatz der Bassknöpfe kann man sich gewöhnen,
eine fehlende Reihe ist echt störend.
Das Problem hab ich auch wenn ich statt meiner 5reihigen Hohner
eine von meinen 4reihigen Harmonikas nehme.

Gruß Kurt

PS: ich habe seit ca. 20 Jahren einen Midieinbau in einer meiner Harmonikas,
angestöpselt hab ich das Midi bestimmt schon seit 10 Jahren nicht mehr
 
Hallo Cyperfuzzy,

Ich habe das FR 18 auch neu.
Nur komme ich mit der Klangauswahl nicht zurecht. Wie kome ich auf den Klang "Alpine"
Habe Oberkrainer Klangerweiterung übertragen. Hatte dann nur noch Trompeten und Flöten , aber keine Harmonikastimme zur Verfügung.
Was ist der Unterschied zwischen "Laden der Alpin Klänge/ und übertragen von der Alpin Beispielsets auf das FR 18d?
Als ich überhaupt keinen Harmonika Klang mehr fand, setzte ich das Teil auf Weerkseinstellung zurück.
Dann wählte ich die Tab 12
Werde verscuen Deine Tastenbelegung zu übertragen.
Vielleicht kansst Du mir da weiterhelfen?
Danke
mfg
Smarty 1956
 
Die Klangerweiterung beinhaltet die Wellenformen, die Sets benutzen dann die Wellenformen. Also ohne die Sets hast Du nur die Voraussetzung geschaffen, Du musst auch die Sets installieren.

Meine Vermutung (kenne die kleinen Rolands nicht):
Bei der Installation der Klangerweiterung ist vielleicht einiges andere verändert worden. Reset ist erst einmal nicht verkehrt und dann unbedingt die neuen Sets dazu importieren!
Viel Glück!
 
Hallo
ich mal wieder,
Ich möchte beim Orch/Chord eine Tuba drin haben.
Die Oberkrainer Erweiterung habe ich schon übertragen.
Kann mir jemand ie genauen Schritte angeben , wie ich das machen kann, ohne alles andere zu verändern?

Danke
Rita
 
Funktioniert denn nun alles richtig? Hast Du die Erweiterungsklänge mit den Sets spielbar?

Mit 7X oder 8X könnte ich es Dir schnell zeigen, ein 18 D habe ich leider nicht.
 
Ja , die Erweiterung habe ich aufspielen können.
Wie gesagt, im großen und ganzen funktioniert es auch. Von der Diskantseite habe ich einen echt schönen Steirischen Klang.
Nur der Begleitakkord Orch. ist auf Strings, da möchte ich einen tieferen Klang. z.BTuba.
Habe aber Angst ,alles andere jetzt wieder zu verstellen. Ich hoffe ,Du verstehst das.
War harte Arbeit.
Vielleicht ist da noch jemand, der mir die Schritte schreiben könnte?
Gruß Rita
 
Also, so weit ich das überblicke, beinhaltet jedes Set verschiedene Orchesterklänge, die Du nicht ändern kannst.
So steht Dir bei Set 4.1 (Bandoneon) für die 3 Chord Register z.B. Akustische Gitarre, Akustik Piano oder Banjo zur Verfügung.
Bei Set 3.3 (Tex Mex) dagegen Streicher & Chor, Xylophon oder E-Piano.

Daran kannst Du nichts ändern.

Vermutlich sind bei der Erweiterungs - Sets ebenfalls drei "passende" Chord Sounds vorausgewählt, zwischen denen Du Dich mittels der 3 Registertasten entscheiden kannst.
(Zb. Tenorhorn, Bassgitarre oder Tuba für den Orchestra Bass,
Klarinette, Stahlsaitengitarre oder Zither für die Orchestra Chords ... die Sounds habe ich mir gerade aus der Luft gegriffen, ich kenne die Erweiterung nicht)

Im Handbuch findest Du nichts über eine freie Zuweisung aller Sounds auf jede Sektion. Das geht eben nur bei den großen Modellen.
Wobei eine Tuba im Akkord wahrscheinlich auch nicht gerade eine begehrte Belegung ist.

Gibt es denn zur Erweiterung ein Handbuch?
Hast Du da einen Link oder kannst es online stellen?

Vielleicht steht dort was genaueres drin?
 
Tja ... da steht ja auch ziemlich klar, dass Du nur 3 Auswahlmöglichkeiten hast.
Glaube nicht, dass Du mit dem 18d frei auswälen kannst.

Nur eine Idee noch:
Vielleicht kann man mit dem Editor ein Set programmieren, welches Deinen Vorstellungen entspricht.
Dieses so entstandene Set müßtest Du dann ins einladen wie die anderen Sets und es wäre dann fest (unveränderlich) im Instrument.

p.s. Du machst nichts falsch oder so, es sind einfach die Beschränkungen, die die kleinen Modelle haben.
Das wird nur gemacht, damit die größeren Instrumente mit dem höheren Preis Ihren Reiz haben.
 
Hallo zusammen,
lese gerade das erste mal diese Berichte, da ich mir vor 2 Jahren selbst eine Roland fr 18d zugelegt habe und mich etwas damit beschäftigt habe.
Ebenfalls war für mich das diatonische Spiel neu,
nun meine Tipps: Da man den Bass ja selbst programmieren kann, belegte ich die innerste Reihe mit Durchlaufbässen, also immer schöner Wechsel gegeben,(möglich sind auch "Mollbässe für Spieler einer Steirischen ) also das Problem mit dem "X-Bass " lässt sich auch weg programmieren.
Bei der Tabulatur für dir Diskantseite sollte man vergleichen, ob die Werksprogrammierung auch stimmt. 1 - 2 - und 3te Reihe, zudem sollte man sich eine Tabulatur für die 2 - 3 - 4te Reihe programmieren, das heist die töne der 2ten Reihe einer echten Steirischen auf die 1te Reihe der FR 18 usw.
Dann ist man in der Lage z.B. bei Benutzung der Selben Sounds auf Programmplatz 1 die ersten drei Reihen in G-C-F zu legen, auf Programmplatz 2 dann die nächsten drei C-F-Bb und schon ist man in der Lage durch einfaches Umschalten der Registerschalter wie auf einer Vierreihigen zu spielen. aber meines Erachtens ist dies ganz selten Notwendig, für die meisten Lieder benötigt man eher jeweils eine andere Stimmung, da die Lieder sowieso überwiegend in der Liedform A -B -A- C aufgebaut sind.
Zudem sollte man wirklich die Balgkurven ausprobieren, da sich die Klangfarbe damit auch etwas ändert.
Die sogenannte Alpine Stimmung befindet sich im 3. Register auf platz 1(Rote Beleuchtung) dann wieder an dritter stelle, den Klang kann man dann je nach geschmack mit Tremolo versehen.
Ich hoffe, dem einen oder dem anderen damit ein wenig geholfen zu haben.
Schöne Grüsse aus der Oberpfalz
 
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Für
Paul Frager, ex Diatonisch-Spieler natürlich sind als "Mollbässe " nur die Akkorde damit gemeint, wenn also eine Steirische mit Mollbässen angeboten wird, handelt es sich nur um Akkorde, die je nach Hersteller nur auf " Druck " oder nur auf "Zug" eingebaut sind. Einen schönen Überblick über die Tastaturbelegungen kann man sich bei der Internetseite der Firma Öllerer holen.

Die FR 18 hat als Besonderheit die Möglichkeit durch gleichzeitiges drücken der drei Bassregister die Akkorde so zu schalten, das die Terz nicht mitklingt, somit fehlt der, Ton der bestimmt, ob es sich um Dur oder Moll handelt.
 
C
  • Gelöscht von klaatu
  • Grund: Gehört inden Flohmarkt

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