Dumpfe E-Saiten. Woran liegt es?

  • Ersteller solocan
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... allerdings ist das Griffgefühl....."gewöhnungsbedürftig"

https://www.musiker-board.de/threads/ausgewogenheit-pu-einstellung.660206/

Die E ist wohl meist deutlich lauter als die anderen. Mitlerweile habe ich per PU-Einstellung die E zurückgenommen, weil ich zum Ausglich an den dünneren Saiten nicht länger so heftig reissen wollte. Heftiges Reissen macht mehr Obertöne ...soll heissen, die E klingt vieleicht deshalb voller, weil man sie eher sanfter spielt, als die anderen.

Dass sie von allen am wenigsten brilliant klingt halte ich für normal, es entspricht wohl dem Instrument.
 
Es ist bei einem Vergleich der Töne etwas gemein, die gegriffene E Saite gegen die offene A Saite zu stellen. Besser macht sich die E Saite im 6. Bund vs die A Saite im ersten.
Meiner Erfahrung nach spielt hier auch der Verstärker und die Lautstärke eine wichtige Rolle.
Auf einem 20W Übungscombo mit 8" Lautsprecher wird es dem E immer am Fundament fehlen.
Da ich meist 5 oder 6 Saiter spiele, ist mir das Thema aber auch mehr als bekannt, denn viele Bässe mit tiefem H haben das Problem - wenn nicht beim E, dann eben drunter.
Als vor ein paar Jahren ein Multiscale 5er meinen Carvin als Hauptbass abgelöst hat, ist mir aufgefallen, dass sich in meine Spieltechnik ein Wandern der rechten Hand eingeschlichen hat.

A-Saite und höher spiele ich meist über dem 24. Bund oder zwischen dem Griffbrettende und dem Neck-PU, doch wenn ich auf E- und H- Saite gehe, wandert die Hand in Richtung Brücke.
Eben in diese Region, wo die schlafferen, dicken Saiten das gleiche Anschlaggefühl haben. Meinem Ohr nach produzieren sie dort auch mehr Obertöne.
Auf dem Mulitscale, der so angelegt ist, dass alle Saiten sich mehr oder weniger gleich anfühlen, ist das nicht nötig und ich musste diesen eingeschlichenen Automatismus erstmal wieder loswerden.

Aber generell muss ich sagen, dass dieses Verhalten bei Bässen bei mir maßgeblich für die Kaufentscheidung ist. Zunächst müssen mir Halsprofil und Spielgefühl zusagen, doch direkt danach kommt es auf deadspots und den Klang der einzelnen Saiten an. Bei höherpreisigen Instrumenten kommt es seltener vor, dass sich solche Probleme einschleichen. Bei billigen Fernostproduktionen, wo, ganz stumpf gesagt, Jemand, dem das Resultat recht Banane ist, die Holzbrocken in die CNC Fräse lädt, kann es zu recht großen Unterschieden kommen.
 
Ich fürchte ich kann dem allem nicht folgen. Welchen Klotz soll ein Fernöstler in eine Fräse hauen, und inwiefern macht das der pfeiferauchende Rauschebart im Schwarzwald anders? Vielleicht bildet sich der Alm-Öiy mehr auf seine Maloche ein, aber im Ergebnis?
  1. Was sind Brillianzen? Die liegen dem allgemeinen Sprachgebrauch nach in einem festen Frequenzbereich, irgendwo um 5 bis 10 kiloHertz, wenn das jemandem was sagt. Für eine Querflöte wären das der 2te/3te Oberton. Für einen Bass werden das schon der 10te bis 20ste Oberton—auf der G-Saite, 24ter Bund! Für die leere E-Saite sind es dann so um der hundertste Oberton und aufwärts.
  2. Sofern es sich um Obertöne handeln soll, also nicht Brillianz im üblichen Sinn, dann hängt die Verteilung der Oberton-Amplituden (wem sagt das was?) ganz wesentlich davon ab, wo die frei schwingende Saite relativ zu den Enden angeschlagen wird. Kurz, je weiter gegriffen, desto weniger Oberton—aus mathematisch/physikalischen Gründen, nicht etwa weil die Saite schlecht wäre. Schon deshalb klingt die E gegriffen also anders als die A leer! Aber auch E gegriffen anders als A gegriffen ...
  3. Aus 1) und 2) folgt, dass die Saiten alle unterschiedlich klingen und mit Verlaub, das soll auch so sein. DAS macht das Charakteristikum des Instruments aus, nicht irgendwelche magischen Hölzklötzchen.
Besser macht sich die E Saite im 6. Bund vs die A Saite im ersten. ... Bei billigen Fernostproduktionen, wo, ganz stumpf gesagt, Jemand, dem das Resultat recht Banane ist, die Holzbrocken in die CNC Fräse lädt, kann es zu recht großen Unterschieden kommen.
 
Ich fürchte ich kann dem allem nicht folgen .... ...DAS macht das Charakteristikum des Instruments aus, nicht irgendwelche magischen Hölzklötzchen.

Ich will das noch kurz ergänzen, ohne zu erwarten, dass das jemand nachvollziehen wollte. Anbei zwei Spektren, einmal E-Saite, einmal G-Saite, jeweils leer auf einem Hohner The Jack mit Dean Markley 95 Blue Steel NP:

E.jpg G.jpg

Sieht man genau (!) hin, und beachtet die Skalen und rechnet ein bisschen Grund- gegen Obertonpegel, skaliert von 40Hz auf 100Hz (E->G), dann sind die Spektren sehr ähnlich. Die E-Saite hat nahezu denselben "Klang", nur eben alles um mehr als eine Oktave tiefer. Das Ohr findet den tieferen Klang eben weniger brilliant ... weil Brillianz vom Ohr nicht relativ zum Grundton empfunden wird, sondern relativ zu festen Frequenzen (s/o).

Und hier nochmal der Vergleich gegriffene D-Saite 02ter Bund gegen gegriffen 14ter Bund:

D02.jpg D14.jpg

Man sieht klar die typische "Verarmung" des Spektrums bei Konzentration auf die ersten paar Obertöne, keine "Brillianzen".

Und um das auch noch einmal zu erklären: beim 02ten Bund ist der Grundton (150Hertz) in etwa gleich laut wie der erste Oberton, 3/4/5 folgen schon deutlich leiser, aber das Gefussel an Obertönen, die schon leicht inharmonisch (perkussiv) zum Grundton stehen ist um nur 15dB leiser als diese sagen wir mal harmonische Struktur. 15dB weniger ist grob halb so laut.
Bei 14ten Bund liegen die ersten Obertöne – und das ist bei jeder Saite so – schon weniger als halb so laut zum Grundton (300Hz),bleibt aber bis zum 5ten auf diesem Niveau. Das Gefussel ist weniger als ein Viertel so laut. Die Saite klingt stärker auf den Grundton fokussiert, harmonisch präziser, flötig, kaum noch perkussiv. Die Verzierungen fehlen. Auf dem 24ten Bund ist eigentlich nur noch der Grundton deutlich hörbar, was oft schon jaulig klingt.
Das ist ein Schema, welches bei jeder Saite zu finden ist, ob flatwound oder Hornhautraspel, dick oder dünn – übrigens zeichnen sich flats eher durch ein leicht unterdrücktes Gefussel aus, während die naheliegenden Obertöne nicht kennzeichnend schwächer wären.
Noch etwas: Werden zwei Frequenzen gleichzeitig gehört, überdeckt der lautere Ton den leiseren zum Teil. Der leisere wirkt leiser, als er sich misst (Überdeckung). Das wiederum ist ein Effekt, der gerade im tieferen Tonbereich stärker ausgeprägt ist. Auch deshalb könnte eine tiefere Saite dumpfer klingen, weil der Grundton die Obertonreihe stärker überdeckt, als im höheren Frequenzbereich.

Holz, Holz, Holz … ist nicht!

Die Angelegenheiten haben also rein gar nichts mit "Holz" zu tun, schon gar nicht mit Unterschieden zwischen "Banane" und dem unterstellten Edelmut hochpreisiger Hersteller. Es handelt sich um den bestimmten Klangcharakter dieser Instrumentengattung.
 
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Ich hatte das Phänomen mal bei einem FGN Jazz Bass. A bis D kamen total knackig rüber und die E-Saite wollte einfach nicht.
 
Beim Aufziehen neuer Saiten nicht die volle Länge verwenden, sondern die Saiten einige Zentimeter oberhalb der Mechaniken erst knicken und dann kürzen.
(Wie z.B. hier zu sehen: )
Verhindert, das sich der Saitenkern verdreht, was häufig Ursache für den dumpfen Klang ist ... und man spart sich einige lästige Kurbelei. ;)
 
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Beim Aufziehen neuer Saiten ...
Verhindert, das sich der Saitenkern verdreht, was häufig Ursache für den dumpfen Klang ist ...

Ich kenne den Tipp schon, zweifle aber doch stark. Würde der Kern sich überhaupt verdrehen können, wäre es aus mit dem Klang. Die rasselnde Umspinnung würde jeden Ton auf ein kurzes Schnarchen verkürzen. Und dann, wieso sollte gerade ein Knick am Ende die gesamte Länge beeinflussen, und dann, es gibt ja eh schon einen Knick an der Achse der Mechanik, und dann hat den Zusammenhang noch niemand unmittelbar oder logisch geschlussfolgert erwiesen. Sprich: urbane Legende.

Crassus, nimm's bitte nicht persönlich. Ich hab' da eine Berufskrankheit ...
 
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Nee, ich nehme das nicht persönlich.

Der Knick in der gekürzten Saite knickt Kern und Umwicklung (bei der ungekürzten Saite ist es nur der Kern); daher kann sich der Saitenkern nicht mehr innerhalb der Umwicklung drehen.
Ob das nun viel ausmacht oder gar überhaupt nichts, kann ich natürlich auch nicht verifizieren, aber dass eine in sich gedrehte Saite anders schwingt als eine, die ohne eine solche Drehung gespannt wird, halte ich zumindest für plausibel.

Naja, ich mache das mit dem Kürzen zugegebenermaßen hauptsächlich allein schon aufgrund der ansonsten recht nervigen Kurbelei und um bei sehr langen Saiten trotzdem genug Druck auf den Sattel zu bekommen (damit die unterste Wicklung nicht schon "in zweiter Reihe" liegt).
Seitdem ich das mache, habe ich das Tote-Saiten-Problem nicht mehr gehabt ... könnte aber natürlich auch einfach Glück gewesen sein.
Zumindest würde ich aber mal sagen: "Versuch macht kluch" ... schaden kann's nix und kosten tut's auch nix.

Viele Grüße
 
... aufgrund der ansonsten recht nervigen Kurbelei und um bei sehr langen Saiten trotzdem genug Druck auf den Sattel zu bekommen (damit die unterste Wicklung nicht schon "in zweiter Reihe" liegt). ...

Hatte ich vergessen: Bei Fenders kommt ja von der E-Saite das Dicke in die Achse. Bei den verbesserten Varianten läuft doch (fast) immer ein abgedünntes Ende in die Mechanik. Dass es sowas altes noch gibt!? Vieleicht muss man da ja doch nochmal abknicken, obwohl die Saite ohnehin um die Achse geknickt wird.
 
Am 20.6. war Roger Sadowsky bei Session Music und hat 2 mögliche Ursachen für dumpfe tiefe Saiten benannt. Zum Einen kann es das unsachgemäße Abknicken der Saite beim Aufziehen sein, zum Anderen soll man darauf achten, genug Wicklungen nach unten zu haben, um den Anpressdruck der tiefen Saiten auf den Sattel zu erhöhen (was man nicht braucht, wenn man so einen Anpressbügel [heißt das so?] hat).
 

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