Einstieg in die Improvisation - Pentatonik?

  • Ersteller razaretcha
  • Erstellt am
Hi,

nochmal zu Ausgangslage: Du fragst, wie man die Penta aufs ganze Griffbrett übertragen kann, und das ist - finde ich - auch viel wichtiger (und musikalischer), als am Anfang irgendwelche Skalen und Boxen in bestimmten Lagen auswendig zu lernen.

In Bezug auf die A-moll penta hier eine ganz praktische Herangehensweise: versuch dir auf dem Griffbrett alle Positionen zu merken, wo ein A liegt. Bis zum 12. Bund sind das ja nicht so viele (Leerseite nicht vergessen) und bei zwei E-Saiten musst du dir ja nur noch die Positionen auf 4 weiteren Saiten merken. Ab dem 12. Bund wiederholt sich ja alles.
Ich zähle übrigens ab dem 12. Bund für mich wieder die Bünde mit 1,2,3 statt 13,14,15. Das ist aus irgendwelchen Gründen für mein Gehirn wesentlich zugänglicher :)
Zum Üben der A-Noten auf dem Griffbrett gibst Du auf Youtube in der Suche Drumbeat + *gewünschte_musikrichtung* und ein für dich angenehmes Tempo ein und spielst nur die As dazu, bis du sie alle findest. Spiel die A-Noten rhythmisch und nicht nur immer stur gerade wie zu einem Metronom. Macht mehr Spaß und ist nicht so langweilig. (Vielleicht springt auch gleich noch ein nettes Riff dabei heraus - muss aber nicht.)

Wenn du die As drauf hast, merkst du dir als nächstes nur die Intervalle (also die Abstände zu nächsten Note in der moll Penta). Es sind ja nur 5 Noten ( a,c,d,e,g), dann wiederholt sich alles. Die Intervalle kannst Du natürlich rauf und runter spielen und zwischen den verschiedenne Noten springen.

Jetzt suchst Du dir auf Youtube einen Backingtrack in Am und jamst erstmal, bis du alle As auf dem Griffbrett gut findest und von da aus die Töne in der Penta rauf und runter und hin-und-her spielen kannst. Immer Stück für Stück etwas ausbauen. Übrigens: in der Am Pentatnik steckt auch die C dur Penta. Du spielst dieselben Töne und Intervalle, nur von C aus. Wenn Du dir also als nächstes die Cs auf dem Griffbrett reinziehst, hast Du gleich noch mehr Möglichkeiten und es klingt auch gut.

Damit hast du schon mal ordentlich zu tun aber es macht Spaß, weil man recht schnell zu brauchbaren Ergebnissen kommt. Man bekommt ein gutes visuelles Verständnis für´s Griffbrett und kann sich schon mal wesentlich freier Bewegen, als wenn man immer in der Box im 5. Bund steckt und nur rauf und runter gniedelt. Wenn Du jetzt noch Ausdrucksmöglichkeiten wie Bends, Hammer-on, Slides usw. hinzufügst, bist Du schon recht amtlich dabei!

Das Ganze lässt sich jetzt Schritt für Schritt ausbauen, wenn Du mit den anderen Noten der moll Penta anfängst. Auch Akkorde lassen sich so gut bilden. Such dir die Dreiklänge im moll und dur raus und bilde Sie von den A-Positionen aus. Am Anfang ergeben sich teils ungewohnte Fingersätze und es ist etwas Sucherei, aber es lohnt sich. Dabei lernst du das Griffbrett und die Lage der Noten sehr gut kennen. Auch das ist mehr Freiheit und Musikalität, als irgendwelche 5000 Akkorddiagramm-Sammlungen zu probieren.
Das gänze lässt sich natürlich dann weiter auf andere Tonarten und Skalen ausweiten. Für andere Tonarten musst Du quasi nur die Bünde verschieben, für andere Skalen nur die zusätzlichen Intervalle lernen.
 
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So viele Antworten, vielen vielen Dank!
Da nicht so viele Zitate einbauen will, gehe ich mal allgemein auf genannte Standpunkte ein.
Ich sehe die Pentatonik nicht als "Loserversion" der Kirchentonarten. Da ich aber Perfektionist bin (und mich noch niemand Gitarre spielen gehört hat bis ich virtuos bin!), will ich alle möglichen Skalen miteinander kombinieren können, so wie es einer meiner Vorbilder Marty Friedman in seinem Solo "Tornado of Souls" gemacht hat. Um etwas hinzubekommen kann man leider nicht nur mit der Pentatonik arbeiten.

Ich habe bereits Gitarrenlehrer. Ja, sogar zwei! Einer ist zwar klassischer Gitarrist, hat aber mit der E-Gitarre begonnen und ist in der Theorie äußerst versiert. Er ist großartig und hat mir unendlich viele hilfreiche Tipps im Bereich Technik gegeben. Als klassischer Gitarrist ist er aber nicht unbedingt ein Improvisationsexperte. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich ihn wahnsinnig mache, wenn ich mal selbst simpelste Theorie nicht verstehe.
Der andere ist ein Gitarrist in einer Band, Bekannter von einem Freund, der mir die Grundlagen der Improvisation beibringt, sowie Akkorde (die ich mir übrigens einfach nicht merken kann), usw. Er versteht sein Handwerk, allerdings habe ich das Gefühl, dass mir seine Tipps nicht besonders helfen. Er nennt mir die Skalen+Fingersätze, und ein Paar Tipps damit es nicht runtergeleiert klingt und beim Improvisieren sagt er, dass ich es einfach lange probieren muss bis ich meinen Stil finde. Ich bin aber sehr "verschlossen" und kann das so nicht, wenn es nicht von Anfang an halbwegs klingt, dann wird es mir langweilig. Ich brauche Regeln, die ich befolge um Schritt für Schritt besser zu werden. Ich weiß nicht, ob er der Beste für mich ist, aber ich habe mich noch nicht anders umgesehen.

Alle anderen Tipps werde ich versuchen zu befolgen, zu allererst müsste ich aber die anderen Fingersätze auswendig lernen.
Was ich aber nicht ganz verstehe: Dur und Moll-Pentatonik haben doch verschiedene Fingersätze aufgrund der geänderten Halbtonschritte, oder?
Wie soll ich mit Akkorden in meiner Improvisation arbeiten? Arpeggieren? "Einfach" in verschiedenen Lagen die zerlegten Töne spielen?
 
Wie soll ich mit Akkorden in meiner Improvisation arbeiten? Arpeggieren? "Einfach" in verschiedenen Lagen die zerlegten Töne spielen?

Die Akkordtöne einfach als die an dieser Stelle "wichtigen" Töne betrachten und versuchen, daraus Melodien zu kreieren. Die Lücken zwischen ihnen einfach mit Tönen nach Gefühl auffüllen.

Thomas
 
Dur und Moll-Pentatonik haben doch verschiedene Fingersätze aufgrund der geänderten Halbtonschritte, oder?

Du hast das Grundprinzip der Pentatonik noch nicht verstanden ;) Die Pentatonik umfasst 5 Töne, die Halbtonschritte wurden weggelassen, im Beispiel A-Moll/C-Dur fehlen das F und das H
A-Moll_Pentatonik_I.jpg

A-Moll Pentatonik, Pattern 1 hat den Grundton im 5. Bund A-Saite, C-Dur Pentatonik hat den Grundton im 8. Bund, identisches Pattern, identische Töne.

Link zum Nachlesen: https://de.wikibooks.org/wiki/Gitarre:_Die_Moll-Pentatonik

Wegen der fehlenden Halbtonschritte kann man über eine ganze Akkordfolge hinweg die Pentatonik der Grundtonart benutzen, ohne dass es falsch klingt [ob es toll und interessant klingt, ist eine andere Frage].
Abgesehen davon ist A-Moll die Moll-Parallele von C-Dur, auch die beiden vollständigen Tonleitern beinhalten dieselben Töne. :opa: Das kann sicher Dein Theorielehrer im Detail erklären.
 
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So viele Antworten, vielen vielen Dank!
Da nicht so viele Zitate einbauen will, gehe ich mal allgemein auf genannte Standpunkte ein.
Ich sehe die Pentatonik nicht als "Loserversion" der Kirchentonarten. Da ich aber Perfektionist bin (und mich noch niemand Gitarre spielen gehört hat bis ich virtuos bin!), will ich alle möglichen Skalen miteinander kombinieren können, so wie es einer meiner Vorbilder Marty Friedman in seinem Solo "Tornado of Souls" gemacht hat. Um etwas hinzubekommen kann man leider nicht nur mit der Pentatonik arbeiten.

Ich habe bereits Gitarrenlehrer. Ja, sogar zwei! Einer ist zwar klassischer Gitarrist, hat aber mit der E-Gitarre begonnen und ist in der Theorie äußerst versiert. Er ist großartig und hat mir unendlich viele hilfreiche Tipps im Bereich Technik gegeben. Als klassischer Gitarrist ist er aber nicht unbedingt ein Improvisationsexperte. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich ihn wahnsinnig mache, wenn ich mal selbst simpelste Theorie nicht verstehe.
Der andere ist ein Gitarrist in einer Band, Bekannter von einem Freund, der mir die Grundlagen der Improvisation beibringt, sowie Akkorde (die ich mir übrigens einfach nicht merken kann), usw. Er versteht sein Handwerk, allerdings habe ich das Gefühl, dass mir seine Tipps nicht besonders helfen. Er nennt mir die Skalen+Fingersätze, und ein Paar Tipps damit es nicht runtergeleiert klingt und beim Improvisieren sagt er, dass ich es einfach lange probieren muss bis ich meinen Stil finde. Ich bin aber sehr "verschlossen" und kann das so nicht, wenn es nicht von Anfang an halbwegs klingt, dann wird es mir langweilig. Ich brauche Regeln, die ich befolge um Schritt für Schritt besser zu werden. Ich weiß nicht, ob er der Beste für mich ist, aber ich habe mich noch nicht anders umgesehen.

Alle anderen Tipps werde ich versuchen zu befolgen, zu allererst müsste ich aber die anderen Fingersätze auswendig lernen.
Was ich aber nicht ganz verstehe: Dur und Moll-Pentatonik haben doch verschiedene Fingersätze aufgrund der geänderten Halbtonschritte, oder?
Wie soll ich mit Akkorden in meiner Improvisation arbeiten? Arpeggieren? "Einfach" in verschiedenen Lagen die zerlegten Töne spielen?

Hallo,
Du verfolgst in meinen Augen den falsche Ansatz bzw. die falsche Haltung.
Ziel sollte es sein gute, spannende, wohlklingende (was auch immer) Musik zu machen.
Skalen und Fingersätze sind dabei nur die Hilfsmittel.
Es ist möglich auch ohne Theorie und ausgefeilter Technik gute Musik zu machen. Dazu braucht mal Musikalität und Kreativität, damit fängt alles an.
Gruß
 
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Du verfolgst in meinen Augen den falsche Ansatz bzw. die falsche Haltung.
Ziel sollte es sein gute, spannende, wohlklingende (was auch immer) Musik zu machen.
Skalen und Fingersätze sind dabei nur die Hilfsmittel.

Das seh ich ganz genauso !!
Wie gesagt sind Skalen, Technik und Theorie sind nur Werkzeuge,
die nicht zwangsläufig zu guter Musik führen.

Aber was anderes gibt mir zu denken =>


der mir die Grundlagen der Improvisation beibringt, sowie Akkorde (die ich mir übrigens einfach nicht merken kann),

wie willst du Improvisieren wenn du dir Akkorde nicht merken kannst ?? Akkorde sind die Grundlage
von Songs und damit auch von Improvisationen !! Ohne ein Gefühl für Akkorde (und Rhythmus)
wird alles öde, fad und runtergeleiert klingen. Aber wenn du Akkorde kannst dann ist alles möglich !



Damit meine ich nicht unbedingt "Jazzakkorde" aber Dur bzw maj7, Moll7 und Dominant 7
Akkorde sind das 1x1 der Akkorde die ständig in Songs auftauchen.
 
Ist es nicht so, daß man zuerst mal das Griffbrett verstehen sollte?
Das heist Üben, üben, üben, üben.......

Ich tue mich sehr (weil, wegen meines relativ hohen Alters (65)) schwer. Obwohl ich fast jeden Tag übe, sehe und höre ich sehr wenig Erfolg. Beim Lehrer wars auf Dauer die Kohle die irgendwo anders fehlte, obwohl ich in dieser Zeit ein paar Schritte weiter kam. Das schnelle Spielen kann ich mir ab eine gewissen Geschwindigkeit abschminken (Arthrose bedingt).

Die Pentatonic versuche ich weiterhin jeden Tag ca. 10 Min. Ich gebe es gerade wegen der kleinen Schritte zum Vorwärtskommen nicht auf. Nur wer meint, daß man ohne diese kleinen (großen ?) Hilfsmittel zurecht kommt ist für mich jemand dem es gegeben ist und auch noch sehr jung an Jahren ist. Dennoch müssen auch diese Menschen sehr viel Ergeiz mitbringen.

Man kann noch so talentiert sein,
ohne Fleis kein Preis. Es wird schon was wahres dran sein, daß all die kleinen Brücken doch erlernt werden müssen um sich irgendwann mal wohl zu fühlen beim eigenen Spiel.

Egal welches Genre.
 
Ist es nicht so, daß man zuerst mal das Griffbrett verstehen sollte?
Nur wer meint, daß man ohne diese kleinen (großen ?) Hilfsmittel zurecht kommt ist für mich jemand dem es gegeben ist und auch noch sehr jung an Jahren ist.

Ich weiß nicht genau worauf du genau hinaus willst ....? Klar braucht man irgentwann sowas wie Tonleitern,
Pentatonik usw. Aber mMn erst wenn man Akkorde in etwa kapiert hat und sich merken kann !!
So wie Worte die Grundlage sind um Sätze zu bilden, sind Akkorde FÜR MICH die Grundlage Songs zu bilden.
Ohne ein Gefühl für Songs wird eben mMn jede Improvisation auch relativ "gefühllos" und langweilig klingen.

Jemandem der also schreibt er kann sich keine Akkorde merken, rate ich lerne erstmal Songs, Songs, Songs
 
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@Dr Dulle,

du sagst es mit wenigen Worten.
 
Da ich aber Perfektionist bin (und mich noch niemand Gitarre spielen gehört hat bis ich virtuos bin!), will ich alle möglichen Skalen miteinander kombinieren können, so wie es einer meiner Vorbilder Marty Friedman in seinem Solo "Tornado of Souls" gemacht hat.

Nachdem Du so konkrete Ideen hast würde ich mir die konkreten Ideen draufpacken und an denen arbeiten. Genau das zu üben, was man auch wirklich spielen möchte, ist immer noch der schnellste und motivierendste Weg zum Ziel.



Akkorde (die ich mir übrigens einfach nicht merken kann)

Blöde Sache ist das. Marty Friedman alias Martin Adam Friedman spielt eher Akkord- als Skalenorientiert.
 
Ich sehe die Pentatonik nicht als "Loserversion" der Kirchentonarten.
Nein, natürlich nicht. Sie sind anders. Es gibt keine "Loserversionen", es geht schließlich um Musik, nicht um Competition. In Wahrheit sind pentatonische Skalenläufe sogar weit schwieriger auf hohes Tempo zu bringen als Skalenläufe mit diatonischen Tonleiter, bzw. harm. oder melodisch Moll sowie verminderte und erweiterte Skalen. Und das waren jetzt in einem Satz die Skalen, mit denen Du ca. 99,99% klar kommen wirst. Alles, was darüber hinausgeht, würde ich unter "exotisch" sehen.


Da ich aber Perfektionist bin (und mich noch niemand Gitarre spielen gehört hat bis ich virtuos bin!)
Dann hast Du jetzt ein Problem. Denn ohne das Zusammenspiel mit anderen wird NIE ein Musiker aus Dir. Bis Du technisch soweit bist, dass Du auf dem Niveau vom Friedman und anderen Shreddern bist, vergehen lt. Studie ca. 10000 Übungsstunden. Pro Tag drei Stunden macht dann etwa zehn Jahre.
Gehe lieber raus, und spiel so früh wie möglich soviel wie möglich mit anderen Musiker. Setz Dir einen KFC-Eimer auf den Kopf, wenn Du nicht erkannt werden willst. Ohne Risikobereitschaft, dass auch mal etwas daneben geht, wird aus Dir nie ein Musiker, sondern höchstens ein Tanzmucker (nix gegen euch, Jungs, ich habe selbst auch schon Tanzmucke gemacht :) ).

, will ich alle möglichen Skalen miteinander kombinieren können, so wie es einer meiner Vorbilder Marty Friedman in seinem Solo "Tornado of Souls" gemacht hat. Um etwas hinzubekommen kann man leider nicht nur mit der Pentatonik arbeiten.
Wie willst Du wissen, welche Skalen denn die richtigen sind? Du stehst immer vor dem Problem, dass Du VORHER wissen musst, dass der nächste Ton passt. Wenn Du ihn gepielt hast, ist es zu spät. Also musst Du mehrere Fähigkeiten entwickeln:
-Dein Gehör. Du musst Dein musikalisches Gehör trainieren
-Dein Gespür für Rhythmik. Das ist das Wichtigste überhaupt. Egal, was Dir irgendwer erzählt. Rhythmik und Timing kommen zuerst und trennen Spreu vom Weizen. Dabei ist es wichtig, dass Du verstehst, dass Timing nicht im mechanischen Sinne "exakt" quantisierbar ist, sondern dass das Timing eine vielschichtige Angelegenheit ist und durchaus eine Melodie ihr inneres Timing haben kann, das von dem der übrigen Noten abweicht und trotzdem wunderbar musikalisch sich ineinander fügt. Lass Dir mal südamerikanische Musik oder Jazz von Deinen Lehrern vorführen.
-Deine Technik. Wenn Du nicht umsetzen kannst, was Du Dir vorstellst, dann kannst Du es nicht spielen. Aber begehe nicht den Fehler, die Technik Deine Musik bestimmen zu lassen, sondern versuche stets, die Technik der Musik folgen zu lassen (gelingt freilich nicht immer)
-Musiktheorie kann nicht schaden. Hilft Dir aber nur bedingt beim Improvisieren. Du hast keine Zeit während des Spiels, Dir auch noch einen Kopf um die musiktheoretischen Hintergrund zu machen. Trotzdem hilft Dir die Theorie zu erkennen, welches Tonmaterial Du verwenden kannst. Freilich kannst Du auch Outside spielen, wenn Du mutig bist, also Es moll Pentatonik über Am. Aber das solltest Du erst machen, wenn Du alles andere schon beherrschst und Dir wirklich sicher bist, dass das, was Du dann gerade hörst exakt das Gleiche ist, was auch alle anderen hören.

Wie kommst Du eigentlich darauf, dass Marty Friedman seine Soli am Stück und improvisiert einspielt? Vielleicht ist das ja durchkomponiertes oder zusammen geschnittenes Zeug? Time is money, wenn man Profi ist. Da zählt das Ergebnis und der Kostenrahmen, alles andere ist nachrangig.

Ich habe bereits Gitarrenlehrer. Ja, sogar zwei! Einer ist zwar klassischer Gitarrist, hat aber mit der E-Gitarre begonnen und ist in der Theorie äußerst versiert. Er ist großartig und hat mir unendlich viele hilfreiche Tipps im Bereich Technik gegeben. Als klassischer Gitarrist ist er aber nicht unbedingt ein Improvisationsexperte. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich ihn wahnsinnig mache, wenn ich mal selbst simpelste Theorie nicht verstehe.
Der andere ist ein Gitarrist in einer Band, Bekannter von einem Freund, der mir die Grundlagen der Improvisation beibringt, sowie Akkorde (die ich mir übrigens einfach nicht merken kann), usw. Er versteht sein Handwerk, allerdings habe ich das Gefühl, dass mir seine Tipps nicht besonders helfen. Er nennt mir die Skalen+Fingersätze, und ein Paar Tipps damit es nicht runtergeleiert klingt und beim Improvisieren sagt er, dass ich es einfach lange probieren muss bis ich meinen Stil finde. Ich bin aber sehr "verschlossen" und kann das so nicht, wenn es nicht von Anfang an halbwegs klingt, dann wird es mir langweilig. Ich brauche Regeln, die ich befolge um Schritt für Schritt besser zu werden. Ich weiß nicht, ob er der Beste für mich ist, aber ich habe mich noch nicht anders umgesehen.

Das ist sehr gut. Ein Lehrer ist auch ein Korrektiv, bzw. sollte ein Korrektiv sein, so dass Du Dich gar nicht erst auf Irrwege begibst und wertvolle Übungszeit verschleuderst. Insofern scheint Dein zweiter Lehrer der Aufgabe nicht gewachsen, sondern ist mehr wie ein Workshop und Ideengeber für Dich. Möglicherweise solltest Du den Stoff des zweiten Lehrers mit Deinem ersten ausarbeiten, nach dem Motto: Der zweite zeigt Dir etwas, dass Du dann im Einzelnen mit Deinem ersten ausarbeitest. Du brauchst Übemethodiken, das kann Dir wohl nur der klassische Gitarrist wirklich bieten.

Du hast also de facto nur einen Lehrer. Aber das macht gar nichts, weil Dir der zweite Typ halt als Ideenlieferant dienen kann.

Aber, wie Du eine richtige Note im Improvisationskontext setzt, das kannst nur Du selbst wissen. Das ist wie ein weißes Blatt Papier, dass Du selbst bemalst. Wer einscheidet denn, ob der Strich, den Du gerade ziehst richtig oder falsch ist? Niemand, nicht wahr? Ob ein Strich richtig oder falsch ist, kann nur am Ende entschieden werden, indem es gefällt oder halt nicht. Du machst aber gerade den Fehler, vorher schon sicherstellen zu wollen, dass das, was Du gleich improvisieren wirst, von allen gemocht und als richtig und perfekt erachtet wird. Wenn Du das willst, verteile vorher 10€-Scheine an das Publikum und drohe jeden zu verprügeln, der es wagt, Deine Improvisation anzuzweifeln. Und -zupp- bleibt Dein perfektionistisches Schneckenhaus sauber.

Alle anderen Tipps werde ich versuchen zu befolgen, zu allererst müsste ich aber die anderen Fingersätze auswendig lernen.
Genau. Wenn Du sprechen lernen willst, musst Du Laute und Silben sowie Vokabeln Deiner Sprache beherrschen. Kein Umweg. Wenn Du schreiben lernen willst, ist es genau so. Du musst die Buchstaben lernen. Daran führt kein Weg vorbei. Je besser Du Deine Tonleitern beherrschst, desto besser für Dich. Das ist pures Auswendiglernen, aber (fast) unumgänglich. "Fast", weil es auch noch den Ansatz gibt, Phrasen und Licks zu lernen. Das sind aber Deine "Vokabeln" und "Redewendungen". In Verbindung mit der Theorie lernst Du durch Tonleitern und Akkorde Zusammenhänge kennen, die Dir einfach hilfreich bei der Auswahl passender Töne sind, BEVOR Du sie gespielt hast.

Was ich aber nicht ganz verstehe: Dur und Moll-Pentatonik haben doch verschiedene Fingersätze aufgrund der geänderten Halbtonschritte, oder?
Nein, die Fingersätze sind identisch. Du "erklärst" nur einen anderen Ton zum "Anfangston". Bzw. nicht Du, sondern der harmonische Kontext tut das für Dich. Und wenn Du gute Ohren hast, erkennst Du es selbst.

Mache mal folgenden Test: Spiele eine Akkordfolge Am-F-G-Am, nimm es auf. Dann spielst Du nur jeweils einen einzelnen Ton "A" darüber. Du solltest feststellen, dass der Ton sich irgendwie verändert, obwohl er ja immer der gleiche Ton ist. Das hängt damit zusammen, dass der Ton "A" über Am der Grundton im harmonischen Kontext ist, über F Dur hingegen ist er die Terz. Der Ton "erbt" sozusagen eine harmonische Farbe aus dem Akkord, weil beides steht in Beziehung zueinander steht. Wenn Du das nicht hörst, dann musst Du an Deinem Gehör arbeiten, ich schrieb oben ja schon, wie wichtig das ist. Du kannst diese Sache auch mit Singen erfahren. Spiele Lagerfeuergitarre und singe dazu. Dann deckst Du drei Dinge gleichzeitig ab: Harmonischer Kontext (linke Hand), Melodie (Gesang) und Rhythmik (rechte Hand bzw. alles zusammen). So, wer jetzt noch sagt, Lagerfeuergitarre sei nur für Anfänger, hat überhaupt keinen Schimmer, wovon er redet.

Wie soll ich mit Akkorden in meiner Improvisation arbeiten? Arpeggieren? "Einfach" in verschiedenen Lagen die zerlegten Töne spielen?
Siehe oben.

Grüße Thomas
 
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Nein, die Fingersätze sind identisch. Du "erklärst" nur einen anderen Ton zum "Anfangston". Bzw. nicht Du, sondern der harmonische Kontext tut das für Dich. Und wenn Du gute Ohren hast, erkennst Du es selbst.

Exakt:
die parallele Molltonart zu C-Dur ist A-Moll: 

Cdur = c, d, e, f ,g, a, h, c (Halbton zw. 3 &4 und 7&8) 
AMoll= a, h, c, d, e, f, g, a (Halbton zwischen 2&3 und 5&6) 

Das selbe Spiel kannst du mit den anderen Modi der Kirchentonleitern machen. Auf "C-Dur"-Basis:

C-Ionisch (=Dur)  
D-Dorisch 
E-Phrylisch 
F-Lydisch 
G-Mixolydisch (die wieder total passend in der AM-Pentatonik liegt!!) 
A-Aeolisch (=Moll)  
H- Lokrisch 
Es bleiben immer die selben Töne, nur der Halbtonschritt verschiebt sich und der ist maßgebend für den "Klang der Tonart".  

Ich bin wirklich kein Musiktheoretiker (hat mir zu viel mit Mathe und Physik zu tun) und wie man das sinnvoll einsetzt: Keine Ahnung! Aber man kann so auf dem Griffbrett beim Improvisieren immer die richtigen Töne finden und wie Billy Sheehan (?) mal sagte: "Vergiss nicht: Du bist NIE mehr als einen halben Ton daneben" :)
 
Da ich aber Perfektionist bin (und mich noch niemand Gitarre spielen gehört hat bis ich virtuos bin!),

sowie Akkorde (die ich mir übrigens einfach nicht merken kann), usw.

Hoffentlich kann ich die Welt bald mit technisch und theoretisch hochkomplexer Musik begeistern!

Ehrlich gesagt ist deine Einstellung total suboptimal ..........?? :gruebel:

Niemand soll dich je spielen hören bis du virtuos bist und willst die WELT mit hochkomplexer Musik begeistern.
Und dann kannst du dir keine Akkorde merken :eek:

Tja tut mir leid aber 1) wie Fretboard Junkie schon schrieb wird ohne Zusammspiel mit anderen kein Musiker aus dir,
und 2) 99,8% aller Menschen interessiert hochkomplexe Musik und totale Virtuosität nicht. MMn völlig zu Recht !!

Wenn du dein Leben, als Gitarrist von Monte Christo quasi im Übungskerker verbringen willst bitte schön ..........
 
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Moin,

zum Improvisieren kann ich dir das Buch "Perfect Guitar: The Pentatonic Workbook" empfehlen. Das hat mein Impro Spiel auf jedenfall nach vorne gebracht.

Aber du solltest zwingend alle Noten auf der tiefen E-Saite auswendig kennen und dir auch die restlichen Noten herleiten können. Akkorde sollten sitzen, übe auch mal in anderen Tonarten, als nur C-Dur oder G-Dur (aber nicht jetzt nur noch Am und Em spielen ;-P ).

Übe vor allem das was du nicht kannst, das bringt dich weiter. Akkorde zum Beispiel ;-)

Musik machen hat auch immer was mit Hose runter lassen zu tun und es gibt immer jemanden der eine bessere Technik drauf hat, oder mehr Akkorde spielen kann, oder dessen Gis beim E-Dur Akkord einfach geiler klingt ;-).

Mach das was Spaß macht, ist doch egal, ob du nur die Grundstellung der Pentatonic kennst. Gestern saß ich vor meinem Verstärker und hab besimmt ne Stunde nur Divebombs gemacht, die sich wie ne Polizei Sirene anhörten. UhhhWeeh UhhhWeeh UhhhWeeh UhhhWeeh. Man hat das Spaß gemacht! :-D

Also auch mal Spaß haben, nicht nur Perfekt sein!

LG
 

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