Nun hat die PRS ja die NF3 Pickups, also diese Mini-HB, die wie SC ohne Brummen klingen sollen.
"Sollen" ist natürlich das Stichwort. Leider habe ich sie noch nicht antesten können, aber ähnlich wie die früheren US-PUs dieses Typs scheinen sie mir dieses Versprechen nicht so 100% einlösen zu können.
Sie klingen definitiv nicht wie HB, nicht mal wie MiniHB oder - wieder eine andere Konstruktion übrigens - Firebird-PUs, sondern haben ihren eigenen Sound. Aufs erste Hinhören durchaus Strat-ähnlich, aber eben nicht so "spanky" und direkt. Beim PRS-eigenen Demo ist mir aufgefallen, dass der Vorführer sich bewusst Mühe zu geben schien, "stratty" zu spielen, um diese Töne rauszukitzeln. Starker Anschlag, etwas schräger gehaltenes Pick, auch mal die Saite etwas anreißen usw. eben. Man darf auch nicht unterschätzen, dass die kürzere Mensur und das Tremolo aus ganz anderem Material dem klassischen Stratsound auch etwas entgegenarbeiten. In Videos von YT-Testern, die ohne solche Bemühungen mal drauflos spielten, waren die Strat-Anleihen dann mMn auch deutlich weniger präsent.
Die prägende Eigenschaft solcher schmalen HB, bei denen die beiden Spulen anders als bei den Noiseless nebeneinander liegen (wie zB auch bei den diversen Rails)), ist für mich in den Obertönen zu finden. Das Magnetfeld ist nicht nur eine Spur breiter als bei Einzelmagneten, sondern ist eben immer an zwei Punkten fokussiert. Sie liegen zwar näher aneinander, erzeugen aber doch winzige phasenverschobene Signaldifferenzen, die zu entsprechenden kleinen Auslöschungen führen. Ich denke, dass das die Ursache dafür ist, dass die Obertöne immer einen Hauch weniger knallen, und - unabhängig vom schlussendlichen Höhengehalt - etwas "milder" klingen als bei echten SCs.
Für mich ist es ein bisschen so wie der Unterschied zwischen einem One Piece Maple Neck und einem mit Rosewood-Griffbrett. Auch hier habe ich Videos mit beiden Griffbretter verglichen und finde, dass die Ahorn-Version etwas stratiger klingt, aber eben eher wie eine Strat mit RW-Griffbrett, die mMn diesen Spank und Twang auch etwas abmildern. Sicher nicht 1:1, aber so lässt mein persönlicher Höreindruck am ehesten beschreiben.
Mit HiGain klingen die NF3 (zumindest die US-Originale) auf jeden Fall weniger kratzig als die PUs einer Strat, selbst als die meisten Noiseless. Das ist ein eigenständiger, schlankerer Sound als ein HB, aber irgendwie gefälliger und vielleicht sogar vielseitiger verwendbar als der einer Strat.
Zurück zum Thema ... die NF3 wäre mir zu teuer. Ich würde da eher (ja das ist ein anderer Gitarrentyp) zur PRS SE Swamp ASH Special tendieren.
Was PRS betrifft, finde ich die Swamp Ash Special trotz HB auf jeden Fall auch näher dran an einer Strat als die NF3. Allerdings muss man halt damit leben, dass die SC-Positionen etwas brummen. Das könnte man vielleicht mit dem Nachrüsten eines Partial Split ein wenig verringern, aber eben nicht ganz wegbringen. Die HB-Positionen sind toll, die rocken gut ab, aber immer mit der drahtigen Brillanz im Anschlag, den die Esche sehr gut unterstützt.
Fazit: So wie die Player wird keine der beiden PRS klingen, was einen nicht wundern sollte, denn die
ist halt auch eine Strat. Suchst Du aber einen dritten Sound, der tendenziell eher die SC-Ecke abdeckt, aber eben doch auf andere Art, ist die NF3 eine tolle Erweiterung.
Gruß, bagotrix