Die nächsten Schritte gehen - Hemmschwellen und Unsicherheit überwinden, aber wie?

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UJohn64
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Hallo, ich bin neu im MB und finde es nach einigem Umschauen cool, dass es eine solche Seite gibt. Aber nun zum Thema:
Ich singe schon seit vielen Jahren, zuerst nur in div. Pop- und Gospelchören, teilweise auch Solo. Dann habe ich auch seit einigen Jahren Jazzgesangsunterricht.
Besonders meine letzte Lehrerin hat mich sehr ermutigt mehr daraus zu machen, weil ich eine tolle Stimme hätte und gute Voraussetzungen. Zumal es im Jazz wenig Sänger gibt.
Auf die Nummern, die ich bei den Darbietungen der Gesangsschüler gesungen habe, habe ich jeweils gutes Feedback bekommen. Nicht nur von den Zuhörern, sondern auch von den verschiedenen Gesangslehrern der Musikschule.
Also eigentlich sollte dem Singen in einer Band nichts im Weg stehen.
Nun kommts aber. Musiziere ich mit anderen bin ich unsicher. Es kommen die typischen Dinge mit Lampenfieber, Unsicherheit in der Stimme, falsche Intonation...
Bisher habe ich auf der einen oder anderen Jamsession gesungen. Aber da ist es genau dieses Problem.....und ich bleibe unter dem Level, was ich eigentlich kann. Hinzu kommt noch, dass ich mich dort natürlich nicht so traue auf die Musiker zuzugehen. D. h. es bleibt dann meistens bei wenigen Stücken, die ich singe und das ist dann recht wenig um Sicherheit zu kriegen.
Gerade gestern war so eine Situation. In der Session bin ich spontan in ein Stück, dass ich sehr mag eingestiegen. Der Gesang war dann so lala..... Die anderen Musiker fragten, ob ich anschliessend noch bei My Funny Valentine singe. Ich habe dann sponatn ja gesagt, aber die tonart war etwas zu tief....die Akkustik nicht optimal und na ja, ich habe dann teilweise ziemlich daneben gelegen...aua.....
Ich hätte im Erdboden versinken können. Gegen Ende der Session habe ich dann glücklicherweise noch ein Standard gesungen, den ich im Schlaf kann. Da war die Tonart zwar auch ein bischen tiefer, als mir es am liebsten gewesen wäre. Aber das Stück habe ich dann noch halbwegs passabel gesungen.

Dennoch gibt mir das zu denken. Wie sich schaffe ich es, das wirkliche Niveau, das ich habe auch Live zu bringen? Und dann die zweit Frage, wie finde ich Mitmusiker mit denen ich in einer Band spielen könnte, um mehr Erfahrung zu sammeln?
 
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Hallo UJohn64,
willkommen erstmal an Board. Also ich mach seit über 20 Jahren Livemusik, aber das Lampenfieber ist bei mir auch nie weggegangen. Ich spiele Gitarre. Da kommen dann bei den Gigs die schwitzigen, klebrigen oder kalten Hände. (beides störend). Oder die Hände fangen an zu zittern, ... . Ich denke das kennen alle Musiker.
Nun kenne ich mich im Jazz nicht wirklich aus, aber alle Musiker mit denen ich bisher zu tun hatte gehen sehr vorbereitet in einen Gig. Da wird genau überlegt welche Tonart zu der Stimmlage des Sängers passt. Ansonsten kann es einfach nicht perfekt sein. Auch wenn das bei den Profis oft so spontan aussieht. Glaube mir, das isses nicht. Und wenn es so eine Jamsession ist, wo man einfach mit einsteigt, dann muss es nicht perfekt sein. jedenfalls nicht in meiner Liga :).
 
Dein wirkliches Niveau live abzurufen klappt nur, wenn du es immer wieder probierst. Da du ja von vielen Seiten Lob und Anerkennung erfährst, weißt du das du es kannst. Selbst Profis haben Lampenfieber. Das gehört dazu. Sonst würde es ja auch nichts bedeuten, oder? Wenn du gut vorbereitet bist, kann dir eigentlich nix passieren. Und bei ner Jam-Session kann man sowieso mal daneben liegen, wie willst du sonst Dinge ausprobieren? Ich finde besonders für Sänger und Sängerinnen ist es wichtig, einfach aufs Ganze zu gehen. Also nicht zaghaft anfangen, sondern gleich voll rein. Erstens sieht dann jeder sofort, dass du wirklich willst und du sammelst dadurch noch mehr Selbstvertrauen. Setz deine Vorstellungen von Gesang um, das respektiert jeder Musiker, die machen es ja auch nicht anders mit ihren Parts. Und wenn du seit Jahren Jazzgesangsunterricht hast, kannst du doch bestimmt auch ganz gut improvisieren! Ansonsten: kaltes Wasser beruhigt, natürlich auch kaltes Bier :)
 
Gerade gestern war so eine Situation. In der Session bin ich spontan in ein Stück, dass ich sehr mag eingestiegen. Der Gesang war dann so lala..... Die anderen Musiker fragten, ob ich anschliessend noch bei My Funny Valentine singe. Ich habe dann sponatn ja gesagt, aber die tonart war etwas zu tief....die Akkustik nicht optimal und na ja, ich habe dann teilweise ziemlich daneben gelegen...aua.....
Ich hätte im Erdboden versinken können. Gegen Ende der Session habe ich dann glücklicherweise noch ein Standard gesungen, den ich im Schlaf kann. Da war die Tonart zwar auch ein bischen tiefer, als mir es am liebsten gewesen wäre. Aber das Stück habe ich dann noch halbwegs passabel gesungen.

Und wie waren die Rückmeldungen von außen? Ich habe so das Gefühl, Du bist ein bisserl perfektionistisch, kann das?

Dennoch gibt mir das zu denken. Wie sich schaffe ich es, das wirkliche Niveau, das ich habe auch Live zu bringen? Und dann die zweit Frage, wie finde ich Mitmusiker mit denen ich in einer Band spielen könnte, um mehr Erfahrung zu sammeln?

Üben. Immer wieder auftreten. Du musst live (erst einmal) Abstriche machen, außer Du bist die geborene Rampensau. MItmusiker - auf Jamsessions, Inserate, vielleicht selber eine Band gründen, ... Guck vielleicht mal hier in die Musiker-Suche (rechts ist der link). Und mach Dir nicht so nen Kopf, wenn Du auf einer Jamsession mal danebenliegst. Hey, man muss sich erst auf andere Musiker einschwingen, das geht nicht immer aufs erste Mal. Auch das kann man aber üben, mit der Zeit geht es schneller.

Wenn Du in einer Band spielst, spielst Du Dich wieder zusammen mit den anderen. Das ist klar auch fein, wenn Du es magst. Wenn Du mit vielen anderen Musikern spontan spielen willst, brauchst Du viel Erfahrung. Und die kommt mit - richtig, viel, viel spontan singen. Auf Jamsessions, woanders, wo sich Musiker treffen. Und ned so tierisch ernst nehmen. Perfekt kann man im Studio singen, wo man Zeit hat, tausendmal einzuspielen (theoretisch :D) Live geht einfach der eine oder andere Ton schon mal daneben, vor allem, wenn man die anderen Leut ned so gut kennt. Das passiert aber jedem und so verstehen es die anderen Musiker normalerweise.
 
Wie sich schaffe ich es, das wirkliche Niveau, das ich habe auch Live zu bringen?

Meiner Ansicht nach ist diese Frage falsch gestellt, denn das was du live bringst, ist dein wirkliches Niveau.

Zu Hause im Kämmerchen, in isolierten Proberäumen, in Studios kann jeder ein Top-Sänger sein. Man wurschtelt und bastelt eben so lange daran herum, bis es paßt. Das geht vielen, vielen Musikern so. Zu Hause üben sie das geniale Fill-In, den spektakulären Lauf, den höchsten Ton aller Zeiten - und live wird's zum Rohrkrepierer. Und dann kommt der Denkfehler: "Ich kann's aber doch sonst auch!" Nein. Eben nicht. Wenn ich irgendetwas unter Idealbedingungen geradeso hinbekomme, kann man nicht von "können" sprechen, denn diese Idealbedingungen gibt's eben nur in künstlich herbeigeführten Situationen. Live kann man nicht hundertmal mitten in der Zeile abbrechen und sie neu anfangen bis es stimmt. Live ist die Akustik meist alles andere als optimal. Live macht man selbst - und alle anderen auch - mal einen Fehler. Das ist die wirkliche Situation. Und erst, wenn ich etwas in der Wirklichkeit abrufen kann, dann kann ich es wirklich.

An dieser Stelle werfe ich mal (wieder :rolleyes:) ein paar Zitate in den Raum - sinngemäß, den genauen Wortlaut kuck' ich nicht extra nach...:

"Kann es sein, daß die meisten Musiker durch ihr Üben eher zu besseren Übern als zu besseren Drummern werden?"
"Nur das, was man an seinem schlechtesten Tag unter den schlechtesten Bedingungen und wenn alles schiefgeht abliefert, ist das was man wirklich kann."
"Erst wenn man etwas sehr schnell und sehr langsam, sehr laut und sehr leise spielen kann, dann kann man es wirklich."
(alle drei von Billy Ward, langjähriger Studio- und Liveschlagzeuger, sowie Produzent aus New York - ich glaube, alle stammen aus seinem Buch "Inside Out")

Die meisten machen den Fehler, den Ernstfall nicht mitzuüben. Sie üben die Laborbedingungen und das war's. Und dann wundern sie sich, daß sie es in einer Streßsituation nicht aus dem Ärmel schütteln können. So wie der Gitarrist, der die Wahnsinnsläufe bis zum Umfallen daheim auf der Couch übt, dann auf der Bühne plötzlich herumrennt und die Gitarre um sich herumwirbeln und 10m in die Luft schmeißen will. Wie kann es da nur sein, daß die Performance...naja.....suboptimal....wird?? Ganz einfach: das muß man mitüben! Schlechte Liveakustik muß man üben. Was mach' ich, wenn ich mich plötzlich nicht mehr gut hören kann? Was tu ich bloß, wenn mir live der Stock wegfliegt oder das Plektrum oder eine Saite reißt oder ich husten muß oder aufstoßen oder der Song ein paar Beats schneller gespielt wird oder eine Gitarre verstimmt ist oder das Mikro pfeift oder das Kabel Aussetzer hat oder der Monitor ausfällt oder der Strom ausfällt oder es hereinregnet oder in China ein Fahrrad umfällt....ogottogottogott...ein Fahrrad!!! :eek:

Die Antwort: den Ernstfall üben. Mit Sand im Getriebe üben. Mit anderen zusammen üben. Vor Publikum üben oder was auch immer. Sich selbst aufnehmen, so schnell wie möglich in eine Band gehen. Wer schwimmen will, muß irgendwann ins Wasser. Übrigens ist das auch ein Tipp für Leute, die Vorträge oder Reden halten müssen. Nicht im Jogginganzug auf dem Bett liegend üben! Wer beim Vortrag steht, steht auch beim Üben. Man trägt dieselben Klamotten und stellt den Ernstfall so gut nach wie es eben geht - das Hirn speichert nämlich das ganze Drumherum mit ab!

Das heißt der Schlagzeuger schmeißt beim Üben absichtlich mal nen Stock weg, der Gitarrist montiert sich vorsätzlich eine Saite ab, man spielt absichtlich Songs, die man noch nicht einwandfrei beherrscht, man singt Songs absichtlich zu tief, zu hoch, zu schnell, zu langsam. Man singt den Text von einem Song über einen anderen - oder die Melodie. Man gewöhnt sich daran, immer den kompletten Song zu singen und nicht bei jeder Kleinigkeit sofort aufzuhören und neu anzufangen usw. usw. usw.


Wow, da hab ich mich mal wieder ereifert - ist halt eins meiner Lieblingsthemen :redface:
 
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Also ich seh das anders. Ich hab schon lange die Schnauze voll von schlechten Probe-/Übungsbedingungen. Ich will nicht mehr mit nem schlechten Mikro gegen die Band ansingen und mich selbst nicht vernünftig hören. Wie soll ich da an meinen Gesangslinien vernünftig arbeiten? Je besser ich weiß was ich mache, desto besser komm ich dann mit schlechten Live-Bedingungen zurecht. Nicht das ich nicht schon alle möglichen schlechten Gigs mitgemacht hätte... Da bin ich auch so bestens vorbereitet.
 
Vielen Dank für die verschiedenen Rückmeldungen auf mein Posting. Sie haben mich ermutigt und mir verschiedene Hinweise gegeben....
Ich ziehe für mich daraus folgendes:
1. Mir ein gutes Repertoire an Stücken erarbeiten, die ich drauf habe (Text, Melodielinie usw.) und am besten bei einer Session noch die Noten in der richtigen Tonart dabei.
2.Bei der Session offensiv auf die Musikerkollegen zugehen und sagen, das Stück möchte ich gern singen. Ebenso wie sie ihre Ideen einbringen.
3. Live soviel wie möglich singen, um Praxis zu bekommen. Und da auch zu wissen, das auch mal was schief gehen kann.
(Konkret habe ich gerade entdeckt, dass in einer benachbarten Stadt eine 14-tägige Jazzjamsession stattfindet, die auch noch von einer Sängerin organisiert wird, die ich kenne. Das wird wohl eines meiner Übungsfelder werden!)
4. Nicht zu perfektionistisch zu sein. Live kann es immer wieder Fehler geben. Anders gesagt: Die Fehler sind dazu da, daraus zu lernen!
 
"Nur das, was man an seinem schlechtesten Tag unter den schlechtesten Bedingungen und wenn alles schiefgeht abliefert, ist das was man wirklich kann."

:eek: :weep:

;) guter Spruch, das hau ich mal meinen Freunden um die Ohren wenn ich mal wieder über meine Fehler meckern und sie mal wieder mit "blabla mach dich nicht schlechter als du bist,..." kommen :D


Lg Lyra
 
Meiner Ansicht nach ist diese Frage falsch gestellt, denn das was du live bringst, ist dein wirkliches Niveau.
Das ist richtig, den Rest finde ich etwas... naja. Auch wenn 3 Leute deinen beitrag bewertet haben :D

Ich finde dabei wird etwas vermischt:

Grade das Zitate: "Manche Musiker werden zum besseren Überer als zu besseren Musikern" ist eigentlich für mich in nur ein wenige Fälle zutreffend. Je besser man übt desto besser kann man sein Potential entfalten. Desto mehr Sicherheit hat man. Zumindest suggeriert das Zitat ja, dass man Durch perfektes üben nur noch unter diesen Bedingungen abliefert. "Systematisches Üben" halte ich für DEN unterschätzten Aspekt beim Vorankommen als (live)Musiker. Das gezielte Herauspicken von Problemen wird jeder gute Lehrer mit seinen Schülern machen. Eine Melodei, ein Dynamikverlauf oder was auch immer. Im Endeffekt ist es wichtig diese eine spezielle Problemstelle in den Gesamtkontekt einzubringen. Aber nur durch Extrahieren des Problems und dem Üben in Laborbedingungen kann man sich damit wieder in die freie Wildbahn trauen.

Der Gitarrist der in seinem Kämmerlein sitzt und den ganzen Tag seine Kirchentonarten in atemberaubender Geschwindigkeit spielt, der macht nichts falsch, denn das entknoten seiner Finger kann man unter Laborbedingungen üben. Und Gesangs- und Atemübungen sind auch jeweils unter Laborbedingungen zu machen. So lange bis man es automatisch, auch unter dem Livestress abrufen kann.

Und auf die kann man sich nur unter der künstlichen Bedingung vorbereiten.

Ich widerspreche also Dir nicht wirklich im Grundsatz. Aber ich finde, man kann nicht behaupten, dass viel "Laborbedingungen-Üben" einen nicht weiter bringt. Wenn man nicht unter Livebedingungen Erfahrung sammelt, dann wird man dadurch natürlich ausgebremst. Aber es ist auch die Frage inwiefern wir bei dem anderen Aspekt (Live mit Publikum) wirklich von Üben sprechen können. Vielleicht ist da wirklich "Erfahrung sammeln" der bessere Begriff als "üben".

"Nur das, was man an seinem schlechtesten Tag unter den schlechtesten Bedingungen und wenn alles schiefgeht abliefert, ist das was man wirklich kann."
Das halte ich aber wirklich für Quatsch. Man kann einen Musiker nicht daran messen, wie er spielt/singt wenn er Durchfall und ne kürzlich tote Oma hat.
Sicher, was zählt ist auf dem Platz, aber so drastisch würde ich das niemals unterstreichen.

"Erst wenn man etwas sehr schnell und sehr langsam, sehr laut und sehr leise spielen kann, dann kann man es wirklich."
Das ist schon besser :)
Gilt aber imho nur für Laborbedingungen/Übungen.


Man kann übrigens auch das "Flexibel sein" üben. Unter Laborbedingungen. Etwa Improvisation unter bestem Sound. Songs, die man im Schlaf kann einen Ganzton transponieren, Blattspiel uvm...
 
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Hallo Fastel,

ich glaube du hast Sing-it's Aussagen missgedeutet. Er sagt ja nicht, dass Üben gar nichts bringt. Üben bringt einen natürlich weiter, aber eben nur bis zu einem bestimmten Punkt, ohne den man die folgenden gar nicht erreichen könnte. Insofern widersprechen sich eure Aussagen eigentlich nicht.

Das gezielte Herauspicken von Problemen wird jeder gute Lehrer mit seinen Schülern machen.

Wie soll er das denn machen? Der Lehrer kann keine Live-Situation simulieren (und darum geht es ja hier). Und nicht jeder reagiert in unvorhersehbaren Situationen identisch. Das kann man also weder üben noch lehren. Man kann es nur machen.

Das halte ich aber wirklich für Quatsch. Man kann einen Musiker nicht daran messen, wie er spielt/singt wenn er Durchfall und ne kürzlich tote Oma hat.

Die Aussage ist natürlich polemisch, aber es steckt schon Wahrheit drin. Wenn ich auf ein Konzert gehe, weiß ich nicht und es interessiert mich auch nicht, ob der Musiker Durchfall oder eine jüngste verstorbene Angehörige hat und sein Spiel dadurch schlechter ist. Ich gehe hinterher aus dem Konzert und denke: Naja, so dolle spielt er nicht. Dass er "eigentlich", wenn mal gut drauf ist, auch besser sein kann, ist mir als Konsument und Kartenkäufer in dem Moment ziemlich wumpe. Ich würde kein weiteres Konzert besuchen, um es herauszufinden.
 
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Grade das Zitate: "Manche Musiker werden zum besseren Überer als zu besseren Musikern" ist eigentlich für mich in nur ein wenige Fälle zutreffend.

Sing-it hat das glaube ich anders gemeint als Du es aufgefasst hast.

Es gibt Leute, und davon ziemlich viele, die üben. Und üben. Und üben. Aber wenn sie auf der Bühne stehen, so einmal alle hundert Jahre, weil sie sich ja nicht trauen, bleiben sie weit unter ihren Möglichkeiten. Denn sie üben

a) äußerst ineffektiv und
b) im "Labor".

Es ist leicht, zu singen, wenn man sich gut hört, das Adrenalin niedrig ist, die Umgebung gewohnt ist. Aber wenn die Pumpe geht, weil man aufgeregt ist, man sich nicht hört und überhaupt alles so ungewohnt ist, ist das eine ganz andere Baustelle. Leute, die das nicht auch üben, oder wenn Du willst, da keine Erfahrungen sammeln, werden einfach keine guten "Auftreter" werden. Irgendwann musst Du einfach raus.

Klar, es gibt Leute, die packen das von Anfang an. Es gibt auch Leute, die singen von Haus aus wie a Vogerl. Die haben halt Glück (oder Talent ;) )

Ich glaube nicht, dass sing-it meint, man solle nicht üben. Zuhause. Aber, und da möchte ich ihm zustimmen, er sagt, man solle Auftrittsbedingungen und doofe Situationen nach Möglichkeit mit üben. Das wird man wohl nicht von Anfang an machen. Man soll ja anfangs reduzieren. Hier kommt das "Labor" ins Spiel. Aber irgendwann muss man das Labor zwischendurch verlassen, sonst wird das nix mit der Welt und man bleibt im Elfenbeinturm.
 
Auftrittssituationen üben, ungefähr so?

 
Ich glaube auch, dass beide, also sowohl sing-it wie auch Fastel, im Prinzip recht haben.

@Fastel: bei dir freut es mich aber ganz besonders, dass mal wer fürs Üben eine Lanze bricht :great:

Die Frage die man sich meiner Meinung nach v.a. stellen sollte, ist deshalb einzig: wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen um das stille Übe-Kämmerchen zu verlassen.

Es kann dabei ev. schon mal die Gefahr bestehen, dass man diesen Zeitpunkt verpasst und es dann je länger je schwieriger wird, sich zu trauen. Aber andererseits kann ein zu frühes verlassen des "geschützten Bereichs" auch ganz verheerende Folgen haben. Kann sein, dass bei Contemporary da andere Gesetze gelten, bei uns in der Klassik kann ein zu frühes Rausgehen, dh. wenn man gesanglich einfach noch nicht ganz soweit ist, einen ziemlich aus dem Rennen werfen. Man ist hier darauf angewiesen, bei Dirigenten, Intendanten, Chorleitern, Kantoren etc. gleich beim ersten Auftritt einen guten Eindruck zu hinterlassen, sonst wurde man dort vermutlich das erste und zugleich auch letzte Mal gebucht. Zudem kann sich ein missglückter Auftritt herum sprechen, so dass es auch anderswo schwierig wird und die Konkurrenz ist ohnehin gross und lauert im Schatten...

In der Klassik ist man immer mehr oder weniger auf das Wohlwollen von anderen angewiesen. Selber ein Ensemble auf die Beine zu stellen und sein eigener Herr zu sein ist schwierig, ausschliesslich von selber organisierten Auftritten zu leben kaum möglich.

Und - dies aber nur nebenbei da es eigentlich nicht zur Fragestellung dieses Threads passt - dann soll es (im Amateurbereich) ja auch Leute geben, die solistisch gar nicht raus wollen. Die völlig zufrieden sind, im GU zu singen, zuhause zu üben, daneben vllt in der Masse eines Chores glücklich sind oder mit ein paar Gleichgesinnten etwas "Hausmusik" machen. Warum auch nicht? Ist doch völlig ok, wenn es für sie so stimmt und bedeutet ganz bestimmt nicht, dass sie deswegen die Musik oder das Singen weniger lieben!


Wie soll er das denn machen? Der Lehrer kann keine Live-Situation simulieren (und darum geht es ja hier).

Natürlich nicht vollständig, bis zu einem gewissen Punkt aber, denke ich, kann er das schon. Wenn ich ein Stück im GU singe mit dem ich kurz vor einem Auftritt stehe, achtet die GL darauf, dass so viel wie möglich identisch zur Auftrittssituation ist. Ich singe zB. viel lieber mit den Noten auf dem Notenständer als in der Hand. Das darf ich dann aber nicht mehr, sofern ich die Noten beim Auftritt halten muss. Auch wird dann das Stück immer ganz durchgesungen, egal was passiert.

Was ein GL oder Korrep auch mal machen kann: bei der Klavierbegleitung absichtlich ein paar Fehler einbauen, der Sänger lernt so, sein Ding durchzuziehen, auch wenn sonst alles schief geht.

Bei meiner GL ist es zudem so, dass der nachfolgende Schüler, wenn er etwas zu früh kommt, ins Unterichtszimmer rein darf und zuhören kann. Da die anderen praktisch ausschliesslich Profis sind, für mich als einziger echter Laie eine speziell harte Prüfung! Wenn man bei solchen Zuhörern die Nerven behält, hat man später fürs echte Publikum nur noch ein müdes Lächeln übrig - oder zumindest fast :D
Und wenn die (fortgeschrittenen) Profischüler als Gesangsklasse ein Konzert geben, gibts vorher ohnehin eine Klassenstunde, dh. alle Zuhörer vom Fach und entsprechend kritisch :)


Und für mich persönlich fast das wichtigste: wenn ich weiss, dass ich es unter "Laborbedingungen" kann, dann weiss ich, dass ich alles dazu beigetragen habe, was in meiner Macht steht. Der Rest ist Glück, Schicksal, was auch immer. Wenn ich mir das sage, kann ich mit viel Selbstvertrauen an die Sache ran gehen und wenn doch etwas schief gehen sollte, dann ists halt so. Aber ich muss mir dann nicht vorwerfen "hätte ich nur mehr geübt..." und kann so einen Misserfolg viel besser wegstecken!
 
Man sollte sich immer die Frage stellen, wo man hinwill. Wer nur zu Hause ein wenig vor sich hinträllern will, dem kann alles völlig wurscht sein - er muß nur Spaß dran haben. Aber darum geht es hier ja nicht, der TE möchte ja gerne in die Welt hinaus und das Publikum mit seinen Sangeskünsten verzaubern.
Es ist nunmal ein undankbares Gewerbe, das. Das Publikum kümmert sich in der Regel nicht darum (bzw. weiß es gar nicht), ob jemand damit seinen Lebensunterhalt verdient oder lediglich hobbymäßig unterwegs ist. Jemand steht auf der Bühne und muß somit auch die entsprechenden Vergleiche über sich ergehen lassen. Das gilt natürlich erst recht, wenn Eintritt bezahlt wurde. Ich persönlich kann die ganzen Ausreden nicht mehr hören - und das Publikum interessiert sich nicht dafür. Die Performance zählt, so einfach ist das. Da kann man nun über die böse, unfaire Welt heulen oder es als Herausforderung sehen - je nach Geschmack.

Klar, jeder hat mal einen schlechten Tag. Deshalb kann man aber trotzdem einen guten Job machen, da trennt sich eben die Spreu vom Weizen. Das oben genannte Zitat (schlechtester Tag, schlechteste Bedingungen...) stammt von einem Studioprofi, d.h. es juckt keine S@u ob die Oma tot ist, man spielt entweder gut und kriegt den Job - oder eben nicht. Sicher ist das eine Situation, die hier auf sehr viele nicht zutrifft. Meiner Ansicht nach würde aber den meisten Musikern eine professionellere Einstellung gut tun. Für jeden versemmelten Ton und jede abgesagte Probe eine Reihe an Ausreden parat zu haben, nützt nämlich niemandem. Entweder man will was vernünftiges darbieten, dann soll man halt die Pobacken zusammenkneifen und was tun - oder nicht, dann bleibt man am besten gleich zu Hause auf der Couch hocken und verschwendet nicht die Zeit der Mitmusiker oder des Publikums.

Übrigens habe ich nichts gegen das Üben. Ich finde nur, daß sehr viele Leute falsch üben. Z.B. üben eine Menge Musiker Dinge, die sie schon können (um sich hinterher auf die Schulter klopfen zu können), anstatt neues - denn das wäre ja unbequem. Oder es wird NUR unter Laborbedingungen geübt. Man braucht Ruhe, um sich etwas vernünftig draufzuschaffen - keine Frage. Aber beim Zitat dreht es sich darum, daß man eben AUCH den Ernstfall übt. Denn gerade hier in diesem Thread geht's doch genau darum. Warum kann ich das, was ich unter perfekten Umständen abrufen kann, nicht immer abrufen? Das ist doch haargenau der Punkt. Genau das muß man üben - nicht nur, aber eben auch.

Und die Fähigkeit, etwas schnell, langsam, laut, leise und in allen anderen erdenklichen Varianten spielen/singen zu können, ist gerade live Gold wert. So etwas macht einen flexibel, kreativ und läßt einen mit allem locker umgehen, was einem das Schicksal während des Gigs entgegenschmeißt. Uns ist mal mitten während "Smoke on the Water" :)igitt:) der Strom ausgefallen, großer Livegig vor einem Marktplatz vollgestopft mit Menschen. Da kann man nun blöd aus der Wäsche guggen und ewig warten bis sich jemand drum kümmert. Oder man macht es so wie wir damals, unser geistesgegenwärtiger Schlagzeuger hat sofort die Stöcke fallenlassen und die Besen geschnappt, in einer langsameren, jazzigen Version weitergespielt und ich hab dazu gesungen (ich wär nicht drauf gekommen, aber war in der Lage, direkt einzusteigen). So haben wir den Song zu zweit zu Ende gejammt und das Publikum ist schier ausgeflippt. Es haben wohl nur die vorderen Reihen wirklich mitbekommen, aber sie haben den Rest angesteckt. Damit will ich uns nicht über den grünen Klee loben, im Gegenteil, sowas sollte eigentlich jeder können (the show must go on). Ich will damit sagen, daß man so etwas üben kann. Kreativität, Schlagfertigkeit, Flexibilität, das alles kann man üben. Niemand kann von Natur aus alles aus dem Ärmel schütteln, aber man kann es lernen und es gehört für mich zum Job des Musikers dazu. Das ist doch gerade das geile daran. Mehr noch: das ist die Definition von "live".
 
Sehr gutes Resümee, genau so sieht's aus!!

1. Mir ein gutes Repertoire an Stücken erarbeiten, die ich drauf habe (Text, Melodielinie usw.) und am besten bei einer Session noch die Noten in der richtigen Tonart dabei.

Exakt so wirds gemacht.
Masterplan: Erarbeite dir ca. 30-40 bekannte Standards, die du gerne singst (die brauchst du nachher ohnehin für ein abendfüllendes Programm), erstelle Noten von allen deinen Stücken in der passenden Tonart und mach dir eine Mappe mit jeweils 3-4 Ausführungen für Sessions, die du dann ggf an die Musiker verteilen kannst. Mach dir außerdem eine Liste mit deinen Tonarten (falls du die Mappe mal nicht dabei hast), manchmal sind's ja vielleicht auch die Originaltonarten oder die ganz fitten Jazzmusiker transponieren oft sogar auch aus dem Kopf, wenn du ihnen die richtige Tonart nennst.
Sing bei Sessions möglichst nur Stücke, die du richtig gut kannst und bei denen du dich sicher und wohl fühlst.

3. Live soviel wie möglich singen, um Praxis zu bekommen. Und da auch zu wissen, das auch mal was schief gehen kann.
(Konkret habe ich gerade entdeckt, dass in einer benachbarten Stadt eine 14-tägige Jazzjamsession stattfindet, die auch noch von einer Sängerin organisiert wird, die ich kenne. Das wird wohl eines meiner Übungsfelder werden!)

Genau!! Bei Sessions läuft oft was schief, auch wenn du gut vorbereitest bist, also bloß nicht beirren lassen.
Einfach noch mal rausgehen und noch mal. Mit der Zeit wird es einfacher, man bekommt mehr Routine und ein verpasster Einsatz z.B. wirft einen nicht mehr völlig aus dem Konzept.
Bei Sessions kannst du außerdem gut Kontakte knüpfen und lernst optimalerweise sogar schon Leute zum Aufbau einer Band kennen.

Zum Üben: Besorg dir jede Menge Aebersold-Playbacks oder erstelle dir welche (z.B. mit Band-in-a-box), das gibt auch Sicherheit und außerdem kann man super drüber improvisieren üben.

Sessions sind eine gute Möglichkeit, sich auszuprobieren und Musiker kennenzulernen, aber wenn du ernsthaft was vorhast, dann würde ich dir auch raten, möglichst bald rauszugehen und dein eigenes Programm auf die Beine zu stellen, kann ja auch erst mal in einem kleinen Café oder auch auf der Geburtstagsfeier von Mama oder so was sein. Dazu könntest du dir auf den Sessions z.b. erst mal einen Pianisten/ Gitarristen suchen für ein Duo-Projekt.
Gerade im Jazz ist es oft einfacher, als Sänger nach Bedarf seine eigene Band zusammenzustellen, als darauf zu hoffen, in eine bestehende Band "aufgenommen" zu werden.

Viel Erfolg!
 
Meiner Ansicht nach ist diese Frage falsch gestellt, denn das was du live bringst, ist dein wirkliches Niveau.

Ich muss sing-it da absolut recht geben - aber der Satz gilt nur für Profis.
Ein Profi muss unbedingt in der Lage sein, quasi in jeder Situation auf Autopilot zu schalten und gut zu singen - die qualitativen Unterschiede dürfen nur so gering sein, daß er selbst sie bemerkt, nicht aber das (zahlende) Publikum. Wenn er das nicht gewährleisten kann, dann muß er den gig eben absagen.

Leute, die gerade am Anfang stehen, lernen das nur durch Auftritte. In der Praxis geht immer wieder etwas schief; man hört sich nicht, hat einen schlechten Tag, die Tonart passt nicht, das Tempo ist zu schnell/zu langsam, das Publikum ist zu laut/desinteressiert, das Lampenfieber ist zu groß und alle möglichen anderen Widrigkeiten, die in jeder Musikerlaufbahn vorkommen.
Mit der Zeit und der wachsenden Routine lernt man, immer besser und souveräner damit umzugehen. Man kann durch 3 Auftritte manchmal mehr lernen als in 10 Gesangsstunden ;)
 
...aber der Satz gilt nur für Profis.
Das sehe ich etwas anders. Aber die Ansprüche sind natürlich nicht dieselben. In der Kommunikation sagt man, was zählt ist wie es beim Empfänger ankommt. Gibt es z.B. Mißverständnisse, ist immer der Sender schuld. Ich finde es auch für den Amateur entscheidend, daß er eine gut Performance abliefert. Sie muß nicht perfekt sein und darf von Gig zu Gig unterschiedlich ausfallen, aber eine Art Basisniveau sollte auf jeden Fall da sein. Es muß beim Publikum ankommen und da kann man ja nicht nur durch Perfektion Punkte sammeln, sondern auch durch Ehrlichkeit, Sympathie, Authentizität, Hingabe...
Womit man allerdings immer auf die Nase fällt, ist z.B. mitten im Song abzubrechen o.ä. - und das sollte meiner Ansicht nach jeder draufhaben (also nicht das Abbrechen... ;)), der eine Bühne betritt, ganz gleich wie der künstlerische Status lautet.
Jam-Sessions z.B. sind optimal geeignet, um so etwas zu lernen. Dort erwartet niemand eine lupenreine Show, man geht davon aus, daß sich gute und schlechte Momente die Hand geben. Ideal um sich die Hörner abzustoßen. Aber man kann auch im Proberaum oder meinetwegen zu Hause ordentliche Vorarbeit leisten, indem man sich überlegt, was alles schiefgehen könnte, wie man darauf reagieren will und das dann auch entsprechend simuliert, so gut es eben geht. Beispielsweise empfehle ich meinen Schülern immer, für jede hohe Passage einen Plan B in petto zu haben (eine tiefere Melodielinie z.B.), sodaß sie direkt wechseln können, wenn sie nicht sicher sind, die Passage im Eifer des Gefechts auch hinzubekommen. Das sind dann die Augenblicke, in denen man denkt "wow, der kann ja wirklich in Nullkommanix von Kuchenbacken auf Ar$chbacken umschalten!" Tatsächlich hat er einfach seine Hausaufgaben gemacht :D
 

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