Eurovision Song Contest (ESC) 2022 in Turin

Strato Incendus
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Alle Jahre wieder lässt uns der NDR die beste Seifenkiste auswählen, um damit bei der europäischen Musikolympiade anzutreten. =D

Hier der offizielle Recap aller Songs zum diesjährigen ESC in Turin. Von vielen Casual-Zuschauern wird der deutsche Beitrag ja gerne nur im Vakuum beurteilt. Aber wann immer man den Kandidaten eines jeweiligen Jahres mit dem Rest vergleicht, ist da relativ schnell abzusehen, dass der Schland-Beitrag (wieder einmal) nicht mithalten können wird. Malik Harris, unserem diesjährigen Kandidaten, scheint das bereits bewusst zu sein, wenn man sich so seine Reaktionen auf die anderen Beiträge anschaut: Die meisten feiert er zwar ab, doch sagt er z.B. konkret bei dem britischen (!) Kandidaten Sam Ryder "F*ck, gegen den muss ich antreten..."



Ich glaube jedenfalls nicht, dass uns diesmal irgendeines der anderen Big Five-Länder (UK, Spanien, Frankreich, Italien) vor dem letzten Platz bewahren wird. ;) Manchmal passiert das stattdessen der Gastgebernation, dass sie Letzte im Finale werden (weil der Gastgeber ja auch automatisch qualifiziert ist). Aber in diesem Fall ist der Gastgeber Italien selbst Big Five-Mitglied, weswegen wir im Finale auch wieder nur 25 Teilnehmer haben werden (wie zuletzt nach dem deutschen Sieg 2010), nicht 26.

Von daher: Selbst, wenn der deutsche Beitrag in den Wettquoten nicht Letzter ist, sondern irgendwo zwischen Platz 25-28, läuft das trotzdem im Finale auf dasselbe Ergebnis hinaus.

Mit den kürzlich umbenannten "Electric Callboy" hätten wir zweifelsohne mehr Aufmerksamkeit erregt - was erstmal das Wichtigste beim ESC ist, um überhaupt im Gedächtnis zu bleiben. Die Kern-Zuschauerschaft hat das auch längst kapiert, nur der NDR nicht, weswegen dieses Jahr die Schelte für unseren Sender besonders heftig war, dass sie diese Metalcore-Band nicht einmal zum Vorentscheid zugelassen haben, sondern bloß 6 gleichermaßen belanglose Radio-Songs.

Da es jedoch zu früh ist, um irgendwelche konkreten Vorhersagen zu machen - das lässt sich erst ab Beginn der Proben langsam absehen - hier erstmal meine persönliche Rangliste:

40. 🇫🇷
Weiß nicht, was alle daran so toll finden. Aber immerhin ist es "anders" und fällt auf.
39. 🇺🇦
Werden wahrscheinlich viele Sympathiepunkte dieses Jahr bekommen und ggf. sogar gewinnen. Beim Song an sich merkt man allerdings, dass er nur zweite Wahl war, nachdem die eigentliche Siegerin des ukrainischen Vorentscheids ihre Teilnahme wieder zurückziehen musste.
38. 🇷🇸
Der Text mag ja Sinn und Verstand haben, aber wenn man es nicht versteht, entgeht einem das, und musikalisch gibt's hier nicht viel zu holen. Wird Zeit, dass es endlich auch bei den ESC-Shows selbst englische Untertitel für die fremdsprachigen Songs gibt - schließlich kennen die Organisatoren ja alle Beiträge lange genug im Vorfeld. Dann müssen sich Künstler nicht mehr entscheiden zwischen "auf Landessprache singen" und "von allen verstanden werden".
37. 🇧🇪
Stimmlich nett, aber sonst finde ich es relativ unspektakulär.
36. 🇵🇹
Was dem Balkan sein "Inat" (Trotz) und dem Deutschen seine "Gemütlichkeit", ist dem Portugiesen seine "Saudade" (Sehnsucht): Exakt übersetzen lässt sich das wohl schwer. Das ist allerdings genau die Mentalität, die Portugal praktisch jedes Jahr auf die Bühne zu bringen versucht, und irgendwie scheint der Rest von Europa darauf historisch betrachtet meist nicht anzuspringen.
35. 🇷🇴
Rumänien versucht sich nach 2004 und 2012 mal wieder an einer Spanien-Imitation. Würden sie einfach in Landessprache singen, würden die Leute wohl genauso merken, dass es eine lateinisch-stämmige Sprache ist.
34. 🇲🇰
Musikalisch sehr flat, textlich repetitiv, und die Grimassen sowohl im ersten als auch im neuen Musikvideo helfen auch nicht gerade.
33. 🇮🇪
Der Song heißt "That's Rich" - die Aufmachung wirkt ironischerweise für mich aber eher billig. (Und ja, mir ist klar, was die Redewendung eigentlich bedeutet, nämlich "Das ist ein starkes Stück, wenn es von dir kommt." ;) ) Insbesondere der Live-Auftritt im irischen Fernsehen. Ich denke nicht, dass der Song es ins Finale schafft. Rekordsieger Irland wird seine Schlappe im 21. Jahrhundert fortführen, bis Schweden sie eines Tages in der Anzahl der Siege überholt (vielleicht sogar dieses Jahr schon gleichzieht).
32. 🇮🇱
Ich schätze, das Divenhafte an diesem Song ist gewollt. Macht ihn aber nicht gerade sympathischer.
31. 🇨🇾
Oha, Zypern hat mit den Latin-Imitationen (=den Versuchen, ihren 2. Platz von 2018 mit "Fuego" zu replizieren) aufgehört (sie offenbar an Rumänien abgegeben) und schickt diesmal einen Song, der griechischer klingt als der von Griechenland selbst. Ist halt trotzdem Business-as-Usual.
30. 🇭🇷
Plätschert irgendwie so dahin.
29. 🇩🇪
Plätschert genauso, ohne Höhepunkt, und vom Genre hätte man bei einem Titel wie "Rockstars" wohl völlig woanders ansetzen müssen. 29. von 40 zu sein, also nicht Letzter insgesamt, liegt immer noch jenseits des letzten Platzes im Finale (25).
28. 🇦🇲
Nächster Plätscher-Song, wirkt aber mit Akustikgitarre zumindest etwas natürlicher und ehrlicher.
27. 🇬🇪
"Lock me up, lock me down, lock me in, lock me out, lock me sideways." Was wollen uns die Künstler damit sagen? Schwer festzustellen, da sie ihr ursprünglich gedrehtes Video nicht veröffentlicht haben, sondern mit einem "unavailable"-Banner ersetzt haben. Weil es ihnen offenbar laut eigener Aussage in der aktuellen Lage zu unpassend-fröhlich erschien.
26. 🇨🇿
Als ich den Song zum ersten Mal gehört habe, kam er mir seltsam "deutsch" vor. Stimmt zwar nicht ganz, aber der "germanische" Anteil überwiegt tatsächlich: Nur die Sängerin ist Tschechin, die beiden im Hintergrund sind zwei Norweger. Norwegen hat ja auch 2017 mit "Grab the Moment" schon mal einen Song ins Rennen geschickt, der meinem Empfinden nach auch aus Deutschland hätte stammen können (und von Deutschland auch mit entsprechend vielen Punkten belohnt wurde).
25. 🇮🇹
Das kommt also heraus, wenn Italien Gastgeber ist und erkennbar nicht nochmal gewinnen will. ESC ausrichten ist schließlich teuer. "Leider" landet dieser Song entweder aus Gewohnheit oder aus Verlegenheit trotzdem bei vielen Leuten immer noch in den Top 3. Italien ist das einzige Big Five-Land, das seit seiner Rückkehr 2011 konsistent gute Plätze belegt, obwohl der Bevölkerung der ESC größtenteils egal ist. (Meine beiden italienischen Kollegen in meinem Alter sind logischerweise völlig ohne ESC aufgewachsen, da Italien ja bis 2011 gar nicht teilgenommen hat.) Auch dieser Song klingt - bis auf die Sprache natürlich - ziemlich "deutsch" für mich. Und das Video sieht sogar fast aus, als sei es in Deutschland gedreht worden. Würden wir so etwas schicken, würden wir zurecht in der Versenkung der Vergessenheit verschwinden.
24. 🇦🇿
Erinnert mich an "Hour of the Wolf" (aserbaidschanischer Beitrag von 2015). Habe es aber noch nicht oft gehört, da es der letzte Song ist, der bekanntgegeben wurde.
23. 🇳🇱
Endlich nochmal auf Niederländisch, ohne dabei so "albern-verspielt" zu sein wie "Ik ben verliefd" von 2010. Musikalisch erinnert es eher an den Siegersong "Arcade", ist aber trotzdem nicht so sehr mein Fall.
22. 🇬🇷
Der Titel "Die Together" passt erkennbar eher zur nordeuropäischen Mentalität, denn die Sängerin ist eigentlich aus Norwegen. "My Heart Will Go On" meets "Join Me in Death". Klingt alles etwas glattgebügelt und überproduziert, mal schauen, wie sich das live macht.
21. 🇸🇮
Wenn man in Landessprache singt und damit Erfolg haben will, muss die Emotion die Sprachbarriere überwinden (Serbiens "Molitva", Portugals "Amar pelos dois", Jamalas "1944" usw.). Das hier hingegen klingt einfach nur "heruntergesungen": Der Sänger "erzählt", auch vom Tonfall der Stimme, eine Geschichte, die ihm und seiner Band in einer Disco passiert ist. Für den "Herzschmerz", der darin involviert ist, klingt die musikalische Untermalung aber dann eigentlich "zu lässig".
20. 🇵🇱
Und hier das genaue Gegenteil: Sehr obskure Metaphern, bei denen man fast schon meinen könnte, der Sänger wolle in den besungenen "River" springen und nie wieder herauskommen. Der erste "Gesangsakrobat", der Polen wahrscheinlich einen der besseren Plätze seiner jüngeren Geschichte verschaffen wird (wenngleich er vielleicht auch nicht mit dem "Ohrwurm- und Mitsing-Faktor" eines Michal Szpak mit "Color of Your Life" mithalten können wird).
19. 🇸🇲
Italiens kleiner Bruder macht unverschämt den Sieger des letzten Jahres nach. Aber San Marino darf das, da ist man froh über jeden Song, der nicht komplett von außen eingekauft ist. Außerdem gibt es diesmal erstaunlich wenige "Nachahmungstäter". Die Anzahl der Rockbands hält sich doch erstaunlich in Grenzen. Nach dem Sieg von Lordi 2006 sah das im Folgejahr 2007 anders aus.
18. 🇩🇰
Okay, hier ist eine Punkrock-Girlband, wobei der Song jedoch relativ zahm bleibt. Und das Töne-Treffen müsste man auch nochmal üben.
17. 🇮🇸
Sowohl der Song als auch die Inszenierung wirken irgendwie, als könnten sie aus den 90ern stammen. Weicht damit aber für mich angenehm von all dem hyper-modernen, international-standardisierten Zeug ab.
16. 🇦🇱
Auch Albanien macht "Business as usual". Diesmal allerdings mit Rap-Einlage. Naja, ob das dem Song jetzt gut tut...
15. 🇧🇬
Hier die andere Rockband, die ganz klar als Reaktion auf Italiens Sieg letztes Jahr ausgewählt wurde. Der Song ist allerdings so zahm, ohne Ecken und Kanten, dass sie in den meisten Top-Listen standardmäßig einen der hinteren Plätze belegen. Und die Zeile "they were sending me to war" kommt jetzt wohl auch anders (der Song wurde bereits letztes Jahr im Herbst ausgewählt, mWn war er sogar der allererste für die aktuelle Saison).
14. 🇦🇺
Gesangsakrobatik mit einem Song über Mobbing und Ausgeschlossen-Werden aufgrund von Andersartigkeit (deswegen der Titel "We're not the same"). Mal schauen, ob er die emotionale Verbindung zum Publikum auch in den Live-Shows in Turin herstellen kann.
13. 🇲🇪
Der Song heißt "Breathe", weil die Sängerin ihre Mutter an Corona verloren hat. Also durchaus ein Thema, das viele ansprechen könnte. Allerdings hätte es auf Montenigrinisch / Serbokroatisch vermutlich besser funktioniert, denn einige Vokabular-Entscheidungen im Englischen sind nur bedingt nachvollziehbar. Man kann sich vielleicht denken, welche Verhaltensweisen sie konkret "unforgivable" findet, aber letzten Endes muss man sich das selbst herleiten.
12. 🇨🇭
Nachdem die Schweiz zwei Jahre infolge einen Kandidaten namens "Gjon's Tears" geschickt hat, ist der Titel "Boys Do Cry" wohl eher weniger überraschend. ;) Der Song könnte wie manche andere die Gefahr laufen, zu ruhig zu sein. Kommt aber immerhin weitgehend ohne künstliche Theatralik aus, sondern ist ruhig auf eine "ehrlichere" Weise.
11. 🇪🇸
Nachdem sich so viele andere Länder an halbherzigen Latin-Imitationen versucht haben, hat Spanien sich wohl gedacht (bzw. die Jury mehr als das spanische Publikum), sie wollen uns nochmal zeigen, wie das richtig geht. Deswegen auch eine gebürtige Kubanerin ins Rennen geschickt. (Interessant ist, dass sie im Song selbst die lateinamerikanische Aussprache verwendet, im Interview aber natürlich europäisches Spanisch spricht, weil sie ja dort aufgewachsen ist. Sehen wir etwa im spanischsprachigen Raum mittlerweile einen ähnlichen Effekt wie bei britischen Sängern, die im Lied selbst dann so tun, als wären sie Amis? =D ) 2004 haben sie mit "Para llenarme di ti" auf jeden Fall mit der "Latin, aber richtig" schonmal gute Erfahrungen gemacht (Top Ten-Platz). Chanel gilt dementsprechend dieses Jahr als eine der Favoritinnen.
10. 🇱🇻
"Eat your salad, save the planet, being green is sexy as f***." Was erstmal klingt wie eine Veggie-Predigt-Hymne, entpuppt sich, wenn man die Strophe mit dazunimmt, als gewollt provokativ. ("Instead of meat, I eat veggies and p****.") Vielleicht möchte man sich bewusst von den "Berufsempörten" der heutigen Social-Media-Generation absetzen? =D
09. 🇬🇧
"I'm up in space, MAAAAN!" Na also, liebes UK, es geht doch! Die Weltraum-Metaphern könnten sicherlich etwas tiefgründiger sein als "I've searched around the universe, been down some black holes...". Aber im Fokus steht hier ganz klar das Gesangstalent. Sich einfach nochmal trauen, positiv aufzufallen.
08. 🇲🇹
Malta hat mal wieder einfach frech den Song nach dem Vorentscheid ausgetauscht (wie zuletzt 2016): Der ursprüngliche Beitrag für dieses Jahr hieß "Out of Sight", aber offenbar wurde damit nur die Sängerin gewählt; der jetzige Song heißt "I Am What I Am". Man merkt hier stark eine Orientierung an diversen Songs aus vergangenen Editionen des schwedischen Vorentscheids Melodifestivalen ("Move" von den Mamas und "Little Tot" von Dotter). Tatsächlich waren einige der Komponisten wohl auch daran beteiligt. Der Song ist mehr so mein "Guilty Pleasure" dieses Jahr. Denn leider geht er ins Ohr, obwohl er ziemlich generisch ist, und die Inszenierung des Musikvideos auch eher, wie man Neudeutsch sagt, "cringe". Einerseits glaube ich, der Song würde am besten funktionieren, wenn es nur Emma und ihr Klavier auf der Bühne wären. Aber andererseits passt das natürlich nicht zum Text, mit der ganzen soziale-Akzeptanz-Komponente. Hier müssen sie sich sehr genau überlegen, wie sie das auf die Bühne bringen, ohne dass es kitschig und "zu gewollt" wirkt.
07. 🇦🇹
Endlich mal eine schnellere Nummer, die auch ins Ohr geht! Klingt halt überproduziert wie sonst was. Für das Dance-Genre sicherlich üblich, aber auf der Bühne muss zumindest Leadsängerin Pia ihren Part noch live hinbekommen. Auch, wenn dank der schwedischen Produzenten ja mittlerweile wie auch beim Melodifestivalen die Background Vocals vom Band kommen dürfen. Im Zweifel einfach so viele Overdubs übereinander layern und das als "Background Vocals" bezeichnen, dass man es gar nicht merken würde, wenn mal der Leadgesang ausfällt. Den Trick haben auch andere schon benutzt.
06. 🇱🇹
Das dürfte das erste Mal sein, dass ich in all den Jahren die litauische Sprache beim ESC für einen ganzen Song zu hören bekomme. (2018 war es nur die letzte Strophe des damaligen Beitrags). Ich würde diesen Song mit einem Wort als "süffig" bezeichnen. =D Zwar nicht im selben Stil wie "Summer Wine" oder "Borderline" von The 69 Eyes, aber trotzdem etwas, was irgendwie nach verrauchter Bar klingt. Das ist eben genau so ein Beispiel, wo das Gefühl die Sprachbarriere überwindet.
05. 🇲🇩
Zdob și Zdub (ein rein lautmalerischer Bandname) mit ihrer mittlerweile dritten Teilnahme. Sie waren u.a. auch 2011 in Düsseldorf zu sehen, damals mit langen Hüten und einer rosa Fee auf einem Einrand. Damals überwiegten die Ska-Elemente mit diversen Blechbläsern; diesmal ist es eher ein schneller Folk-Song mit Geige und Akkordeon. Diesmal singen sie über einen Zug, der von Chișinău nach Bukarest fährt, also die beiden rumänischsprachigen Länder wieder verbindet. Einige Zeilen des Textes stellen auch infrage, ob das überhaupt zwei getrennte Länder seien. Jeder kann sich überlegen, wer sich über diese Überlegung freuen dürfte und wer vielleicht eher nicht. ^^
04. 🇸🇪
Schweden ist mal wieder Favorit, diesmal allerdings mMn verdienter. Statt einer von vorne bis hinten komplett mit taktischem Kalkül durchdachten und durchproduzierten Tanznummer vom nächsten nordischen Sunnyboy haben wir diesmal einen Song von einer Sängerin, der überraschend ehrlich wirkt. Mein Bruder und ich haben wie jedes Jahr den gesamten schwedischen Vorentscheid mitverfolgt, und "Hold Me Closer" war der erste, der uns hat aufhorchen lassen. Zwar nicht direkt auf dem Level von "das wird Melodifestivalen gewinnen", geschweigedenn den ganzen Contest. Aber wenn die Konkurrenz ausreichend schwach ist, kann es hier durchaus zum siebten schwedischen Sieg reichen. Und das würde ich ihnen diesmal in der Tat auch gönnen.
03. 🇫🇮
Die Finnen dürften die einzigen sein, die eine relativ bekannte Band ins Rennen schickt: The Rasmus kennt man hierzulande wohl hauptsächlich nur für "In the Shadows", von Anfang des Jahrhunderts. Deshalb war ich etwas überrascht, dass die immer noch aktiv sind. Die Live-Vocals könnten sicherlich kraftvoller sein. Aber der von Meat-Loaf-Komponist Desmond Child mitgeschriebene Song "Jezebel" rangiert in derselben Tonhöhe wie "In the Shadows" selbst, und dafür ist es doch erstmal löblich, dass der Leadsänger auch nach all den Jahren das immer noch relativ verlässlich packt.
02. 🇪🇪
Ein Estne armenischer Herkunft springt in die Country-Nische, die sonst normalerweise die Niederlande besetzen. Auch dieser Song hat etwas "Süffiges"; in der Strophe ist der Sänger teilweise relativ schwer zu verstehen. Aber das passt natürlich zur Atmosphäre. Warum die gerade auf Western gelegt wurde, muss man sich dazudenken. Vielleicht ist der Titel "Hope" für ihn mit historisch gesehen "amerikanischem Pioniergeist" besetzt? In der Bridge wird die simple wie eingängige Message jedenfalls oft genug wiederholt, dass das in der aktuellen Lage durchaus viele Menschen ansprechen könnte. Dass es gewinnt, bezweifle ich, aber es könnte ein sogenanntes "Dark Horse" sein - also ein potentieller Kandidat auf den Sieg, den niemand auf dem Schirm hat.
01. 🇳🇴
Keith und Jim, genannt "Subwoolfer" mit einer SciFi-Version von Rotkäppchen: Angeblich kommen die zwei vom Mond und singen einen Tanz-Song über einen Wolf, dem man eine Banane geben soll, damit er die eigene Großmutter nicht frisst. Und der Refrain besteht dann nur aus einer langen Reihe von "Yum, yum" ("lecker, lecker!").
Das ist genau die Art von Gaga-Nummer, für die man den ESC als Trash-Format liebt. =D Und für mich damit eine Erinnerung an die "guten alten Zeiten", bevor die meisten Länder auf "ernste Songs mit pseudo-tiefgründiger Message" umgeschaltet haben. Da diese beiden Typen ihre gelben Wolfsmasken nie abnehmen, wird natürlich wie auch damals bei Lordi darüber gerätselt, wer sich hinter dem Duo verbergen könnte. Da sie direkt für das norwegische Finale gesetzt waren, obwohl sie doch vermeintlich Newcomer sind, haben einige den Verdacht, dass hinter Subwoolfer eigentlich Ylvis stecken, die Macher von "What Does the Fox Say?" Diesmal dann eben mit Wolf statt mit Fuchs. Man darf gespannt sein, ob sie das vielleicht nach dem diesjährigen ESC-Finale enthüllen werden...


Falls sich jemand fragt oder es noch nicht mitbekommen hat:
🇷🇺 wurde vom diesjährigen ESC ausgeschlossen.
🇧🇾 wurde bereits letztes Jahr disqualifiziert, da beide Beiträge, die sie für 2021 hatten ins Rennen schicken wollen, textlich gegen die EBU-Regeln verstießen. Seitdem wurden sie bislang nicht wieder "reingelassen".
Eine Teilnahme von 🇰🇿 (Kasachstan) ist seit mehreren Jahren im Gespräch, doch dazu ist es auch diesmal nicht gekommen.


Man darf gespannt sein, was der Mai bringt...
 
Eigenschaft
 
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:mampf:

Ist halt einfach Kult. Ich muss mir vor einem Beitrag aber erst mal alles in Ruhe durch die Ohren gehen lassen.
 
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Seit langem ist der ESC weniger ein Musikwettbewerb als ein europäisches Gruppenerlebnis. Anfangs fand ich das als jemand, der den Wettbewerb seit Ende der Sechziger verfolgt, verstörend. Mittlerweile finde ich das aber völlig okay, wenn die Siegernummer einen Tag später vergessen ist. Es geht um die kollektive, freundliche Party. Sowas ist heutzutage viel wert.
Aus diesem Eventcharakter heraus kann es dieses Jahr, denke ich, gar nicht anders sein, als dass die Ukraine turmhoch gewinnt. Wenigstens wird sie dabei von keiner Nummer musikalisch in den Schatten gestellt. Und sie haben die längste Flöte dabei, die ich je gesehen habe.
 
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Für den ESC fehlt mir die Ausdauer (Beiträge, und erst recht Punktvergabe). :redface:

Anhand der obigen Zusammenfassung mag ich vor allem die Beiträge aus England und der Schweiz.

Bei Bulgarien kam bei mir die Frage auf: Spielen manche Bands da live oder ist das stets Playback? :nix:
 
Ich mag den ESC, weil ich ihn immer gewinnen wollte. Deiner Analyse kann ich nicht richtig folgen, weil mir die Fahnenfarben nicht so schnell geläufig sind. Auch habe ich erst den 1. Vorentscheid gesehen. Meine Punktevergabe hat mit dem Weiterkommen diesmal nichts zu tun. Sonst war mein Gehör oft zuverlässig.
Ich verfolge auch teilweise den American Song Contest. Da gibt es klasse Musik: North Dakota!! Auffallend gut musiziert.
In Europa geht der Trend dahin, dass A- und B-Teil zwei Songs in einem Arrangement sind. Der deutsche Beitrag wird ein deutscher Flopp, aber die besten Songs werden ja rausgewählt, dann fällt es nicht auf.
 
BG: Zumindest live singen war, meine ich, immer Pflicht. Früher schwitzten auch noch richtig Dirigenten unter Kopfhörern.
 
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Mittlerweile gibt es tatsächlich ein Verbot von Live-Instrumenten, weil die das in der kurzen Zeit zwischen den einzelnen Ländern sonst nicht mehr alles umgebaut bekämen.

Bis 2020 mussten die Vocals in der Tat alle live sein. Seit letztem Jahr gibt es die Regel, dass Background Vocals vom Band kommen dürfen und nur der Leadgesang live sein muss. Mit der mMn vorgeschobenen Begründung, das sei für den Fall, dass die Backgroundsänger erkranken, bzw. so könne man eine kleinere Delegation mitnehmen. Erkrankt dann jedoch tatsächlich ein Bandmitglied, musste ja zumindest letztes Jahr bei Island dann doch sowieso die gesamte Band auf dem Hotelzimmer bleiben, und es wurde anstelle des Auftritts eine Videoaufnahme von den Proben abgespielt.

Ich gehe jedenfalls davon aus, dass auch nach dem offiziellen Ende der aktuellen Lage diese Backings-vom-Band-Regel weiter bleiben wird. Genau wie Australiens Teilnahme 2015 ja eigentlich als Einmal-Nummer geplant war zum Jubiläum, seitdem sind sie aber weiterhin jedes Jahr dabei geblieben. :)

An der Backings-vom-Band-Regel jedoch merkt man, dass die Schweden im Produktionsteam mehr und mehr übernehmen - im schwedischen Vorentscheid Melodifestivalen ist es schon seit Jahren Gang und Gäbe, dass Background Vocals vom Band kommen. Das nutzen natürlich immer wieder schwächere Sänger aus, sowohl bei Melodifestivalen als auch jetzt beim ESC selbst, indem sie die gedoppelte Hauptstimme ebenfalls als "Background Vocals" darstellen.

Allerdings gab es das auch schon vorherigen Jahren, dass schwierige Gesangspassagen an die Backgroundsänger abgegeben wurden (z.B. bei Aserbaidschans Samira oder, etwas bekannter, Irlands Jedward). Bloß dass diese Backgroundsänger dann halt noch mit auf der Bühne stehen mussten. Allerdings haben manche sie auch hinter der Bühne versteckt und von da ihre Arbeit machen lassen. :D
 
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Das zweite Halbfinale war deutlich besser als das erste. Diesmal war meine interne Liste wieder nah am Ergebnis, also die Besten wurden nicht rausgekickt. Die Big 5 dazu, außer ..., das wird spannend.
Was mich noch mehr freut ist, dass in Amerika das Mädchen mit den blauen Haaren gewonnen hat. Gewusst ist gekonnt. Und North Dakota ist immerhin 9. geworden.
Schade, wenn beim ESC ein musikalisch unterdurchschnittlicher Song gewinnt. Ein interessantes Sozialexperiment.
Ich vergebe meine Punkte auf meiner Liste während die Show läuft.
 
Meine Stimme hätte ich den Niederlanden gegeben.
Okay; ich wohne 20 km von der Grenze entfernt (30 Jahre lang sogar weniger). Sehr guter Text und das Zeug zu einem Ohrwurm.

Durchschnittlich 11,8 Punkte von allen Publikums-Juries. Das ist natürlich eine Hausnummer!
Zumindest war der Song nicht schlecht. Ich bin gespannt was Russland unternimmt, falls die Ukraine den nächsten ESC aus Charkiv, Odessa oder gar Mariupol aus senden will. Ob der ESC dann wegen Luftalarm unterbrochen werden muss???
 
Da ich ein wenig Einblick in die Lage in der UKR durch meinen Beruf habe: Es gibt genug Bereiche in der UKR, da läuft das Leben weiter, als gäbe es keinen Krieg.
 
In einem Paralleluniversum haben ELECTRIC CALLBOY den gänzlich unpolitischen ESC haushoch gewonnen! 🤠
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Meine Stimme hätte ich den Niederlanden gegeben. [...] Sehr guter Text und das Zeug zu einem Ohrwurm.
Das ist einer der ganz wenigen 2022er-Titel, die auf positive Weise in meinem Gehörgang hängengeblieben sind, nach zwei Halbfinals und der Show gestern Abend. Talk about Wiedererkennungswert!
 
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Ich habe Serbien im Ohr. Niederlande war gut, Estland... Viel gute Musik diesmal. Der Gitarrist von der Italien-Siegerband aus dem Vorjahr!!
Gewählt habe ich Schweden, Serbien, Spanien. Ich dachte, der Brite gewinnt sowieso.
 
Hallo,

...ich schaue das ESC schon seit Jahren nicht mehr live - das dauert mir alles viel zu lange, dann eher am nächsten Morgen auf die ESC-Homepage und nachgucken, wie es ausgegangen ist :D
Nun, der Platz 1 der Ukraine stand ja eigentlich schon fast fest ;) - abseits davon meine Favoriten aus dem Finale einwandfrei Island und die Niederlande. Island herrlich aus der Zeit gefallen, und Country auf Isländisch wird wohl außerhalb Islands noch nie jemand gehört haben. Hebt sich wohltuend ab! Und die Jungs aus Moldau waren auch wieder köstlich - einfach Spaß haben ohne Anspruch auf tiefschürfende Wahrheiten, wie leider seit Jahren so weit verbreitet.
Durchaus verdient Letzter: Der deutsche Beitrag... zumindest meines Erachtens nach. Da paßte irgendwie nicht viel zusammen.

Viele Grüße
Klaus
 
Zuletzt bearbeitet:
Der deutsche Beitrag, war das so etwas wie ein Remix? ich habe ESC nur mit halbem Ohr verfolgt. Außer der Rapeinlage, habe ich "diesen" Song schon im Radio gehört, komme bloss gerade nicht auf den Interpreten.
 
Was mich noch mehr freut ist, dass in Amerika das Mädchen mit den blauen Haaren gewonnen hat. Gewusst ist gekonnt. Und North Dakota ist immerhin 9. geworden.
Mmh, technisch gesehen ist das ein "Spoiler", da man das Finale des American Song Contest hier im deutschen Fernsehen erst am kommenden Dienstag (auf ServusTV) sehen kann. Zumindest, wenn man Wert auf deutsche Kommentare legt. Und nein, das ist nicht Herr Urban, sondern ein wechselndes Zweierteam aus Österreich. Beim ersten Halbfinale z.B. hat Eric Papilaya mit kommentiert, der Österreich 2007 beim ESC in Helsinki vertreten hat (mit "Get A Life").

Alexas Tanzperformance + Gesang war für mich in der Tat aus ähnlichen Gründen beeindruckend wie von Spaniens Chanel gestern beim ESC. Dazu braucht es also nicht unbedingt einen "hypnotic booty". :)



Sollte beim ASC auch die Regel gelten, dass der Gewinnerstaat den nächsten ASC ausrichten muss, stellt sich bei Oklahoma wohl offenbar das Problem, dass das genau in die Tornado-Saison fiele. Der ASC startete dieses Jahr am 21. März, und genau zu dem Zeitpunkt wüteten die Stürme in Oklahoma.

Aber über den Zeitrahmen vom ASC sollte man eh nochmal nachdenken. Am Ende hatte die Show nur noch ca. 1 Million einheimische Zuschauer, was für die USA gemessen an ihrer Größe natürlich nichts ist. Ich schätze mal, aus Europa haben das weitaus mehr geguckt. Von daher würde ich den ASC eher in die zweite Jahreshälfte legen. Am besten mit Beginn der Saison im Juni, und dann die Shows im September / Oktober. Damit wäre eher das ideale Gegenmittel gegen "Post-Eurovision-Depression" :D , die es in der Kern-Zuschauerschaft genauso gibt wie im Kölner Karneval nach Aschermittwoch.

Vor allem aber würde der ASC sich dann nicht mit dem ESC um die mediale Aufmerksamkeit kloppen. Ich selbst bin ja nun wahrlich schon ESC-Fan, aber selbst für mich war es schwierig, in der vergangenen Woche zwischen den Halbfinalshows (10. und 12. Mai) noch die Halbfinalshows vom ASC unterzubringen (jeweils an den "freien" Tagen, 9. und 11. Mai); aus der ServusTV-Mediathek, weil sie ja zeitversetzt gesendet wurden.

Der vor der Pandemie einmal geplante Eurovision Asia Contest (nicht Asiavision, das ist schon vergeben ;) ) hätte ja im Dezember stattfinden sollen, das wäre ideal gewesen.
Mal gucken, ob das noch was wird. Ich schätze mal, bisher ist es an China gescheitert (die schon bei ihren ESC-Übertragungen willkürlich einzelne Beiträge zensiert haben, was natürlich einen fairen Wettbewerb unmöglich macht). Aber wenn man einen ESC ohne Russland haben kann, kann man auch mal einen asiatischen Contest starten, ohne China zwingend dabeihaben zu müssen. Ausgerichtet würde die erste Ausgabe sowieso in Australien.

Zumindest war der Song nicht schlecht. Ich bin gespannt was Russland unternimmt, falls die Ukraine den nächsten ESC aus Charkiv, Odessa oder gar Mariupol aus senden will. Ob der ESC dann wegen Luftalarm unterbrochen werden muss???
Zelensky hat schon getwittert, dass er den ESC 2023 am liebsten in Mariupol hätte.
Naja, Israel hätte den ESC 2019 auch gerne in Jerusalem ausgerichtet. Am Ende ist es dann Tel Aviv geworden, ebenfalls u.a. aufgrund von Sicherheitsbedenken. (Wobei der ESC schon mehrfach in Jerusalem war; ich fand, für Tel Aviv war es einfach mal an der Zeit, das passt kulturell sowieso viel besser zum Kernpublikum des ESC =D .)

Mit anderen Worten: Die EBU hat da noch ein Wörtchen mitzureden. :D

Die BBC hat sich auch schon bereit erklärt, den Contest nächstes Jahr auszurichten, falls es in der Ukraine gar nicht möglich sein sollte.
Wäre ja auch nur logisch, als nächstes erstmal zum zweitplatzierten Land zu gehen (und nicht etwa per default zu sagen "dann machen wir's halt in Deutschland, die können es sich leisten").
Dann würde ich allerdings hoffen, dass sowohl Sam Ryder als auch Kalush Orchestra nochmal ihre jeweiligen Songs von diesem Jahr im UK performen dürften - einer als Vorjahressieger, einer als Vorjahressong des Gastgebers, d.h. der Grund, warum es dann eben ausgerechnet im UK stattfinden würde. Könnte man ganz einfach aufteilen, sodass jeweils einer als Interval Act in einer der beiden Halbfinal-Shows auftritt.

Falls es natürlich regulär in der Ukraine stattfindet, würden dementsprechend nur Kalush Orchestra als Vorjahressieger auftreten. Da gäbe es dann keinen speziellen Grund für einen Auftritt von Sam Ryder.
Und die Jungs aus Moldau waren auch wieder köstlich - einfach Spaß haben ohne Anspruch auf tiefschürfende Wahrheiten, wie leider seit Jahren so weit verbreitet.
Also, aus dem Song über den Zug von Chișinău nach Bukarest kann man durchaus auch eine relativ unverblümte politische Botschaft heraushören... auch wenn es erst einmal nur um die Feier der Wiedereröffnung dieser Zuglinie ging, da sie während der Pandemie vorübergehend eingestellt worden war. ;)

Aus deinem Wörtchen "wieder" lese ich allerdings, dass du die Band Zdob și Zdub wiedererkannt hast? ;) Die waren ja 2005 und 2011 schon dabei. 2005 mit trommelnder Oma (habe ich selbst damals nicht gesehen); 2011 mit spitzen Hüten und einer Einrad-Fahrerin. War für mich damals ein Highlight, als ich 2011 im Jury-Finale in Düsseldorf war (an dem Freitag); und dann am Samstag danach das Fernseh-Finale bei einem Kumpel auf der Geburtstagsfeier geguckt, da haben wir mehr oder weniger alle für die Jungs aus Moldawien abgestimmt.

Ich selbst habe gestern dreimal für England angerufen, mein Bruder dreimal für Norwegen, ansonsten gab es aus unserer Gästerunde noch ein paar Stimmen für die Niederlande und für Schweden.
 
Durchaus verdient Letzter: Der deutsche Beitrag...
Ich habe mich verleiten lassen, nach der spanischen Nummer zu sagen, dass damit Deutschland nicht mehr auf dem letzten Platz landen könne. Zum Glück wurde mir keine Wette angetragen ...
 
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Ich verfolge dieses Spekatkel nun schon seit 48 Jahren regelmässig und da es ja eigentlich ein reiner Kompositionswettbewerb ist, spielen für mich daher nackte Hintern, Bühnenshow &-effekte etc. überhaupt keine Rolle.

Mit meiner Liste und meinen Tips "teste" ich so meinen musikalischen Instinkt, obwohl meine persönlichen Stilrichtungen ganz woanders liegen...

Die Top 5 habe ich sehr oft getroffen, allerdings selten in der korrekten Reihenfolge. Siegertreffer hatte ich dagegen recht häufig.

Dass in diesem Jahr ein "politisches" Voting die Ukraine ganz nach vorne schieben würde, war mir klar, aber als Siegertitel habe ich die (nicht schlechte!) Nummer nicht gesehen.

Meine No.1 war der allererste Beitrag, der jedoch -als "warm-up"- erfahrungsgemäss immer einen schlechten Stand im Voting hat, mein Tip lief daher nur unter "ferner liefen" und endete auf Platz 22.
UK auf Platz 2 hatte ich richtig eingeschätzt, obwohl mir die Nummer nicht besonders gefällt.

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Qualität der Kompositionen noch nie so flach war, wie in diesem Jahr.
U.a. sehr viele "Depri-Songs" ohne Phantasie und der Rest meist nur mittelmässige Reproduktion von bereits bekanntem.

Letztlich ein Abbild der aktuell schwierigen weltpolitischen und -sozialen Lage, vermischt mit verzweifelter "Hurra-Dekadenz".
Hatten wir alles vor 100 Jahren schon einmal in erschreckend ähnlicher Form...

RJJC
 
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35. 🇷🇴
Rumänien versucht sich nach 2004 und 2012 mal wieder an einer Spanien-Imitation. Würden sie einfach in Landessprache singen, würden die Leute wohl genauso merken, dass es eine lateinisch-stämmige Sprache ist.
Ich habe mir nur das zweite Halbfinale komplett im TV angeschaut (wo mir insgesamt negativ aufgefallen ist, wie viel schief gesungen wurde) und das Finale dann bei YouTube nur noch durchgeskippt.
Rumänien ist mir da schon im Halbfinale eher positiv aufgefallen, weil ich das Playback als einen gut produzierten zeitgenössischen spanischen Pop wahrgenommen habe. Die Vocals waren wahrscheinlich mehr Playback als live. Full-Playback wäre bestimmt besser gewesen – bei den meisten Teilnehmern. :evil:
 
Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Qualität der Kompositionen noch nie so flach war, wie in diesem Jahr.
U.a. sehr viele "Depri-Songs" ohne Phantasie und der Rest meist nur mittelmässige Reproduktion von bereits bekanntem.

Letztlich ein Abbild der aktuell schwierigen weltpolitischen und -sozialen Lage, vermischt mit verzweifelter "Hurra-Dekadenz".
Hatten wir alles vor 100 Jahren schon einmal in erschreckend ähnlicher Form...

Den Eindruck hatte ich schon seit Beginn der Saison (die diesmal schon im Herbst letzten Jahres anfing, da Bulgarien und Tschechien ihre Songs sogar schon vor Albanien bekanntgegeben haben, die üblicherweise die Songauswahl-Saison eröffnen).

Damit muss man also bedenken, dass diese Songs nicht etwa "depri weil Krieg" sind, sondern ja alle bereits irgendwann im Jahr 2021 geschrieben wurden.

Ich selbst habe es eher so gesagt, dass die meisten dieser "lahmen" Songs klingen, als seien sie in Lockdown-Lethargie geschrieben worden. Vermutlich im Home Office, im Zweifel sogar im Bett, mit dem Laptop auf dem Schoß... =D

Da freut man sich dann über jeden Wolf-Bananen-Song und jeden moldawischen Zug, der die Monotonie ein bisschen aufbricht. :)

Ich verfolge dieses Spekatkel nun schon seit 48 Jahren regelmässig und da es ja eigentlich ein reiner Kompositionswettbewerb ist, spielen für mich daher nackte Hintern, Bühnenshow &-effekte etc. überhaupt keine Rolle.

Naja, mittlerweile ist es eher ein Performance-Wettbewerb - darin fließen sowohl Komposition als auch Gesangs- und Tanzleistung ein. Chanel aus Spanien ist eher belohnt worden für ihre Fähigkeit, die letzteren beiden zu kombinieren. Im Prinzip nicht anders als die Gewinnerin des amerikanischen Song Contest. Die kam auch ohne "booty hypnotic" aus, aber die Herausforderung, gleichzeitig komplexe und anstrengende Tanzmoves auszuführen und zumindest mit den Lead Vocals immer noch alle Töne zu treffen, hatte sie genauso.

Auch, wenn die Backings vom Band kommen: Wenn es eine gedoppelte Spur gibt und man dann als Hauptsänger auch nur minimal daneben liegt, hört man den Unterschied noch mehr. Das hat man u.a. bei Griechenland im Finale ziemlich grausam gehört. Bei Italien war es das Unisono-Singen zweier Live-Stimmen, aber das Grundproblem war das gleiche.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mir nur das zweite Halbfinale komplett im TV angeschaut [...]
Jetzt habe ich das erste Halbfinale bei YouTube mal überflogen, um zu schauen, was ich da evtl. Interessantes verpasst habe.
#2 Lettland haben nicht ins Finale geschafft. Der Song hätte von Stefan Raab mit seiner Band sein können. So in Richtung Soul-Funk mit Rap. Ähnlich wie "wadde hadde dudde da" damals. Im Jahr 2022 scheint aber nicht anzukommen der Style. Denn so ganz schlecht performt war der Song ja nicht. Nun ja ...
#5 Slowenien – auch so eine Funky-Nummer. Etwas schwach gesanglich am Anfang, im Laufe des Songs dann besser geworden. Auch nicht durchgekommen. Klar, etwas schwach für ESC. Sehr junge Menschen auf der Bühne. Evtl. in späteren Jahren wieder, dann etwas professioneller.
 
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