Charakteristische Akkorde oder Stufen einer Kirchentonleiter

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Hallo zusammen,

ich versuche mich langsam den Kirchentonleitern zu nähern. Soweit ich u.A. verstanden habe, reicht es (i.d.R.) nicht aus eine bestimmte Kirchentonleiter in der Melodie alleine zu spielen, sondern auch die Akkordfolgen
sollten den Modi tonal unterstützen.

Nun frage ich mich, ob es bestimmte Kadenzen gibt, die eine bestimmte Kirchentonart gut charakterisieren.
Wenn ich z.B. ein Stück in H-Lokrisch spielen möchte, dann ist die Tonika H-verm., Subdominante e-Moll und Dominate F-Dur. Allerdings klingt das nicht besonders toll. Klar - ist lokrisch. Das klingt eh schräg.
Aber auch G-Mixolydisch mit G-Dur (T), C-Dur (SD) und d-moll (D) klingt eher seltsam.
Wohingehen C-Ionisch mit C-Dur, F-Dur und G-Dur ganz okay ist.

Gibt es da bestimmte "Regeln" für das Finden von Akkordfolgen in einer bestimmten Kirchentonart, oder reicht es aus, ausreichend oft das tonale Zentrum (Tonika) anzuspielen?

Danke für die Hilfe!
Grüße
Sarek
 
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Kirchentonarten bzw. Modes, wie ich lieber sage, haben einen doppelten Bezug, modal und funktionsharmonisch.
Die heute so beliebte Betrachtungsweise in der Rockmusik meint Modes oft eher als Akkordskalen denn "modal".
Akkordskalen kommen aus der Betrachtungsweise der Harmonik des Jazz (bzw. der Popularmusik) des bekannten Berklee College of Music in Boston.
Es ist zunächst nichts anderes als eine Verständigungsmöglichkeit unter Musikern, ohne dass eine Aufnahme oder Noten gebraucht werden.
Also zunächst nur Bezeichnungen für eine bestimmte Skalenkonstruktion, damit die Töne gut zu bestimmten Harmonien passen.

Es gibt aber auch das, worum es dir hier mehr zu gehen scheint.
Bekannte Beispiele für die Verwendung von Modes findest Du hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Mixolydian_mode#Popular
http://en.wikipedia.org/wiki/Dorian_mode#Popular
Mir fallen noch z.B. Thriller von Michael Jackson oder Scarborough Fair zu dorisch ein
oder z.B. All Blues von Miles Davis zu mixolydisch.

Lokrisch ist ein Fall für sich, das würde ich erstmal zurückstellen.

Dein "mixolydisches" Beispiel klingt möglicherweise "eher seltsam", weil Du der Dominante mit Dm (D, F, A,) statt D7 (D, F#, A, C) die Wirkung nimmst. Es kann halt schwierig werden, einen Mode und eine funktionsharmonische Akkordfolge zugleich haben zu wollen.
Wenn Du Gitarrist bist, ist vielleicht folgendes Heft für dich interessant:
Jim Ferguson, All Blues Soloing for Jazz Guitar. Darin werden die Major Modes konsequent an Hand des Blues durchexerziert, mit teilweise erstaunlichen Hörerlebnissen.

Der erste Schritt bei Akkordfolgen ist meistens der, sich die Tonart anzuschauen und eine "home scale" zu finden. Man würde bei einem Turnaround Cj7 Am7 Dm7 G7 meistens davon sprechen, dass die Akkord alle zu C Dur gehören und mit der C Dur Skala darüber gespielt werden kann. Als Akkordskalen würde man daher die Modes von C Dur, also C ionisch, A äoilsch, D dorisch und G mixolydisch wählen, wenn man das so will.
Ich übe das auch so, genau wie Akkordbrechungen und das An- sowie Umspielen von Akkordtönen.
Aber eine Soloidee würde ich nicht so isoliert über vier Akkordskalen denken wollen.
Eine Mischung von Akkordtonbezügen, Skalenausschnitten der "home scale" wirkt da nicht so konstruiert und oft genug ist Pentatonik eine gute Wahl.
Die Berücksichtigung von Akkordskalen finde ich dann wichtig, wenn Akkorde nicht aus der vorherrschenden Tonart sind, sondern woanders her kommen.

Gruß Claus
 
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Claus hat ja schon einiges zu Deiner Frage gesagt.

Gibt es da bestimmte "Regeln" für das Finden von Akkordfolgen in einer bestimmten Kirchentonart, oder reicht es aus, ausreichend oft das tonale Zentrum (Tonika) anzuspielen?

Die Regeln lauten:
1.) Suche den charakteristischen Ton des gewünschten Modes.
2.) Alle skaleneigenen Akkorde dieses Modes die diesen Ton als Akkordton (1, 3, 5, 7) beinhalten sind zum kadenzieren geeignet.
3.) Akkorde mit Tritonus sind zu vermeiden, da sie vom tonalen Zentrum wegführen.
4.) Tonika kann nur die I Stufe sein. Es gibt im Modalen keinen Tonikastellvertreter.
5.) Die Tonika MUSS immer auf den stabilsten Takt fallen und von längerer Dauer sein als die kadenzierenden Akkorde.




PS

Charakteristische Töne der Modi:

Dorisch = 6
Phrygisch = b2
Lydisch = #4
Mixo = b7

Wie es in Aeolisch und Ionisch aussieht sollte bekannt sein.
Lokrisch kommt wegen seiner Instabilität als eigenständiger Modus nicht in Frage.
 
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Versuch die Dur-Tonleiter und die anderen 6 Modi als Umkehrungen der Dur-Tonleiter zu sehen. Eine Umkehrung, will immer als ihre Grundform erkannt werden. Wie bei Akkorden, so auch bei Tonleitern. Davon ausgehend, musst du es vermeiden harmonische Wendungen einzubringen, die darauf schließen lassen, dass man sich eigentlich in einer Umkehrung der Dur-Tonleiter befindet. Du musst das von dir gewählte Tonale Zentrum festigen. Beispielsweise spielst du, wie von dir schon als Beispiel gegeben, in G-Mixo.: Dabei musst du unbedingt die Akkordfolge "G -> C" meiden weil das Ohr dann umgehend "C" als tonales Zentrum erkennen will. Noch deutlicher wäre gar "G7 -> C" Darüber hinaus kannst du innerhalb eines Modus das tonale Zentrum festigen, in dem du eine künstliche Dominante spielst. D-moll ist in G-mixo die natürliche, leitereigene moll-dominante. Allerdings hat diese keine wirkliche Dominanz und festigt G als Zentrum nicht. Daher kannst du einfach aus D-moll ein D-dur machen (temporäres F# im Tonmaterial) oder gar D7 benutzen und ganz deutliche Ansagen zu machen. Prinzipiell das gleiche wie in Mollstücken. Dort wird stets eine eine künstliche Dur-Dominante verwendet (E -> Am) und zwar aus exakt den gleichen Gründen. ---------------- Übrigens: die charakteristischen Töne eines Modus sind die, die sie von ihren "normalen" Kollegen trennen. Dorisch = Moll mit großer Sexte Phrygisch = Moll mit kleiner Sekunde Lydisch = Dur mit übermäßiger Quarte Mixo. = Dur mit kleiner Septime Betone diese Unterschiede und der Charakter wird durchkommen.
 
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Versuch die Dur-Tonleiter und die anderen 6 Modi als Umkehrungen der Dur-Tonleiter zu sehen.
Eine Umkehrung, will immer als ihre Grundform erkannt werden. Wie bei Akkorden, so auch bei Tonleitern.

Bei diesem Tip bin ich auf die Antwort des TE gespannt.
Ich habe ihn jedenfalls so verstanden, dass er sich auf die unterschiedliche modale Eigenart konzentrieren will und Hinweise zur Harmonisierung sucht.

Eine rein diatonisch/funktionsharmonische Deutung steht diesem Ziel meines Erachtens aber entgegen.

Gruß Claus
 
Mod-Anmerkung: Komplettzitat gelöscht. Bitte beachten: Sinnvolles Quoting, benutzen der Zitat-Funktion

Naja ich hatte noch nicht alles fertig formuliert, als ich angefangen habe zu schreiben. :D
Letzten Endes geht es in meinem Post aber darum, eben das zu erreichen wonach der TE gefragt hat.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
vielleicht passt es ja hier ganz gut:

ich möchte über einen Eb-moll Akkord (glaube ich) einen kruzen Basslauf spielen. Das Stück ist in G-moll und der nächste Akkord "löst" dann auch gleich zum G auf. Ich würde gerne bis zur Oktave des Eb "hochspielen", da das rhytmisch sehr gut passt.

Welche Skala über das Eb beinhaltet denn jetzt nochmal die selben Töne wie G-Moll? (also g Aeolisch?)

gibt es da (nicht zu umfangreiche!) Literatur im Web? (ich habe nicht allzu viel Zeit, da ich dieses "Fill-In" bereits am Samstag live nutzen möchte!

Grüße!
 
Welche Skala über das Eb beinhaltet denn jetzt nochmal die selben Töne wie G-Moll? (also g Aeolisch?

Eb Moll enthält die Akkord Töne Eb Gb Bb.
Du willst von da aus zum G von G Moll kommen?
Der einfachste Lauf im 4/4 Takt wären Viertelnoten mit chromatischer Annäherung, Akkordtöne sind auf der ersten und dritten Zählzeit:
Grundton Eb, hoch zum B (dt. H), Quinte Bb, Mollterz Gb und zugleich chromatische Annäherung zum G im nächsten Takt. Die Bassline würde dann natürlich weitergeführt.
6g75-jk-3328.jpg


"Hochspielen bis zum Eb" und weiter zum G stelle ich mir nicht so spannend vor, aber Du kannst ja deine Lösung aufschreiben oder mit einem Soundcloud-Link einstellen.
6g75-ji-2468.jpg


Wenn schon vom Bass viele Töne kommen sollen, dann würde ich über Eb moll nach G eher so etwas spielen:
6g75-jl-109a.jpg




Pinzipiell vergleichst Du die Noten der Tonleitern, bis es passt.
Z.B. hier gibt es eine tonnenschwere Sammlung von Skalen als pdf:
http://www.saxopedia.com/wp-content/uploads/2014/06/The-Scale-Omnibus-1.02.zip
Quelle:http://www.saxopedia.com/the-scale-omnibus/

Wenn Du die Aufgabe eher über Durchblick angehen möchtest, wirst Du z.B. hier fündig:
http://musicians-place.de/

Ich könnte mir gut vorstellen, dass Du ein Eb Dur statt Eb Moll hast und dann hätte das Eb Dur durch seine Dur Terz mit G Moll schon einmal das G gemeinsam und die Sache sieht schon anders aus. Ein Blick auf die Skalen, von denen Du dann ausgehst bzw. wo Du hinwillst:
G äolisch: _._G .A..Bb C D Eb F G
Eb Dur ab G: G Ab Bb C D Eb F G
(Originalform: Eb F G Ab Bb C D Eb)

Der Unterschied ist nur das Ab, dieser vierte Ton in Eb Dur müsste einen Halbton erhöht sein.
Welche Skala enthält einen erhöhten vierten Ton?
Eb lydisch: Eb F G A Bb C D Eb


Hier gibt es ein Online-Spielzeug, um Skalen mit bis zu 9 Tönen konstruieren zu können:
http://www.scales-chords.com/scalefinder.php

Es findet bei Eingabe der Töne von G äolisch ohne weiteres die Lösung "D#/Eb lydian"
http://www.scales-chords.com/fscale...rn9=&normal=1&greek=1&c1=&t1=&c2=&t2=&c3=&t3=

Gruß Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
Super, vielen Dank!



EDITH:

habe jetzt mal fix was aufgenommen

war ein "Blindflug" (ohne Amp gespielt) und daher wohl (auch vom Timing) nicht sonderlich gut gespielt, verdeutlicht aber wohl in etwa, was ich vorhabe

(nicht irritieren lassen, wenns schief/doppelt klingt: In der Originalaufnahme ist ne andere Bassspur, die ich nur mittels EQ etwas bereinigt habe!)

ich würde das im Zweifelsfall sogar so lassen, oder klingt das gar zu grausig?

https://soundcloud.com/madmusician/lydian-bassline-bwm
 
Zuletzt bearbeitet:
Yep, gefällt mir :great:

Gruß Claus
 
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