Entwickelt sich die Musik zurück ???

  • Ersteller DJ Nameless
  • Erstellt am
Andererseits gibt es auch sehr progressive Elektronische Musik die sich nicht die sich in Sachen Komplexität und Einfallsreichtum ihren Pedants im Progressive Rock/Metal in keinster Weise nachsteht (zumindest nehme ich das mal an *nicht sehr viel Ahnung von Elektronischer Musik hab*).
Stimmt. Beste Beispiele, die ich kenne:
Art of Noise (das, was ich als "klassisches" Electronic kenne) sowie das ganze TripHop-Genre, das teils die Komplexität klassischer Kompositionen und avantgardistische Züge annimmt.
Musik ist auch nicht einfacher oder stumpfer geworden, komplexere Musik gibt es nach wie vor, haben sich teilweise sogar erst in der Neuzeit entwickelt (Technical Death Metal zB),
sie ist nur nicht groß in den Charts vertreten, dennoch kenne ich viele Menschen die auch außerhalb des Rock/Metals Bands wie Tool oder Opeth hören.

Andererseits kenne ich nur einen Menschen der wie ich Funeral Doom, Drone und Dark Ambient hört, ich habs auch von ihn bekommen xD.
Drone Doom z.B. ist ja schon stark avantgardistisch geprägt. Kein Wunder, dass das keine Sau hört ;)

Oh und ich hab übrigens doch noch ein Beispiel für neue Genres in den letzten 10 Jahren:
Hat schon jemand das neue UNKLE-Album (Where did the Night Fall) gehört?
Was zur Hölle soll das sein?
 
ajeeee :D
laßt doch die Musik, die ihr nicht versteht oder nicht mögt, einfach in Ruhe. Es ist doch echt sinnlos über Komplexität von Dingen zu urteilen, zu den man keinen Zugang hat (überlasst das mal den Politikern ;)). Ausserdem ist Komplexität wohl das letzte was in der Kunst zählt. Wenn jemanden ein grüner Strich auf einer weißen Leinwand berührt, dann ist es toll. Und wenn jemanden ein eintöniger Beat über 10 Minuten in Trance versetzt, dann ist das genauso toll wie eine aufwendige Sonate. Es sind die Emotionen beim Zuhörer die zählen, nicht irgendein seltsamer Qalitätsmaßtab von der Musikerpolizei.

Ausserdem, fällt es mir z.Bsp. viel leichter ein Riff auf der Gitarre, Bass oder Klavier zu komponieren und einzuspielen als ein Drum'n'Bass Stück zu "programmieren". Natürlich liegt das einerseits daran, dass ich die Gitarre seit sehr vielen Jahren beherrsche, aber anderseits auch weil ich mich beim Synthesizer irgendwann total in den Sounds verliere.
Die Möglichkeiten sind endlos und es ist immer eine Gratwanderung zwischen ausdauernder Neugier und Disziplin. Neugier um neue Sounds und Beats zu kreieren und Disziplin um sich nicht darin zu verlaufen und nie auf einen Punkt zu kommen.
 
Martinez antwortete auf die Fragen was im zukünftig sorge bereiten würde:

"Musikalisch gesehen, dass jegliche Art von Musik, nenne es World, Ethno, oder sonst wie, mit dem monotonen Puls einer gesampelten Bassdrum ohne Betonung von der 1 bis zur 4 zugemüllt wird. Anfangs wurden den Drum-Maschinen, unsere spanischen Freunde nannten sie "caja de ritmo", wenigstens noch ein Bum-Tscha-Bum-Tscha entlockt, heute hören wir nur noch, egal ob Spatzlhuberschürzentäler, oder Los Marismomentos, Bum-Bum-Bum-Bum."

Der Meister persönlich mag aktuelle Musik auch nicht:D

Quelle: http://www.flamenco-gitarre.de/medien.html
 
Eine unglaublich interessante Diskussion muss ich sagen.

Da viel geschrieben wurde, kommentiere ich mal Aussagen die so oder so ähnlich hier auftauchten.

1. Die Masse interessiert sich für "leichte Kost"

Leider ist die Musik eine relativ schlechte Kunstform, um eine pefekte Aussage zu treffen, denn um diese Kunst zu betreiben muss man ein Werkzeug beherrschen.

Ich persönlich bin mal die Bestsellerlisten des frühen 20. Jhdts. durchgegangen, weil ich selbst den Eindruck hatte früher wäre das Publikum anspruchsvoller gewesen. Ich schätze aus der Zeit vor allem den Hesse mit Demain, Steppenwolf, etc....eine sehr tiefgängige und inspirierende, intellektuelle Literatur.
Heute kommt, als Gegenbeispiel, ein Buch an die Spitze der Bestsellerliste einer Frau die über ihren Umgang mit ihrer Sexualität schreibt. Nunja.

Ist der Hesse damals wirklich in die Top 10 der Bestsellerlisten gekommen?, interessierte sich die Masse wirklich für Tiefgang?

Weit gefehlt!, man findet Werke, mit denen sich eben der "gemeine Mensch" identifizieren kann, dessen intellektueller Anspruch sehr gering ist. Als Beispiel, die Buddenbrooks, der Dichter Rilke, usw.

Nundenn, sehr interessant ist, dass diese Zeit (1900-1930) die Blütezeit des Jugendstils ist, und damit eine wirklich tiefgängige Avantgarde sich in der Masse durchsetzte. Wahrscheinlich durch ihre Ästhetik.
Der Bauhaus hingegen triumphierte ausschliesslich aus pragmatischen Gründen.

Jeder Mensch ist natürlich auch irgendwo ein Kind seiner Zeit, und die Beatles konnten sicher mehr als die Backstreet Boys, dennoch ist der Anspruch an Kunst nie wirklich hoch gewesen. Es lag mehr am Angebot.

Man siehts ja, wer kommt heute in der Bauhaus-verseuchten (etntschuldigt die wertende Aussage) Welt auf den Gedanken einen neuen Stil umzusetzen?...sehr, sehr wenige....und wenn, findet man sie in typischen (alternativen) Szenen.

Im Endeffekt liegt es doch an den Künstlern selbst, zu gestalten und zu begeistern.

Wobei ich dann bei der Aussage "2. die Masse heute ist nicht offen für Neues" wäre.

Ich persönlich höre intensiv den Metal-Bereich, und hier die eher extremeren Sachen (Black&Death).
So kann ich auch nur hiermit argumentieren. Bis in die 90er hinein war die Devise "faster, harder, louder", was dann mit der Geburt des Death Metal eigentlich endete....denn "faster, harder, louder" geht nicht mehr. Interessant ist, dass diese Musikrichtung garnicht wirklich geplant war, sondern sich einfach ergab. Man konnte nicht singen, also brüllte man ins Mikro, der Shout war gefunden.....die Gitarristen versuchten ebenso wie das Schlagzeug schneller und innovativer, und "härter" zu spielen....nunja, ab 2000 setzte dann die "Metalcore" Bewegung zum Start an, die den Hardcore mit Metal- Elementen mischte....heute spielt jede 2. Band deren Mitglieder ~18 sind, diesen Kram.
Doch DAS ist bis auf einige Innovationen, die bis zum Erbrechen kopiert werden, nichts neues, sondern nur Kombination.

Was wirklich heutzutage (im modernen Metal- Bereich) fehlt, ist das schöne Wort "Atmosphäre".
An alten Death- Scheiben kann ich mich garnicht satthören...diese Metalcore 0815- Stilistik geht mir mittlerweile auf den Zeiger. (Abgesehen von den grottigen Produktionen)

Die Masse fährt da aber trotzdem drauf ab, sogar so sehr, dass "Old School" Bands den Anspruch von "New School" Bands nachahmen....beispielsweise damit, dass die Aufnahmen mit Drumcomputer und steril produziert werden.

Aber im Endeffekt...was interessiert dieses schöne Wort "Masse" eigentlich?

Als Musiker sollte man doch die Gelassenheit besitzen, seinen eigenen Weg zu gehen und nicht darauf angewiesen zu sein, dass alle diesen Weg gut finden. ;)

Aber es ist interessant sich mit diesem Thema "Kunst und Masse" zu beschäftigen.

Anbei, als sich die Staatsbürger emanzipierten und eine Demokratie forderten, wurde Kunst als Bürgerrecht, sogar als Bürgerpflicht gesehen. Man führte Kunstunterricht in den Schulen ein, man gründete Kunstvereine, um Kunstwerke dem Adel zu entreissen und der Masse durch Museen zugänglich zu machen, usw.

Mich regt diese Tatsache insgesamt seeeehr zum Nachdenken an, betrachtet man insgesamt den heutigen Zustand der Demokratie und Kunst. :D (Aber das nur am Rande)
 
Nochmal etwas, was mir aufgefallen ist:
Kann es sein, dass die einzelnen Stücke heutzutage immer kürzer werden oder zumindest wesentlich mehr sehr kurze als sehr lange Stücke geschrieben werden?

Ein Beispiel: Wenn ich mir meine Lieblingsband SoaD anschaue, ist es schwer Stücke zu finden, die länger als drei Minuten sind.
Manche sind sogar nur ca. anderthalb Minuten lang.
Es gibt auf sämtlichen offiziellen und inoffiziellen Werken der Band nur zwei Lieder die länger sind als fünf Minuten (Mind und Holy Mountains) und die werden von einigen Fans auf der ehemaligen Seite "Soadfans" als langweilig bezeichnet :eek:

Drehen wir die Zeit mal ein wenig zurück:
Black Sabbath, die als einer der größten Einflüsse für obige Band gelten, veröffentlichen auf dem Album "Paranoid" acht Songs.
War Pigs/Luke's Wall: 7:54.
Iron Man: 5:55.
Hand of Doom: 7:09.
Jack the Stripper/Fairies wear Boots: 6:12.
Die Hälte der Songs überschreitet die Fünf-Minuten-Marke, die anderen vier kommen teils nah dran.

Gut, dass kann jetzt natürlich am unterschiedlichen Schreibstil der Bands liegen.
Aber dann sagt mir: Wo sind die Stücke geblieben, die mehr als zehn Minuten, über eine Viertelstunde, fast eine halbe Stunde dauern?
Es gibt diese "Rock-Opern" wie The End von den Doors (11 min), Turn of a Friendly Card vom Alan Parsons Project (16 min), Echoes von Pink Floyd (23 min)und Tubular Bells von Mike Oldfield (25 min) nicht mehr.
Selbst die experimentliellsten Musikprojekte - Massive Attack und UNKLE im "eher" elektronischen Bereich etwa, veröffentlichen keine Stücke, die länger als neun Minuten sind.
Hat irgendjemand eine Theorie, woran das liegen könnte?
Oder wenigstens ein paar Gegenbeispiele?
Love & Peace,

Pisaura
 
Oder wenigstens ein paar Gegenbeispiele?

Amenra
Altar Of Plagues
Mono
Fall Of Efrafa
Neurosis
Sunn O)))
Earth
Wolves In The Throne Room
Yob
Middian
Tephra
Buried At Sea
Black Shape Of Nexus
Deathspell Omega
Rosetta
....

Alle mit recht vielen Songs im Bereich von 10 - 20 Minuten und auch mal darüber hinaus, nur halt nicht grade in den populärsten Musikgenres zu finden :redface:
 
Zuletzt bearbeitet:
Gegenbeispiele?

Pordubine Tree - Fear of a Blank Planet
Fear of a Blank Planet 7:28
My Ashes 5:07
Anesthetize 17:42
Sentimental 5:26
Way out of here 7:37
Sleep Together 7:28
Ist für mich ein Konzept-Album - die Titel greifen ineinander und erzählen eine längere Geschichte

Black Mountain - In the Future
Ist ne Doppel-CD, auf der zweiten CD sind ganze vier Lieder, einzelne Längen suche ich jetzt nicht raus

tool und dream theatre geben Konzept-Alben heraus mit Stücken, die 10 bis 20 Minuten sind

Alle Beispiele würde ich dem Bereich Prog bzw. Alternative zuordnen.
Die 70er Jahre waren mit Pink Floyd, Yes, Genesis, Gentle Giant, King Crimson und etlichen anderen die hohe Zeit des Prog Rock. Auch darüber hinaus wurde viel experimentiert und auch andere Bands brachten Srücke raus, die ohne den (hohen) Ansprüchen von Prog Rock (Text, Konzept, Durchführung musalischer Themen) längere Stücke hatten, wie unter anderem Deep Purple, Queen und andere. Die Who haben ja auch rockige Konzeptalben rausgebracht (Quadrphenia, Tommy).

Andere Bands wie Can oder auch live Cream lebten von musikalischen Entwicklung und besonders Cream überragenden Einzelmusikern.

Für mich spielt auch eine Rolle, dass eine Band, um dieses Stadium der Reife (ich lass das einfach mal so bei diesem wertenden Begriff) zu entwickeln, einfach auch lange zusammen spielen müssen. Ich habe den Eindruck, dass es kaum noch Bands gibt, die in der gleichen Besetzung über 5 Jahre zusammen sind.

Eine Rolle kann auch spielen, dass diese langen Stücke nicht massenmedienkompatibel im Sinne von charttauglich sind. Das heißt, eine Band muss sich erst mal mit kurzen Stücken Aufmerksamkeit verschaffen, bevor sie auch längere Stücke einflechten kann. Letztlich waren auch wenig Stücke in der hohen Zeit des Prog Rock charttauglich - Child in Time oder Radar Love sind für mich da die positiven Ausnahmen.

Ich bin mir immer unsicher, ob man Trends oder Tendenzen wirklich so sicher festmachen kann.
Ich glaube, es wird immer Zuhörer und Musiker/Bands geben, die längere Stücke hören bzw. machen werden. Wie weit das dann ein breiteres Publikum findet, liegt schon auch am Zeitgeist und der Bereitschaft, sich auf Neues und weniger direkt eingängiges einzulassen.

x-Riff
 
Wie wäre es mit Fates Warning, A Pleasend Shade of Gray ist fast ne Stunde lang, genauso Meshuggahs Catch 33 (Meshuggahs I ist auch 20 Minuten Lang).
John Arch hat ein einziges Album rausgebracht mit 2 Songs aber dennoch einer Gesamtlänge von 30 Minuten.
Opeths aktuelles Werk, 4 Songs mit über 10 Minuten Spielzeit, der Rest im Durchschnitt 6 Minuten.
Ahab, Skepticism, Evoken, Dream Theater, Tool, die Liste geht unendlich weiter, verdammt viele moderne Bands machen Songs die länger sind als 10 Minuten...
 
Musik entwickelt sich imo nicht weiter oder zurück sondern ist zeitlos. Von primitiv bis hochkomplex ist alles vertreten.

Solche Zyklen sind in der Kunst seit Jahrhunderten normal. Erst kommt das scheinbar völlig Neue und eine Zeitlang sind alle begeistert, wie losgelöst das ist. Dann kommt der Kater wie nach dem Suff: so ganz weit weg von der Vergangenheit kann eben doch keiner sein Leben auf Dauer führen. Also werden mit neuen Mitteln alte Muster aufgegriffen. In der nächsten Phase kommt wieder was, was anders ist als das Alte aber auch anders ist als das vorherige Neue, was ja nun auch nicht mehr neu ist.
Richtig. Heutzutage läuft das imo aber parallel ab.
 
Musik entwickelt sich imo nicht weiter oder zurück sondern ist zeitlos. Von primitiv bis hochkomplex ist alles vertreten.

na ja - entwicklung besteht immer in bezug auf etwas - also müßte man zunächst klären, was die kriterien von entwicklung sind, um sinnvoll darüber sprechen zu können.

Nichtsdestotrotz kann man ja immerhin sagen, dass sich eindeutig sowohl Musikinstrumente entwickelte haben als auch Spieltechniken als auch Stile und Genres als auch die Verbreitungsformen von Musik und die Produktionsformen von Musik - mal abgesehen von nicht unbedeutenden Entwicklungen der Gesellschaften, was überhaupt die Möglichkeit des Konsums von Musik als auch die Freiheit der Produktion von Musik angeht ...

Dass es viel alten Wein in neuen Schläuchen gibt, dürfte jedem klar sein, genauso wie der Umstand, dass neue Generationen immer - ob nun bewußt oder unbewußt, ob behahend oder verneinend etc. - Bezug auf das nehmen, was schon da ist. Das schließt einen schöpferischen, kreativen oder genialen Umgang mit dem, was schon da ist keineswegs aus, sondern bleibt in gewisser Weise immer die Grundlage dessen.

Richtig. Heutzutage läuft das imo aber parallel ab.

Das ist richtig, denke ich. In keiner Zeit konnte so umfassend auf so viele Genres und Musikformen unterschiedlichster Kulturen zurückgegriffen werden wie jetzt. Die Folge ist eine Parallelität der Unterschiedlichkeit und die Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigkeit. Allein das ist schon eine unbestreitbare Entwicklung. Ob man diese Entwicklung nun gutheißt oder nicht oder wie immer man sie bewerten mag - das ist imho eine gänzlich andere Frage.
 

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