Aber genau das ist ja das interessante:
Ein Randy Hansen z.B. braucht gar nicht das originale Equipment, um wie Hendrix zu klingen. Der spielt eben einfach so. Ich habe ihn '92 mal mit meiner Band supported, daher weiß ich das.
Er verwendet zwar ähnliches Equipment, aber das ist auch mehr für sein Gefühl und die Nuancen.
Also: Wenn Du so spielst, wie Dein Idol, dann klingst Du auch ohne das gleiche Equipment so. Und wenn Du nicht so spielst nützt auch das ganze Geraffel nix.
Als ich mir vor 1 1/2 Jahren das AxeFX zulegte, waren ein paar Gitarristen hier und haben es mal angetestet. Gleiche Gitarre/Equipment/Preset -> völlig verschiedene Sound, nur durch den Gitarristen:
Unterschiedliche Verzerrungstextur, andere Frequenzfärbung. Der eine klingt holzig, mittig, der andere metallisch schneidend, der nächste dumpf. Der eine Zerrt harmonisch, beim anderen klingt es trashig, der letzte cruncht nur. Alles bei gleicher Gitarre und gleichem Preset!!!
Ich fand das sehr aufschlussreich.
Jo, aber das ist nichts anderes als ich sagte. Wenn die von dir benannten Gitarristen exakt gleich spielen würden, wäre alles andere als ein identischer Klang physikalisch nicht möglich. So ungern Gitarristen das hören, aber das unterliegt eben auch den Naturgesetzen.
Man kann mit vergleichbarem Equipment sehr nah ans Original - wenn man eben identisch spielt. Ein Axe FX bearbeitet das Signal einfach immer gleich, die Codes dadrin wissen nicht "oh, das ist der Jörg, da klinge ich mal betont bei 400Hz". Die arbeiten immer exakt gleich. Jede andere Behauptung ist purer Blödsinn. Dadrin sitzt kein Gandalf im Signalweg.
Und wenn jemand eben deine Art zu spielen zu 100% imitieren kann (wobei glaube ich 80% für deutliches Wiedererkennen ausreichen), dann wir der auch genauso klingen. Aber es spielt eben kaum jemand gleich. Ich spiele extrem fette Saiten und dicke Pleks. Wenn du mir eine Gitarre mit 10-46er oder diese Schwabbel9-42er in die Hand drückst, könnte ich darauf die ersten 5 Minuten nicht vernünftig spielen. Und danach wäre meine Intonation weit weg von dir, der du das gewohnt bist, ebenso, wenn du meine Gitarren nehmen würdest. Andere streicheln ihre Saiten nur und bei denen klingt das auch dementsprechend. Ich hole durch dicke Stainless Steel Saiten mit meiner Art zu spielen ein anderes Signal aus meiner Gitarre, als du es tun würdest. Aber so oder so macht der Amp eben dasselbe damit. Und wenn ich mir deine Plekhaltung, Fingerhaltung, Griffstärke, Anschlagsstärke usw usw abschauen würde, könnte ich mit immer höherer Genauigkeit deinen Stil erarbeiten. Ist aber Quark, ich will ja meinen eigenen Stil.
Und das Equipment ist dabei eben auch nur ein Mittel zum Zweck. Keiner bekommt den urtypischen Rectifier-Klang (mit Mesa 4x12 und SM57) aus nem Vox AC30 mit Royer-ribbon-Mic. Der VOX lässt auch nicht dieselbe Interaktion zu, wie es der Rectifier tut. Er reagiert eben komplett anders, was auch den Spielstil beeinflusst und somit ein Teil der Tonformung ist. Klar klingt Gitarrist X nach Gitarrist X an jedem Amp. Und trotzdem klingt das unterschiedlich, weil eben der Sound eines Rectifiers was anderes ist als der eines Plexis, eines AC30, Hiwatts...etc.
Daher wie gesagt: Unterscheiden zwischen Sound und Tone