den Balg begreifen

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Ich habe vorgestern endlich mal den Film "Accordion Tribe" gesehen, und das Zitat von
Maria Kalaniemi darin, das balgseele auch erwähnt, geht mir nicht aus dem Kopf: "Wenn du den Balg nicht wirklich begriffen hast, kannst du es total vergessen." Sie sagt sinngemäß, sie verschmilzt mit dem Akkordeon und atmet quasi durch das Instrument.

Mir erscheint das als der Schlüssel zum wirklich guten Spiel, zum Spiel, das nicht nur beim Spieler, sondern auch bei den Zuhörern unter die Haut geht (sofern die Musikauswahl das zulässt). Wie akrobatisch dann die Finger sich bewegen, das ist meiner Meinung nach vollkommen zweitrangig für die Wirkung eines Stückes.

Dass man den Balg nicht beliebig führen darf, dass man Melodiebögen beachten muss, Balgstopps einbauen und den Balgwechsel unhörbar durchführen sollte, das ist mir alles klar, und danach versuche ich mich auch zu richten. Aber selbst in den Passagen, in denen mir das halbwegs gelingt, bin ich nicht wirklich zufrieden - wahrscheinlich, weil mir das Spiel da wie (mehr oder weniger) gut angewendete Spieltechnik erscheint, aber die Seele (sic!) fehlt, anders gesagt: Es wirkt nicht organisch, Musik, Akko und ich sind nicht eins. Hm, versteht ihr, was ich meine?

Das ist das Problem. Und ich suche nach der Lösung: Wie lernt man, beim Spielen quasi durch das Akkordeon zu atmen (wenn ich Maria Kalaniemi richtig verstanden habe)? Habt ihr da Erfahrungen? Wie kann man das lernen? Bewusst atmen beim Spielen und den Balg entsprechend führen??? Ich würde mich freuen mal ein paar Tipps zu bekommen zu Übungen, mit denen man sich mal anfangen kann dem Verständnis des Balgs zu nähern.

Liebe Grüße
Elena72
 
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Moin Elena72,
es ist ein Prozess, den man bewusst und unbewusst durchlebt. So habe ich (und ich mache das heute noch) einfach nur den Balg fuehren sollen - auf und zu
und einfach nur hinhoeren bzw mich dieser Taetigkeit koerperlich und seelich "ergeben". Tiefenentspannung.
An einigen Tagen, in einigen Situationn, mit einigen Registern und eingen vielen anderen Punkten ist es ein Zusammenspiel. In den meisten Faellen bin ich vom Balg und vom Akkordeon sehr weit entfernt: ich hier unten und das Akkordeon in den Sternen: unerreichbar. Vorallen, wenn noch andere Augen und Ohren, auch nur potentielle hinzukommen, wird die Kluft groesser und unueberwindlich. Darum bin ich lieber gern alleins :-]

Was ich vergessen hatte: an Tagen, an denen die Entfernung besonders gross ist, hilft es mir, einfach auf nur den Balg-auf-zu zurueckzukommen und mich zusammeln.
 
Zuletzt bearbeitet:
Deine Frage versteh ich sehr gut - ich bin daran auch schon des öfteren verzweifelt! Da klappt ein Stück schon mal ganz ordentlich, also halbwegs fehlerfrei und entspannt. Man achtet auf Melodiebögen usw. und trotzdem ist es nichtssagend und seelenlos... :bang:

Es gibt aber manchmal beim Spielen so lichte Momente, da ist es anders:
Bei mir ist es erst mal grundsätzlich wichtig, dass sich dieses Stück schon ins Rückenmark reingespielt hat, also von selbst läuft ohne viel Gehirnkapazitäten zu beschlagnahmen. Und dann brauche ich ne innere Ruhe und Muse, mich auf die eigentliche Musik einzulassen und hinzugeben (hm, das hört sich jetzt ziemlich geschwollen an :redface:). Nur geht das ja nicht so einfach auf Knopfdruck. Meine Lehrerin sagt mir regelmäßig, dass ich Geschichten erzählen soll beim Spielen - klappt im Unterricht eigentlich nicht wirklich :rolleyes: - aber ich versuch dies im stillen Kämmerchen immer wieder umzusetzen und so langsam verknüpfen sich meine inneren Bilder mit dem Spiel an sich - und dann wirds ab und zu so, dass Musik rauskommt...
 
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..., weil mir das Spiel da wie (mehr oder weniger) gut angewendete Spieltechnik erscheint, aber die Seele (sic!) fehlt, anders gesagt: Es wirkt nicht organisch, Musik, Akko und ich sind nicht eins. Hm, versteht ihr, was ich meine?

Das ist das Problem. Und ich suche nach der Lösung: Wie lernt man, beim Spielen quasi durch das Akkordeon zu atmen (wenn ich Maria Kalaniemi richtig verstanden habe)? Habt ihr da Erfahrungen? Wie kann man das lernen? Bewusst atmen beim Spielen und den Balg entsprechend führen???...

Maria Kalaniemi sprich da ganz gelassen einen ganz großen, wichtigen Punkt des Akkordeonspiels an - Das Akorrdeon lebt von und mit der Balgarbeit.

... das erkennen ist der eine Punkt ... das Umsetzten, ist aber einganz anderer und erheblich schwerer. Aber es lohnt sich, denn mit guter Balgarbeit gewinnen selbst die einfachsten Phrasen enorm.

Tja wie kann man das üben... schwierige Frage - an der knoble ich auch schon seit Jahren rum und probiere ständig mich da zu verbessern.

Bis zur Meisterschaft ist es ein weiter Weg - aber es gibt ein paar einfache grundsätzlcihe Dinge, die einen schon sehr viel weiter brignen, wenn man sich deren Bewusst ist.

zum einen:

Die Melodie hat einen Melodiebogen - einen Klangffluss. Der sollte nicht gestört werden, zumindest nicht unbewusst. Und um den herauszubekommen, kann man im zweifelsfall die Melodie einfach mal singen und sich selber zuhören. Wann wird die Melodie lauter, wann nimmt sie ab, wo setze ich mit der Stimme Zäsuren, wann lasse ich die Melodie abebben, wo hat die Phrase ihren Höhepunkt... Und das dann versuchen auf das Akkordeon zu übertragen.

Das geht sicher nicht auf einmal.

Da vielleicht einfach mal üben, innerhalb einer Zeile des Stücks von ganz leise beginnend kontinuierlich lauter werden und dann wieder konstant leiser werden, bis der Ton verebbt, ohne dass man die Taste loslässt. Ist am Anfang ungewohnt und nicht jedes Akkordeon lässt sich da gleich bedienen. Deshalb sollte man das mit SEINEM Instrument üben.
Genauso geht es mit kuzen Betonungen - auch hier üben, dass man die nicht einfach "losbellt", sondern dass auch hier der Ton anschwillt und wieder abklingt - auch wenns kurz ist.

- iss erstmal gar nicht so leicht, wenn es gleichmäßig sein soll. Vor allem wird für viele ungewohnt sein, die Taste zu drücken und den Balg erstmal so zu halten, dass noch kein Ton erklingt und der Ton erst durch die Balgbewegung entsteht.


zum anderen:

Die bewusste Gleichmäßigkeit ist überhaupt ein wichtiger Punkt.

Z.B. beim Bassspiel - da hört man häufig, dass mit dem Bassknopf auch gleichzeitig etwas am Balg gezogen wird. Als Resultat erklingt dann eine Melodie, die durch den Bass manchmal regelrecht zerrupft wird.

Einfache Übung hierzu: raus aus dem Handriemen. Den Balg des Akkordeons einfach aufgehen zulassen, wie er durch das Spielen entsteht und von außen die Bassknöpfe zu drücken, ohne das Bassgehäuse zu führen oder zu ziehen. Das solange wiederholen, bis man den Klang hört und dann versuchen das gleiche wieder zu machen, mit der Hand im Handriemen drin.
Das wichtige hierbei ist, dass man sich bewusst wird, mit gleicher Kraft zu ziehen und zu drücken und es übt, die Bassknöpfe so zu drücken, ohne gleichzeitig mit dem Arm mehr zu ziehen.

Im Grunde ist es sogar so: Die Bassknöpfe werden mit der Hand gespielt und der Balg mit dem Arm gezogen. Und die beiden Bewegungsabläufe muss man lernen unabhängg zu bedienen. ... Iss gar nicht einfach. Passiert einem immer wieder. Das muss ich auch immer wieder mal bewusst üben, wenn sich das im Eifer des Geschehens wieder einschleicht.

Das heißt aber nun nicht, dass man einfach den Balg laufen lassen soll und dann dazu die Knöpfe drückt - im Gegenteil: Der Balg soll zu jedem Zeitpunkt aktiv bedient und gehalten werden. Der Arm soll zu jedem Zeitpunkt den Balg aktiv dirigieren... oder auch aktiv ruhen lassen. Das ist ein ziemlich schwerer Punkt (zumindest rückblickend aus meiner Sicht), denn den meisten ist dies nicht bewusst, wenn sie spielen.


Mir wurde dies auch erst richtig bewusst, als ich anfing Klassik zu spielen - und hierzu verwende ich ein Instrument, das zwar vom gleichen Typ ist wie mein "normales", aber anders ist in der Bedienung. Das Melodiebassinstrument ist hier in der Beziehung eine regelrechte Diva. Wenn man auf dem Instrument einfach "mal so" losspielt, dann klingt die auch einfach "bloß so". Erst als ich gelernt habe, dass ich dem Instrument mit dem Arm genaue Anweisungen geben muss, was es zu tun hat, erst ab da konnte ich das Instrument so zum Klingen bringen, wie man es von dem Instrument erwartet.

Drum ein gaaaaanz wichtiger Punkt ist m.E. den Balg muss man zu jedem Zeitpunkt aktiv und bewusst führen. Und das ist vermutlich erstmal die größte Herausforderung sich das anzugewöhnen und gleichzeitig locker zu bleiben, ohne zu verkrampfen.

... Aber dann! Dann, wenn man das schafft, dann hat man den Diskant , den Bass UND den Balg um Musik zu machen!

Also an die Instrumente, fertig, los!:)

Gruß, maxito
 
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Bist Du ein intuitiver oder ein rationaler Mensch? Solche Zitate klingen immer gut, aber ob diese Information wirklich hilft, hängt vom Typ ab.

Auf jeden Fall ist es eine eigene Erfahrung, die Du besonders mit sehr einfacher Musik (eine kurze einstimmige Phrase) selbst machen musst.

1. Nimm Dir doch mal ihr Thädet Thaivahalla und spiele diese Flötenmelodie einmal wie Max schreibt
(technische Anleitung): nur mit Balgfall, einfach nur die Noten im portato.
(intuitive Anleitung): denke dabei "grau", "gerade", oder einfach nur "tot", nicht bewegen, Emotionen verstecken.

2. Spiel sie nochmal,
(technische Anleitung): nimm die Hand in den Riemen, zieh die einzelnen Viertel etwas auf, spiel die Melodie oben etwas lauter als unten (um die Anstrengung beim Singen nachzuemfinden), die beiden Halben lässt Du ausklingen. In der Mitte der Phrase unterbrichst Du den Fluss, um ein Luftholen zu simulieren. Alles legato, auch Tonwiederholungen so dicht wie nur möglich.
(intuitive Anleitung): eine Flöte spielt auf einer Wiese in der Dämmerung, die Sterne blitzen einer nach dem anderen auf, die Flötenspielerin ist warmherzig, bewegt sich mit jedem Ton. Ein Feuer knistert und ein alter weiser Mann singt beim zweiten mal mit brummiger Stimme dazu.
Du gerätst in den Bann der Musik, starrst fasziniert in den Himmel oder in die lodernden Flammen, während Dir die Stimme und die Flöte ein strömendes Gedicht vorsäuseln, bei dem Du wie eine dritte Person mit machst...

Die Atmung ist natürlich sehr wichtig, Einatmen beim Balgwechsel und auch zwischen den Phrasen.
Das wichtigste ist aber mentale Stärke und Konzentration, die nicht unbedingt rational ist, sondern etwas mit Wohlfühlen und Einfühlen zu tun hat. Das kennt jeder - über ein Thema zu reden, das einem nichts bedeutet und unangenehm ist - schwierig. Vor fremden Leuten die es auch nicht interessiert und mit nem Sprachfehler ... undenkbar!
Aber über sein Lieblingsthema vor Freunden zu reden, die Dein Interesse teilen - null Problem - Du blühst auf.
 
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Es ist auch eine Stilfrage.
Frank Marocco hat den Balg ganz gewiss nicht unprofessionell eingesetzt, aber bei weitem nicht so vordergründig.
Sie schwankt bei ihrem Spiel tatsächlich sehr auf und ab, ich würde es als "blumig" bezeichnen. Sie zeichnet die Linien sehr gesanglich nach - immerhin singt sie ja auch oft.
Es ist bestimmt auch ein Versuch wert, die Melodie mal für den eigenen Geschmack angemessen aber auch mal übertrieben ausdrucksstark zu singen um zu finden was da eigentlich passiert und dieses Gefundene dann nachspielen oder mitspielen. (ohne Begleitung)
Wenn Dich das dann selbst überzeugt, versuchst Du die Begleitung wieder einzubauen - was schwierig genug ist, weil es einfach stört. ;) Dann mußt Du Kompromisse finden, damit die gewünschte Blumigkeit in der Melodie trotz Begleitung erhalten bleibt. Dazu ist Zuhören sehr wichtig! (die außen stehende Person)

Hm. lange Rede -- ich glaube ich lass es lieber, man müßte Dich hören, sonst führt das zu nix.
 
1. Nimm Dir doch mal ihr Thädet Thaivahalla und spiele diese Flötenmelodie einmal wie Max schreibt
(technische Anleitung): nur mit Balgfall, einfach nur die Noten im portato.
(intuitive Anleitung): denke dabei "grau", "gerade", oder einfach nur "tot", nicht bewegen, Emotionen verstecken.

Was ist das für eine Melodie? Habe ich noch nie gehört, Klangbutter?

LG

Toni
 
Hallo,

ich finde, hier werden sich bezüglich Spieltechnik oft zu viele unnütze Gedanken gemacht. Mag sein, dass ich das als jemand, der seit 30 Jahren das Akkordeon bedient, nicht mehr so eng sehe, aber anstatt hier viel Gehirnschmalz in abgehobene theoretische Gedanken zu verschwenden, halte ich es eher mit Franz Beckenbauer: "Geht's raus und spielt's [...]" ;).
 
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Ja Wil, darüber läßt sich schwer schreiben.
Ist aber mit der Beschreibung technischer Geräte auch nicht viel besser.

darccord: Gib doch mal Thädet Thaivahalla in Youtube ein.
 
Ganz Klar:

am Besten ist spielen, spielen und nochmals spielen.

Aber manchmal will man halt einfach wissen, woran es liegt, dass andere eine Melodie spielen können, dass einem die Knie weich werden und wenn man selber spielt, klingts wie holzhacken. Es sind die vielen kleinen Kniffe, auf die man selber manchmal nicht ohne weiteres kommt, die aber dann die Wirkung ausmachen.

Da hab ich selber ja relativ viel Glück, in dem ich zwei Lehrer hatte, die mir die Unterschiede im Detail recht gut zeigen konnten, so dass ich wenigestens weiß, woran ich drehen muss, damit s so klingt, wie gewollt. Und man hört es auch immer wieder auf den Teffen - es gibt Stücke, die spielen viele - aber es gibt welche, bei denen klingt das Stück einfach deutlich viel besser, ohne dass einem erstmal bewusst wird warum .... und wenn man dann auch "weiter draußen" wohnt, dann sind gute Lehrer auch dünner gestreut und dann kan ich den Wunsch schon verstehen, das man wissen möchte, das man denn selber machen kann.

Gruß, maxito
 
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Hallo,

ich finde, hier werden sich bezüglich Spieltechnik oft zu viele unnütze Gedanken gemacht.
Ich glaube, darüber kann man sich gar nicht genug Gedanken machen. Aber wie Klangbutter schon sagt: nur schriftlich ist das kaum möglich, gerade auch was Balgarbeit angeht. Das Führen des Balges muss ähnlich unabhängig geschehen wie die Atemstütze bei Sängern und Bläsern. Erst dann entsteht ein spannungsreicher, tragender Klang. Das haben in der Tat viele Akkordeonisten nicht verstanden. Ohne guten Lehrer wird man da auch selten weiter kommen.
 
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Offen gestanden kam mir der gleiche Gedanke.

Also, ich bin nicht so gut im Spielen, aber auch keine Anfängerin. Ich benötige einige Zeit, um ein Stück fließend zu spielen. Immer wieder muß ich mir -für mich- knifflige Stelle vorknöpfen: Wo ist mein Fehler? Fingersatz? Wie kann ich mir an dieser Stelle das Leben erleichtern? Das können Baßsprünge sein, das kann der Rhytmus sein oder reine Technik: Trillern und andere Verzierungen klappen nicht so.

Nach einem Jahr, wenn ich das Lied - neben anderem Repertoire - spiele, geht die Post ab: Dann bin ich am Abrocken :m_git1: und die Betonung über den Baß kommt von ganz alleine.

Ich weiß nicht, einige Dinge kommen auch ganz von alleine...und zwar aus dem Herzen; ich glaube, vieles kann man auch nicht erlernen.

Toni
 
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....Ich weiß nicht, einige Dinge kommen auch ganz von alleine...und zwar aus dem Herzen; ich glaube, vieles kann man auch nicht erlernen.

Toni

Das möchte ich unterstreichen !!! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass manchmal auch "nicht üben" hilft - also das konsequente "zur Seite legen" eines Stückes, das man dann am besten für einige Wochen vergisst und sich auf etwas anderes konzentriert. Mir geht es häufig so, dass dann etwas später, wenn ich das Stück wieder anspiele alles auf einmal ganz easy geht, man auch gar nicht mehr über spezifische Probleme die man ursprünglich hatte nachdenkt... Kennt Ihr das auch?

Gruß, Jochen
 
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Jawohl, das setzt aber eine Übephase voraus. Von ganz allein geht es nicht, nur im Wechsel
bewußt - unbewußt.
 
es ist wie beim atmen wehrend du sprichst oder singst, denkst du dabei an dein atmen ? ( z.B. "jetzt , wenn ich --dieses- Wort ausgesprochen hab , hole ich Luft " ) ich denke mal nicht..., genau so ist es beim musizieren, auch mit Akkordeon :)
Wenn du aufhörst an das " technische" zu denken , dann fängst du das Gefühl und ausdrucksvolle musizieren an.

du hast bestimmt auch mal erlebt, das kleine Kinder mitten im Wort Luft holen , später hohlen sie die Luft nur noch mitten im Satz, und irgend wann sprechen die gefühlvoll und ununterbrochen , ohne nachzudenken .... warum wohl ?

Analysiere deine Musikstucke in der Anfang s Phase, und wenn du das "technische" hinter dir hast- dann spiel es einfach, führe die Melodie so wie du es fühlst, und nicht so wie es vorgeschrieben ist.

Grüße,

Brevis.
 
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ich würde Dir raten, nimm Dir mal eine ganz einfach Melodie (z.B. ein Kinderlied) und spiele sie nicht, sondern singe sie. Und höre Dir beim Singen zu. Dann nimm das Instrument und spiele sie (nur rechte Hand) und höre Dir beim Spielen zu. Und versuche, so zu spielen, wie Du gesungen hast. Und dann erst versuche zu analysieren, was Du beim Singen wie beim Spielen wie gemacht hast. Wo liegen die Unterschiede, die Gemeinsamkeiten. Ist es Dir gelungen, beim Spielen mit dem Instrument zu Singen? Jetzt spiele das Lied noch einmal. Und höre Dir wieder zu. Hat sich Dein Spiel verändert? Wenn ja, zum besseren oder zum schlechteren?
Meiner Meinung nach ist es das A und O, sich beim Spielen zuzuhören. Und nein, ich praktiziere es auch nicht immer. Und diese Übung mit Singen und Spielen habe ich mir gerade eben überlegt und (noch) nicht selbst durchgeführt ...
 
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Vielen Dank für die vielen Tipps in so kurzer Zeit!
Ich kann davon von fast allem was gebrauchen, zum Teil bestätigt ihr mir, was ich selbst denke (die Stimmung muss stimmen: sich einlassen können auf die Musik; Musik muss irgendwie von einem selbst durchdrungen werden: die "Geschichte" im Stück muss mit der Musik dargestellt werden). Da war der Tipp mit dem Singen vorab hilfreich, danke!

Mir hat auch der Ansatz gefallen, den maxito vorschlägt: mal die Hand aus der Schlaufe nehmen. Ich glaube, man lernt so das bewusstere Führen des Balgs. Die Finger auf den Knöpfen lenken da sicher oft ab. Man muss sich wohl bewusst werden, dass da mehrere Sachen ablaufen: linker Arm führt Balg, linke Finger drücken Knöpfe. Beides links unabhängig voneinander, denn der Balg wird passend geführt zu dem, was die rechte Hand spielt. (Also: linker Arm und rechte Hand. Linke Finger kommen später...) Das hab ich dann auch mal ganz bewusst gemacht. (Und auch mal auf den Atem des Balgs gehört, einfach so, wie Meditation - aber da kam mir gleich das Bild von unserer "Klangwolke", dem musikalischen Experiment mit 10 Akkos in Ostfriesland in den Kopf - und prompt war die Meditation dahin...:cool:)
Was mir daran gut gefallen hat: Diese bewusste Simplifizierung, das Sich-Konzentrieren auf die Melodie und wie der Balg die gestalten kann. Ohne Begleitung. Den Anspruch mal bewusst runterschrauben. Dann ist das Ergebnis auch gleich besser. :)

Das ist glaube ich wirklich eine gute Übung: Bewusst nur die Melodie gestalten mit dem Balg. Die Begleitung muss dann irgendwann dazukommen. - In Ermangelung der Noten von Thädet Thaivahalla (ich hab mir das nur mal auf youtube angehört) hab ich ein Stück gewählt, das mir sehr gefällt, das ich mit Leidenschaft singen kann und das ein schönes, stimmungsvolles Bild beschreibt ("Fresenhof" - die Ostfriesland-Fahrer kennen das). Nur rechte Hand. Das klappt schon ganz schön. Aber jetzt verratet mir mal, wie ich das beibehalten soll, wenn die Bässe dazwischenstören... Da geht's dann los. Man will ja nicht immer so simpel bleiben... Jaja, ich weiß, alles auf einmal und sofort geht eben nich...

Wil Riker scheint der intuitive Typ zu sein, der mit der ganzen Theorie nicht viel anfangen kann. Ich kann den theoretischen Tipps sehr viel abgewinnen, weiß aber, dass sie allein mich nie zum Ziel führen. Es muss irgendwann klicken und dann intuitiv laufen. Nur: Vor der Intuition sitzt bei mir der Kopf. Und unendlich viel, wirklich unendlich viel Üben und Probieren. Und da bin ich euch für eure Anregungen dankbar - das probiere ich alles mal aus, bis es hoffentlich mal klickt...

Nur die Sache mit dem Atmen ist mir noch nicht so ganz klar - Klangbutter, wie meinst du das? Du hast doch immer so schöne Übungen zu allem - fällt dir da noch eine zu ein, die ich auch mal probieren könnte?

Liebe Akkoholiker, ich danke euch!

Liebe Grüße
Elena72 :m_akk::m_akk:
 
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Das mit dem Atmen hat mir mein Lehrer mal so erklärt:

Es gibt Phasen, wo man Energie laden möchte und Phasen, wo man Energie rauslaufen lassen möchte. Das ist beim Atmen so, wie beim Akko spielen. Und wenn man mit dem Stück und dem Instrument im Einklang ist, dann stellt sich automatisch die Atmung auch mit darauf ein Stück weit ein.

Ich sollte mal bei einem Stück die Melodie ganz weich ins nichts ausklingen lassen und das klappte einfach nicht. Das Ende wurde einfach immer etwas zu hart. Da hat sich mein Lehrer mich angeschaut und dann nur gemeint. Wie willst du denn den Klang auslaufen lassen, wenn du selber einsaugst? - Atme doch mal gleichzeitig aus!
-> Resultat: Die Sache funktionierte hervorragend.

Das ist vermutlich das, was Klangbutter meinte mit der Atmung.

Wenn man eins ist mit dem Stück, dann geht das sicher ein gutes Stück weit ganz intuitiv und automatisch. Aber manchmal, grade wenn man sich ein neues Stück erarbeiten möchte und an der Stelle steht, wo man das Stück eigentlich kann und beherrscht und nun daraus "richtige Musik" machen möchte, dann kommt es eben immer wieder mal vor, dass es nicht so klappt und man aber nicht unbedingt draufkommt, an was es hakt - dann sind das oft noch Blockaden im Geist, die einen hindern sich im Gleichklang mit dem Stück zu bewegen. Dann hilft es einem (zumindest mir) sehr, wenn mir jemand von außen sagt: mir kommt es so und so vor - probier mal xxx...

Klar das ist nicht alles und passt auch nicht überall und ersetzt auch die Arbeit an und mit mit dem Balg nicht, aber es unterstützt!

Und dann natürklich immer wieder mal rumprobieren, speziell an Schlüsselstellen: Wie klingt das, wenn ich den Balg spanne und dann die Taste drücke, wie klingt es, wenn ich den Ton mit dem drücken der Taste anziehe, wie klingt es, wenn cih die Taste schon vorherd rücke und dann erst mit dem Balg beginne, wie klingt es wenn ich mit dem Loslassen der Taste den Balg stoppe... und und und...möchte ich in dem Melodiebogen diese eine Note betonen ... wie kann ich das machen und wie ist dann die Wirkung.

Das gilt auch für den Bass. Auch wenn das Knöpfe sind, kann man die genauso gefühlvoll bedienen. Portato, stakato, legato... alles möglich. Und man kann auch die Register wechseln und schauen, wie verändert das die Wirkung...

Da stimme ich Monteverdi uneingeschränkt zu: Man kann die Balgarbeit gar nicht wichtig genug nehmen und gar nicht zu viel Zeit darauf verwenden. Das Ergebniss rechtfertigt das immer.

Gruß, maxito
 
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Schau mal hier

ab 65 und besonders ab 82-89 steht ziemlich viel gutes.
Übungen getrennt von der Musik darfst Du von mir nicht erwarten ;).
Aber davon findest Du trotzdem reichlich in der Arbeit.

Bogen und Balg sind sich wirklich sehr ähnlich, mehr noch als "Blasebalg" und Bläser weil man nicht zwangsläufig pusten muß um einen Ton zu erzeugen.

Aber ich finde gut, das die Kalaniemi uns mit ihrem doch etwas snobistischen Spruch auf die Suche schickt.
Pädagogisch wertvoll! :)
 
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Ich habe gerade fast 2 Stunden gespielt. Der Balg ist die Seele unseres Instrumentes, aber der Körper geht mit. Genauso wie man ein Stück empfindet.
Elena, Du hast auf meinem Instrument so schön die "Verliebte Harmonika" gespielt. Dein Körper ging mit und der Balg automatisch. Es war so schön, dass es mir den Rücken runterrieselte. Genauso, wie Roland seine Musik spielte. Habe ich ihm auch gesagt. Man kann stundenlang zuhören, denn hier ist die Seele in der Musik, die man auf keinem anderen Instrument so darstellen kann. Wenn unser Sohn nach Hause kommt, spielt er - egal -ob auf der Morino oder seiner Pigini, wenn er die dabei hat, oder auf meiner Bugari - mit so viel Körpergefühl, dass ich nur genieße. Und vollkommen entspanne. Es ist nicht nur der Balg, sondern auch das eigene Empfinden.
Viele Grüße
Jutta
 
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