Gitarre spielen, Üben, Musik machen - Beobachtungen und Gedanken

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Moin.

Teils aus gegebenem Anlass, teils aufgrund mehr oder weniger genereller Beobachtungen, teils aus rein persönlichem Interesse mache ich mal diesen Thread auf.

Vorab: Ich werde mit relativ deutlichen Worten nicht unbedingt geizen und werde streckenweise die ein oder andere Sache vermutlich auch mal etwas provokant bzw. überzeichnet darstellen. Ich habe aber persönlich auch absolut nichts dagegen einzuwenden, wenn die Antworten ebenso ausfallen, wenn es denn wenigstens argumentativ halbwegs verständlich (und im besten Fall überzeugend) bleibt.

Auch noch vorab, bevor mir wieder Selbstgefälligkeit, Arroganz oder sonstwas unterstellt wird: Ich kann seit knapp 20 Jahren vom Musik machen leben (von gelegentlichen Unterrichtszulagen mal abgesehen), beackere da ein relativ bunt gefächertes Gebiet, das umschließt Tanzmusik, Cover, Theaterkram, eigene Geschichten, Jam-Zeugs, etc. Details bei Bedarf. Ich sage das nicht, um mir auf die Schulter zu klopfen sondern um zu verdeutlichen, dass ich einigermaßen firm in der Materie bin.

Ich werde hier (nicht gleich in diesem ersten Posting, sondern eher Stück für Stück) mal einfach ein paar Sachen aufgreifen und kommentieren, streckenweise vermutlich ohne wirklich inhaltlichen Zusammenhang. Sachen, die mir über die letzten Jahre vermehrt aufgefallen sind und über die ich mich doch ziemlich wundere.

Gut, ich fange einfach an.

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Der ewige Nachspieler

Schaue ich mir hier gewisse Threads an (ich nenne absichtlich keine konkreten, werden aber sowieso die meisten wissen), dann sollte es per Threadtitel an sich darum gehen, gitarristisches Können zu demonstrieren.
Das ist auch schön und gut. Könnte auch interessant sein. Ist es aber in 90% aller Fälle absolut gar nicht, weil da irgendwelches Zeugs 1:1 nachgespielt wird. Äh ja, das höre ich mir ja dann total gerne an. Etwas, das mit Musik machen gar nix zu tun hat sondern auch programmierbar bzw. von einem gut dressierten Affen realisierbar wäre. Etwas, das der Originalkünstler ja meistens schon in Perfektion dargeboten hat.
Die große Frage, die sich mir stellt: Warum macht man sowas?

Für mich gibt es ganz genau 2 Gründe, weshalb ich etwas 1:1 nachspiele:

1) Ich bekomme dafür Kohle. Ein sehr guter Grund. Passiert auch genau so.

2) Ich will etwas lernen. Auch ein sehr guter Grund. Passiert ebenfalls.

Grund 1) bedarf wohl keinerlei weiterer Erläuterungen, Grund 2) hingegen schon.
Denn mit dem bloßen Nachspielen ist es ja überhaupt nicht getan. Das ist, wie gesagt, eine rein technische Angelegenheit, kann jeder (ok, eine gewisse Mühe und gewisse physische Grundbedingungen vorausgesetzt), im besten Fall selbst ein Schimpanse. Wenn ich daraus wirklich etwas lernen will, dann sollte eigentlich folgendes geschehen:
a) Ich höre mir den Kram selber raus. Definitiv auch noch die beste Art praktisch angewandter Gehörbildung.
b) Ich analysiere das nachgespielte Zeugs auf eine Art und Weise, dass ich das Prinzip dahinter erkenne und es auf meine eigene Musik anwenden kann.

Wenn ich mir aber die ganzen YouTube (und streckenweise eben auch hiesigen) Helden anhöre, dann habe ich meine (vermutlich berechtigten...) Zweifel, dass weder a) noch b) überhaupt geschieht.
Gegen a) spricht die permanente Suche nach irgendwelchen Tabs und dgl. (man möge mich gerne eines besseren belehren).
Gegen b) spricht, dass ich noch von so gut wie niemandem bspw. einen Vortrag "im Stile von" gehört habe. Ich habe mich sogar gelegentlich schon angeboten, Backings zu erstellen (soweit innerhalb meiner Möglichkeiten), damit dann werauchimmer "im Stile von" darüber seinen Beitrag abliefern könnte. Die Resonanz war/ist bisher exakt gleich null.

Deshalb bleibt die Frage bestehen: Warum nachspielen?

Ich habe auch schon gewisse Antworten gesehen, die ungefähr so lauteten: "Wenn ich genug Kram nachgespielt habe, dann kann ich mich danach mit dem nötigen Handwerkszeug bewaffnet eigenen Sachen widmen." Äh... wieso jetzt? Das ist argumentativ so unglaubwürdig, wie's nur geht. Es gibt dafür ganz genau keine Rechtfertigung.
Eigenes Zeug kann ich auch machen, wenn ich gerade mal imstande bin, 4-5 Noten auf der Gitarre zu spielen. Warum also erst etliche Werke nachdudeln?
Ok, da ist noch das Ding mit der Disziplin. Davon erfordert es einiges, wenn man irgend so'n sauschwieriges Sologezeister hinbekommen will. Vor dieser Disziplin ziehe ich auch in der Tat meinen Hut, denn ich besitze sie selber nicht. Aber: Man kann genau diese Disziplin auch ohne weiteres kreativer und effektiver einsetzen.

Ich weiß wirklich keine weiteren Gründe, außer dass jemand zum (weiteren, unter tausenden...) YT und/oder Forums-Helden werden will oder vielleicht irgendwelche Kumpels beeindrucken möchte.
Für das Mitspielen in Bands oder für's eigene Musizieren braucht man den ganzen Nachspielkram jedenfalls exakt gar nicht (es sei denn, man bekommt eben geile Kohlen dafür).

So, ich habe noch etliche andere Gitarristen- (bzw. Musiker-) Typen auf Lager, bei denen ich auch immer nicht weiß, was ich noch sagen soll, aber für jetzt soll's mal reichen.
Ich bitte um Meldungen, gerne auch sehr kontroverse. Und keine Sorge, man darf mir auch gerne sagen, dass ich ein altbackener, ahnungsloser, idealistischer Vollspinner bin. Ich nehm's niemand übel.

Gruß
Sascha
 
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Schön das Du das alles so toll analysiert hast, aber haste maldran gedacht das man einfach aus Spaß an der Sache (bzw. an guter Mucke) Songs covert? Die meisten sehen das hier nämlich (im Gegensatz zu Dir, der drauf angewiesen ist) als Hobby an ;)

Soll mal vorkommen, so ganz ohne Kohle und großen Lernerfolg (wobei ich glaube, dass sich durchs nachspielen durchaus ein Lernerfolg ergibt und sei es nur gewisse "Fingerfertigkeiten" zu erlernen) einfach nur weil man Bock drauf hat und die Mucke geil findet...
 
Genau^^
Mal abgesehen davon,dass nicht an jedem ein genialer Komponist verlorengegengen ist...
 
Schön das Du das alles so toll analysiert hast, aber haste maldran gedacht das man einfach aus Spaß an der Sache (bzw. an guter Mucke) Songs covert? Die meisten sehen das hier nämlich (im Gegensatz zu Dir, der drauf angewiesen ist) als Hobby an ;)

Natürlich habe ich daran gedacht.
Und ich kann dir nur versichern, dass ich, wenn ich das nur als Hobby betreiben würde, nicht eine *einzige* Note nachspielen würde. Denn da hätte ich dann endlich die Gelegenheit, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen und müsste mich keinerlei Musikhuren-Zugeständnissen hingeben.

Soll mal vorkommen, so ganz ohne Kohle und großen Lernerfolg (wobei ich glaube, dass sich durchs nachspielen durchaus ein Lernerfolg ergibt und sei es nur gewisse "Fingerfertigkeiten" zu erlernen) einfach nur weil man Bock drauf hat und die Mucke geil findet...

Damit habe ich null Probleme. Ich frage mich nur, wo die eigenen Machwerke oder Neuinterpretationen bleiben.

Genau^^
Mal abgesehen davon,dass nicht an jedem ein genialer Komponist verlorengegengen ist...

Ich bin selber absolut gar kein Komponist.

- Sascha
 
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist einfach der "Fun-Faktor". Nicht jeder kauft sich eine Gitarre um reich und berühmt zu werden. Wieviele tausende Menschen hüpfen irgendwann luftgitarrespielenderweise zu ihrem Lieblingssong durch die Bude und denken sich "boah, wenn du sowas auf ner echten Gitarre spielen könntest, wie geil wär das denn"? Letztlich finden wohl vermutlich die meisten Spieler überhaupt erst aus solchen Gründen zu ihrem Instrument. Es macht einfach wahnsinnig Laune sich mal mit der Gitarre hinzustellen und zur Originalaufnahme oder Backingtrack abzurocken :great:. Vollkommen wurscht ob man dafür jetzt Geld bekommt oder nicht.

Zudem erhält es auch die Motivation. Bereits nach wenigen Wochen/Monaten können viele ein erstes geiles Lieblingsriff einer von ihnen geliebten Band nachspielen, ein erster Erfolg, der einem zeigt, ich hab ja wirklich was gelernt und kann was, da mach ich jetzt weiter. Auch Dinge sie Takt- und Rhythmusgefühl muss man erstmal lernen, Akzentuierungen, Verzierungen... etc. - lernen muss man das so oder so, also, warum nicht ein Lied lernen das einem sehr gefällt und in dem genau das vorkommt, statt stumpfsinnig stundenlang vor einem piepsenden Metronom zu sitzen (was man ab und an dennoch machen sollte)? Sicherlich kann man auch mit nur 2 Akkorden erste Lieder versuchen selbst zu schreiben, aber, ob man damit dann so glücklich ist? Oder, ob man das überhaupt will?

Außerdem, warum soll man sich monatelang hinsetzen und stumpfsinnig zum Metronom Akkorde hin- und herwechseln, wenn ich auch einfach ein paar bekannte Lieder nachspielen kann? Der Lerneffekt ist mindestens der Selbe, es macht aber deutlich mehr Spaß und motiviert auch viel mehr.
 
Da bin ich mal der erste. (Edit: Lol, jetzt hat die Antwort so lange gedauert, das ich der vierte bin ^^)

Ganz ehrlich, für mich ist es die beste Art, meine Motivation zum vielen Üben/Spielen aufrecht zu erhalten, indem ich Lieder Lieder nachspiele, die mir sehr gefallen. Natürlich möchte man es dann auch annähernd beherrschen, sich Sachen rauszusuchen, die einem weiterbringen, aber nicht so weit entfernt sind, das man es zur Zeit echt nicht schaffen könnte, es nachzuspielen (Motivation könnte verpuffen...)

Ich hab mir jetzt wieder angewöhnt, mehr Gitarren(finger)übungen zu machen, auch wenn es da die letzte Woche etwas gehapert hat (manchmal hat man halt keine Lust). Vor ein paar Monaten noch dachte ich auch, ich könnte z. B. bei Confined von As i Lay Dying nie die 170 Bpm mit Downstrokes aushalten, das bräuchte noch Monate bis ich das kann usw..
Wenn ich jetz mal wieder den Titel spiele, um ihn nicht "zu vergessen", dann stell ich den Speed manchmal auf 110% Geschwindigkeit und es geht auch noch gut zu spielen.

Jetzt zur Zeit widme (witme?) ich mich einigen Parkway-Drive-Titeln, weil sie mir einfach sehr gut gefallen und mich "Skill"-mäßig weiterbringen.
Und wenn ich dann etwas spielen kann, was auch die "Großen" so spielen, dann freu ich mich natürlich darüber, obwohl es ein riesiger Trugschluss wäre, anzunehmen, das man schon "so gut sei wie die". Also ich würde nie im Leben auf die Idee kommen, aber manchmal könnte man auf YT den Eindruck bekommen. Schließlich spielen die mal eben aus den Ärmel solche Sachen Live, bei denen ich meist noch froh bin, wenn ich ein Lied fehlerfrei durchspiele (natürlich ist das nicht bei allen so, das ist auch klar).

Das in diesem Nachspielwahn auch oft die Sauberkeit leidet, musste ich bei mir irgendwann auch feststellen und nehme mir jetzt auch mehr Zeit dazu, Titel "richtig" zu spielen und sich nur auf tabs zu verlassen kommt bei mir mittlerweile garnicht mehr in Frage. Ich hatte ja auch mal diesen bescheuerten Thread aufgemacht, ob falsche Tabs gelöscht werden söllten :rolleyes::D

Folorn Skies von Heaven Shall Burn z. B. habe ich mir auch selbst rausgehört, weil ich keinen Tab dazu gefunden hatte und hinterher war ich irgendwie stolz darauf, mal ein Lied nicht nur vom Tab gespielt zu haben. Jetz mach ich das öfter, teilweise sehe ich mir auch noch mehrere Tabs an, wo mir auffällt das da auch oft merkwürdige Greif/Spielweisen verwendet werden, während ich dann ein wenig überlege und gucke, und sehe, dass das an einer anderen Stelle sich besser spielen lässt und auch irgendwie mehr Sinn ergibt (es dort zu spielen). Natürlich ändert es ja auch den Klang usw. und kommt auf die "Situation" drauf an.

Ich würde mich auch voll zu den Nachspielern zählen, hab aber auch als ich damals gerade mal die Bareegriffe gelernt hatte, schon selbst "Musik gemacht" (hatte leider keine Leute zum spielen), wenn auch nur ein paar wenige Lieder, aber mit gut produzierten Drums und Co (damals noch ohne Bassspur, die war nicht wichtig :rolleyes::redface:) und ein paar Ideen, war die Mucke trotzdem "geil". Das liegt natürlich nicht jedem, aber ein gewisses musikalisches und rhythmisches Gehör hatte ich schon immer, da versetzte es mir innerlich schon manchmal Krämpfe im Musikunterricht (schule) wenn Leute beim Vorsingen keine Pausen einhalten konnten und an so einer Stelle schon weitersangen, obwohl da noch ein Taktschlag pause fehlte oder so, ganz von Tönen die total daneben waren zu schweigen.

Was mich wirklich etwas ärgert, ist wenn ich manchmal ein paar YT-Covers ansehe, um z. B. an einer Stelle zu sehen, wie das jermand spielt und ich warte mit meinem Internetstick, der die meiste zeit nur mit 5 Kb die Sekunde läuft, 2 Stunden bis ich so ein Video auf dem Rechner habe und dann spielt dort jemand das Lied so wie ich in der Übungsphase, am besten noch mit ein paar Falsch-Tab-Stellen, die voll auffallen und dann steht drunter das es ein wenig "sloppy" (oder sowas) ist (gut, das sollte man dann vielleicht vorher lesen, aber trotzdem würde ich selbst sowas nie hochladen, wo ich sogar noch weis, das Fehler enthalten sind (es sei denn es wäre ein Godlikeguitarstück und ein Minipatzer ist drin).

Naja, lange Rede kurzer Sinn, nachspielen ist ein "Skill"gewinn :)

Natürlich sollte man über den "Tellerrand" schauen und sich wirklich mal selbst was ausdenken, auch sowas erfordert Übung, wenn ich an meine ersten Fruity-Loop-Beats von damals denke und an die, die ich ein paar jahre später gemacht habe... da liegen schon kleine Welten dazwischen.

Und ich als Metalfreak, der aber sonst viele Musikrichtungen anhört, außer Blues, spielt aber sogar mal gern ein paar Blueslicks zur Abwechslung. Hab das aber auch erst vor kurzem gemerkt, das "sowas" auch Spaß macht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Außerdem, warum soll man sich monatelang hinsetzen und stumpfsinnig zum Metronom Akkorde hin- und herwechseln, wenn ich auch einfach ein paar bekannte Lieder nachspielen kann? Der Lerneffekt ist mindestens der Selbe, es macht aber deutlich mehr Spaß und motiviert auch viel mehr.

Ich sehe das nicht so. Ich halte den Lerneffekt von ein paar per Tab gelernten Geschichten für sehr deutlich niedriger.

Naja, lange Rede kurzer Sinn, nachspielen ist ein "Skill"gewinn :)

Auch das sehe ich nicht wirklich so.
Bzw., ja, ist es. Aber für mich, was das Wesen des Musikmachens angeht, ein sehr unbedeutender.
Selbstbestätigung, technischer Erfolg, etc pp. - alles schön und gut. Ich bezweifele auch gar nicht, dass sowas mal notwendig ist. Ganz im Gegenteil, ich praktiziere das selber auch gelegentlich so. Aber mit dem eigentlichen Wesen des Musikmachens hat's halt genau nix zu tun. Denn da ist Kreativität gefragt. Und striktes Nachspielen hat mit Kreativität so viel zu tun wie Tomaten mit Schaufelbaggern - da gibt's auch kaum Raum für Diskussionen.

Gruß
Sascha
 
Und striktes Nachspielen hat mit Kreativität so viel zu tun wie Tomaten mit Schaufelbaggern - da gibt's auch kaum Raum für Diskussionen.

Das stimmt im Prinzip, es gibt auch sicher sehr viele "Supergitarristen", die halt "Doppelt su gut spielen" wie ich, aber nicht gerade kreativ wären oder sind, wenn es ums Songwriting oder so geht. Da könnte man sich dann natürlich auch schon wieder streiten, ob man "solche" denn dann als "Supergitarristen" bezeichnen dürfte :rolleyes:

Aber auf jeden Fall hab ich bei den vielen gecover auch oft ein paar Spieltechniken und ähnliches entdeckt, die meiner Kreativität auf die Sprünge geholfen haben.
 
Also ich kann dich(in gewissen Punkten),S.Franck gut verstehen.
1.Dieses ewige "Ich kann was,schaut mla alle her" Hochgelade auf Youtube ist eine Sache,die auf Dauer ziemlich nervig ist.Das ist wirklich nur eine Abart,sich von fremden Leuten ein "you roooooooooooooooooooock" reinzuziehen und sich darauf,sinnbildlich,einen runterzuholen.
Allerdings ist covern der seiner Lieblingssongs zu Anfang richtig wichtig,wie meine Vorposter schon gesagt haben.Die steigende Motivation und vor allen Dingen das Gefühl für einen Song zu bekommen ist viel wichtiger als Kreativität.
Nur irgendwann kommt der Punkt,an dem man sich fragen muss: wo will ich hin?
Ich persönlich hab mich für den kreativen,bandfundierten Weg entschieden.Ich werd nicht davon leben können,es ist ein Hobby.Ich möcht trotzdem in 10 Jahren dastehen und sagen:"Hör mal die Aufnahme,das hab ich "komponiert" ".
Aber es ist auch okay,wenn man sagt:"Ich will nur noch covern,ich find das schön und es reicht mir 2 STunden die Woche ein bisschen zu klimpern".
Das Wichtigste ist,dass man weiß was man will.Als erfahrener Musiker mag das natürlich so rüberkommen,als ob das Musizieren "verkommt",allerdings sollte man die Ziele und Interessen der Musizierenden tolerieren und sich nicht drüber aufregen.
Also: Jedem seine Art des Spielens,aber bitte ohne Arroganz und Vorurteile ;)
 
Denn mit dem bloßen Nachspielen ist es ja überhaupt nicht getan.
Ist ja auch meine Meinung, aber sich kategorisch gegen das Nachspielen irgenwelcher Titel zu verschließen finde ich auch etwas übertrieben. Man kann doch auch wenn man kreativ ist, eigene Songs, Gedichte, Liedtexte und was auch immer schreibt immernoch Lieder von seinen Lieblingskünstlern lernen.
Außerdem macht's Spass, wenn man am Lagerfeuer sitzt, einer hat ne Gitarre und alle können mitsingen. Und bei Selbsgeschriebenem ist das wohl kaum der Fall.
 
Es gibt besonders am Anfang mehr als eine Baustelle. Z.B. die gespielten Noten, Fingersätze, das Gefühl welches sie vermitteln (Rhythmus, Betonung usw.) Dies ist gleichzeitig für die meisten von uns nicht zu bewältigen. Daher sucht man nach einem Ankerpunkt. Dies kann ein Lied sein welches man kennt. Die Tabs stehen zur Verfügung und ein Rhythmus hat man zumindest ansatzweise im Ohr. Dadurch wird der Lernerfolg messbar, kann er doch mit der Vorlage verglichen werden. Und genau an dieser Stelle sehe ich auch einen Vorteil - Feedback von aussen wird möglich, da es eine Vorlage gibt. Nichts andres sind Fingerübungen/Rhythmusübuungen auch - die Du sicher nicht auch verdammen möchtest. Auftrag ist es eine Vorlage 1:1 umzusetzen und zwar nicht weil es keinen anderen Weg gibt, sondern weil es dadurch messbar wird !!!

Für den Hobbymusiker ergibt sich dann auch noch ein weiterer wichtiger Baustein... hat er dann endlich die Vorlage 1:1 gemeistert - was er/andere ja nur durch deren Messbarkeit bewerten kann/können - wird ihn die damit verbundene Erfolgsmeldung motivieren. Er bleibt dabei.

Was Du in deiner Betrachtung auch ein wenig ausser acht lässt ist, dass das Ziel von Musik lernen nicht nur sein kann um damit Geld zu verdienen. Wenn Du als Profi die Motivation zum Nachspielen aus dem monetären Aspekt ziehst - an dieser Stelle ordnest du dich ja auch unter und spielst brav 1:1 - kann die Motivation für den Hobbygitarristen ein ganz banaler Abend mit Freunden am Lagerfeuer sein. Da ist es zwar schön, wenn man auch was eigenes einstreuen kann, aber die gute Stimmung kommt vom gemeinsamen Liedgut bei dem jeder mitsummen/singen kann. Einen Teil zu einem gelungenen Abend beigetragen zu haben, rechtfertigt für mich auch das Lernen/Nachspielen von Songs. Der künstlerische/kreative Ansatz bleibt da bewusst im Hintergrund.

Auf der anderen Seite bin ich auch ein wenig bei dir: Das kann/sollte es nicht gewesen sein !!! Aber, jeder der mit halbwegs offenen Ohren durch die Welt geht, wird auch versuchen das Material in einem anderen Kontext einzusetzen oder abzuwandeln (und sei es nur, das durch einen Fehler beim Üben ein neues Lick entstanden ist). Und bedenke bitte auch, dass täglich mehr Licks "geklaut" und abgewandelt werden als neu erfunden... Und wer dies macht und der Sache seinen eigenen Stempel aufdrückt (also sich Positioniert/Trademark) wird je nach Geschick und Glück beim Treffen des Geschmacksnerv der Zuhörer dadurch sogar monetären Erfolg haben.

Das ist es auch, was mir manchmal beim "Kreativen" auf den Sack geht. Es geht - leider - dabei oft genug nur um die "Selbstbefriedigung" des Künstlers und nicht mehr um den Wunsch der Zuhörer (Kunden). Gerne in Verbindung mit dem Argument, dass es ohne "Revolution" nicht kreativ ist. Da Lobe ich mir einen Teil der Klassiker - so blöd das klingen mag - da die in der Regel für ihren Kunden komponiert haben (es sollte am Hof gefallen). Die kleinen kreativen Ansätze die dabei einflossen, haben den Zuhörer eher im Sinne von Evolution weiterentwickelt - er wurde also auf die Reise mitgenommen.

Hoffe einen Blickwinkel beigesteuert zu haben...

Martin
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke da sollte man etwas unterscheiden und zwar:
Als " ich hohl mir Tabs ausm Internet und spiele meine Lieblingssongs nach"- Nachspieler kann man, denke ich (!), ein guter Gitarrist werden. Man kann seine Technik verbessern, man hat Spaß und für jemanden der es als Hobby machen will, seine Freunde beeindrucken will oder sogar in einer Cover Band spielen will reicht das doch vollkommen aus. Nach ein paar Jahren kann man schwerere Sachen (ala Malmsteen und Co.) spielen und gut ist.
Wenn ich aber (als Beispiel) alle Malmsteen Songs genauso wie er spielen könnte (kann ich natürlich nicht :D), bin ich dann als Gitarrist genauso gut wie er ?
Ich denke schon ! Was aber viel wichtiger ist. Bin ich dann ein genauso guter Musiker wie er ?
Nein natürlich nicht ! Wenn ich Jahre damit verbracht habe seine sachen aus Tabs nachzuspielen dann kann ich trotztdem noch keine genialen Songs schreiben wie er.
Ich denke also man sollte zwischen guter Gitarrist werden und guter Musiker unterscheiden.
Als "ewiger Nachspieler" kann ich ein guter Gitarrist aber kein guter Musiker werden !
Soviel zu meiner Meinung dazu!

MfG Bastian
 
Stimmt, manchmal kommt man nicht auf die "einfachsten" Sachen, aber das erübrigt ja oben die Frage mit dem "Supergitarristen".
 
Aber auch um mal ein andern Aspekt einzuwerfen: wie will man sich einen Stil entwickeln ohne vorher mal andere Stile (spieltechnisch, soundtechnisch, etc) einmal gespielt zu haben?
 
Genau das dachte ich auch.
Und mal angenommen,ich fang an mit Gitarre spielen und kann gar nix,wie bitte soll ich da ohne andere Songs zu spielen weiterkommen?
Wie lange dauert es da,bis man Techniken lernt?bzw. ich keinen der nur Technik übt,ohne andere dinge.
Ich für meinen Teil bin da so,ich mag ein Lied wo meinetwegen was schwereres drin vorkommt und versuch,mich durch zu Kämpfen.
Wenn der Teil nicht klappt,okay,später nochmal dran wagen.
Hätte ich das nicht,hätte ich niemals sleber Sachen geschrieben und hätte auch keine Motivation,denn ich komme danke anderer Bands weiter,in allen Belangen.
 
Klar als Anfänger (und auch Fortgeschrittener) ist das Cover und nachspielen von Songs sehr hilfreich, aber hier gehts doch auch eher um den "ewige Nachspieler".
Was hast du für einen Nutzten wenn du schon 30 Jahre lang Gitarre spielst und noch weiterhin deine Lieblingssongs nachspielst? Genau: Spaß und eventueller Nutzen in einer Cover Band. Aber das wars auch schon.
Um sich noch als Musiker weiterzubilden reicht das Covern irgendwann nicht mehr aus !
 
Also selbst wenn ich mehr als Hobbygitarrist wäre,würde ich covern^^
Ist einfach ein zu geiles Feeling find ich,aber is ja jedem überlassen,was er macht.
 
Als Profi muss man halt schaun wie man an Geld kommt also :
1) man verdient was durch das Covern
2) man versucht sachen daraus zu lernen. Aber Sachen die man für seine eigenen Sachen nutzten kann oder um selbst neue Songs zu schreiben. (Sprich Songaufbau etc...)

Der Spaß am Covern rückt da eher in den Hintergrund.
Aus sicht eines Hobbygitarristen (bin ja selbst kein Profi :D ) denke ich auch Covern ist sinnvoll und macht Spaß. Aber wenn man Gitarrist ist um damit Geld zu verdienen kann man das anders sehen.
z.B: Man ist Studio Musiker (kann man ja auch auf z.B Gitarrenlehrer oder Ähnliches übertragen) und arbeitet (!) 8h oder sogar mehr mit seinem Instrument, kommt dann nach Hause (eventuell sogar zur Familie) und dann denkst du hast du noch Lust dich stundenlang hinzuhocken und zu üben nur damit du dein Lieblingssong spielen kannst ?!
 
Ich sage mal morgen mehr zu den anderen Kommentaren, aber das hier kann ich nicht ohne Antwort stehen lassen.

Aber auch um mal ein andern Aspekt einzuwerfen: wie will man sich einen Stil entwickeln ohne vorher mal andere Stile (spieltechnisch, soundtechnisch, etc) einmal gespielt zu haben?

Äh.
Äh?
ÄHH?
Das ist doch ein vollkommen unsinniges Argument. So unsinnig, dass ich es kaum glauben kann.
Kannst du Madrigale aus dem 16. Jhd. spielen? Wie sieht's aus mit Minnegesang? Und was ist mit sonstigen klassischen Werken? Kannste auch alle spielen? Kann Heinrich Böll, immerhin Nobelpreisträger, im authentischen Idiom der Gotik schreiben? "Hey, ich will Rock spielen. Aber klar, um dass zu können, muss ich erst einmal Jazzkram lernen.".
Etc.
Ohne dir zu nahe treten zu wollen, ich hoffe sehr, dass du einsiehst, wie unsinnig dieses Argument ist. Es macht einfach in keinerlei Hinsicht Sinn.

Gruß
Sascha
 
IOhne dir zu nahe treten zu wollen, ich hoffe sehr, dass du einsiehst, wie unsinnig dieses Argument ist. Es macht einfach in keinerlei Hinsicht Sinn.

Gruß
Sascha

Nö mach ich nich.
Weil ich hab nie gesagt mit ALLEN, wenn du Rock spielen willst hörst du dir eben Rockbands an und guckst was der gitarrist wie spielt. Und klar was interessiert mich im Metal der mozart wenn die Band nich Kill Mozart heisst :D Also is keinesfalls so gemint, dass du dir Jazz anhören sollst wenn du Metal machst. Aber ich hör zum beispiel auch blues, weil ich die Melodien und das feeling von Blueskünstlern mag und guck mir so die ein oder andere technik ab, die lass ich auch in mein reguläres spiel mit einfliessen. Und nur mal so nebenbei: ja ich cover auch ständig und davon nicht zu wenig, von jeder Band die ich hör kann ich mind. einen song, meistens mehr, und die spiel ich dann mit backingtrack, ich versteh nich was einen da nicht weiterbringen soll. Wenn ich zum beispiel das Bedürfnis habe, mein spiel sauberer klingen zu lassen, dann spiel ich Billy Talent, Ian D'Sa spielt sehr sehr sauber. Das versuch ich auch hinzubekommen und wenn ichs schaff übertrag ich das.
 

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