[Effekt] Catalinbread - Karma Suture (Boost/Overdrive/Fuzz)

escarbian
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Catalinbread - Karma Suture (Boost/Overdrive/Fuzz)


Vorgeschichte:

Die schon länger etablierte Pedalschmiede Catalinbread aus Portland/Oregon ist ja vielen Gitarristen hier ein Begriff durch diverse hochkarätige Effektpedale. Das seit 2014 auf dem Markt befindliche Karma Suture ist allerdings bei den meisten Gitarristen ein eher unbeschriebenes Blatt und auch im Musiker-Board wird es kaum erwähnt. Das mag zum Teil daran liegen, daß man bei dem Pedal die Eingruppierung nicht ganz eindeutig festlegen kann. Es ist zwar im Grunde ein Fuzz-Pedal, es hat aber auch seine Qualitäten als Boost- oder Overdrive. In manchen Shops wird es als Fuzz angeboten, andere wie Sweetwater.com bezeichnen es als Overdrive/Distortion. Catalinbread selbst steckt es erst gar nicht in eine Schublade. Manch einer wird vielleicht auch vom ungewöhnlichen Design des Pedals von einem Kauf abgehalten.
Jedenfalls entschloß ich mich, diesem durchaus vielseitigen Pedal ein kleines Review zu widmen, damit vielleicht doch noch der eine oder andere Musiker Interesse an dem Karma Suture findet. Und dieses Interesse hätte es sehr verdient. Auch ich wurde eher zufällig durch ein Youtube-Video auf dieses Pedal aufmerksam. Aber ich habe es nun schon über ein Jahr auf dem Heimstudio-Board, und dort wird es wegen seiner Qualitäten auch bleiben.
Laut Catalinbread ist das Konzept des Karma Suture vom Interfax Harmonic Percolator Fuzz aus den frühen 1970er Jahren inspiriert worden und entspricht daher auch am ehesten einem Fuzz-Pedal. Es soll aufgrund seiner speziellen Schaltung insbesondere geradzahlige harmonische Frequenzen hervorheben.
Inzwischen gibt es neben dem ursprünglichen Karma Suture mit Germanium- und Silizium-Transistoren/Dioden auch eine reine Silizium-Version, das Silicon Karma Suture mit mehr Gain und Volume.
Hinsichtlich des ungewöhnlichen Wortspiel-Namens des Pedals lasse ich hier den Entwickler Howard Gee, Chef-Designer bei Catalinbread, zu Wort kommen:
"Oh, and what’s up with the name? I don’t know! I was working on the circuit one night and the term “karma suture” suddenly entered my mind. Yes, it’s a pun but I don’t know, the sound I was hearing just seemed to fit that name. So there you have it. Playthis pedal and your karma will be stitched up and you’ll be good to go until….. until you turn it off ;-)"


Details und Ausstattung:
Das Karma Suture weist, dem Namen entsprechend, ein recht exotisches Design in der Farbe pink auf. Geliefert wird es im kleinen Catalinbread-Karton mit Aufkleber und Plektrum. Das Pedal hat ein stabiles Alu-Druckguß-Gehäuse und ist exzellent verarbeitet. Das Innenleben bleibt allerdings durch den verdeckten Platineneinbau verborgen. Die Fertigung erfolgt, wie bei allen Catalinbread-Pedalen, in Portland, Oregon/USA. Die Ein- und Ausgangsbuchsen befinden sich auf den Seiten, zentral zeigt eine grüne LED den Status an. Das Germanium Karma Suture ist mit einem NOS Germanium- PNP-Transistor und einem Silizium-NPN-Transistor, sowie je einer Germanium- und Silizium-Clipping-Diode bestückt.
Das Manual steht zum Download auf der Webseite von Catalinbread bereit.

Auf dem Pedal befinden sich vier satt drehende weiße Einstellungsregler:
Input: regelt, wieviel Gitarren-Signal dem Effekt zugeführt wird im Sinne eines Gain-Reglers
Output: regelt das Volume des Ausgangs
Diodes: regelt die Intensität der Clipping-Dioden (im Uhrzeigersinn zunehmendes Clipping )
Density: regelt zwischen Overdrive und Fuzz-Charakter, mit zunehmendem Bass-Volumen im Uhrzeigersinn

Die Stromversorgung erfolgt über Netzteil 9 (-18) V DC (center negative) oder 9V-Blockbatterie.
Größe: 11.15 x 5.94 cm



Catalinbread-KS-750px.jpg
Catalinbread-Silicon-KS.jpg


(Bildquellen: links: Autor; rechts www.sweetwater.com)





Bedienung und Klang:
Man muss sich schon etwas Zeit nehmen, um die Vielfalt der Sounds dieses Pedals zu ergründen. Gerade auch die unterschiedlichen Einstellungen von "Input" und "Output" bringen überraschende Soundvarianten. Grob orientierend kann man sagen, daß alle Regler im Bereich vor 12 Uhr eher Boost-/Overdrive-Sounds liefern, alle Regler im Bereich nach 12 Uhr mehr Fuzz-Sounds bringen. Mit allen Potis auf Rechtsanschlag kann man schon ein ordentliches Klanggewitter entfesseln.
Es bietet sich am besten an, erstmal mit wenig Input (durchaus ganz auf Linksanschlag ausprobieren) und "Diodes" sowie "Density" auf 12 zu beginnen. Bei dieser Einstellung erhält man je nach Leistung der Pickups einen leichten Boost bis Overdrive, der bei Zurücknahme des Volumes an der Gitarre in wunderbar cleane Sounds übergeht. Ausgehend von hier sollte man einfach mal alle möglichen Variationen und Kombinationen durchspielen. Man kann von cleanem Boost bis zu fettem, aber cremig-singendem Fuzz mit schönem Sustain, von sehr offenem bis stark komprimiertem Sound fast alles einstellen. Dabei reagiert das Pedal wunderbar auf den Volume-Regler und die Anschlagstechnik an der Gitarre. Je mehr man "Diodes" nach links dreht, desto offener wird der Klang, im Uhrzeigersinn wird der Sound definierter und zunehmend komprimierter. Der "Density"-Regler hat wohl den größten Einfluß auf den Klang und man stellt den gewünschten Effekt von Overdrive zu Fuzz ein. Gegen den Uhrzeigesinn nimmt "Density" Bassanteile heraus, läßt eher die Höhen betonen, im Uhrzeigersinn bekommt man reichlich Low-End und fetten Sound. Alle vier Regler sind sehr interaktiv und gegenseitig anzupassen. "Diodes" nach links und Density nach rechts verlangt definitiv eine Minderung von "Output", da es sonst recht laut werden kann. Das Pedal hat wirklich einige Sweet-Spots, natürlich auch abhängig von der jeweiligen Gitarre, bzw. von einem cleanen oder bereits zerrenden Amp. Die Kombination mit nachfolgenden Zerr-Pedalen ist ebenfalls einen Versuch wert.
Insgesamt geht der Klang über einen "üblichen" Fuzz weit hinaus, und es überrascht mich immer wieder, welch unterschiedliche Sounds man einstellen und wieviele Bereiche man mit dem Karma Suture abdecken kann. Wer experimentierfreudig ist, wird mit dem Pedal seine wahre Freude haben und viel Zeit damit verbringen. Wer einen Plug-and-Play Fuzz sucht, wird wohl besser mit einem anderen Pedal glücklich. Vielleicht liegt die Zielgruppe dann auch eher beim Soundtüftler im (Heim-)Studio, als auf der Bühne, wo man einen bestimmten Sound rasch wiederfinden/einstellen möchte. Aber auch dies dürfte mit etwas Erfahrung an dem Pedal kein großes Problem sein.


Um einen akustischen Eindruck zu gewinnen, habe ich die besten Demos als Soundbeispiele auf YouTube herausgesucht:


















https://youtu.be/l8fSzwH_2Es




Fazit:
Wer ein eigenständig klingendes und vielseitiges Fuzz-Pedal sucht, welches auch noch als Boost und Overdrive sehr gute Dienste leistet, der sollte das Karma Suture unbedingt einmal ausprobieren.
Der Preis ist relativ hoch, liegt aber meiner Meinung nach noch im üblichen Rahmen, und man bekommt dafür ein sehr variabel einstellbares und Top-verarbeitetes Pedal für viele Anwendungsbereiche.


Pro:
große Klangvielfalt
hohe Spieldynamik
hochwertige, solide Verarbeitung
angemessener Preis

Contra:
für mich persönlich keines
(kein Plug-and-Play Pedal)
(zunehmend eingeschränkte Vergfügbarkeit)

Preis:
199,00 - 205,00 Euro (in einzelnen deutschen Online-Shops erhältlich)

Link zur Hersteller-Webseite:
https://www.catalinbread.com/index.php?category=all&product=karma-suture-ge

Conflicts of Interest: keine


Vielen Dank für's Lesen.
Fragen und Anmerkungen sind gerne willkommen.
Gruß, Helmut
:hat:
 
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Schönes Review und tolles Pedal. Ich war an dem auch schon interessiert, aber da ich derzeit mit Modelling unterwegs bin momentan für mich nicht mehr relevant:)
 
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Das scheint echt sehr vielseitig zu sein. Werde ich im Hinterkopf behalten. :)
 
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Klasse Review, interessantes Pedal! :great:
 
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Schönes Review, hatte ich auch immer mal im Auge.. noch ein Fuzz kann ich aktuell aber nicht wirklich rechtfertigen.. :D

Kann leider gerade keine Kekse geben, aber ich lass mal ein Like da. ;)
 
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Danke für's Feedback :)
Fuzz-Pedals kann man gar nicht genug haben :D
 

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