Eurovision Song Contest 2018 in Lissabon

Strato Incendus
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Am kommenden Donnerstag wählt Deutschland seinen Kandidaten für den ESC 2018 im Mai. Und da das Teilnehmerfeld bisher noch recht übersichtlich ist, kann ich diesmal sogar im Vorfeld alle bereits bekannten Songs verlinken - damit klar ist, womit wir es zu tun bekommen :) .

Positiv fällt mir direkt die hohe Dichte an Songs in Landessprache auf. Ich hoffe, das ist ein dauerhafter Trend und nicht nur wieder das alte "Nachahmen der Strategie des Vorjahressiegers", die viele Länder offenbar verstehen als "Landessprache + authentisch wirkende persönliche Geschichte".
Oder wahlweise eine politische Botschaft stattdessen, à la Jamala.

Ich habe sie mal ganz unparteiisch nach meinem eigenen derzeitigen Ranking geordnet :D .

12. Weißrussland - Alekseev - Forever
Wurde auf Russisch geschrieben und offenbar in dieser Sprache auch schon vor dem Cutoff-Tag des 1. September 2017 veröffentlicht, was noch zum Problem werden könnte. Ebenso wie die komische Betonung, die sich aus der Übersetzung ergibt, und die in einigen Live Performances recht wackeligen Vocals des Sängers (hier in dem Video schienen sie mir ganz ok). Trotzdem habe ich das Gefühl, Weißrussland hat den Trendwechsel nicht mitbekommen, dass authentische Muttersprache mittlerweile oft besser ankommt als forciertes Englisch.
https://www.youtube.com/watch?v=lBUwOSg-nOc

11. Schweiz - Zibbz - Stones
Das mit dem Anzerren der Stimme macht sie ganz gut, doch das Gesamtresultat ist mir eindeutig zu schrei-mäßig (und ich bin ja sonst ein Freund vom Schreien, aber das hier ist eindeutig kein Metal :) ).
https://www.youtube.com/watch?v=jXOlPGnkZFY

10. England - SuRie - Storm
https://www.youtube.com/watch?v=xLGEx2x8xoo
SuRie war in den vergangenen Jahren schon Backgroundsängerin bei anderen ESC-Beiträgen. Die Stimme ist auch solide - leider war's das auch schon. Song, Botschaft und Performance wirken für mich einfach gekünstelt und forciert, die typische ESC-Friedenshymne zum Fremdschämen, trotz gesangstechnisch guter Darbietung. Schon klar, dass England sowieso das Nachsehen haben könnte, wenn alle ihre Muttersprache wiederentdecken, anstatt weiter englischsprachige Songs zu feiern. Aber dann könnte man ja gerade durch etwas ausgefallenere, durchdachtere englische Texte zeigen, dass man hier der Native Speaker im Ring ist, statt mit solchen Standardfloskeln. In den anderen Sprachen geht das ja auch. Und selbst England müsste nicht unbedingt auf Englisch singen, um in einer Landessprache zu singen - Walisisch oder Schottisch (Dundonian) ginge ja theoretisch auch noch :) !

9. Frankreich - Madame Monsieur - Mercy
https://www.youtube.com/watch?v=3T3EGaIwIbA
Was am Anfang vielleicht hypnotisch sein könnte, wird nachher plätschernd und am Ende leider nervtötend repetitiv.
Inhaltlich geht es hier um die Geschichte eines Flüchtlingsbabies, das auf dem Mittelmehr geboren wurde und Mercy heißt, deshalb die ganzen Wortspiele mit "merci" (franz. = "danke").
Naja, wem's gefällt... YouTuber Tesselating Hexagons sprach davon, dass es immer wieder Songs gibt, die versuchen, einen durch ihre Message emotional dazu zu erpressen, das Lied zu mögen.
Ist jedenfalls schon klar, welche Länder NICHT dafür stimmen werden :D . Dafür aber vermutlich einige Juries.

8. Montenegro - Vanja Radovanović - Inje
https://www.youtube.com/watch?v=JrCD5TTVo3E
Back to the Balkan ballad roots! Zwar nicht der stärkste Vertreter seines Genres, aber immerhin alles selbst geschrieben und stilistisch angemessen gesungen. Vielleicht höre ich mich ja auch noch ein, "Adio" hat bei mir 2015 auch ein bisschen gebraucht, war aber nachher sogar Montenegros beste Platzierung bisher.

7. Malta - Christabelle - Taboo
https://www.youtube.com/watch?v=oyrC8jJ8eb8
Das Tabu, von dem hier die Rede ist, ist "Depression".
Psychische Probleme haben zwar schon einigen Song Contest-Teilnehmern das Finale versaut, u.a. Norwegens Agnete 2016 (bipolare Störung).
Stimmliche Probleme allerdings kosten noch deutlich mehr Kandidaten die Qualifizierung, und diese Dame hier ist bei ihrer Live Performance leider gerade bei der Money Note "Ta-BOO" oft ein bisschen flat.
Wenn sie's sauber gesungen kriegt, könnte es aber ganz nett werden.

6. Spanien - Alfred & Amaia - Tu Canción ("Dein Lied")
https://www.youtube.com/watch?v=FDga57mNny4
Süß, nicht? Hoffen wir mal, die Beziehung hält dem Stress der kommenden Monate stand :) . Seit der letzten Vampire Diaries-Staffel weiß ich: Wenn zwei Darsteller sich im realen Leben verkrachen, wird das auch bei aller Professionalität nichts mehr mit dem Versuch, die alte Chemie vor der Kamera / auf der Bühne wieder hinzubekommen.
Auf jeden Fall eine der eingängigeren Melodien dieses Jahr!

5. Griechenland - Yianna Terzi - Oneiro mou ("Mein Traum")

Die Art, wie dieses Lied "ausgewählt" wurde ist zwar etwas kurios - von den 5 Kandidaten für die Auswahlshow haben zwei abgesagt und zwei die Teilnahmegebühr nicht bezahlt, sodass diese Dame als einzige "alternativlos" übrig blieb. Trotzdem ist es für einige augenblicklich auf den obersten Platz geschossen. Mein Liebling ist es nicht, aber zumindest das "Hypnotische", an dem sich Frankreich zu versuchen scheint, gelingt hier meiner Ansicht nach deutlich besser. Vielleicht hat's auch was damit zu tun, dass irgendwie erstaunlich viele griechische Sängerinnen verhältnismäßig tiefe Stimmen haben? :D

4. Tschechien - Mikolas Josef - Lie to Me

Ein Nerd mit Selbstbewusstsein? Ein Trompeten-Schnösel mit Kamel? Die Performance wirkt für mich ein bisschen eingebildet, aber das passt eindeutig zum Text. Es erinnert ein bisschen an "Talk dirty to me" - was auch an den "dirty lyrics" liegen könnte. Ob er bei den Schimpfwörtern, die er ja auf der ESC-Bühne nicht singen darf, einfach genauso plötzlich die Klappe hält wie der Österreicher letztes Jahr? 2007 durften die Russinnen Serebro noch "bitch" und "badass" singen und "taste my cherry pie" - die f*cks hingegen werden sie ihm jedenfalls nicht durchgehenlassen. Aber gegen Metaphern, wenngleich mehr als eindeutige wie "eat my Spaghetti", kann die EBU wohl nichts machen! :D
Auf jeden Fall ein großer Qualitätssprung im Vergleich zu dem, was Tschechien bisher so geliefert hat! Ob man's mag oder nicht, man merkt, dass hier viel Aufwand reingesteckt wurde und ein Profi am Werk ist. Der Gesang wird zwar nicht der beste sein, aber zum Glück wird hier ja auch abgesehen vom Refrain gar nicht "gesungen".
Ich bin mir allerdings noch nicht sicher, ob Mikolas (der den Song auch geschrieben hat) hier "lie" und "lay" verwechselt? Die Dame, von der er singt, scheint zwar mehr der polyamouröse Typ zu sein und vielleicht nicht der moralischste Mensch auf Erden; aber so, wie er "lie to me" im Refrain einbaut, klingt es eher, als würde er "lie with me" meinen :D .
Lügen oder liegen, das ist hier die Frage! :)

3. Italien - Ermal Meta & Fabrizio Moro - Non mi avete fatto niente ("Ihr habt mir nichts getan")

Ein Anti-Terror-Country-Song? Bisher jedenfalls das Lied mit dem mMn besten Text.
Im Endeffekt geht es hier um dieselbe stoische Trotzhaltung, die immer als beste Strategie gegen Terrorismus gepredigt wird. Allerdings zum Glück nicht in der sonst ESC-üblichen, naiven "love conquers all"-heile Welt-Sülze, sondern mehr mit einem kämpferischen "Mich kriegt ihr nicht!" bzw. "Mich habt ihr noch nicht erwischt!"
Einziges Problem: Der Komponist hat exakt diesen Chorus offenbar schonmal in einem seiner anderen Songs verwendet. Hoffen wir mal, dass das nicht noch zum Stolperstein für die beiden wird.

2. Albanien - Eugent Bushpepa - Mall ("Sehnsucht")

Nein, hier geht es nicht um Shoppen! Zwar könnte man denken, Albanien hätte wieder einmal seinen Titel ins Englische übersetzt. Doch statt gewöhnungsbedürftiger Musik mit englischer Sprache dem Mainstream zuliebe geht man diesmal offenbar den umgekehrten Weg: Man macht die Musik gefälliger und bleibt dafür sprachlich in der Heimat.
Auf jeden Fall einer der talentiertesten Sänger dieses Jahr, der dieses Akrobatenstück auch live durchhält!

1. Dänemark - Rasmussen - Higher Ground

Und für unser Nachbarland treten an: Tormund Riesentod und die starken Männer! :D Ach nee, der Schauspieler ist ja Norweger...
Aber der Wikinger-Bezug ist gewollt, es geht hier offenbar um einen Mythos über einen pazifistischen Wikinger.
Nachdem ich jüngst erfahren habe, dass die biblische Weisheit "the meek will inherit the earth" im griechischen Original sich eher bezog auf "die, die Schwerter haben und sie benutzen können, aber beschließen, es nicht zu tun", scheint mir diese Philosophie deutlich gesünder als das reine Friedensgewäsch, das man sonst beim ESC zu hören bekommt.
Außerdem auch harmonisch ganz interessant, wie es durch diverse Tonarten schippert, ohne dass man es so richtig mitbekommt. Und nochmal was im 3/4-Takt. Und dem Stimmumfang nach zu urteilen könnte Rasmussen wohl auch in einer Viking Metal Band singen, wenn er denn wollte :D .


Ich stimme den Rezensenten von Wiwibloggs zu: Ein potentieller Gewinner scheint mir unter diesen Songs noch nicht zu sein - der wird wahrscheinlich noch kommen. Sofern sich denn überhaupt ein klarer Sieger im Vorfeld abzeichnet. Spannender ist es ja für gewöhnlich, wenn das nicht der Fall ist. Und selbst letztes Jahr, als viele schon Italien mit dem Pokal in der Hand sahen, hat Portugal ihn sich dann doch noch geschnappt.

Von daher hoffe ich nur, dass nicht wieder irgendein schwedischer Komponist mit seinem englischen Tanz-Stampf-Mampf alles überrollt, gegen den dann wieder alle anderen einpacken können.

Fest steht jedenfalls: Schwach ist die Konkurrenz nicht. Und wo alle anderen Big 5-Länder in Landessprache singen, wäre es schön, wenn Deutschland sich da einreihen würde. Aber ich glaube, die einzige Option, die wir dazu dieses Jahr überhaupt hätten, wären Voxclub, und dann wäre es wieder Bayrisch, wie um ein Haar mit LaBrassBanda 2013... :D
 
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Am kommenden Donnerstag wählt Deutschland seinen Kandidaten für den ESC 2018 im Mai.
Ich habe mir die Show angeschaut, denn die kam direkt nach den Nachrichten im Ersten. Die erste Nummer habe ich noch aus Neugier ertragen, dann aber öfter den Ton abgeschaltet. Gut, ist auch Geschmackssache.
Vielleicht kann man die Nummer, die gewonnen hat, noch etwas aufpeppen, und der Sänger übt noch mal fleißig, um die Töne zu treffen. So wie ich das gehört habe, würde ich Deutschland eher auf ganz hinteren Plätzen sehen. Neben der ganzen Konkurrenz wird ja hoffentlich auch Salvador Sobral mit seinem neuen Herzen seinen Sieger-Song wieder singen. Ob da im Vergleich die Nummer und der Sänger aus Deutschland überhaupt eine Chance hätte?... Aber gut, ist eigentlich egal, selbst, wenn man ganz hinten landet. Es geht ja beim ESC nicht um Deutschland. Ganz viele Teilnehmer aus ganz vielen Ländern. Hoffentlich wird es viele gute Nummern geben, und mal schauen, wer letztendlich gewinnt.
 
Ganz, ganz gruselig, was Deutschland da wieder abliefert. Aber wird wieder mit diversen Flaschen Allohol und Freunden dabei eine lustige Sache am ESC-Abend selbst.
 
Neben der ganzen Konkurrenz wird ja hoffentlich auch Salvador Sobral mit seinem neuen Herzen seinen Sieger-Song wieder singen. Ob da im Vergleich die Nummer und der Sänger aus Deutschland überhaupt eine Chance hätte?

Salvador ist ja außer Konkurrenz. ;) Womöglich tritt er sogar im ersten Halbfinale auf statt im Finale (ist in den letzten Jahren üblich geworden). Dann bekäme man ihn nicht einmal am selben Abend wie Deutschland zu sehen.

Die Chancen unseres Kandidaten kannst du ja anhand dessen, was im Startpost verlinkt ist, einschätzen ;) . Klar, der Albaner singt ihn an die Wand... dafür versteht man nicht, worüber er singt.

Ich habe zwar seit gestern den größeren Ohrwurm von Xavier Darcys Song "Jonah". Aber die Eingängigkeit und das beschwingte Tempo waren so ziemlich das Einzige, was für das Lied sprach. In den Interviews kam er ziemlich seltsam rüber, Michael Schulte war da mehr down to earth und hatte zusätzlich ein stimmiges Gesamtpaket.

Letzten Endes ist das wie die Diskussion über "Occidentali's Karma" und "Amar Pelos Dois" letztes Jahr: Italien hatte das eingängigere und schmissigere Lied, Portugal hat mit ehrlichen Emotionen gewonnen, obwohl die Melodie weniger ins Ohr ging. Das Wichtigste ist, eine emotionale Reaktion beim Zuhörer zu erzeugen, denn an alles, was mit Emotionen in unserem Gehirn abgespeichert wird, erinnern wir uns mehr als an das, was wir nur oberflächlich wahrgenommen haben. Bei "Jonah" ging es mir ein bisschen wie bei dem serbischen Lied "Čaroban" 2011: Hat immer Spaß gemacht, wenn es lief oder im Schnelldurchlauf drankam, aber ich habe nicht dafür angerufen.

Wie man's macht, macht man's falsch: Wenn Michael keinen guten Platz macht, werden einige sagen "Hätten wir mal den eingängigeren Song von Xavier geschickt!"; im umgekehrten Fall eines schlechten Platzes mit Xavier hätte man dann wieder nach Michael Schulte geschrien, der das größere Potential zum emotionalen Impact hatte.

Das Feedback der üblichen YouTube-Reviewer klingt jedenfalls deutlich positiver als in den vergangenen Jahren:




 
Ich habe den Vorentscheid Gottseidank nur als Schnelldurchlauf gesehen.
Da nimmt man tolle Sängerinnen und Sänger und lässt die solche Kacklieder singen, was für eine Verschwendung! Da ist so viel Potential verschenkt worden.
 
Da nimmt man tolle Sängerinnen und Sänger und lässt die solche Kacklieder singen, was für eine Verschwendung! Da ist so viel Potential verschenkt worden.

In den vergangenen Jahren hätte ich dir da vollauf zustimmen können; da wurde ewig lang nur nach einem halbwegs passablen Sänger gesucht und dann allen Fernsehkandidaten dieselben zwei Ami-Standardsongs übergestülpt. ;)

Diesmal jedoch kann von "singen lassen" nur bedingt die Rede sein, denn die Hälfte der Teilnehmer (Ryk, Xavier und Michael) hatten ihren Song entweder komplett oder zu großen Teilen selbst geschrieben.

Um das Ganze in Zukunft noch mehr ans schwedische Melodifestivalen anzugleichen, könnte man die Vorselektion, wo die 4000 Bewerber auf die 6, die man im Fernsehen gesehen hat, heruntergebrochen worden, ebenfalls noch in Fernsehshows packen. Das ist natürlich ein Heidenaufwand, kann aber auch ordentlich Quote bringen, wenn man es geschickt anstellt.

Raab hat bewiesen, dass das dafür nötige Begeisterungspotential in der deutschen Bevölkerung da ist: Er hat ja 2010 und 2012 so viele Auswahlshows gemacht, dass es selbst mir als ESC-Fan zu viel wurde, trotzdem scheinen offenbar genug eingeschaltet zu haben, dass sich das rentiert hat.

Der Hauptgrund, warum ich damals nicht alle Shows mitverfolgt habe, war jedoch nicht die Anzahl der Shows, sondern die Tatsache, dass bis zur Finalsendung nur Coversongs gesungen wurden. Raab hat also in dieser Hinsicht den gleichen Fehler gemacht wie die Auswahlshow von letztem Jahr: Ewig lange nach einem Sänger suchen und diesem dann am Ende so hoppla-hopp einen Ami-Song heranziehen (bzw. bei Roman Lob war es ein britischer). Mit Satellite hat er halt einen Glücksgriff gemacht, wobei hier maßgeblich das Arrangement zum Sieg beigetragen haben dürfte, der aus der ursprünglich langsamen Ballade einen tanzbaren Shuffle-Song gemacht hat.

Bei Melodifestvalen hingegen ist bereits beim Antritt jedem Interpreten sein Song klar zugewiesen, und dann wird einfach nur noch gnadenlos gesiebt.

Mir gefällt jedoch im Vergleich zum schwedischen Vorentscheid dieser "Songwriter-Wettstreit", der sich diesmal andeutete, besser.

Andererseits lässt sich ein Songwriting-Camp, wie es diesmal den Top 20 zuteilwurde, mit 4000 Leuten wohl kaum machen.

Also muss man sich entscheiden: Entweder 4000 Leute antreten lassen, die alle schon einen eigens geschriebenen Song im Gepäck haben, und dann das Publikum aussieben lassen, oder eben ein paar Leute mit Potential rausfiltern und die beim Schreiben an die Hand nehmen.

Momentan ist die ESC-Begeisterung in der deutschen Bevölkerung zu gering, um einen so großen Aufwand wie bei Melodifestivalen zu fahren, das von der Hälfte der schwedischen Bevölkerung (4 Mio.) geguckt wird. Da kommt man nicht von heute auf morgen hin, aber wir können uns langsam dorthin arbeiten.

Gucken wir erstmal, wie gut sich so ein Werk aus dem "Songwriting-Camp" schlägt. Der Riesensprung von letztem Mal ist eben, dass wir diesmal jemanden mit einem Song haben, der exklusiv zu ihm passt. Das ist mehr, als manch ein Kandidat bei Melodifestvalen von sich behaupten kann, da werden viele Songs auch einfach nur austauschbar zwischen möglichen Interpreten herumgereicht.

Wenn das trotzdem in die Hose geht dieses Jahr, kann man immer noch am Konzept verfeinern, z.B. den Fernsehzuschauern wieder 50% Stimmgewichtung geben und den beiden Juries jeweils 25%, anstatt alles gedrittelt.

Die Jury der ESC-Fans hat für mich jedoch grundsätzlich gerade in Deutschland ihre Berechtigung neben der "Expertenjury", da der ESC in Deutschland eher von einer kleinen, aber eingeschworenen Gemeinde geguckt wird, während der Rest ihn entweder gleichgültig ignoriert oder gar aktiv hasst.

Da gebe ich lieber ein Stück von meinem Stimmrecht als "normaler" Televoter an ein paar Leute aus dem Volk ab, von denen ich weiß, dass sie die Veranstaltung ebenso lieben wie ich, als dass das Ergebnis womöglich übermäßig von Hatern gefärbt wird, die bloß für irgendeinen Troll Act anrufen, damit wir erneut scheitern und sie sich in ihrer Haltung bestätigt sehen.

Denn seien wir mal ehrlich, wir wissen, dass es von dieser Sorte Leute bei uns zu genüge gibt! :D
 
Die Chancen unseres Kandidaten kannst du ja anhand dessen, was im Startpost verlinkt ist, einschätzen ;).
Ja ja, so steigen sie wieder. :D Aber es sind ja noch nicht alle. Und in den Semifinalen wird nochmal gesiebt.
Von den oben verlinkten Liedern (tolle Arbeit übrigens, das alles rauszusuchen, Danke!) ist mir nur Italien positiv aufgefallen. Zunächst durch die Stimmen. Die Musik ist etwas/ziemlich eintönig, aber charismatisch vorgetragen. Ich mochte Italien im letzten Jahr auch schon. Aber dann habe ich den Text zum dem Lied gelesen, und das wird evtl. ausschlaggebender sein als Musik. Falls Leute sich im Internet vorher erkundigen bevor sie voten. Aber noch kommen ja viele weitere Länder, wo man die Songs und die Interpreten noch nicht kennt. Im Finale könnten dann bessere Songs übrig bleiben. Mal schauen... :cool:
 
Aber dann habe ich den Text zum dem Lied gelesen, und das wird evtl. ausschlaggebender sein als Musik. Falls Leute sich im Internet vorher erkundigen bevor sie voten.

Weshalb ich mich ja schon seit Jahren frage, warum man bei den Fernsehshows nicht einfach Untertitel einblendet. Wir haben die technischen Möglichkeiten, um irgendwelche abgespaceten Hologramme um die Künstler herum zu projizieren (die auch immer wieder gerne von diesen genutzt wird, z.B. Armenien 2016), da werden doch wohl noch ein paar Wörter am unteren Bildschirmrand möglich sein, oder? :D Warum müssen sich die Sänger eigentlich immer entscheiden zwischen "authentisch in eigener Sprache singen" und "verstanden werden"?
 
Der deutsche Beitrag klingt imho wie schon x-mal anderswo gehört. :ugly:
Was waren das noch für Zeiten als ein Guildo Horn für uns antrat.... Oder Stefan Raab mit "Wadde hadde dudde da":D
 
Der deutsche Beitrag klingt imho wie schon x-mal anderswo gehört.
Für mich geht die musikalische Originalität dieses Songs auch gegen Null, ich würde ihn als durchschnittliche Massenware bezeichnen.

Eine Frage an die Experten hier:
Michel Schulte kann ja offensichtlich nicht gut singen. Seine Stimme ist dünn, eher schwach und kraftarm und sie hat keinen großen Tonumfang. Besonders unangenehm empfinde ich diese ständigen "Rutscher" / Glissandi mit denen er seine Spitzentöne ansteuern muss. Diese schmierende Art hört man leider mittlerweile immer wieder vor allem bei männlichen Stimmen im Pop-Bereich, ich nenne diese Art des "Singens" lieber "Jammern". Und gejammert wird heutzutage wie gesagt viel. Für mich ein Zeichen schwerwiegender gesangstechnischer Defizite und sängerischen Unvermögens. Außerdem klingt es in meinen Ohren schrecklich.
Mir ist schon klar, dass Singen können und überhaupt der Nachweis guter gesanglicher Fähigkeiten schon lange kein Kriterium mehr ist, das als Voraussetzung für das Anstreben einer Sänger-Karierre mehr ist. Aber ob es ein guter Schachzug ist, jemanden mit so offensichtlichen stimmlichen Mängeln zum ESC zu schicken, wo bekanntlich auch stimmlich durchaus sehr potente Konkurrenz auftaucht, das bezweifle ich.
Wobei ich sagen muss, dass ich die anderen Beiträge, die am Donnerstag Abend zu Auswahl standen, nicht kenne und nicht gehört habe. Ich kenne nur den Song von Michael Schulte. Vielleicht war der ja der beste - nach dem Prinzip, dass unter Blinden der Einäugige König ist.

Vielleicht oder wahrscheinlich sogar ist seine schwache Stimme der Grund, warum der Song auch vom Arrangement und Konstrukt her so ziemlich belanglos dahin plätschert. Wenn jemand so gar keine Power in der Stimme hat, dann kann man ihm auch keine Steigerungen und Höhepunkte vorlegen an denen er dann endgültig scheitern müsste.

Was waren das noch für Zeiten als ein Guildo Horn für uns antrat.... Oder Stefan Raab mit "Wadde hadde dudde da"
Die hatten immerhin wirklich Pep und vor allem Witz - und soweit ich mich erinnere hatten die gar nicht mal so schlecht abgeschnitten.
 
Für mich geht die musikalische Originalität dieses Songs auch gegen Null, ich würde ihn als durchschnittliche Massenware bezeichnen.
schlimmer - er ist ziehmlich nah an der hook von Ed Sheeran's A-Team :evil:
 
Der deutsche Beitrag klingt imho wie schon x-mal anderswo gehört. :ugly:
Das git doch für fast alle Beiträge egal welcher Nation seit wohl mindestens 10 Jahren, oder? Ausnahmen bestätigen die Regel, vielleicht gewinnen gerade die auch manchmal.

Was waren das noch für Zeiten als ein Guildo Horn für uns antrat.... Oder Stefan Raab mit "Wadde hadde dudde da":D
Wir haben kürzlich sogar den 55. Geburtstag des offiziellen deutschen Nussecken-Endorsers im Geburtstags-Thread verpasst. Nun hat der uns womöglich nicht mehr lieb.

P.S.: Damit kann ich leben. :D


Der diesjährige deutsche Beitrag zum ESC hat es in der Tat in sich. Den Gewinner und die deutsche Platzierung werde ich wohl irgendwo nachlesen müssen, denn inzwischen bin ich dann ja "irgendwann" eingeschlafen. Da bleibt ja fast zu hoffen, dass dieser Typ nicht zu früh dran kommt.

Aber bevor ich mich hier ausko... für eine Veranstaltung, die seit Guildo und Lena auch hier wieder Kult wurde, es inzwischen aber natürlich wieder immer weniger wurde, bringe ich hier mal wieder etwas Frieden. Ein bisschen Frieden ist ja wie ein bisschen schwanger. ;)

 
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Weshalb ich mich ja schon seit Jahren frage, warum man bei den Fernsehshows nicht einfach Untertitel einblendet. Wir haben die technischen Möglichkeiten, um irgendwelche abgespaceten Hologramme um die Künstler herum zu projizieren (die auch immer wieder gerne von diesen genutzt wird, z.B. Armenien 2016), da werden doch wohl noch ein paar Wörter am unteren Bildschirmrand möglich sein, oder? :D Warum müssen sich die Sänger eigentlich immer entscheiden zwischen "authentisch in eigener Sprache singen" und "verstanden werden"?
Bei Markus Lanz war am 31.01.2018 Laura Schwengber, Gebärdendolmetscherin zu Gast, und ich habe es so verstanden, dass es in diesem Jahr im deutschen Fernsehen beim ESC 2018 eine simultane Übersetzung in Gebärdensprache von ihr / mit ihr geben wird.



Ab 1:09:30 sagst sie das hier ganz konkret:

 
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Bei Markus Lanz war am 31.01.2018 Laura Schwengber, Gebärdendolmetscherin zu Gast, und ich habe es so verstanden, dass es in diesem Jahr im deutschen Fernsehen beim ESC 2018 eine simultane Übersetzung in Gebärdensprache von ihr / mit ihr geben wird.

Das gab's auch in den vergangenen Jahren schonmal, es gab sogar Künstler, die das selbsttätig auf der Bühne getan haben:



Ich persönlich finde das relativ schwachsinnig. Passiert natürlich alles unter dem Stichwort der Inklusion, aber wie inklusiv ist es denn bitte, wenn Taube den Text des Songs verstehen, nicht Hörbehinderte aber nicht? Im umgekehrten Fall, sprich bei Untertiteln, könnte der Gehörlose doch genauso mitlesen wie der nicht Gehörlose.

Man mag zwar ohnehin fragen, was es einem Tauben bringt, eine Musikveranstaltung zu gucken (sofern der Bass nicht gerade "in den Magen fährt", wie Grönnemeyer sang ;) ), aber speziell beim ESC gibt's ja auch noch reichlich Licht- und Effektshow sowie Tanzeinlagen zu bewundern. Dass es ein hörbehindertes Publikum beim ESC gibt, kann ich mir also durchaus sehr gut vorstellen - ich denke mir nur, warum einfach, wenn's auch kompliziert geht? Wenn jeder Fernsehsender einfach Untertitel in seiner jeweiligen Landessprache einblenden würde, wäre allen gleichermaßen geholfen.

Insbesondere da Peter Urban sich mit seiner Simultanübersetzung auch gerne mal verhaspelt. So machte er aus Montenegros "Zauvijek volim te" 2008 in seiner Ansage "Ich vergesse dich nie", obwohl es eigentlich "Ich werde dich für immer lieben" bedeutet; und aus Kroatiens "Lako je sve" wurde 2010 bei ihm "Leicht zu sehen" statt des korrekten "Alles ist einfach".

schlimmer - er ist ziehmlich nah an der hook von Ed Sheeran's A-Team :evil:

Musikalische Ähnlichkeit muss keinen Abzug bedeuten. Vor zwei Jahren haben sich die Schweden frech bei "Catch and Release" bedient und sind damit in den Top 10 gelandet. Und das war eine Verbindung, die wirklich jeder erkannt hat, die Radiosender haben die beiden Songs sogar teilweise direkt hintereinander gespielt! :D

Und wo es hier schon angeführt wurde: Selbst "Ein bisschen Frieden" hat sowohl Plagiatsvorwürfe als auch gesangstechnische Kritik kassiert :D .
https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_bißchen_Frieden

Davon abgesehen, ich lasse das von dir genannte Lied gerade im Hintergrund laufen, ich kann keine Ähnlichkeit zu "You Let Me Walk Alone" erkennen.

Ed Sheeran hat die ruhigen Balladen nicht für sich gepachtet. Ein neues Genre erfinden wird beim ESC sowieso keiner, wenn das denn überhaupt generell noch möglich ist. Der Tscheche etwa wird von einigen auch für seine Originalität gelobt, andere ziehen einfach sofort die Parallele zu Jason Derulos "Talk dirty to me".

Michel Schulte kann ja offensichtlich nicht gut singen.

Darüber lässt sich streiten. Meiner Einschätzung nach singt er jedenfalls deutlich besser als Levina, deren Stimme klang trotz angeblicher klassischer Gesangsausbildung reichlich kaputtgebrüllt.

Schulte zerrt auch manchmal den ein oder anderen Ton an. Der Anfang in der Mixed Voice scheint mir aber durchaus gelungen, das klingt sanft, ohne luftig zu klingen. Und bei den hohen Spitzentönen am Ende habe ich ihn auch noch nicht daneben semmeln hören.

Seine Stimme ist dünn, eher schwach und kraftarm und sie hat keinen großen Tonumfang.

Das ist auch für dieses Lied nicht erforderlich, das soll ja gerade verletzlich klingen. :) Ich bin bekanntlich ein großer Freund von Belt-und-Schmetter-Arien, aber es muss zum Song passen.

Meinen Bruder und mich erinnerte das Lied ein wenig an "Silent Storm", das für Norwegen 2014 in den Top Ten gelandet ist.



Carl Espen schmettert am Ende noch etwas mehr, dafür klingt er am Anfang noch deutlich schwächer als Michael Schulte.

Besonders unangenehm empfinde ich diese ständigen "Rutscher" / Glissandi mit denen er seine Spitzentöne ansteuern muss. Diese schmierende Art hört man leider mittlerweile immer wieder vor allem bei männlichen Stimmen im Pop-Bereich, ich nenne diese Art des "Singens" lieber "Jammern". Und gejammert wird heutzutage wie gesagt viel. Für mich ein Zeichen schwerwiegender gesangstechnischer Defizite und sängerischen Unvermögens. Außerdem klingt es in meinen Ohren schrecklich.

Könntest du mal in dem Video von dem Liveauftritt zeigen (am besten mit Sekunden-Abschnitts-Angabe o.ä.), was genau du meinst? So anhand der Beschreibung fällt es mir schwer, mir das vorzustellen, obwohl ich weiß, was Glissandi sind.

Dass in der deutschen Popmusik von Seiten der Männer viel gejammert wird, da stimme ich dir zu. Ich fand jedoch bei Schulte angenehm, dass er eben gerade nicht klingt wie Tim Bendzko, Andreas Bourani und all die anderen, die mMn lediglich wahlweise Herbert Grönnemeyer oder Xavier Naidoo nachahmen. Wir hatten in den vergangenen Jahren viele Plätscher-Songs, die weder Fisch noch Fleisch waren, also weder schmissig noch ruhig und balladesk (und auch dieses Jahr gab's diese Songs, vorwiegend bei den beiden Kandidatinnen, Natia Todua und Ivy Quainoo). Dieser Song hier hingegen weiß klar, dass er eine Ballade sein will, und nichts anderes.

Wobei ich sagen muss, dass ich die anderen Beiträge, die am Donnerstag Abend zu Auswahl standen, nicht kenne und nicht gehört habe. Ich kenne nur den Song von Michael Schulte. Vielleicht war der ja der beste - nach dem Prinzip, dass unter Blinden der Einäugige König ist.

Der eingängigste Song war imho der hier, hat den zweiten Platz gemacht:



Dafür löst er nicht bei so vielen Menschen verlässlich eine emotionale Reaktion aus, und sowohl die Tanzperformance als auch die Interviews wirkten etwas awkward.
Dazu habe ich mich ja oben geäußert - wie man's macht, macht man's falsch. ;) Wie auch immer es im Mai ausgeht, die Menschen werden zwangsläufig rückwirkend nach dem jeweils anderen schreien. Ist ja dann auch safe, wenn der jeweils andere sich dann nicht mehr im realen Wettbewerb beweisen muss :p !

Die hatten immerhin wirklich Pep und vor allem Witz - und soweit ich mich erinnere hatten die gar nicht mal so schlecht abgeschnitten.

Das stimmt, da war das Teilnehmerfeld aber auch noch insgesamt kleiner ;) .
Bei Spaßbeiträgen muss man vorsichtig sein... wenn sie so wirken, als würde man sich über den ESC als Ganzes lustig machen, muss man sich als Zuschauer ja doof vorkommen, wenn man dafür anruft.
Wenn man es hingegen clever macht, lachen die Zuschauer mit dem Song und nicht über den Song. Man kann einen spaßigen Beitrag schicken, der immer noch Selbstrespekt hat - oder man kann einen Troll schicken, der sich nur vor allen zum Affen macht und auch entsprechend wenig Punkte kriegt.

Tesselating Hexagons hat das wie ich finde sehr treffend am Beispiel von Moldawien beschrieben. Die machen mit ihren Spaßbeiträgen konsequent bessere Plätze als mit ihren "ernsten" Nummern:

 
Zuletzt bearbeitet:
Davon abgesehen, ich lasse das von dir genannte Lied gerade im Hintergrund laufen, ich kann keine Ähnlichkeit zu "You Let Me Walk Alone" erkennen.
mir ist es egal, ob das ein Plagiat ist - das einzige, was bei dem Song hängenbleibt sind die beiden wiederholten Zeilen im Refrain. Spontane Äusserung meiner Liebsten: kenn ich irgendwo her...
Gemessen an den Ansprüchen des jungen Mannes, die er im Interview von sich gegeben hat, ist das imho ein ziehmliches Armutszeugnis.
 
Schulte zerrt auch manchmal den ein oder anderen Ton an. Der Anfang in der Mixed Voice scheint mir aber durchaus gelungen, das klingt sanft, ohne luftig zu klingen. Und bei den hohen Spitzentönen am Ende habe ich ihn auch noch nicht daneben semmeln hören.
Könntest du mal in dem Video von dem Liveauftritt zeigen (am besten mit Sekunden-Abschnitts-Angabe o.ä.), was genau du meinst? So anhand der Beschreibung fällt es mir schwer, mir das vorzustellen, obwohl ich weiß, was Glissandi sind.
Ich gebe zu, ich höre da sehr streng hin. Es sind alle Spitzentöne, in die er leicht von unten hinein gleitet. Dabei trifft er immerhin den Ton schließlich, aber es hört sich für mich einfach nicht gut geführt und gut ´gestützt´ an. Für mich klingen die Spitzentöne so immer leicht gequält und erzeugen bei mir beim Hören das Gefühl, oh weh, hoffentlich rutscht er jetzt nicht aus oder ist gleich heiser.
Aber wie gesagt, ich höre da sehr kritisch hin und ich muss Dir recht geben, dass man diesbezüglich schon viel, viel schlimmeres gehört hat und hört bei anderen Sängern.
Das Zerrende, Kratzige könnte er für meinen Geschmack sogar mehr einbringen, das stört mich nicht, im Gegenteil, das finde ich als Ausdruck gut, gerade auch für ein solches Lied.

Der Spitzenton ist im übrigen f#1 (an einigen Stellen singt er noch das g#1, von de aus er fas f# ansteuert). Nach unten ist beim b0 Schluss. Ambitus eine ganze Quinte (mit Ach und Krach eine Sexte), wow, ich bin beeindruckt! Damit kann er sogar "Alle meine Entchen" singen, das hat auch den Tonumfang einer Sexte.

Sorry für die Polemik, manchmal kann ich mir eine gewisse Boshaftigkeit nicht verkneifen, vor allem, wenn ich den Eindruck habe, dass etwas völlig übertrieben gehypt wird.

Noch ein Nachtrag:
Man möge meine harsche Kritik nicht dahingehend missverstehen, dass ich an dem Stücke kein gutes Haar lassen will. Es ist durchaus nett anzuhören und es wird vielen gefallen und seine Fans finden. Ob es dann viele Punkte bekommen wird, steht dahin. Ist mir aber eigentlich ganz egal, denn für mich hat der ESC keine Bedeutung.

Nachtrag 2:
Mir würde es gefallen, wenn es ab und zu mal Beiträge geben würde, die sich über das ganze ESC-Spektakel lustig machen würden. Wenn diese gut gemacht und wirklich witzig wären, könnte ich mir sogar vorstellen, dass sie gar nicht wenige Punkte bekommen würden. Mal ehrlich, die Bedeutung des ESC für die Musikgeschichte ist doch eher marginal und überhaupt geht mir der Zeitgeist viel zu sehr dahin, dass immer mehr viel zu ernst genommen wird (aber dafür anderes, was man sehr ernst nehmen sollte oder gar brandgefährlich ist wiederum herunter gespielt wird). Und viel zu viel Verbissenheit unterwegs ist.
Da könnte der ESC doch ein Ereignis sein, dass ein wenig Humor in die Wohnstuben bringt.
 
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Ich habe mal eine ganz ernsthaft gemeinte Frage: Gibt es irgendeine Beziehung zwischen dem deutschen ESC in der ARD und The Voice auf ProSieben??

Dieses Jahr gab es mit Michael Schulte, Natia Todua und Ivy Quainoo drei ehemalige The Voice Kandidaten. Jamie Lee war zuvor auch bei The Voice genauso wie Andreas Kümmert. Das ist doch kein Zufall?! Die Kandidaten für den TV-Vorentscheid werden ja auch vorher aus einem Haufen Bewerbern ausgewählt. Gibt es da irgendeine geschäftliche Verbindung, die mir verborgen bleibt? Oder setzt man auf den "Bekanntheitsgrad" der ehemaligen Kandidaten? Wobei dann wundert mich, dass keine ehemaligen DSDS Kandidaten antreten...
 
Gibt es irgendeine Beziehung zwischen dem deutschen ESC in der ARD und The Voice auf ProSieben??

Vermutlich ein implizites Vermächtnis von Herrn Raab? :D Der hatte zwar nie direkt mit The Voice zu tun, aber als er von 2010 bis 2012 die Auswahlshow gemacht hat, war ja neben dem ARD auch noch ProSieben mit im Boot... ich schätze mal, das hat dem Ersten nicht gefallen, dass es sich diesen Quotenbringer mit einem Privatsender teilen musste. (Deshalb war z.B. auch 2011 Steven Gaelchen von ProSieben im ersten Halbfinale Co-Kommentator neben Peter Urban.)

Mir würde es gefallen, wenn es ab und zu mal Beiträge geben würde, die sich über das ganze ESC-Spektakel lustig machen würden.

Die gibt es doch jedes Jahr :rolleyes: ! Aber sie kommen eben nur gut an, wenn sie irgendwo noch klug durchdacht sind. Måns und Petras "Love Love Peace Peace" war ja nur ein Interval Act, hat aber gekonnt ESC-Klischees hochgenommen und sogar auf einen Haufen konkreter Beiträge der Vergangenheit angespielt. Sowas konnte aber auch nur aus Schweden kommen, und zwar paradoxerweise gerade deshalb, weil die den Song Contest so ernst nehmen! Ohne all das Nerd-Wissen, was in diesen Song eingeflossen ist, hätte der Gag nicht gezogen, weil der Zuschauer die Klischees nur wiedererkennen kann, wenn der Songwriter sie bewusst eingebaut hat.

Ansonsten, wie gesagt: Mach's wie Moldawien, wenn du einen Spaßbeitrag willst. Die Zuschauer sollen mit dem Song lachen, nicht über ihn, und sie sollen sich erst recht nicht dämlich oder trashig vorkommen, wenn sie für einen solchen Beitrag anrufen.







Mal ehrlich, die Bedeutung des ESC für die Musikgeschichte ist doch eher marginal

Auf diese Kommentare habe ich gewartet :D . Klar, der ESC hat ja nur das kriegszerrüttete Europa wieder zusammengebracht, so unbedeutende Musiker wie ABBA, Johnny Logan und Celine Dion zu Stars gemacht, und ist die größte Fernsehshow der Welt, was gleichzeitige Zuschauerzahlen anbetrifft.

Aber am besten fasst es ein weiteres Video von Tesselating Hexagons zusammen: "Give this event the respect it deserves - it might just respect you back!" ;)



und überhaupt geht mir der Zeitgeist viel zu sehr dahin, dass immer mehr viel zu ernst genommen wird (aber dafür anderes, was man sehr ernst nehmen sollte oder gar brandgefährlich ist wiederum herunter gespielt wird). Und viel zu viel Verbissenheit unterwegs ist.

Tja, wenn man es nicht ernst nimmt, dann darf man allerdings auch keine gute Platzierung erwarten ;) . Und das tun die Deutschen ja am Ende dann doch irgendwie. Sie wollen nicht denselben Aufwand reinstecken wie Schweden oder die Ukraine, aber wenn's dann mies läuft, reagieren sie eben auch nicht mit Humor wie Montenegro, sondern sind wieder persönlich beleidigt.

Deshalb habe ich aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre meine Zweifel, dass das hier

Da könnte der ESC doch ein Ereignis sein, dass ein wenig Humor in die Wohnstuben bringt.

in Bezug auf Deutschland funktioniert ;) .


Und jetzt zu meinem Lieblingsthema beim ESC: Musiktheorie und Gesangstechnik!

Der Spitzenton ist im übrigen f#1 (an einigen Stellen singt er noch das g#1, von de aus er fas f# ansteuert). Nach unten ist beim b0 Schluss. Ambitus eine ganze Quinte (mit Ach und Krach eine Sexte), wow, ich bin beeindruckt! Damit kann er sogar "Alle meine Entchen" singen, das hat auch den Tonumfang einer Sexte.

Du erinnerst mich an eine frühere Version meiner selbst. ;) Wobei ich für meinen Teil auch damals schon eher von der Höhe eines Songs besessen war als von seinem Gesamt-Tonumfang. Der allein sagt nämlich rein gar nichts über die Schwierigkeit aus (die Höhe zwar auch nicht per se, aber tendenziell schon eher ;) , weil sie einer untrainierten Stimme erst einmal fehlt).

Fakt ist: Du kannst auch "Alle meine Entchen" so singen, das alles in deinem Passagio liegt (für einen Mann bspw. in C-Dur), dann ist das verdammt schwer.

Davon abgesehen singt er bis g# runter, nicht nur bis h, also hat das Lied eine Oktave Umfang, keine Sexte :) . Aber das ist nicht der Fokus: All diese f#' im Refrain sind typische Passagio-Money Notes, und die trifft er alle super. Das g#' ist dann schon richtig fies drin im Passagio und er kriegt es trotzdem immer.

Nicht zu unterschätzen ist jedoch auch der Mixed Voice-Part am Anfang. Das ist nämlich kein Falsett, sondern schon noch "connected". Und die Stimme hat auch die Beweglichkeit, dass er noch lauter kleine Schlenker da rein macht.

Dass man ein wenig in Töne reinzieht, macht ja gerade den Reiz der menschlichen Stimme aus. Natürlich sollte man im Vorhinein möglichst genau anpeilen, aber das schöne an einem "Fretless"-Instrument wie der Stimme ist ja, dass man ständig noch nachkorrigieren kann. Das ist ja gerade das, was Gitarristen mühevoll durch Bending nachzumachen versuchen! :)


Und weil ich noch ein Video verlinken darf: Heute Nacht sind gleich 5 weitere Länder dazu gekommen, darum hier der aktuelle Kurzüberblick (subjektives Ranking des Kanalbesitzers):



Okay... speziell dieses Jahr ist Moldawien vielleicht nicht so der Bringer :D . Müssen sich bestimmt noch von all dem finanziellen Aufwand für den 3. Platz letztes Jahr erholen. Ist ja nun einmal ein relativ armes Land, vor allem die Fernsehsender krebsen oft am Rand der Pleite herum.

Jetzt nimmt natürlich langsam, wie zu erwarten war, auch der Anteil der generischen, englischsprachigen Pop-Songs zu.

Von dem Platz 1 auf dieser Liste war ich jetzt gerade allerdings positiv überrascht... um nicht zu sagen "blown away" :evil: .
:m_git1::rock:
 
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Klar, der ESC hat ja nur das kriegszerrüttete Europa wieder zusammengebracht, so unbedeutende Musiker wie ABBA, Johnny Logan und Celine Dion zu Stars gemacht, und ist die größte Fernsehshow der Welt, was gleichzeitige Zuschauerzahlen anbetrifft.
Selbstverständlich ist es lobenswert, gut und richtig, wenn die EBU mit dem ESC (früher Grand Prx d´Eurovision) versucht, einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten. Dass der ESC "das kriegszerrüttete Europa wieder zusammengebracht hat" scheint mir dann doch ein wenig übertrieben formuliert. Da würde ich doch der Politik der Westintegration von Konrad Adenauer, unbedingt auch sein aktives Zugehen auf Frankreich zur Aussöhnung, und später ganz wichtig die Entspannungspolitik dem Osten gegenüber unter Willy Brandt den Vorzug geben. Dann auch den Schüleraustausch wie er früher meiner Beobachtung nach noch mehr finanziell gefördert wurde als heutzutage, wo er mehr individuell stattfindet als im größeren Kreis.
Wie die demonstrative Nichtteilnahme der arabischen EBU-Mitgliedsstaaten wegen der Teilnahme Israels zeigt, bleibt der zusammenbringende Aspekt des ESC leider hinter dem Wünschenswerten zurück. Auch die Einteilung in gesetzte Staaten und anderen (weniger zahlenden), die sich immer erst qualifizieren müssen, scheint mir nicht glücklich.
Dennoch ist es wichtig, dass möglichst viele an möglichst vielen guten Rädchen drehen, damit die Völker sich nicht nur nicht weiter voneinander entfernen wie es zurzeit geschieht, sondern sich (wieder) näher kommen. Und wenn der ESC mit dreht an diesen guten Rädchen, ist es nur zu begrüßen.

Sie wollen nicht denselben Aufwand reinstecken wie Schweden oder die Ukraine, aber wenn's dann mies läuft, reagieren sie eben auch nicht mit Humor wie Montenegro, sondern sind wieder persönlich beleidigt.
Ja, die Deutschen und ihr Humor - oder auch nicht. Ich war, bin und werde wegen eines schlechten Platzes für Deutschland beim ESC nie beleidigt bzw. beleidigt sein, schon gar nicht persönlich.

Wobei ich für meinen Teil auch damals schon eher von der Höhe eines Songs besessen war als von seinem Gesamt-Tonumfang. Der allein sagt nämlich rein gar nichts über die Schwierigkeit aus
Mir ist es im Grunde egal, ob ein Song oder seine Melodie schwierig ist, ob sein Tonumfang groß oder klein ist oder ob die Spitzentöne besonders hoch sind. Das alles sind keine Kriterien für die Qualität eines Songs. Viele Töne, großer Ambitus oder gar das "hohe C" machen von sich aus noch lange keinen guten Song. Das gilt für jedes Genre.
Mir ging es nur um eine Beurteilung des stimmlichen Vermögens von M. Schulte.

Davon abgesehen singt er bis g# runter, nicht nur bis h, also hat das Lied eine Oktave Umfang, keine Sexte
Ja, das g#0, stimmt, der Ton kommt vor, öfter sogar. Ich höre ihn aber stets als mehr gesprochen, denn gesungen, jedenfalls nie ausgesungen. Da er immer der Abschlusston einer Phrase ist, passt das an sich auch, wenn er im Decrescendo bzw. piano verhaucht. Den von mir als sängerisch beherrschten und ausgesungenen Tonbereich, den Schulte singt, würde ich nach wie vor mit der Quinte bo-f#1 bzw. Sexte b0-g#1 umfassen.
Insofern ist ihm diese Gesangslinie voll auf den Leib geschrieben, ist ja auch gut so.
Lena konnte auch nicht gut Singen, aber Stefan Raab war so intelligent, ihr mit "Satellite" eine Art Sprechgesang in den Mund zu legen, der ihrem Unvermögen sogar Charme verlieh, wobei sie damals mit ihren jungen und frischen Temperament vieles heraus geholt hat.

Dass man ein wenig in Töne reinzieht, macht ja gerade den Reiz der menschlichen Stimme aus. Natürlich sollte man im Vorhinein möglichst genau anpeilen, aber das schöne an einem "Fretless"-Instrument wie der Stimme ist ja, dass man ständig noch nachkorrigieren kann.
Ist nur die Frage, ob jemand die Töne "reinzieht" als bewusst eingesetztes Stilmittel und damit unter voller sängerischer Kontrolle, oder ob es so gezogen wird, weil er den Ton nicht auf den Punkt singen/treffen kann, und damit entweder nicht kontrolliert, oder als gesangstechnisches Hilfskonstrukt, um seine Spitzentöne überhaupt ansingen zu können.
Ich kenne viele Sänger, die sowohl absolut kontrolliert Glissandieren können als auch ´spot on´ den Ton treffen. Die müssen dann auch nicht nachkorrigieren.

Ich möchte aber nochmal ausdrücklich betonen, dass M. Schultes Song nicht gefallen könnte oder gar, dass er nicht zu gefallen habe. Das wäre anmaßend und unverschämt. Ich wünsche Michael Schulte tatsächlich von ganzem Herzen Erfolg beim ESC!
Das Thema des Songs ist emotional anrührend und vor allem sehr persönlich. Ich finde das sogar besonders mutig, sich damit auf die Bühne zu stellen.
Inwiefern dieser inhaltliche Aspekt bei der Wertung Gewicht findet neben der musikalischen Gestalt des Stückes, den sängerischen Fähigkeiten und der Performance, kann ich aber nicht beurteilen.
 
Wie die demonstrative Nichtteilnahme der arabischen EBU-Mitgliedsstaaten wegen der Teilnahme Israels zeigt, bleibt der zusammenbringende Aspekt des ESC leider hinter dem Wünschenswerten zurück. Auch die Einteilung in gesetzte Staaten und anderen (weniger zahlenden), die sich immer erst qualifizieren müssen, scheint mir nicht glücklich.
Dennoch ist es wichtig, dass möglichst viele an möglichst vielen guten Rädchen drehen, damit die Völker sich nicht nur nicht weiter voneinander entfernen wie es zurzeit geschieht, sondern sich (wieder) näher kommen. Und wenn der ESC mit dreht an diesen guten Rädchen, ist es nur zu begrüßen.

Das stimmt, es gibt jedes Jahr Länder, die beim ESC nicht über ihre politischen Differenzen hinwegblicken können - sei es, indem sie sich gewollt von den Beiträgen anderer Länder beleidigt fühlen, oder indem sie selbst mit Absicht provozieren. Das sind aber vorwiegend einzelne Länderpaare; selbst die "Streithähne" haben mit dem Rest der Versammelten dann meist kein Problem. Und dass die Künstler verfeindeter Länder dann auch eine persönliche Feindschaft entwickeln, ist auch nicht festgeschrieben (wenngleich es aus medialen Gründen unwahrscheinlich ist, dass sie beste Freunde werden).

Diese "Streithähne" würde ich auf folgende Länderpaare herunterbrechen:

Russland - Ukraine
Russland - Georgien
Armenien - Aserbaidschan
Armenien - Türkei (wobei die Türkei ja seit 2013 gar nicht mehr mitmacht)
Griechenland - Mazedonien

Der ganze Balkan hingegen gibt sich munter gegenseitig Punkte, schreibt Lieder für Nachbarländer, oder Künstler treten einmal für das eine, einmal für das andere Land an (Feminnem etwa einmal für Bosnien-Herzegovina, einmal für Kroatien). Und da liegt die kriegerische Vergangenheit ja bekanntlich noch nicht solange zurück.

Also scheint mir insgesamt die Anzahl der Konfliktherde im ESC geringer als die Anzahl der friedlichen Verbindungen :) . Letztere sind uns halt nur mittlerweile so selbstverständlich, dass wir sie nicht mehr aktiv als etwas Positives wahrnehmen.

Außerdem sind es ja wie du gesagt hast vor allem arabische Länder, die die Teilnahme ganz verweigern. Ganz davon abgesehen, dass wir hier von weiteren Ländern reden, die gar nicht zu Europa gehören, trennt uns von diesen Ländern ja nicht nur geografisch noch so einiges ;) , im Vergleich zu z.B. unseren osteuropäischen Nachbarn.

Und die Türkei geht mit in diese Richtung, hat sich wie gesagt in den letzten Jahren aus dem ESC zurückgezogen, angeblich jedoch wegen der von dir kritisierten Big Five-Regelung, nicht wegen Israel.

Dafür haben sie ihren eigenen Contest aufgemacht, den Türkvizyon Song Contest.

Glaubt ihr mir nicht? ;) Hier z.B. der syrische Song von 2015:




Zu den Big Five: Irgendwer muss halt dieses Event finanzieren. In dem einen Jahr, wo Deutschland nicht teilnehmen durfte (wegen eines letzten Platzes im Vorjahr), wäre der ESC fast geplatzt, weil die wichtigste Zuschauergruppe wegbrach. Also erkenne ich schon irgendwo die Notwendigkeit dieser Regel.

Umgekehrt scheinen viele frustrierte Deutsche zu glauben, die angeblich für den einzelnen Deutschen ach so teure Teilnahme (wir zahlen ja nur so viel, weil wir so viele sind, das mittelt sich dann wieder raus) sollte uns noch mehr einbringen als nur einen sicheren Finalplatz.

Dabei kann man drüber streiten, ob ein sicherer Finalplatz überhaupt ein Vorteil ist - weil das Publikum den Beitrag einmal weniger zu hören bekommt. Und natürlich vor allem auch, weil sich viele Big Five-Länder gerne auf dieser Sicherheit ausruhen und irgendeinen Mist schicken :D .

Ja, die Deutschen und ihr Humor - oder auch nicht. Ich war, bin und werde wegen eines schlechten Platzes für Deutschland beim ESC nie beleidigt bzw. beleidigt sein, schon gar nicht persönlich.

Das ist würdig und recht :D ! Ich wollte ja nur vor Augen führen, warum ein Witzbeitrag insgesamt keine gute Strategie wäre, weil der Beitrag ja das ganze Land repräsentieren soll. Ich persönliche hätte auch gerne mehr Rock- oder Metal- oder zumindest handgemachte Beiträge (im Sinne von "mit echten Instrumenten eingespielt", selbst geschrieben zählt natürlich auch mit dazu). Aber mir ist auch mittlerweile klar geworden, dass das in Deutschland insgesamt nicht ausreichend repräsentiert ist, und Avantasia 2016 mit ihrem 3. Platz schon ziemlich zufrieden sein konnten.

Spaßbeiträge spalten die Bevölkerung traditionsgemäß noch viel mehr - nämlich in die, die mitlachen können, und die, denen es peinlich ist (was nicht nur eine Frage fehlenden Humors des Zuhörers, sondern auch fehlenden Humors des Interpreten sein kann - nur weil etwas ein "Spaßbeitrag" sein soll, heißt es ja noch lange nicht, dass es dann auch tatsächlich lustig ist).

Und dafür nehmen dann viele der späteren Heulsusen ihr Land doch wieder zu ernst, um sich im Vorfeld hinter etwas zu stellen, das sich selbst nicht ernst nimmt.

Witzigerweise sind das oft dieselben Leute, die sich dann später mit den deutschen Fußball-EM- oder WM-Resultaten trösten - und dabei offenbar jedes Mal die Verbindung zwischen investiertem Aufwand und erzieltem Ergebnis übersehen :D , die den Unterschied zwischen unseren Fußball- und unseren ESC-Leistungen so ziemlich im Alleingang erklären dürfte.

Mir ging es nur um eine Beurteilung des stimmlichen Vermögens von M. Schulte.

Das habe ich schon verstanden, denn auch ich lege das gerne als generellen Maßstab an. Insbesondere, da sich der ESC in den vergangenen Jahren, wie ich immer wieder behaupte, immer stärker zu "The Voice of Europe" entwickelt hat. Diese Wahrnehmung war vor allem durch die Zunahme an englischsprachigen, reichlich beliebig klingenden Popsongs geprägt - da ging es also nur noch um Stimme und Performance, die Songs selbst waren relativ austauschbar.

Jetzt jedoch gibt es einen klar erkennbaren Gegentrend. So ein Lied wie "Non mi avete fatto niente" kann dann eben doch nur aus Italien kommen, und nicht etwa aus Lettland, die zwar 2007 auch mal auf Italienisch gesungen haben, aber sprachlich mehr so auf Gymnasialniveau, und nicht auf dem eines Muttersprachlers.

Mit diesem Trend ist das Individuelle an einem Beitrag wieder mehr in den Fokus gerückt als der Stimmsport. Früher konnte man sich mit einer Power-Ballade und einer schmetternden Diva relativ sicher sein, keinen allzu schlechten Platz zu machen. Dann jedoch gab es ein paar Jahre lang so viele davon, dass jedes Jahr auf neue "das Balladenjahr" getauft wurde :) , und jetzt sind viele dessen ein wenig überdrüssig geworden.

Es wird wahrscheinlich auch dieses Jahr wieder einige Balladen geben, aber insgesamt ist das Ganze mehr durchmischt. Da gilt also einfach nur für jeden Song das von Tesselating Hexagons betonte "Know thyself."
Heißt:
Wenn man einen Song hat, der Stimmpower und -umfang braucht, so wie der diesjährige albanische, dann muss der Interpret das auch abliefern können (was ich bei Eugent Bushpepa soweit als gegeben ansehe).
Wenn der Song es hingegen nicht braucht, dann muss das auch nicht negativ ins Gewicht fallen, bzw. ist nicht unbedingt die erste Baustelle, an der man arbeiten muss - weil es nicht im Fokus der Aufmerksamkeit steht.

In unserem Fall: Schulte, bleib bei deinen Leisten ;) . Lieber ein bodenständiger Typ mit enger gesteckten Grenzen, der diese seine Grenzen aber kennt, als ein "Profi", der sich an seinem Akrobatik-Stück einen Bruch hebt.

Berüchtigtes Beispiel:



Hätte sie das hinbekommen, wäre es ziemlich beeindruckend gewesen - so fällt der Song im Eiltempo von 100 auf 0.

Bei Schulte hingegen könnte es fast schon genügen, wenn er sich nur nicht versingt. Die Stimme ist hier nur Werkzeug im großen Ganzen, Mittel zum Zweck, nämlich Auslösen der emotionalen Verbindung.

Inwiefern dieser inhaltliche Aspekt bei der Wertung Gewicht findet neben der musikalischen Gestalt des Stückes, den sängerischen Fähigkeiten und der Performance, kann ich aber nicht beurteilen.

Also, zumindest inhaltlich scheint Ungarn über dasselbe Thema zu singen (Verlust des Vaters). Ich bezweifle allerdings, dass sich Michael und AWS deshalb musikalisch um dieselbe Zielgruppe streiten werden ;) .

AWS - Viszlát nyár ("Tschüss, Sommer!")



Zusammen mit dem Titel ist das damit wohl die ungarische Metalcore-Version von "Wake Me Up When September Ends" ;) .

Bei beiden Songs - Deutschland und Ungarn - gilt natürlich das Gleiche wie beim Französischen:
Niemand sollte sich durch das Thema "emotional erpresst" fühlen, den Song "mögen zu müssen".

Mitleidspunkte gibt es zwar beim ESC, aber sie bewegen sich für gewöhnlich im einstelligen Bereich ;) .
 

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