Ein Preamp muss her. Oder nicht?

  • Ersteller HotBoxRocker
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Deshalb meine obigen Gedanken zu den vielen verschiedenen Lokalitäten, in denen du aufnimmst. Ich mache das schon lang genug, um zu ahnen, dass ein Preamp und dessen subtile Färbung nicht die Antwort auf Brillianzprobleme ist.
Oftmals hören Leute in einer definierten und immer gleichen Studioumgebung nicht mal wirklich die Unterschiede zwischen verschiedenen Preamps.
Davon ist deine Anwendung ja meilenweit entfernt.
Zu viele Variablen, lass doch mal was hören…
Wenn ich am Wochenende Zeit habe, kann ich gerne mal ein paar Stereo Roh-Aufnahmen von Konzerten oder einzelne Spuren von Aufnahmen im Proberaum hochladen. Aktuell fehlt mir leider die Zeit, das mal "geschwind" nebenher zu machen.

Gehe ich richtig in der Annahme, @HotBoxRocker, dass es sich dabei durchweg um Amateur-Musiker und Ensembles handelt?
Absolut richtig. Auch wenn einige Ensembles landesweit musizieren und mit Auswahl-Musikern besetzt sind, handelt es sich nüchtern betrachtet um Amateur-Musiker. Vereinzelt sitzen im Ensemble aber auch studierte Profi-Musiker, bzw. Berufsmusiker.

Ich möchte auf keinen Fall jemandem zu nahe treten und auch nicht den Eindruck erwecken, Amateure würden per se schlecht klingen. Das stimmt selbstverständlich nicht und ich habe auch und gerade von Amateuren sehr beeindruckende Aufführungen erlebt (ärgern tu ich mich gelegentlich wohl über allzu routinierte Profis, die ihre Noten "runter schrubben"). Ich nehme auch regelmäßig Konzerte von (vorwiegend) Amateur-Ensembles auf und kenne daher die Problematik, dass auch an sich gut klingende Amateur-Ensembles bei kritischem Nachhören, wie es nun mal beim Aufnehmen und vor allem bei der späteren Nachbearbeitung unweigerlich der Fall ist, immer wieder den Eindruck erwecken, dass es da noch "Luft nach oben" gibt. Auf jeden Fall im Vergleich zu voll-professionellen Ensembles, die allerdings was Aufnahmen angeht, nun mal unsere Hörgewohnheiten bestimmen.
Da trittst du niemandem zu nahe :) Ich bin ebenso schon von Einsteiger-Ensembles positiv(st) überrascht worden und habe mich über die dargebrachte Leistung mehr gefreut, als über ein halbherziges Konzert von - auf dem Blatt - deutlich besseren Musikern, die eben "ihren Job" machen.
Und als aktiver Orchestermusiker kenne ich auch die Enttäuschung bzw. die knallharte Klatsche der Realität, wenn die Aufnahmen dem Orchester plötzlich schonungslos sämtliche Fehler offenbaren.
Selbiges gilt natürlich auch für Bands, Einzelmusiker, etc.

Wenn dem so ist, was ich vermute, dann macht ein anderer Preamp keinen Sinn. Die Preamps eines X18 und vergleichbarer Technik zeichnen in Verbindung mit einem Mikro wie dem C414 (das ja in deiner Liste auftaucht und das für ein Großmembran-Mikro relativ neutral ist) allen Klang durchaus ´brutal´ realistisch auf. Also eben auch ohne Brillanz, wenn die Schallquelle (und/oder der Raum) nicht brillant klingt. Andere Preamps holen da auch nicht mehr heraus, bzw. sind die Nuancen, um die es in der Praxis geht angesichts der eigentlichen Baustellen ziemlich irrelevant. Bzw. wären es, wenn meine These in deinem Zusammenhang stimmt.
Die "Luft nach oben" heraus zu kitzeln ist dann die eigentliche Aufgabe, die in der DAW zu erledigen ist (mit EQ, Kompressor, usw., je nach Bedarf).
Okay, danke für diesen Hinweis. Mir geht es auch nicht darum, künstlich eine nicht brillante Location in einen Kristallpalast zu verwandeln. Ich möchte nur das aufnehmen, was auch da ist.

Noch eine Frage:
Wie setzt du die dynamischen Mikros SM7B und RE320 ein? Bei welchen Instrumenten? In welchen Abständen? Ggf. auch als Hauptmikrofone (wofür ich sie nicht geeignet halte)?
Meiner Erfahrung mit dynamischen Mikros nach (MD421 / MD441) reicht der Gain eines X18 auch bei diesen Mikros völlig aus, wenn man sie entsprechend und angemessen nah an der Schallquelle positioniert. Weder rauscht es dann, noch übersteuert es, wenn man z.B. beim Aussteuern gut 12 dB Headroom übrig lässt (bei 24bit).
SM7B und RE320: Da fällt mir ganz spontan die Posaune ein. Wir hatten mal ein kleines Shootout gestartet. Vergleich mit 3 Posaunisten und allen möglichen Mikros (SM7B, RE320, MD421, AM51, NT2-A, C414/214, SM/Beta57, ...)
Tenorposaune, Bassposaune, diverse Stile... Und Posaune zählt zu den dynamischsten/potentiell lautesten Blasinstrumenten überhaupt.
Am Ende stand im Blindvergleich - alle 3 Posaunisten kennen sich in der Materie Mikrofon/Recording nur rudimentär aus - fest: SM7B und RE320 lagen geschmacklich nah beieinander, wobei alle dem SM7B attestierten am allermeisten nach der originalen Posaune zu klingen, so, wie man sie "live" im Raum gehört hatte.
Das soll natürlich nicht heißen, dass das SM7B DAS Posaunenmikro ist. Live nehmen wir im Verein Posaune sogar mit AKG 1000 ab, soweit ich mich erinnern kann. Auch eher strange, aber gefällt.

Für Stereo in Hallen/Kirchen mit A/B, X/Y kommen beyerdynamic MC950 zum Einsatz. bei MS meist ein Alesis/GrooveTube AM51 (kennt meist niemand :-D) und ein C414 oder ein NT2-A.
Wenn ich irgendwann mal beim Weihnachtsgewinnspiel unter den Glücklichen bin, dann gibt's auch ein zweites C414.

Um das Thema ein bisschen zum Ende zu bringen:
Vielen Dank für euren Input! :great:
Ich denke, dass ich am Ende nicht in einen teuren Charakter-Preamp investieren werde, sondern eher in etwas kleineres, was mir lediglich ein bisschen mehr Gain/Headroom/Funktionalität gibt und mein Presonus 1810 um weitere Mikrofoneingänge erweitert.
 
Mir geht es auch nicht darum, künstlich eine nicht brillante Location in einen Kristallpalast zu verwandeln. Ich möchte nur das aufnehmen, was auch da ist.
Was ja auch mitunter anspruchsvoll genug ist. Nichtsdestotrotz wird man bei Aufnahmen von Amateuren bisweilen (wenn nicht sogar meistens) etwas ´nachhelfen´ oder ´aufpeppen´ müssen. Dazu gibt es in den DAWs heutzutage reichlich ´Trickkisten´ in die man greifen kann.
Aber schon beim Mikrofonieren empfiehlt es sich, darauf wenn möglich Rücksicht zu nehmen. Beispielsweise indem man mit den Stützen nicht zu nah an die Akteure geht - wobei dann wieder mehr Übersprechen von anderen Schallquellen in Kauf zu nehmen ist, das erfordert Fingerspitzengefühl und gutes Abwägen.
Insofern ist es für die Tonmeister, die z.B. das WDR-Rundfunksinfonierorchester aufnehmen, fast schon einfacher und entspannter. Die Musiker dort spielen so sauber, präzise und klangschön, dass man mit den Schoeps-Kapseln gut drauf halten kann, es klingt einfach toll (wobei die natürlich die Mikros auch nicht einfach willkürlich und gedankenlos irgendwo abstellen).
 
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Wenn es nur das ist, reicht ein Doppel-Cloudlifter. Damit hast du Gain bis zum Abwinken.
siehe:
Mit CloudLifter und FetHead bin ich nicht warm geworden

Ich tendiere bei den Preisen, die Cloud Microphones da aufruft dann aber auch eher zu einer Lösung a la GAP 73jr oder ähnlich.
Nur wegen +25db festem Gain 300 Steine los zu sein halte ich nachdem, was ich von euch zurückgemeldet bekommen habe, dann doch für over the top.
 
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