Wie gesagt. Es ist ja nicht so, dass ich keine Technik übe oder üben lasse.
Nur hole ich mir die Abfolgen nicht aus allgemeinen Büchern, sondern schnitze mir passgenaue Übungen aus den Stücken die ich arbeite. Das ist doch viel besser...

meist reicht einfach eine Separierung eines Übergangs oder eines kurzen Abschnitts.
Wenn ich bei Moszkowski plötzlich ein Quadrupel Ricochet brauche, gab*s das mit Sicherheit nicht in Heinz Hox's Technikbuch. Selbst wenn, dann würde ich nicht mit 14 Jahren diese Technik pauken, um sie irgendwann mit 47 Jahren oder vielleicht nie im Leben anwenden zu können. Nur bei Bedarf.
Fesselfinger ... toll, kann man üben, wenn man aber 10 Musettewalzer und Tangos spielt, in denen das nicht vorkommt - Pech gehabt.

Fesselfinger habe ich anhand von Ganzers Phantasie 84 trainiert. Vorher auch mal bei Bachs Orgelpunkten. Das hat mir vollkommen gereicht.
Tonleiter D Dur ... super, aber im Stück kommt bei der angewandten D Dur Leiter am Ende leider ein kurzes Stück Chromatik

oh, das stand ja so gar nicht im Buch! Jetzt muss ich mir doch einen neuen Fingersatz überlegen und diese Stelle üben...
Apropos diese Stelle üben, ich gehe immer in etwa so vor:
D E F# G A H C C# D - Fingersatz langsam suchen. Dann sofort gleich mal im Tempo probieren nur um zu schauen, ob es Probleme geben könnte. Immer ein Stückchen vor und hinter der bearbeiteten Stelle mitspielen, weil Zusammenhänge wichtig sein könnten. Wenn es einfach geht, passt's.

Wenn nicht, suche ich entweder weiter oder muss wirklich an der Stelle hart üben oder verändere nicht selten den Notentext - immer mit musikalischer Verantwortung (versteht sich).

Dann übe ich diese Stelle unabhängig vom Lernen des Textes und vorläufig auch unabhängig vom Musik machen.
Die Verbindung zur Musik stelle ich nur willentlich manchmal her, um zu prüfen, ob dann noch andere Abläufe, andere Gedanken oder Störfaktoren oder sogar Floweffekte wirken. Das beeinflusst dann den Umgang mit der Stelle beim getrennten Üben. (Lautstärke oder Balgposition, Körperspannung, Kopf am Kinnregister oder aufrecht usw.)
Das sind auch immer Phasen. Es kommt durchaus vor, dass ich Jahre später noch Fingersätze oder Balgwege ändere. Der Prozess ist niemals abgeschlossen.
Also - ich denke so maßgeschneidert kann eine Technikübung überhaupt nicht sein. Musik ist meist nicht so Lehrbuchmäßig komponiert (außer Czerny natürlich

), dass man die präsentierten Elemente eines Nachschlagewerkes einfach aneinander setzen kann.
Man verdaddelt mit der Übung dieser Techniken auch unendlich Zeit. Wann ist man damit fertig?
Lieber nehme ich mir nichts vor, improvisiere ein bisschen und komme vielleicht auf eine Technik, die gerade Spaß macht. Je nach Lust und Entwicklungspotenzial - meist nicht länger als etwa 10 oder 15 Minuten - wie bei einem Kind. Manchmal setze ich das dann schon unbewusst im nächsten Stück ein.
Vielleicht ist das auch vom Typ abhängig? Wer von Euch übt denn explizit Technik getrennt vom Stück um "Fingerfertigkeit" (auf der Knopftastatur) zu erlangen?
Vielleicht gilt das alles nur für mich?
p.s. sorry - eigentlich wollte ich nur mit einem Satz antworten.
