Bluesschema Endpunkt auf der kleinen Septime

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Gamble
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Salut,

beim rumspielen und improvisieren über das allseits bekannte Bluesschema I I I I IV I I V IV I I. Ist mir etwas interessantes aufgefallen.
Meine Fingerchen wollen die Melodiephrase immer wieder auf der kleinen Septime anstatt auf dem Grundton ausklingen lassen.
Natürlich klingt das nicht 100% rund, aber funktioniert als Abschluss eben irgendwie doch. Das ganze klingt dabei recht vertraut ich bin mir fast sicher so einen ähnlichen Abschluss schon oft gehört zu haben.
Also dazu zwei Fragen.
Gibt es irgendeine theoretische Erklärung dafür, dass es so funktioniert, wie es funktioniert ?
Kennt ihr noch andere Songs ob aus dem Blues oder irgendeinem anderen Genre in dem die Melodie auf einem anderen als dem Grundton aufhört und der Song trotzdem zu einem relativ runden Abschluss kommt ?
Ich würde mich in das Phänomen, wenn man es so nennen darf, gerne einhören, da ich dieses leichte rumwackeln zwischen Spannung und Entspannung auf dem selben Ton sehr spannend finde :)


LG Gamble
 
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Also dazu zwei Fragen.
Gibt es irgendeine theoretische Erklärung dafür, dass es so funktioniert, wie es funktioniert ?
Kennt ihr noch andere Songs ob aus dem Blues oder irgendeinem anderen Genre in dem die Melodie auf einem anderen als dem Grundton aufhört und der Song trotzdem zu einem relativ runden Abschluss kommt ?

Hallo Gamble,

theoretische Erklärungen wären z.B., daß der Schlußakkord durch Töne der verwendeten Skala "gefärbt" wird und so für die gewünschte "Stimmung" sorgen kann.
Manchmal bevorzugt man eine eher schwebende Aussage, als den "festen" Grundton.
Bei "Yesterday" kritisierte John Lennon einmal, daß es in dem Song keine Lösung gibt. Dieses Gefühle wird sicherlich durch das Enden auf der Terz statt dem Grundton unterstützt.

Im Jazz enden die Bläser oft mit ungewöhnlichen Tönen im hohen Bereich (Clarin-Register). Hier wäre eine theoretische Erklärung, daß, je höher die Töne, immer mehr Intervalle passen können, weil die Obertöne auch immer näher zusammenrücken, je höher sie sind. Hohe Töne können wir daher wohl relativ leicht in das Obertonspektrum des Grundtones einordnen.
Die Jazz-Harmonielehre geht von einer Terzschichtung aus: Grundton (1), Terz (3), Quinte (5), Septime (7), None (9), Undezime (11), Tredezime (13)
Die höheren Terzen (über der Septime) werden als Optionstöne bezeichnet. Durch diese kann ein Akkord "gefärbt" werden, ohne an seinem Klangcharakter wesentliches zu ändern. Die höheren Terzen sind also nicht so wichtig, wie die unteren und können ziemlich beliebig hinzugefügt werden bzw. man kann auf ihnen (vorzugsweise in hoher Lage) auch enden.

Das typische Intervall des Blues wäre eigentlich die reine Septime, welche auf temperiert gestimmten Gitarren und Tasteninstrumenten nur in grober Näherung gespielt werden kann - ganz in Gegensatz zur menschlichen Stimme (z.B. in Barbershop-Songs) oder Blechblasinstrumenten (erste Street Brass Bands in New Orleans, die mit der Entstehung des Blues in Verbindung gebracht werden.)

Ich habe einige Songs/Stücke zusammengestellt, die alle mit anderen Intervallen, als dem Grundtons enden. (In manchen Fällen wird höchste Ton des Schlussakkords als Melodieton betrachtet.)

Quinte
Zarah Leander: Der Wind hat mir ein Lied erzählt
Zarah Leander: Ich weiß es wird einmal ein Wunder geschehn
The Beatles: A Hard Day's Night

große Terz
Roy Eldridge: Sunday
Blues for Harry
The Beatles: Yesterday

kleine Terz
Trumpet Blues (mit Dizzy Gillespie)

große Sekunde
How Deep is the Ocean?

große Sexte
Harry Sings The Blues (nicht der Hund;))

kleine Septime

Barbershop blues

große Septime
Jazz Trumpet Solo by Doc Severinsen

Vielleicht können andere die Liste um weitere Beispiele ergänzen.

Viele Grüße
Klaus
 
Zuletzt bearbeitet:
Gibt es irgendeine theoretische Erklärung dafür, dass es so funktioniert, wie es funktioniert ?

Klaus hat ja schon alles Wesentliche zum Thema gesagt. Ich für meinen Teil wollte, ehe mir Klaus zuvorkam, folgendes beitragen:

1) Die kl. 7 ist Ton der Bluestonleiter, und als solcher schon einmal ein "leicht möglicher" Schlußton
2) ALLE Begleitakkorde im Blues sind Dom7-Akkorde, zumindest im Standardblues. So auch die I, die im Blues zu einer I7 wird, und die sich einem so starken Auflösungsdrang entzieht, wie er in unserer Musiktradition üblich ist.
Daher ist die Betonung dieses Akkordes als Schlußakkord durch das Spielen des klangbestimmenden Tons nur plausibel und schlüssig.

LG - Thomas
 

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