Strato Incendus
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Alle Jahre wieder lässt uns der NDR die beste Seifenkiste auswählen, um damit bei der europäischen Musikolympiade anzutreten. =D
Hier der offizielle Recap aller Songs zum diesjährigen ESC in Turin. Von vielen Casual-Zuschauern wird der deutsche Beitrag ja gerne nur im Vakuum beurteilt. Aber wann immer man den Kandidaten eines jeweiligen Jahres mit dem Rest vergleicht, ist da relativ schnell abzusehen, dass der Schland-Beitrag (wieder einmal) nicht mithalten können wird. Malik Harris, unserem diesjährigen Kandidaten, scheint das bereits bewusst zu sein, wenn man sich so seine Reaktionen auf die anderen Beiträge anschaut: Die meisten feiert er zwar ab, doch sagt er z.B. konkret bei dem britischen (!) Kandidaten Sam Ryder "F*ck, gegen den muss ich antreten..."
Ich glaube jedenfalls nicht, dass uns diesmal irgendeines der anderen Big Five-Länder (UK, Spanien, Frankreich, Italien) vor dem letzten Platz bewahren wird. Manchmal passiert das stattdessen der Gastgebernation, dass sie Letzte im Finale werden (weil der Gastgeber ja auch automatisch qualifiziert ist). Aber in diesem Fall ist der Gastgeber Italien selbst Big Five-Mitglied, weswegen wir im Finale auch wieder nur 25 Teilnehmer haben werden (wie zuletzt nach dem deutschen Sieg 2010), nicht 26.
Von daher: Selbst, wenn der deutsche Beitrag in den Wettquoten nicht Letzter ist, sondern irgendwo zwischen Platz 25-28, läuft das trotzdem im Finale auf dasselbe Ergebnis hinaus.
Mit den kürzlich umbenannten "Electric Callboy" hätten wir zweifelsohne mehr Aufmerksamkeit erregt - was erstmal das Wichtigste beim ESC ist, um überhaupt im Gedächtnis zu bleiben. Die Kern-Zuschauerschaft hat das auch längst kapiert, nur der NDR nicht, weswegen dieses Jahr die Schelte für unseren Sender besonders heftig war, dass sie diese Metalcore-Band nicht einmal zum Vorentscheid zugelassen haben, sondern bloß 6 gleichermaßen belanglose Radio-Songs.
Da es jedoch zu früh ist, um irgendwelche konkreten Vorhersagen zu machen - das lässt sich erst ab Beginn der Proben langsam absehen - hier erstmal meine persönliche Rangliste:
40.
Weiß nicht, was alle daran so toll finden. Aber immerhin ist es "anders" und fällt auf.
39.
Werden wahrscheinlich viele Sympathiepunkte dieses Jahr bekommen und ggf. sogar gewinnen. Beim Song an sich merkt man allerdings, dass er nur zweite Wahl war, nachdem die eigentliche Siegerin des ukrainischen Vorentscheids ihre Teilnahme wieder zurückziehen musste.
38.
Der Text mag ja Sinn und Verstand haben, aber wenn man es nicht versteht, entgeht einem das, und musikalisch gibt's hier nicht viel zu holen. Wird Zeit, dass es endlich auch bei den ESC-Shows selbst englische Untertitel für die fremdsprachigen Songs gibt - schließlich kennen die Organisatoren ja alle Beiträge lange genug im Vorfeld. Dann müssen sich Künstler nicht mehr entscheiden zwischen "auf Landessprache singen" und "von allen verstanden werden".
37.
Stimmlich nett, aber sonst finde ich es relativ unspektakulär.
36.
Was dem Balkan sein "Inat" (Trotz) und dem Deutschen seine "Gemütlichkeit", ist dem Portugiesen seine "Saudade" (Sehnsucht): Exakt übersetzen lässt sich das wohl schwer. Das ist allerdings genau die Mentalität, die Portugal praktisch jedes Jahr auf die Bühne zu bringen versucht, und irgendwie scheint der Rest von Europa darauf historisch betrachtet meist nicht anzuspringen.
35.
Rumänien versucht sich nach 2004 und 2012 mal wieder an einer Spanien-Imitation. Würden sie einfach in Landessprache singen, würden die Leute wohl genauso merken, dass es eine lateinisch-stämmige Sprache ist.
34.
Musikalisch sehr flat, textlich repetitiv, und die Grimassen sowohl im ersten als auch im neuen Musikvideo helfen auch nicht gerade.
33.
Der Song heißt "That's Rich" - die Aufmachung wirkt ironischerweise für mich aber eher billig. (Und ja, mir ist klar, was die Redewendung eigentlich bedeutet, nämlich "Das ist ein starkes Stück, wenn es von dir kommt." ) Insbesondere der Live-Auftritt im irischen Fernsehen. Ich denke nicht, dass der Song es ins Finale schafft. Rekordsieger Irland wird seine Schlappe im 21. Jahrhundert fortführen, bis Schweden sie eines Tages in der Anzahl der Siege überholt (vielleicht sogar dieses Jahr schon gleichzieht).
32.
Ich schätze, das Divenhafte an diesem Song ist gewollt. Macht ihn aber nicht gerade sympathischer.
31.
Oha, Zypern hat mit den Latin-Imitationen (=den Versuchen, ihren 2. Platz von 2018 mit "Fuego" zu replizieren) aufgehört (sie offenbar an Rumänien abgegeben) und schickt diesmal einen Song, der griechischer klingt als der von Griechenland selbst. Ist halt trotzdem Business-as-Usual.
30.
Plätschert irgendwie so dahin.
29.
Plätschert genauso, ohne Höhepunkt, und vom Genre hätte man bei einem Titel wie "Rockstars" wohl völlig woanders ansetzen müssen. 29. von 40 zu sein, also nicht Letzter insgesamt, liegt immer noch jenseits des letzten Platzes im Finale (25).
28.
Nächster Plätscher-Song, wirkt aber mit Akustikgitarre zumindest etwas natürlicher und ehrlicher.
27.
"Lock me up, lock me down, lock me in, lock me out, lock me sideways." Was wollen uns die Künstler damit sagen? Schwer festzustellen, da sie ihr ursprünglich gedrehtes Video nicht veröffentlicht haben, sondern mit einem "unavailable"-Banner ersetzt haben. Weil es ihnen offenbar laut eigener Aussage in der aktuellen Lage zu unpassend-fröhlich erschien.
26.
Als ich den Song zum ersten Mal gehört habe, kam er mir seltsam "deutsch" vor. Stimmt zwar nicht ganz, aber der "germanische" Anteil überwiegt tatsächlich: Nur die Sängerin ist Tschechin, die beiden im Hintergrund sind zwei Norweger. Norwegen hat ja auch 2017 mit "Grab the Moment" schon mal einen Song ins Rennen geschickt, der meinem Empfinden nach auch aus Deutschland hätte stammen können (und von Deutschland auch mit entsprechend vielen Punkten belohnt wurde).
25.
Das kommt also heraus, wenn Italien Gastgeber ist und erkennbar nicht nochmal gewinnen will. ESC ausrichten ist schließlich teuer. "Leider" landet dieser Song entweder aus Gewohnheit oder aus Verlegenheit trotzdem bei vielen Leuten immer noch in den Top 3. Italien ist das einzige Big Five-Land, das seit seiner Rückkehr 2011 konsistent gute Plätze belegt, obwohl der Bevölkerung der ESC größtenteils egal ist. (Meine beiden italienischen Kollegen in meinem Alter sind logischerweise völlig ohne ESC aufgewachsen, da Italien ja bis 2011 gar nicht teilgenommen hat.) Auch dieser Song klingt - bis auf die Sprache natürlich - ziemlich "deutsch" für mich. Und das Video sieht sogar fast aus, als sei es in Deutschland gedreht worden. Würden wir so etwas schicken, würden wir zurecht in der Versenkung der Vergessenheit verschwinden.
24.
Erinnert mich an "Hour of the Wolf" (aserbaidschanischer Beitrag von 2015). Habe es aber noch nicht oft gehört, da es der letzte Song ist, der bekanntgegeben wurde.
23.
Endlich nochmal auf Niederländisch, ohne dabei so "albern-verspielt" zu sein wie "Ik ben verliefd" von 2010. Musikalisch erinnert es eher an den Siegersong "Arcade", ist aber trotzdem nicht so sehr mein Fall.
22.
Der Titel "Die Together" passt erkennbar eher zur nordeuropäischen Mentalität, denn die Sängerin ist eigentlich aus Norwegen. "My Heart Will Go On" meets "Join Me in Death". Klingt alles etwas glattgebügelt und überproduziert, mal schauen, wie sich das live macht.
21.
Wenn man in Landessprache singt und damit Erfolg haben will, muss die Emotion die Sprachbarriere überwinden (Serbiens "Molitva", Portugals "Amar pelos dois", Jamalas "1944" usw.). Das hier hingegen klingt einfach nur "heruntergesungen": Der Sänger "erzählt", auch vom Tonfall der Stimme, eine Geschichte, die ihm und seiner Band in einer Disco passiert ist. Für den "Herzschmerz", der darin involviert ist, klingt die musikalische Untermalung aber dann eigentlich "zu lässig".
20.
Und hier das genaue Gegenteil: Sehr obskure Metaphern, bei denen man fast schon meinen könnte, der Sänger wolle in den besungenen "River" springen und nie wieder herauskommen. Der erste "Gesangsakrobat", der Polen wahrscheinlich einen der besseren Plätze seiner jüngeren Geschichte verschaffen wird (wenngleich er vielleicht auch nicht mit dem "Ohrwurm- und Mitsing-Faktor" eines Michal Szpak mit "Color of Your Life" mithalten können wird).
19.
Italiens kleiner Bruder macht unverschämt den Sieger des letzten Jahres nach. Aber San Marino darf das, da ist man froh über jeden Song, der nicht komplett von außen eingekauft ist. Außerdem gibt es diesmal erstaunlich wenige "Nachahmungstäter". Die Anzahl der Rockbands hält sich doch erstaunlich in Grenzen. Nach dem Sieg von Lordi 2006 sah das im Folgejahr 2007 anders aus.
18.
Okay, hier ist eine Punkrock-Girlband, wobei der Song jedoch relativ zahm bleibt. Und das Töne-Treffen müsste man auch nochmal üben.
17.
Sowohl der Song als auch die Inszenierung wirken irgendwie, als könnten sie aus den 90ern stammen. Weicht damit aber für mich angenehm von all dem hyper-modernen, international-standardisierten Zeug ab.
16.
Auch Albanien macht "Business as usual". Diesmal allerdings mit Rap-Einlage. Naja, ob das dem Song jetzt gut tut...
15.
Hier die andere Rockband, die ganz klar als Reaktion auf Italiens Sieg letztes Jahr ausgewählt wurde. Der Song ist allerdings so zahm, ohne Ecken und Kanten, dass sie in den meisten Top-Listen standardmäßig einen der hinteren Plätze belegen. Und die Zeile "they were sending me to war" kommt jetzt wohl auch anders (der Song wurde bereits letztes Jahr im Herbst ausgewählt, mWn war er sogar der allererste für die aktuelle Saison).
14.
Gesangsakrobatik mit einem Song über Mobbing und Ausgeschlossen-Werden aufgrund von Andersartigkeit (deswegen der Titel "We're not the same"). Mal schauen, ob er die emotionale Verbindung zum Publikum auch in den Live-Shows in Turin herstellen kann.
13.
Der Song heißt "Breathe", weil die Sängerin ihre Mutter an Corona verloren hat. Also durchaus ein Thema, das viele ansprechen könnte. Allerdings hätte es auf Montenigrinisch / Serbokroatisch vermutlich besser funktioniert, denn einige Vokabular-Entscheidungen im Englischen sind nur bedingt nachvollziehbar. Man kann sich vielleicht denken, welche Verhaltensweisen sie konkret "unforgivable" findet, aber letzten Endes muss man sich das selbst herleiten.
12.
Nachdem die Schweiz zwei Jahre infolge einen Kandidaten namens "Gjon's Tears" geschickt hat, ist der Titel "Boys Do Cry" wohl eher weniger überraschend. Der Song könnte wie manche andere die Gefahr laufen, zu ruhig zu sein. Kommt aber immerhin weitgehend ohne künstliche Theatralik aus, sondern ist ruhig auf eine "ehrlichere" Weise.
11.
Nachdem sich so viele andere Länder an halbherzigen Latin-Imitationen versucht haben, hat Spanien sich wohl gedacht (bzw. die Jury mehr als das spanische Publikum), sie wollen uns nochmal zeigen, wie das richtig geht. Deswegen auch eine gebürtige Kubanerin ins Rennen geschickt. (Interessant ist, dass sie im Song selbst die lateinamerikanische Aussprache verwendet, im Interview aber natürlich europäisches Spanisch spricht, weil sie ja dort aufgewachsen ist. Sehen wir etwa im spanischsprachigen Raum mittlerweile einen ähnlichen Effekt wie bei britischen Sängern, die im Lied selbst dann so tun, als wären sie Amis? =D ) 2004 haben sie mit "Para llenarme di ti" auf jeden Fall mit der "Latin, aber richtig" schonmal gute Erfahrungen gemacht (Top Ten-Platz). Chanel gilt dementsprechend dieses Jahr als eine der Favoritinnen.
10.
"Eat your salad, save the planet, being green is sexy as f***." Was erstmal klingt wie eine Veggie-Predigt-Hymne, entpuppt sich, wenn man die Strophe mit dazunimmt, als gewollt provokativ. ("Instead of meat, I eat veggies and p****.") Vielleicht möchte man sich bewusst von den "Berufsempörten" der heutigen Social-Media-Generation absetzen? =D
09.
"I'm up in space, MAAAAN!" Na also, liebes UK, es geht doch! Die Weltraum-Metaphern könnten sicherlich etwas tiefgründiger sein als "I've searched around the universe, been down some black holes...". Aber im Fokus steht hier ganz klar das Gesangstalent. Sich einfach nochmal trauen, positiv aufzufallen.
08.
Malta hat mal wieder einfach frech den Song nach dem Vorentscheid ausgetauscht (wie zuletzt 2016): Der ursprüngliche Beitrag für dieses Jahr hieß "Out of Sight", aber offenbar wurde damit nur die Sängerin gewählt; der jetzige Song heißt "I Am What I Am". Man merkt hier stark eine Orientierung an diversen Songs aus vergangenen Editionen des schwedischen Vorentscheids Melodifestivalen ("Move" von den Mamas und "Little Tot" von Dotter). Tatsächlich waren einige der Komponisten wohl auch daran beteiligt. Der Song ist mehr so mein "Guilty Pleasure" dieses Jahr. Denn leider geht er ins Ohr, obwohl er ziemlich generisch ist, und die Inszenierung des Musikvideos auch eher, wie man Neudeutsch sagt, "cringe". Einerseits glaube ich, der Song würde am besten funktionieren, wenn es nur Emma und ihr Klavier auf der Bühne wären. Aber andererseits passt das natürlich nicht zum Text, mit der ganzen soziale-Akzeptanz-Komponente. Hier müssen sie sich sehr genau überlegen, wie sie das auf die Bühne bringen, ohne dass es kitschig und "zu gewollt" wirkt.
07.
Endlich mal eine schnellere Nummer, die auch ins Ohr geht! Klingt halt überproduziert wie sonst was. Für das Dance-Genre sicherlich üblich, aber auf der Bühne muss zumindest Leadsängerin Pia ihren Part noch live hinbekommen. Auch, wenn dank der schwedischen Produzenten ja mittlerweile wie auch beim Melodifestivalen die Background Vocals vom Band kommen dürfen. Im Zweifel einfach so viele Overdubs übereinander layern und das als "Background Vocals" bezeichnen, dass man es gar nicht merken würde, wenn mal der Leadgesang ausfällt. Den Trick haben auch andere schon benutzt.
06.
Das dürfte das erste Mal sein, dass ich in all den Jahren die litauische Sprache beim ESC für einen ganzen Song zu hören bekomme. (2018 war es nur die letzte Strophe des damaligen Beitrags). Ich würde diesen Song mit einem Wort als "süffig" bezeichnen. =D Zwar nicht im selben Stil wie "Summer Wine" oder "Borderline" von The 69 Eyes, aber trotzdem etwas, was irgendwie nach verrauchter Bar klingt. Das ist eben genau so ein Beispiel, wo das Gefühl die Sprachbarriere überwindet.
05.
Zdob și Zdub (ein rein lautmalerischer Bandname) mit ihrer mittlerweile dritten Teilnahme. Sie waren u.a. auch 2011 in Düsseldorf zu sehen, damals mit langen Hüten und einer rosa Fee auf einem Einrand. Damals überwiegten die Ska-Elemente mit diversen Blechbläsern; diesmal ist es eher ein schneller Folk-Song mit Geige und Akkordeon. Diesmal singen sie über einen Zug, der von Chișinău nach Bukarest fährt, also die beiden rumänischsprachigen Länder wieder verbindet. Einige Zeilen des Textes stellen auch infrage, ob das überhaupt zwei getrennte Länder seien. Jeder kann sich überlegen, wer sich über diese Überlegung freuen dürfte und wer vielleicht eher nicht. ^^
04.
Schweden ist mal wieder Favorit, diesmal allerdings mMn verdienter. Statt einer von vorne bis hinten komplett mit taktischem Kalkül durchdachten und durchproduzierten Tanznummer vom nächsten nordischen Sunnyboy haben wir diesmal einen Song von einer Sängerin, der überraschend ehrlich wirkt. Mein Bruder und ich haben wie jedes Jahr den gesamten schwedischen Vorentscheid mitverfolgt, und "Hold Me Closer" war der erste, der uns hat aufhorchen lassen. Zwar nicht direkt auf dem Level von "das wird Melodifestivalen gewinnen", geschweigedenn den ganzen Contest. Aber wenn die Konkurrenz ausreichend schwach ist, kann es hier durchaus zum siebten schwedischen Sieg reichen. Und das würde ich ihnen diesmal in der Tat auch gönnen.
03.
Die Finnen dürften die einzigen sein, die eine relativ bekannte Band ins Rennen schickt: The Rasmus kennt man hierzulande wohl hauptsächlich nur für "In the Shadows", von Anfang des Jahrhunderts. Deshalb war ich etwas überrascht, dass die immer noch aktiv sind. Die Live-Vocals könnten sicherlich kraftvoller sein. Aber der von Meat-Loaf-Komponist Desmond Child mitgeschriebene Song "Jezebel" rangiert in derselben Tonhöhe wie "In the Shadows" selbst, und dafür ist es doch erstmal löblich, dass der Leadsänger auch nach all den Jahren das immer noch relativ verlässlich packt.
02.
Ein Estne armenischer Herkunft springt in die Country-Nische, die sonst normalerweise die Niederlande besetzen. Auch dieser Song hat etwas "Süffiges"; in der Strophe ist der Sänger teilweise relativ schwer zu verstehen. Aber das passt natürlich zur Atmosphäre. Warum die gerade auf Western gelegt wurde, muss man sich dazudenken. Vielleicht ist der Titel "Hope" für ihn mit historisch gesehen "amerikanischem Pioniergeist" besetzt? In der Bridge wird die simple wie eingängige Message jedenfalls oft genug wiederholt, dass das in der aktuellen Lage durchaus viele Menschen ansprechen könnte. Dass es gewinnt, bezweifle ich, aber es könnte ein sogenanntes "Dark Horse" sein - also ein potentieller Kandidat auf den Sieg, den niemand auf dem Schirm hat.
01.
Keith und Jim, genannt "Subwoolfer" mit einer SciFi-Version von Rotkäppchen: Angeblich kommen die zwei vom Mond und singen einen Tanz-Song über einen Wolf, dem man eine Banane geben soll, damit er die eigene Großmutter nicht frisst. Und der Refrain besteht dann nur aus einer langen Reihe von "Yum, yum" ("lecker, lecker!").
Das ist genau die Art von Gaga-Nummer, für die man den ESC als Trash-Format liebt. =D Und für mich damit eine Erinnerung an die "guten alten Zeiten", bevor die meisten Länder auf "ernste Songs mit pseudo-tiefgründiger Message" umgeschaltet haben. Da diese beiden Typen ihre gelben Wolfsmasken nie abnehmen, wird natürlich wie auch damals bei Lordi darüber gerätselt, wer sich hinter dem Duo verbergen könnte. Da sie direkt für das norwegische Finale gesetzt waren, obwohl sie doch vermeintlich Newcomer sind, haben einige den Verdacht, dass hinter Subwoolfer eigentlich Ylvis stecken, die Macher von "What Does the Fox Say?" Diesmal dann eben mit Wolf statt mit Fuchs. Man darf gespannt sein, ob sie das vielleicht nach dem diesjährigen ESC-Finale enthüllen werden...
Falls sich jemand fragt oder es noch nicht mitbekommen hat:
wurde vom diesjährigen ESC ausgeschlossen.
wurde bereits letztes Jahr disqualifiziert, da beide Beiträge, die sie für 2021 hatten ins Rennen schicken wollen, textlich gegen die EBU-Regeln verstießen. Seitdem wurden sie bislang nicht wieder "reingelassen".
Eine Teilnahme von (Kasachstan) ist seit mehreren Jahren im Gespräch, doch dazu ist es auch diesmal nicht gekommen.
Man darf gespannt sein, was der Mai bringt...
Hier der offizielle Recap aller Songs zum diesjährigen ESC in Turin. Von vielen Casual-Zuschauern wird der deutsche Beitrag ja gerne nur im Vakuum beurteilt. Aber wann immer man den Kandidaten eines jeweiligen Jahres mit dem Rest vergleicht, ist da relativ schnell abzusehen, dass der Schland-Beitrag (wieder einmal) nicht mithalten können wird. Malik Harris, unserem diesjährigen Kandidaten, scheint das bereits bewusst zu sein, wenn man sich so seine Reaktionen auf die anderen Beiträge anschaut: Die meisten feiert er zwar ab, doch sagt er z.B. konkret bei dem britischen (!) Kandidaten Sam Ryder "F*ck, gegen den muss ich antreten..."
Ich glaube jedenfalls nicht, dass uns diesmal irgendeines der anderen Big Five-Länder (UK, Spanien, Frankreich, Italien) vor dem letzten Platz bewahren wird. Manchmal passiert das stattdessen der Gastgebernation, dass sie Letzte im Finale werden (weil der Gastgeber ja auch automatisch qualifiziert ist). Aber in diesem Fall ist der Gastgeber Italien selbst Big Five-Mitglied, weswegen wir im Finale auch wieder nur 25 Teilnehmer haben werden (wie zuletzt nach dem deutschen Sieg 2010), nicht 26.
Von daher: Selbst, wenn der deutsche Beitrag in den Wettquoten nicht Letzter ist, sondern irgendwo zwischen Platz 25-28, läuft das trotzdem im Finale auf dasselbe Ergebnis hinaus.
Mit den kürzlich umbenannten "Electric Callboy" hätten wir zweifelsohne mehr Aufmerksamkeit erregt - was erstmal das Wichtigste beim ESC ist, um überhaupt im Gedächtnis zu bleiben. Die Kern-Zuschauerschaft hat das auch längst kapiert, nur der NDR nicht, weswegen dieses Jahr die Schelte für unseren Sender besonders heftig war, dass sie diese Metalcore-Band nicht einmal zum Vorentscheid zugelassen haben, sondern bloß 6 gleichermaßen belanglose Radio-Songs.
Da es jedoch zu früh ist, um irgendwelche konkreten Vorhersagen zu machen - das lässt sich erst ab Beginn der Proben langsam absehen - hier erstmal meine persönliche Rangliste:
40.
Weiß nicht, was alle daran so toll finden. Aber immerhin ist es "anders" und fällt auf.
39.
Werden wahrscheinlich viele Sympathiepunkte dieses Jahr bekommen und ggf. sogar gewinnen. Beim Song an sich merkt man allerdings, dass er nur zweite Wahl war, nachdem die eigentliche Siegerin des ukrainischen Vorentscheids ihre Teilnahme wieder zurückziehen musste.
38.
Der Text mag ja Sinn und Verstand haben, aber wenn man es nicht versteht, entgeht einem das, und musikalisch gibt's hier nicht viel zu holen. Wird Zeit, dass es endlich auch bei den ESC-Shows selbst englische Untertitel für die fremdsprachigen Songs gibt - schließlich kennen die Organisatoren ja alle Beiträge lange genug im Vorfeld. Dann müssen sich Künstler nicht mehr entscheiden zwischen "auf Landessprache singen" und "von allen verstanden werden".
37.
Stimmlich nett, aber sonst finde ich es relativ unspektakulär.
36.
Was dem Balkan sein "Inat" (Trotz) und dem Deutschen seine "Gemütlichkeit", ist dem Portugiesen seine "Saudade" (Sehnsucht): Exakt übersetzen lässt sich das wohl schwer. Das ist allerdings genau die Mentalität, die Portugal praktisch jedes Jahr auf die Bühne zu bringen versucht, und irgendwie scheint der Rest von Europa darauf historisch betrachtet meist nicht anzuspringen.
35.
Rumänien versucht sich nach 2004 und 2012 mal wieder an einer Spanien-Imitation. Würden sie einfach in Landessprache singen, würden die Leute wohl genauso merken, dass es eine lateinisch-stämmige Sprache ist.
34.
Musikalisch sehr flat, textlich repetitiv, und die Grimassen sowohl im ersten als auch im neuen Musikvideo helfen auch nicht gerade.
33.
Der Song heißt "That's Rich" - die Aufmachung wirkt ironischerweise für mich aber eher billig. (Und ja, mir ist klar, was die Redewendung eigentlich bedeutet, nämlich "Das ist ein starkes Stück, wenn es von dir kommt." ) Insbesondere der Live-Auftritt im irischen Fernsehen. Ich denke nicht, dass der Song es ins Finale schafft. Rekordsieger Irland wird seine Schlappe im 21. Jahrhundert fortführen, bis Schweden sie eines Tages in der Anzahl der Siege überholt (vielleicht sogar dieses Jahr schon gleichzieht).
32.
Ich schätze, das Divenhafte an diesem Song ist gewollt. Macht ihn aber nicht gerade sympathischer.
31.
Oha, Zypern hat mit den Latin-Imitationen (=den Versuchen, ihren 2. Platz von 2018 mit "Fuego" zu replizieren) aufgehört (sie offenbar an Rumänien abgegeben) und schickt diesmal einen Song, der griechischer klingt als der von Griechenland selbst. Ist halt trotzdem Business-as-Usual.
30.
Plätschert irgendwie so dahin.
29.
Plätschert genauso, ohne Höhepunkt, und vom Genre hätte man bei einem Titel wie "Rockstars" wohl völlig woanders ansetzen müssen. 29. von 40 zu sein, also nicht Letzter insgesamt, liegt immer noch jenseits des letzten Platzes im Finale (25).
28.
Nächster Plätscher-Song, wirkt aber mit Akustikgitarre zumindest etwas natürlicher und ehrlicher.
27.
"Lock me up, lock me down, lock me in, lock me out, lock me sideways." Was wollen uns die Künstler damit sagen? Schwer festzustellen, da sie ihr ursprünglich gedrehtes Video nicht veröffentlicht haben, sondern mit einem "unavailable"-Banner ersetzt haben. Weil es ihnen offenbar laut eigener Aussage in der aktuellen Lage zu unpassend-fröhlich erschien.
26.
Als ich den Song zum ersten Mal gehört habe, kam er mir seltsam "deutsch" vor. Stimmt zwar nicht ganz, aber der "germanische" Anteil überwiegt tatsächlich: Nur die Sängerin ist Tschechin, die beiden im Hintergrund sind zwei Norweger. Norwegen hat ja auch 2017 mit "Grab the Moment" schon mal einen Song ins Rennen geschickt, der meinem Empfinden nach auch aus Deutschland hätte stammen können (und von Deutschland auch mit entsprechend vielen Punkten belohnt wurde).
25.
Das kommt also heraus, wenn Italien Gastgeber ist und erkennbar nicht nochmal gewinnen will. ESC ausrichten ist schließlich teuer. "Leider" landet dieser Song entweder aus Gewohnheit oder aus Verlegenheit trotzdem bei vielen Leuten immer noch in den Top 3. Italien ist das einzige Big Five-Land, das seit seiner Rückkehr 2011 konsistent gute Plätze belegt, obwohl der Bevölkerung der ESC größtenteils egal ist. (Meine beiden italienischen Kollegen in meinem Alter sind logischerweise völlig ohne ESC aufgewachsen, da Italien ja bis 2011 gar nicht teilgenommen hat.) Auch dieser Song klingt - bis auf die Sprache natürlich - ziemlich "deutsch" für mich. Und das Video sieht sogar fast aus, als sei es in Deutschland gedreht worden. Würden wir so etwas schicken, würden wir zurecht in der Versenkung der Vergessenheit verschwinden.
24.
Erinnert mich an "Hour of the Wolf" (aserbaidschanischer Beitrag von 2015). Habe es aber noch nicht oft gehört, da es der letzte Song ist, der bekanntgegeben wurde.
23.
Endlich nochmal auf Niederländisch, ohne dabei so "albern-verspielt" zu sein wie "Ik ben verliefd" von 2010. Musikalisch erinnert es eher an den Siegersong "Arcade", ist aber trotzdem nicht so sehr mein Fall.
22.
Der Titel "Die Together" passt erkennbar eher zur nordeuropäischen Mentalität, denn die Sängerin ist eigentlich aus Norwegen. "My Heart Will Go On" meets "Join Me in Death". Klingt alles etwas glattgebügelt und überproduziert, mal schauen, wie sich das live macht.
21.
Wenn man in Landessprache singt und damit Erfolg haben will, muss die Emotion die Sprachbarriere überwinden (Serbiens "Molitva", Portugals "Amar pelos dois", Jamalas "1944" usw.). Das hier hingegen klingt einfach nur "heruntergesungen": Der Sänger "erzählt", auch vom Tonfall der Stimme, eine Geschichte, die ihm und seiner Band in einer Disco passiert ist. Für den "Herzschmerz", der darin involviert ist, klingt die musikalische Untermalung aber dann eigentlich "zu lässig".
20.
Und hier das genaue Gegenteil: Sehr obskure Metaphern, bei denen man fast schon meinen könnte, der Sänger wolle in den besungenen "River" springen und nie wieder herauskommen. Der erste "Gesangsakrobat", der Polen wahrscheinlich einen der besseren Plätze seiner jüngeren Geschichte verschaffen wird (wenngleich er vielleicht auch nicht mit dem "Ohrwurm- und Mitsing-Faktor" eines Michal Szpak mit "Color of Your Life" mithalten können wird).
19.
Italiens kleiner Bruder macht unverschämt den Sieger des letzten Jahres nach. Aber San Marino darf das, da ist man froh über jeden Song, der nicht komplett von außen eingekauft ist. Außerdem gibt es diesmal erstaunlich wenige "Nachahmungstäter". Die Anzahl der Rockbands hält sich doch erstaunlich in Grenzen. Nach dem Sieg von Lordi 2006 sah das im Folgejahr 2007 anders aus.
18.
Okay, hier ist eine Punkrock-Girlband, wobei der Song jedoch relativ zahm bleibt. Und das Töne-Treffen müsste man auch nochmal üben.
17.
Sowohl der Song als auch die Inszenierung wirken irgendwie, als könnten sie aus den 90ern stammen. Weicht damit aber für mich angenehm von all dem hyper-modernen, international-standardisierten Zeug ab.
16.
Auch Albanien macht "Business as usual". Diesmal allerdings mit Rap-Einlage. Naja, ob das dem Song jetzt gut tut...
15.
Hier die andere Rockband, die ganz klar als Reaktion auf Italiens Sieg letztes Jahr ausgewählt wurde. Der Song ist allerdings so zahm, ohne Ecken und Kanten, dass sie in den meisten Top-Listen standardmäßig einen der hinteren Plätze belegen. Und die Zeile "they were sending me to war" kommt jetzt wohl auch anders (der Song wurde bereits letztes Jahr im Herbst ausgewählt, mWn war er sogar der allererste für die aktuelle Saison).
14.
Gesangsakrobatik mit einem Song über Mobbing und Ausgeschlossen-Werden aufgrund von Andersartigkeit (deswegen der Titel "We're not the same"). Mal schauen, ob er die emotionale Verbindung zum Publikum auch in den Live-Shows in Turin herstellen kann.
13.
Der Song heißt "Breathe", weil die Sängerin ihre Mutter an Corona verloren hat. Also durchaus ein Thema, das viele ansprechen könnte. Allerdings hätte es auf Montenigrinisch / Serbokroatisch vermutlich besser funktioniert, denn einige Vokabular-Entscheidungen im Englischen sind nur bedingt nachvollziehbar. Man kann sich vielleicht denken, welche Verhaltensweisen sie konkret "unforgivable" findet, aber letzten Endes muss man sich das selbst herleiten.
12.
Nachdem die Schweiz zwei Jahre infolge einen Kandidaten namens "Gjon's Tears" geschickt hat, ist der Titel "Boys Do Cry" wohl eher weniger überraschend. Der Song könnte wie manche andere die Gefahr laufen, zu ruhig zu sein. Kommt aber immerhin weitgehend ohne künstliche Theatralik aus, sondern ist ruhig auf eine "ehrlichere" Weise.
11.
Nachdem sich so viele andere Länder an halbherzigen Latin-Imitationen versucht haben, hat Spanien sich wohl gedacht (bzw. die Jury mehr als das spanische Publikum), sie wollen uns nochmal zeigen, wie das richtig geht. Deswegen auch eine gebürtige Kubanerin ins Rennen geschickt. (Interessant ist, dass sie im Song selbst die lateinamerikanische Aussprache verwendet, im Interview aber natürlich europäisches Spanisch spricht, weil sie ja dort aufgewachsen ist. Sehen wir etwa im spanischsprachigen Raum mittlerweile einen ähnlichen Effekt wie bei britischen Sängern, die im Lied selbst dann so tun, als wären sie Amis? =D ) 2004 haben sie mit "Para llenarme di ti" auf jeden Fall mit der "Latin, aber richtig" schonmal gute Erfahrungen gemacht (Top Ten-Platz). Chanel gilt dementsprechend dieses Jahr als eine der Favoritinnen.
10.
"Eat your salad, save the planet, being green is sexy as f***." Was erstmal klingt wie eine Veggie-Predigt-Hymne, entpuppt sich, wenn man die Strophe mit dazunimmt, als gewollt provokativ. ("Instead of meat, I eat veggies and p****.") Vielleicht möchte man sich bewusst von den "Berufsempörten" der heutigen Social-Media-Generation absetzen? =D
09.
"I'm up in space, MAAAAN!" Na also, liebes UK, es geht doch! Die Weltraum-Metaphern könnten sicherlich etwas tiefgründiger sein als "I've searched around the universe, been down some black holes...". Aber im Fokus steht hier ganz klar das Gesangstalent. Sich einfach nochmal trauen, positiv aufzufallen.
08.
Malta hat mal wieder einfach frech den Song nach dem Vorentscheid ausgetauscht (wie zuletzt 2016): Der ursprüngliche Beitrag für dieses Jahr hieß "Out of Sight", aber offenbar wurde damit nur die Sängerin gewählt; der jetzige Song heißt "I Am What I Am". Man merkt hier stark eine Orientierung an diversen Songs aus vergangenen Editionen des schwedischen Vorentscheids Melodifestivalen ("Move" von den Mamas und "Little Tot" von Dotter). Tatsächlich waren einige der Komponisten wohl auch daran beteiligt. Der Song ist mehr so mein "Guilty Pleasure" dieses Jahr. Denn leider geht er ins Ohr, obwohl er ziemlich generisch ist, und die Inszenierung des Musikvideos auch eher, wie man Neudeutsch sagt, "cringe". Einerseits glaube ich, der Song würde am besten funktionieren, wenn es nur Emma und ihr Klavier auf der Bühne wären. Aber andererseits passt das natürlich nicht zum Text, mit der ganzen soziale-Akzeptanz-Komponente. Hier müssen sie sich sehr genau überlegen, wie sie das auf die Bühne bringen, ohne dass es kitschig und "zu gewollt" wirkt.
07.
Endlich mal eine schnellere Nummer, die auch ins Ohr geht! Klingt halt überproduziert wie sonst was. Für das Dance-Genre sicherlich üblich, aber auf der Bühne muss zumindest Leadsängerin Pia ihren Part noch live hinbekommen. Auch, wenn dank der schwedischen Produzenten ja mittlerweile wie auch beim Melodifestivalen die Background Vocals vom Band kommen dürfen. Im Zweifel einfach so viele Overdubs übereinander layern und das als "Background Vocals" bezeichnen, dass man es gar nicht merken würde, wenn mal der Leadgesang ausfällt. Den Trick haben auch andere schon benutzt.
06.
Das dürfte das erste Mal sein, dass ich in all den Jahren die litauische Sprache beim ESC für einen ganzen Song zu hören bekomme. (2018 war es nur die letzte Strophe des damaligen Beitrags). Ich würde diesen Song mit einem Wort als "süffig" bezeichnen. =D Zwar nicht im selben Stil wie "Summer Wine" oder "Borderline" von The 69 Eyes, aber trotzdem etwas, was irgendwie nach verrauchter Bar klingt. Das ist eben genau so ein Beispiel, wo das Gefühl die Sprachbarriere überwindet.
05.
Zdob și Zdub (ein rein lautmalerischer Bandname) mit ihrer mittlerweile dritten Teilnahme. Sie waren u.a. auch 2011 in Düsseldorf zu sehen, damals mit langen Hüten und einer rosa Fee auf einem Einrand. Damals überwiegten die Ska-Elemente mit diversen Blechbläsern; diesmal ist es eher ein schneller Folk-Song mit Geige und Akkordeon. Diesmal singen sie über einen Zug, der von Chișinău nach Bukarest fährt, also die beiden rumänischsprachigen Länder wieder verbindet. Einige Zeilen des Textes stellen auch infrage, ob das überhaupt zwei getrennte Länder seien. Jeder kann sich überlegen, wer sich über diese Überlegung freuen dürfte und wer vielleicht eher nicht. ^^
04.
Schweden ist mal wieder Favorit, diesmal allerdings mMn verdienter. Statt einer von vorne bis hinten komplett mit taktischem Kalkül durchdachten und durchproduzierten Tanznummer vom nächsten nordischen Sunnyboy haben wir diesmal einen Song von einer Sängerin, der überraschend ehrlich wirkt. Mein Bruder und ich haben wie jedes Jahr den gesamten schwedischen Vorentscheid mitverfolgt, und "Hold Me Closer" war der erste, der uns hat aufhorchen lassen. Zwar nicht direkt auf dem Level von "das wird Melodifestivalen gewinnen", geschweigedenn den ganzen Contest. Aber wenn die Konkurrenz ausreichend schwach ist, kann es hier durchaus zum siebten schwedischen Sieg reichen. Und das würde ich ihnen diesmal in der Tat auch gönnen.
03.
Die Finnen dürften die einzigen sein, die eine relativ bekannte Band ins Rennen schickt: The Rasmus kennt man hierzulande wohl hauptsächlich nur für "In the Shadows", von Anfang des Jahrhunderts. Deshalb war ich etwas überrascht, dass die immer noch aktiv sind. Die Live-Vocals könnten sicherlich kraftvoller sein. Aber der von Meat-Loaf-Komponist Desmond Child mitgeschriebene Song "Jezebel" rangiert in derselben Tonhöhe wie "In the Shadows" selbst, und dafür ist es doch erstmal löblich, dass der Leadsänger auch nach all den Jahren das immer noch relativ verlässlich packt.
02.
Ein Estne armenischer Herkunft springt in die Country-Nische, die sonst normalerweise die Niederlande besetzen. Auch dieser Song hat etwas "Süffiges"; in der Strophe ist der Sänger teilweise relativ schwer zu verstehen. Aber das passt natürlich zur Atmosphäre. Warum die gerade auf Western gelegt wurde, muss man sich dazudenken. Vielleicht ist der Titel "Hope" für ihn mit historisch gesehen "amerikanischem Pioniergeist" besetzt? In der Bridge wird die simple wie eingängige Message jedenfalls oft genug wiederholt, dass das in der aktuellen Lage durchaus viele Menschen ansprechen könnte. Dass es gewinnt, bezweifle ich, aber es könnte ein sogenanntes "Dark Horse" sein - also ein potentieller Kandidat auf den Sieg, den niemand auf dem Schirm hat.
01.
Keith und Jim, genannt "Subwoolfer" mit einer SciFi-Version von Rotkäppchen: Angeblich kommen die zwei vom Mond und singen einen Tanz-Song über einen Wolf, dem man eine Banane geben soll, damit er die eigene Großmutter nicht frisst. Und der Refrain besteht dann nur aus einer langen Reihe von "Yum, yum" ("lecker, lecker!").
Das ist genau die Art von Gaga-Nummer, für die man den ESC als Trash-Format liebt. =D Und für mich damit eine Erinnerung an die "guten alten Zeiten", bevor die meisten Länder auf "ernste Songs mit pseudo-tiefgründiger Message" umgeschaltet haben. Da diese beiden Typen ihre gelben Wolfsmasken nie abnehmen, wird natürlich wie auch damals bei Lordi darüber gerätselt, wer sich hinter dem Duo verbergen könnte. Da sie direkt für das norwegische Finale gesetzt waren, obwohl sie doch vermeintlich Newcomer sind, haben einige den Verdacht, dass hinter Subwoolfer eigentlich Ylvis stecken, die Macher von "What Does the Fox Say?" Diesmal dann eben mit Wolf statt mit Fuchs. Man darf gespannt sein, ob sie das vielleicht nach dem diesjährigen ESC-Finale enthüllen werden...
Falls sich jemand fragt oder es noch nicht mitbekommen hat:
wurde vom diesjährigen ESC ausgeschlossen.
wurde bereits letztes Jahr disqualifiziert, da beide Beiträge, die sie für 2021 hatten ins Rennen schicken wollen, textlich gegen die EBU-Regeln verstießen. Seitdem wurden sie bislang nicht wieder "reingelassen".
Eine Teilnahme von (Kasachstan) ist seit mehreren Jahren im Gespräch, doch dazu ist es auch diesmal nicht gekommen.
Man darf gespannt sein, was der Mai bringt...
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