Castelfidardo – Artikel der NY Times

[Musikerclaus]

Hallo,

am 2. 7. 2011 erschien in der New York Times (!) ein Artikel über Vergangenheit, Gegenwart und Aussichten der Akkordeonindustrie in Castelfidardo. Ich finde es ganz interessant, wie das von jenseits des Großen Teichs betrachtet wird. Der Artikel ist naturgemäß in Englisch, aber ich denke, die meisten werden sich da wohl durchfinden.

Gruß Claus

http://www.accordions.com/index/squ/archives/1107/NYTimes_01July2011.pdf

 

[Piano-Gregor]

Sehr interessant, der Artikel. Auch interessant der Aspekt, dass China nicht nur als Gefahr gesehen wird, sondern auch als Markt. Aber die Idee klingt einleuchtend: wenn viele Chinesen Akkordeon spielen, wird es einige geben, die mal so richtig gut werden und dann ein Spitzeninstrument haben wollen. Das kommt dann natürlich aus Castelfidardo

Gregor

 

[Klangbutter]

Hey Leute,

wollte mich nur mal für die wertvollen Tipps bedanken. Bin seit heute in Castelfidardo und habe gleich alles gefunden, was ihr so empfohlen habt. Hotel Parco und einige Akkordeonbetriebe.

Hier habe ich auch just Frank Marocco im Hotel wieder getroffen wat ne Freude ... und wir haben ein bischen gequatscht. Morgen können wir vielleicht noch jammen, weil wir (meine Frau und ich) gerade ein Akkordeon hier abholen und er morgen ein Konzert gibt.
Zum Akkordeon stelle ich bald noch ein paar Fragen.

Was uns heute beschäftigt hat: Wie kommt es, dass hier so viele Betriebe gibt? Das wurde sicher schon behandelt, aber ich finde es gerade nicht...

liebe Grüße aus dem hitzigen Castelfidardo
Schön!

 

[Ippenstein]

Hallo Uwe,

das ist wie im Musikwinkel. Es haben sich dort entweder die Betriebe über die Jahrzehnte angesammelt oder sind aus anderen Betrieben herausgewachsen. Da es schon sehr früh auch Zulieferer gegeben hatte, war es für die Firmen praktisch, in der Nähe der Zulieferer zu siedeln, um so Kosten zu sparen und schnelle Kommunikations- und Lieferwege zu garantieren. So entstanden die Ballungszentren. Den Verkauf/Export erledigten die Großkaufmänner und Handelskontoren und die hatten ihre Märkte.

Viele Grüße

Andreas

 

[sobby]

Hallo Klanbutter,

um bei Ippenstein anzuschließen, im Klingenthaler Raum gab es in der "Blütezeit" zwischen den 2 Weltkriegen, kaum ein Haus, in dem nicht Akkordeons, Zubehör gefertigt wurde, bzw. in Heimarbeit Zulieferungen für die Akkordeonproduktion der Großen erbracht wurden. Ca. 100 akkordeon- bzw. harmonikabauende Unternehmen, die eigene Instrumente auf den Markt brachten waren hier ansässig. Dazu die Zulieferer.
Bis zum Treffen!
Gruß Sobby

 

[accordion]

Die spezialisierte und verteilte Produktion in vielen kleineren und mittleren Betrieben ist sicher typisch für Castelfidardo, ebenso wie in anderen Gebieten, in denen Akkordeone hergestellt wurden. Hohner arbeitete auch lange mit Heimwerker und Zulieferer zusammen, bis sie alle Konkurrenten aufkauften und dann eine industrielle Produktion im grossen Stil in Trossingen aufbauten.

In Castelfidardo kommt noch die Nähe des Hafens von Ancona hinzu, der die Migration und den Export begünstigt. Auffallend viele Akkordeonbauer (Excelsior, Iorio, Petosa, Giulietti usw.) in Amerika haben italienische Wurzeln und haben ihren Ursprung in der Gegend. Das begünstigte den Export von italienischen Instrumenten nach Amerika und die Auslagerung der Fertigung von Amerika nach Italien nach dem 2. Wk.

 

[WilliamBasie]

das ist doch auch in anderen Branchen so, hier in meiner Nähe ist z.B. ein "Nest" von Metall-Stanz-Werkzeug-Bauern, irgendeiner hat damit angefangen, irgendwelche klugen Köpfe davon haben sich selbständig gemacht, das wiederum hat die Zulieferer auf den Plan gerufen, in den letzten 50 Jahren hat das zu einer Konzentrierung dieser hochspeziellen Werkzeugart auf höchstens 20km Radius geführt.
Einst erbitterte Konkurenten, haben sich viel hoch spezialisiert und arbeiten so ergänzend wieder zusammen.