Blockflöten und verwandte Flöteninstrumente selbst gebaut

Bisher hab ich das per "try and error" gemacht...

Damit ich mir vorstellen kann, um welche Dimensionen es sich hier handelt:
Wieviel 1/10mm darfst Du bei Deiner ersten Probebohrung daneben liegen, um den gewünschten Ton noch zu erreichen? Wieviel cent Abweichung sind das maximal?

Wie wählt man die Rohrdurchmesser (innen/außen) aus?

Man könnte sich ggf. ein Instrument, das man nachbauen will ausleihen und vermessen. I.d.R. möchte man eine Flöte bauen, die man noch nicht besitzt und somit keine Vorlage hat. Aber was ist, wenn Du nun sogar eine vorhandene Flöte in einer anderen Tonlage oder Stimmhöhe bauen oder sogar die Anzahl der Löcher ändern möchtest? Und dann hast Du möglicherweise ein unersetzliches Rohr ... Da willst Du dann probieren!? :eek:

Bei einer vorgegebenen Anzahl Tönen musst Du immerhin diese Maße ermitteln: Rohrdurchmesser innen und außen, Lage und Durchmesser der Tonlöcher und Blasloch/Block.

Bei der hohen Anzahl von Möglichkeiten (Kombinationen), die sich vermutlich auch noch gegenseitig beeinflussen, kann ich mir kaum vorstellen, dass die Methode "try and error" zum Ziel führt. :gruebel:

p.s.: selbstverständlich habe ich im Netz gesucht, aber kein passendes Instrument mit Angaben als Vorlage gefunden. Die o.a. Seiten waren mir dabei auch bekannt.
 
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Meine ersten Versuche habe ich mit Ton gemacht. Dabei sind verschiedene Gefäßflöten, eine Panflöte und eine kleine Querflöte entstanden. Ton verzeiht Fehler sehr leicht, weil man ein falsch gesetztes Loch wieder zu schmieren kann.
Die nächsten Versuche habe ich mit verschiedenen Holzröhrchen (ausgehölte Holunderaststücke) gemacht. Einfach verschiedene Längen abgesägt und probiert, was raus kam. Solche Röhren lassen sich leicht nachstimmen, indem man den Verschluss am unteren Ende mehr oder weniger tief in das Rohr drückt.
Mit Kunststoffrohr hab ich auch mal experimentiert.

Wenn Du ein bestimmtes Ziel verfolgst, musst Du Dir erst einmal Prototypen aus billigem Material erarbeiten und dabei Erfahrungen sammeln. Anders geht es meiner Meinung nach nicht.

Bei Flöten, auf denen ich spiele, hängt die Tonhöhe nicht nur von den Maßen des Instruments, sondern obendrein von der Spieltechnik ab. Daher kann ich Deine Frage "... wieviel 1/10mm darfst Du bei Deiner ersten Probebohrung daneben liegen ..." so nicht beantworten. Meiner Erfahrung nach ist 1/10mm nicht relevant. Aber ich bin auch kein professioneller Flötenbauer mit Labormessgeräten.

Jede hoch entwickelte von Profis gebaute Flöte hat ihren Ursprung in einfachen Grundformen, die durch Versuch und Irrtim immer weiter perfektioniert wurden. Bei denen hat die Methode funktioniert. :rolleyes:
 
Der Titel hat mich neugierig gemacht, wie man ein Instrument konstruiert. Ich fand es erstaunlich, dass man einfach mal so eben eine Flöte bauen kann, bei der doch wie z.B. bei einer Querflöte einiges an Arbeit und Material drin steckt. Das zugrunde liegende, fundierte, technische Wissen hätte mich eben interessiert, auch wenn mir als Laie möglicherweise nur das Prinzip klar wird.

Jede hoch entwickelte von Profis gebaute Flöte hat ihren Ursprung in einfachen Grundformen, die durch Versuch und Irrtim immer weiter perfektioniert wurden. Bei denen hat die Methode funktioniert. :rolleyes:

Ein Flötenbauer oder eine Firma muss also erst einige Versuche starten, um ein nach Kundenwunsch bestelltes, inividuelles Instrument zu fertigen.:eek: Zeit ist neben dem Material doch auch Geld. Sorry, das kann ich mir nicht so recht vorstellen.:gruebel: Ich bin aber kein Instrumentenbauer, deshalb muss ich Deine Aussage dann mal so glauben.
 
Mit Kunststoffrohr hab ich auch mal experimentiert.

Hast Du auch schon Metallrohre verwendet? Ich könnte mir Messing als gut geeignet vorstellen, da das Material auch bei den Blechbläsern benutzt wird. :whistle:
 
Nicht nur Messing ist geeignet.

Vorbilder für Flöten aus Metallrohr gibt es in verschiedenen Variationen:
Tin Whistles, Kolbenflöte, Querpfeife

Ich habe aus Aluröhren mit unterschiedlichen Durchmessern Röhrenglocken gebastelt. Aus dünnen Messing-Vollstäben bastelte ich Chimes.

Gruß
Lisa
 
Ich würde als Vorbild zunächst eine Tin Whistle (C- oder Bb-Whistle, da sie einen etwas größeren Durchmesser haben) kaufen/verwenden: Sie hat eine zylindrische Bohrung und ist daher einfacher nachzubauen bzw. zu stimmen. Der Durchmesser sollte mit der Länge der Flöte zunehmen, sonst überbläst sie zu leicht (dieser Effekt ist bei Obertonflöten gewünscht, daher sind die relativ lang und haben einen kleinen Durchmesser!). Wenn der Durchmesser des Rohres (Elektroinstallationsrohr, Alurohr - Messingrohre sind nicht so leich zu erhalten und schwererzu bohren) im Vergleich zur Tin Wistle größer ist, wir die Flöte etwas kürzer, wenn man den gleichen Grundton erhalten will. Die Grifflöcher sind dann auch etwas größer (Der Ton ist etwas voller, das Überblasen etwas schwierig - das hängt aber auch von der Größe des Fensters und der Höhe des Windkanals ab).
Der Gummibandtrick zum Übertragen der Lochpositionen auf längere (oder auch kürzere) Flötenrohre geht am besten so: Einen Hosengummi oder ein breites Gummiband (Ring auseinanderschneiden!) etwas über die gesamte (Vorbilds_)Tin Whistle spannen (zu zweit geht es besser - ansonsten oben und unten mit einem Klebeband oder einer Klammer fixieren) die Labiumskante, die Flötenunterkante und die MITTELPUNKTE der Grifflöcher auf dem Gummiband anzeichnen. Dann das Gummiband auf der vorbereiteten Flöte (Kopf mit Labium sollte schon gut funktionieren!) so spannen, dass die die Markierungen der Labiumskante und die Flötenunterkante bei der neuen Flöte möglichst genau übereinstimmen, dann die Mittelpunkte auf das Rohr übertragen. (das sind dann die Ausgangspunkte für den Bohrer (wenn man statt der Mittelpunkte die Oberkanten der Löcher markiert, ist es schwieriger, die Ausgangspositionen für den Bohrer genau zu finden).
Verwendet man zum Bohren der Löcher einen stufenlosen Kegelbohrer (Blechschälbohrer) http://www.ebay.de/itm/Blech-Schael...nbohrer-Blechbohrer-Konusbohrer-/261090886940, spart man sich das Wechseln der Bohrer ;-)

Viel Spaß beim Flötenbau.

Blockarina
 
So kann man ganz normalen (Plastik-) Blockflöten dudelsack- oder krummhornähnliche Klänge entlocken:
Über das Daumenloch wird ein kleines Stück (ca. 2 x 2 cm) dünne "Raschelplastikfolie" (Müllbeutel o.Ä) "aufgeklebt": dazu feuchtet man die Stelle um das Daumenloch an (z.b. mit der Zunge) und legt die Folie so drauf, dass das Daumenloch abgedichtet ist (es dürfen keine Falten vorhanden sein, durch die Luft entweichen kann). Die Folie darf nicht zu stramm und auch nicht zu locker sitzen (wenn sie stramm drauf sitzt kurz leicht mit dem Daumen etwas draufdrücken.
Dudelsackflöte 2015 062a.jpg

(Auf der rechten Flöte ist das Folienstück "aufgeklebt"; es schadet der Flöte nicht und kann einfach wieder weggeschoben werden!)

Das Daumenloch bzw. die Folie darf beim Spielen nicht mehr berührt werden. Es können dann alle Töne der unteren Oktave gespielt werden, bei denen normalerweise das Daumenloch zugehalten wird.

Und so hört es sich dann an: https://soundcloud.com/blockarina/ah-ya-zein-auf-dudelsackflote-und-selbstbauinstrumenten

Man kann dann einfache Mittelalterstücke u.Ä. fast authentisch spielen, ohne dass man sich ein teueres (und schwer zu spielendes) Krummhorn oder einen Dudelsack zulegen muss.

Diese Idee ist im Anhang der Flötenschule "Blockflötenfieber 2" genau beschrieben mit einigen Notenbeispielen dafür im Buch: http://www.amazon.de/Blockflötenfieber-Sopranblockföte-Griffweise-Tenorblockföte-geeignet/dp/3938809485/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1435067910&sr=1-1&keywords=blockflötenfieber+2

Viel Spaß beim Ausprobieren bzw. beim "Dudelsackflöten" ;-)

Blockarina
 
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@blockarina
Du hast schon recht, irgendwie basteln wir immer an ähnlichem. Deine Mirlitonflöten sind Klasse :great:

Ich habe doch bei einem meiner ersten Beiträge hier meine Dizi vorgestellt. Da ist am Ende ein Video zu sehen, da kann man bei genauerem Hinschauen die Folie auf dem zweiten Loch der Querflöte erkennen. Ich fand es schade, dass der Strangersteller sich nicht mehr gemeldet hat.

So @blockarina ,

ich melde mich nochmal auf deine Frage
, habe sie nur vom "Kill Bill" fred mit hierher genommen. Da passt sie doch besser hin :D

Die Kerbflöte hat noch ein Daumenloch.

Die Stimmung ist, wenn ich nicht irre :rolleyes:

Alle geschlossen Dis und dann ohne Gabelgriffe einfach auf

F;G;Gis;B;C;Dis.

"Alle Angaben sind wie immer ohne Gewehr"


Jaaa, so ein paar Flötchen habe ich auch noch, selber bauen habe ich schnell aufgegeben,
ich komme so schon nicht nach :rolleyes:

flöten.jpg
 
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Aber dann werde ich eine genaue Beschreibung hier bringen.
Das finde ich prima. :great: Vielleicht erstellst Du dann einen neuen Thread, damit dann auch Tipps diskutiert werden können, ohne dass sie von anderen Okarina-Vorstellungen auseinander gerissen werden.

Gruß
Lisa
 
Ich finde diesen alten Bastelblock fantastisch - ich habe nur ein paar alte Flöten selbst geputzt und manchmal auch entlackt. Danke! Was gibt es denn Neues beim Basteln?
Klar ist Abschiednehmen schwer (2017), aber vielleicht hast Du ja inzwischen neue Schätzchen? Ich kann bei Kleber und Techniken nicht mitreden, würde mich über eine Wasserstandsanzeige mit Bild(ern) aber trotzdem freuen. Und: ich habe 4 "normale" Altflöten aus verschiedenen Jahrzehnten, ein paar mehr Soprane zum Kennenlernen der Modelle, und eine wunderbare Tenor, hab trotzdem weder Lust noch Begabung, im Barockbereich virtuos zu werden, deshalb: ich warte gerade auf eine Sopilka aus der Ukraine und eine Holz-Whistle aus den USA... vielleicht magst Du mal neue Basteleien vorstellen :)
 
@blockarina hat leider in 2017 von uns "ungewollt, überraschend und für immer" Abschied nehmen müssen, ist also leider nicht mehr in der Lage mit uns Kontakt aufzunehmen :cry:
Ich bin aber sicher, er würde sich freuen, wenn auch nach so langer Zeit noch jemand an dem Inhalt seiner Ausführungen Interesse zeigt!

Ich habe ihn zwar pers. leider nicht kennenlernen dürfen, aber per Telefon und e-Mail sehr intensiven Kontakt zum Thema mit ihm gehabt. Er war ein patenter Bursche und sehr informativer und freundlicher Zeitgenosse, mit dem ein "Fachgespräch" riesigen Spass gemacht.
Ein gemeinsames.langfristiges Projekt konnten wir leider nicht mehr zu Ende führen, was ich sehr bedauert habe, aber ohne ihn ... würde es mir auch keine Freude bereiten!

Wenn ich meine diversen Blockflöten betrachte - insbesondere die überarbeiteten Oldies - denke ich oft an ihn und vermisse seine Begeisterungsfähigkeit und seinen Einfallsreichtum!
 
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Ja, ich denke, das kann ich nachvollziehen - was er geschaffen hat, hat bleibenden Wert, und Inspiration aus so einem Dialog lässt sich nicht einfach ersetzen - die Muse, die küsst, ist weg. (Da hänge ich jetzt auch keinen traurigen Smiley an, das wäre mir zu banal). Danke trotzdem für Deine Antwort!
 

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