Diskussion über Sinn und Unsinn von Gitarren mit einem PU

Fiedl
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Hallo zusammen,
beim Titel würde manch einer jetzt vielleicht eine Grundsatzrede erwarten...die hab ich leider nicht parat. Jedoch stolpere ich hin und wieder mal über (nornehmlich semiakustische) E-Gitarren, die nur über einen Hals-PU verfügen - am Beispiel: Ich selbst habe eine Schwäche für gebrauchte Hagström-Gitarren und habe gerade ein günstiges Angebot für eine HL-550 vorliegen. Diese Gitarre weiss in Reviews durchaus zu überzeugen und ich mag den Klang. Jedoch auch wenn im Jazz in der Regel weniger auf den Bridge-PU zurückgegriffen wird, ist mir nicht ganz klar, warum dieser gleich komplett weg gelassen wird. Erfolgt so etwas tatsächlich aufgrund des bestimmten Konzepts, das man mit der Gitarre verfolgt oder geht es hier auch um die bloße Kostenersparnis? Ich mag die Gitarre und denke darüber nach, sie zu kaufen...habe jedoch Angst, später einmal einen Bridge-PU zu vermissen. Könnt ihr mir hier weiterhelfen? :)

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Eigenschaft
 
Ich weiß nur, dass es bei der Les Paul Junior anfangs die Kostenersparnis war. Ob's Sinn macht ... na ja, es steht ja eigentlich nirgendwo in Stein gemeißelt, dass E-Gitarren unbedingt 2 oder mehr Pickups haben müssen. Es gibt ja eine Vielzahl von unterschiedlichen Pickup-Bestückungen, dazu noch verschiedene Schaltungen für Humbucker - letztlich entscheidet wohl der ganz persönliche Geschmack darüber, was man sich aussucht.
 
Wie du schon schreibst, bevorzugt der Jazzer in der Regel (die durch Ausnahmen bestätigt wird) einen eher dickeren, wenig höhenreichen Ton, also sowas wie "mellow". Manche tun geradezu alles, um Höhen rauszunehmen, Flatwound Saiten, Höhenregler raus usw. Ein Bridge-PU ist da nur Ballast, wird eh nie angeswitcht.

Es kommt aber auch auf die Konstruktion an. Oft ist der Neck PU auch irgendwie am Neck oder am Schlagbrett befestigt, damit man kein Loch in die Decke für den PU machen muss. Das gilt vor allem für die richtigen full size Archtops, bei denen die Decken mitschwingen sollen (und manchmal sogar aufwendig geschnitzt werden, wie im Geigenbau). Das geht dann für die Bridge-Position nicht so gut.
Da spielt halt auch, wie bei Solidbodies, eine ganze Menge Tradition mit. Man orientiert sich an historischen Vorbildern, die nur einen PU hatten.Aber es gibt ja auch dicke Semis oder Hollows mit zwei PU. Wenn du Bedenken hast, den Bridge PU zu brauchen, nimm lieber so eine.
Beppo
 
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Dieser Herr hier

Malcolm_Young_at_ACDC_Monster_of_Rock_Tour.jpg

ist ja eindeutig der Meinung, dass ein Neck-PU sowas von überflüssig ist ;).


Gruß Rainer
 
Auf einen Neck-PU könnte ich zur Not noch verzichten, der Bridge-PU ist natürlich viel höhenreicher, aber die Höhen kann man eben über das Tone-Poti er Gitarre zügeln so dass die Gitarre immer noch recht vielseitig ist. Klar, einen schön bluesigen Sound wird man dann oft nicht hinbekommen, aber immerhin hat man auch einen warmen Sound. Ein-Tonabnehmer-Gitarren komplett ohne Tone-Poti oder nur mit Neck-PU sind dagegen schon deutlich eingeschränkter was die Klangvielfalt angeht, da muss man sich eben sicher sein dass dieser zu dem eigenen Spiel passt.

Generell sollen Gitarren mit nur einem Tonabnehmer den Vorteil haben dass die Saiten eben auch nur durch ein Magnetfeld müssen und dementsprechend weniger gedämpft werden. Ich habe schon mal versucht dies praktisch nachzuvollziehen, bin mir aber nicht sicher ob das wirklich spürbar ist. Außerdem könnte man auch immer den nicht benötigten Tonabnehmer herunterschrauben, das Magnetfeld nimmt ja quadratisch zum Abstand ab.
 
Dieser Herr hier

Anhang anzeigen 299867

ist ja eindeutig der Meinung, dass ein Neck-PU sowas von überflüssig ist ;).


Naja das die Jungs von AC/DC da wieder mal übetreiben müssen is ja klar :-D

Ich persönlich nutze gerne Neck-Pickups .. auch besonders für sanfte dumpfe solos..... Und für weiche begleitung von Griffen ...
 
Das Magnetfeld des 2. PUs beeinflusst die Saitenschwingung auch, wenn er NICHT angewählt ist. Gitarren, die nur einen Steg PU haben wird nachgesagt, dass sie noch knackiger und presenter klingen.

Wie schon geschrieben wurde brauchen die Jazzer, für die ja die oben gezeigten Gitarren vorwiegend gebaut werden, den 2. Tonabnehmer einfach nicht und daher hat das mMn weniger mit Kostenersparnis zu tun, als mit dem Zuschnitt der Gitarre auf eine bestimmte, vorrangige Zielgruppe.

Edit: Phil X z.B. ist ein großer Verfechter der 1PU Gitarren - auch sein neues Yamaha SG Modell hat nur einen Stegtonabnehmer und in der Cavity vom Neck hat er einfach der Coolness halber eine kleine Holzfigur reingepackt :).

 
Du hast es ja selbst geschrieben: wenn du mit der Gitarre genau diesen Sound, und nur diesen willst, nimm Sie! Ich bräuchte auf meiner Archtop den Stegtonabnehmer wirklich überhaupt gar nicht, da ich damit "klassischen" Jazz spiele. Dazu ist die gezeigte Hagström denke ich gut geeignet. Dann hast du eben den Vorteil, dass weniger Löcher in der Decke sind.

Klar kann man einen Stegtonabnehmer auch einfach ausschalten wenn man ihn nicht braucht, aber ich bin zum Beispiel jemand, der alles, was er für das entsprechende Einsatzgebiet nicht braucht, aus dem Weg haben will. Bei vielen Metallern ist es ja gerade umgekehrt, die schmeißen den Halstonabnehmer raus, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Wieder andere haben die "Philosophie", alle möglichen Schalter und Gimmicks dranzulöten, "just in case"...

Wenn du den Bridge PU irgendwann vermissen solltest - dann nimm für den Zweck eine andere Gitarre, du hast ja mehrere!

Gruß
 
Hatte auch meiner Charvel San Dimas mit 2 HBs oft für Solos nur den Neck PU genutzt. Am meisten natürlich den Steg, aber oft genug auch den Neck PU; sehr singende Leadsounds eben...
 
Ich denke, bei solchen Archtops sieht man das einfach nicht gerne, in eine aufwändig gefertigte Decke wieder ein Loch rein zu schneiden für den Tonabnehmer. Und brauchen tut man ihm im Jazz o.ä. eher nicht
 
Danke für die vielen Kommentare...überaus hilfreich und mir war nicht klar, dass man auch den Steg-PU so verbaut, dass man Bohrungen vermeidet...das ergibt durchaus Sinn :)
 
Es gibt legendäre Bässe, die nur einen PU haben (z.B. Preci und Stingray), warum müssen Gitarren unbedingt mehr als einen PU haben? Wenn der eine PU alles liefert, was einem gefällt, dann ist die Welt doch in Ordnung! ;) :D
 
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Der Klangunterschied der -normalerweise- beiden Tonabnehmer eines Basses ist aber nun wirklich nicht so groß wie der bei Gitarren, dass kann man nicht vergleichen.
 
Deine Ansicht.
Das die klanglichen Unterschiede zwischen den PUs z.B. meines Baphomet im Vergleich zum Unterschied zwischen de PUs meiner Tele nicht so krass sind, gebe ich zu. Dennoch besteht da ein sehr deutlicher Unterschied.
 
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Um 'mal auf die Eingangsfrage zurückzukommen. Falls sich noch jemand dran erinnert.... .
Der TE befürchtet ja, dass er einen Bridge PU eventuell 'mal vermissen könnte, und ist sich deshalb nicht sicher, ob er die ihm angebotene Gitarre kaufen sollte.

Gegenfrage: Lässt sich irgendein Les Paul - Käufer vom Kauf abhalten,m weil er befürchtet, vielleicht irgendwann einmal eine Stratocaster zu vermissen? Ich halte offen gesagt derartige Gedankengänge für Blödsinn!

Wenn Dir die Gitarre jetzt gefällt, dann kauf' sie auch jetzt!

Zu den weiteren Fragen:
Ich gehe davon aus, dass auf den Bridge PU verzichtet wurde, weil er vom Konzept her eben keiner vorgesehen war! Auch da nach einem besonderen Grund zu fragen, ist meiner Meinung nach sinnlos!
Es fragt doch auch niemand (ernsthaft), warum Leo Fender für seine Strat drei Tonabnehmer vorgesehen hat! Er wollte es einfach so! Wenn er zwei gewollt hätte, hätte er nur zwei genommen! Warum hat er denn der Tele nur zwei, anfangs bei der Esquire sogar nur einen, gegönnt?

Ich finde. man muss nicht hinter jedem Entwurf einen tieferen Sinn vermuten. Sowas führt nur zu solchen nach meinem Dafürhalten absurden Spekulationen, wie z.B. dass der Verzicht auf einen zweiten PU die negativen Einflüsse eines zweiten Magnetfeldes auf den Sound oder das Schwingungsverhalten der Gitarre vermeidet!
 
:eek: Es gibt so viel Esoterik im E-Gitarrenbereich für die man bei einer Anzweifelung sofort kollektiv zusammengestaucht wird, aber eine sehr simple physikalische Eigenschaft die auf den Grundlagen des Elektromagnetismus und damit der gesamten Funktion einer E-Gitarre beruht -ein Leiter der in einem Magnetfeld schwingt bewirkt eine Kraftübertragung- nennst du "absurd"? :confused: Die PUs sind ja keine Elektromagnete die bei Nichtbenutzung ausgeschaltet werden.

Aber sonst gebe ich dir recht, mit E-Gitarren ist es wie mit Romanen: Man kann in jede Kleinigkeit etwas Hineininterpretieren auch wenn sich der Erzeuger gar nichts dabei gedacht hat und es einfach nur irgendwie gemacht hat, wieso auch immer.
 
Mit "absurd" meine ich ja nicht, dass es solche Einflüsse nicht gibt! So viel verstehe ich von Physik dann doch noch....

Ich behaupte allerdings, dass diese wohl mit Messgeräten nachweisbar sind, aber keinerlei praktische Bedeutung im täglichen Umgang mit einer Gitarre haben!

Und da finde ich es eben absurd, diesen - ich betone: für mich - Einfluss als möglichen Grund dafür anzuführen, wenn ein Gitarren - Konstrukteur einen PU weglässt!

War vielleicht ein bißchen lau formuliert. Aber wie ich sehe, bist Du da ja meiner Meinung.
 
Ich meine dies schon durchaus als Argument von Gitarrenbauern gehört zu haben, aber egal, es kommt auch darsuf an über welche Gitarren wir sprechen. Bei reinen E-Gitarren fände ich die Behauptung schon glaubhaft, aber bei Archtops wie oben im Beispiel gibt es sicherlich andere Gründe, wie ja auch schon erwähnt sind diese ja eine eher Weiterentwickelte Akustikgitarren mit aufgesteckten Tonabnehmern. Klar, da ist ein Stegtonabnehmer natürlich problematisch zu befestigen falls die Decke weiter frei schwingen soll, das wäre in Argument.

Gesendet von meinem NEXT mit Tapatalk 2
 
Besser einfach am Poti ablöten und dann rausschrauben und Kabel rausziehen ;) - ist keine große Sache.

Edit: Hm - anscheinend ist der Post über meinem verschwunden... wurde hier nicht nachgefragt bzgl. Rausnehmen des Neck PUs an einer LTD???
 
Zuletzt bearbeitet:
... aber bei Archtops wie oben im Beispiel gibt es sicherlich andere Gründe, ...

Genau! Im Prinzip reicht schon ein Grund: Tradition!
Als diese Gitarren mit Tonabnehmern versehen wurden, reichte schon ein einziger davon. An mehr hat man damals wahrscheinlich gar nicht gedacht oder zu denken gewagt - die Preise waren mit den heutigen auch nicht zu vergleichen und die Technik war noch nicht so ausgereift. Und so ist es einfach geblieben bis zum heutigen Tag und so schlecht kann diese Lösung wohl auch nicht sein, sonst wurde diese Gitarren niemand mehr kaufen! ;)
 

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