Fragen zu dem Musikstudium

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Lowgan
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Guten Abend.

Ich hoffe ihr könnt mir weiter helfen weil ich gerade echt am verzweifeln bin.
Ich hab mir seit einigen Jahren überlegt Musik zu studieren und seit neustem mich dazu entschieden es auch zu tun. In 2 Jahren bin ich mit dem Gymnasium durch und hab auch Musik LK gewählt.
Ich spiele seit 8 Jahren Klavier und seit 3 Jahren Trompete in einem Posaunenchor. Trompete würde ich als 1. Instrument wählen. Hauptsächlich möchte ich Musik studieren um aus meinem Hobby einen Beruf zu machen. Ich möchte in einem Orchester spielen und Leuten Musik beibringen. Nun zu meinen Fragen:

-Gibt es Bücher die auf ein Studium vorbereiten?
-Ist es schwer in ein Orchester zu kommen?
-Muss man im Voraus Gehörbildung selbst üben?

Weitere Fragen fallen mir gerade nicht ein aber ich bin gerade am verzweifeln weil Musik mein halbes Leben ist aber meine Familie ist mir ausreden will Musik zu studieren. Ich weis nicht was ich machen soll.

Danke im Voraus

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Iogan
 
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In aller Kürze, da es schon spät ist.

-Gibt es Bücher die auf ein Studium vorbereiten?
Ja, viele, aber es ist schwer, da eine konkrete Empfehlung zu geben. Besser ist es auf jeden Fall, einen studienvorbereitenden Theorie-Kurs an einer Musikschule zu besuchen. Der Lehrer wird dann auch Literatur empfehlen können.
Falls es kein solches Angebot in erreichbarer Nähe gibt, kann man auch einen guten, studierten Kirchenmusiker ansprechen und ggf. Privatstunden geben. Guter Schulmusiker geht auch.

-Ist es schwer in ein Orchester zu kommen?
Ja, extrem schwer, besonders für Bläser. Auf jede frei werdende Stelle bewerben sich mal eben über 100-200 studierte Leute, zum Probenspiel werden dann vielleicht 20-40 eingeladen. Und sehr oft wird die Stelle dann erst nach mehreren Probespielen überhaupt besetzt. Man muss heute schon sehr, sehr gut sein und sehr, sehr gute Nerven haben. (Wird aber an den Hochschulen trainiert.)
Stellen als Musikschullehrer gibt es noch weniger, jedenfalls mit "korrekten" Vertrag an einer öffentlichen/kommunalen Musikschule. Als ´billige´, schlecht bezahlte Honorarkraft bekommt man schon eher etwas. Dann sollte man aber sehr, sehr sparsam leben können, vor allem im Alter.

-Muss man im Voraus Gehörbildung selbst üben?
Ja, auf jeden Fall. Am besten Kurs besuchen (s.o.).
Es gibt (nicht als Ersatz, aber unterstützend) aber gute Apps (z.B. "Das absolute Gehör" für Android) und Software ("Ear-Master" von klemm-music.de, "Audite" von capella-software.de), mit denen man selber gut das Gehör trainieren kann.

Sorry, wenn ich da wenig Mut machen kann, aber als Kulturschaffender im Musikbereich hat man es derzeit leider nicht leicht.
Musik machen und unterrichten ist und bleibt aber prinzipiell eine tolle Sache!
 
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zumal die Stellen, wenn überhaupt "fest", dann so gut wie immer befristet.
Sprich: das Vorspielen "gegen" unzählige Mitbewerber steht mehrere Male pro Jahr an.

Vielleicht bist Du ja ein Überflieger, dann bitte ich um Entschuldigung, ansonsten sind drei Jahre Posaunenchor eher ein Witz als eine gute Grundlage. Deine Konkurenten um einen Studienplatz (auch da schon sehr wenige Plätze und sehr viele Bewerber) spielen schon viele Jahre länger Trompete, haben Jugendwettbewerbe gewonnen, etc.
 
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Muss man im Voraus Gehörbildung selbst üben?
Auf jeden Fall! Und Musiktheorie/geschichte wird auch relevant sein - daher ist schon mal sehr gut, dass du Musik LK gewählt hast, das wird dir sicherlich ein wenig weiterhelfen im Hinblick auf die Aufnahmeprüfung.

Schau am Besten mal, was auf den Websites der Hochschulen steht, wo du dich bewerben möchtest. So sieht z.B. eine Aufnahmeprüfung in Stuttgart aus:
https://www.hmdk-stuttgart.de/filea...ng_BA_Musik_HF_Blasinstrumente_2016_12_22.pdf

Ansonsten kann ich leider nicht viel hinzufügen, falls du aber Fragen zum Musiktheorie-Teil der Aufnahmeprüfung hast, kann ich gerne weiter helfen;)

Weitere Fragen fallen mir gerade nicht ein aber ich bin gerade am verzweifeln weil Musik mein halbes Leben ist aber meine Familie ist mir ausreden will Musik zu studieren. Ich weis nicht was ich machen soll.

Lass dich nicht von der Familie oder anderen Leuten entmutigen - wenn du wirklich Musik studieren willst, dann solltest du das auch versuchen.

lG
 
Kühn "Gehörbildung im Selbststudium" und musictheory.net habe ich genutzt, kann ich nur empfehlen.

Ich an deiner Stelle würde aber lieber Klavier als Hauptfach machen...
 
bin gerade am verzweifeln

Verzweifeln brauchst du schon mal nicht. Wichtig ist wahrscheinlich, dass du deiner Familie einen Plan und eine überzeugte Entscheidung zeigen kannst. Ich vermute mal, deine Familie wünscht sich, dass du was "richtiges" lernst, was dir später Sicherheit bietet? Das ist durchaus verständlich, denn man kommt tatsächlich nicht so einfach an Orchesterstellen und co. Aber du schreibst:

in einem Orchester spielen und Leuten Musik beibringen
wenn das wirklich dein Wunsch ist und du dir auch vorstellen kannst, Trompete zu unterrichten, sieht es schon etwas besser auch (und nein, man verdient nicht die Welt, ist oft auch nur auf Honorarbasis "angestellt", aber Musikschullehrer werden noch eher gesucht).

Jetzt aber zur wichtigen Frage: Wie schafft man die Aufnahmeprüfung? Ja, bei den Aufnahmeprüfungen wird schon ein sehr hohes Niveau erwartet. Aber es ist nicht unschaffbar. Auf Gehörbildung und Theorie kann man sich tatsächlich am besten mit einem Kurs und ergänzenden Büchern vorbereiten. Oder wenn du in einer Unistadt bist, findest du vielleicht einen Musiktheorie- oder Kompositionsstudenten, der dir für kleines Geld unregelmäßig "Nachhilfe" gibt, falls du zeitlich die Kurse an nahegelegenen Musikschulen nicht besuchen kannst. Solltest du wirklich nur aus Büchern lernen wollen (habe ich bei Theorie gemacht, Gehörbildung war ich in nem Kurs), dann solltest du viel Zeit einplanen und bei Fragen dich an Kirchenmusiker/Schulmusiker/wen du so kennst, wenden und vor allem immer mal gelöste Aufgaben abgeben und kontrollieren lassen. Wenn du dich da aber reinhängst, reichen zwei Jahre definitiv.

Ich kann verstehen, warum man Trompete als Hauptfach macht, wenn man Klavier viel länger spielt. Spiele selbst wesentlich länger Klavier als Flöte und studiere nun Flöte als Erstinstrument (Hauptfach bei mir Pädagogik) und Klavier als Begleitinstrument. Warum? Flöte gefiel mir besser, ich fand die Auseinandersetzung mit dem eigenen Atem viel spannender als Klavierspielen und soll schließlich mindestens vier Jahre lang das Üben genießen können. Und viel wichtiger: An einigen Unis gibt es zu Klavier kein Nebenfach (zumindest bei Pädagogik). Es gibt also nur die Kombi Flöte Hauptfach + Klavier oder Klavier ohne Nebenfach. Und ich wollte die Flöte auf keinen Fall aufgeben. Also habe ich mich mit mega viel üben auf einen Flötenstand gepuscht, dass ich gerade so angenommen wurde (habe da wohl echt Glück gehabt). Und dann bei der Aufnahmeprüfung im Begleitfach so gespielt, dass ich gefragt wurde, warum ich nicht Klavier als Erstinstrument gewählt hätte. Ich bin schon ganz stolz darauf, dass ich jetzt Klavier und Flöte auf einem ähnlichen Stand spiele.

Allerdings: Überlege dir (und frage auch alle professionellen Musiker, die dich trompetespielend kennen), ob du mit Trompete realistische Chancen hast. Drei Jahre Posaunenchor ist wirklich nicht viel. Frage auch deine Lehrer (Kirchenmusiker etc.), was sie von deinem Klavierlevel halten. Wichtig: Suche dir einen Trompeten- und einen Klavierlehrer (falls du nicht schon hast) und erzähle ihnen von deinen Plänen. Die Instrumentallehrer können dein Können einschätzen und dich gut auf die Aufnahmeprüfung vorbereiten. Es geht nicht darum, wo oder wie lange jemand gelernt hat, sondern um das Können. Und das ist über ein Forum nicht einzuschätzen.

Ich weis nicht was ich machen soll.
Ich würde sagen: Schlachtplan entwerfen und anfangen.
  • Zeitplan machen. Was muss ich bis zur Aufnahmeprüfung können, welche Angebote kann ich in Anspruch nehmen (Infotage, Vorbereitungskurse, Vorspielen bei einem Hochschuldozenten, Bücher, Vorspielmöglichkeiten von Solostücken in der Kirchengemeinde, etc.)?
  • Auf welchem Stand bin ich, wo will ich noch hin?
  • Wie stelle ich mir später mein Berufsleben vor? Warum will ich eigentlich studieren? Lies dich mal im Internet schlau, wie die Berufsbedingungen für freischaffende Musiker/Musikpädagogen so sind - stachelt das deinen Kampfgeist an oder macht dich das ängstlich?
  • Rede mit allen Musikern, die du kennst (deine Instrumentallehrer, Kirche, Schule, etc.) über deine Pläne. Nutze jede Gelegenheit, etwas vorzuspielen und vorzuzeigen (Theoriekenntnisse, etc.) und sitze nicht in deinem stillen Kämmerlein und denk dir: Die Aufgaben werden schon richtig gelöst sein, ich spiele bestimmt schon gut genug, das braucht doch jetzt keiner zu kontrollieren. DOCH!!! Und du wirst oft genug zu hören bekommen, was du noch alles falsch machst, und was dir noch alles an Wissen fehlt. Das ist manchmal niederschmetternd, aber du musst alle diese Momente nutzen, um zu lernen, um Ratschläge und Hilfe zu bekommen.
  • Plane finanzielle Mittel ein. Unterricht, Kurse und Bücher sind teuer. Vieles kann man heutzutage im Internet finden und lernen, aber nicht alles. Ich sage nicht, dass du viel ausgeben sollst, aber ganz ohne Geld wird es sehr schwer gehen. Allerdings solltest du auch auf keinen Fall Massen an Büchern kaufen. Lieber eins und das ordentlich durcharbeiten.
  • Überlege dir auch, wann du bereit bist, diesen Traum aufzugeben. Das ist vor allem wichtig, einer skeptischen Familie zu kommunizieren. Wenn dir deine Lehrer, musikalischen Mentoren sagen, dass das nichts wird, suchst du dir dann was anderes? Oder erst wenn du durch die Aufnahmeprüfung fällst? Oder willst du dir nach einer verpatzten Aufnahmeprüfung noch ein Jahr Zeit nehmen zum üben und es dann noch mal versuchen? Wie siehst du dieses Jahr finanziert? Hast du einen Plan B berufswahltechnisch oder willst du alles auf eine Karte setzen? - Das sind kritische Fragen, die deine Familie hundert Prozent interessieren. Keine der hier aufgeführten Varianten ist besser oder schlechter als eine andere. Es kommt immer auf den Typ Mensch an, der man ist und auf die Lebenssituation. Denke auch daran: Auch wenn Musik ein Hobby bleibt, kannst du mit kleinen Auftritten (Hochzeiten, etc.) ein wenig verdienen und viel Spaß haben.
Ich hatte damals (Aufnahmeprüfung ist bei mir auch gerade mal erst ein Jahr her) ein großes Notizbuch, in dem vorne drin stand: "Weil ich Musikerin werden will...". Darin habe ich geplant und kontrolliert, was ich wann übe. Das war eine Qual, weil ich eigentlich eher der Typ zum drauflos üben ohne planen bin. Aber damit wäre ich nie so weit gekommen. Außerdem ein anderes Buch, in dem ich Infos gesammelt habe. Über Musikpädagogik, über die Aufnahmeprüfungen, über Ideen, Übetechniken, Berufsaussichten, Tipps & Tricks, motivierende Sprüche, Vorbilder... einfach alles kunterbunt. Während der akuten Phase vor und während den Aufnahmeprüfungen habe ich dann meine komplette Wand zugeklebt. Ich hatte einen riesigen Zeitplan, auf dem jeder Tag detailliert geplant war mit den Übezielen und -zeiten und auf den habe ich dann immer kleine Bilder gemalt, Smylies, Strukturen fürs Üben, Begriffe oder geschichtliche Daten, die ich mir merken wollte drauf geklebt... Möglichst bunt sollte es sein. Das war meine Art, mich in einer nicht immer ganz einfachen Lebensphase zu motivieren. Bei mir hat es glücklicherweise geklappt, ich bin im Musikstudium sehr glücklich und kann nur empfehlen, dafür zu kämpfen.

Es grüßt sehr herzlich,
Annino :hat:
 
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Das Folgende ist absolut subjektiv und spärlich in der Ausstattung korrekter Rechtschreibung,Satzbau und Interpunktion (Danke RIesling!)


Ich würds nicht machen, aber ich bin ja nicht du...

Alles was schon geschrieben steht ist relativ wahr. Außer, dass mit den Online-Lernkursen. Du brauchst da eher Orientierung als Input habe ich so das Gefühl.


Orchesterplätze bei Ensembles wo man gut von Leben kann - das zu bekommen ist sehr unwahrscheinlich. Interessanter wirds, wenn Du eine Karriere als Solokünstler anstrebst. Ähnlich wie der Bandmusiker, ist man dann auf Tour durch die Konzertscheunen und "Barocksäle". Da ist dann die eigenvermarktung wichtig um über die Runden zu kommen. Wer sich während des Studiums intensiv mit Popmusik beschäftigt und da auch (vielleicht kostenpflichtig) Unterricht nimmt, hat mehr Chancen auf bezahlte Gigs.

Plan B: siehe Annino. Deine Familie hat zurecht Sorge um Deine Zukunft... die hab ich auch :) ... also in der Regel ist es so: kämpfe für das Ziel Musik zu studieren, versuche was Du versuchen kannst, und dann ist ein eventuelles Scheitern an der Aufnahmeprüfung meistens besser als der Fall, dass man sich von seinem Traum hat abbringen lassen und diesen Frust über die "vergebene Chance" jahrelang in sich trägt. Man will es halt wissen und gut ist. Wenns beim ersten und zweiten mal nichts wird, war das Schicksal Dir vielleicht gnädig und Du kannst was studieren was Dir später eine Schicke Wohnung an der Alster einbringt. Oder es klappt mit dem musikstudium und du quälst dich 4-5 Jahre und landest nach einer sehr harten Ausbildung im Schanzenviertel... wie oben gesagt. Nichts davon ist schlecht. Du musst irgendwann wissen was Du willst und Dir ehrlich eingestehen, dass die Wahl "Berufsmusiker" konsequenzen hat.
(Gute) Musik machen hat übrigens nichts mit Musik studieren oder nicht studieren zu tun. Spaß an der Musik haben schon viel eher. Studierst Du Musik, bist du darauf angewiesen. Die musikalischen Dinge, die Du machst, müssen auch einträglich sein, sonst machts wenig Sinn und belastet eher. Hast Du Bauingenieurswesen studiert und landest in einem Architektenbüro, wirst Du immernoch viel Zeit für Musik haben und Hobbyorchester/Bigbands/Bands gibts überall(?). Ich bin wie Du schon merkst inzwischen der meinung, dass man durch den Berufsmusiker in der Regel eher verliert. Vor allem Spaß...
 
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zumal die Stellen, wenn überhaupt "fest", dann so gut wie immer befristet.
Sprich: das Vorspielen "gegen" unzählige Mitbewerber steht mehrere Male pro Jahr an.

Das ist - zum Glück (noch) - Quatsch.
In unseren Kulturorchestern sind feste Stellen die Regel, Befristungen gibt es tatsächlich nur aus den üblichen Gründen: meistens Elternzeitvertretungen oder längere Krankheiten... und natürlich während der Probezeit.
Und das wird auch dank einer gut organisierten gewerkschaftliche Vertretung absolut eingehalten!

Ansonsten: volle Zustimmung...
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Orchesterplätze bei Ensembles wo man gut von Leben kann - das zu bekommen ist sehr unwahrscheinlich. Interessanter wirds, wenn Du eine Karriere als Solokünstler anstrebst. Ähnlich wie der Bandmusiker, ist man dann auf Tour durch die Konzertscheunen und "Barocksäle". Da ist dann die eigenvermarktung wichtig um über die Runden zu kommen. Wer sich während des Studiums intensiv mit Popmusik beschäftigt und da auch (vielleicht kostenpflichtig) Unterricht nimmt, hat mehr Chancen auf bezahlte Gigs.

Okay; ich bin ja eher "Klassiker", also keine Ahnung, wie man sich so als Trompeter im populären Bereich über Wasser hält - ich habe da jetzt eher Big Bands im Kopf; da wirds aber für Trompeter wirklich speziell, und sicher nicht einfacher, da der Markt u.A. auch von Musikern abgedeckt ist, die "hauptberuflich" in anderen Orchestern spielen, von der Polizeibigband bis zum Rundfunkorchester.
Und das mit der Solokarriere durch Konzertscheunen und "Barocksäle" meinst Du nicht ernst, oder?
 
...In unseren Kulturorchestern sind feste Stellen die Regel...
AHA !
...und, wie viele gibts davon noch?

Meine beiden Schwestern (eine ist schon 10 Jahre tot, die andere mit 72 im Ruhestand) waren beide Berufsmusiker und haben in staatlichen Häusern Chor gesungen. Wenn ein Projekt um war (z.B. Oper mit X Wochen Laufzeit), dann wurde der Chor aufgelöst, weil eben nur dafür engagiert.
Für das nächste Projekt wurde ein neuer Chor zusammengestellt - ok, oftmals lief das unter der Hand per Telefon, aber halt nicht immer.

Die Gewerkschafter saßen mit abgefressenen Fingernägeln im Keller und haben gegrummelt. Man kann sich alles schönreden...
 
So, bevor das hier eine Schlammschlacht wird, bitte ein paar Zahlen. Leider habe ich beim MIZ gerade nichts ganz aktuelles gefunden, deshalb erst mal dies hier:

"Im Jahr 2009 verliehen die deutschen Hochschulen 2012 Musikern ein Abschlussdiplom für Instrumentalmusik oder Orchestermusik (MIZ, Statistik 13). Die Zahl der Absolventen steigt stetig an. Andererseits standen 2010 in den 133 Kulturorchestern insgesamt nur 9.922 Planstellen zur Verfügung (MIZ, Statistik 101). Tendenz fallend, denn 18,4 % der Planstellen in Orchestern gingen von 1992 bis 2010 verloren (MIZ, Statistik 16)."

"Die Planstellen im Orchester sind in der Regel unbefristet, so dass pro Jahr im Schnitt nur circa 120 Stellen frei werden, da die betreffenden Musiker das Rentenalter erreichen (Mertens, 2010/2011). Stellt man die jährlich 2000 arbeitssuchenden Hochschulabsolventen den 120 vakanten Planstellen pro Jahr gegenüber, so werden der Konkurrenzkampf und die damit verbundenen sozialen Ängste, einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden, sehr deutlich."

Quelle: http://www.dr-helmut-moeller.de/Dateien/Huerdenlauf Denizas Endversion 7.7.pdf

Allerdings geht es hier auch gerade nur um Stellen in Kulturorchestern. Arbeitsplätze für Musiker gibt es ja auch noch woanders.

Aber vielleicht auch nicht ganz unwichtig für eine mögliche Diskussion (passt die hier eig noch zum Thema?):
https://de.statista.com/statistik/d...eten-beschaeftigung-in-deutschland-seit-1996/
-> Die Zahl der befristeten Stellen steigt auch in anderen Berufen an. Ob man das nun gut findet oder nicht, es scheint kein besonderes "Musiker-Problem" zu sein.

Vielleicht findet ja noch jemand andere Zahlen, aber nur aufgrund persönlicher Erfahrung und Einzelschicksalen (meinetwegen auch zehn Einzelschicksalen oder 50) zu diskutieren, scheint mir wenig sinnvoll.

Es grüßt eine, die von Wirtschaft und Recht keine Ahnung hat ; ),

Annino:hat:
 
AHA !
...und, wie viele gibts davon noch?

Meine beiden Schwestern (eine ist schon 10 Jahre tot, die andere mit 72 im Ruhestand) waren beide Berufsmusiker und haben in staatlichen Häusern Chor gesungen. Wenn ein Projekt um war (z.B. Oper mit X Wochen Laufzeit), dann wurde der Chor aufgelöst, weil eben nur dafür engagiert.
Für das nächste Projekt wurde ein neuer Chor zusammengestellt - ok, oftmals lief das unter der Hand per Telefon, aber halt nicht immer.

Die Gewerkschafter saßen mit abgefressenen Fingernägeln im Keller und haben gegrummelt. Man kann sich alles schönreden...

Keine Schlammschlacht..
Aber das, mit Verlaub, ist Unsinn!

Und das erschließt sich schon anhand der bei uns üblichen Spielzeitplanungen...

Zum Lesen:

http://www.dov.org/tl_files/pdf/Orchesterland-D/Beitrag Mertens 2016.pdf
 
Okay; ich bin ja eher "Klassiker", also keine Ahnung, wie man sich so als Trompeter im populären Bereich über Wasser hält - ich habe da jetzt eher Big Bands im Kopf; da wirds aber für Trompeter wirklich speziell, und sicher nicht einfacher, da der Markt u.A. auch von Musikern abgedeckt ist, die "hauptberuflich" in anderen Orchestern spielen, von der Polizeibigband bis zum Rundfunkorchester.
Na das meine ich doch! Wer viel kann hat mehr Chancen und man muss eben viel machen um sich über Wasser zu halten. Ich weiß nun im Bläserbereich nicht wirklich 100% bescheid aber wenn man neben klassischer Trompeter ist und auch noch adäquat Jazz spielen kann, sieht das mit den Jobchancen schonmal ganz anders aus. Auch im Pop-Bereich. Wir hatten das mal, dass vor allem Streicher für ein jazzprojekt gesucht wurden. Es wurde keiner gefunden, der selbstständig solieren kann oder irgendwas mit Jazz anfangen konnte/wollte. Wäre doch nice wenn man dann genau der Typ dafür ist. Klar gibts Spezialisten. Aber es gibt Situationen, in denen wird man halt angerufen und wenn man gut abliefert, bleibt man dem Veranstalter im gedächtnis und beim nächsten mal wird vielleicht nicht der Spezialist zuerst angerufen sondern Trompeter "Lowgan" :D
Mir ist das kürzlich passiert. Alle "stadtbekannten" Musiker des Instruments konnten oder wollten nicht und ich hätte einspringen können. War aber ein klassischer Orchesterjob und ich kann nicht mit 2 Tagen Vorbereitungszeit eine Symphonie spielen. Hätte ich mich mal mehr damit beschäftigt, hätte ich vielleicht einen wichtigen Kontakt - , und in in 2 Monaten einen Job mehr.

Und das mit der Solokarriere durch Konzertscheunen und "Barocksäle" meinst Du nicht ernst, oder?
Hast Du das da raus gelesen? Sorry, aber was machen Solostars denn? Nigel Kennedy spielt doch nicht am 4 Pult der ersten Violine eine Haydn Symphonie bei den Bochumer Symphonikern. Der hat sich was ausgedacht und ist mit Attitude und Können losgetigert und hat eben Karriere gemacht. Es gibt auch Trompeter die sowas können (könnten). Ist leider keins dieser klassischen "Starinstrumente". Aber... man muss sich halt was ausdenken und vermarkten. Wir haben hier ein klassisches Musikfestival bei dem ein Schlagzeuger "Headliner" ist. Ich weiß noch nicht was er macht, aber der wird keine Paukensonate spielen, sondern ein kreatives Programm mit Groove und "heißem scheiß" (yeah Jugendslang) bieten. Außerdem kenne ich eine Geigerin die ein Streichquartett etablieren will, welches sich auf französische Komponisten spezialisiert. Sowas, was man in der Popmusik eben wie in ner Band macht. Dann hat man sein Programm, geht auf Tour, macht ne CD, wird Millionär usw... Konzertscheunen und Barocksäle, ja das ist mein Ernst.

Das will ich dem Threadersteller ja nur sagen. Auch diese Alternative gibt es, dann ist man aber auf sich alleine gestellt und fernab vom regelmäßigem Einkommen eines Orchesterjobs. Zum Glück verhungert auch im Schlimmsten Fall in unserem Land niemand...
 
Hier mal ein nettes Beispiel wie eine Klassiker Solistenkarriere aussehen kann. Das ist ein bisschen der Weg den man dabei gehen kann um sein persönliches Publikum zu generieren. Nicht jeder Klassiker muss im orchester landen:
(zuende gucken)
 

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