Faktoren, die das Überblas-Verhalten einer Flöte regulieren

Waljakov
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Hi,
ich habe einige sehr schöne Schilfrohre gefunden und versuche mich daran, daraus Flöten zu schnitzen. Funktioniert bei kürzeren Varianten (ca. 20cm) auch recht gut.
Bei den längeren für die Tiefe Töne habe ich das Problem, das man diese viel zu leicht ungewollt überblast. Man kann nur sehr sachte und zu leise spielen, um einen schönen tiefen Ton rauszukitzeln, wenn alle Löcher zu sind.

Deshalb meine Frage: Was kann man machen (handwerklich, nicht spieltechnisch), damit die Flöte nicht so schnell überbläst?
z.B.
- Verhältnis Länge zu Durchmesser
- Breite der Blaskante
?

Würde mich sehr freuen, falls da jemand Erfahrung hat und gewillt ist, diese zu teilen:)
 
Eigenschaft
 
Das Verhältnis von Länge und Durchmesser spielt eine ganz wichtige Rolle. Genaueres kann ich Dir aber nicht sagen. Möglicherweise findest Du im Bereich Physik-Experimente etwas. (Stehende Wellen in einem Rohr ... )
Obertonflöten oder andere Flöten, bei denen ein leichtes Überblasen gewollt ist, haben aus physikalischen Gründen stets diese lange dünne Form. So können sich darin verschiedene Wellenlängen aufbauen. Da Du ein leichtes Überblasen vermeiden/erschweren möchtest, musst Du quasi in die umgekehrte Richung denken.
Oder mach aus der Not eine Tugend: Baue Obertonflöten.

Beispiele Obertonflöten
https://www.maxbrumbergflutes.eu/floeten/obertonfloeten/



Gruß
Lisa
 
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Wie Lisa schon schrieb, geht es um das Verhältnis zwischen Länge und Durchmesser, Mensur genannt. (Ja, das Wort gibt es auch bei Gitarren; dort meint es die schwingende Saitenlänge.)

Wenn der Rohrdurchmesser im Verhältnis zur Länge größer ist, sind die tiefen Töne stabiler und können lauter gespielt werden. Für längere und tiefere Flöten brauchst du also Schilfrohre mit größerem Durchmesser.
 
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Hi,
vielen dank für die Antworten.
Schade, da kann ich wohl leider nicht viel ändern, ich hab mir schon die dicksten Schilfrohre mitgenommen. Dann werd ich wohl bei den hohen Piepstönen bleiben müssen.
 
Kannst du ein Beispiel für den Innendurchmesser geben? Dann vergleiche ich es mal mit diversen Tinwhistles und kann dir vielleicht sagen, welche Tonhöhe sich damit erreichen lässt.
 
Die dickeren haben 12-13mm Innendurchmesser.
Ich hab ein super schönes Stück mit toller Farbe, was etwas mehr als 35cm lang ist, ich hatte gehofft, daraus was machen zu können, ohne es abzuschneiden.
 
Zunächst mal etwas Grundsätzliches zur Tonhöhe von Flöten. Um den Ton c', also das -middle c- des Klaviers zu erreichen (Gitarre erster Bund h-Saite) braucht man bzw. nutzt man eine Rohrlänge von ca. 60 Zentimetern. Instrumente, die dort etwa ihren tiefesten Ton haben, werden als Sopraninstrumente unter den Holzblasinstrumenten betrachtet. Die Ausnahme sind die Blockflöten und Whistles, sie klingen eine Oktave höher als ihre Stimmlagenbezeichnung vermuten lässt. Die Tenorblockflöte erreicht nach unten das c', der tiefste Ton der Sopranblockflöte ist das c''. Die Lage der Bassblockflöte würde der Altlage anderer Instrumente entsprechen.

Sopranblockflöten sind ca. 31 Zentimeter lang. Die typische Tinwhistle in D passt dazu, sie ist ein kleines Stückchen kürzer, geht dafür aber auch nur bis zum d'' runter. Diese Whistle wird oft als Highwhistle, manchmal aber auch als Sopran-Whistle bezeichnet. (Die Tonhöhe ist auf manchen Seiten im Netz falsch angegeben.)

Da Blockflöten ein (umgekehrt) konisches Rohr haben, das oben dicker ist als unten, eignen sie sich nicht so gut für unsere aktuelle Messung. Die meisten Tinwhistles (Ausnahme die von Clarke) sind zylindrisch und lassen sich daher gut messen.

Eine typische Whistle in D von Generation hat einen Rohrdurchmesser von 12 Millimetern. Die Gesamtlänge inkl. Mundstück beträgt 29,5 Zentimeter. Tiefster Ton d''.

Ich habe auch eine Walton's Mellow D, die "weicher" und nicht so "schrill" ;) klingen soll. Das versuchte man mit einer etwas kürzeren Rohrlänge bei gleichzeitig größerem Durchmesser zu erreichen. Sie hat einen Durchmesser von 14 Millimetern bei einer Gesamtlänge von 29 Zentimetern. Diese Flöte hat eine stabile untere Oktave und lässt sich nicht so leicht überblasen wie andere Whistles. Der tiefste Ton ist ebenfalls das d''.

Meine Generation in Bb ist 37,4 Zentimeter lang und hat einen Durchmesser von 15 Millimetern. Ihr tiefster Ton ist das b (also b-flat), zwei Ganztonschritte unter dem tiefsten Ton der Whistles in D.

Ich konnte auch mal eine Chieftain Highwhistle in D spielen. Diese Flöte hatte den größten Durchmesser, den ich je bei einer Whistle gesehen habe. Messen kann ich sie nicht mehr, aber es dürften geschätze 18 Millimeter gewesen sein. Die lauteste Whistle, die man sich vorstellen kann, leider brauchte man einen extrem hohen Druck und sehr viel Luft, um sie zu überblasen. Ich hatte sogar den Verdacht, dass dieses spezielle Exemplar nicht ganz in Ordnung war. Deutlich wurde jedenfalls, dass der größere Rohrdurchmesser sehr viel lautere und stabilere Töne in der unteren Oktave zulässt.
 
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Und wie baut man die aus einem Schilfrohr? Mir ist dieser Begriff bisher nur im Zusammenhang mit Klarinetten und Kirchenorgeln untergekommen. Aber ich habe auch nie wirklich nachgeforscht.

Edit: Das Xaphoon scheint auch in diese Kategorie zu gehören. Hat etwa die Länge einer Sopranblockflöte, klingt aber eine Oktave tiefer als diese. Allerdings ist es ein Rohrblattinstrument und verhält sich, was das Überblasen angeht, wie eine Klarinette. Hat also mehr Töne im unteren Register als eine Flöte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gedackte Flöten klingen eine Oktave tiefer.
Mit dem Begriff konnte ich nichts anfange, aber wenn ich Wikipedia richtig verstehe, heißt das, dass die Flöte unten geschlossen sein müsste? Ich bin mir nicht sicher, ob das bei einer Blockflöten-artigen Konstruktion wie bei mir funktionieren kann? Einerseits kann die Luft, die man reinbläst, nirgendwo entweichen. Und sobald man ein Loch reinbohrt, wäre das Rohr ja wieder offen.

Ich habe mich heute nochmal an einem Exemplar versucht und dabei 2 Dinge festgestellt:
  1. Die Länge und Position des Blocks haben einen starken Einfluss auf die Stabilität der tiefen Töne. Schiebt man den Block zu tief rein oder ist er zu lang, entsteht schon bei weniger Blasdruck der Oberton als bei einem kürzeren Block.
  2. Je mehr Löcher man bohrt, desto instabiler werden die tiefe Töne, selbst wenn alle Löcher darüber verschlossen sind.
 
Ich hab gerade eben noch ein krass dickes Rohr gefunden und eine Flöte draus geschnitzt. Ihr hattet tatsächlich Recht, hier steht der unterste Ton relativ stabil (also nicht, dass ich euch's nicht geglaubt hätte).

Durchmesser beträgt etwa 21mm, Länge ab der Blaskante etwa 46cm. Der tiefste Ton liegt bei 295Hz, also etwas über dem d1.

floete1.jpg floete2.jpg floete3.jpg



 

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Falls du dich noch, und intensiver damit beschäftigen willst,
ich habe ein Buch, dass die meisten Aspekte nach denen du gefragt hast abhandelt:

Zur Akustik der Blasinstrumente
Ein Wegweiser für den Instrumentenbauer
Otto Steinkopf
MOECK Verlag Nr.4029
ISBN 3-87549-020-7
 
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