Du willst also Unterricht geben...

LeGato
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"Sach ma, du gibst doch auch Unterricht..."

Irgendwie höre ich das immer mal wieder, sei es hier im Board oder auch im Real Life, und so gut wie immer kommen dann Fragen zum Thema "Ich überlege, ob ich auch Unterricht geben sollte, aber...".

Und dann folgen fast immer die selben Fragen:
"Was muss ich alles können, um Unterricht zu geben?"
"Was kann ich ich meinen Schülern alles zeigen?"
"Was muss ich meinen Schülern alles zeigen?"
"Was mache ich in den ersten Stunden?"


Und das sind tatsächlich auch schon die wichtigsten Fragen. Und weil die Antworten darauf auch immer die Selben sind, habe ich beschlossen, hier mal einige grundsätzliche Überlegungen aufzuschreiben. Vielleicht kann ja irgendwer etwas damit anfangen.

Wer hier jetzt allerdings nach Fingerübungen für seine neuen Schützlinge sucht, braucht nicht weiterzulesen, er/sie wird keine finden! Wer nicht sowieso schon jede Menge Übungen aller Schwierigkeitsgrade rumliegen hat und auch nicht in der Lage ist, sich selbst Übungen auszudenken, sollte vielleicht noch mal überlegen, ob er wirklich Unterricht geben sollte...

Ebenso wenig gibt es hier Tipps und Tricks zu den Themen "Unterricht und Finanzamt", "wie komme ich an Schüler", "brauche ich spezielles Equipment", "woher bekomme ich Lehrmaterial" etc... Das alles überlasse ich eurer Kreativität bzw. eurem Steuerberater.

Im Folgenden findet ihr "nur" einige grundsätzliche Gedanken für alle, die sich überlegen, ihre Kenntnisse in Zukunft an andere weiterzugeben. Alles Weitere ergibt sich dann eigentlich von selbst. Bzw. aus den Erfahrungen, die ihr dann im Laufe der nächsten 20 Jahre macht... :D

Und jetzt geht's endlich los:


"1.: Was sollte ich selbst können?"

Tja, gute Frage. Muss ich wirklich slappen können? Und tappen? Akkordspiel? Wie sieht's mit 16teln bei Tempo 250 aus? Und mit vom-Blatt-spielen?

Hmmm. Meine Erfahrung der letzten 15 Jahre hat gezeigt: Kommt auf den konkreten Schüler an. Ein Anfänger ist schon glücklich, wenn er erst mal lernt, wie herum man das Instrument richtig hält. Bei einem Profi, der sich "die höheren Weihen" bei dir holen möchte, kommt man u.U. schon in der ersten Stunde an seine Grenzen :p

Um jetzt mal keine Panik aufkommen zu lassen: 70% der Schüler sind blutige Anfänger, die lernen wollen, wie man Töne aus diesem sperrigen Ding herausbekommt. 29% sind Autodidakten, die seit einiger Zeit (einige Monate bis einige Jahre) so vor sich hindaddeln und feststellen, dass sie an ihre Grenzen gekommen sind.

Bleibt noch ca. 1%, bei denen man individuell erkunden muss, ob man ihnen noch etwas beibringen kann oder nicht.

Für die restlichen 99% sollte man bei folgende Stichworte nicht nur aus Büchern kennen:
  • Intervalle
  • Dreiklänge
  • Vierklänge
  • Chromatische Tonleiter
  • diatonische Tonleitern
  • ionisches System
  • Pentatoniken
  • Quintenzirkel
  • Wechselschlag
  • Mikrotiming (bewusstes Treiben/Schleppen)
  • Lagenspiel, Hammer on, pull off, Triller, Slide ...

aber auch:
  • Funktionsweise eines Basses
  • Halskrümmung/Saitenlage/Oktavreinheit einstellen
  • Sounds einstellen
  • Vorbereitungen auf den ersten Livegig
  • Vorbereitungen für den ersten Studioaufenthalt
  • Kaufberatungen für Bässe/Amps/Zubehör
  • Hilfe bei "Schlagzeuger/Gitarristen/Sänger sind doooooof!"
  • und und und...

Alles kein Problem? Ein Gmaj7 nötigt dir nur ein spöttisches Lächeln ab? Gut! Dann stelle dir bitte mal folgende Situation vor:

Du: "Wir haben uns ja letzte Stunde mit Dreiklängen beschäftigt..."
Schüler: "Ja..."
Du: "Und, alles verstanden? Oder gibt's noch Fragen?"
Schüler "Nee, alles klar!"
Du: "Ok. Und aus wie vielen Tönen besteht so ein Dreiklang?"
Schüler: "Ööhm..."
Du: "Überleg mal: Das Ding heißt wie?"
Schüler "Dreiklang!"
Du: "Und wieviele Töne enthält es dann wahrscheinlich?"
Schüler "Fünf...?"

Wie reagierst du?
[ ] a) ich brülle den faulen Sack an, weil er zu Hause mal wieder nichts gemacht hat
[ ] b) ich resigniere und schmeiße ihn raus, weil es eh keinen Sinn hat
[ ] c) ich wiederhole geduldig die Lektion und erkläre alles so lange, bis er es verstanden hat

Klar kreuzt hier jeder c) an. Aber ist man auch im realen Leben wirklich so geduldig? Immerhin erklärt man ständig Dinge, die einem selbst völlig klar sind, für die ein Schüler aber u.U. ziemlich lange zum Kapieren braucht. Oft sind mehrere Anläufe und verschiedene didaktische Ansätze nötig, bis eine Erklärung ihren Weg ins Gehirn deines Gegenübers findet. Das kann unglaublich nerven. Wer also zu Ungeduld oder gar cholerischen Anfällen neigt, sollte sich das mit dem Unterricht geben noch einmal überlegen...

Wenn ein Schüler etwas partout nicht verstehen will, könnte es sein, dass er a) ein Vollidiot ist oder b) man sich unverständlich ausgedrückt hat.

Leider zeigt die Erfahrung, dass b) WESENTLICH häufiger ist als a). Harte Erkenntnis, aber so isses halt.

Kleiner Test: Erkläre in einem einzigen kurzen Satz, was ein Quintenzirkel ist. Klingt einfach, oder? Na dann mal los!

Zwei Minuten Bedenkzeit gebraucht? Bandwurmsätze konstruiert? Ins Stammeln gekommen? Ein guter Lehrer muss auch komplizierte Sachverhalte so erklären können, dass auch ein totaler Anfänger versteht, worum es geht.

Vorgefertigte Formulierungen helfen nicht wirklich weiter, denn spätestens bei der ersten Nachfrage kommt man ins Schleudern. Das Einzige, was einigermaßen hilft, ist, ganz und gar verstanden zu haben, wovon man spricht. Wenn man die Lektion "Improvisationen über die II-V-I-Kadenz" gerade letzte Nacht zum ersten Mal selbst nachgelesen hat, wird man unweigerlich in Schwierigkeiten geraten.

Die gute Nachricht: Verständliches Erklären kann man trainieren :)


Zusammenfassung:
Man sollte handwerklich in der Lage sein, in den meisten Bands problemlos mitspielen zu können, ein eher milde-geduldiges Naturell sein eigen nennen und beim Erklären leicht verständlich den Kern einer Sache treffen.




2. Was soll ich meinen Schülern beibringen oder Der Schüler, das unbekannte Wesen

Deine Schüler sollen also alle Slappen wie Victor Wooten, Jazz-Standards locker aus dem Handgelenk schütteln und mehrstimmige Kompositionen im Handstand tappen. Schließlich bist du ja ein guter Lehrer, und der Rest ist ja nur noch eine gehörige Portion Transpiration!

Nur schade, dass dein Schüler eigentlich nur ein paar Grundtöne in der Schulband mitspielen wollte...

Was man einem Schüler beibringt, hängt stark davon ab, was er für Ziele hat. Wer nur ab und zu am Lagerfeuer mal ein bisschen mitspielen möchte, bekommt von mir selbstverständlich anderen Unterricht als jemand, der von Ehrgeiz zerfressen jeden Tag fünf Stunden übt, damit er nächstes Jahr bei Dream Theater einsteigen kann.

Ok, Übertreibung veranschaulicht, aber der Punkt ist: Unterschiedliche Schüler haben unterschiedlich ehrgeizige Ziele, und die sollte man berücksichtigen. Es wäre sinnlos, jemandem ein Übepensum von zwei Stunden oder mehr täglich aufzubrummen, wenn er Bassspielen nur zwischen Kegelabend und der geselligen Donnerstags-Stammtischrunde betreiben möchte.

Wer es dagegen "ernsthaft wissen will", soll natürlich auch entsprechend gefordert werden.

Das Wichtigste ist, ein Maß zu finden, mit dem der Schüler sich wohlfühlt. Denn sonst verliert er das Wichtigste überhaupt: Den Spaß an der Sache!

Also bitte weder übertriebener Ehrgeiz ("MEINE Schüler können das gefälligst!") noch chronische Unterforderung. Beides schadet mehr als es nutzt. Finde raus, was dein Schüler braucht. Das ist nicht ganz so leicht wie es klingt, denn in den seltensten Fällen wissen deine Schüler, was sie brauchen. Aber mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür.




3. Erste Stunde - und jetzt?

Vor ca. 10 Jahren wurden meine Bandkollegen und ich gebeten, bei einer Veranstaltung in einem Jugendzentrum einen Nachmittags-Workshop für die jeweiligen Instrumente zu geben. Die Teilnehmer sollten dann abends mit ihren Bands live in diesem Jugendzentrum spielen.

Ich war hochmotiviert, legte mir Thema und Konzept zurecht, bereitete Handouts vor, überlegte mir den Zeitablauf etc. Kurz: Ich hängte mich richtig rein.

Dann kam der Workshop. Ich wollte möglichst einfach beginnen und bat die Teilnehmer, mal eben eine C-Dur-Tonleiter zu spielen. Von da wollte ich dann zu Improvisationen in verschiedenen Modi überleiten.

Es kam, wie es kommen musste:

"Hä? WAS sollen wir spielen?"
"Na ja, 'ne Dur-Tonleiter, von C aus".
"Was für 'ne Leiter...?"

Mein Konzept brach bereits nach ca. zwei Minuten zusammen.

Ich hatte gleich mehrere Fehler gemacht:
  • Ich hatte mich nicht darüber informiert, auf welchem Level die Teilnehmer sich befinden. Hätte ich das gemacht, hätte ich gewusst, dass ich es hier mit jugendlichen Autodidakten mit maximal acht Monaten "Spielerfahrung" handelte.
  • Ich hatte mich nicht über den weiteren Ablauf der Veranstaltung informiert. Sonst hätte ich gewusst, dass meine Schützlinge an diesem Abend mit ihren Bands ihren ersten Auftritt spielen würden und mit ihren Nerven dementsprechend am Ende waren.

Und so hatte ich mein Publikum schon gleich am Anfang völlig überfordert. Statt irgendwelche Weisheiten aus der Tipps- und Tricks-Ecke anzuschleppen, hätte ich ihnen lieber etwas zum Umgang mit Lampenfieber, zur Vorbereitung von Gigs und zur Einstellung von bandtauglichen Sounds erzählen sollen.

You live and learn. Ich habe daraus Folgendes gelernt:
  1. Wenn möglich, informiere dich vorab über deine Schüler
  2. Überfordere dein Gegenüber nicht!

Gerade das mit der Überforderung passiert sehr viel schneller, als man denkt! Immer wieder bekomme ich mit, dass angehende Basslehrer die erste Stunde ihres neuen Schützlings so interessant wie möglich gestalten möchten und einen einfachen Song zum Nachspielen raussuchen. So kommt man gleich ans Bassspielen. Das ist nicht so trocken, macht also riesig Spaß, und die harmonischen Aspekte des Songs kann man als Dreingabe gleich in der nächsten Stunde verwursten. Ein idealer Einstieg also.

Denkste!

Gucken wir uns mal an, was wir von unserem Schüler verlangen, wenn er einen Song nachspielen soll:
  • Finger rechts sortieren (Daumen als Stütze, Zeige- und Mitelfinger gestreckt, schön abwechseln, bis zur nächsten Saite durchziehen...)
  • Finger links sortieren (Saite mit richtigem Finger im richtigen Bund runterdrücken, nicht schnarren...)
  • Rhythmus verstehen, evtl. sogar mitzählen
  • Auf die Tonwechsel achten
  • Mit dem Fuß die Viertel mittappen
  • Atmen nicht vergessen...

Klar können wir als erfahrene Bassisten das alles im Schlaf, notfalls auch mit verbundenen Augen. Aber von einem Anfänger könnte man ebensogut verlangen, im Kopfstand mit der linken Hand drei Bälle zu jonglieren, während er mit der rechten Hand die 12. Wurzel aus 8972347934034 an die Tafel schreiben soll...

Oder anders gesagt: Wir überfordern ihn/sie hoffnungslos!

Es kommt natürlich auch wieder darauf an, auf welchem Level unser Schüler sich befindet. Wer das nicht ganz am Anfang so genau wie möglich herausfindet, fällt damit genauso auf die Nase wie ich mit meinem Workshop!

Erst wenn ganz klar ist, was man an Kenntnissen voraussetzen kann, kann man anfangen, darauf aufzubauen. Und von da aus dann in kleinen Schritten und schön der Reihe nach weiter.

Von meinen ersten Schülern habe ich mehr gelernt als sie von mir. Ich musste mir alles, was ich ganz selbstverständlich einfach spielte, wieder ganz genau ansehen. Wann bewege ich warum welchen Finger, und ginge das auch anders? Warum kann ich eigentlich nicht in Zeitlupe slappen (mittlerweile kann ich das)? Auf welche Zählzeit GENAU kommt eigentlich welche Note?

Ich habe gelernt, mir beim Spielen sehr genau selbst zuzusehen. Nur wenn ich weiß, was ich selbst tue, kann ich es meinen Schülern beibringen. Und das hat meine Spieltechnik, meinen Ton (nicht Sound!) und auch meine Harmoniekenntnisse enorm weitergebracht.

Wer also bereit ist, jede Kleinigkeit seines Spiels genau zu hinterfragen, um sie hinterher genau erklären zu können, wer akzeptiert, dass es keine dummen Fragen gibt, wer es schafft, seinen Schülern den Spaß am Spielen zu erhalten, indem er seinen Unterricht abwechslungsreich gestaltet und niemanden über- oder unterfordert und wer bereit ist, auch von seinen Schülern ständig dazuzulernen -

der wird ein sehr guter Basslehrer werden! :great:

In diesem Sinne viel Spaß und los geht's! :)
 
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:great:

Sehr guter Workshop. Ich selber unterrichte zwar kein Instrument, hab aber sehr lange sehr viel schulische Nachhilfe gegeben. Abgesehen von der Bezahlung ;) und dass die Schüler noch weniger Bock drauf haben kann man da fast alles so übertragen, wie du das geschrieben hast.

Pädagogische Konzepte sollten genauso Grundlage sein wie die fachliche Kompetenz.
 
Der beste Beitrag, den ich seit langem gelesen (und genossen) habe. Kann ich aus meiner Lehrtätigkeit alles nachvollziehen. Wie wahr! Bitte festpinnen, am besten festnieten. Danke für die Mühe :great:


P.S. Leider kann ich dich nicht nochmal bewerten, muss erst was anderes bewerten.:(
 
Guter Beitrag. Was ich noch nachtragen wollte: Man sollte im Stande sein, dem Schüler die Möglichkeit zu bieten eigene Songs mitzubringen und diese dem Schüler dann beizubringen, sei es über Transkriptionen oder einfach mal eben so (bei Punkrock oder Nirvana reichen vielleicht Tabs). Und man sollte auch Erfahrung mit diversen Stilen/Rhythmen haben, also Bossa, Swing (Walking Bass), etc.
 
Ich kann den anderen nur zustimmen, ein richtig toller Beitrag:great:, wenn ich dich wieder bewerten kann, werde ich es sofort tun.
 
Hallo LeGato,

meine Punkte hast Du bereits! ;)
Ein wirklich sehr schöner Beitrag!

Bassunterricht könnte ich nie geben. Aber ich war:
1. Zivi - und damit Hilfslehrer - an einer Behindertenschule. Musste ein Jahr lang fast jeden Morgen einem Mädchen den Zahlenraum zwischen 1 und 6 erklären. Das härtet ab!
2. Werksausbilder Theorie für Maschinenschlosser
3. Englischlehrer an der Volkshochschule

Dein Beispiel mit dem Dreiklang war sehr treffend!
Was mir als Lehrer geholfen hat war, immer gute Merkbrücken für meine Schüler bilden zu können.

Zu einem guten Lehrer gehört auf jeden Fall, dass ersich individuell in jeden seiner Schüler versetzen kann und jeden Schüler anders behandelt.

Wichtig ist auch, dass Menschen mit Gehirn, Augen, Händen und Ohren lernen.
Heißt also:
1. Dreiklang erklären. Sind drei Töne, blablabla. (Gehirn)
2. Mit Tabs oder Noten plus am Griffbrett zeigen. (Augen)
3. Dreiklang greifen lassen. (Hände)
4. Dreiklang spielen. (Ohren)

Wer wie mit welchem Prozentsatz am besten lernt, muss man individuell herausfinden. Je mehr Sinnesorgane eingeschaltet werden, desto höher die Chance eines Lernerfolgs.

Wichtig sind auch "Aha-Effekte" von Zeit zu Zeit.
Und man sollte seine Stunden so aufbauen, dass langwierig zu lernende Sachen von schnell zu lernenden unterbrochen werden. Dann dauern die Erfolgserlebnisse nicht immer ewig.

Als Maschinenschlosser habe ich gelernt:
Manche Sachen sind kompliziert und dauern ewig. Kommt der Boss vorbei denkt er, Du tust garnichts. Manche Sachen sind einfach und gehen schnell, sehen aber nach viel aus. Bau zuerst etwas zusammen was schnell und einfach geht. Leg es zur Seite. Dann machst Du die Sachen die dauern. Zwischendurch setzt Du das einfache Teil ein. Dein Boss sieht große Fortschritte und ist zufrieden, Du kannst in Ruhe am schwierigen Teil weiter machen.
Ähnliches gilt auch für den Unterricht.

Gruß
Andreas
 
Ein dickes Lob für diesen Beitrag.

Die Idee zu unterichten hatte ich zwischenzeitlich auch mal, dann wieder verworfen, dann kam sie aus akutem Geldmangel mal wieder -> gemacht hab ichs nie und wenn auch nur 5% deines Beitrages stimmen, war das eine für meine etwaigen Schüler sicherlich sinnvolle Entscheidung.

*g*
 
Wichtig ist auch, dass Menschen mit Gehirn, Augen, Händen und Ohren lernen.

Da kann ich als frisch gebackener Ausbilder natürlich nur zustimmen.

In der Fachsprache heißt das dann den kognitiven, affektiven und psychomotorischen Bereich fordern und fördern...;)

Ansonsten kann ich zu LeGatos Beitrag nur folgendes sagen::great:

Sehr, sehr guter Beitrag mit vielen wichtigen Inhalten und guten Tipps!
Super Arbeit!
 
Wunderbarer post und als Workshop/Festthread/FAQ absolut tauglich.

Ich möchte aus eigener Erfahrung ein paar Aspekte ergänzen/vertiefen:

> Motivieren können halte ich für sehr wesentlich!
Es gibt viele technisch, handwerklich, instrumentalisch und auch spielpraxismäßig gute Menschen, die es aber nicht verstehen, ihre SchülerInnen zu begeistern, Frustphasen behandeln und überspannte Erwartungen ausgleichen zu können und das ihre zu tun, um ein dauerhaftes Interesse zu wecken und zu halten

> Feedback geben ist ausserordentlich wichtig.
Hängt mit dem ersten Punkt zusammen. Es geht nicht um Bauchpinselei, es geht aber auch nicht um ätzende Kritik, sondern um die Kunst der konstruktiven Kritik.

> Lernen step by step mit Übungen und Erfolgen organisieren
Ich als Schüler möchte weiterkommen, ich möchte nach jeder Stunde ein kleines Erfolgserlebnis haben (vorausgesetzt, ich habe mich bemüht), ich möchte, dass mein Lehrer/ meine Lehrerin meinen Weg zum Himmalaya in Tages-, Wochen- und Monatstouren und -etappen einteilt, die ich mich meiner Kraft schaffen kann und ich möchte ab und an in einem Lager landen und von dort aus nach unten schauen und mich über den bis dahin zurückgelegten Weg freuen dürfen.

Die Organisation dieses Lernprozessen halte ich für sehr wichtig. Weg und Ziel müssen überein stimmen und auch auf jeweils den abgestimmt sein, der diesen Weg gehen kann, seine Kräfte, seine Ausgangsposition und seine Zeit und Energie. Genau das ist - neben anderem - der job eines guten Lehrers/einer guten Lehrerin. Es geht nicht um ein Korsett, in das man SchülerIn preßt, sondern darum für jede/n SchülerIn das passende Ziel, den passenden Weg und die Schritte dort hin organisieren zu können und so zu organisieren, dass das Lernen Spaßt macht und Erfolge bringt.

Das wären noch mal meine 3,5 Cent dazu.

x-Riff
 
Großartig hatt mir auch schon überlegt unterricht zu geben war mir dann aber erst unsicher, doch jezt glaub ich dass ich das schon hinnbekäme...Aber mal ne ganz dreiste frage: Wieveil Geld soll ich nehmen? Gerade bei den ersten schülen werde ich ja wohl nicht unbedingt der beste lehrer sein , doch Geld kann man ja immer ma gebrauchen ;)
 
8-10 Euronen (für halbe bis dreiviertel Stunde) würde ich sagen, das ist günstiger als Musikschule o.ä., aber du verdienst immer noch ganz gut.
 
Will bei dir Unterricht haben...
 
Sticky und ab dafür!

Meine Bewertung hast du! Toller Beitrag!!
 
Guter Beitrag. Was ich noch nachtragen wollte: Man sollte im Stande sein, dem Schüler die Möglichkeit zu bieten eigene Songs mitzubringen und diese dem Schüler dann beizubringen

Das finde ich noch ganz wichtig!
Genau das war meiner meinung nach nämlich der fehler meines alten Gitarrenlehrers :)
Er war zwar ein netter Kerl, aber mitlerweile weiß ich genau was er alles "falsch" gemacht hat. u.A. war es eben die motivation. Ich hab gitarre aus stink langweiligen standart büchern gelernt, mit liedern die kein mensch hören will ;)
Und da hatte ich nie spaß dran, hab die lieder demenstsprechend auch nie wirklich geübt.
Eine witzige sache die mir anfürsich kaum einer glaubt.
Ich kann konzertitarre vom Blatt spielen, ich assoziire jede Note mit einem Gegriffenen Ton.
ABER ich kann noten nicht lesen! d.H. Ich muss mich dahinsetzen und linien abzählen wenn ich wissen will (wollte) wie der ton heisst. mitlerweile ist es anders, da ich viel dazugelernt hab. Aber ich denk immernoch andersrum als die meissten. Ich seh die note, weiß wo sie gegriffen wird, und dann weiß ich, wie der ton heisst (da ich ja weiß wie die töne auf dem griffbrett heissen ^^).
Das ganze ist mitlerweile vielleicht 13-14 Jahre her... Aber dennoch hats mir irgendwie den Spaß genommen. Naja, gott sei dank, sonst wär ich nicht bassist geworden sondern gitarrist geblieben :p
 
Wow, wirklich toller Beitrag. Du legst eine wirklich spannende Formulierung an den Tag, da wird man ja regelrecht süchtig nach lesen! :D

Übrigens: Ich hatte jetzt auch schon lange überlegt ob ich Unterricht geben soll. Jetzt weiß ich allerdings noch was mir fehlt und kann nun auch besser an diesem Problem arbeiten. Vielen Dank! :great:
 
Off Topic:

Aber mal ne ganz dreiste frage: Wieveil Geld soll ich nehmen?

Also bei uns in Essen liegen die Preise so bei 15-20 €s á 45 min!

Ich selber nehme nur 15 €, da kommen mehr jungens zu mir, was am Ende höhere einnahmen verspricht als überteuert zu sein!
 
hi,
ich hab auch bald die Möglichkeit zu unterrichten. Mit den Fingern bin ich flott und Erfahrung habe ich auch genug, nur fehlt mir das theoretische Wissen. Klar die Grundlagen kann ich, aber kann mir jemand Tipps geben wie ich mich in den oben genannten Bereichen weiter eintwickeln kann? Wenn möglich alles auf einmal:D:D:D
 
@bassinyouface: Wenn du dir solche Fragen noch stellen musst, gib bitte keinen Unterricht!
Oder verlang zumindest kein Geld dafür, alles andere wäre einfach dreist:screwy:
Ich will dich nicht angreifen, aber stell dir einfach mal vor, ein Schüler stellt dir Fragen z.B. zu Stufentheorie o.ä. weil er`s selbst nachgelesen hat aber noch nicht so richtig kapiert und du kommst ins Schwimmen. Da bezahlt man dann gern dafür ;)
 
echt ein super Workshop!
Ich bin zwar Gitarrist, aber vieles kann man ja 1:1 übertragen!
Also nochmal: RESPEKT!- Vorallem für Leute die entweder noch sehr am Anfang ihrer "Lehr-karriere" stehen oder für welche die sich "Unterricht-geben" überlegen ists sehr hilfreich, weils einfach den Alltag sehr gut widerspiegelt.

So- aber trotzdem eine Anmerkung: (wenn ichs überlesen hab- sorry)
Du hast nicht geschrieben wie man Schülern am besten Notenlesen schmackhaft macht. Und ich bin schon der Meinung,
1) wills ja in Wirklichkeit eh jeder können- nur ists halt schwieriger als Tabs zu lesen und meistens scheiterts am Durchhaltevermögen sich was Neues drauf zu schaffen...
2) wenn einer irgendwann mal 10 Jahre spielt und dann zB Viertelnoten in C-Dur auf Tempo 50 nicht vom Blatt lesen kann, dann ist das schon einigermaßen peinlich und fällt im Endeffekt auf dich/uns als Lehrer zurück. Man erwartet einfach von Leuten die eine gewisse Zeit spielen, dass zumindest einigermaßen Notenlesen können. (Mit "man" meine ich jetzt die Nichtmusiker-Öffentlichkeit- zB die Eltern die ihre Kinder zu einem schicken. Wenn die hören das Kind einer Bekannten lernt auch bei mir (6 Jahre), kann aber noch keine einzige Note lesen.... Ich glaub da schauts dann eher schlecht aus...)
Man sollte also irgendwie versuchen, Notenlesen den Schüler unterzujubeln.
Ich mach das so (jetzt auf Gitarre bezogen):
Ich mach das immer die ersten 10min. der Stunde. Das ist nicht soviel, dass dem Schüler fad wird, aber trotzdem etwas wo schon bissl was hängen bleibt. Die ersten Noten sind klarerweise die Leersaiten (zuerst mal die ersten 2). Mit Viertel, Halben und Ganzen Noten und vielleicht noch Viertel Pausen.
Tja usw. ich versuch das halt so bissl als "Wette" (also als Spiel) aufzuziehen- nachdem das ja vom Können her überhaupt kein Problem ist, ists nur ein "intellektuelles Problem" und da nervts die Schüler meistens selbst wenn sies nicht schaffen ein paar Noten auf Leersaiten richtig hinzubekommen. Und so gehts weiter- dann halt ein paar gegriffene Noten einstreuen- irgendwann können sie dann Notenlesen.
Eine Gefahr gibts: Manchmal lernen sie das "Stück" einfach auswendig und schauen gar nicht mehr auf die Noten. Das ist vielleicht gar keine schlechte Übung, nur fürs Notenlesen-lernen ist es sehr schlecht.

Hoffe, dass bringt euch auch ein bissl weiter-
lg
:)
 

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