Exaktes Nachspielen oder kreative Interpretation?

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Moin.
Was denkt ihr, wird von einer Coverband erwartet?
Dass ein etwaiger Erkennungs-Hook nicht weggelassen werden sollte, ist - denke ich klar, aber sonst?
Kann man, sollte man nicht - bei vorhandenen Fähigkeiten (!) - sein eigenes Ding daraus machen?

Ich habe da schon verständnislose Blicke geerntet.......
 
Eigenschaft
 
Eine Frage, die man nicht mit "Ja" oder "Nein" beantworten kann, da es auf den Einzelfall ankommt.
Welches Zielpublikum ist angepeilt ?
Will man mit der Coverband eine ganz kommerzielle Schiene fahren oder begnügt man sich auch mit Clubgigs ? Aber selbst in ersterem Fall könnte man eine individuelle Interpretation aus den Covers machen - wenn man ein Publikum dafür findet, das keine perfekt abgespulte Klon-Show oder eine 100%ige Radio-Kopie erwartet.
Meiner Erfahrung steht und fällt das Ganze mit den Erwartungen des Publikums. Und natürlich auch mit der Kreativität der Musiker. Und natürlich muß man die Eigeninterpretationen auch überzeugend rüberbringen können - dazu ist ein gewisses Können an Instrument und Mikrofon die Voraussetzung.
 
Hallo Klaus,
ich denke, beides geht. Allerdings sollte man sich entscheiden, welchen Weg man gehen will.
Eine Mischung von beidem halte ich für nicht so gut. Entweder extrem am Original bleiben, oder allem seinen
originellen Stempel aufdrücken. Das darf dann aber nicht klingen, wie gewollt - aber leider nicht gekonnt.
Ich glaube, wenn man individuelle Versionen (mit deutlichem Aha-Effekt) abliefert hat man grössere Chancen, sich aus der
Masse der Coverbands hervorzuheben.
Bei Bands, die nur einem Original nacheifern wollen, sollte man selbstverständlich auf eigene Interpretationen verzichten,
da sich das Publikum dort mit einer sehr speziellen Erwartungshaltung einfinden wird.

Viel Grüsse

Schnirk
 
Warum macht man eine Coverband, wenn man sein eigenes Ding durchziehen will? Man kann ja auch als nicht Coverband mal was covern. Das passt in manchen Fällen und bei mancher Interpretation vielleicht besser.
Es kommt einfach auf die Gewichtung an. Geht es einem ums Covern, dann sollte man halt covern. Geht es ums eigene Ding, dann macht man sein eigenes Ding.
Es ist doch klar, dass wenn man unbedingt sein eigenes Ding machen will, keine fremden Lieder spielt. Ist dieses Bedürfnis schwächer ausgeprägt als das, einfach Musik zu machen, dann wird man auch in einer Coverband glücklich werden. Genauso muss es einem nicht ganz so wichtig sein jedes Lied 100% original wiederzugeben.

Achtung: Ich sage nicht, dass man als Coverband nur covern darf und umgedreht. Ich ordne nur die Gedanken, damit der TE es nicht selber machen muss.
 
Hm.........
Beides geht, sagt ihr, hängt vom Publikum ab, was die wollen.
Na ich denke da ein bisschen anders drüber.
Ich glaube, dass es für viele Musiker aus ihrer Sicht eine ganz besondere Leistung ist, irgendetwas lupenrein nachzuspielen - so hat es bei mir mal angefangen und so hat es vermutlich bei den meisten mal angefangen. Und viele sind nach wie vor besonders stolz, wenn sie die Dinge astrein kopieren. Die meisten schaffen das natürlich nicht und machen deshalb unfreiwillig was "Eigenes". :D
Egal welche von beiden Bandarten ich mir anhöre - spätestens nach dem ersten Set wirds wirklich langweilig: Entweder ich habe Mitleid oder ich könnte mir gleich eine CD anhören.
Aufgehorcht habe ich aber, wenn Bands das Original verändert haben:
Vanilla Fudge mit Stop In The Name Of Love
Joe Cocker mit With A Little Help From My Friends
Spooky Tooth mit I Am The Walrus
(Name vergessen) mit Satisfaction
......usw.

Ist Musikmachen nicht per se kreativ sein, oder sollte es sein?

Ich habe bisher in beiden Bandarten gespielt und mache das auch nach wie vor, also Nachspielmucke und Eigenes.
Aber mit "spielst Du das Solo original?" kann mir schon lange keiner mehr kommen, es sei denn, genau dieses Solo trägt den Roten Faden des Stückes, wenn ihr versteht, was ich meine.....
Ich habe manchmal den Eindruck, das einige Bands die Angst haben, das Publikum könnte denken, sie können das Stück nicht richtig, weil da andere Elemente drin auftauchen. Das ist aber höchstens dann der Fall, wenn diese Elemente auftauchen, aber schlecht gespielt werden.
 
Den Punkt, den du da ansprichst hab ich jetzt überhaupt nicht gesehen. Wenn ich dazu jetzt sage, dass ich aus dem Alter raus bin, dann meine ich, dass ich nicht mehr in einer Schülerband spiele. Wenn ich mir die Gitarristen einer Coverband so anschaue, dann sehen die den 15-jährigen aus den Youtube-Schwanzvergleich-Videos auch nicht wirklich ähnlich...
Der bestgekämmteste Shredder zu sein passt auch irgendwie nicht mehr in die heutige Zeit und da wird jede Coverband, die ja in erster Linie Dienstleister ist, wohl auch eher auf dem neuesten Stand sein.
 
Ich vertrete beide Extreme: In meiner reinen Coverband schreibe ich mir die Noten exakt auf (bei großem Repertoire hab ich Probleme auf Anhieb auswendig zu spielen, meine Kollegen brauchen das nicht). In meiner anderen Band verfremden wir Coverversionen so stark, dass sie fast als neues STück durchgehen (z.B. Wonderwall als Gipsy). Von einer Coverband kann da aber nicht die Rede sein.
Mir macht beides Spaß, anhören würde ich mir meine erstgenannte Band jetzt nicht gerade wollen, selbst wenn die Musik, die wir spielen (v.a. deutsche Schlager der 70er...), mir gefallen würde. Dafür - da erzähl ich wohl niemandem was neues - verdiene ich damit natürlich besser bzw. leichter.

Aber mit "spielst Du das Solo original?" kann mir schon lange keiner mehr kommen, es sei denn, genau dieses Solo trägt den Roten Faden des Stückes, wenn ihr versteht, was ich meine.....

Da bin ich ganz deiner Meinung! Beim Solo sollte (fast, siehe "roter Faden") immer Platz für eine persönliche Färbung sein. Da braucht es natürlich einen guten, stilsicheren(!) Solist.
 
Bei Demo CDs kann die Frage "Exaktes Nachspielen oder kreative Interpretation?" genau der Punkt sein, der eine Demo CD, trotz GEMA Meldung, illegal macht. Ich selber mache beim Covern nur ein kleines Detail anders - kein Gesang, sondern instrumental und erfuhr, dass ich dafür die Verlage um Erlaubnis fragen muss. Bei einem Titel, von dem es einige Instrumentalversionen auf Tonträgern gibt, erfuhr ich sogar, dass es keine Genehmigung gibt.
Wenn Ihr es schafft, ohne Demo CD auszukommen bzw. für diese Coverversionen von Traditionals aufnehmen könnt, dann seid kreativ. Live auf der Bühne sind größere Abweichungen vom Original in rein rechtlicher Hinsicht in Ordnung.
 
Was denkt ihr, wird von einer Coverband erwartet?
Kommerzieller Erfolg.

Der Veranstalter will getränke-zahlendes Publikum, die Band will viele Gigs. Das kann man völlig unabhängig von theoretischen Überlegungen, ob nun 100% original oder völlig verfremdet oder beides gemischt, erreichen. Erfolgreiche Beispiele für beide "Extreme" gibt es genügend ...
 
ähm..das eine bedingt das andere?!
*räusper*
 
Da brauchst Du dich gar nicht räuspern - die Frage ist ja beim Publikum, ob das Publikum Originalversuche bevorzugt, oder kreative Interpretation? Dabei kann es durchaus sein, dass es dem Publikum egal ist - die wollen tanzen und brauchen den geeigneten Rhythmus.
 
war kein bösartiges räuspern
ich sehe nur das entweder/oder nicht
 
Du hast diesen Beitrag hier ja im "Coverbands"-Forum eröffnet, erzählst dann aber was von "Musik machen heißt kreativ sein" und bringst dann als Beispiel sowas wie die Joe Cocker-Version von "With A Little Help from my friend". Das sind einfach für mich zwei Paar Schuhe und hat so gesehen nicht viel miteinander zu tun. Ich würde da schon unterscheiden. Mal so als Beispiele:

Tribute Bands: Da ist eine 1:1 Kopie mehr oder weniger Pflicht, weil das ist ja Teil des Konzepts, der Grund warum man eine solche Band startet, und auch der Grund warum man als Zuschauer sich sowas anschaut. Und die Bewertung der Qualität einer Tribute Band misst man wohl dann auch daran, wie sehr sie dem Original entsprechen
Top 40 Bands: Die arbeiten auch fürs Publikum und werden in der Regel als Party-Dienstleister gebucht. Hier erwartet das Publikum bekannte Lieder, und die sollten dann auch nicht zu sehr vom Original abweichen. In der Praxis lässt es sich dann oft natürlich nicht vermeiden, dass man etwas eigenwilliger klingt, weil man ja z.B. nicht zig Sänger(innen) haben kann, die bei einem so unterschiedlichen Programm wie das Original klingen, und man auch nicht immer jede Instrumentiereung 1:1 übernehmen kann, so dass man da etwas am Arrangement ändern muss.
"Konzept-Coverbands": Also sowas wie die genannten Hayseed Dixie, oder Richard Cheese, oder Hellsongs, oder... Also die nur bekannte Songs (oft aus unterschiedlichen Genres) sehr eigen auf eine spezielle Art spielen. Da besteht der Witz dann einerseits darin, dass es alles bekannte Songs sind, andererseits aber eben sehr eigen interpretiert werden.

Eigentlich sind diese drei Typen (bzw. fast nur die ersten beiden) für mich sogenannte "Coverbands". Ansonsten ist und war es in der Musik schon immer so, dass man auch mal Musik spielt, die man nicht selbst geschrieben hat und schon von anderen vor mir interpretiert wurden. Aber wenn ich auf klassisches Konzert gehe (wo der Dirigent nicht der Komponist ist) oder in einen JazzClub (wo auch bekannte Standards gespielt werden), dann würde ich ja nicht sagen, dass ich da auf ein Coverkonzert gehe oder mir eine Coverband anschaue. Und ebenso haben natürlich gab es in der Populärmusik viele bekannte Coverversionen, die sehr erfolgreich waren, und die mir auch teils besser gefallen als die Originale. Du hast da schon "With A Little Help from my Friends genannt", ansonsten fällt mir da noch "All Along the Watchtower" von Jimi Hendrix oder die American Recordings von Johnny Cash (z.B. "Hurt") ein. Da gehe ich dann ja auch auf ein Jimi Hendrix, Joe Cocker oder Johnny Cash-Konzert, aber ich schau mir keine Coverband an. Selbst wenn da manche Künstler sogar ganze Cover-Alben rausgebracht haben, so sind sie ja keine reinen Cover-Künstler, sondern machen ansonsten auch eigenes. Hier geht es natürlich um freie Interpretation. Live kommt es immer ganz gut auch mal bekannte Songs ins Set einzubauen, darf es dann auch nah am Original sein. Platte sollte das dann meiner Meinung nach kreativ interpretiert sein, sonst sind sie überflüssig. Genial ist es halt immer, wenn es gar nicht auffällt, dass es eine Coverversion ist (es also nicht aus den eigenen Songs ungewöhnlich herausssticht), obwohl es ein anderes Genre ist und das Original sehr anders.

Und bei dem, was ich als Coverband bezeichne, und wo ich denke, dass es hier in diesem Subforum vor allem rum geht (also Tribute und Top40-Bands), zählt für mich eigentlich nur der Live-Aspekt. Gibt es da überhaupt Bands, die auch Platten rausbringen? Bei einer Tribute Band macht es meiner Meinung nach keinen Sinn, weil da kann man ja auch das Original hören. Und bei Top40-Bands kommt es jetzt eigentlich auch nicht vor, dass deren Interpretationen so eigen und kreativ sind, dass ich mir die zuhause unbedingt anhören möchte.

Ok, ich hab jetzt wohl unterschlagen, dass es auch andere Arten von Coverbands gibt, und nicht nur "Top40". Aber die unterscheiden sich für mich dann nur darin, dass sie sich eben eher auf ein Genre spezialisiert sind. Ansonsten gelten da die gleichen Regeln. Wenn jemand sich als "Coverband" bezeichnet und als solche auftritt, dann erwarte ich als Zuschauer, dass da bekannte Songs gespielt werden, und die auch nicht zu sehr entfremdet sind. Das sind dann ja auch eher Veranstaltungen, wo theoretisch auch Musik aus der Konserve gespielt wird, aber Live Musik eben doch cooler ist.
 
Du hast diesen Beitrag hier ja im "Coverbands"-Forum eröffnet, erzählst dann aber was von "Musik machen heißt kreativ sein" und bringst dann als Beispiel sowas wie die Joe Cocker-Version von "With A Little Help from my friend". Das sind einfach für mich zwei Paar Schuhe und hat so gesehen nicht viel miteinander zu tun.
Ich habe keine passende Stelle gefunden, wo ich sonst diesen Thread loswerden konnte....
Diese zwei Paar Schuhe sind ja auch der Hintergreund meiner Frage/Verwunderung. Ich denke, das Muckertum ist die primitivere Art Musik zu machen, wenn da nicht wenigstens eine eigene (kreative!) Strickart angewandt wird. Gut, man fängt wohl fast immer so an, muss sich aber irgendwann lösen, wenn man sich weiterhin Musiker nennen will.
Jeder Punk mit dem noch so einfachen, aber selbstgemachten Stück, ist mehr Musiker!
 
..also ging es dir bei diesem strang letztendlich nur darum herauszuarbeiten, dass du , wenn du deine "eigene strickart" verwendest doch viel mehr musiker bist als andere
und es deshalb fast schon eine frechheit ist wenn du verwunderte blicke seitens des publikums erntest?

mich persönlich verwundert es zb überhaupt nicht wenn jemand irritiert ist, weil ein song entgegen der hörgewohnheiten erklingt - im gegenteil.
und falls der verwunderte zustand anhält und nicht in begeisterung umschlägt, dann frage ich mich, ob ich vielleicht am geschmack vorbei interpretiert habe.
 
Ich denke, das Muckertum ist die primitivere Art Musik zu machen, wenn da nicht wenigstens eine eigene (kreative!) Strickart angewandt wird. Gut, man fängt wohl fast immer so an, muss sich aber irgendwann lösen, wenn man sich weiterhin Musiker nennen will.
Jeder Punk mit dem noch so einfachen, aber selbstgemachten Stück, ist mehr Musiker!

OK, ehrlich gesagt weiß ich dann aber nicht, ob die Diskussion so zielführend ist, weil eigentlich geht es dann ja einfach um die - auch hier im Forum - schon oft diskutierte (und wohl nie zu beantwortende) Frage "Was ist Kunst?" oder "Was ist Musik?" oder "Wann ist man Musiker?". Und ein ständig strittiger Punkt dabei ist eben, ob es eher auf die Kreativität oder eher auf das Handwerk ankommt. Du siehst eben jetzt wohl ersteres als deutlich wichtiger an, noch vor kurzem hat aber in einem anderen Thread zu dem Thema jemand gemeint, dass ein reiner Komponist (der am Rechner mit einem Notensatzprogramm fürs orchester schreibt) für ihn kein Musiker ist. Dagegen ein reiner "Instrumentalist" schon. In der Musikbranche ist es ja auch so, dass man mit "Künstler" tatsächlich immer den Interpreten meint. Also im Grunde den "rein ausführenden handwerker". Wobei man jetzt auch wieder drüber streiten kann, ob ein "Musiker" dann doch wieder was anderes ist als ein "Künstler".

Andererseits glaube ich nicht, dass man da in der Praxis so scharf keinen kann. Ich glaube kaum, dass es so einen reinen Komponisten überhaupt gibt, der ganze Partituren schreibt, aber selbst nichts fremdes spielt, weil er gar kein Instrument beherrscht. Und ebenso glaube ich nicht, dass es gute ausführende "Instrumentalisten" gibt, die überhaupt nicht in der Lage sind, auch nur einfache Stücke zu schreiben. Weil beides einfach voneinander abhängt. Aber es ist dann eben so, dass manche eher in dem einen, anderer eher in dem anderen bereich besser oder sagen wir mal erfolgreicher sind. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein guter Gitarrist, der ausschließlich in Coverbands spielt, dennoch in der Lage wäre, Songs auf dem Niveau eines des von dir genannten Punks zu schreiben. Aber geht dem halt nicht unbedingt nach. Ist er deshalb wirklich kein Musiker? Also gerade die Leute, die als Berufsbezeichnung "Musiker" tragen (und damit meine ich eben nicht Menschen, die aus Leidenschaft eigene Musik machen, dann irgendwann erfolg haben und davon leben können) , sind ja oft nur als "ausführende Dienstleister" tätig. Auch wenn sie wie gesagt natürlich mehr können und das auch schon nötig ist, auch wenn man nicht wirklich komplett selbst Songs komponiert.

Es ist doch nichts verwerfliches dabei hauptberuflich in einer Coverband zu spielen, und dort wenig eigenes einzubringen. Meinetwegen sogar möglichst original zu kopieren, wenn das Publikum das verlangt. Ich würde so jemanden dennoch als Musiker bezeichnen. Vor allem heißt da ja eben nicht, dass er nicht dennoch zuhause auch eigene Sachen machen. Nur geht er damit vielleicht nicht so groß an die Öffentlichkeit.
 
Vorweg zwei Punkte zum Verständnis für die, die es nicht wissen:

Ich bin Keyboarder. Aber nicht technophober, die Einfachheit liebender Pianist, ich habe nie Klavier gelernt, sondern perfektionistischer Synthesizerspieler und Soundfrickler, und das schon seit etlichen Jahren. Im Gegensatz zu vielen Vollblutsynthetikern kann ich allerdings händisch spielen. In der Band setze ich vier Klangerzeuger und einiges an Peripherie ein. normal sind ein bis zwei Keyboards.

Die Band, in der ich spiele, ist eine reine Coverband, aber keine Top40-Berufsband, sondern ein Hobbyprojekt von sechs beruflich anderweitig beschäftigten Leuten, das sich auf zumeist tanzbaren Soul, Funk, R&B und Vergleichbares von Mitte der 70er bis die 80er durch konzentriert (Kool & The Gang, Diana Ross, Chaka Khan, Earth, Wind & Fire, George Benson, Bill Withers, Commodores, Michael Jackson etc.). Besetzung: f-voc, m-voc 1/kb 2, m-voc 2/bg, m-voc 3-kb 1 (ich), g, dr. m-voc 1/kb 2 ist Pianist. Teile der Band existieren schon seit 1979.

Gerade in meiner Situation bevorzuge ich das exakte Nachspielen, und zwar mit originalen oder möglichst originalgetreuen Sounds. Das hat zwei Gründe:

Zum einen mein Synthesizerhintergrund. Wenn Synthesizerspieler etwas covern, ist es eine Frage der Ehre, sowohl alle Melodielinien, Begleitfiguren, Arpeggien, Basslines usw. note für Note genau nachzuspielen als auch die Originalsounds exakt zu replizieren. Viele gehen gar so weit, nur zu diesem Zweck das Originalequipment zu kaufen, und für einen gebrauchten, technisch veralteten Polysynth, der vor 30 Jahren oder früher auf den Markt kam, kann man schon mal 5000-7000 € hinlegen. Aber wenn im Original ein Jupiter-8 zu hören ist, kann man den Sound nur aus einem Jupiter-8 holen. Ganz so weit gehe ich nicht, aber ich lasse mich nicht mit 08/15-Werkssounds abspeisen und versuche, auch synthesemäßig mich ans Original anzulehnen (für Analogsounds und FM keine Samples usw.) Natürlich versuche ich, auch bei den von mir gespielten Parts keine Kompromisse zu machen, auch dann nicht, wenn ich ein ganzes Orchester emulieren muß.

Zum anderen habe ich oft das Gefühl, wenn eine Hobbyband etwas nachspielt und dabei Dinge offensichtlich vereinfacht, daß das keine Kreativität ist, sondern entweder mangelndes Wissen/Können oder Gleichgültigkeit oder beides zusammen. Nach dem Motto: "Ich weiß/kann es nicht besser, is mir auch egal, ich mach mir das jetzt einfach und entschuldige es mit Kreativität." Genau das soll niemand von mir behaupten können, insbesondere, weil wir sehr aufwendige, anspruchsvolle Musik spielen, wo Vereinfachungen und weggelassene Passagen oder Figuren bzw. Andere Klänge schnell auffallen.

Mir tut es ja schon weh, wenn ich Parts weglassen muß, weil sie händisch nicht mehr spielbar sind, insbesondere neben dem ganzen anderen Zeugs, das ich gleichzeitig auch noch spiele. Leider spielen wir ohne Klick, sonst könnte ich einen Sequencer mitlaufen lassen, wie es bei Profibands üblich ist, und sei es als Clock, um Sequenzen und Loops mit nicht manuell spielbaren Figuren händisch präzise und tempogenau einstarten zu können.

Für all das gehen eine Menge Zeit, Nerven und Geld für Equipment drauf. Aber das Publikum honoriert den Aufwand. Auf jeden Fall hat sich noch keiner beschwert, unsere Musik sei überladen. Im Gegenteil, ausgerechnet das von mir aufwendigst arrangierte In The Stone (mit sechsspurigem Orchester-Sequencer-Intro) hat den Sänger einer anderen Band dazu inspiriert, den Song ins eigene Repertoire zu übernehmen. Es zahlt sich also aus.


Martman
 

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