Elementarausbildung Klavierspielen - nur über klassische Musik zum Rock, Pop oder Jazz?

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Vranq
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Was würden die kundigen Lehrer denn empfehlen, wenn man eigentlich eine spezielle Musikrichtung im Sinn hat? Trotzdem erstmal mit klassischen Stücken beginnen oder mit einfachen Stücken der bevorzugten Musikrichtung beginnen und innerhalb dieser den Schwierigkeitsgrad erhöhen?

Also was würde man jemandem empfehlen, der "alte" Musik nicht mag, sondern gleich mit z. B. Rock/Pop Piano oder gar Jazz beginnen will? Ich bin nur neugierig, alte Musik mag ich sehr.
 
Was würden die kundigen Lehrer denn empfehlen, wenn man eigentlich eine spezielle Musikrichtung im Sinn hat?
Als Musikpädagoge würde ich da die Aufgebe sehen, den etwas verengten Sinn des Schülers zu erweitern. :D

Allerdings muß man da sehr behutsam vorgehen und erstmal den Bedürfnissen des Schülers nachkommen, um dann im Laufe der Zeit das Verständnis dafür zu erwecken, daß die alten Meister wie Bach, Beethoven, Mozart etc. eigentlich genau solche Freaks waren wie später Hendrix, Coltrane, Stevie Wonder oder Jacob Collier.

Das gelingt mir nicht immer, aber immer wieder mal.

Viele Grüße,
McCoy
 
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+1 zu McCoy. Und noch weiteres Argument: Pop, Rock, Jazz basieren in vielen Teilen auf klassischen Harmonien (die dann gerade im Jazz sehr erweitert werden, klar). Um zu verstehen, was Db5b7#9 bedeutet, könnte es sinnvoll sein, erstmal die Wirkung einer "einfachen Dominante" kennenzulernen.
Etwas anderes wäre es, wenn du "komplett andere" Musik spielen möchtest: Jemandem, der Saz lernen möchte, würde ich nicht den Umweg über klassische Gitarre empfehlen...
 
Die Schüler, die woanders 4 Jahre Klassik gelernt haben, tun sich bei mir mit der Umstellung schwer.

Ich empfehle daher von Anfang an Akkordbasierten Unterricht (zB bei jemandem, der auch Tasten in einer Band spielt oder im Tonstudio), was aber halt auch mein Spezialgebiet ist.

Die Attitüde zu spielen ist einfach eine andere. Ich würde auch nicht zur Klassik wechseln wollen.

Mir fällt wenig ein, was mir Klassik hätte helfen können. Klavier wäre mir in dem Fall eher vergrault worden bei rein klassischer Etüdenausrichtung.

Verdacht: Manche Jazzleute haben keine Lust, die Vorausbildung zu geben. So steht gern bei manchen Lehrern der Hinweis: Mindestalter 12 vorausgesetzt sowie 5 Jahre Ausbildung nach Noten.
 
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Habe umgekehrt noch nie gelesen, wenn jemand Klassik lernen will: Fang mit Rock Pop Jazz an.
 
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wenn man eigentlich eine spezielle Musikrichtung im Sinn hat?
Bin zwar kein Lehrer, aber ein fleißiger Schüler und die Frage beschäftigte mich ihrer Zeit auch.

Was braucht man also, um eine Schraube zu lösen? Erstmal, welche Schlüsselweite, welches Gewinde(Rechts/Links), verrostet oder nicht? Genau, die einfachsten Kenntnisse der Handwerkslehre müssen her. So auch hier, Harmonielehre -> Tonarten -> Kadenzen. Nun bist du gefragt, lerne einfache Stücke, erkenne die Tonart, bilde verschiedenen Kadenzen, experimentiere! Du wirst erstaunt sein, was dabei alles rauskommt. Wichtig ist, lerne es, deine Schritte in Notenschrift zu verfassen. Warum? Du wirst sehen..
 
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Der Mix machts, ist bissl wie beim Essen - man sollte einen Löffel von allem probieren, aber nicht gezwungen werden, den Teller vollzuladen mit Dingen, die einem nicht schmecken.
Fang mit dem Genre an, das dich anspricht und deine Motivation hoch hält, und streue immer wieder mal Anderes ein. Die üblichen Klassiker wie Czerny & Bartok haben schon ihre Berechtigung in der Ausbildung, aber wenn's einem keinen Spaß macht, ist auch niemand geholfen.
m.E. sollte man auch nicht nur das reine Notenfressen lernen, sondern ruhig mal mit Improvisation rumspielen (geht ja auch in der Klassik), oder auch mal selbst versuchen, eine zweite Stimme dazuzusetzen.
Eines meiner Lieblingszitate: Das größte Verbrechen eines Musikers ist es, Noten zu spielen, statt Musik zu machen
 
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Grüezi mitenand

Die klassiche Harmonielehre ist ganz klar Basic.
Damit sind aber nicht zwingend klassische Titel zu lernen.

Wenn man als Basis mit normalen Kindeliedern beginnt,
und die Harmonien und ihre Verbindungen aufzeigt,
kann man diese dann auch erweitern und zu Pop/Jazz Piano wechseln.
Es ist nicht einfach, da die Rhythmik schon eine ganz Andere ist.

Aber: Meisstens möchten solche interessierten Kunden*innen keine
Kinderlieder spielen. ;-)

Emanuel
 
Meine Schwester wurde von der ersten Klavierlehrerin zu Tode gelangweilt mit "Für Elise" und ähnlichem Kram, ein weiterer Lehrer versprach, zu Beatles zu kommen, gelangte jedoch nie dort an.

Nach langer Pause hat sie selbst wieder angefangen, spielt mittlerweile mit Lust die Sachen, wegen der sie überhaupt Klavier spielen lernen wollte, macht mitterweile eigene kleine Popsongs und hat viel Freude an ihrem Instrument - nicht wegen, sondern trotz eines Unterrichts, der Umwege für notwendig erklärt und die vorliegenden Bedürfnisse derer, wofür sie da sind, mit beherzter Ignoranz beiseite wischt.

Wer schon der Überzeugung ist, dass der eigene Weg der einzige ist, um "richtig" Klavier zu lernen, sollte die interessiert Anfragenden auch fragen, ob sie denn auch auf diese Weise "richtig" Klavier spielen wollen und sollten damit leben können, ein ehrliches "Nein" zu ernten, ohne eingeschnappt zu sein.

Zumindest das würde ich erwarten.

x-Riff
 
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Bei Privatunterricht ist eigentlich nur die Frage, worauf sich Lehrer und Schüler zur Unterrichtsgestaltung verständigen wollen. Der Haken ist dabei, dass ein jugendlicher oder erwachsener Schüler zwar eine Meinung dazu hat, was er/sie spielen und lernen möchte.
Im Gegensatz zu Lehrern haben Schüler am Anfang des Weges allerdings wenig Ahnung von den Voraussetzungen für das, was sie spielen wollen, noch einen Plan, wie man zum Ziel kommt.

Will man - durchaus auf Hobby bezogen - solide Grundlagen in Klavierspieltechnik, dann bietet das Repertoire klasssicher Musik bzw. Komponisten mit ihrem seit Jahrhundeten geschaffenen Werk den perfekten Fundus klavierpädagogisch erprobter technischer Übungen, Etüden und Spielstücke für den Weg.

Ob man bis zur persönlichen Leistungsspitze musikalisch umfassend lernt oder ob man sich nach einigen Jahren auf Musik der Lieblingsrichtung spezialisiert ist eine Sache, die sich mit dem fortschreitenden Unterricht zeigen wird.
In der Pop und Rockmusik spielen viele Pianisten ohne technische Brillanz, was angesichts der Begabung und einem oft beeindruckenden Werk vermutlich nur am relativ geringen Ausbildungsgrad liegen kann, aber es gibt auch gut ausgebildete Klavierspieler wie z.B. bei Billy Joel.

Also was würde man jemandem empfehlen, der "alte" Musik nicht mag, sondern gleich mit z. B. Rock/Pop Piano oder gar Jazz beginnen will?
Wie denn beginnen - autodidaktisch? Ansonsten sollten geeignete Lehrer/innen eine Antwort geben können.
Bei Autodidakten schließt sich die Frage an, auf welcher Grundlage denn "begonnen" werden soll. Ohne jede musikalische Vorbildung sehe ich keine rosigen Aussichten für konsequentes Üben und eine Motivation, die dauerhaft erhalten bleibt.

Ganz praktisch kann man man eine Klavierschule für die elementarsten Dinge nehmen, z.B. den von mir oft erwähnten Heumann. Danach kann man z.B. bei Interesse an Blues und Jazz mit den Bänden von Tim Richards weitermachen (Beginning Jazz Piano, Blues Piano, Jazz Piano).
Für den Bereich Pop kann man sich am großen Angebot zur "neoklassischen" Musik orientieren, angesprochen haben wir hier erst neulich mehrbändige Ausgaben mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad. Zur Rockmusik kann ich wenig sagen, da kenne ich nur die Bände von Jürgen Moser, bei denen ich Licht und Schatten sehe.
Möglicherweise sind inzwischen auch verschiedene Online-Angebote so weit, dass sie ein selbstorganisiertes Lernen unterstützen können.

Gruß Claus
 
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Alternativ zur "klassischen Harmonielehre"

Buch: Die Popformeln
 
Die Schüler, die woanders 4 Jahre Klassik gelernt haben, tun sich bei mir mit der Umstellung schwer.
Das kann ich voll und ganz bestätigen!
Eine klassische Ausbildung legt zweifellos wertvolle technische Grundlagen, aber einem Unterricht, der nie auch auf freies Spiel eingeht, fehlt einfach etwas.

Zu oft habe ich erlebt, wie technisch hervorragende Pianisten mit rein klassischem Hintergrund nicht einmal ein Lied begleiten können oder zumindest auf Noten angewiesen sind, die sie - ohne jegliche Kreativität und Abwechslung - notengetreu abspielen wie ein Uhrwerk. Das ist auch nicht schön.


Aber: Meisstens möchten solche interessierten Kunden*innen keine
Kinderlieder spielen. ;-)

Gut auf den Punkt gebracht.
Aber es zeigt ein Grundproblem auf: niemand will klein anfangen, sondern möglichst sofort seine Lieblingsstücke spielen können. Es braucht aber leider viel Geduld, Zeit und Übung, ein Instrument zu erlernen.
Nicht umsonst erfreuen sich "Keyboards mit Begleitautomatik" so großer Beliebtheit, weil sie mit relativ wenig Aufwand Erfolgserlebnisse bescheren.

Viele Grüße
Torsten
 
Eine klassische Ausbildung legt zweifellos wertvolle technische Grundlagen, aber einem Unterricht, der nie auch auf freies Spiel eingeht, fehlt einfach etwas.
Eigentlich stehen sowohl Popularmusik wie auch Improvisation schon seit Jahrzehnten in den Lehrplänen Klavier des Verband der Musikschulen. :gruebel:

An der Praxis vor Ort abgelesen hängt eine Umsetzung allerdings vollkommen von der Lehrkraft ab. Lehrer/innen, die selbst improviseren können sind bei Klavier oder auch Trompete rar gesät. Ganz abgesehen davon, dass ein improvisierender Musiker seine Werkzeuge nicht zwangsläufig auch vermitteln kann, weil die Grundlagen des Könnens überwiegend früh und intuitiv erworben wurden.

Der Normalfall ist jedenfalls die Ausbildung anhand des Spielens nach Noten und dann nutzen auch eingestreute Stücke aus Pop, Rock, oder Blues bis Swing nicht viel.
Kommt ein Kind in die Ausbildung, werden nur wenige Eltern Wert darauf legen, was für uns hier alles zu den erstrebenswerten Unterrichtszielen gehört.

Gruß Claus
 
Kinderlieder mögen sie vllt nicht, aber man kann spielen:

Big big world
Cherish intro
Bunte Drachen schaukeln im Wind
Flashlight Thema

O when the saints
Spanische Romanze
Präludium C Dur
Morgenstimmung
Halleluja

Wire to fire
 
Zuletzt bearbeitet:
Eigentlich stehen sowohl Popularmusik wie auch Improvisation schon seit Jahrzehnten in den Lehrplänen Klavier des Verband der Musikschulen. :gruebel:

Ja, das stimmt.
Und auch in den (sehr) alten Zeiten gehörte Improvisation und im Grunde freies Spiel (Generalbass vs. moderne "freie" Liedbegleitung) selbstverständlich mit dazu.

Genauso, wie es heute nicht mehr die Universalgelehrten früherer Zeiten gibt, hat aber auch die klassische Ausbildung ihre Schwerpunkte eindeutig auf Spieltechnik und Ausdruck/Interpretation vorgegebener (exakt notierter) Vorgaben.

Am Ende hängt es, wie Du schreibst, wesentlich vom Lehrer ab, wie die Ausbildung nun konkret aussieht.
Und klar - Pop- und Rockmusik rein nach Noten zu spielen erfasst auch nicht das eigentliche Wesen von Pop- und Rockmusik.

Viele Grüße
Torsten

[Edit:]
Kinderlieder mögen sie vllt nicht, aber man kann spielen:

Vor allem möchten sie Stücke spielen, die sie kennen und die ihnen gefallen.

Und da liegt auch die Crux bei modern ausgerichteten Lehrwerken: Da im Gegensatz zur Klassik bei allen modernen Stücken Urheberrechtsprobleme bestehen, enthalten die Lehrwerke oft (und sei es aus Kostengründen) viele Eigenkompositionen des Autors, die natürlich kein Schwein kennt und die man nicht "unbedingt" spielen können will.

Es ist nicht einfach...
 
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Daher schreib ich die Noten als lead sheet per Hand auf :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein KL hat mir kürzlich eine Bach Invention vorgeschlagen. Meine Güte, klang das gewöhnungsbedürftig. Anhören würde ich mir das immer noch nicht aber es macht verdammt Spaß zu spielen. Und was hat es mich schon weitergebracht :oops:

Er würde mich aber nie dazu überreden, wenn der Widerstand zu groß ist. Er sagt, wenn ein Schüler z.B. die Amelie spielen will, dann nutzt er eben daraus Passagen, um das "3D Spiel" (also das Herausarbeiten von Melodien) zu verdeutlichen. Das macht finde ich einen guten Lehrer aus - das Ziel im Auge behalten und den Weg entsprechend anpassen, damit die Motivation des Schülers dabei nicht verloren geht.
 
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Welche Invention war das? Vllt bekomme ich ja auch mal Lust, da du ja schreibst, dass es viel Spaß macht.
 
Was würden die kundigen Lehrer denn empfehlen, wenn man eigentlich eine spezielle Musikrichtung im Sinn hat? Trotzdem erstmal mit klassischen Stücken beginnen oder mit einfachen Stücken der bevorzugten Musikrichtung beginnen und innerhalb dieser den Schwierigkeitsgrad erhöhen?

Also was würde man jemandem empfehlen, der "alte" Musik nicht mag, sondern gleich mit z. B. Rock/Pop Piano oder gar Jazz beginnen will? Ich bin nur neugierig, alte Musik mag ich sehr.
Werde nicht recht schlau aus dieser Beschreibung und dem threadtitel.
Wenn es Dir darauf ankommt, mit dem Klavier Rock/Pop oder Jazz zu spielen, warum steht dann im threadtitel "Elementarunterricht"?

Mal als Analogie: Wenn jemand Rock/Pop oder Jazz auf der Gitarre spielen will, würde niemand auf die Idee kommen, er solle mit klassischer Gitarre anfangen.
Mir ist nicht klar, warum das beim Klavier anders sein soll.

Aber wenn jemand sagt, dass er in der Gitarre "Elementarunterricht" haben will, wüßte ich erst mal gar nicht, was das überhaupt sein soll.
Geht es um Notenlesen? Geht es um handwerkliche Beherrschung auf dem Instrument? Geht es darum, die Töne zu finden? Geht es um so etwas wie ein "elementares" Repertoir von Klavierstücken (wie immer man diesen Kanon bestimmen wollen würde)?
Oder geht es darum, bestimmte Stücke spielen zu wollen und das "Elementare" des Instruments soweit zu lernen, wie es nötig ist, um diese Stücke spielen zu können?

Als angefragter Lehrender wüßte ich aus der Beschreibung im Eingangspost und dem Threadtitel nicht genug, um ein Angebot für Dich zu stricken, von dem ich überzeugt wäre, dass es Dich ans Ziel bringt und das funktioniert.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Leider wird das oft noch geraunt und geschwurbelt: Durch Klassik lerne man eben die richtige Technik und das sei die Grundlage für alles andere.

Weiter oben beschrieb ich, dass gerade bei kommunalen Musikschulen oft noch sinngemäß zu lesen ist:

Tjaha, wir haben hier natürlich auch einen Jazzpianolehrer! Bei ihm geht's los mit Mindestalter 12 und wenn du ca 4 bis 5 Klavierausbildung hattest.
 

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