Flamenco of heart

Distanziere ich mich zu sehr von dem Text, dann erhalte ich als Resultat Distanz zum Publikum/Partner. Schaffe ich allerdings Nähe zwischen mir und dem Text, bewirke ich auch Nähe mit Publikum/Partner. Das wird schmerzhaftschön, aber Nähe ist mein Wunsch und Ziel! Es kann ein steiniger Weg werden, aber was im Leben ist schon einfach?!
Ich glaube, dass es stimmt, dass wenn man sich selbst wirklich öffnet, man auf diese Weise andere Menschen erreicht und berührt. Menschen, die dafür auch offen sind und die berührt werden möchten.
Das ist ein großer Schritt. Aber wenn man das Ziel hat, andere zu berühren, in anderen etwas zu bewegen, gibt es dafür, glaube ich, keinen anderen Weg. Das bedeutet für mich zum einen, in sich das zu finden, was einen selbst berührt. Das ist für mich der Prozess des Textschreibens.

Nicht selten schreibe ich assoziativ los, ohne besonderes Thema, ohne Botschaft, ohne zu wissen, worauf ich hinaus will. Es kann eine Zeile sein, die mich nicht mehr los läßt, eine Begegnung, eine Stimmung, eine Situation oder Nachricht, etwas, das ich oder andere erlebt haben, oft nur ein kurzer Moment. Meist entsteht dann ein Text. Je mehr man im Übrigen schreibt, desto schneller wird man im Schreiben, desto mehr Mittel hat man zur Verfügung, desto vielschichtiger wird man.
Dieser erste Text ist oft erst der Anfang eines Prozesses - der Einstieg quasi. Durch nochmaliges Lesen, laut Sprechen, durch Versuche der musikalischen oder gesanglichen Umsetzung, durch Reaktionen und Feedbacks hier auf den Text, merke ich so langsam, was eigentlich mein Thema war, stoße zu dem Kern vor - und vielleicht ist es eine Zeile, die wie unabsichtlich ihren Weg in den Text fand, die weiter führt. Ich komme zu der eigentlichen Emotion, zu dem, was mich eigentlich in der Tiefe berührt hat. Ein Prozess. Dem nachzugeben, bringt mich weiter.

Es ist für mich so, dass der vorigen Text dadurch nicht verliert: der erste Gedanke, den man hat, wird durch den zweiten oder dritten Gedanken nicht unwirklich - jeder Gedanke, jede Emotion hat ihre Wirklichkeit und ihre Gültigkeit. Aber nicht selten ist es so, dass ich erst im Prozess der Beschäftigung zu dem dringe, was ich am Ende als "stimmig" oder "rund" empfinde.
Es ist wirklich ein Empfinden. Genauso wie mit der musikalischen Umsetzung. Es gibt keinen absoluten Endpunkt oder eine objektiven Punkt, wo ich sagen kann: Genau so soll es sein. Es ist eine Emotion der Stimmigkeit. Eine Stimmigkeit, die letztlich Nähe zu mir selbst ist, die mir sagt: Genau so ist es gut - genau so stimmt es.

x-Riff
 
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Vertrauen in mein Publikum. Ich muss nicht ihres Gewinnen. Ich werde lernen es ihnen zu schenken, die Kontrolle abzugeben und mich führen zu lassen, wohin es mich auch bringt. Ich werde zeigen, dass ich es kann. Es wird etwas dauern, mein Geschenk ist die Zeit. In Zeiten der Unruhe und Schlaflosigkeit, werde ich sie mir selbst schenken, so auch dir. Bis ich das geben kann, was mein Publikum verdient!

Ich danke euch sehr! ich habe nun viel Input bekommen und werde mich ein wenig zurück ziehen, um einiges ein wenig sacken zu lassen, zu verarbeiten und dann zu bearbeiten. Ich freue mich schon darauf mich bei euch zurück zu melden!

Wärmste Grüße,

Naduna
 
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Das stärkste Gefühl, was mich wegbewegt hat, ist Angst und Misstrauen in meine eigenen Empfindungen. Angst vor meinen eigenen Empfindungen, was zu mir selbst und zum Publikum Distanz aufbaut. Ich möchte gerne fragen, was dieses braucht, aber unter diesen Bedingungen weiß ich nicht wie. Ich bin hilflos und ratlos. Ich bin noch nicht so weit, dies in Texten auszudrücken.
Danke für diese Antwort. Ich kenne alle diese Ängste auch. Ich habe meine Vorbilder abgefragt, was ich mit ihren LIs teile. Es war ne Menge Gedanken. Ich habe meine Gedanken mit ihren verglichen.

Da gab es große Unterschiede in der Art der Formulierungen. Dann habe ich ihre Gedanken nicht kopiert, sondern meine Gedanken langsam stilistisch angepasst. Ich habe begonnen, Klang und Inhalt von Sprache so ernst zu nehmen, wie Musiker den Klang und Inhalt von Tönen… das begann vor Jahren und ist noch nicht zu Ende…
 
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Das stärkste Gefühl, was mich wegbewegt hat, ist Angst und Misstrauen in meine eigenen Empfindungen
Mit diesem Gefühl dürftest du nicht allein sein und für Texter ist das ein hartes Brot, weil wir in unseren Texten immer einen Teil von uns, von unseren Gefühlen preisgeben. Immer wieder gilt es zu entscheiden, welchen Themen man sich stellen will, welche noch ein wenig in der Hängematte der Warteschleife liegen dürfen und welche auf unabsehbare Zeit in der tiefsten Ecke der Schublade verschwinden. Wie du schon richtig vermutest, ist das oft ein harter Weg; um so größer ist die Freude, wenn man nach x Anläufen einen Text vor sich liegen hat, der die eigenen Gefühle angemessen in Worte kleidet und auch noch den Leser/ Hörer berührt. Ich wünsche dir für deinen Weg viel Glück…..und bis dann.
LG Tygge
 
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Mit der Kunst ist es wie mit der Straße: Zeig einem Unbekannten deinen Text… und du bekommst neben empörten Schweigen alles Mögliche zur Antwort. Die Anderen sind immer mit sich selber beschäftigt. Auch hier. Der Zufall entscheidet über das Glück Wem sag ich das ;)
 
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…Vertrauen in mein Publikum. Ich muss nicht ihres Gewinnen. Ich werde lernen es ihnen zu schenken.,.
Wow! Was für ein interessanter Satz (y) Ja, du kannst ihres nicht gewinnen, bevor du ihnen deines schenkst, das Interessante daran ist, wie weit man Fremden sein Vertrauen schenkt. Manchmal erntet man als Märchenerzähler mehr Vertrauen!
 
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