Frage zur Bühnen-Tonabnahme bei A-Gitarristen

Küppernikus
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Liebes Forum,

ich hoffe, es geht euch gut. Vor Kurzem habe ich hier ins Forum geschrieben und wurde großartig unterstützt. Nun habe ich erneut eine Frage und bin gespannt auf eure Meinungen.

Meine Frage bezieht sich auf die Abnahme des Tons auf der Bühne, insbesondere auf eine Beobachtung, die ich häufig gemacht habe. Warum verwenden Gitarristen neben der Tonabnahme direkt von der Gitarre mit einem oder mehreren Tonabnehmern zusätzlich ein Mikrofon, das auf den 12. Bund ausgerichtet ist? Gibt es dafür eine Art Faustregel, wie der Sound gemischt wird, oder erfolgt die Abnahme aus anderen Gründen?

Ich bin gespannt auf eure Erklärungen und freue mich auf hilfreiche Antworten.


Herzliche Grüße,
Thomas
 
Ein Mikrofon (z.B. am 12. Bund) klingt oft natürlicher, weil der Sound eben VOR der Gitarre abgenommen wird, statt IN der Gitarre.
Viele Menschen empfinden das als angenehmer und schöner.
Wenn man die Möglichkeit hat, würde ich persönlich auch immer ein Mikrofon bevorzugen, auch wenn heutige Tonabnehmersysteme schon vernünftig klingen.

Jede Art der Abmischung hat immer verschiedene Vor-und Nachteile:
Wenn ich zusätzlich zum Tonabnehmer noch ein Mikrofon habe, bekomme ich mehr Möglichkeiten den Sound zu steuern.
Gleichzeitig muss sich aber auch irgendjemand darum kümmern, z.B. ein Mann am Mischpult. Oder man selbst am Verstärker. Aber dann weiß man wieder nicht, wie es im Publikum klingt..

Wirkliche Faustregeln gibt es nicht. Erlaubt ist was gefällt. Ich hab schon alles Mögliche gemacht.. ein Mikrofon, zwei Mikrofone A/B, zwei Mikrofone X/Y, gemischt mit Tonabnehmer, nur Tonabnehmer..
Es kommt ein bisschen auf die Situation und Optionen und Ziele an.
Eine Zeitlang hab ich meine Westerngitarre in der Band gespielt. Da kann ich kein Mikrofon davor stellen, wenn neben mir das Schlagzeug zimmert.
Dafür ist aber der Sound auch gar nicht so entscheidend, so lange er sich gut in den Gesamtsound der Band einfügt.
Bei den Einstellungen habe ich hier oft z.B. den Bass fast ganz rausgedreht, weil wir eben einen Bassisten haben. Dem hab ich so "Platz" gemacht.
Bei Solo-Gitarre kommt es oft auch auf die Anlage an: Hab ich nur einen Verstärker und der steht neben/hinter mir, ist es mit Mikrofonen auch schlecht, wenn ich die dann vor mich stelle, weil das schnell in einem Feedback-Loop endet. Hab ich eine große Anlage die vor der Bühne steht und ich bekomme Monitore vom Mischer gestellt, spielt das keine Rolle und dann ist der Mischer auch verantwortlich.
Generell: Je mehr Zeug man aufbaut, desto mehr Optionen hat man, aber desto komplizierter, fehleranfälliger und aufwändiger wird das alles.
Irgendwo muss man da seinen Kompromiss finden, so dass Sound und Aufwand in einem guten Verhältnis stehen.
 
Das mit dem 12. Bund hat sich irgendwie eingebürgert und wurde irgendwo von einem Mikrofonhersteller (dpa) in eine Anleitung (für das 4099) geschrieben.
Tatsächlich ist der 12. Bund eine Stelle der Gitarre, wo sehr wenig Schalleistung abgestrahlt wird.

Ich hatte mal den Fall, als ein Flamenco Gitarrist sich so Live verstärken wollte. Schlechter Klang, da kurz vor Feedback und trotzdem wenig Druck und Lautstärke aus der PA. (Kurz vor Feedback gibt es eine Resonanzüberhöhung bei der sich anbahnenden Feeback Frequenz und das klingt blechern)
Gleiches Mikrofon auf die Schalldecke in der Nähe des Stegs gerichtet brachte ein brauchbares Ergebnis, weil da schon richtig Signal da ist und man weniger verstärken muss. (Ach ja, das Mikro war auch das dpa 4099 Core Guitar in der 500 EUR Preisklasse).

Man muss sich nur mal ansehen wie eine Gitarre schwingt. Und da ist die größte Auslenkung und Schallabstrahlung auf der Decke um den Steg. Das Schalloch ist die Resonanzöffnung des Helmholtzresonators Korpus. Dort würde ich nichts abnehmen, denn da bekommt man nur dumpfen, dröhnigen Mulm. Wenn schon, dann wieder weiter weg, wo sich alle Komponenten mischen.
GitAbnahme.png

Mir ist völlig schleierhaft, wie man auf solch eine Anordnung kommen kann, zumal hier das Mikrofon weg vom Korpus gerichtet wird. Die Abnahme des wirklich erzeugten Schalls erfolgt hier "off-axis" wo eventuell der Frequenzgang nicht mehr so eben ist, wie direkt nach vorne. Von den Saiten kommt auch kaum verwertbare Schallenergie.
------

Aber zur zusätzlichen Mikrofonabnahme:
Es wird tatsächlich desöfteren zusätzlich zum Abnehmer an der Gitarre noch ein Mikrofon verwendet. Damit kann man dann ein schön klingendes Signal für den Saal oder eine Aufnahme mischen.
Leider ist das Ganze anfällig für Rückkopplung, so dass dieses Signal in der Regel nicht auf den Monitor kommt sondern nur (und eventuell nur als Sahnehäubchen anteilig) auf der Anlage zum Saal landet. Die Musiker bekommen nur das Tonabnehmersignal auf den Monitor, damit sie sich hören.
 
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Ich spiele nicht in grösseren Bands, sondern in der Regel nur mit einem Bassmann. In meinen Gitarren sind keine Tonabnehmer und ich will da auch keine einbauen (lassen)! Ich benutze ein Sennheiser e614 Kleinmembranmikrofon in etwa am 12. Bund und das funktioniert gut. Zumindest hat sich noch niemand beklagt, dass der Ton schlecht ist.
 
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...Abnahme des Tons auf der Bühne...
"Auf der Bühne" ist halt ein sehr allgemeiner Begriff. Wenn du alleine oder mit sehr dezenter Begleitung auf der Bühne stehst (bzw. sitzt) und dich nicht bis kaum bewegst, kannst du dir Gedanken über Mikrofonabnahme im allgemeinen und Platzierung desselben im besonderen machen. Je mehr du dich bewegst, desto weniger bleibt das Mikrofon an einer Stelle relativ zur Gitarre, und je lauter es auf der Bühne wird, desto mehr wird ein Gitarrenmikro zur Feedbackquelle.

Im wesentlichen hat @Disgracer ja schon einiges darüber oben geschrieben, ich würde aber fast noch deutlicher sagen, dass Dinge wie die Platzierung des Mikros an einer bestimmten Stelle Fragen für eine Studioabnahme sind. Für Live-Auftritte würde ich erstmal die äußeren Umstände anschauen (Musikstil, Bühnenlautstärke, technische Gegebenheiten etc.) und dann überlegen, wie ich meine Gitarre in diesem Gesamtzusammenhang so verstärken kann, dass der Sound gut rüberkommt, von allen gehört wird und (auch sehr wichtig) für keine Störung wegen Feedback, Brummen o.ä. sorgt. Da kann ein Mikro in welcher Bauart oder Position auch immer das Mittel der Wahl sein, oft ist es aber auch völlig fehl am Platz.
 
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