Strato Incendus
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Am kommenden Donnerstag wählt Deutschland seinen Kandidaten für den ESC 2018 im Mai. Und da das Teilnehmerfeld bisher noch recht übersichtlich ist, kann ich diesmal sogar im Vorfeld alle bereits bekannten Songs verlinken - damit klar ist, womit wir es zu tun bekommen .
Positiv fällt mir direkt die hohe Dichte an Songs in Landessprache auf. Ich hoffe, das ist ein dauerhafter Trend und nicht nur wieder das alte "Nachahmen der Strategie des Vorjahressiegers", die viele Länder offenbar verstehen als "Landessprache + authentisch wirkende persönliche Geschichte".
Oder wahlweise eine politische Botschaft stattdessen, à la Jamala.
Ich habe sie mal ganz unparteiisch nach meinem eigenen derzeitigen Ranking geordnet .
12. Weißrussland - Alekseev - Forever
Wurde auf Russisch geschrieben und offenbar in dieser Sprache auch schon vor dem Cutoff-Tag des 1. September 2017 veröffentlicht, was noch zum Problem werden könnte. Ebenso wie die komische Betonung, die sich aus der Übersetzung ergibt, und die in einigen Live Performances recht wackeligen Vocals des Sängers (hier in dem Video schienen sie mir ganz ok). Trotzdem habe ich das Gefühl, Weißrussland hat den Trendwechsel nicht mitbekommen, dass authentische Muttersprache mittlerweile oft besser ankommt als forciertes Englisch.
https://www.youtube.com/watch?v=lBUwOSg-nOc
11. Schweiz - Zibbz - Stones
Das mit dem Anzerren der Stimme macht sie ganz gut, doch das Gesamtresultat ist mir eindeutig zu schrei-mäßig (und ich bin ja sonst ein Freund vom Schreien, aber das hier ist eindeutig kein Metal ).
https://www.youtube.com/watch?v=jXOlPGnkZFY
10. England - SuRie - Storm
https://www.youtube.com/watch?v=xLGEx2x8xoo
SuRie war in den vergangenen Jahren schon Backgroundsängerin bei anderen ESC-Beiträgen. Die Stimme ist auch solide - leider war's das auch schon. Song, Botschaft und Performance wirken für mich einfach gekünstelt und forciert, die typische ESC-Friedenshymne zum Fremdschämen, trotz gesangstechnisch guter Darbietung. Schon klar, dass England sowieso das Nachsehen haben könnte, wenn alle ihre Muttersprache wiederentdecken, anstatt weiter englischsprachige Songs zu feiern. Aber dann könnte man ja gerade durch etwas ausgefallenere, durchdachtere englische Texte zeigen, dass man hier der Native Speaker im Ring ist, statt mit solchen Standardfloskeln. In den anderen Sprachen geht das ja auch. Und selbst England müsste nicht unbedingt auf Englisch singen, um in einer Landessprache zu singen - Walisisch oder Schottisch (Dundonian) ginge ja theoretisch auch noch !
9. Frankreich - Madame Monsieur - Mercy
https://www.youtube.com/watch?v=3T3EGaIwIbA
Was am Anfang vielleicht hypnotisch sein könnte, wird nachher plätschernd und am Ende leider nervtötend repetitiv.
Inhaltlich geht es hier um die Geschichte eines Flüchtlingsbabies, das auf dem Mittelmehr geboren wurde und Mercy heißt, deshalb die ganzen Wortspiele mit "merci" (franz. = "danke").
Naja, wem's gefällt... YouTuber Tesselating Hexagons sprach davon, dass es immer wieder Songs gibt, die versuchen, einen durch ihre Message emotional dazu zu erpressen, das Lied zu mögen.
Ist jedenfalls schon klar, welche Länder NICHT dafür stimmen werden . Dafür aber vermutlich einige Juries.
8. Montenegro - Vanja Radovanović - Inje
https://www.youtube.com/watch?v=JrCD5TTVo3E
Back to the Balkan ballad roots! Zwar nicht der stärkste Vertreter seines Genres, aber immerhin alles selbst geschrieben und stilistisch angemessen gesungen. Vielleicht höre ich mich ja auch noch ein, "Adio" hat bei mir 2015 auch ein bisschen gebraucht, war aber nachher sogar Montenegros beste Platzierung bisher.
7. Malta - Christabelle - Taboo
https://www.youtube.com/watch?v=oyrC8jJ8eb8
Das Tabu, von dem hier die Rede ist, ist "Depression".
Psychische Probleme haben zwar schon einigen Song Contest-Teilnehmern das Finale versaut, u.a. Norwegens Agnete 2016 (bipolare Störung).
Stimmliche Probleme allerdings kosten noch deutlich mehr Kandidaten die Qualifizierung, und diese Dame hier ist bei ihrer Live Performance leider gerade bei der Money Note "Ta-BOO" oft ein bisschen flat.
Wenn sie's sauber gesungen kriegt, könnte es aber ganz nett werden.
6. Spanien - Alfred & Amaia - Tu Canción ("Dein Lied")
https://www.youtube.com/watch?v=FDga57mNny4
Süß, nicht? Hoffen wir mal, die Beziehung hält dem Stress der kommenden Monate stand . Seit der letzten Vampire Diaries-Staffel weiß ich: Wenn zwei Darsteller sich im realen Leben verkrachen, wird das auch bei aller Professionalität nichts mehr mit dem Versuch, die alte Chemie vor der Kamera / auf der Bühne wieder hinzubekommen.
Auf jeden Fall eine der eingängigeren Melodien dieses Jahr!
5. Griechenland - Yianna Terzi - Oneiro mou ("Mein Traum")
Die Art, wie dieses Lied "ausgewählt" wurde ist zwar etwas kurios - von den 5 Kandidaten für die Auswahlshow haben zwei abgesagt und zwei die Teilnahmegebühr nicht bezahlt, sodass diese Dame als einzige "alternativlos" übrig blieb. Trotzdem ist es für einige augenblicklich auf den obersten Platz geschossen. Mein Liebling ist es nicht, aber zumindest das "Hypnotische", an dem sich Frankreich zu versuchen scheint, gelingt hier meiner Ansicht nach deutlich besser. Vielleicht hat's auch was damit zu tun, dass irgendwie erstaunlich viele griechische Sängerinnen verhältnismäßig tiefe Stimmen haben?
4. Tschechien - Mikolas Josef - Lie to Me
Ein Nerd mit Selbstbewusstsein? Ein Trompeten-Schnösel mit Kamel? Die Performance wirkt für mich ein bisschen eingebildet, aber das passt eindeutig zum Text. Es erinnert ein bisschen an "Talk dirty to me" - was auch an den "dirty lyrics" liegen könnte. Ob er bei den Schimpfwörtern, die er ja auf der ESC-Bühne nicht singen darf, einfach genauso plötzlich die Klappe hält wie der Österreicher letztes Jahr? 2007 durften die Russinnen Serebro noch "bitch" und "badass" singen und "taste my cherry pie" - die f*cks hingegen werden sie ihm jedenfalls nicht durchgehenlassen. Aber gegen Metaphern, wenngleich mehr als eindeutige wie "eat my Spaghetti", kann die EBU wohl nichts machen!
Auf jeden Fall ein großer Qualitätssprung im Vergleich zu dem, was Tschechien bisher so geliefert hat! Ob man's mag oder nicht, man merkt, dass hier viel Aufwand reingesteckt wurde und ein Profi am Werk ist. Der Gesang wird zwar nicht der beste sein, aber zum Glück wird hier ja auch abgesehen vom Refrain gar nicht "gesungen".
Ich bin mir allerdings noch nicht sicher, ob Mikolas (der den Song auch geschrieben hat) hier "lie" und "lay" verwechselt? Die Dame, von der er singt, scheint zwar mehr der polyamouröse Typ zu sein und vielleicht nicht der moralischste Mensch auf Erden; aber so, wie er "lie to me" im Refrain einbaut, klingt es eher, als würde er "lie with me" meinen .
Lügen oder liegen, das ist hier die Frage!
3. Italien - Ermal Meta & Fabrizio Moro - Non mi avete fatto niente ("Ihr habt mir nichts getan")
Ein Anti-Terror-Country-Song? Bisher jedenfalls das Lied mit dem mMn besten Text.
Im Endeffekt geht es hier um dieselbe stoische Trotzhaltung, die immer als beste Strategie gegen Terrorismus gepredigt wird. Allerdings zum Glück nicht in der sonst ESC-üblichen, naiven "love conquers all"-heile Welt-Sülze, sondern mehr mit einem kämpferischen "Mich kriegt ihr nicht!" bzw. "Mich habt ihr noch nicht erwischt!"
Einziges Problem: Der Komponist hat exakt diesen Chorus offenbar schonmal in einem seiner anderen Songs verwendet. Hoffen wir mal, dass das nicht noch zum Stolperstein für die beiden wird.
2. Albanien - Eugent Bushpepa - Mall ("Sehnsucht")
Nein, hier geht es nicht um Shoppen! Zwar könnte man denken, Albanien hätte wieder einmal seinen Titel ins Englische übersetzt. Doch statt gewöhnungsbedürftiger Musik mit englischer Sprache dem Mainstream zuliebe geht man diesmal offenbar den umgekehrten Weg: Man macht die Musik gefälliger und bleibt dafür sprachlich in der Heimat.
Auf jeden Fall einer der talentiertesten Sänger dieses Jahr, der dieses Akrobatenstück auch live durchhält!
1. Dänemark - Rasmussen - Higher Ground
Und für unser Nachbarland treten an: Tormund Riesentod und die starken Männer! Ach nee, der Schauspieler ist ja Norweger...
Aber der Wikinger-Bezug ist gewollt, es geht hier offenbar um einen Mythos über einen pazifistischen Wikinger.
Nachdem ich jüngst erfahren habe, dass die biblische Weisheit "the meek will inherit the earth" im griechischen Original sich eher bezog auf "die, die Schwerter haben und sie benutzen können, aber beschließen, es nicht zu tun", scheint mir diese Philosophie deutlich gesünder als das reine Friedensgewäsch, das man sonst beim ESC zu hören bekommt.
Außerdem auch harmonisch ganz interessant, wie es durch diverse Tonarten schippert, ohne dass man es so richtig mitbekommt. Und nochmal was im 3/4-Takt. Und dem Stimmumfang nach zu urteilen könnte Rasmussen wohl auch in einer Viking Metal Band singen, wenn er denn wollte .
Ich stimme den Rezensenten von Wiwibloggs zu: Ein potentieller Gewinner scheint mir unter diesen Songs noch nicht zu sein - der wird wahrscheinlich noch kommen. Sofern sich denn überhaupt ein klarer Sieger im Vorfeld abzeichnet. Spannender ist es ja für gewöhnlich, wenn das nicht der Fall ist. Und selbst letztes Jahr, als viele schon Italien mit dem Pokal in der Hand sahen, hat Portugal ihn sich dann doch noch geschnappt.
Von daher hoffe ich nur, dass nicht wieder irgendein schwedischer Komponist mit seinem englischen Tanz-Stampf-Mampf alles überrollt, gegen den dann wieder alle anderen einpacken können.
Fest steht jedenfalls: Schwach ist die Konkurrenz nicht. Und wo alle anderen Big 5-Länder in Landessprache singen, wäre es schön, wenn Deutschland sich da einreihen würde. Aber ich glaube, die einzige Option, die wir dazu dieses Jahr überhaupt hätten, wären Voxclub, und dann wäre es wieder Bayrisch, wie um ein Haar mit LaBrassBanda 2013...
Positiv fällt mir direkt die hohe Dichte an Songs in Landessprache auf. Ich hoffe, das ist ein dauerhafter Trend und nicht nur wieder das alte "Nachahmen der Strategie des Vorjahressiegers", die viele Länder offenbar verstehen als "Landessprache + authentisch wirkende persönliche Geschichte".
Oder wahlweise eine politische Botschaft stattdessen, à la Jamala.
Ich habe sie mal ganz unparteiisch nach meinem eigenen derzeitigen Ranking geordnet .
12. Weißrussland - Alekseev - Forever
Wurde auf Russisch geschrieben und offenbar in dieser Sprache auch schon vor dem Cutoff-Tag des 1. September 2017 veröffentlicht, was noch zum Problem werden könnte. Ebenso wie die komische Betonung, die sich aus der Übersetzung ergibt, und die in einigen Live Performances recht wackeligen Vocals des Sängers (hier in dem Video schienen sie mir ganz ok). Trotzdem habe ich das Gefühl, Weißrussland hat den Trendwechsel nicht mitbekommen, dass authentische Muttersprache mittlerweile oft besser ankommt als forciertes Englisch.
https://www.youtube.com/watch?v=lBUwOSg-nOc
11. Schweiz - Zibbz - Stones
Das mit dem Anzerren der Stimme macht sie ganz gut, doch das Gesamtresultat ist mir eindeutig zu schrei-mäßig (und ich bin ja sonst ein Freund vom Schreien, aber das hier ist eindeutig kein Metal ).
https://www.youtube.com/watch?v=jXOlPGnkZFY
10. England - SuRie - Storm
https://www.youtube.com/watch?v=xLGEx2x8xoo
SuRie war in den vergangenen Jahren schon Backgroundsängerin bei anderen ESC-Beiträgen. Die Stimme ist auch solide - leider war's das auch schon. Song, Botschaft und Performance wirken für mich einfach gekünstelt und forciert, die typische ESC-Friedenshymne zum Fremdschämen, trotz gesangstechnisch guter Darbietung. Schon klar, dass England sowieso das Nachsehen haben könnte, wenn alle ihre Muttersprache wiederentdecken, anstatt weiter englischsprachige Songs zu feiern. Aber dann könnte man ja gerade durch etwas ausgefallenere, durchdachtere englische Texte zeigen, dass man hier der Native Speaker im Ring ist, statt mit solchen Standardfloskeln. In den anderen Sprachen geht das ja auch. Und selbst England müsste nicht unbedingt auf Englisch singen, um in einer Landessprache zu singen - Walisisch oder Schottisch (Dundonian) ginge ja theoretisch auch noch !
9. Frankreich - Madame Monsieur - Mercy
https://www.youtube.com/watch?v=3T3EGaIwIbA
Was am Anfang vielleicht hypnotisch sein könnte, wird nachher plätschernd und am Ende leider nervtötend repetitiv.
Inhaltlich geht es hier um die Geschichte eines Flüchtlingsbabies, das auf dem Mittelmehr geboren wurde und Mercy heißt, deshalb die ganzen Wortspiele mit "merci" (franz. = "danke").
Naja, wem's gefällt... YouTuber Tesselating Hexagons sprach davon, dass es immer wieder Songs gibt, die versuchen, einen durch ihre Message emotional dazu zu erpressen, das Lied zu mögen.
Ist jedenfalls schon klar, welche Länder NICHT dafür stimmen werden . Dafür aber vermutlich einige Juries.
8. Montenegro - Vanja Radovanović - Inje
https://www.youtube.com/watch?v=JrCD5TTVo3E
Back to the Balkan ballad roots! Zwar nicht der stärkste Vertreter seines Genres, aber immerhin alles selbst geschrieben und stilistisch angemessen gesungen. Vielleicht höre ich mich ja auch noch ein, "Adio" hat bei mir 2015 auch ein bisschen gebraucht, war aber nachher sogar Montenegros beste Platzierung bisher.
7. Malta - Christabelle - Taboo
https://www.youtube.com/watch?v=oyrC8jJ8eb8
Das Tabu, von dem hier die Rede ist, ist "Depression".
Psychische Probleme haben zwar schon einigen Song Contest-Teilnehmern das Finale versaut, u.a. Norwegens Agnete 2016 (bipolare Störung).
Stimmliche Probleme allerdings kosten noch deutlich mehr Kandidaten die Qualifizierung, und diese Dame hier ist bei ihrer Live Performance leider gerade bei der Money Note "Ta-BOO" oft ein bisschen flat.
Wenn sie's sauber gesungen kriegt, könnte es aber ganz nett werden.
6. Spanien - Alfred & Amaia - Tu Canción ("Dein Lied")
https://www.youtube.com/watch?v=FDga57mNny4
Süß, nicht? Hoffen wir mal, die Beziehung hält dem Stress der kommenden Monate stand . Seit der letzten Vampire Diaries-Staffel weiß ich: Wenn zwei Darsteller sich im realen Leben verkrachen, wird das auch bei aller Professionalität nichts mehr mit dem Versuch, die alte Chemie vor der Kamera / auf der Bühne wieder hinzubekommen.
Auf jeden Fall eine der eingängigeren Melodien dieses Jahr!
5. Griechenland - Yianna Terzi - Oneiro mou ("Mein Traum")
Die Art, wie dieses Lied "ausgewählt" wurde ist zwar etwas kurios - von den 5 Kandidaten für die Auswahlshow haben zwei abgesagt und zwei die Teilnahmegebühr nicht bezahlt, sodass diese Dame als einzige "alternativlos" übrig blieb. Trotzdem ist es für einige augenblicklich auf den obersten Platz geschossen. Mein Liebling ist es nicht, aber zumindest das "Hypnotische", an dem sich Frankreich zu versuchen scheint, gelingt hier meiner Ansicht nach deutlich besser. Vielleicht hat's auch was damit zu tun, dass irgendwie erstaunlich viele griechische Sängerinnen verhältnismäßig tiefe Stimmen haben?
4. Tschechien - Mikolas Josef - Lie to Me
Ein Nerd mit Selbstbewusstsein? Ein Trompeten-Schnösel mit Kamel? Die Performance wirkt für mich ein bisschen eingebildet, aber das passt eindeutig zum Text. Es erinnert ein bisschen an "Talk dirty to me" - was auch an den "dirty lyrics" liegen könnte. Ob er bei den Schimpfwörtern, die er ja auf der ESC-Bühne nicht singen darf, einfach genauso plötzlich die Klappe hält wie der Österreicher letztes Jahr? 2007 durften die Russinnen Serebro noch "bitch" und "badass" singen und "taste my cherry pie" - die f*cks hingegen werden sie ihm jedenfalls nicht durchgehenlassen. Aber gegen Metaphern, wenngleich mehr als eindeutige wie "eat my Spaghetti", kann die EBU wohl nichts machen!
Auf jeden Fall ein großer Qualitätssprung im Vergleich zu dem, was Tschechien bisher so geliefert hat! Ob man's mag oder nicht, man merkt, dass hier viel Aufwand reingesteckt wurde und ein Profi am Werk ist. Der Gesang wird zwar nicht der beste sein, aber zum Glück wird hier ja auch abgesehen vom Refrain gar nicht "gesungen".
Ich bin mir allerdings noch nicht sicher, ob Mikolas (der den Song auch geschrieben hat) hier "lie" und "lay" verwechselt? Die Dame, von der er singt, scheint zwar mehr der polyamouröse Typ zu sein und vielleicht nicht der moralischste Mensch auf Erden; aber so, wie er "lie to me" im Refrain einbaut, klingt es eher, als würde er "lie with me" meinen .
Lügen oder liegen, das ist hier die Frage!
3. Italien - Ermal Meta & Fabrizio Moro - Non mi avete fatto niente ("Ihr habt mir nichts getan")
Ein Anti-Terror-Country-Song? Bisher jedenfalls das Lied mit dem mMn besten Text.
Im Endeffekt geht es hier um dieselbe stoische Trotzhaltung, die immer als beste Strategie gegen Terrorismus gepredigt wird. Allerdings zum Glück nicht in der sonst ESC-üblichen, naiven "love conquers all"-heile Welt-Sülze, sondern mehr mit einem kämpferischen "Mich kriegt ihr nicht!" bzw. "Mich habt ihr noch nicht erwischt!"
Einziges Problem: Der Komponist hat exakt diesen Chorus offenbar schonmal in einem seiner anderen Songs verwendet. Hoffen wir mal, dass das nicht noch zum Stolperstein für die beiden wird.
2. Albanien - Eugent Bushpepa - Mall ("Sehnsucht")
Nein, hier geht es nicht um Shoppen! Zwar könnte man denken, Albanien hätte wieder einmal seinen Titel ins Englische übersetzt. Doch statt gewöhnungsbedürftiger Musik mit englischer Sprache dem Mainstream zuliebe geht man diesmal offenbar den umgekehrten Weg: Man macht die Musik gefälliger und bleibt dafür sprachlich in der Heimat.
Auf jeden Fall einer der talentiertesten Sänger dieses Jahr, der dieses Akrobatenstück auch live durchhält!
1. Dänemark - Rasmussen - Higher Ground
Und für unser Nachbarland treten an: Tormund Riesentod und die starken Männer! Ach nee, der Schauspieler ist ja Norweger...
Aber der Wikinger-Bezug ist gewollt, es geht hier offenbar um einen Mythos über einen pazifistischen Wikinger.
Nachdem ich jüngst erfahren habe, dass die biblische Weisheit "the meek will inherit the earth" im griechischen Original sich eher bezog auf "die, die Schwerter haben und sie benutzen können, aber beschließen, es nicht zu tun", scheint mir diese Philosophie deutlich gesünder als das reine Friedensgewäsch, das man sonst beim ESC zu hören bekommt.
Außerdem auch harmonisch ganz interessant, wie es durch diverse Tonarten schippert, ohne dass man es so richtig mitbekommt. Und nochmal was im 3/4-Takt. Und dem Stimmumfang nach zu urteilen könnte Rasmussen wohl auch in einer Viking Metal Band singen, wenn er denn wollte .
Ich stimme den Rezensenten von Wiwibloggs zu: Ein potentieller Gewinner scheint mir unter diesen Songs noch nicht zu sein - der wird wahrscheinlich noch kommen. Sofern sich denn überhaupt ein klarer Sieger im Vorfeld abzeichnet. Spannender ist es ja für gewöhnlich, wenn das nicht der Fall ist. Und selbst letztes Jahr, als viele schon Italien mit dem Pokal in der Hand sahen, hat Portugal ihn sich dann doch noch geschnappt.
Von daher hoffe ich nur, dass nicht wieder irgendein schwedischer Komponist mit seinem englischen Tanz-Stampf-Mampf alles überrollt, gegen den dann wieder alle anderen einpacken können.
Fest steht jedenfalls: Schwach ist die Konkurrenz nicht. Und wo alle anderen Big 5-Länder in Landessprache singen, wäre es schön, wenn Deutschland sich da einreihen würde. Aber ich glaube, die einzige Option, die wir dazu dieses Jahr überhaupt hätten, wären Voxclub, und dann wäre es wieder Bayrisch, wie um ein Haar mit LaBrassBanda 2013...
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