Bin kein Musiker mehr, will aber meine Instrumente nicht verkaufen

  • Ersteller 0jaypatrick0
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Das freut mich wirklich für dich!

Mir ging es - wenn auch nicht ganz so radikal - ein bisschen ähnlich.

Im Studium hatte ich anfangs noch eine Band, zwischendurch mal ein halblahmes Projekt, das aber kaum über drei gemeinsame Proben hinausging. Dann, im Laufe der letzten 8 Jahre, bin ich nur noch sporadisch ans Spielen gekommen, ans Üben schon garnicht. Ich habe gemerkt, dass ich immer schlechter wurde - auf jeden Fall weniger sicher am Instrument, als ich früher war. Bends haben nicht mehr gesessen (wenn sie das jemals getan haben), Töne wurden unsauber gegriffen, die Geschwindigkeit ließ nach... Das hat natürlich frustriert. Ab und zu hatte ich mal einen guten Tag und habe gut gespielt, aber auch diese wurden seltener und lagen weiter auseinander. Da habe ich dann manchmal, wenn es hoch kommt, einmal im Monat zum Instrument gegriffen.

Als "Musiker" habe ich mich da auch schon lange nicht mehr verstanden, obwohl ich früher noch nahezu täglich mehrere Stunden spielte und übte, sogar mit dem Gedanken spielte, Musik zu studieren. Bei mir hat es tatsächlich einen gehörigen Tapetenwechsel benötigt, um den Knoten wieder zu lösen. Mein letzter Umzug (weg vom Studienort, zurück in die Heimat), hat wahre Wunder gewirkt. Seitdem spiele ich auf jeden Fall wieder täglich. Es hat zwei Wochen gedauert, bis ich wieder das Gefühl hatte, auf meiner alten Höhe zu sein, vielleicht sogar noch besser als vor dem Tief. Und das alles ohne konkretes Ziel, ohne Band für die ich probe und auch ohne viel zu komponieren (was ich früher auch mehr gemacht habe). Ich spiele halt jetzt mein Instrument, die Nachbarn mögen sich beschweren, aber Ansprüche an mich stelle ich nicht, dass sich daraus auch etwas konkretes entwickeln müsste.

Nebenbei haben mir aber auch ein paar Kleinigkeiten weitergeholfen, mit denen ich mich vorher eher sporadisch beschäftigt habe: Kleine Bastelprojekte. Eine alte Gitarre abpolieren und neu lackieren, Potis und Schalter erneuern und verlöten, alle Gitarren so perfekt wie möglich einstellen, angerostete Schrauben tauschen etc. All diese winzigen Dinge eben, die man im normalen Betrieb eher selten macht. Aber meistens sitzt man dann abends über dem Lötkolben und freut sich schon darauf, am nächsten Morgen auszuprobieren, wie das Gebastelte sich jetzt anwenden lässt. Und dann bleibt man am Spielen. Einen Gitarrentechniker brauche ich so schnell wohl eher nicht mehr, und das hat mir neuen Spaß nicht nur am Basteln, sondern vor allem am Spielen gegeben.

Insofern kann ich dein Problem, oder besser, deine Ausgangslage relativ gut nachvollziehen - auf den Gedanken, mein Zeug abzustoßen, bin ich allerdings nie gekommen. Dafür gefällt mir mein Equipment einfach zu gut. :D
 
Hi, es gibt es kleines Update. Ich habe mich in der Zwischenzeit immer wieder an die Gitarre gesetzt, sogar neue Stücke gelernt, mein Fingerpicking deutlich verbessert und habe sogar wieder Lust aufs Aufnehmen. Ich habe sogar wieder Interesse daran, in einer Band zu spielen und brauchte wirklich einfach nur eine Pause und musste das Musizieren einfach mal vergessen. Es kam von alleine zu mir zurück. Ich werde in den nächsten Monaten wieder ein kleines Heimstudio aufbauen, ein Interface habe ich mir ausgesucht, ich schaue nun nach einer günstigen Cubase Lizenz und werde mir dann wohl Addictive Drums besorgen. Ich habe neue Stile für mich entdeckt und bin heil froh, nchts verkauft zu haben. Eines Tages kam der Impuls zu spielen wieder von alleine und neue Riffs von selbst.

Ich jedem, der dasselbe durch macht nur raten: Gebt euch Zeit und wartet, bis die Lust von alleine kommt, egal wie lange es dauert. Einzig mein E-Drum Kit werde ich verkaufen, da ich damit nicht sehr gerne spiele und wenn, dann doch lieber ein A Kit beknüppel.

Es war auch schlimm mir eingestehen zu müssen, dass es Songs gibt, die ich einfach niemals spielen werden kann und sie entweder für mich etwas anpassen oder vergessen muss. Mitlerweile sehe ich das nicht mehr als scheitern, sondern mit meinem Stil inkompatibel. Diese Lektin war wirklich hart zu lernen und das war auch eine Sache, die mir die Motivation raubte.

Was Bands angeht, da würde ich allerdings eine eigene Gründen und die Setlist selbst erstellen, ein Mix aus Cover und eigenen Songs. Dafür fehlen mir aber aktuell die Zeit und Lust für die Musiker und Proberaumsuche. Aus Spaß mal als Gastmusiker irgendwo spielen, käme auch noch in Frage, das aber im Moment wirklich nur um einfach mal wieder mit anderen zu spielen und sich etwas auszutoben; ganz ohne Egomanie und Prollerei.
 
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ein interessanter Beitrag, den ich heute durch Zufall und viel zu spät entdeckt habe.

Alle Probleme von 0jaypatrick0 kann ich nachvollziehen, ich hatte lange meine Schmerzen im Handgelenk zu therapieren.
Die Schmerzen (Sehnenscheiden-Entzündung) kamen wohl vom vielen Motorradfahren in einer Zeit, als ich auch plötzlich mit der Musik aufgehört hatte und mir gleich zwei große Motorräder zulegte. Die hatte ich durch den Verkauf meiner Gesangsanlage finanziert.
Das war eigentlich ganz witzig gewesen.

Ich spielte in einer Band, die das Musizieren nicht so ernst nahm wie ich. Die Mitglieder trafen sich nur zum Herumdudeln, wie hier auch schon beschrieben. Tatsächlich liebten es die Bandkollegen eine halbe Stunde zwischen a-moll und G-Dur zu wechseln, in der Hoffnung das sich daraus ein Lied entwickelt. (mit Lady in Black hatte es ja auch schon mal hervorragend funktioniert!!)

Ich aber wollte hart an unseren Songs arbeiten. Wir handelten dann aus, eine halbe Stunde Gedudel und dann Arbeit. Aber ich war der einzige, der sich daran hielt.
In einem Monat hat ein Musiker nach dem anderen unsere Band verlassen. Bis ich als einziger übrig blieb.
Da erst kapierte ich, dass man mich aus der Band geworfen hatte. Die Jungs probten natürlich weiter im Proberaum, allerdings an einem anderen Tag. Das hatten die sich fein ausgedacht!
Nun, - als Konsequenz holte ich meine Sachen aus dem Proberaum ab. Extra an einem anderen Tag, der zufällig der neue Probetermin war.
Ich kam mit einem Transporter vorgefahren.
Denn siehe da, die Gesangsanlage gehörte mir, der Bass-Verstärker und auch der Mesa-Boogie. Und alle Kabel und Stative.
Wie groß war das Erstaunen, daran hatte keiner gedacht. Ob ich denn wenigsten den Mesa-Boogie stehen lassen könnte?!
Nein, konnte ich nicht.

Dann habe ich wie erwähnt alles bis auf meine Gitarren verkauft und bin über vier Jahre nur mit dem Motorrad durch die Gegend gebrettert.
Alleine oder mit einem Kumpel zusammen und einige wenige Wochen mit den Flying Wheels aus Gelsenkirchen.
Nur dumm durch die Gegend gefahren. Ruhrgebiet und Sauerland.

Jetzt sehe ich das als verlorene Zeit. Heutzutage komme ich mit dem Musik-Machen kaum hinterher, ich habe Aufnahme-mäßig sehr viel zu tun.

Aber wer weiß, wozu die Motorrad-Auszeit gut war. Zum Glück habe ich nie einen ernsthaften Unfall gehabt. Das ist wohl das wichtigste. Inzwischen bereue ich es auch, beide Motorräder wieder verkauft zu haben. Etwas bleibt wohl bei jedem intensiven Hobby hängen!

Die Sehnenscheiden-Entzündung meldet sich aber nur noch ganz selten.


kuss der muse
entschuldigt, dass ich jetzt so viel geschrieben habe, wollte ich eigentlich gar nicht.
 
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Hey, danke für deine Geschichte. Ich bin froh, dass ich nicht alleine bin. Ich habe in der Zwischenzeit auch neue Hobbys gefunden und gehe diesen nach, die Musik käuft locker nebenbei und seit dem ich nicht mehr so verbissen bin, habe ich auch wieder Spaß.
 
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