Effekte für Gesang

[Tomthekid]

Hallo,

zurzeit bin ich dabei, meine Gesangsaufnahmen zu verbessern. Als Sequenzer benutze ich Cubase Studio 4. Da sind schon viele Standard-Effekte enthalten. Dennoch gibt es sicher Effekt-Plugins oder auch Effekt-Geräte, die einfach besser sind. Habt ihr Empfehlungen?

Dann würde ich auch gern die Stimme noch mehr modelieren. Dabei habe ich etwas von Auto-Tune, Vocal Harmonizer, Pitch Shifter, Melodyne und Vocoder gehört. Gibt es auch hier Empfehlungen? Ideal wäre, wenn alles in einer Software/ Gerät enthalten ist, aber das ist wohl Wunschdenken. Gibt es noch weitere besondere Effekte, die ich vergessen habe?

Vielen Dank!!

 

[ivarniklas]

Moinsen !

Was meinst Du mit "Gesangsaufnahmen verbessern?" Was soll verbessert werden bzw. was fehlt?
Erstmal findet das Schallereignis vor dem Mikrofon statt, d.h. auch bei der Verwendung der teuersten Hard- und Software: wenn jemand vorne wie ein Seehund in das Mikro rülpst, kommt hinten kein Pavarotti raus.
Was für ein Mikro wird verwendet? Wenn das Mikro schlecht ist (z.B. hohes Eigenrauschen, geringer Dynamikumpfang etc.) wird wiederum auch die schönste Stimme auf der Aufnahme beeinträchtigt sein.
Wenn nun die Aufnahme im PC ist, kann man - je nach Bedarf - verschiedene Dinge tun: z.B. Low-Cut für Frequenzen unter 80-100 Hz. EQ zum Absenken (und evtl. Anheben) von Frequenzbereichen (--> kommt auf den Gesamtmix an).
Delay + Hall-Plugins um die Stimme etwas "aufzufetten". Evtl. auch Chorus als Send-Effekt. Ein Kompressor wird bei Bedarf auch gerne verwendet.
Kompressor, EQ, Reverb, Chorus + Delay hast Du bei Cubase dabei.
Mit einem Vocoder kannst Du deine Stimme verfremden ("Roboter-Effekt" wie z.B. Kraftwerk). Nach meiner Erinnerung ist der auch bei Cubase dabei.
Mit einem Pitch-Shifter kannst Du die Tonhöhhe eines Signals verändern. Ist ebenfalls nach meiner Erinnerung bei Cubase dabei. Hier kommt es aber auf die Qualität des verwendeten Algorithmus an. Je nachdem kann schnell ein Mickymaus- oder Cher-Effekt eintreten.
Zusätzliche "third party" (und evtl. auch bessere) Plugins zum Ändern / Korrigieren der Tonhöhe sind beispielsweise Autotune (verwende + kenne ich daher nicht), Melodyne und VariAudio (erst bei Cubase 5 in der Vollversion dabei).
Weiterhin kann man für klangliche Veränderungen auch noch z.B. Plugins zur Röhrensimulation und für den Bandsättigungseffekt verwenden (hab ich allerdings noch nie gemacht).
Aber auch die besten Plugins nützen nichts, wenn man nicht weiß, was man damit anstellen kann/soll/muss.

Gruß
Ivar

 

[Tomthekid]

Schönen Dank schon mal für deine Antwort.

Mit den reinen Aufnahmen bin ich eigentlich schon zufrieden. D.h. meine Stimme wird in der Audiospur recht ordentlich wiedergegeben. Als Mikrofon verwende ich das Beyerdynamik TG-X58 und als Interface das Tascam US 122L.

Aber dann möchte ich die Stimme schon noch etwas verändern. Sicherlich sind in Cubase Studio 4 schon viele Effekte drin und ich werde mich damit auch noch weiter beschäftigen. Aber ich weiss auch, dass Chorus eben nicht gleich Chorus und Delay nicht gleich Delay ist. Da gibt es Qualitätsunterschiede. Gestern habe ich mir z.B. die Demoversion des "Warmverb" von Tone2 heruntergeladen, um die Effekte mit denen von Cubase zu vergleichen. Heute werde ich mal damit anfangen. Aber sicher sind da noch weitere empfehlenswerte Effektplugins höherer Qualität. Das wollte ich wissen.

Autotune habe ich gestern bei Thomann gesehen. Kostet EUR 220/330 EUR (muss ich wohl doch nicht haben...).

 

[Telefunky]

es kommt drauf an, in welche Richtung du mit deiner Stimme willst:
im Pop Bereich wird gern alles geradegebügelt was nur geht, sehr höhenlastig EQed
(da kommst du mit deinem Equipment und etwas post-processing durchaus in einen brauchbaren Bereich, weil eh alles gern etwas künstlich oder 'larger-than-life' dargestellt wird)

Typische Songs im Jazz und Countrybereich, sowie 'grosse' Rock- oder R&B Balladen brauchen dagegen mehr 'echte' Fülle, präzise und gleichzeitig 'warme' Darstellung des Klangbilds.
Das wird (immer) teuer: guter Mikrofonvorverstärker, EQ (dezent) und gern etwas Kompression schon vor der Wandlung.
Lässt sich (imho) ausschliesslich über qualitativ hochwertige analoge Komponenten realisieren.
Auch ein SM58-look-alike kann da durchaus profitieren, bzw überraschen, was mit der simplen Konstruktion geht.

Kräftiger Rock-Sound profitiert ebenfalls von einer guten Vorverstärkung, ist aber durch den 'Charakter-Dreck' weniger empfindlich was die Nachbearbeitung betrifft. Manchmal schleust man auch bewusst 'lofi' Elemente ein. Da darf's für eine Kompression (durchaus herzhaft) auch mal ein etwas groberer Prozessor sein.
Hip-Hop mit Handmic fällt ebenfalls in diese Kategorie.
(das ist jetzt meine Perspektive als Anregung - die ist weder vollständig noch erhebt sie wissenschaftlichen Anspruch)

erste Regel:
geht es um 'echte' Stimme, ist digitales post-processing immer 2. Wahl
ich hab letztens in eine Katie Perry Nummer reingehört (irgendwas mit Feuerwerk)... kaum zu ertragen.
SO singt kein Mensch, höchstens eine Maschine.
Dabei find' ich die Katie ausgesprochen niedlich und immer so hübsch overdressed... süss...
War sicher teuerst aufgenommen, aber dann haben sie alles draufgeschmissen was die digitale Trickkiste hergibt.
In edelster Form selbstverständlich. Nun gut... das Ergebnis scheint zu gefallen (mit nicht, aber da können sie drauf verzichten)

zweite Regel: weniger ist oft mehr

cheers, Tom

 

[Tomthekid]

Das vom Pop-Bereich kenne ich. Vor allem, wenn es um Frauenstimmen geht. Da müssen immer schön die höheren Frequenzen rein, weil das Gehauche und Geatme so schön erotisch klingt. Wenn ich sowas höre, schalte ich sofort ab.

Aber nun zu meinem Gesang: Die Stimme soll nicht natürlich klingen, ich will sie verändern und verfremden. Viel mehr als die von mir bereits genannten Effekte gibt es wohl nicht. Auch auf dem "Warmverb" von Tone2 ist das alles drauf, aber auch nicht mehr. Qualitätsunterschiede habe ich zu den Cubase-Effekten nicht feststellen können, so dass ich wohl erstmal damit leben werde. Dann kriegt die Micky Mouse per Pitch-Shift eben noch einen Flanger-Effekt usw....

 

[Adesina]

Hey ich suche nen Effekt(keine Hardware) ähnlich als würde man durch ein Megaphon o.ä. sprechen.
Weiß jemand wie man den Effekt erschaffen kann oder gibt es den seperat vorgefertigt?
Weiterhin, kennt jemand ein kostenloses Programm speziell zur Gesangsbearbeitung? Ich denke Audacity ist dafür nicht wirklich geeignet....

 

[Tomthekid]

Ich würde es mal mit einem guten (Vier- oder Fünfband-) EQ und Delay/Reverb versuchen. Beim EQ musst du die Mitten anheben. Da geht Einiges!!

 

[Gast 3541]

Erstmal zum Megaphon:
extremer Hochpassfilter, distortion, Tiefpass bei ~10k, harmonizer, mitten anheben, Mischung aus ducking -reverb&-delay, und und und
Da gibt es allerdings spezielle simulations plugins für. Schau mal bei Google ob du da was passendes findest.

An den TE:
Es gibt viel mehr Möglichkeiten als die genannten die Stimme zu verändern. Man müsste nur wissen wie genau willst du das sie wird?
Willst du wie ein Kind klingen? Wie eine Frau? Wie ein Monster? Wie ein Computer? Wie ein Alien? Alles ist machbar!

Schau mal auf der Antares Homepage vorbei. Die machen ziehmlich viel in die Richtung. Vielleicht ist dort was dabei?

Gruß

 

[Telefunky]

die Roland/Boss Effektprozessoren wie sie teilweise auch in deren portablen Rekordern zu finden sind, bieten ebenfalls einiges. Der VF-1 dürfte da die umfangreichste Austattung haben.
Megaphon DIY: Grusskarte mit Meldiegedudel zerschneiden, die grosse runde Scheibe darin (piezo Qäke) hat 2 Anschlüsse...
diese mit einem Gitarren-Eingang verbinden... sollte gehen
Ein Piezo-Mikro vom Flohmarkt könnte es auch bringen. Oder ein Kohlemikro selbst bauen...
das Wetter ist einfach zu schlecht draussen, mir fällt nur Unfug ein

cheers, Tom