Mal eine kurze Erklärung so wie man es bei Peavey z.B. in den White Papers findet zur Frage:
Wie hoch ist eine Box belastbar?
Nehmen wir an, Belastbarkeit 400 Watt AES, Program 800 Watt.
Dann würde gemäss Peavey Interpretation ein Amp mit satten 3200 Watt zur Box noch passen!
Das muss man natürlich genauer erklären wie das gehen kann.
Erstmal die Betrachtung, wie ist AES überhaupt definiert? Was steht im AES überhaupt drin?
Wir brauchen erstmal noch eine weitere Spezifikation zur Box, nämlich den Frequenzgang.
Angenommener Frequenzgang sagen wir mal 70..18000Hz.
Mit der Vorgabe Frequenzgang kann das Testsignal spezifiziert werden:
Rosa Rauschen: 140..9000Hz
Dem Rosa Rauschen werden etwas die Zähne gezogen indem für den Belastungstest die Peaks im Testsignal zusätzlich auf +6dB begrenzt werden.
Die Box (oder Pappe) wird zwei Stunden mit dem Signal angesteuert und danach die elktrischen und mechanischen Eigenschaften gemessen.
Sollte nur einer der Kennwerte sich um mehr als 10% geändert haben dann ist die Belastbarkeitsgrenze erreicht (so die Definition).
Allerdings kennt man noch nicht die Leistung sondern erstmal nur den RMS-Spannungswert mit dem die Box getestet/gefüttert wurde.
Für den interessierenden Wert der Boxen/Pappen-Leistung wird (Achtung):
der RMS-Spannungswert mit der Minimalimpedanz(!) der Box/Pappe einfach berechnet !!!!
Die Betonung liegt hier auf Minimalimpedanz. Die ist immer deutlich kleiner als die Nominalimpedanz. Die Box/Pappe habe 8 Ohm, dann liegt die Minimalimpedanz vielleicht nur bei 6,5 Ohm.
Das fürhrt natürlich zu einer deutlich höheren Belastungsangabe als würde mit der Nominalimpedanz gerechnet werden. Die sogenannte RMS-Methode verwendet aber tatsächlich die Nominalimpedanz um die Belastbarkeit zu ermitteln.
Das ist aber erstmal eher nur Haarspalterei. Weiter beim Thema AES.
Sagen wir mal es hat sich ein Belastbarkeitswert von 400 Watt (nach AES) ermitteln lassen.
Das Ergebnis hat noch ganz andere Konsequenzen.
Während des Tests wurde die Box/Pappe gleichzeitig auf Peaks und Dynamik getestet, nämlich:
die oben erwähnten +6dB Peaks im Testsignal, und das hat drastische Auswirkung:
Die Box verträgt 400 Watt Dauerfeuer effektive Leistung (oder Druck oder echte Lautstärke), und in dem Dauerfeuer tauchen auch 1600 Watt starke Peaks kontinuierlich auf. Bedeutet: die Box/Pappe verträgt 1600 Watt Dynamik im Signal.
Man kann (oder besser muss) das aber auch andersrum betrachten können.
Wären im Testsignal keine +6dB Peaks vorhanden gewesen dann würde es an Membranhub und damit deutlich an Kühlung der Schwingspule fehlen.
Ohne die 1600 Watt starken Peaks würde die Box/Pappe dauerhaft keine 400 Watt effekte Leistung bringen können! Die Schwingspule der Pappe würde überhitzen.
Zudem, das Testsignal überdeckt nur den Bereich ab 1 Oktave oberhalb untere Grenzfrequenz bis 1 Oktave unterhalb obere Grenzfrequenz.
Und noch etwas ist zu beachten: mit Methode sogenanntes RMS wird die Leistung sowieso ja anders berechnet.
Die reale Welt sieht aber (meist) etwas anders aus.
Summensignale werden oft regelrecht totkomprimiert, stark zerrende Gitarren erzeugen sehr heisse Signale mit Null Dynamik, die Boxen werden frequenzmässig bis deutlich unterhalb ihrer unteren Grenzfrequenz betrieben wo sie sehr empfindlich werden weil die Pegelfestigkeit dort drastich abnimmt.
Was eine Box macht im Bereich ihrer unteren Grenzfrequenz und darunter wird von keinem Test erfasst, weder von AES, noch von RMS.
Zurück zum Ausgangspunkt mit der 3200 Watt Amppower.
Im Idealfall verbleiben dem Amp in jeder Situation 3dB Headroom Reserve (sonst clippt's).
Damit dann 1600 Watt nutzbare Amppower. Die ist aber erstmal den kurzen schnellen Peaks im Signal vorbehalten. Wenn das Signal nicht totkomprimiert wurde resultiert ein effektiver Leistungswert von vielleicht ca. 400 Watt.
Pauschalisiern kann man da aber schlecht, solche Betrachtungen sind immer Schätzungen.
Fakt ist aber: das Summensignal einer Hardcore-Metal Band hat weniger als 6dB Dynamik, ist in der Leistungsdichte deutlich heisser als z.B, das Signal eines klassichen Orchesters.
Lange Rede, kurzer Sinn, was interssiert wirklich?
Es interessiert wie stark darf(?) ein Amp gegenüber der Box sein.
Wer oben einigermassen folgen kommte wird merken dass man da keine allgemeingültige Antwort geben kann. Es hängt zu stark vom Signal ab was geht und was nicht.
Es gibt sehr dynamische Signale, dagegen aber auch tot komprimierte mit dichten Gitten-Sounds und viel 5-Saiter Tiefbassgedröhn.
Die Extreme führen dann zu deutlich anderen Konstellationen was maximal geht und was nicht.
In den White Papers bei Peavey ist das, alles zusammengfasst, als Resume dann sinngemäss so formuliert:
Für die Anfänger sollte die Ampleistung die Boxenwatt nicht mehr als das doppelte übersteigen.
Zusätzlich mit Absicherung Limiter des Systems versteht sich
Für erfahrene Anwender, dem Profi, kann man bis zum vierfachen(!) der Boxenbelastbrkeit empfehlen.
Und für die ganz blutigen absolute Beginners vielleicht besser sogar nur bis gleichen Wert der Box oder leicht drüber.
Aber zu empfehlen:
es ist gut wenn der Amp etwas mehr hat als die Box
ist nicht mehr als zu behaupten:
500 ist grösser als 400.
Mein EV-Eliminator System läuft mit ca. doppelter Amppower/(Reserve). Eine Class-D mit 5000 Watt @ 2 Ohm
Und die Eli's wurden schon einige male im Grenbereich voller (Peak-)Auslastung des Amp betrieben (der Limiter bekam Arbeit).
Und noch eine kleine Anmerkung:
eine Box wird vom Amp nicht belastet, sondern sie zieht Leistung aus dem Amp, abhängig ihrer Impedanz und der Spannung die an den Klemmen liegt.
Daher rechnet die AES-Methode die Leistung mit der Minimalimpedanz.
Nicht um höhere Watt auf's Etikett schreiben zu können sondern um den zu erwartenden Strombedarf bei voller RMS-Leistung im Worst Case Minimalimpedanz für die Endstufe rechnen zu können.
Hallo SubSonic1,
sorry, aber so eine abenteuerliche Behauptung habe ich schon lange nicht mehr gehört

. Die in Deutschland/Europa reguläre XLR-Beschaltung ist 2 hot, 3 cold (deshalb besitzen auch die T-Amps, die DAPs und alle anderen gängigen Endstufe diese Belegung). Die umgekehrte Belegung ist bei uns recht exotisch - mir ist jedenfalls noch kein Gerät untergekommen, das 2 cold, 3 hot beschaltet war

...
Weiss nicht so recht ob das richtig sein soll mit dem "cold"
Vielleicht ist es ein Verständigungsproblem.
Klinke hat tatscächlich "cold", aber XLR symmetrisch?
Was soll da cold sein?
Egal wo man was anschliesst, auf 2 oder 3, beide Signale sind "heiss".
Nur: der + und der - sind da etwas anders zu verstehen als bei Klinke.
+ und - sind zu verstehen wie die Signale laufen, wie sie auf die Leitung(en) gegeben werden.
bedeutet bei + : Signal * (+) 1
bedeutet bei - : Signal * (-) 1
Ergo: bei + bleibt die Phasenlage erhalten
bei - die Phasenlage um 180 Grad gedreht.
"heiss" sind aber beide, "cold" allenfalls der Schirm.
Man kann aber:
(-) weglassen (oder auf Schirm Pin 1 legen) , dann hat das Signal -6dB weniger Pegel und läuft zudem in der Phase gedreht
oder:
(+) weglassen (oder auf Schirm Pin 1 legen), dann fehlen ebenfalls 6dB Pegel, die Phase bleibt aber erhalten
Wenn man (+) oder (-) weglässt bzw auf Masse legt ist die symmetrische Störunterdrückung im Eimer, that's the problem. Ob man's merkt aber eine ganz andere Frage. Man fängt sich halt leichter Störeinstreuung ein!