Also erstmal angemerkt: Mbox 2 Mini kostet 318 EUR
mit Pro Tools LE Software! Das ist also überhaupt nicht teuer, wenn man sich überlegt dass man für ein Cubase SE3 (das meiner Meinung nach eine deutliche Liga unter PT LE spielt) schon ca. 150 EUR hinlegen musste und noch keine Hardware hatte.
Ich hab hier zwei Setups, einmal mein MOTU 828mk2 für Cubase SE3 (und Sam9 SE, aber das is ja mal egal) und seit nicht allzu langer Zeit auch die Mbox 2 Mini, mit Pro Tools LE 7.3.1(cs5).
Ich will hier nicht von Wandlerqualitäten reden, weil ich das zum einen nicht irgendwie beurteilen/belegen könnte und ich es in der Klasse auch für absurd halte. MOTU ist da über jeden Zweifel erhaben, Digidesign genauso - auch in diesem kleinen Kistchen.
Performance: ich fahre wenn ich mich nicht irre in ProTools mit 512 Samples Buffer Size, und da kann man problemlos mit der Gitarre via Amplitube LE (liegt ja bei) mitzocken. Ich merke keinen Zeitversatz, vermute aber mal dass die Latenz da so bei ca. 10ms liegt.
Ist für mich persönlich auch nicht soo das Kriterium, weil ich seltener per VSTi aufnehme, sondern idR per Hardware Monitoring (Mikroabnahme etc.). Bei 1024er BufferSize merkt man dann allerdings schon das Delay beim Monitoring, mit Software-Monitoring kann hier dann schon nicht mehr gearbeitet werden!
Ich möchte hier anmerken: die USB 1.1 Schnittstelle ist
überhaupt gar kein Problem!. Weil es da ja ständig Unkenrufe gibt von wegen USB 1.1 is schlecht blablablubb. Käse!
Ausstattung: Ja mei, 2 in, 2 out, that´s it - steht aber ja überall in der Beschreibung, darf sich also keiner wundern

. Ich finde die Mbox sehr "charmant", weil sie eigentlich der optimale Begleiter für jeden Laptop-Tonfritzen ist, man hat ansich alles da was man braucht. Robust ist das Ding auch.
Was mir gut gefällt: der Mic Preamp hat weitaus mehr "Eier" als die des MOTU, soll heißen: bei der Mbox drehe ich bis ca. 12, vielleicht 13 Uhr auf und habe bei meinem Setup einen kräftigen Pegel; beim MOTU muss ich fast bis zum Anschlag gehen (nein, kein PAD oder so aktiv, gibts nämlich da nicht).
Software: Ok, hier scheiden sich vermutlich die Geister, und welchen Vorteil Pro Tools in der nativen Version gegenüber Cubase&Co hat, darf auch gerne diskutiert werden.
Mir jedenfalls gefällt es sehr, sehr gut. Hierbei bitte beachten: ich vergleiche da natürlich nur zu Cubase SE. Was SX, Cubase 4 oder Samplitde in der Vollversion können, kann ich nicht beurteilen.
Positiv sind einfach viele Details: man merkt, dass PT die Wurzeln bei Audio hat, während Cubase ursprünglich eben mehr "MIDI-Musik" gemacht hat - klingt abgedroschen, aber es ist so.
Heißt konkret: PT ist in der Darstellung und Bearbeitung von Audiomaterial weitaus zugänglicher als SE. Und generell gibt es eine Mene Kleinigkeiten: in PT kann ich Insert-Effekte beliebig verschieben, in SE nicht. Die internen Routingmöglichkeiten haben einen Umfang, von dem SE nicht einmal träumen würde (interne Software-Busse hat SE3 zB gar nicht - ich rede hier nicht von reinen Subgruppen!). Man kann sehr schön direkt in den Spuren "malen", und muss nicht wie bei SE immer erst den Automations-Teil aufklappen, was wieder nur Platz wegnimmt.
Auch VSTi-Plugins lassen sich durch die Instrumenten-Tracks weitaus komfortabler handeln.
Fairerweise aber auch ein paar Dinge, die mir nicht so gut gefallen:
- trotz einer entsprechenden Maßnahme in den Einstellungen, meckert PT beim Playback teilweise über Buffer Interrupts, also kurze Systemüberforderungen, die bei SE nur zu Knacksern o.ä. führen würde. Bei PT stoppt dann aber trotztdem das Playback, was etwas nervig ist.
Davon abgesehen läuft PT aber sowas von stabil, sogar auf Windows!
- die Eingabe von MIDI-Noten ist etwas unkomfortabler als in SE, weil die Editoransicht etwas unpraktisch ist; evtl. ist mir da bisher aber auch was entgangen...
- es ist gewöhnungsbedürftig, dass die Spuren von Natur aus "nackt" sind, sprich es gibt auch keinen Kanal-EQ oder ähnliches. Muss alles per PlugIn passieren. Aber, das lässt sich im Menü so einstellen, dass standardmäßig ein EQ und Kompressor mitgeladen werden
- ProTools LE hat, wenn ich es richtig verstanden habe, nur einen sehr eingeschränkten Latenzausgleich. Jedenfalls was externe Effekte angeht, sprich wenn zB ein Hallprozessor eingebunden wird, ist PT LE das ziemlich egal ob da eine Latenz auftritt oder nicht. Vollen Latenzausgleich bzw. latenzfreies Arbeiten gibts erst bei Pro Tools HD...
- theoretischer Minuspunkt: Zusatzsoftware für LE ist seeehr teuer...zB kann LE von Haus aus keinen Timecode. Für Nur-Musiker scheißegal, aber wer auch mal bildbezogen arbeitet, muss sich quasi erst für 1200 (!) EUR das DV Toolkit besorgen, um die TC-Fähigkeit (und noch einiges mehr) zu integrieren. Das ist sehr skruil, wenn man bedenkt was Hard- und Software selbst gekostet haben.
Fazit: ich benutze momentan durchaus beide Systeme, einfach weil sie für mich beide ihre Schwerpunkte haben. Zu dem habe ich SE einfach schon viel länger und bin entsprechend fit darin, bei LE muss man sich doch erst etwas umgewöhnen. Ich habe es mir vor allem angeschafft, weil ich beruflich nicht drum rum komme und auch insgesamt flexibler sein will. Aktuelle Projekte laufen logischerweise auf der Plattform, auf der sie begonnen wurden (SE), aber alles was neu angefangen wird habe ich mir für PT LE vorgenommen.
Aber für jeden der mal etwas auf die PT Schiene fahren will, ist die Mbox2 mini mit der Software eigentlich ein Super Deal.