Harmonik in der Rockmusik

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In diesem Thread möchte ich der Frage nachgehen, ob, und in welcher Form es eine typische harmonische Tonsprache in der Rockmusik gibt. Wann klingt eine Akkordfolge rockig, wann nicht und warum ist das so.

Ich würde mich sehr freuen, wenn gerade die Rockmusiker, die sich ja recht selten in diesen Teil des Forums verirren, dieses Thema hier diskutieren würden.

Ich habe zu diesem Thema schon einige Ideen, sie gründen aber natürlich auf der Musik die ich kenne und mit der ich aufgewachsen bin, und jede Generation sieht das ja sehr unterschiedlich. Rockmusik ist im Wesentlichen eine Musik für die Jugend, das war schon immer so. Auch die alten Rock 'n' Roller aus den 50ern waren mal jung und ihre Musik auch. Man kann vielleicht sagen, das der Rock'n'Roll die erste wirkliche "Jugendmusik" war und dazu diente der Kritik und dem Protest gegen verkrustete gesellschaftliche Strukturen Ausdruck zu verleihen.
Auf harmonischer Ebene ist der Rock'n'Roll aber nicht sehr spannend. Man kann sagen: man nehme das Bluesschema. und das Thema ist schon wieder beendet. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren.

Rockmusik ist immer als Protestmusik verstanden worden und ihre erste große Blütezeit, die ein "sich wehren gegen althergebrachte Schemata" auch auf harmonischem Gebiet erkennbar wird, ist die Musik der "British Invasion Bands" der 60er Jahre. Mit dieser Musik bin ich aufgewachsen und sie hat mein musikalisches Verständnis wesentlich beeinflusst und geprägt. Deshalb möchte ich diesen Thread zunächst der Analyse dieser Musik widmen. Ich würde mich aber sehr freuen, wenn es nicht dabei bliebe, sondern wenn wir gemeinsam die stilistischen Entwicklungen der Folgezeit bis heute hier diskutieren würden. Ich selbst kenne mich da nur oberflächlich aus, weiß aber sehr gut, dass die wirklich spannenden Entwicklungen im Underground zu finden sind, selten in den Charts.

Eine (inzwischen ja auch nicht mehr ganz aktuelle) moderne Band hat mich allerdings auch umgehauen, obwohl ich schon ein alter Sack bin:

System of a Down

http://www.youtube.com/watch?v=CSvFpBOe8eY

Diese Musik verkörpert für mich eine äusserst spannende Weiterentwicklung der British Invasion Bands. Wenn ich heute eine Rockband gründen würde, wäre das mein Startpunkt.

Ich würde mich freuen, in diesem Thread auch andere, aktuelle Bands kennen zu lernen.

Aber starten möchte ich wie gesagt in den 60er Jahren mit den klassischen Rockern aus England. Die haben die Sache "Rockmusik" ins rollen gebracht.

Die British Invasion

Als 1960 der Rock ‚n' Roll in Amerika in seichteres Fahrwasser geriet und z.B. Elvis mit herzerschütternden Balladen aufwartete, hatte ihre Stunde geschlagen und zwar in Hamburg auf der Reperbahn. Wenn man sich die alten Beatles Rock ‚n' Roll Covers, denn sie waren ja zunächst eine Rock ‚n' Roll Coverband, anhört, merkt man wie viel Power die Jungs hatten, wie frisch und original die Songs klingen. Die Musik aus Amerika jener Zeit klingt dagegen richtig seicht.

Der Jazz hatte sich in den Kunstelfenbeiturm zurückgezogen und war für das Normalpublikum nicht mehr zu verstehen, die anderen jammerten Liebesschnulzen zur Doowop Formel.
Die Beatles waren auf dem Plan und mit ihnen die

British Invasion

Die ersten Beatles Hits allerdings, "Love me do", eine art Skiffle mit sehr im Vordergrund stehender Mundharmonika und "Love me do", auch "From me to you" aus dem Jahr 1963 waren zwar sehr schön und klingen sehr britisch, sie waren aber eher dazu geeignet ihr Image als Popgruppe zu begründen, nicht als Rockband,
Trotzdem: "I want to hold your Hand" begründete die British Invasion
man fragte sich: "why can't we have that in America?"

http://www.youtube.com/watch?v=EbHcqqvzWt0

Eine andere Band der British Invasion war rockharmonisch bedeutender wenn es um die Kreation eines neuen Rocksounds geht. Und das waren die Rolling Stones.
Es ging darum, mit einfachen Mitteln einen neuen Sound zu kreieren, der härter und frischer klang als die bisher genutzten Akkordfolgen, und die sich von der Tonsprache der in der Zeit bekannten, amerikanischen Popularmusik abhob, die im wesentlichen das Bluesschema, oder die
Doowopformel (z.B. C Am F G) benutzte.

Vor allem die "klassische Kadenz" (z.B. C-F-G7-C) war in der Rockmusik gar nicht geeignet einen neuen Sound zu kreieren.

Die alten Rocker benutzten die trotzdem, aber etwas anders angeordnet:

C-G-F-C
Damit kannst Du z.B. "Bad moon rising" von CCR spielen

http://www.youtube.com/watch?v=tZozxZYGrm8

zugegeben, dieser Sound klingt für heutige Rockerohren eher lächerlich, aber dennoch, die Umstellung der klassischen Kadenz ist rocktypisch. Noch ein Beispiel:

Sweet home Alabama: D-C-G-G (klassisch: G-C-D-G)

http://www.youtube.com/watch?v=XzbdY_rPtjw

allerdings bringt uns das dem englischen Sound nicht näher, das führt eher in die Countryrockrichtung wie man hört.

Tools zur Analyse

Damit man die Struktur der Akkordfolgen gut erkennen kann, benutzt man in der Harmonielehre gerne die Stufenbezeichnungen. Eine Tonleiter, z.B. C-Dur

C D E F G A B (B= deutsches H)

wird durchnummeriert 1 2 3 4 5 6 7

Auf jedem Ton können Akkorde auf gebaut werden. Es entstehen also 7 Akkorde die wiederum durchnummeriert werden, die Stufenakkorde, sie werden mit römischen Zahlen durchnummeriert:

I II III IV V VI VII

Am häufigsten lernt man zuerst diese Kombination kennen:

I IV V I - C F G C
das ist die klassische Kadenz, wie gesagt das klingt gar nicht rockig.

interessant ist, dass kleine Umstellungen aber zu Ergebnissen führt, die sehr wohl rockig klingen können:

I V IV I - C G F C
damit sind wir wieder bei Bad moon rising

In dieser Weise funktioniert auch das Bluesschema:

I / I / I / I
IV / IV / I / I
V / IV / I / I

Blues und Rock sind also harmonisch sehr eng verwandt und der Rock 'n' Roll basiert harmonisch vollständig auf dem Bluesschema.

Die Musik der British Invasion Bands ging aber harmonisch einen anderen Weg, sie schaute zuerst auf die wichtigste "Rocktonleiter"

Kommt ihr mit den theoretischen Bezeichnungen klar?
Ich würde mich freuen Beispiele aus eurer Hitliste hier zu finden, die wir dann mit der Musik der klassischen Rocker vergleichen können. Wie die Briten das damals gemacht haben, habe ich ja noch gar nicht erklärt, das kommt in meinem nächsten Post dran.

Gruß Hagen
 
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Ich habe den Beitrag gelesen, als er noch komplett war und fand ihn sehr interessant. Ich warte mal bis er wieder komplett ist und klinke mich dann in die Diskussion ein.
 
Das freut mich

Ich hatte allerdings den Eindruck, das war ein bischen viel auf einmal, und hat deswegen keine Diskussion angeregt, also habe ich den thread in Absprache mit Klaus111 umgestaltet. Ich will hier nicht dozieren, dazu fühle ich mich gar nicht berufen. Ich würde aber gerne das Thema gemeinsam mit euch erarbeiten und meine Ideen dazu einbringen. Vor allem wäre ich froh, wenn sich gerade die jungen (oder auch nicht mehr so jungen) Rockmusiker beteiligen würden. Gerade von denen will ich selbst gerne was lernen. Mal sehen ob das gelingt.

Mein Vorschlag wäre:

Parallel zu einer genauen Analyse des klassischen Rock aus England sollten wir die bedeutenden Richtungen der Folgezeit benennen und eine Liste von Bands und Songs die wegweisend waren erstellen. Nach und nach können wir diese Liste dann abarbeiten und Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum klassischen Rock aufzeigen.

viele greusse
Hagen
 
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Parallel zu einer genauen Analyse des klassischen Rock aus England sollten wir die bedeutenden Richtungen der Folgezeit benennen und eine Liste von Bands und Songs die wegweisend waren erstellen.
Das ist gar nicht so einfach, da die Grenzen fließend sind, die Genres immer schneller fragmentieren und die Gemeinsamkeiten nicht unbedingt harmonisch sein müssen. Außerdem gab es immer wieder Retrowellen, die die Jugend auf's neue für alten Sound begeistert haben. Das macht es für alle, die die Entwicklung der Rockmusik nicht aus erster Hand mitbekommen haben, schwer zu entscheiden, ob etwas wirklich neu oder doch schon von Band xy in den 60ern gemacht wurde. Ich mache trotzdem mal ein bisschen Namedropping.

Progressive Rock (Pink Floyd, King Crimson - 2st Century Schizoid Man, ELP, Genesis, Yes)
Punk (The Stooges, Sex Pistols - Anarchy In The U.K., The Clash, Ramones)
Metal (Iron Maiden - The Trooper, Judas Priest, Motörhead)
Independent / Alternative Rock (The Smiths, Sonic Youth, Nirvana - Smells Like Teen Spirit)
Postrock (Mogwai, Godspeed You! Black Emperor)
 
Das ist gar nicht so einfach, da die Grenzen fließend sind, die Genres immer schneller fragmentieren und die Gemeinsamkeiten nicht unbedingt harmonisch sein müssen.

Ja, Du hast sicher recht, keine leichte Aufgabe, ausserdem kann so etwas ja auch schnell ausufern und wir bekommen eine Liste mit 100 Genres und 10000 Songs auf den Tisch die keiner mehr überblicken kann. Trotzdem finde ich das Thema sehr spannend und denke wir sollten nicht bei den klassischen Englischen Bands stehen bleiben. Falls es unübersichtlich werden sollte, kann die Moderation ja überlegen wie man die Thematik evtl. splitten, und auf verschiedene Threads verteilen könnte. Zunächst möchte ich aber ein paar Leute hier zusammenführen, die sich dem Thema gemeinsam widmen wollen. Dein Namedropping finde ich schon mal super, ich füge da auch noch was ein.

Klassische Phase (Stones, Beatles, Deep Purple, Cream, Led Zeppelin, The Who, Black Sabbath, Jimmi Hendrix)
Progressive Rock (Pink Floyd, King Crimson - 2st Century Schizoid Man, ELP, Genesis, Yes)
Punk (The Stooges, Sex Pistols - Anarchy In The U.K., The Clash, Ramones)
Metal (Metallica, Iron Maiden - The Trooper, Judas Priest, Motörhead)
vielleicht sollte man hier auch Grunge sagen
Grunge ( Neil Young & Crazy Horse, Nirvana - Smells Like Teen Spirit, Pearl Jam, Soundgarden)
Independent / Alternative Rock (Smashing Pumpkins, The Smiths, Sonic Youth, )
Postrock (Mogwai, Godspeed You! Black Emperor)
Cross over (Red hot chilly Peppers)
Alternative Metal (System of a Down)

bei der Auswahl der bedeutendsten Stile und Kompositionen erhoffe ich mir ja Hilfe von den Rockexperten aus den entsprechenden Parallelforen.
 
Hallo Zusammen, bin gerade auf diesen Thread gestoßen. Das Thema klingt sehr spannend. Ich schreibe selbst auch Songs (na ja, ich versuch's wenigstens) und hab'mich auch schon oft gefragt, was den einen Song erfolgreich macht und einen anderen weniger oder gar nicht (ich sprech' da jetzt nicht von meinen, wohlgemerkt!; soweit bin ich noch nicht). Ich hab' mal gehört, dass 90% aller Pop-/Rocksongs in G geschrieben sind. Das alleine kann's aber wohl nicht sein. Es gibt auch Meinungen, wonach die Modes ausschlaggebend wären, ob ein Song mehr zum Rock tendiert. Andererseits kann ich mir kaum vorstellen, dass so einige durchgeknallte Typen mit Riesenerfolg sich großartig um die "Kirchentonleitern" Gedanken gemacht haben. Vielleicht liegt's auch an der Songstruktur, aber das führt jetzt vom Thema der Harmonik weg.
Nachdem ich mich (altersmäßig) eher zur klassischen bis progressive Rock-Phase zugehörig fühle, könnte ich natürlich noch ein paar weitere Bands in den Topf werfen. Die Frage ist nur: Hilft's? oder kommt es dann nicht doch irgendwann zu den 100000 Songs, die keiner mehr überblickt?
Ich bin schon sehr gespannt, wie die Diskussion weitergeht.

@ gitwork: ich finde deine Eröffnung des Threats sehr gelungen und total informativ. Nicht das übliche "Hey, ich bin der xy und hätte da mal 'ne Frage." Mal ganz was anderes. Hast du davon noch mehr auf Lager???

Greez, charly
 
Willkommen CharlyWP

schön dass Du zu uns in diesen thread stösst. Super dass Du Songs schreibst, würde mich freuen mal welche zu sehen /hören. Deine Frage was einen Song erfolgreich macht, kann man aber mit Sicherheit nicht mit der Harmonik erklären. Wie Du schon sagst: da muss einiges zusammen kommen (Harmonik, Melodie, Rhythmus, Text nicht zuletzt die Interpretation...) Ich hab mich schon an anderer Stelle geärgert, wenn etwa behauptet wird "mit den vier Akkorden schreibt ihr garantiert einen Hit" . Da unser Thema nur die harmonischen Aspekte beleuchten soll, (und das ist gut so, sonst ufert das Thema komplett aus) werden wir hier die Frage nach der "Hitverdächtigkeit" nicht klären können. Ausserdem sollten wir Pop und Rock erstmal trennen. Das diese Sparten sich immer wieder gegenseitig beeinflussen und vermischen ist zwar offensichtlich, auf harmonischer Ebene aber bestehen da große Unterschiede. Zumindest, was die klassische 1. Phase der Rockmusik angeht. Wie es in den Stilen der Folgezeit damit aussieht ist Gegenstand weitergehender Untersuchungen hier im thread. Pop und Rockmusik (mal abgesehen von den 80er Jahren) ist hauptsächlich Gitarrenmusik, also finden wir hier auch die typischen Gitarrentonarten sehr häufig. Allerdings auch hier: unterschiedlich!
Die Popmusik bevorzugt G-Dur und E-moll, wenn das dem Sänger allerdings nicht gefällt (Stimmlage) wird meist mit dem Kapodaster transponiert (sehr häufig) Trotzdem bleiben die typischen Gitarrenvoicings erhalten. Und man kann deshalb sagen G-Dur ist die typische Poptonart. Im Rock sieht das anders aus. Hier sind die am weitesten verbreiteten Tonarten E-Dur und A-Dur.
Modes spielen in der Pop/Rockmusik eine große Rolle. Inwieweit ein Songschreiber sie theoretisch erarbeitet hat bevor er sie benutzt ist glaube ich sehr unterschiedlich. Ich denke eine Grundregel ist: Je besser ein Musiker hört und imstande ist seine Klangvorstellung auf das Instrument zu übertragen, desto weniger Gedanken muss er sich um die Theorie machen. Es gibt Kinder die eine gehörte Melodie ohne Schwierigkeiten sofort am Instrument spielen können. Ich hatte mal so einen Schüler. Ich hab erst nach Jahren rausgekriegt das der nie Noten lesen gelernt hat, sondern die Stücke die ich ihm im Unterricht vorgespielt hatte sofort auswendig gelernt hat!
So funktioniert denke ich auch die Weitergabe bestimmter Elemente wie Riffs und Akkordfolgen in der Rockmusik. Man hört sich seine Lieblingsmusiker immer wieder an und eignet sich deren Ideen durch raushören an. Diese kombiniert man dann mit seinen eigenen Ideen und entwickelt auf diese Weise eine Tonsprache weiter. Die Theoretiker schauen sich die entstandene Tonsprache im Nachhinein an und stellen dann fest: a ha, so und so wurde komponiert. Es mag natürlich sein, das es auch genau andersherum läuft. George Harrison wusste sehr genau was er da spielt und konnte das sicher auch theoretisch erklären. Mit Sicherheit kennen alle Rockgitarristen die Mollpentatonik sehr genau und wissen auch garantiert wo jede geile Bluenote sitzt. Wenn aber in einem Solo mal die Mollpentatonik verlassen wird und z.B. die typischen Intervalle eines Modes zu hören sind... vielleicht ist das geplant gewesen, vielleicht ist auch nur das Bier umgefallen.... Jedes Solo bis ins winzigste Detail zu studieren und Tonmaterial zu sortieren ist glaube ich nicht "rocktypisch" und der Zufall (gerade in der Livesituation) spielt auch eine Rolle.
Es mgibt natuerlich auch Rockkompositionen, die ganz klar in einem bestimmten Mode stehen. Mir faellt bei "dorisch" zb. sofort Santana ein, bei mixolydisch Beatles und Greatefull Dead bei phrygisch und lokrisch Black Sabbath und Metallica. Inwieweit modales Spiel fuer bestimmte Rockstile praegend ist, ist auch ein ineressantes Thema dieses Threads.

Wie bestimmte Modes in Kompositionen der Pop und Rockmusik als bestimmte nicht diatonische Akkorde die Klangfarbe veraendern, diskutieren wir gerade im Parallelthread "Model Interchange".

Wirf ruhig deine Lieblingsbands in den Topf, wir sind ja gerade in der Brainstorming Phase. Auswählen müssen wir dann später.

Und vielen Dank für das Lob.

schöne Grüße
Hagen
 
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Klassische Phase (Stones, Beatles, Deep Purple, Cream, Led Zeppelin, The Who, Black Sabbath, Jimmi Hendrix)
Progressive Rock (Pink Floyd, King Crimson - 2st Century Schizoid Man, ELP, Genesis, Yes)
Punk (The Stooges, Sex Pistols - Anarchy In The U.K., The Clash, Ramones)
Metal (Metallica, Iron Maiden - The Trooper, Judas Priest, Motörhead)
vielleicht sollte man hier auch Grunge sagen
Grunge ( Neil Young & Crazy Horse, Nirvana - Smells Like Teen Spirit, Pearl Jam, Soundgarden)
Independent / Alternative Rock (Smashing Pumpkins, The Smiths, Sonic Youth, )
Postrock (Mogwai, Godspeed You! Black Emperor)
Cross over (Red hot chilly Peppers).

Also mein guter alter Gitarrenlehrer hat mir anno dazumals auf den Versuch, dass so einzuteilen mal gesagt
"Es gibt genau 3 Gruppen - Klassik, Jazz und Sonstiges"- klingt vielleicht voreingenommen, ist aber die einzige Einteilung (!), die wirklich immer funktioniert - denn egal ob Metal/Rock/Pop/Indie oder auch Mozarts kleine Nachtmusik bauen (sehr vereinfacht gesagt) auf die selben Tonleitern auf. Jazz hat eigene Tonleitern, aber da kenn ich mich nur sehr periphär aus. UNd Sonstiges ist alles von trommelnden Ureinwohnern bis Dijeridoospielenden australischen Geschichtestudenten.

Man siehts ja auch praktisch, man kann zu jeder Band (zumindest könnte ich das zu allen, die ich in der Liste hier besser kenne) mehrere ihrer Lieder nennen, die sowas von gar nicht in diese Einteilung passen.
Oder anderes Beispiel:
Ich spiel das 16tel- Riff aus Iron Maidens "Dance of Death", allerdings durchgehend clean - meine Tante, ein echter Klassikfan (also eine von denen, die definitv zwischen E- und U- Musik unterscheiden) - meint "Endlich spielst du mal ordentliche Musik"....zeigt denk ich ganz gut, wie fließend die Grenzen sind, wenn man Iron Maiden für Klassik hält (ein "echter Klassikfan" verwendet den Begriff "ordentliche Musik" nur für seiner Meinung nach "ernster Musik" - alles andere ist Unterhaltungsmusik).

Soviel Kritik mal zum ANfang aber eigentlich wollt ich mich ja anders einbringen:gruebel:

"Beantrage" folgende Änderungen:
Klassische Phase: Fehlt mMn auf jeden Fall Uriah Heep, Van Halen würd ich ev. auch noch reinnehmen, vor allem Uriah Heep hat auf spätere Metalentwicklungen einen z.T. starken Einfluss gehabt. ABgesehen davon: WO IST QUEEN???? ;D
Progressiv Rock Würd ich Dream Theater mit reinnehmen, geht zwar eher in Richtung Metal, da es aber mMn nicht zielführend ist, "Metal" in dieser Liste in 10 SUbgenres aufzuspalten, ists hier denke ich besser aufgehoben.
Punk: Defniert sich doch mehr übern Inhalt oder? Kenn ich mich selbst nicht so gut aus, drum hier keine Vorschläge
Metal: Würd ich zumindest noch was wie Saxon oder Slayer reinnehmen
Grunge hab ich atm mal keinen Input
INdependent/ ALternativ gehöhrt mMn auf jeden Fall AC/DC rein und auch was wie Tenacious D (und was haltet ihr von THe Doors oder seht ihr die woanders?)


Titel wird schwer (ich denke da wirds schwer, eine goldene Mitte zwischen zuwenig und zuviel zu finden) aber mal n paar Anregungen:
Classic:
H
ey Joe/ Purple Haze/ All over the Watchtower (Hendrix)
Smoke on the Water (zwar schon fast ausgelatscht aber 50% der Menschheit denkt an dieses Lied wenn das Wort "Rock" fällt), Speed King, Child in Time (Deep Purple)
I go Wild/ Out of Tears/ Sparks will Fly/ Love is strong (Stones)
Stairway to Heaven/ Whole Lotta Love (Led Zeppelin)
Who are you/ Wont get fooled again/ Pinball Wizard (The Who)
Paranoid/ Iron Man/ Sabbath bloody Sabbath (Black Sabbath)


EDIT folgt irgendwann sobald ich Zeit hab.

LG
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Theoretiker schauen sich die entstandene Tonsprache im Nachhinein an und stellen dann fest: a ha, so und so wurde komponiert.
Dabei fällt mir die Analogie zur malenden Zunft ein, wo die "Kunstkritiker" hinterher genau wissen, was der Künstler in seinem Bild ausdrücken wollte...

- - - Aktualisiert - - -

Hallo Hagen, ich komme deiner Aufforderung gerne nach und werfe mal ein paar Bands in den Topf, die bisher noch nicht genannt wurden. Bei der Zuordnung zu den verschiedenen Gruppen/Stilen brauche ich aber eure Hilfe. Bin durch mein iTunes gewandert und habe hier und da eine - meiner Meinung nach - fette Rockband gepflückt: Aerosmith, Alan Parsons, All-American Rejects, Aloha from Hell, The Animals, Bad Company, Barclay James Harvest, Bette Midler, Billy Talent, Boston, Bruce Springsteen, Canned Heat, Cheap Trick, David Bowie, Def Leppard, Depeche Mode, The Doors, Duran Duran, ELO (Electric Light Orchestra für die Spätgeborenen), Eurythmics, Falco (auch Deutsch kann rockig sein), Fleetwood Mac, Foreigner, The Free, Fury in the Slaughterhouse, Golden Earring (na, wer kennt die noch???), Good Charlotte, Green Day, Guns 'n Roses, INXS, Jefferson Starship, Jethro Tull, John Mellencamp, Journey, The Killers, Kiss, Lenny Kravitz, Linkin Park, Lynyrd Skynyrd, Maroon 5, Mike & The Mechanics, Nazareth, Patti Smith Group, Peter Frampton, The Police, R.E.M., Rainbow, Roxette, Simple Minds, Slade, Status Quo, Steve Miller Band, Supertramp, Survivor, Ten Years After, Thin Lizzy, Tom Petty & The Heartbreakers, Toto, U2, The White Stripes, Whitesnake, Wishbone Ash, ZZ Top und 3 Doors Down. Damit wären die 100 Bands wohl fast schon voll :) Diese Bands haben alle mindestens einen "Kracher" produziert, der Spuren hinterlassen hat und es Wert wäre, analysiert zu werden. Wenn wir uns mal auf die Bands festgelegt haben, kann ich gerne die Songtitel, die mir so vorschweben, beisteuern. Bin auf eure Reaktionen gespannt.........Grüße, Charly (sorry, irgendwie mag mich der Editor heute nicht, darum gibt's Text nur am Fließband)
 
A
  • Gelöscht von Banjo
  • Grund: Userwunsch, versehentlich nur zitiert
Sofern in diesem Forum auch die Meinung eines ausgewiesenen Nicht- Experten erlaubt ist, hier ein paar sehr rudimentäre Gedanken eines absoluten Amateurs, der aber auch selbst Songs schreibt und gerne schlicht an der Gitarre probiert was klingt.
Ich frage mich in der Tat, ob es besonderer Akkordfolgen bedarf, Rockmusik zu machen. Wenn ich mal betrachte, wie viele Stücke aus den Genres Rock, Reggea, Ska, Punk usw. ja selbst bis zur Volksmusik in den jeweils anderen Genres interpretiert werden, dann scheint es ja weniger an den Akkorden selbst zu liegen, sondern vielmehr am Groove und an der Instrumentalisierung / dem Sound.
Weiter - und das klang ja auch schon an - sind z.B. die Gitarrensoli idR erst dann richtig gut, wenn sie gerade von den normalen Skalen abweichen. Tatsächlich klingt der "falsche" Ton, sofern er nur genügend und konsequent genug wiederholt wird, gerade erst richt gut und macht das Solo unverwechselbar. Ebenso verhält es sich doch mit den Akkordfolgen. Erst wenn zu den erwarteten Folgen der unerwartete Akkord dazukommt, wird es doch erst gut.
Bei den eigenen Stücken fällt mir daneben auf, dass neben A natürlich insbesondere E und insbesondere auch H als Basisakkord genial sind (Dur oder Moll entscheide ich in der Regel in Anlehnung an den Text) weil dann auf der Gitarre die beiden hohen Saiten (H und E) offenstehen gelassen werden können. Klingt eigentlich immer geil!!
H-A-G-A, verschieden akzentuiert und mal zu H-A-G-E-F#-A erweitert klingt doch genial.
Ich widerhole mich: Rock wird daraus immer erst in der Interpretation.
Sorry wenn das für Euch Profis etwas banal war und ggf am Thema vorbei.
Lasst es mich wissen aberbitte lasst mich leben ...

Anawald
 
Herzlich Willkommen Palm Muter

Schoen dass Du auch in die Diskussion einsteigst. Deine Eingangsthese:

"Es gibt genau 3 Gruppen - Klassik, Jazz und Sonstiges"- klingt vielleicht voreingenommen, ist aber die einzige Einteilung (!), die wirklich immer funktioniert

Sorry, aber das ist Quatsch. Die Welt ist gross, sie hat in verschiedenen Musikkulturen unterschiedlichste Stilistiken hervorgebracht, die sich sehr grundlegend voneinander unterscheiden. Diese Musikrichtungen unter "Sonstiges" zu subsummieren und zu behaupten, sie lassen sich alle auf die gleiche Weise erklaeren ist schon ein starkes Stueck. Daueber wuerde ich gerne mal mit Deinem alten Gitarrenlehrer reden...
Um gleich bei unserer Thematik zu bleiben:
Die klassische Rockmusik der British Invasion Bands unterscheidet sich harmonisch grundlegend von der Harmonik des Jazz und der Klassik. Man kann sogar sagen, dass sie dadurch gekennzeichnet ist, dass sie die wichtigsten Grundregeln der klassischen Harmonik ausser Kraft setzt. In welcher Art und Weise das genau passiert, erklaere ich in meinem naechsten laengeren Beitrag. (Bin gerade mit meiner Band auf Tour und hab wenig Zeit.)
Inwieweit die neue Rockharmonik in der Folgezeit wieder veraendert wurde und z.B. die klassische Harmonik doch wieder stilpraegend wird, ist eine spannende Frage, der wir in diesem Thread nachgehen werden. Klassik und Rock sind schon auch miteinander verwandt. Vor allem auf rhythmischer Ebene Vivaldi laesst sich z.B. hervorragend verrocken Youtubed mal David Garret mit seiner Interpretation von Vivaldis Sommer. Auch Paganini ist fuer E-Gitarristen interessant geworden und wenn sie seine Capricen mit verzerrter E-Gitarre spielen, benutzen sie natuerlich auch die klassischen Harmoniefolgen. Das war aber nicht die Sache der alten Bands aus den 60er und 70er Jahren, die den Rock geboren haben!

Deine Vorschlaege fuer die Liste finde ich gut. Koennen wir gerne einarbeiten. Die Liste ist ja sowieso noch nicht komplett, da fehlt noch einiges. Nur weiter mit dem Brainstorming. Welches die bedeutendsten, stilbildenden Kompositionen fuer unsere Analyse sind, koennen wir mit der Zeit klaeren. Ist auch eine spannende Frage, welche Stilistik von wem wann erfunden wurde. Z.B. ist ja fuer die Entwicklung des Heavy Metal Black Sabbath ein wichtiger Startpunkt. Diese Band steht mitten in der Tradition der British Invasion.

Herzlich willkommen auch Anawald
hab blos keine Angst, dass Du zu banal, oder offtopic schreiben würdest. Um die Akkorde die Du nennst in den Griff zu kriegen, solltest Du sie aber mal genauer in einem Taktschema hier posten. Dann kann man wesentlich besser bestimmen wo das Tonale Zentrum liegt. Das ist entscheidend für die Analyse.

Also: Brainstorming ist weiterhin angesagt! Welche Rockkompositionen sind bedeutend? - ueberdauern die Zeit in der sie entstanden?

viele Gruesse von der Autobahn

Hagen
 
Zuletzt bearbeitet:
Die klassische Rockmusik der British Invasion Bands unterscheidet sich harmonisch grundlegend von der Harmonik des Jazz und der Klassik. Man kann sogar sagen, dass sie dadurch gekennzeichnet ist, dass sie die wichtigsten Grundregeln der klassischen Harmonik ausser Kraft setzt. In welcher Art und Weise das genau passiert, erklaere ich in meinem naechsten laengeren Beitrag. (Bin gerade mit meiner Band auf Tour und hab wenig Zeit.)


Da bin ich sehr gespannt. Ich spiele seit fast 30 Jahren Gitarre und glaube, dass ich mich auf meinem Instrument einigermassen gut auskenne. Vieles ist aber auch autodidaktisch erlernt und erarbeitet, da fällt es mir persönlich schwer, den Vergleich z.B. zur Klassik zu wagen.

Ich bin bis jetzt immer davon ausgegangen, dass die Harmonik in der Rockmusik sich gar nicht so grundlegend von anderen Musikstieln unterscheidet. Rockmusik war es für mich immer dann, wenn es wie Rockmusik gespielt wurde.

Ich schau mir z.B. Akkordfolgen bei Van Halen an, sehe überwiegend Dreiklänge (Dur und Moll), selten mal sus-Akkorde. Arrangiert werden die Dreiklänge munter in allen möglichen Umkehrungen. Nichts, was nicht auch im Schlager oder einem Kinderlied vorkommen könnte.

Das was es bei Van Halen ausmacht, ist die Art WIE es gespielt wird. Gitarrensound, Verzerrung, Harmonics etc. auf der Gitarre (naja, wie Eddie eben so spielt). Aber auch beim Schlagzeug: 4/4 Takt, 120er Tempo, nichts, was nicht auch im Schlagerbereich vorkommt. Aber Alex haut eben richtig drauf, Hihat halb offen und dann: Gib´ihm..... Frei nach den Rodgau Monotones: "Was will der Drummer nur mit Paradiddel, das wichtigste ist, man trifft in die Mitte!"

Auch der Bass spielt ja nichts aussergewöhnliches (von den Tönen her), sondern solide, pumpende Achtel. Wurde irgendwo auch schon mal als Dampfhammerbass bezeichnet.

Also nochmal kurz: Für mich (!) war die spezielle Harmonik bisher kein Alleinstellungsmerkmal der Rockmusik.

Ich bin Baujahr 1971, die Beatles-Ära habe ich nicht mitgekriegt. Das, was ich davon später gehört habe, ist: das was die spielten war nicht "Avantgarde", also ganz neu. Neu war die Art, wie sie es spielten.



Ich werde hier also wenig zum Thema beitragen können, aber gerne weiter interessiert mitlesen.
 
Nur mal so eingeworfen: ich finde, dass der "große Bruch" zwischen Hardrock (mit Blues, Beat, Rock auf der einen Seite) und Metal geht.
In einer Diskussion kam der Schluss auf, Hardrock sei stärker tonal, Metal dagegen stärker modal geprägt.
 
Herzlich willkommen Classic-Fan und ThomasT
freut mich, dass ihr zu uns stosst.

Ok, jetzt seit ihr natürlich gespannt, was denn nun der Unterschied in der Harmonik des klassischen Rock im Vergleich zu anderen Stilen ist.

Dazu mal ein erster Input.

Wie im ersten Beitrag angesprochen, gründet die Harmonik in fast allen Musikstilen wie: Klassik (bis 1900), pop, Folk, klassischer Jazz in ihrer einfachen Form auf folgendem Prinzip:

Man nehme eine Tonleiter (z.B. Durtonleiter)

C D E F G A B C

mit den Tönen dieser Tonleiter bildet man von jedem Tonleiterton aus Akkorde, die sg. leitereigenen Akkorde.

C Dm Em F G Am Bo

Diese Akkorde können als Stufenfunktionen beschrieben werden

I IIm IIIm IV V VIm VIIo

Damit hat man ein Resevoir von 7 Akkorden, das ausreicht große Teile der Folklore, Popmusik, Wiener Klassik, einfacher Jazzmusik zu beschreiben.
Die wichtigsten Funktionen waren I IV V.

Welche wichtigen Akkordwechsel in der klassischen Rockmusik kann man damit erfassen?

Wichtig: I-IV, V-IV dieser Wechsel kommt häufig vor
manchmal: I-V dieser ansonsten so häufig vorkommende Wechsel findet sich in der Rockmusik sehr selten.

ansonsten Fehlanzeige. Eine Ausnahme bilden nur die Rockballaden, in denen die Mollparallelen eingesetzt werden.

Die wichtigsten, stilprägenden Akkordwechsel der klassischen Rockmusik können hingegen überhaupt nicht aus der Liste der leitereigenen Akkorde entnommen werden!!

Z.B. I-bVII (erniedrigte 7. Stufe) (z.B E-D)

Dieser Change kann als der "Ur Rockchange" der british Invasion Bands gelten.

Als Geburtsstunde der Rockmusik gilt laut "Rolling Stone"

Satisfaction (Rolling Stones)




Während der 1. Stones US Tournee 1965, träumte Keith Richards des Nachts von einem kleinen Gitarrenriff. Er kroch aus seinem Bett, startete den Kassettenrecorder und nahm die Idee auf .
"you could here 5 seconds of acoustic Guitar, and then me snoring for the next forty minutes" kommentierte er später diese Aufnahme.
Nur kurze Zeit später nannte das Magazin Newsweek dieselbe kleine Sequenz:
"fünf Noten, die die Welt erschütterten".

Was war da los?
Es wurde viel über diesen Welthit, der zu einer Art Archetypus der Rockgeneration wurde geschrieben. Sicherlich traf die im Text ausgedrückte Kritik an der amerikanischen Konsumgesellschaft den Nerv der stärker werdenden Protestbewegung, trugen die im prüden Amerika zensierten sexuellen Anspielungen dazu bei, ein Protestsongimage aufzubauen...
aber Hand aufs Herz, das konnte doch Bob Dylan viel besser!

Vom Text bleibt uns doch eigentlich nur :
"I can't get no satisfaction";

Und diese Zeile, beständig wiederholt, wird den ganzen Song lang immer wieder von diesen ominösen "fünf Noten, die die Welt erschütterten" unterlegt. Was ist dran an diesem Riff, das es fähig war die ganze Welt so in Aufruhr zu versetzen? Warum ist es für die Rockgeschichte so viel bedeutsamer als Millionen andere Rockriffs?

Ist es denn überhaupt wirklich rockig?
Dap daaa dabadaaaa da badab...

Nein! Eigentlich überhaupt nicht, eher leicht beschwingt und unschuldig kommt es daher, auch die Tonfolge ist nicht besonders spannend. Keith hat während seiner langen Karriere ganz andere, viel rockigere, härtere Sachen in seiner legendären Riffschmiede kreiert. Es klingt noch nicht mal besonders typisch für ihn.

Lag es am Gitarrensound?
Keith benutzte für seine Gitarre ein Maestro Fuzz-Tone FZ-1 (hergestellt von Gibson). Dabei handelte es sich um ein Pedal, welches den Klang der E-Gitarre nebelhornähnlich verzerrte. Es war erst wenige Tage zuvor als technologische Innovation des elektrischen Gitarrenspiels auf den Markt gekommen, und er experimentierte damit rum. Der Sound dieses Verzerrers gefiel ihm aber eigentlich gar nicht, und er hat ihn seit her kaum wieder benutzt. Mick Jagger fand den Sound aber genial und er bestand entschieden darauf, dass er zum Einsatz kommt.

Und tatsächlich, der Sound scheint sich wunderbar passend in diesen Song einzufügen.
Dabei klingt er gar nicht wie heutige Verzerrer klingen müssen um einen typischen Rocksound zu kreieren. Für Rockerohren klingt er regelrecht lächerlich, eher wie ein Horn …. ein Saxophon vielleicht.
Was hat aber ein Saxophon in der Rockmusik verloren? In der Musik der Britischen Rockkapelle schlechthin? Trotzdem: es passt alles, niemand sollte ein Jota an dem Song ändern.
Denn: Es ist nämlich eigentlich gar kein typischer Rocksong....

Keith gab selbst später zu, dass das Riff vom Hitsong Dancing in the Street der Soulband
Martha & The Vandellas beeinflusst wurde. Er selbst wollte ihn eigentlich von Bläsern gespielt hören. Wenn man den Song hört, merkt man, dass nicht nur die Tonfolge des Riffs, sondern die Rhythmik, der ganze Drive dieses Soultitels in Satisfaction eingeflossen sind.
Keith hatte den Song wohl auf den langen Autofahrten durch die Staaten oft im Radio gehört und dann in jener Nacht 1965 davon geträumt. Die Stones wollten zunächst sogar den Titel gar nicht in ihr Programm aufnehmen, weil sie dachten jeder hört, dass sie das geklaut haben.
Nur Ein Glück das die GEMA das nicht spitz gekriegt hat.
Was macht Satifaction denn trotzdem zu einem so unverwechselbareren, Original?
Zu einem Song der als die Geburtsstunde des Rock (Rolling Stone) gehandelt wird?

Die Harmonik!

Rhythmus und Melodik der Soulmusik trifft auf die englischste Akkordfolge die man sich denken kann
I-bVII
Das hätte keine Soulband der Welt so geschrieben.

Das war so bahnbrechend und hat die Gemüter bewegt. Die weiße Rockmusik aus England, die mit der aufkommenden Beatlemania anfing die schwarze amerikanische Soulmusik aus dem Ring zu werfen, wurde auf einmal Teil eines neuen, nie gehörten, schwarz-britishen Rocksounds und somit regelrecht völkerverbindend.
Und das scheint mir auch der eigentliche Grund für den ungeheuren Erfolg dieses Songs zu sein.
Der Titel ist der Auftakt zu einer neuen musikalischen Richtung, in der Rock- und Soulelemente verschmelzen. Newsweek schrieb: "fünf Noten, die die Welt erschütterten"

Ich würde sagen:
Ein Song, der Menschen zueinander geführt, und die Popularmusik um eine Spielart reicher gemacht hat.

riff
I / bVII / I / bVII
chorus
I / I / IV / IV /
I / I / IV / IV /
I / V / IV / I /
I / bVII / I / bVII
vers
I / bVII / I / bVII
I / bVII / I / bVII
I / bVII / I / bVII
I / N.C. /
I / bVII / I / bVII


zum Vergleich Dancing in the street



I / I / I / I
I / I / I / I
IV / IV / IV / IV
I / I / I / I

III / III / VIm / VIm
II / II / V / V
 
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So richtig will sich mir die harmonische Revolution der oben genannten Beispiele noch nicht erschließen, wenn ich ehrlich bin.

Wer Lust hat, schaut hier mal rein:

http://www.youtube.com/watch?v=5pidokakU4I

Für mich war das immer der "Beweis", dass die Rockmusik sicher viel Innovatives hervorgebracht hat, aber eher nicht im Bereich der Harmonik....
 
@classic-fan
hm, nun sind wir hier aber nun mal im Harmonielehre Forum und das Thema ist also sinnvollerweise nicht "Rhythmik". Bei I-bVII werden wir auch nicht stehen bleiben, warts mal ab ob sich Dir die Sache nicht doch noch erschliesst. ;-) Und zum 4Chordsong (video) Das ist keine Rockmusik! das ist Popmusik. Mit dieser Akkordfolge wirst Du keinen einzigen klassischen Rocktitel spielen können. Der 4Chord Poploop heisst:
I V VIm IV das sind alles leitereigene Akkorde. Der Witz bei der Rockharmonik ist eben, dass sie mit Akkorden gebildet wird, die im klassischen Sinn eben nicht leitereigen sind!
 
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Für mich war das immer der "Beweis", dass die Rockmusik sicher viel Innovatives hervorgebracht hat, aber eher nicht im Bereich der Harmonik....
Also das ist überhaupt kein "Beweis". Es gibt ebenso viele einfach harmonisch gestrickte klassische Stücke, die man genauso mühelos aneinander reihen könnte. Und es gibt sehr viele Beispiele in der Popmusik, wo es Innovatives im Bereich Harmonik gibt. Es wäre zu einfach die Popmusik auf 4 Akkorde zu reduzieren. Siehe nach bei z.B. Beatles, The Who, Queen, Elvis Costello usw. Und wenn man es wirklich kompliziert haben möchte, braucht man sich nur eine Platte von Frank Zappa zu Gemüte führen ;)

Was ich an diesem Thread nicht verstehe, ist warum versucht wird einen Unterschied zwischen Klassik und Pop heraus zu kristalisieren. Für jedes hier angeführte Beispiel gibt es zig Gegenbeispiele. Es gibt sowohl in der Klassik als auch in der Popmusik "einfache" harmonische Stücke. Z.B. viele Schubertlieder oder Beethoven´s "Elise" (das Hauptthema kommt sogar nur 2 Harmonien aus) usw. In der Popmusik gibt es die entsprechenden Pendants. Das geniale an diesen "einfachen" Stücken ist u.a. ihr Wiedererkennungswert. Man meint sich selbst hinsetzen und komponieren zu können, so simpel hört sich das an. Ist es aber nicht ;)

Die hier angeführten Beispiele (vorallendingen Satisfaction) repräsentieren nicht die harmonischen Strukturen der Popmusik. Satisfaction (um bei diesem Beispiel zu bleiben) ist in seiner Einfachheit genial. Letzendlich ein reduziertes Chuck Berry Riff. (Bestehend nur aus rhythmisierten Quinten, Sexten und Septimen ohne Grundton) Witzig daran ist die Harmonisierung der ganzen Geschichte. Dem ersten Ton (Quinte) des Riffs H wird ein Edur zugeordnet, dem zweiten Ton C# (Sexte) ein Adur zugeordnet. Dadurch "mutiert" das C# zur Terz von Adur. Und schließlich wird dem letzten Ton D (Septime) ein Ddur zugeordnet.
Aber Satisfaction war garantiert nicht die Geburtsstunde des Rock. Das hätte der Rolling Stone gerne so gehabt. Ist aber totaler Quatsch. Es hat vorher schon Stücke mit Riffs gegeben. Z.B. You really got me von The Kinks kam gut 3/4 Jahr früher raus. Der Rolling Stone und "seine" Rolling Stones. Das ist eh so eine sehr spezielle Geschichte ;)

Und das ist für mich das interessante im Vergleich zur Klassik. Weder Lennon/McCartney noch Pete Townshend (der einige sehr harmonisch beeindruckende Stücke geschrieben hat) haben eine musikalische Ausbildung genossen. D.h. sie haben einfach munter intuitiv drauf los komponiert und trotzdem finden sich in ihren Songs ähnliche harmonische Strukturen wie in der Klassik. Allerdings nehmen sie sich auch ihre "Freiheiten" raus. Sehr interessant ist hier z.B. die Akkordfolge des kurzen Intros von Pinball Wizzard von The Who http://www.youtube.com/watch?v=WTQ3co-aQsc
 
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Hallo Mod-Paul, schön dass Du Dich einschaltest.

Aber noch einmal: Hier geht es nicht um Popmusik, es geht um Rockmusik! Natürlich sind die Grenzen fließend. Harmonisch besteht da aber ein großer Unterschied, vor allem wenn man sich die klassische Phase der British invasion anschaut. Die Beatles sind ein gutes Beispiel, sie waren sowohl eine anspruchsvolle Popband und ihre Songs folgen sehr oft klassischer Harmonik. Sie waren aber auch eine Rockband und ihre Rocksongs folgen einer anderen Harmonik. Schau Dir z.B. mal "I'm the walrus" an. Allerdings ist die Harmonik im Rock einfach und ich bin Dir dankbar dass Du darauf hinweist, dass "einfach" nicht mit "simpel" gleichgesetzt werden sollte. Aber das ist nicht der entscheidende Punkt. Der entscheidende Punkt ist: Die Harmonik der klassischen Rockmusik ist anders als alles was zuvor komponiert wurde. Das in der Folgezeit doch wieder klassische Harmonik in die Rockmusik einfloss habe ich schon gesagt, wir wollen das in diesem Thread noch genauer beschreiben. Welcher Song nun als die wirkliche Geburtsstunde der Rockmusik angesehen werden kann ist natürlich letztlich Haarspalterei. "You really got me" ist sicher ein Rocksong und das Riff benutzt eben auch den "Ur Rockchange" I-bVII-I.

Was Du zu Satisfaction schreibst ist mir nicht klar. Der A-Dur Akkord kommt erst im Chorus, Das Riff wird nur mit I-bVII harmonisiert, soweit ich das gehört habe. Natürlich könnte man das C# auch mit einem A-Dur Akkord harmonisieren, wär auch Rocktypisch:
I-IV-bVII . Die bVII ist die wichtigste Klangfarbe dabei, hinzu tritt oft die IV. Sehr selten die ansonsten allgegenwärtige V.
 
Also das ist überhaupt kein "Beweis". Es gibt ebenso viele einfach harmonisch gestrickte klassische Stücke, die man genauso mühelos aneinander reihen könnte. Und es gibt sehr viele Beispiele in der Popmusik, wo es Innovatives im Bereich Harmonik gibt.

Das weiß ich doch, bin da ganz nah bei Dir und habe deshalb den "Beweis" ja auch in Anführungszeichen gesetzt.

Ich hab halt noch nicht erkannt, wo jetzt genau in der Rockmusik der große harmonische Unterschied zu anderen Musikstilen besteht.

Natürlich gibt es sehr markante Riffs (Satisfaction, Smoke on the water etc.), die sich vielleicht nicht mit bis dahin gängigem Harmonieverständnis entzaubern lassen, aber das die ganze Rockmusik nun harmonisch so anders ist als alles bis dahin Gekannte, seh ich persönlich halt nicht so. Dabei musste ich eben an die Jungs aus dem oben geposteten Video denken, auch wenn es da eher um Pop- als um Rockmusik geht.

Vielleicht hatte ich nach den ersten Ankündigungen einfach etwas anderes erwartet.

Z.B. analog zum Blues: Hier findet man drei Dominant-Sept-Akkorde, über die man dann mit einer Moll-Pentatonik improvisiert. DAS wäre für mich z.B. eine Formel, die sich ganz klar von der Klassik abgrenzt. (Ich weiß, ist wieder etwas vereinfacht gesagt).
 
Zitat: Klassik Fan
Z.B. analog zum Blues: Hier findet man drei Dominant-Sept-Akkorde, über die man dann mit einer Moll-Pentatonik improvisiert. DAS wäre für mich z.B. eine Formel, die sich ganz klar von der Klassik abgrenzt. (Ich weiß, ist wieder etwas vereinfacht gesagt).

Damit kommst Du der Sache schon näher. :D Ich würde mich freuen, wenn Du mal offen bleibst und abwartest was ich zum Thema noch alles schreiben werde.

Ich hatte den Change I-bVII als "Ur Rockchange" bezeichnet. Hier ein paar weitere Beispiele:

Whole Lotta Love (Led Zeppelin)
basiert auf dem Song "You Need Love" von Muddy Waters aus dem Jahre 1962 und enthält Zitate aus dem Song "You Need Loving" von den Small Faces aus dem Jahre 1966. Niemand weiß, woher das unvergessliche (Gitarren-)Riff kam, das sich im Song stets wiederholt. John Paul Jones meinte, es sei erstmals als Teil von Dazed and Confused auf einem Bühnenjam entstanden. Robert Plant kommentierte es so: "Egal wo es herkam, es hing alles an diesem Riff". Für Jimmy Page war dieser Song einfach ein simpler Rocksong, bei dem im Mittelteil ein paar elektronische Sounds eingesetzt werden.

Harmonisch besteht der gesammte Titel nur aus:

I - bVII

Die Durakkorde werden hier durch Powerchords ersetzt.



The Who
ist eine der bedeutendsten englischen Rockbands der 1960er- und 1970er-Jahre. Anfangs galt sie als "Radau-Combo", die als Teil der Mod-Bewegung am "harten" Ende der "British Invasion" zu finden war. In ihrer Musik und ihrem Auftreten vertraten die vier Engländer in den ersten Jahren eine im Vergleich zu den Beatles und den Rolling Stones aggressivere Variante der britischen Rockmusik. The Who verfolgten dabei verschiedene Stilrichtungen und gelten z.B. auch als eine britische Variante des amerikanischen Rhythm and Blues. Viele ihrer Songs klingen sehr melodisch und poppig, The Who können damit auch als Vorreiter des Britpop angesehen werden.


My Generation
Die im November 1965 erschienende Single My Generation, wurde zu ihrer originalen Rockhymne, mit der sich die rockbegeisterte Protestgeneration der 60'er identifizierte. Es ist ihr Alltime Hit geblieben. Rolling Stone listet diesen schlichten Song auf Platz 11 der Greatest Songs ever.
Die Akkorde?

I bVII
thats all. ....and who else?

Black Sabbath
ist eine englische Rockband, die als Mitbegründer des Heavy Metal und als prägende Größe des Hard Rocks der frühen 70er Jahre gilt.

Paranoid (1970)
ist nach Meinung vieler Musiker das auf die Entwicklung des Heavy Metals einflussreichste Album überhaupt: Im Gegensatz zum größtenteils noch sehr bluesigen Debütalbum "Black Sabbath" sind die Kompositionen von Paranoid wesentlich rockiger.
Zahlreiche Heavy-Metal-Musiker bezeichnen Black Sabbath als einen ihrer Haupteinflüsse und zollten der Band auf den in den 1990ern erschienen Coveralben N.I.B. und N.I.B. 2 Tribut: Ugly Kid Joe, Bruce Dickinson (Iron Maiden), Megadeth, Faith No More, Sepultura, Pantera, White Zombie, Biohazard, System of a Down und weitere.

Während Songs wie "Iron Man" bedeutend für eine eigenständige Tonsprache des Heavy Metal wurden in dem sie modales Tonmaterial wie phrygisch und lokrisch verwenden, liefert uns der Titelsong Paranoid den Ur-Rock Change

I - bVII mehr ist auch für diesen Song nicht nötig.

Cocaine

wurde 1976 von JJ Cale geschrieben, viele kennen den Song auch in der Coverversion von Eric Clapton. Er ist ein All Time Standard im Rockrepertoir.
Das Gitarrenriff, der den ganzen Song wie ein roter Faden durchzieht, besteht wieder aus I-bVII!
 
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