Hi,
Joe Perry hat ja eine neue Signature mit nur einem HB und Wilkinson-Tremolo (!), und in der werkelt auch immer noch der gleiche Chandler Preamp - er scheint also gerne an Bewährtem festzuhalten. Von daher vermute ich mal, dass der aktuell eingebaute HB soundmäßg nicht allzu weit entfernt ist vom alten Custom-HB. Und, man höre und staune, aktuell ist in die sündteure CS-Paula ein ganz gewöhnlicher
Gibson 498T eingebaut.
Gibson selbst gibt leider keine exakte Auskunft, hat aber mal ein paar Daten des alten HB preisgegeben. Die lauteten, dass ein AlNiCo V-Magnet verbaut wurde, und 7.000 Wicklungen AWG44-Draht. Der DC-Widerstand wurde damals mit 8,2 KOhm angegeben, was ich angesichts der Wicklung für wenig realistisch halte. Ein PAF hat ca. 5.000 Wicklungen pro Spule und AWG 42 und liegt etwa in dem Bereich, während AWG 44 sehr viel mehr Widerstand pro Meter besitzt. Außerdem ist AWG 44 schon deutlich dünner, selbst ein Duncan Custom (und besagter 498T) verwenden 43 und liegen im Bereich von 14 KOhm. AWG 44 findet man in erst einem JB und dem Duncan Distortion, die mehr als 16 KOhm haben. Den dünneren Draht verwendet man ja in erster Linie, um mehr Wicklungen auf einen Standard-Spule zu bekommen.
Wenn die 7000 Wicklungen und der AlNiCo V stimmen, aber bei der Drahtstärke und dem Widerstand Nebelkerzen geworfen wurden (was durchaus sein könnte), wäre man im Grunde schon bei einem 498T. Stimmt die Drahtstärke, und der Widerstand von 8,3 KOhm war (vielleicht sogar absichtlich verwirrend)
pro Spule gemessen, haben wir einen JB-mäßigen HB mit 16,8 KOhm. Nachdem sich die Soundvorlieben in dem Alter normalerweise nicht mehr so fundamental ändern, würde ein mittiger, recht heißer AlNiCo V auch ins Bild passen. Also würde ich persönlich den 498T und vielleicht noch einen JB ausprobieren - falls der Gibson-HB noch nicht hinhaut.
Zum Preamp:
Ich vermute mal, Gibson musste für Joes neue Wunschgitarre irgendwoher übrige gebliebene Chandler Preamps besorgen, NOS sozusagen. Du kannst natürlich versuchen, ebenfalls so einen zu bekommen, aber letztlich gibt es eine Lösung, die ich persönlich sogar vorziehen würde: der Chandler entspricht in der Schaltung einem Wah-Wah ohne Pedal, wie man nicht nur an den Soundbeschreibungen in Interviews von Joe Perry, sondern auch auf dem Bild oben sehen kann. Das schwarze Teil ist ganz klar eine Spule, wie sie in Wahs eingebaut wird.
Ein sozusagen non-invasiver Ersatz wäre daher der
Dunlop Q-Zone-Treter, der einem einstellbaren CryBaby als Fixed Wah entspricht. Da es im Gegensatz zu diesem auch ein Volume-Poti hat, ist auch der Boost vorhanden:
Ein der Elektrik Kundiger könnte das Ding vielleicht auch aus dem Gehäuse ausbauen oder kopieren und verkleinern, hier gibts sogar sowas wie eine Anleitung:
http://tagboardeffects.blogspot.com/2012/03/dunlop-q-zone-qz1.html
Ich persönlich würde es aber als Outboard-Gerät verwenden, dann kann man es mit allen Gitarren kombinieren. Der Nachteil ist allerdings, dass man dann kein "Hand-WahWah" zur Verfügung hat, wenn man nicht auf dem Bühnenboden rumkriechen will. Der Vorteil ist allerdings, dass man eine einmal gefundene Lieblingseinstellung nicht so leicht verstellt wie an der Gitarre. Es hindert einen ja keiner dran, zusätzlich ein "normales" WahWah zu verwenden.
Die Alternative wäre natürlich, ein normales CryBaby mit einem linearen Booster zu kombinieren, ob in der Gitarre oder als Tretmine.
Gruß, bagotrix