Fragen zu Hammond C-3 mit Leslie 122

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Hallo zusammen,

ich hatte heute die Gelegenheit eine Hammond C-3 mit Leslie 122 probespielen zu können. Klanglich hat mich die Kombination durchaus angesprochen, allerdings sind mir Dinge aufgefallen, zu denen ich gerne kompetenten Rat einholen möchte. Ich habe auch einige Bilder angefügt.

Zur Hammond C-3:
  • der Seriennummer nach müsste sie Baujahr 1964 sein
  • englisches Modell (europäische Spannung)
  • vor 30 Jahren von einem deutschen Händler gekauft
  • während dieser Zeit immer geölt, aber nie sonstwie serviciert
  • kein Basspedal dabei
  • kein Halfmoon-Switch (ging dem Besitzer kaputt), statt dessen eigens verkabelter Fußtaster
  • offenbar Wachspapierkondensatoren
Zum Leslie 122:
  • Serien-Nr. 21114
  • integrierter Hall (zusätzlicher Verstärker und 2 Lautsprecher) - ein 122RV?
  • auf dem Typenschild steht 190W, hat ein 122er nicht 40W?
  • Chassis in exzellentem Zustand
  • keinerlei störende Nebengeräusche
  • Amp und Motoren verschmutzt
  • Rost auf einigen Stellen, z.B. Motor-Metallchassis (siehe Bilder), problematisch?

Beim Probespielen fiel mir die extreme Lautstärke auf, auch nach dem Zurückdrehen des Leslies von 10 auf 7. Der Klang war jedoch OK und unverzerrt. Der Besitzer drehte an einer Schraube am Preamp (weiß jetzt nicht welche), jedoch ohne Wirkung. Wo lässt sich lautstärkemäßig etwas regeln? (abgesehen von Volume soft/normal und Leslie-Volume)

Der Klang ist wie gesagt durchgehend OK, nur das unterste C kam mit 16" als einziger Ton (auf beiden Manualen) zusammen mit einem "unmusikalischen" Prellen aus dem Lautsprecher. Was ist hier nicht in Ordnung?

Im Bb-Preset am Swell funktioniert die Fußlage 1" nicht. Welche Ursache kann das haben?

Subjektiv klingt der Chorus für mich eher schwach. Vielleicht bin ich schon zu sehr XK-3c-geschädigt :), aber ich muss schon bewusst hinhören, um den Unterschied zwischen ON und OFF zu hören, sogar bei Stellung C-3. Ist das für Vintage-Hammonds normal? Subjektiv klingt es für mich oben schwächer als unten.

Die Percussion-Schalter hapern etwas, erst bei wiederholt energischem Druck zieht die Einstellung. Wie lässt sich dem abhelfen?

Wie regelt man den Hall am Leslie? Wir haben weder an der Orgel noch am Leslie selbst einen Regler dafür gefunden.
Offenbar hat der Besitzer alles gerne mit Hall gespielt...:eek:

Beim Baujahr 1964 denke ich auch an das "gooey foam syndrom". Kann man beim Blick ins Innere feststellen, ob die Orgel davon betroffen ist?

Als Kaufpreis wurde mit 6000€ für die Kombination genannt. Wie schätzt ihr das angesichts der vorliegenden Fakten ein?

Grüße, Rainer
C-3 vorne.JPG C-3 hinten schräg.JPG Leslie oben.JPG Leslie mitte.JPG Leslie unten.JPG
 
Eigenschaft
 
Hallo Rainer,

daß die Orgel ordentlich "Wumm" hat, also ein starkes Signal abgibt, ist eigentlich eher ein gutes Zeichen. Er hat wahrscheinlich das Trimmpoti am AO-28 Preamp (im Drehkondensatorgehäuse - sog. "Hundehütte") etwas zugedreht. das nimmt etwas Bässe und Lautstärke weg. Hört man schon, den Effekt zwischen "ganz zugedreht" und 2 Umdrehungen aufgedreht).

Unterstes C mit 16' nicht " (Zoll :) merke grunsätzlich: '= Fuß, "=inch). Das sollte man sich noch mal genau anhören. Keyclick und etwas kratzende Toneinsätze gibt es, gehen oft auch weg nach Einspielen.


Der Hallverstärker des 122RV hat ein Lautstärke Poti.
Kann sein, daß das ein Trimmer mit Schlitz ist. Bin mir im Moment nicht ganz sicher.

Hall gehört nun mal zum Hammondsound. Und wenn er trocken rüberkommt und nicht vom Leslie verwirbelt wird, umso schöner. "Eek" kann nur ein Klone-Verdorbener sagen :)

Da kann die Percussion richtig gut klingen.

1' fehlt auf Bb-Preset: Könnte ein Kabel am Drawbar des Bb-Preset sein.

Beim H-Preset (engl. B-Preset) funktioniert aber der 1' ?

Es kann sein, daß der Perkussions-Schalter - die ganze Einheit - verunreinigt ist.
Ob Schaumstoff statt Filz in den Tastaturen verarbeitet wurde, siehst Du, wenn Du Nieten an den Manualeinkleidungen siehts. Dann kein "foam".


Minuspunkte:
kein Baßpedal - 500 €
Optik Orgel - 500 €
fehlender Halfmoon - 150 €
Percussion unklar - 250 €
Unklarheit C im 16' -100 €
fehlender 1' Bb-Preset - 100 €

Noch eine Anmerkung zum Allgemeinzustand: Daß Leslies innen oft verstaubt sind, ist nicht grundsätzlich negativ zu bewerten. Wenn das Äußere des Leslies einwandfrei ist, kann es an der Umgebung gelegen haben, daß sich soviel Staub angesammelt hat. Es obliegt dem Besitzer, dies wieder in Ordnung zu bringen.
Auch ein bißchen Rost am Motorgehäuse ist nicht schlimm. Gut ist schon mal, wenn man keinen Mäusedreck oder Hinweise auf Mottenfraß findet.

Testen sollte man das Leslie übrigens immer mit geschlossener Rückwand, sonst kann es bei großen Lautstärken und sehr tiefen Tönen passieren, daß man den Woofer übersteuert (akustischer Kurzschluß). Ich nehme an, Du hast den Test nicht mit offener Rückwand gemacht.
 
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Hallo Don,

danke für deine ausführliche Antwort!

Die Aufschlüsselung der Preisabschläge für die festgestellten Mängel ist sehr hilfreich.:great: Man sieht, dass sich schnell etwas zusammenläppert.

Zum AO-28: Ich nehme an, du meinst mit dem Trimmpoti das Poti mit der Abdeckung, in der Mitte des Preamp. Weiter unten sind noch zwei weitere, eines links und eines rechts. Wofür sind diese? (daran dürfte der Besitzer gedreht haben, ohne Auswirkung auf die Lautstärke)

Trimmer mit Schlitz im 122RV zur Einstellung des Hall könnte stimmen, da war sowas.

Zum fehlenden 1' auf dem Bb-Preset: Am B-Preset (und auf den Presets des Untermanuals) ist der 1' in Ordnung. Das Problem dürfte damit lokaler Natur sein. Trotzdem ein deutliches Manko, da man dort gerne "full organ" registriert.

Beim Testen des Leslie war die mittlere Rückwand (Abdeckung der Lautsprecher und Motoren) immer zu, nur die untere Rückwand vor dem Amp blieb offen, nachdem ich die Leslie-Lautstärke zurückgedreht hatte. Nachdem man öfter Leute ohne Amp-Abdeckung spielen sieht, habe ich mir hier nichts gedacht.

Zum Thema Chorus möchte ich nochmal nachhaken: Ist das eher schwächliche Tremolo bei C-3 normal? Kürzlich habe ich eine 1958er B-3 probegespielt, da war es ganz ähnlich. Kann man hierzu am Scanner etwas justieren? Oder liegt es an gealterten Bauteilen?

Grüße, Rainer
 
Hallo Don,

danke für deine ausführliche Antwort!

Die Aufschlüsselung der Preisabschläge für die festgestellten Mängel ist sehr hilfreich.:great: Man sieht, dass sich schnell etwas zusammenläppert.

Zum AO-28: Ich nehme an, du meinst mit dem Trimmpoti das Poti mit der Abdeckung, in der Mitte des Preamp. Weiter unten sind noch zwei weitere, eines links und eines rechts. Wofür sind diese? (daran dürfte der Besitzer gedreht haben, ohne Auswirkung auf die Lautstärke)

Da ist einmal "Tone Control". Damit kann man nur die Höhen rein- oder rausdrehen. Hat keine Auswirkung auf den Baß. Das andere ist für den Percussion-Cut-Off, also Percussion-Dauer.

Trimmer mit Schlitz im 122RV zur Einstellung des Hall könnte stimmen, da war sowas.

Zum fehlenden 1' auf dem Bb-Preset: Am B-Preset (und auf den Presets des Untermanuals) ist der 1' in Ordnung. Das Problem dürfte damit lokaler Natur sein. Trotzdem ein deutliches Manko, da man dort gerne "full organ" registriert.
Nun sag'mal genau, A# Preset oder B (H)? Daß der 1' am Obermanual bei eingeschalteter Percussion fehlt, ist völlig normal. Das ist kein Fehler. Eher ein "Feature" oder zumindest eine technische Notwendigkeit, da der 1'-Bus zur Percussions-Triggerung herangezogen wird und damit aus der Mischung herausgenommen wird.

Beim Testen des Leslie war die mittlere Rückwand (Abdeckung der Lautsprecher und Motoren) immer zu, nur die untere Rückwand vor dem Amp blieb offen, nachdem ich die Leslie-Lautstärke zurückgedreht hatte. Nachdem man öfter Leute ohne Amp-Abdeckung spielen sieht, habe ich mir hier nichts gedacht.

Ja, die Abdeckungen fehlen oft, oben wie unten. Sieht auch langweilig aus, ein Leslie mit solchen Abdeckungen :)

Zum Thema Chorus möchte ich nochmal nachhaken: Ist das eher schwächliche Tremolo bei C-3 normal? Kürzlich habe ich eine 1958er B-3 probegespielt, da war es ganz ähnlich. Kann man hierzu am Scanner etwas justieren? Oder liegt es an gealterten Bauteilen?

Grüße, Rainer

Am Scanner gibt es nichts zu justieren. Eine 64er C3 sollte eigentlich ein ähnlich tiefes Chorusvibrato haben wie ihre A-100 Zeitgenossen, und die Orgeln der 60er sind für das tiefere Vibrato bekannt.
Es kann einmal an gealterten Papierkondensatoren - es sind keine wax sondern paper caps, Wachskondensatoren gab es bis mitte der 50er - liegen, zum anderen kann man durch Hinzuschalten eines Widerstandes (27K) vom Fußpunkt der Delayline zur Masse die Chorusvibratotiefe noch verstärken, wenn man das unbedingt will. Das sollte man aber eigentlich nur an Orgeln tun, von denen man weiß, daß sie einen
22K verbaut haben. Man kann einfach in Chorus-Stellung mal mit dem Ohmmeter zwischen Sammelschiene der Delayline und Masse nachmessen.


upload_2015-2-8_18-44-40.png
A-100, B-3, C3 ab ca. 1961

upload_2015-2-8_18-48-42.png
B-2, B-3, C3 der 50er Jahre
 
Nun sag'mal genau, A# Preset oder B (H)? Daß der 1' am Obermanual bei eingeschalteter Percussion fehlt, ist völlig normal. Das ist kein Fehler. Eher ein "Feature" oder zumindest eine technische Notwendigkeit, da der 1'-Bus zur Percussions-Triggerung herangezogen wird und damit aus der Mischung herausgenommen wird.

OK, ich habe mich im ersten Posting schlecht ausgedrückt (es sollte A# statt Bb heißen, ich spiele viel in Bb-Tonarten ;)). Also: Es ging hier um Tests ohne Percussion, nur die Drawbars alleine. Beim A#-Preset/Upper zeigte sich, das der 1' nicht klingt. Beim B-Preset/Upper (H) funktionierte der 1' (klingt bei ausgeschalteter Percussion). Also darf ich die 100€ abziehen :).

Zum AO-28: Nun ist mir auch klar, warum sich in der Lautstärke nichts geändert hat: Der Besitzer hat am Percussion-Delay-Poti gedreht. Das nächste Mal passiert sowas nicht mehr.

Danke für die Erläuterungen zum Scanner, ist mir nun auch etwas klarer geworden! Das Chorusvibrato müsste man sich dann wirklich genauer ansehen, ist eindeutig nicht so tief wie du beschrieben hast.

Grüße, Rainer
 
OK, ich habe mich im ersten Posting schlecht ausgedrückt (es sollte A# statt Bb heißen, ich spiele viel in Bb-Tonarten ;)). Also: Es ging hier um Tests ohne Percussion, nur die Drawbars alleine. Beim A#-Preset/Upper zeigte sich, das der 1' nicht klingt. Beim B-Preset/Upper (H) funktionierte der 1' (klingt bei ausgeschalteter Percussion). Also darf ich die 100€ abziehen :).

Gegen die enharmonische Verwechslung ist ja nichts einzuwenden :), wollte nur sicherstellen, daß Du nicht
den H- (B) Preset meintest.
 
Hi,

ich kenne ein Angebot einer wohnzimmergepflegten C3-Organ + 122er Leslie aus Berlin für € 4500.
Mit dabei sind die Pedale und die Bank.
Bei Interesse schicke ich Dir den Kontakt per PN

Gruss Helmut
 
Hallo Helmut,

Hi,

ich kenne ein Angebot einer wohnzimmergepflegten C3-Organ + 122er Leslie aus Berlin für € 4500.
Mit dabei sind die Pedale und die Bank.

Gruss Helmut

danke für den Tipp, aber nach Berlin komme ich in der nächsten Zeit nicht (~730 km von hier aus):).

Ist das ein üblicher Preis für ein solches Set oder steht der Besitzer unter Verkaufszwang (ist ja erschreckend niedrig)?

Grüße, Rainer
 
m.E. ist der Preis sehr günstig, vor allem weil die Geräte wohnzimmergepflegt sind. Ich kenne aber nicht die näheren Umstände.
Die Preise für die alten Schätzchen waren zuletzt etwas unter Druck geraten. Wie auch immer.

Gruss Helmut
 
Guter Preis!

Mein C3-Chop ging vor einigen Jahren samt 122RV Leslie für 5.000€ weg... aber ohne Pedal und Bank.
 
Hallo Helmut,



danke für den Tipp, aber nach Berlin komme ich in der nächsten Zeit nicht (~730 km von hier aus):).

Ist das ein üblicher Preis für ein solches Set oder steht der Besitzer unter Verkaufszwang (ist ja erschreckend niedrig)?

Grüße, Rainer

<Kopfschüttel> Rainer, soll der Verkäufer vielleicht mit der Orgel bei Dir vorgefahren kommen? Beweg' Deinen A... ;) Für eine gute Hammond mit Leslie fährt man schon mal 1000km *, wenn das Vorfeld geklärt ist (Email, Fotos, Telefonate).


*) wenn sie nicht angeblich in Spanien steht.
 
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Hallo,

OK, Kommando zurück, das war wohl etwas zu voreilig...:)

Don, da hast du Recht. Im Zeitalter von MP3 sollte es auch möglich sein, sich vorab einen Höreindruck zu verschaffen, bevor man sich auf einen längeren Weg macht. Entscheidend ist für mich der Klang der Hammond-Leslie-Kombination. Wenn es hier schon nicht "funkt", ist die Sache gelaufen. Das ist das Tolle an den Hammonds: Keine klingt wieder die andere und jeder muss "seine" finden.

Helmut, kannst du mir den Kontakt bitte zukommen lassen?

Grüße, Rainer
 
Entscheidend ist für mich der Klang der Hammond-Leslie-Kombination...
Das ist das Tolle an den Hammonds: Keine klingt wieder die andere und jeder muss "seine" finden
Ja und das hängt in erster Linie vom Alterungsgrad der Bauelemente ab. Aber man muss auch wissen, dass jede dieser Orgeln auf Deine Wünsche hin intoniert werden kann. Theoretisch können diese Orgeln klanglich auch auf den Stand, wie sie wohl als neues Instrument geklungen haben, abgestimmt werden. Genauso wie so manche Orgel speziell auf die Vorstellungen seines Besitzer abgestimmt wurde. Nur es gibt nicht mehr allzu viele Techniker, die das noch können.

Gruss Helmut
 
Im Zeitalter von MP3 sollte es auch möglich sein, sich vorab einen Höreindruck zu verschaffen, bevor man sich auf einen längeren Weg macht.

Hallo Rainer,

nicht jeder, der eine Hammond und ein Leslie besitzt, hat unbedingt die Möglichkeit, wirklich aussagekräftige mp3-Files zu erstellen.

Um den Klang einer Hammond-Leslie Kombination wirklich beurteilen zu können, wird eine Handy-Aufnahme wohl nicht reichen...

Viele Grüße Martin
 
Einen Versuch ist es trotzdem wert. Und mit dem Kontakt mal zu telefonieren und/oder Bilder anzufragen schadet sicher auch nicht. Ich würde jedenfalls die Fahrtstrecke nicht von vornherein als KO-Kriterium ansetzen. Wenn im Vorfeld alles Machbare abgeklärt ist, kann sich ein Wochenendausflug durchaus lohnen bei dem Preis.

Fast schon ärgerlich (aber eigentlich eher meine Rettung), dass ich im Moment weder Platz noch Zeit habe, und mein Musik-Budget vorerst schon überstrapaziert ist. Sonst würde ich mir das womöglich selbst noch ernsthaft überlegen...
 

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