DiY-Pedalboard - Überlegungen, Planung, (Teil-)Umsetzung

[C_Lenny]

*Edit: Ursprünglich im Thread "Zeigt her Eure Effektboards"-Thread begonnen. Da es aber dort eher um "Eure" Boards geht, und dies nicht "mein" Pedalboard ist/ bzw. wird/werden soll, sowie ausserdem eher den Werdegang und bisher nur z.T. umgesetzte Überlegungen beschreibt, habe ich's mal als eigenes Thema ausgelagert.*

Nein, kein schon existierendes Effektboard, aber vielleicht ist ja mal eine Planungssituation ganz interessant.

Der Sologitarrist meiner Fun-Band, der "nebenbei" in einer im Münsterland recht angesagten Top40-Band agiert, spielt mit dem Gedanken, dem nervenden Steptanz auf seinen Pedalen den Kampf anzusagen. Da ich ja schon hier und da Kollegen mit meiner "Bastelleidenschaft" geholfen habe, sollte ich ihm da mal unter die Arme greifen. Den "Rest" gab ihm dabei die Inaugenscheinnahme meines kürzlich zusammengestellten Setups, an dem ihm die "One-Knob-Remote-Potenz" in's Staunen versetzte - und der Sound sowieso .

Worum geht's? Nun, er hat zwar wenige, aber ausgesuchte Effektpedale und einen JVM215 Combo, der von Tonehunter gemoddet wurde und ein ebenfalls von Ralf gebautes 1x12" Cab zusätzlich befeuert.



Der Sound ist zum Niederknien, aber die allabendlichen Schaltvorgänge treiben ihn manchmal zum Wahnsinn. Lange Rede, kurzer Sinn: Er braucht ca. acht "Brot- und Butter-Presets", mit der Option, seine Effekte ggfs. auch mal einzeln schalten zu können, und insbesondere, seinen JVM via Midi in die Schaltung mit einzubeziehen. Ferner soll ein Boost, sowie ein Tap-Delay auf Knopfdruck zuschaltbar sein. Das alles (auch preislich!!) unter einen Hut zu bekommen, führte letztlich zum...

Electro Harmonix Super Switcher ​

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...als Kern des ganzen Unterfangens.

Bei ein, zwei Fläschchen Bier haben wir alles bekaspert und herausgekommen ist dabei mein folgender Plan:



Das mag dem einen oder anderen als reine Platzverschwendung vorkommen, aber mein Kumpel ist nunmal ein Freund von Übersichtlichkeit und Zugänglichkeit . Das Ganze ist zwar zunächst noch in der Hirn-Pipeline, aber er war bereit, schonmal ein paar Euros für den Bau des Boards zu riskieren. Angedachte Fertigprodukte (u.a. Temple Audio Design, Schmidt Array, Pedaltrain etc.) hatten alle ihre "Macken" - isbesondere, was den Preis anbetraf . Und so habe ich mich erbarmt und die "Spielwiese" für weitere Szenarien erstmal selbst hergestellt. Wenn's was wird, werde ich an anderer Stelle ein bisschen detallierter auf den Werdegang eingehen. Hier erstmal nur "der Stand der Dinge" - ist ja schliesslich ein Bilder-Thread *-> siehe grünes Edit ganz oben* :



Morgen telefoniere ich mit einem weiteren Kollegen, der recht günstig Alu-Profile und Casebau-Material anbietet, um dem Teil etwas mehr Schutz zu geben. Das Pedalboard selbst wäre damit für ca. 35€ zumindest schonmal unschlagbar günstig (meine Arbeit ist eh nicht in Geld aufzuwiegen ) .........und.........eben CUSTOM .

LG Lenny

 

[C_Lenny]

Zwischendurch ein kleines Update zu:

kein schon existierendes Effektboard, aber vielleicht ist ja mal eine Planungssituation ganz interessant....Das Ganze ist zwar zunächst noch in der Hirn-Pipeline, aber er war bereit, schonmal ein paar Euros für den Bau des Boards zu riskieren....Morgen telefoniere ich mit einem weiteren Kollegen, der recht günstig Alu-Profile und Casebau-Material anbietet, um dem Teil etwas mehr Schutz zu geben. Das Pedalboard selbst wäre damit für ca. 35€ zumindest schonmal unschlagbar günstig...

Nun, da z.Zt. ja nicht viel möglich ist, um mit seiner TOP40-Band die Refinanzierung des geplanten Pedalboards zu gewährleisten, hat sich mein Kumpel zunächst entschieden, vorläufig auf den Midi-Switcher zu verzichten und erstmal sein bisheriges Setup inkl. JVM-Footswitch auf's Board zu nageln.

Die beim letzten Stand noch fehlenden Alu-Schutzkanten sind montiert:



Bis auf das zum Zeitpunkt des Einbaus noch fehlende DD7 sind die Pedals aufgesetzt, auf dem Board verkabelt und auf Funktion überprüft:



Letztes Wochenende hat das Pedalboard nun im vorläufigen Zustand meinen Bastelkeller verlassen (jetzt mit DD7) - inkl. Bag und darin untergebrachter Utensilientasche:



Kleine Zwischenbilanz:

Holzzuschnitt, Alu-Profile, Gummifüsse, Edelstahlgriffe, Pedal-Mounties, Schrauben etc.: 55€
Pedalboard-Bag: 35€
Utensilientasche: 25€
Verkabelung/Netzteil: War vorhanden (aus bisherigem Setup)
Gewicht Pedalboard (netto/ohne Equipment): 5kG

Kosten für diese DiY-Konsole inkl. Transporttaschen bisher also nur 115€ .

Ausblick:

In der Mache ist noch ein Anschlussterminal zwecks "zentraler" Kabelführung (Multicore) für das Board aus 60x40x2mm ungleichschenkligem Alu-Profil, das seitlich angebracht werden soll. Das dient der Stromversorgung und internen Verkabelung und ist für den jetzigen Zustand ausgelegt, hat aber die Option, den eventuell doch noch in Angriff zu nehmenden Endzustand (kpl. Controlling von Amp und Effekten via EHX-Super-Switch) konnektiv zu erledigen:



Mal schauen, wie's weitergeht bzw. gehen soll .

LG Lenny

 

[glombi]

Schöner Bericht .

Ich bin aber echt gespannt auf das Gewicht. Ich fand ja schon die Siebdruckplatten im ersten Beitrag ziemlich "großzügig" dimensioniert. Mit den zusätzlichen Alu-Profilen kann jetzt wahrscheinlich aber auch ein Panzer darüber rollen. Sorry, aber da ich Rücken habe, achte ich mittlerweile bei allem Equipment ziemlich aufs Gewicht und hätte wahrscheinlich die halbe Materialstärke gewählt.

Der Alu-Rahmen macht das Teil sicher robust gegen Stöße jeder Art. Mir ist immer unwohl bei den scharfen Ecken, die sich dadurch außen ergeben. Ich denke da z.B. an Schienenbeine und Türrahmen. Wirklich abrunden kann man die ja leider nicht, weil sonst wieder das Holz blank liegt. Und als letzte Schnuddelig (sorry, der Mond in mir) würde ich ich die Profile wenigstens mit bündig eingelassenen Senkkopfschrauben befestigen...

Ich werde auf jeden Fall interessiert weiter mitlesen...

Gruß,
glombi

 

[C_Lenny]

achte ich mittlerweile bei allem Equipment ziemlich aufs Gewicht und hätte wahrscheinlich die halbe Materialstärke gewählt.

Ein nachvollziehbares Argument - gerade für mich (auch "Rücken") wäre das ein Grund, das eine oder andere eben anders zu machen. Die Band meines Kumpels hat allerdings in der Saison (Apr-Sep) ein "Aufbaukommando" unter Vertrag, das ihr das Schleppen, Aufbauen, Einlagern abnimmt . Komplett verpackt im Bag halte ich den Tragekomfort aber noch für vertretbar, wenn man nicht die fünfte Etage erklimmen oder hunderte Meter zurücklegen muss - 'ne Kiste Bier ist deutlich schwerer .

Mir ist immer unwohl bei den scharfen Ecken, die sich dadurch außen ergeben.

Auch ein zulässiger Einwand. Das Pedalboard ist bei Gigs jedoch von Prompter, Monitor, MIC-Ständer so umgeben, dass eine Kollision Fuss<->Boardecken weitgehend ausgeschlossen ist. Lediglich von vorne ist der (erforderliche!!) "Zugriff ungeschützt". Für eine impulsive und wild performende Truppe wäre so ein Teil sicherlich ein NoGo.

mit bündig eingelassenen Senkkopfschrauben befestigen

Das war auch so geplant. Die Materialstärke der Profile von 2mm machen jedoch die Senkschrauben grenzwertig. Die Linsenköpfe sind also eher ein Kompromiss zwischen Optik und Haltekraft.

auf jeden Fall interessiert weiter mitlesen...

Nun, das hängt ja davon ab, ob seitens des "Auftraggebers" die ursprünglich vorgesehene Lösung mit Midi-Controlling weiterhin gewünscht wird. Das oben beschrieben Terminal ist zunächst auch nur eine Bastelidee meinerseits und muss nicht zwingend zum Zuge kommen. Die Hardware ist aus der "Grabbelkiste" und geht im Falle des Falles auch wieder dorthin zurück .

LG Lenny

 

[glombi]

Das war auch so geplant. Die Materialstärke der Profile von 2mm machen jedoch die Senkschrauben grenzwertig. Die Linsenköpfe sind also eher ein Kompromiss zwischen Optik und Haltekraft.

Heikel ist es etwas, weil man ziemlich genau senken muss. Man ist halt schnell zu tief. Außerdem muss man etwas ins Holz senken. Geht, muss aber nicht sein...

 

[InTune]

Vielen Dank für den schönen Bericht!
Die Idee Aufputzkabelkanal zu nehmen, um die Elektrik zu verlegen, finde ich klasse. Das habe ich vorher noch nirgends gesehen. Dabei ist das so naheliegend. Damit werde ich das Kuddelmuddel unter meinen Board auch mal aufräumen.
Endlich Schluss mit Massen von Kabelbindern, die man immer wieder aufschneiden und dann neu machen muss!

 

[C_Lenny]

...Idee Aufputzkabelkanal...Endlich Schluss mit Massen von Kabelbindern...

So ist es . Es sollte eigentlich ein etwas breiterer Kabelkanal werden (geht darin jetzt schon etwas eng zu), in "typisch Baumarkt braun", denn der hat fast die gleiche Farbe wie die Siebdruckplatten, was ihn dann nahezu unsichtbar auf dem Board macht. Aber in Zeiten von "C" und geschlossenen Märkten muss man zunächst auf das Grabbelkistenportfolio zurückgreifen.

B.t.w.: Sollte später der Midi-Controller/Switcher doch noch integriert werden, erfolgt die Führung der Patchkabel auf der Unterseite (Bohrlöcher). Auch da soll dann (neben mehreren/kurzen/kleinen "Zuführ"-Kanälen zu den Pedals) ein "zentraler" Kabelkanal zum Einsatz kommen, in dem sich nebenbei ggfs. auch wunderbar die passende Kabellänge via Schlaufenlegen "justieren" lässt .

LG Lenny

 

[Andy Hilvar]

Solche DIY-Bastelberichte finde ich immer wieder höchst interessant!
Und ich finde es gut rübergebracht. Toller Bericht.

Ich finde es auch immer wieder nett, sich durch solche Berichte Inspirationen zu holen für den nächsten eigenen Anlauf.
Zu Hause habe ich mir gerade aus Resten ein Pedalboard gebaut, welches das obige im Gewicht aber garantiert um Längen schlägt.
Ich hatte noch große Reste aus dem Bau meiner ISO-Box über: MDF-Platten in Stärke 2,5cm. Breite und Tiefe meines Boards: ca. 60cm x 40cm.
DAS will man nicht mehr bewegen. Das soll auch nur noch zu Hause stehen bleiben. Paßt farblich ja zur ISO-Box und steht deswegen auch direkt davor.

Daher nehme ich aus dem obigen Bastelbericht auch sehr viel mit.
Irgendwann muß wieder ein transportables Board bei mir einziehen.

Also, Daumen hoch für den Bericht!

 

[C_Lenny]

Herzlichst Danke !

nächsten eigenen Anlauf.

Jooh, wie vieles andere im Leben wichtig: Anpacken - nicht (nur) theoretisieren, philosophieren und jammern .

MDF-Platten in Stärke 2,5cm.........

Egal, wenn's doch für Dich zuhause den beabsichtigten Zweck erfüllt und Du kreativ warst?! Ausserdem: Die Platte freut sich, dass sie nicht mehr in der Ecke liegt .

LG Lenny

 

[Andy Hilvar]

Ausserdem: Die Platte freut sich, dass sie nicht mehr in der Ecke liegt

Das waren auch meine Gedanken.
Zwei Fliegen mit einem Streich:
Material gut verwendet und Pedale sortiert.

Aber davon mal ab: Meinen Respekt vor Deinem baulichen Können.
Deines sieht um Längen professioneller aus! Gefällt mir wirklich sehr gut!

 

[C_Lenny]

Respekt vor Deinem baulichen Können.

Danke! Na ja, ein bisschen was geht schon, aber Meisterstücke sähen dann doch noch deutlich professioneller aus .

Bezüglich

In der Mache ist noch ein Anschlussterminal zwecks "zentraler" Kabelführung

hatte ich nochmal ein bisschen weiter gemacht. Ob das aber letztlich auch eingebaut wird oder nicht, ist jetzt weniger wichtig - wollte das Ganze nur mal "durchspielen". Die Hardware ist grösstenteils wieder der Grabbelkiste entnommen und ginge auch wieder dahin zurück, falls das Terminal doch nicht gebraucht wird. Die Beschriftung der Alu-Blende ist ein Decal, das Layout habe ich via Coreldraw erstellt.

Der z.Zt. ohnehin noch nicht gebrauchte Midi-Out ist trotzdem vorbereitet worden, damit das für den Fall des Falles nicht nachgeholt werden muss. Das Kabel würde zunächst aufgerollt unter dem Board fixiert, die Dreifachsteckdose innen an der Rückwand aufgeschraubt, und die Zuleitung mit Kabelklemmen fixiert (gleichzeitig Zugentlastung) werden.

Die vier Patchkabel (waren mal zwei, die auf die benötigten Längen getrennt wurden) sind jetzt nur lose auf den Buchsen aufgelegt, denn die würden erst mit dem offenen Ende durch kleine Bohrungen bei den Pedals unter's Board gelegt werden, bevor sie an die Klinkenbuchsen gelötet werden. Obwohl an den Patchkabeln sehr flache Winkelstecker vorhanden sind, müsste man dafür bei schon jetzigem Anlöten an die Buchsen >20mm-Durchmesser bohren, was beim aktuellen Board sicherlich etwas "blöde" aussähe. Es reicht, sich diesem Problem zu widmen, wenn der Super-Switcher zum Einsatz kommt, denn dann sind ungleich mehr Patchkabel zu "schleusen". Da gibt's aber schon ein paar Ideen .

Aber jetzt erstmal Bilder zur beschriebenen Bastelei, denn die sagen mehr als tausend Worte :



LG Lenny

 

[C_Lenny]

Hardware ist grösstenteils wieder der Grabbelkiste entnommen und ginge auch wieder dahin zurück, falls das Terminal doch nicht gebraucht wird.

Das hat sich schneller als gedacht erledigt. Mein Kumpel war von dem Vorschlag angetan und verlangte umgehende Realisierung . Die ist nun erfolgt - hier kommen also nun die damit vorerst letzten Sätze und Bilder, denn Gigs, durch die die Kosten des weiterhin noch fehlenden Midi-Controller/Switchers aufgefangen würden, sind bis auf weiteres nicht in Sicht .

Die Patchkabel wurden mit den offenen Enden durch 7mm Bohrlöcher unmittelbar neben den entsprechenden Pedalen bzw. dem JVM-Footswitch nach unten verlegt. Danach konnten die Patchkabel an die da noch nicht montierte Patchbay-Blende gelötet werden (vgl. #11, 4. Absatz). Analog erfolgte das nach unten Führen der Stromversorgungskabel von Multinetzteil und des am Carl-Martin-Compressor vorhandenen 230V-Kabel. Die Kabel werden unmittelbar vor der Patchbay-Blende mit einem Lochband an der Unterseite des Pedalboards gesichert ("Zugentlastung").

Ausschnitt der Seitenkonsole, Platzieren der Patchbay-Blende und 3-fach Steckdose:



Legen der Patchkabel, Lötseite der Patchbay-Blende:



Auch hier "Aufräumen und Fixieren der Kabel mittels Aufputz-Kabelkanälen:



Fertig :



Selbstverständlich wurde noch ein "Live-"Test durchgeführt, der zur vollsten Zufriedenheit des Bastlers und seines Auftraggebers ausfiel .

LG Lenny

 

[Andy Hilvar]

...und zur vollsten Zufriedenheit der Leser!
Tolle Arbeit und toller Bericht!
Danke für die Inspirationen.

 

[C_Lenny]

Sorry für's Wiederaufwärmen dieses "Bastelthreads", aber letztes Wochenende hatte ich Gelegenheit, das Ergebnis auch mal live zu erleben. Das Board erfreut sich auch nach reichlicher Beanspruchung auf zig Gigs nach wie vor absoluter Begeisterung und hatte bisher Nullkommanull Ausfälle. So sah es Samstagabend auf einer Schützenfest-Party aus :

Dieses Feature

Sollte später der Midi-Controller/Switcher doch noch integriert werden....

bleibt übrigens weiterhin aussen vor - O-Ton Kumpel: "Never change a running system" .

LG Lenny

 

[InTune]

…der „Teleprompter“ im Rack, auf einem Ampstand, ist ja mal over the top…

 

[C_Lenny]

...over the top…

...ist tatsächlich etwas "gewöhnungsbedürftig", aber das machen die schon seit Jahren so (und für jeden einen) .