brummfreie P90 im HB Format

  • Ersteller shreed´s
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Düsenberg PH 90.
 
P90=single coil=brummt, egal in welchem Format (Soapbar, Dogear, Humbucker usw.)
 
Geheimtip: Lindy Fralin Twangmaster. Sind bzw. waren bei mir in einer Guild Bluesbird verbaut. Es handelt sich, technisch gesehen, um Humbucker, sind also brummfrei, aber liefern den überzeugendsten P90 Ton, den man sich vorstellen kann. Habe sie dann zwar durch Humbucker ersetzt, hatte aber nur mit meinen eigenen Vorlieben zu tun.

Beschreibung findet man hier.
 
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Hi,

Fralin bietet im HB-Format gleich mehrere Varianten an:

- Der P-92 hat ähnlich wie der Duesenberg PH-90 zwei Spulen, aber pro Saite nur einen Abnahmepunkt. Fralin beschreibt den Sound mit "zwischen SC und P-90".

- Der "Hum-Cancelling P-90" im HB-Format soll einem P-90 am nächsten kommen. Ich habe ihn noch nicht selbst spielen können, aber er wird als fetter und mittiger beschrieben.

- Den Twangmaster sehe ich klanglich eher in der Nähe einer fetten Strat-Variante.

- Der Bluesbucker sieht wie ein gewöhnlicher HB aus. Er wird zwar nicht als P-90-ähnlich vermarktet, soll aber einen SC-ähnlichen Sound ohne Brummen liefern. Eine Spule sei zu diesem Zweck stärker magnetisiert als die andere. Dass Dimarzio sich das bieten lässt, verwundert mich allerdings ein wenig. Denn nicht nur das Prinzip scheint gleich zu sein, sondern es wurde sogar der Name kopiert...

Der Dimarzio Bluesbucker hat ebenfalls eine (nahezu) Dummy-Spule. Wahrscheinlich wird in beiden Fällen einfach eine spezielle Legierung für die Studs benutzt, die vom Barrenmagneten nicht magnetisiert wird. Hier wird in der Werbung dann auch die Nähe zum P-90 herausgestellt. Die ist schon etwas zu verspüren, wobei er fast noch "schmatziger" klingt. Ich selber spiele ihn sehr gerne. Gerade in Kombination mit etwas heißeren StegPUs ist er für mich einer der besten HalsPUs überhaupt, weil er auch bei viel Gain sehr transparent bleibt. Da hat er dem P-90 sogar was voraus, mal abgesehen von der Brummfreiheit. Der Gesamteindruck ist ganz klar mehr "fetter Einspuler" als HB-ähnlich. Wenn man den direkten Vergleich mit einem P-90 (welchem Exemplar eigentlich...?) mal beiseite lässt und ihn als eigenständigen PU betrachtet, wird man ihm vielleicht eher gerecht. Man kann ihn auch splitten (klingt etwas nach fetter Strat, aber brummt) und parallel schalten (klingt fast ein bisschen nach Strat-Zwischenposition). Nicht zuletzt ist das Preis-/Leistungsverhältnis auf diesem Gebiet konkurrenzlos.

Gruß, bagotrix
 
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Der Kupferdraht selbst ist natürlich eh nicht zu magnetisieren, da hast Du recht.

Lollar meint mit "coil" aber den ganzen Aufbau, also Spulenkörper, Wicklung und Spulenkern. In der Elektrotechnik steht die Funktion innerhalb der Schaltung im Vordergrund, sodass dort auch mit dem deutschen Begriff idR das gesamte Bauteil gemeint ist. Für den Sonderfall einer "hohlen" Spule ohne metallischen Kern gibt es deshalb eine eigene Bezeichnung, die wird dann als Luftspule bezeichnet.

Bei einem PU hat ein kaum oder gar nicht magnetisierbarer Spulenkern zur Folge, dass diese Spule kaum Output bringt. Im Zusammenhang mit der SC-Simulation ist das ja auch beabsichtigt.

Gruß, bagotrix
 
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Geheimtip: Lindy Fralin Twangmaster.
Danke für den Tipp, die interessieren mich sehr!
- Den Twangmaster sehe ich klanglich eher in der Nähe einer fetten Strat-Variante.
Mal ne generelle Frage zum Twangmaster, da ich aus der Beschreibung von der Herstellerseite nicht ganz schlau werde.
Es handelt sich bei diesen PUs ja offensichtlich um das sogenannte Split-Coil-System. Sehe ich das nun richtig, dass es sich bei den Twangmasters jetzt aus rein technischer Sicht um Humbucker (nur halt "ohne Hum") handelt, oder sind sie eine Art P90s, also quasi Single Coils?
Ich denke ein ähnlicher PU wäre ja z.B. der Duesenberg HSC Single Twin?

Und noch eins, spielt bei dieser Art von PUs (Split-Coil) eigentlich die Einbaurichtung eine Rolle?
 
Ein solcher "Split Coil" funktioniert weniger wie ein HB, sondern mehr wie ein Precision-Bass-PU. Jede Saite wird also nur an einem Punkt magnetisiert, im Gegensatz zum HB, der das über die zwei Reihen Polepieces bzw. Schrauben jeweils an zwei Stellen tut. Das Signal wird letztlich zum Teil von der einen, zum anderen Teil von einer zweiten Spule abgenommen und dann durch Serienschaltung addiert. Beim P-Bass sind schon die Spulen so kurz, dass sie nur unter jeweils 2 der 4 Saiten liegen.

Die Spulen bei Fralin haben dagegen wohl die volle Länge wie bei einem HB (sonst hätte man sehr wenig Draht und viel Hohlraum), sodass der Teil ohne Polepieces/Schrauben schon auch noch etwas Signal aufnimmt. Das tritt aber stark zurück. In sofern ist der Duesenberg-Ansatz mit zwei schrägen Spulen aber tatsächlich noch ein etwas konsequenterer "Split Coil", da so unter jeder Saite jeweils nicht nur ein einziges Polepiece liegt, sondern auch nur eine Spule. Würde mich allerdings sehr interessieren, ob die Spulen dabei eine spezielle Form haben, um auch die Ecken möglichst weit auszufüllen:gruebel:.

Die Einbaurichtung spielt jedenfalls keine Rolle, da beide Varianten in sich drehsymmetrisch aufgebaut sind. Verdrehst Du sie um 180°, ist die Ausrichtung im Verhältnis zu den Saiten immer noch die gleiche. Einen Preci-PU kann man ja auch nur deswegen andersrum einbauen (wie bei Sandberg und Warwick), weil er aus zwei getrennten SCs besteht.

Beim Dimarzio Bluesbucker (oder dem gleichnamigen Boutique-Plagiat;)) liegen die aktiven Pole alle in einer Spule, die andere trägt dafür über ihre ganze Breite kaum etwas zur Abnahme bei. Hier macht es in der Tat einen gewissen Unterschied, ob man diese näher am Hals oder stegseitig platziert.

Technisch gesehen sind alle diese PUs im weitesten Sinne Humbucker (wörtl. "Brummunterdrücker").

Kleiner Exkurs:

Das HB-Prinzip basiert auf zwei Spulen mit gegensätzlicher Wicklung (also Out Of Phase) und gegensätzlich gepolten Magneten. Beide Spulen fangen jeweils alles auf, Signal und Störgeräusche. Die Störgeräusche werden weitgehend ausgelöscht, weil sie in beide Spulen fast identisch einstrahlen, aber durch die unterschiedlichen Spulenwicklungen zueinander um 180° phasenverschoben werden. Das Signal kommt dagegen in den beiden Spulen bereits mit unterschiedlicher Phasenlage an, eben durch die jeweils umgedreht gepolten Magnete. Auch das Signal wird nun durch die beiden Spulen phasenverschoben "zusammengemischt", also nochmals in der Phase verdreht. Dadurch sind beide Signalanteile aber wieder in Phase und addieren sich, statt sich gegenseitig auszulöschen.

Der Begriff "Single Coil" heißt zwar wörtlich nur "Einzelspule" und betrifft insofern auch P-90s, allerdings wird er bei den Beschreibungen der Hersteller und in Foren meist mit "Fender-Bauweise" gleichgestellt. Also eine Spule, in der dann einzelne Stabmagnete stecken, die zugleich die Polepieces sind. Ein P-90 hat dagegen einen ähnlichen Aufbau wie ein HB, nämlich Schrauben oder feste Polepieces aus Stahl. Die sind von sich aus nicht magnetisch, sondern müssen erst von einem oder mehreren unter der Spule liegenden Magneten magnetisiert werden.

Das hat natürlich Auswirkungen auf die Gestalt des Magnetfelds und damit den Sound. Und deshalb ist zB das Gegenstück zum Twangmaster tatsächlich eher der Duesenberg HSC Single Twin (beide eher in die Fender-Richtung gehend), zum Fralin P-92 dagegen der PH90 Single Twin (eher in der Richtung P-90). Letzteres aber auch immer ein bisschen schlanker als das Original, einfach weil nicht so viel Platz für Drahtwicklungen vorhanden ist wie bei einem echten P-90.

Gruß, bagotrix
 
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Danke Bagotrix, für deine wirklich tolle und ausführliche Beschreibung! :great:
 
Weil ich nun zufällig einen Duesenberg PH90, allerdings für die Bridge-Position, bei mir habe, habe ich für mich einen kleinen Vergleichstest gemacht. Zwei P90 konnte ich hierfür auftreiben.
Ich spiele gerne P90, auch live. Manchmal fand ich das Brummen schon etwas störend, wenn auch nicht sonderlich schlimm. Daher habe ich es nun mit dem PH90 versucht.

Wenn es euch interessieren sollte, ich habe vorhin nachträglich ein kleines Video draus gemacht:



Fünfmal ungefähr dasselbe gespielt auf fünf recht verschiedenen Klampfen. Pro Klampfe eine knappe Minute.
Nicht viel nachgedacht, einfach losgespielt.
Das ist natürlich in keinster Weise wissenschaftlich, aber dafür recht praxisnah.
Ich meine, da schneidet der PH90 ganz gut ab. Für den Halspickup könnte wohl ähnliches gelten.

Zusammengesammelt standen mir hier zur Verfügung:

- billige telecaster aus der 100-Euro-Klasse (sozusagen als klangliche Referenz :engel:)
- Gibson Les Paul Studio mit original P90
- Gibson Les Paul Studio mit Duesenberg PH90
- Reverend Warhawk 390
- Cort 7 string mit einem Seymour Duncan Bridge Pickup (das andere Ende der Referenzkette)

Der PH90 soll mal woanders eingebaut werden, es war hier ein Experiment.
Wer sich über den Schalter an der Paula wundert: Ja, ich habe die Elektronik ziemlich umgebaut ...

Grüße am Jahresende vom

Omnimusicus
 
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für mich nicht nur optisch ein Versuch alte WideRange HB nachzubauen
Und die MiM & SD WideRanger auch.
Ein original WideRange mit drei CuNiFe-Rods und drei Schrauben pro Spule klingt aber nicht wie ein P-90, sondern wie ein brummfreier Fender Single Coil ohne Klinelingeling.





 
Zuletzt bearbeitet:
Für Bagotix sind es eher fette Strat PUs, für mich nicht nur optisch ein Versuch alte WideRange HB nachzubauen :D.

Okay, wir befinden uns da auch schon in einem Feld, wo zumindest für den Zuhörer die Ähnlichkeiten wohl schon die Unterschiede überwiegen.

Aus meiner Sicht ist der Wider Range HB insofern aber nochmal ein anderes Wesen, als jede Saite an zwei Stellen magnetisiert wird. Er ist also ein "echter" HB, und kein Splitcoil. Man sieht zwar nur insgesamt 6 Polschrauben (die beim Original selbst aktive Magnete waren), aber es waren tatsächlich 12 Magnete. Jede Spule hatte noch drei weitere, die von unten in die anderen 3 Gewinde der Spule eingeschraubt wurden. Ich finde, man hört das auch, der Ton gehört zwar eher ins Fender- als ins Gibson-Territorium, aber die Töne haben etwas besonders fettes, schmatziges in den Höhen, das man bei einem Splitcoil eher nicht findet.

Gruß, bagotrix
 
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Ich hatte in meiner LP Special die P100, die klangen zahm und lahm, kein Vergleich zu den VIP90 die jetzt drin sind. Wenn man den P90 Sound will, muss man mit dem Brumm leben, wobei ich bisher noch nie wirklich Probleme damit hatte.

Aber vielleicht könnten die Barfuss P-33 Split-Bucker was für dich sein

Hi Deltablues, hast Du den P33 selbst? Erfahrungen? - Würde mich sehr interessieren...
LG Cod Dooley
 
Nein, ich kenne die P33 nicht aus eigener Erfahrung, aber die Pupsen von David Barfuss sind sehr gut. Wenn er sagt das die wie gute P90 tönen, dann nehme ich es ihm ab. Vielleicht nimmst Du mal mit David Kontakt auf?
 
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Ich habe mir einen Split Coil P-90 selbst gewickelt, und es ist absoluter P-90-Sound - aber brumfrei. Der Split Coil hat bei weitem nicht so viel Output wie ein Soapbar mit 10.000 Wicklungen. Aber er hat mehr Output als ein vergleichbarer P-90 im Humbucker-Format. Hier ein Vergleich:



Ich spiele P-90er immer angecrunched, deswegen ein Vergleich in zerre...
 
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Nein, ich kenne die P33 nicht aus eigener Erfahrung, aber die Pupsen von David Barfuss sind sehr gut. Wenn er sagt das die wie gute P90 tönen, dann nehme ich es ihm ab. Vielleicht nimmst Du mal mit David Kontakt auf?

Danke! Kenne ihn auch, und war bisher immer sehr zufrieden :)
Interessiere mich halt immer für verschiedene Einschätzungen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ich habe mir einen Split Coil P-90 selbst gewickelt, und es ist absoluter P-90-Sound - aber brumfrei. Der Split Coil hat bei weitem nicht so viel Output wie ein Soapbar mit 10.000 Wicklungen. Aber er hat mehr Output als ein vergleichbarer P-90 im Humbucker-Format. Hier ein Vergleich:..

Super, danke. Interessantes Video :)
Klingt gut, der splitcoil
 
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