Eurovision Song Contest 2018 in Lissabon

Klar, der ESC hat ja nur das kriegszerrüttete Europa wieder zusammengebracht, so unbedeutende Musiker wie ABBA, Johnny Logan und Celine Dion zu Stars gemacht, und ist die größte Fernsehshow der Welt, was gleichzeitige Zuschauerzahlen anbetrifft.
...was alles Jahrzehnte her ist. Weltpolitische Bedeutung ist 40+ Jahre her, der Karrierestarter bestimmt +/- 20 (Celine Dion war 1988...). Twix hieß Raider, es gab das YPS-Heft, und kein Privatfernsehen. Ja gut, Lena hat sich mit ab und an Alben, ab und an kleine Tour, und diversen Model- und Werbe-Deals wohl ganz brauchbar etabliert (im Kleinen halt), aber ein neues ABBA-Phänomen ist nicht in Sicht.

Mal Kirche im Dorf lassen. Der ESC ist ausgelutscht, abgenudelt, glattgebügelt und hat jede Chance vermisst, sich mal zu reformieren. Wie die MTV Music Awards (die auch mal echt ein sehenswertes Ding waren). Wie eine TV-Serie, die 1-2 Staffeln zu lang ist. Oder wie eine Movie-Franchise wie James Bond oder beliebige Superhelden vor dem jeweils erfolgten "Reboot".

Ich finde das schade! Hab's immer gern geschaut. Muss aber auch sagen - ich werde terminbedingt dieses Jahr in einer Hütte ohne TV und Handy-Empfang mit ganz alten Freunden verbringen, nicht vor dem Fernseher. Tut nicht weh.
 
Grund: Zitat repariert
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Dass heute nichts mehr so ein großer gemeinsamer Nenner wird wie ABBA, liegt einfach an der Internet-bedingten, stets weiter fortschreitenden Ausdifferenzierung musikalischer Geschmäcker. Früher gab's weniger Leute, die überhaupt erst die Möglichkeiten hatten, professionell Musik aufzunehmen, und von denen dann noch einmal weniger, die erfolgreich waren. Da hatten auch die Plattenlabels noch viel mehr ein Monopol drüber.

Heute hingegen wird der Markt von lauter Leuten überschwemmt, die selbst produzieren und veröffentlichen. Und jeder kann sich da genau das rauspicken, was ihm persönlich am meisten mundet. Führt aber leider auch dazu, dass die Toleranz dem gegenüber, was nicht in eine Standardabweichung um den eigenen Geschmack fällt, sehr zurückgegangen ist :) .

Nichtsdestotrotz sind auch im neuen Jahrtausend noch einige ESC-bedingt abgehoben. Lordi kannte vor dem ESC niemand und hat auch seitdem niemand mehr vergessen. Euphoria dürfte vermutlich der bekannteste ESC-Song der letzten Jahre sein, und Conchita Wurst ist den Leuten ebenfalls noch immer ein Begriff.

Aber auch unter den Nicht-Siegern finden sich oft Überraschungserfolge.
"If I Were Sorry" hatte ich ja bereits erwähnt, das wurde seitdem so oft im Radio gespielt, dass ich's schon nicht mehr hören konnte, oft sogar direkt im Anschluss an "Catch and Release", gerade wegen der dreisten Ähnlichkeit.
Ähnlich ging es zwei Jahre zuvor "Calm After the Storm" von den Common Linnets. Die haben sich leider kurz danach aufgelöst, und diesmal tritt der Typ aus dem Duo alleine an. Sonst hätten sie vielleicht auch noch an diesen Erfolg anknüpfen können, lässt sich jetzt rückwirkend nicht beurteilen :) .

Musik ist heute generell kurzlebiger geworden, weil es so ein ständiges Überangebot gibt und immer sofort das nächste, neue Ding da ist. Das ist also kein ESC-spezifisches Problem.

Addier es zusammen mit den ganzen MP3-Saug-Websites und es wird leider auch klar, warum sich immer mehr Musiker immer weniger Mühe im Studio geben und Autotune und Quantisierung Hochkonjunktur haben. ;) Wer als Zuhörer nur Fastfood-Preise zu zahlen bereit ist (wenn er denn überhaupt zahlt), der kriegt eben auch nur Fastfood.

und hat jede Chance vermisst, sich mal zu reformieren

Sowas passiert durchaus, nur in kleinen Schritten :) .

2004 etwa wurde das Halbfinale eingeführt, wobei immer die Top Ten des Vorjahres automatisch qualifiziert waren. Das war unfair, weil die Qualität des Vorjahresbeitrags nichts mit der Qualität des aktuellen zu tun hat.
Also wurden bereits 2008 die Regeln geändert, sodass nun alle Nicht-Big Five-Länder dort hindurch müssen.
2009 wurden die Juries wieder eingeführt aufgrund von Beschwerden über zu viel "Nachbarschaftsstimmen" durch ethnische Minderheiten.
Viele beschwerten sich daraufhin, dass ihre Televotes nicht mehr berücksichtigt wurden, weil die Landesjury-Stimmen mit den jeweiligen Televoter-Stimmen verrechnet und daraus dann erst die Punkte gebildet wurden.
2015 kam es zudem erstmals vor, dass nach Televote und Juryabstimmung unterschiedliche Länder gewonnen hätten, nämlich Italien vs. Schweden.
Also schwenkte man 2016 um, sodass Televoter und Juries jetzt ihre Punkte komplett separat verteilen und erst am Ende zusammenaddiert wird.

Aus Deutschland, die ja bekanntlich in den letzten Jahren stets ganz hinten lagen, kam seitdem der Vorschlag, das gesamte Ranking von Jury und Televotern möge berücksichtigt werden - damit nicht nur die Top Ten eines Landes jeweils 1 bis 8, 10 und 12 Punkte bekommen, sondern alle, die in einer Show vertreten sind. Ansonsten macht es keinen Unterschied, ob du für die Televoter eines Landes z.B. der Elftbeste oder der Allerschlechteste (Platz 26) bist.

Das wäre also ein Schritt, den auch ich unterstützen würde - obwohl es dann natürlich kein großes "douze points"-Angesage mehr geben würde, dem viele Traditionalisten sicher nachtrauern würden.

Du siehst, das ist etwas ähnliches wie die Einführung von Torlinientechnik und Videobeweisen im Fußball. Früher meinten auch noch Gestalten wie Günther Netzer, das würde "die Freude am Spiel" zerstören :) . Bei jedem Wechsel muss stets auch gegen reaktionäre Kräfte angekämpft werden, darum brauchen Veränderungen eine gewisse Weile.

Neben dieser Aktualisierung des Votingsystems hätte ich noch einen viel banaleren Änderungsvorschlag (der sich mehr an den ARD / NDR richtet als an die EBU):

Wann gibt's endlich mal Untertitel für die Songs bei dieser Veranstaltung? :D

Wenn die Länder sich nicht mehr ständig entscheiden müssten zwischen "Authentizität in Landessprache" und "von allen verstanden werden", würde das gewiss dem Trend zur Vereinheitlichung und Gleichmacherei der letzten Jahre entgegenwirken. Es hat ja dank Salvadors Sieg jetzt schon ein wenig angefangen, zurück zu mehr Landessprachen zu gehen; jedoch fürchte ich, dass das eine Eintagsfliege bleibt, wenn man da nicht mitzieht.
Und Peter Urban kann ja schlecht alles simultan übersetzen, was die Leute singen. ;)

Die BBC kriegt das offenbar schon hin, und die hassen den Song Contest ja nun wirklich! :D
 
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Wir kommen - alle Jahre wieder - da nicht zusammen. Dein Enthusiasmus dieser Veranstaltung gegenüber in allen Ehren, aber mir ist das viel zu viel rosarote Brille.

Ich kann eine Veranstaltung mögen, ohne gleich alles toll zu finden. Ebenso kann ich etwas nicht mögen, ohne es komplett zu verachten. Ich mag Differenzierung, Kritik, Streben nach Verbesserung - nicht "ach das ist doch alles schon ganz toll im Griff, wir brauchen nur noch Untertitel".

Und dass wir zur Einschätzung der Lage von Popmusik heute nicht zueinander finden, haben wir ja auch schon letztes Jahr diskutiert. Ich habe jetzt auch keine Lust, wieder mit Gegenbelegen zu Deinen wilden Thesen zu kommen, und schleudere Thesen wie "überschwemmt mit selbst produziertem", "rauspicken", "verringerte Toleranz" ganz müde "Beyonce", "Kendrick Lamar", sowie "Ed Sheeran" und "Adele" entgegen, garniert meinetwegen mit "Taylor Swift" und "Rihanna". Es gibt sie noch, die richtigen Stars mit weltweiter Fangemeinde - man kann sogar sagen, dass deren Einfluss auf das Leben ihrer Fans noch mehr Einfluss haben als früher mal. Aber ich hoer schon wieder auf, bringt ja nix, kannst ja mit alldem nix anfangen und analysierst lieber serbische ESC-Videos.

Ich mach ma' :mampf:
 
Wie du einen Post von mir, der den elementarsten Bestandteil dieses Wettbewerbs, nämlich das Votingsystem, für sein Festhalten an Traditionalismus kritisiert und Verbesserungsvorschläge dafür liefert, als "rosarote Brille" bezeichnen kannst, müsstest du mir jetzt mal erklären ;) .

Ich war in den vergangenen Jahren einer der heftigsten Kritiker der deutschen Beiträge, während sie von anderen hier im Forum gefeiert oder zumindest als "gar nicht mal so schlecht" entschuldigt wurden. Dazu gehört dann aber für mich auch, anzuerkennen, wenn ich Schritte in die richtige Richtung sehe (damit der NDR nicht erfolgversprechende Ansätze mangels positivem Echo wieder über den Haufen wirft).

Klar, ich kann natürlich auch einfach "wegschalten" und behaupten, hier wären bereits Hopfen und Malz verloren. Die größte Kritik kommt meiner Erfahrung nach immer von den Leuten, die den ESC dann selbst gar nicht gucken - dann haben sie aber auch keine Gelegenheit, mitzubekommen, wenn ein paar ihrer kritischen Anmerkungen in die Tat umgesetzt werden.

Das ist dann letztendlich ungefähr so konstruktiv wie die Haltung der Leute, die die EU aufgrund ihrer bürokratischen Macken lieber komplett zerschlagen bzw. aus ihr austreten wollen, als sie nach ihren Vorstellungen zu reformieren.

Denn wenngleich ich dir letztere Haltung nicht unterstellen will: Dir ist schon ersichtlich, wie in Zeiten von wachsendem Europa-Skeptizismus diese Veranstaltung wieder eine deutlich wichtigere Funktion für den internationalen Zusammenhalt bekommt als vielleicht vor fünfzehn Jahren? ;)

...was alles Jahrzehnte her ist. Weltpolitische Bedeutung ist 40+ Jahre her,

Wenn das wirklich so wäre, würden ja nicht andauernd Länder politische Themen zum ESC schleppen, durch das "Geschichte unseres Landes"-Schlupfloch tauchen, um sie präsentieren zu dürfen - und es würden sich auch nicht hinterher wieder alle drüber aufregen, dass da 2016 jemand über die Krim oder diesjahr jemand über Flüchtlingsboote gesungen hat ;) .

Was ich vor diesem Hintergrund z.B. momentan tatsächlich am kritischsten beobachte, ist, inwiefern diese als unpolitisch gedachte Veranstaltung eine politische Schlagseite bekommen könnte. Das bezieht sich vorwiegend auf den Inhalt der Beiträge (aber auch auf Moderation und Interval Acts), weniger auf das Regelwerk.

Der ESC als Konzept enthält sowohl globalistische / paneuropäische Elemente (Zusammenkunft und gemeinsames Feiern) als auch nationalistische (Wettstreitsgedanke zwischen den Ländern, verbunden mit den oben erklärten Antipathien zwischen einzelnen Staaten). Dadurch kann jeder etwas daran finden, von den progressiven Wiwibloggs bis zum Trump-Supporter Lethargic Sloth. Das geht gut, solange das Verständnis darüber, was als "politisch" wahrgenommen wird und was nicht, auf alle Teilnehmenden gleich angewendet wird. Wenn hingegen manche politischen Botschaften zugelassen werden und andere nicht, würde das die Glaubwürdigkeit der Regeln unterminieren :) .

"Beyonce", "Kendrick Lamar", sowie "Ed Sheeran" und "Adele" entgegen, garniert meinetwegen mit "Taylor Swift" und "Rihanna". Es gibt sie noch, die richtigen Stars mit weltweiter Fangemeinde

Es gibt immer noch Leute, die jeder kennt, sagen wir mal so ;) . Wie viele von denen wie viele leidenschaftliche Fans haben, ist eine andere Frage. Natürlich kommt man nach wie vor in die Charts, weil viele Leute tatsächlich den eigenen Song XY gekauft haben - deshalb müssen die aber noch lange keine Fans sein. Ich habe auch mal in einem Restaurant Zarah Larsons & Clean Bandits "Symphony" gehört, es gefiel mir und ich hab's gekauft, habe damit also die Verkaufszahlen dieser Single weiter in Richtung der Charts gepushed. Deshalb bin ich aber noch lange kein Fan von Frau Larson, eher im Gegenteil.

So wie ich das in den letzten Jahren wahrgenommen habe, ist Chartmusik einfach der gemeinsame Nenner, auf den man sich einigen kann - oder einigen muss, wenn es halt das ist, was der DJ vorgibt. Wenn die Leute dann anschließend nach Hause fahren und ihre Kopfhörer im Ohr haben, machen sie hingegen wieder das an, was ihnen persönlich am besten mundet :) .

Und die Anzahl der Jahre, die man die Chart-Größen kennt, ist im Vergleich zu den "Legenden" von früher, die mehrere Jahrzehnte lang Ruhm auf sich gehäuft haben, immer noch recht überschaubar ;) . Da sieht man den Effekt der Kurzlebigkeit selbst bei diesen großen Namen, die durchaus mehrere Jahre infolge etwas in den Charts hatten. Aber langsam bröckeln die weg. Lady Gaga ist als erste aus den Charts verschwunden, Katy Perry war die nächste - und auch Rihanna wird es bald treffen.

Das passiert natürlich umso schneller, je mehr der Erfolg eines Künstlers auch u.a. mit seinem / ihrem Aussehen zu tun hatte - da ist das Musikbusiness ebenso gnadenlos wie die Film- oder Modeindustrie. Bei Adele und Ed Sheeran hingegen standen von Anfang an viel stärker Stimme und Songwriting im Vordergrund, denen traue ich daher noch die längste Erfolgssträhne zu.

"überschwemmt mit selbst produziertem", "rauspicken", "verringerte Toleranz"

Ob selbst produziert oder nicht ist unerheblich; ich betone hier nur, dass zusätzlich zu all dem, was Label auf den Markt schmeißen (von denen gibt's heute ja auch mehr als früher, weil jeder sein eigenes Label gründen kann), noch lauter Selbstproduzenten mit am Werk sind.

Und bei Massenveranstaltungen wie dem schwedischen Melodifestivalen verwischen die Grenzen zwischen ESC und regulärer Popmusik mehr denn je ;) .

Nicht zuletzt deshalb, weil nämlich viele Chartmusiker ihre Songs ebenfalls von Schweden schreiben lassen. Max Martin ist da nur der bekannteste ;) .

man kann sogar sagen, dass deren Einfluss auf das Leben ihrer Fans noch mehr Einfluss haben als früher mal.

Jetzt mal ehrlich, wie viel hat das mit der Musik zu tun - und wie viel mit Twitter, Facebook und Instagramm? ;) Mit anderen Worten: Visuelle und textliche Medien, wo man zwar auch Musikvideos schalten kann, im Endeffekt aber hauptsächlich berühmten Personen beim Leben zusieht?
 
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Ich sag's noch einmal hier, dann werde ich schweigen - wir haben eine so unterschiedliche Sicht auf die Popmusik-Welt und den ESC, dass eine virtuelle Diskussion keinen von uns irgendwie weiterbringt.

Ich halte Deine Sicht für einseitig, bewerte den Status Quo total anders, und ziehe komplett andere Schlüsse. Das ist ja an sich ein guter Startpunkt, aber da du mindestens so gefestigt in deiner Meinung und Sicht bist wie ich, wird es kein aufeinander Zugehen geben, sondern jeder sitzt in seinem Turm und wirft mit Argumenten um sich, um seine Sicht zu belegen - nicht, um den anderen zu überzeugen.

Ich könnte mir jetzt die Mühe machen die aus meiner Sicht z.T. offensichtlichen Fehler zu widerlegen (z.B. "Lady Gaga aus den Charts verschwunden" mit https://en.wikipedia.org/wiki/Lady_Gaga_discography#Studio_albums), aber warum? Bringt dich nicht von deiner Weltsicht ab, ebensowenig wie deine Argumente mich von meiner Sicht abbringen.

Also - alle Jahre wieder - mal kurz aneinandergeraten, gecheckt dass wir immer noch die Welt total anders sehen, und gut is'.
 
Grund: typos
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Eine großartige Einstellung, um sich selbst zu besiegen ;) ... Argumente nicht anzuführen, um behaupten zu können, ich würde mich ja nicht von ihnen überzeugen lassen, ist ein Zirkelschluss.

Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, aber ich kann nur mit dem arbeiten, was du anbietest, also in dem Fall der von dir verlinkten Statistik.

In diesem Fall etwa habe ich Lady Gaga durchaus unterschätzt. Sie ist also auch 2018 tatsächlich nochmal mit einer Single in den Charts aufgetaucht.

Gleichzeitig fällt auf, dass die Höchstposition, die sie dabei erreicht hat, deutlich niedriger ist als in den vorherigen Jahren - wir reden hier von einem Wechsel von zweistelligen auf dreistellige Platzierungen, sodass es mich nicht wundert, dass ich davon nichts mehr mitbekommen habe - in die ultimative Chartshow hat sie es dadurch jedenfalls nicht mehr geschafft :) . Und in dieser Show wird das Ranking ja auf Basis dessen erstellt, wie lange sich ein gegebener Song auf einer bestimmten Position hält (Stichwort Langlebigkeit). Was kurz auf Platz 1 geht, dann aber auch schnell wieder Platz macht, ist demnach zwar erfolgreich, aber eben nicht besonders langlebig.

Ich könnte dir jetzt auch einfach eine rosarote Brille bezüglich der Chartmusik unterstellen, aber lieber möchte ich verstehen, woher die jeweilige Begeisterung kommt :) .

Wir reden nur dann aneinander vorbei, wenn wir entweder die Grütze des ESC mit den erfolgreichsten Songs aus den Charts oder aber die Grütze aus den Charts mit den erfolgreichsten Songs des ESC vergleichen. :) Trash findet sich in beiden Formaten in Hülle und Fülle, und bis man etwas findet, das einem gefällt, muss man immer eine Weile nach der Nadel im Heuhaufen suchen.

Also müsstest du mir vor Augen führen, was für dich die Songs der genannten Künstler aus den Charts den ESC-Songs pauschal überlegen macht? ;) Zumindest insofern, als dass du das eine eher der Aufmerksamkeit würdig erachtest als das andere?

Ich etwa bin ja persönlich generell ein Freund von echten Instrumenten, die sind jedoch sowohl in den Charts als auch beim ESC selten geworden, also sind andere Maßstäbe am Werk, die darüber entscheiden, ob ich einen Song "trotzdem" mag oder nicht.

Dass Erfolgszahlen nicht ein erschöpfender Marker für Qualität oder musikalischen Anspruch sind, darauf können wir uns, denke ich, schonmal einigen ;) . Troll-Songs wie "Holz" und "Gangnam Style" sind die Chart-Äquivalente von "Wadde hadde dude da?" und den russischen Omas. Und es verirren sich ja sogar wie gesagt auch immer wieder ESC-Songs in die Charts:

https://en.wikipedia.org/wiki/If_I_Were_Sorry
https://en.wikipedia.org/wiki/Calm_After_the_Storm
https://en.wikipedia.org/wiki/Euphoria_(Loreen_song)
https://en.wikipedia.org/wiki/Rise_like_a_Phoenix

Und das dann auch noch in unzähligen europäischen Ländern gleichzeitig, weil ja eben so viele das gleichzeitig sehen. Da geht's dann nicht mehr nur darum, was die Amis toll finden :) .

Apropos Amis: Wäre das Format tatsächlich so ausgelutscht, wie du behauptest, würden wohl nicht jedes Jahr aufs neue amerikanische Sender darüber fantasieren, wie die USA teilnehmen; die Türken hätten keinen eigenen Ableger des ESC hochgezogen; und soweit ich weiß ist sogar ein asiatisches Pendant im Gespräch. Was Jon Ola Sand von der EBU auf jeden Fall bereits plant, ist eine US-Version des "Bundesvision Song Contest", d.h. wo die einzelnen Staaten gegeneinander antreten.


Ausgegangen ist diese Diskussion ja von der Aussage, der ESC habe nur marginale Bedeutung für die MusikGESCHICHTE. Darauf bezogen sich meine Kommentare über Abba, Celine Dion, Johnny Logan, Katrina & The Waves, Dschingis Khan etc., denn die widerlegen diese Aussage schon einmal. Dass das alles mehrere Jahrzehnte her ist, wie du dann angemerkt hast, stimmt zwar, war jedoch für die Widerlegung der Ursprungsbehauptung nicht relevant, weil die sich eben auf den gesamten Zeitverlauf bezog.

Reden wir hingegen über die aktuelle Bewandnis dieses Events, ist der Fokus ein völlig anderer: Der ESC ist nicht als Newcomer-Show gedacht, so wie etwa The Voice, hat also gar nicht mehr den Zweck eines "Karrierestarters", den er früher vielleicht einmal hatte. Jetzt ist er mehr eine Art musikalisches Olympia, mit denselben Kontroversen über die Gastgeberländer, politische Einflüsse und "schummeln", wie das auch bei jedem Sportevent vorkommt.

Einem Olympiasieger ist ja auch klar, dass er bald schon vom nächsten abgelöst wird :) . Das steckt einfach im Konzept der Veranstaltung drin. Langfristiger Erfolg ist da also gar nicht der Fokus, Titelverteidigung bleibt, wie auch in Sportarten, die absolute Ausnahme.

Der Unterschied ist: Bei Olympia ist die Schummelei Russlands erwiesen :D , beim ESC bleibt das meist im Bereich der Verschwörungstheorien. Trotzdem besteht Olympia trotz all seiner Schwächen weiterhin als Format, genauso die Fußball-WM.

All diese Events wirken sich auf das alltägliche Leben des einzelnen Deutschen ebenfalls nur bedingt aus ;) . Deutschland war halt einfach nur speziell beim ESC in den vergangenen Jahren ein ebenso schlechter Verlierer, wie es bei der WM oft "Sieger der Herzen" war :p .

Also erklären wir gerne die WM für relevanter, weil wir da üblicherweise besser abschneiden :) . Fakt ist jedoch, dass der ESC mehr Zuschauer gleichzeitig an den Fernseher bindet - die einzelnen Matches beim Fußball hingegen gucken primär nur die beiden beteiligten Länder.
 
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Weil Du so schön geschrieben hast, noch ganz kurz: Wir kommen nicht auf eine Diskussion auch nur halbwegs Augenhöhe, weil Du dafür viel mehr echtes Interesse an "normaler" Pop-Musik bräuchtest als ein Mal jährlich die ultimative Chart-Show und auf Anraten vielleicht mal den einen oder anderen Künstler anzuhören. Und ich bräuchte ein echtes Interesse an den Songs beim ESC über den Abend mit Wein und Freunden hinaus. Beides ist nicht vorhanden.

Ich mag ebensowenig Pop-Geschichte der letzten Jahre erklären wie du mir ESC-Historie näherbringen magst (wobei deine Frusttoleranz und dein Engagement deutlich höher zu sein scheinen als meine)...

Aber nur mal so:
Das letzte Lady Gaga Album ist von Oktober 2016, die letzte Single vom April 2017. Sie war 2017 Headliner beim Superbowl. Mit rund 167 Millionen TV-Zuschauern vom erreichten Publikum her vergleichbar, aber mit unendlich mehr Prestige. Sie war 2017/2108 auf Welttournee, bisschen abgekürzt weil gesundheitlich angeschlagen. Nebenher noch eine Netflix-Doku rausgebracht.

Und siehe da - man kann den Erfolg und die Relevanz eines Künstlers nicht daran messen, wie viele Singles er/sie zufällig im letzten Jahr hatte und ob er/sie es in die (deutsche) Ultimative Chartshow geschafft hat. Really. Nicht jeder bringt jedes Jahr ein Album raus, zum Teil warten die Leute geduldig jahrelang auf neue Werke. Aus meiner Sicht sind ein paar schlappe One-Hit-Wonder oder C-List-Lokalstars aus dem ESC wirklich nicht vergleichenswert zu Künstlern, an denen die internationale Pop-Welt nicht vorbeikommt.

Und ich mag eben schlichtweg auf diesem Level nicht diskutieren und irgendwelche Belege raussuchen, dass es noch ganz ganz viele andere Fakten und Themen gibt.

Zur Sicherheit: Ich bin kein Fan von Lady Gaga, erkenne aber an, dass sie eigene Songs schreibt, singen und performen kann, und offenbar viele Leute anspricht und sich gut vermarktet.

Und: Ich mag handgemachte Musik, finde da abseits des Mainstreams verdammt viel spannende Dinge, jedes Jahr. Ich verfolge aber die Entwicklungen der Pop-Musik, weil ich mich mit großen Ohren einfach für Musik interessiere und ein bisschen "am Ball" bleiben will, was gerade so angesagt ist und abgeht. Ich kann mit der ganzen HipHop/R&B-Schiene auch wenig bis gar nix anfangen, aber ich lausche immer aus Interesse mal rein... und ab und an kickt mich dann doch mal was bzw. ich muss zumindest den Ideenreichtum anerkennen.

Als Anregung ein paar Alben von 2017, die mir wirklich gut gefallen haben: The War On Drugs - A Deeper Understanding, The National - Sleep Well Beast, Lorde - Melodrama, The XX - I See You, Ryan Adams - Prisoner. Das ist ein bunter Mix aus Popmusik, bisschen rockiger bis bisschen tanzbarer, von "echte Instrumente" bis hin zu "elektronisch". Aber alles allesamt VIEL spannender als alles, was der ESC in der letzten Dekade so vorgebracht hat.

Und wer immer noch denk, das so handgedengelte elektronisch produzierte Musik nix mit Kunst und Können zu tun hat und keine "echte Musik" ist, dem lege ich mal das hier ans Herz: http://songexploder.net/lorde - die 20 Minuten sollte man sich mal antun finde ich.
 
Vielen Dank für deine Übersicht! :) Werde auf jeden Fall in das ein oder andere mal reinhören!

Mit rund 167 Millionen TV-Zuschauern vom erreichten Publikum her vergleichbar, aber mit unendlich mehr Prestige.

Das mit dem Prestige kommt wohl auf das Land an :D . In Amerika? Sicherlich. In den ESC-Hasser-Ländern Deutschland und England ebenfalls.
In Schweden? Sticht sich drum. In Deutschland und Schweden gucken in absoluten Zahlen ungefähr gleich viele Menschen den ESC (4 Millionen) - nur sind das in Schweden fast 50% der Bevölkerung. Aufgrund der USA-Affinität der Schweden gehe ich davon aus, dass auch viele von denen den Superbowl gucken werden, also einfach beides - ohne diesen "unendlichen" Gewichtungsunterschied ;) .

https://www.statista.com/statistics...contest-tv-market-share-by-country-in-europe/

Die Relevanz des ESC in Schweden muss an der Stelle sogar von Amis anerkannt werden, und der prozentuale Vergleich mit dem Superbowl kommt hier auch (lasst euch nicht von den Anfängen über Baseball verwirren):



Und wer immer noch denk, das so handgedengelte elektronisch produzierte Musik nix mit Kunst und Können zu tun hat und keine "echte Musik" ist,

Habe ich nie behauptet, ich habe lediglich gesagt, dass ich persönlich handgemachte Musik am liebsten habe :) . Da ich die in 90% der Fälle weder beim ESC noch in den Charts finde, muss ich meine Ansprüche diesbezüglich ohnehin herunterschrauben, egal, wo ich gucke.

Nur gibt's beim ESC eben noch den Wettbewerbsaspekt plus Landessprachen plus den künstlerisch-kulturellen Stempel der jeweiligen Länder oben drauf, wohingegen das meiste, was in den Charts läuft, geradezu monopolhaft amerikanisch geprägt ist, und wenn nicht aus den USA selbst, dann doch immer noch "anglophon" (Lorde --> Neuseeland, Adele und Ed Sheeran --> England, usw.).

Auch, wenn es womöglich von einem Schweden geschrieben wurde :D .

Aber das geht mir ja wie gesagt auch beim ESC auf den Keks, wenn die Schweden da überall das Ruder an sich reißen. In den letzten beiden Jahren war das extrem, diesmal ist das erfrischend anders :) .

die 20 Minuten sollte man sich mal antun finde ich.

Ich weiß, dass sich das nicht direkt auf den ESC bezog, will diese Zeitangabe nur beispielhaft nutzen, um daran zu erinnern, dass wir bei solchen großen Werken dann mit zweierlei Maß messen:
Aus Fairnessgründen muss das ESC-Regelwerk ein Zeitlimit vorgeben, und das liegt nun einmal mittlerweile bei mickrigen 3 Minuten (selbst viele Tanz-Songs aus den Charts trauen ihren Zuhörern ja auch gerne mal 3:30 oder 4 Minuten zu). Früher waren es mal 3:30, da waren es aber auch noch weniger Länder. Mit 3 Minuten kann man halt nur bedingt viel machen.

Der YouTuber Chev's Choice hat einmal ausgerechnet, dass, würde man heute zu den 3:30 zurückkehren, das einen ganzen Tag zusätzlicher Arbeit für alle Beteiligten bedeuten würde - und damit sind nicht nur die Künstler gemeint, sondern vor allem die Bühnen- und Tontechniker vor Ort. Denn es würden ja nicht nur die Showauftritte jeweils eine halbe Minute mal 26 Beiträge länger, sondern auch sämtliche Proben, von denen es jeweils mehrere gibt... dann sind da noch Jury- und Familienshows, die man im Fernsehen gar nicht zu sehen bekommt, usw.

Mir persönlich wäre es auch lieber, wenn die Künstler etwas mehr zeitlichen Freiraum bekämen, zumal in den letzten Jahren einige Beiträge wirklich hart zusammengestaucht wurden. Es ist ja auch nicht gesagt, dass alle die 3:30 voll auskosten würden - auch heute bleiben immer wieder Leute sogar unter den 3 Minuten zurück. Aber taktisch wäre es natürlich trotzdem am besten, so viel Screentime wie möglich zu haben... von daher sehe ich schon ein, dass bei einem Anheben des Zeitlimits der Großteil der Länder dieses auch vollständig nutzen würde, und das würde die Show halt gleich exponentiell in die Länge ziehen.
 
Ich weiß, dass sich das nicht direkt auf den ESC bezog, will diese Zeitangabe nur beispielhaft nutzen, um daran zu erinnern, dass wir bei solchen großen Werken dann mit zweierlei Maß messen:
So langsam muss ich absichtliches Missverständnis unterstellen. Hast du dir den Song Exploder mal angehört? Offenbar nein. Das ist ein 20-minütiger Podcast, in dem Künstler ihre Songs auseinandernehmen, zum Songwriting, Arrangement, Produktion usw. was sagen. Das wurde von mir als Beispiel angeführt, um zu zeigen, wie viel Arbeit auch hinter "nicht-handgemachten" Songs steckt. DER SONG SELBST HAT 3:17.
Wie man von dort aus die Kurve zu "warum sind ESC-Songs nur 3 Minuten lang" kriegen kann ist mir schleierhaft.
Over&out.
 
Nö, da hatte ich tatsächlich noch nicht reingehört, deshalb habe ich angenommen, du redest von einem 20-minütigen Stück.

Da ich nämlich, wie bereits erwähnt, nie behauptet habe, elektronische Musik sei keine "echte" Musik oder talentfrei, musste ich auch nicht mehr davon überzeugt werden - sei es durch mündliche Analysen von Musik in einem Podcast oder durch die elektronische Musik selbst ;) . Das habe ich dir tatsächlich so schon geglaubt. Der Podcast war also ein Beleg für einen Punkt, den ich nie angezweifelt habe und in dem wir uns schon einig waren.

Ich verbringe mittlerweile selbst genug Zeit mit Aufnahmeprogrammen, um zu wissen, dass die Auswahl, Bedienung und Abmischung von Instrumenten egal welcher Art eine Kunst für sich ist, und das ändert sich nicht plötzlich, ob man jetzt einen Synthesizer oder ein akustisches Instrument nimmt. Ich gehe lediglich davon aus, dass bei elektronischer Musik Komponieren, Aufnehmen und Produzieren dementsprechend mehr Hand in Hand gehen, aber auch das wird von Person zu Person variieren.

Ich wollte nur an der Stelle an das Zeitlimit erinnern, weil es nämlich auch einige "große", legendäre Werke gibt, die tatsächlich an solche Längen herankommen - Meat Loafs "Bat out of Hell" und "I'd Do Anything For Love" wären da nur zwei Beispiele. So ein "Grand Opus" kann man natürlich prinzipiell in jedem Genre schaffen, auch mit rein elektronischen Instrumenten. Und das wäre dementsprechend dann auch selbstverständlich mit deutlich größerem kompositorischem Aufwand verbunden, als mehrere ESC-Songs zusammen.

Und obwohl Meat Loaf ein Extremfall ist: Selbst der handelsübliche Chart-Song hat mehr Platz, sich zu entfalten, als ein ESC-Lied. Sogar die von dir genannten 3:17 min dürften schon ein Problem werden, 3:10 war das Längste, was mir bislang untergekommen ist, und das war dann schon inklusive Audioausklang. :)

Da ist klar, dass auch künstlerische Abstriche schwer vermeidbar sind. Man nehme Occidentalis Karma von letztem Jahr: In seiner ESC-Version ein unverständliches Flickwerk, man braucht schon die Komplettversion mit 3:30 min, um halbwegs zu verstehen, was das Ganze soll.

Generell fehlt vielen ESC-Songs oft entweder ein Intro, oder ein Solo, oder ein letzter Refrain, oder ein Ausklang - oder gleich mehreres davon.

Auch das ist einer meiner großen Kritikpunkte am ESC. Ich führe ihn deshalb hier an, weil du mir ja eine rosarote Brille auf die Veranstaltung bezogen unterstellt hast ;) - mir ist klar, dass du keine Behauptung über eine Verbindung zwischen Songlänge und -qualität aufgestellt hast, die stelle ich selber auf.

Wie du bin ich der Meinung, dass die durchschnittliche Songqualität beim ESC verbessert werden könnte, und ich führe das eben maßgeblich auf das Zeitlimit und die sprachliche Gleichschaltung ins Englische zurück. Letzteres wird dieses Jahr besser gehandhabt; ersteres ist aus den von mir zuvor genannten Gründen leider deutlich schwieriger zu ändern.

Interessanterweise kommt also die konkrete Kritik am ESC hier von mir ;) . Was das Format für dich vermissen lässt, warum du es aus der Mode gekommen findest, in welcher Art es sich hätte reformieren sollen und warum folglich Chartmusik generell spannender sein soll, abgesehen von persönlicher Meinung, kann ich aus deinen Posts noch nicht erkennen.

Vielleicht gefällt dir ja das hier :) :



Ein angenehm frischer Wind dieses Jahr - und ist auch ein Dobro drin :) !
 
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Gestern ist wieder ein Haufen neuer Beiträge rausgekommen, hier also ein Update (subjektives Ranking des Kanalbesitzers):



Jetzt suppt natürlich auch ein bisschen Fast Food-Musik mit rein. Interessant jedoch, dass der Fast Food dieses Jahr später fertig war als die nachdenklicheren und musikalisch gewagteren Songs :D .
 
Texas Lightning hatten einen der besten ESC Songs ever...
 
War auch lange Zeit der einzige Song Deutschlands, der mir gefiel ;) . Problem war, wie einige im Nachhinein angemerkt haben: Man musste sich ein bisschen warm hören, dann wurde der Song mit jedem Mal besser. Leider hört aber der Großteil des Publikums den Song nur einmal - insbesondere bei den Big Five-Ländern (die anderen hat man dann ja wenigstens schon mal im Halbfinale gehört, da dürfen die Big Five immer nur einen kurzen "Schnipsel" aus ihrem Musikvideo zeigen).

Diesmal geht's mir mit "Jonah" ähnlich. Wird mit jedem Hören besser, ist ja ebenfalls ein Country-Song. Michael Schultes Song hingegen erinnert mit mehrfachem Hören immer stärker an andererleuts Lieder (ist halt ein typischer Four Chord-Song) - dafür erzeugt er aber beim allerersten Hören bei vielen eine starke emotionale Resonanz, und dieser Moment könnte ausschlaggebend sein.

Jetzt, wo immer mehr Songs von den anderen herauskommen und auch ein paar andere Country-mäßige Nummern dabei sind, bspw. Italien und Holland, verstärkt sich mein Eindruck also noch, dass wir mit Schulte die bessere Wahl gegenüber Xavier Darcy getroffen haben. Auch, wenn ich persönlich mir "Jonah" wesentlich häufiger anhören werde als "You Let Me Walk Alone".

Ich meine, die rumänische Jodel-Orgie letztes Jahr war ja auch nix für unterwegs auf dem iPod, aber auf der Bühne hat es was hergemacht und für die Top Ten hat das gereicht :D .
 
Ari Ólafsson für Island finde ich sympatisch. Sieht fast aus wie Johnny Logan. ;) Der Song hätte allerdings besser sein können. Mein zweiter Favorit nach Italien.

Erwartet uns etwa das aus Israel?:


Hm... Wenn sie eine gute Nummer zum ESC 2018 machen, wäre ein vorderer Platz nicht undenkbar – zum Schluss dieses Videos wird sogar an den Platz 1 für Israel vor genau 20 Jahren erinnert:

 
Wenn sie eine gute Nummer zum ESC 2018 machen, wäre ein vorderer Platz nicht undenkbar

Gibt es etwas Bestimmtes in dem Video, was du zum Anlass für diese Vermutung nimmst? ;) Ich meine, klar, mit einem guten Song ist für jedes Land vieles möglich. Aber was ich bisher in diesen beiden Videos gesehen habe wirkte eher... reichlich gewöhnungsbedürftig :) .

Ari Ólafsson für Island finde ich sympatisch. Sieht fast aus wie Johnny Logan. ;) Der Song hätte allerdings besser sein können. Mein zweiter Favorit nach Italien.

Er hat auf jeden Fall eine gute Stimme. Leider wirkt das scheinbar auf sein Gesicht geklebte Lächeln ebenso forciert wie der 0815-Weltverbesserer-Text, sodass Island für mich im Moment tatsächlich letzter in meinem Ranking ist - obwohl es musikalisch vielem von dem Euro-Trash überlegen ist :) . Aber der Euro-Trash ist lediglich "nicht mein Fall", während der isländische Song mich aktiv, wie man neudeutsch sagt, "cringen" lässt. Und das nicht etwa, wie sonst üblich, aufgrund der Gesangsleistung, sondern aufgrund des Textes und der Honigkuchenpferd-mäßigen Art, wie er dargeboten wird.

Italien hingegen macht das genaue Gegenteil: Das ist ein Weltverbesserer-Song mit Verstand. Wie auch bei Liebesliedern gilt bei Weltverbesserer-Liedern, weil es von beidem so viele gibt: "Find a new way to say it!"
Die Stimmen sind dafür weniger aufpoliert, sogar richtig "dreckig" in Fabrizios Fall (mein Gesangslehrer meint immer, Italiener können nur auf zwei Weisen singen: Oper oder verraucht :D . Und Fabrizio geht da klar in letztere Richtung, wie auch schon Francesco Gabbani letztes Jahr).

Generell teilt sich das Teilnehmerfeld für mich dieses Jahr extrem hart in "die Authentischen" und "die Inauthentischen". Erstere haben meistens ihren Song selbst geschrieben oder haben stattdessen zumindest so viel Schauspielerfahrung, dass sie das Gesamtpaket überzeugend rüberbringen können; bei letzteren wirkt es wie Flickwerk. :)

Ist natürlich rein subjektive Wahrnehmung, aber:
Als authentisch empfinde ich:
Deutschland, die Niederlande, Dänemark, Tschechien, die Schweiz, Frankreich, Spanien, Italien, Albanien, Griechenland, Serbien, Montenegro, Ungarn, Armenien, Estland, Portugal, Belgien, Slowenien

Unter inauthentisch fallen mMn dagegen:
Aserbaidschan, Polen, Zypern, Rumänien, Moldawien, Australien, San Marino, Weißrussland, Island, und das Vereinigte Königreich

Kroatien kann ich noch nicht einschätzen, weil's gerade erst neu rausgekommen ist; die Ukraine ist so in der Mitte. :) Ukrainische Songs erkennt man meistens daran, dass der Sänger (bzw. bisher war's meist eine Sängerin) zwar mangels Englischkenntnissen nicht so richtig zu verstehen scheint, worüber er / sie singt, aber trotzdem jedes Wort davon ernst meint! :D

Wenn Weißrussland und Moldawien den letztgenannten Teil davon hinbekommen, könnten sie dieses Jahr auch eine ganz passable Platzierung machen. :)

Das heißt nicht, dass ich die authentischen Songs alle mag; einige davon sind sehr experimentell, da kann ich eher mal ein bisschen gekünstelten Euro-Stampf-Mampf ertragen. Aber die authentischen kann ich eher respektieren, sagen wir mal so - weil sie insgesamt eher den Eindruck erwecken, als würden auch sie den ESC respektieren und als Wettbewerb ernst nehmen.

Die zypriotische Nummer empfinde ich bisher mit Abstand am billigsten; das liegt sicherlich zum Teil an der besonders n*ttigen Aufmachung des Videos, aber womöglich auch zum Teil daran, dass ich gegenüber dieser Dame etwas voreingenommen bin, seitdem ich eines ihrer anderen Lieder gehört habe ;) .
 
Gibt es etwas Bestimmtes in dem Video, was du zum Anlass für diese Vermutung nimmst? ;) Ich meine, klar, mit einem guten Song ist für jedes Land vieles möglich. Aber was ich bisher in diesen beiden Videos gesehen habe wirkte eher... reichlich gewöhnungsbedürftig :) .
Was sie letztendlich beim ESC2018 präsentieren, ist wohl noch nicht bekannt. Aber mein erster Eindruck war: Modern, elektronisch, schräg und bunt. Die Performerin kann auch gut abgehen, bewegt sich gut, und m.E. natürlich, authentisch. Die Frage wäre, was letztendlich das ESC-Publikum erwartet bzw. mehr belohnt: Etwas im Studio komplett Glattgebügeltes (wobei Live singen müssen alle, und da fallen die Nummern ab, wo die Main-Vocals im Studio extrem geschnitten und gerade gezogen wurden, und Live dann nur noch schräge Töne kommen. Da kann dann "nur noch" mit Background-Vocals etwas rausgeholt werden, um die schrägen Main-Vocals zu kaschieren.). Oder das Publikum ist dem neuen modernen "Hand-gemachten" aufgeschlossen. Wenn sie auch beim ESC2018 mit einem Looper auftritt (was sie wohl öfter macht) und das sonst niemand macht, dann hätte sie schon mal ein Alleinstellungsmerkmal. Dazu kommen moderne elektronische Klänge. Dazu bunte Kostüme, viel Bewegung. Das habe ich gesehen, und das habe ich bei anderen nicht gesehen. Bei anderen waren es bei ähnlicher Performance komplett glatt gebügelte und langweilige Studioproduktionen, die es schon Millionenfach gegeben hat. Jedenfalls sticht das heraus. Aber wie es angenommen wird, weiß man nicht. Das ältere Publikum wird es wahrscheinlich nicht verstehen. Wenn aber mehr jüngere anrufen und abstimmen... Und die Jurys entscheiden wohl auch mit? Auch da, wenn da mehr jüngere Mitglieder sind, die vielleicht auch selber im Home-Studio frickeln und das "Hand-gemachte" erkennen und anerkennen... Naja, das sind halt meine Überlegungen dazu. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ah, okay, danke für die Erklärungen! :)

DJs sind in den letzten Jahren allerdings häufiger geworden. 2008 gab's von Bulgarien schon mal "DJ, Take Me Away"; letztes Jahr hatte Norwegen mist Jowsts "Grab the Moment" eine DJ-Nummer, die natürlich gerade den Nasen in der deutschen Jury gefallen hat. Mal gucken, wie sich die Dame aus Israel im Vergleich dazu schlägt.

 
Ja, ich fand die Nummer nicht mal schlecht. Die haben, glaube ich, auch einen guten Platz bekommen. 10 – sehe ich gerade. Das ist kein schlechter Platz, z.B. verglichen mit Deutschland auf Platz 25. :D
 
Jepp, Top Ten ist immer gut, bei mittlerweile so vielen Teilnehmern. Und von Seiten der Buchmacher sieht das für uns bisher gar nicht mal so unrealistisch aus... :D
 
Wobei "Grab the Moment" auf mich nicht wie eine DJ-Nummer wirkte, sondern wie ein normaler Song. Und im Fall von Israel wäre es eine Live-Performance, in der die Performerin dann wahrscheinlich wie in dem Video den Looper einsetzt und vielleicht sogar, wie in dem Video zu sein scheint, die vorproduzierten Instrumenten-Spuren in Echtzeit zuschaltet. Es kann sein, dass DJ's von heute mehr machen als nur auflegen, etwas dazu quatschen / schreien und irgendwelche Effekte zuschalten. Aber mit richtig singen dazu?... Und wenn die Tracks eigens für die Performance produziert wurden?... DJ-ing ist ja eigentlich die fertig produzierten Platten inkl. Vocals auflegen.
 

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