Korittke schrieb:
Hi, man sagt ja, um Violine zu lernen braucht man ein "gutes Gehör". Worauf bezieht sich das genau? Intervalle muss man ja sicher nicht hören, sondern man muss hören, ob man richtig spielen denk ich mal. Was genau muss man hören?
Du musst lernen zu hören, ob der Ton, den du spielen willst tatsächlich der Ton ist, den du gerade spielst. Da die Geige keine "Frets" hat, muss jeder Ton "erhört" werden. Dazu muss man auch lernen Intervalle herauszuhören. Denn man kann die Richtigkeit zweier aufeinanderfolgenden Töne in einer Melodie ohne Klavier oder andere Hilfestellungen nur dann feststellen, wenn man hört ob das Intervall stimmt.
Geht es nur darum genau zu hören, ob man die richtige Noten spielt, d.h. auf wenige Cent genau natürlich.
Nicht nur. In den ersten Jahren ist aber das und die richtige Bogentechnik das A und O.
Ist es so ähnlich wie geringe Verstimmungen hören bei anderen Instrumenten? Oder geht es mehr darum, zu hören, ob man ein C oder ein D etc. spielt, auch ohne relativen Tonkontext?
Du brauchst kein "absolutes" Gehör (d.h. identifizieren eines Tones beim bloßen Hören genau DIESEN Tones), aber ein sagen wir mal "relatives". D.h. wenn du eine G Dur Tonleiter beginnend von der leeren G Saite spielen willst, solltest du hören lernen, ob die Töne "sitzen", also ob es sich beim Setzen des ersten Fingers auf die G Saite tatsächlich um ein A handeln könnte

. Zum Stimmen der Geige solltest Du, falls Dein Gehör noch nicht geschult ist ein Stimmgerät oder Klavier oder irgendwas zuhilfenehmen, das Dir für jede Saite die korrekte Stimmung liefert.
Und stimmt es, dass man Singen können sollte?
Nicht dass ich wüsste.
Und wär es nicht sinnvoll, am Griffbrett (nenn das mal so

) der Violine Punkte anzubringen, damit man weiß, wo die richtigen Töne liegen..?
Das Problem ist: Das Griffbrett der Geige ist im Vergleich zu dem der Gitarre winzig (sowohl inder Länge als auch in der Breite), umfasst aber gleichzeitig einen größeren Tonumfang. Setze den Finger auf irgendeine Saite und spiel den Ton... dreh den Finger nun ein wenig zu Dir hin, schon bist du - zumindest in den oberen Lagen - fast einen Halbton höher. Ich bin kein Geigenbauer, aber ich könnte mir vorstellen, dass eine "gefrettete" Geige nicht zu bauen ist, da die Frets viel zu eng beieinander liegen müssten, als dass man sie noch einzeln greifen könnte.
(edit) ich kann mich dran erinnern, dass ich damals ein Pflaster unten am Hals hatte, damit ich wusste, wo mein Daumen hinmuss, damit die Greifhand halbwegs richtig in der ersten Lage sitzt.
Spielt man Violine nur ohne auf die linke Hand zu gucken?
Ja. Man schaut nicht, ob der Finger in der richtigen Position ist, sondern man muss lernen, es zu hören. Vom ersten Jahr an. Aber es gibt schon Tricks und Faustregeln, um Schüler da irgendwie ranzuführen. z.B. lernt man am Anfang - nur mal ganz grob beschrieben - wenn zwei Finger der Greifhand in der ersten Lage dicht nebeneinanderliegen sind sie einen Halbton auseinander, ansonsten einen Ganzton. Dann fängt man an bspw. nur Übungen rund um die G-Dur Tonleiter ab der leeren G Saite innerhalb einer Oktave zu spielen und man kann sich merken, dass der zweite und der dritte Finger immer direkt nebeneinander liegen müssen und zum ersten bzw. vierten ein wenig Abstand sein muss.
Wenn man anfängt zu lernen, woher weiß man dann ob man die richtigen Noten spielt, wenn das Gehör eben noch nicht perfekt ist? Wenn man schräg spielt,merkt man das natürlich, aber auch Tonart etc..
Das ist genau das, was das Erlernen von Chello, Viola, Geige etc. so schwierig und nervenaufreibend macht: Es klingt in den ersten Monaten und mitunter Jahren einfach nur beschissen

- kein Ton sitzt perfekt, der Strich ist unter aller Sau (von nicht vorhandenem Vibrato ganz zu schweigen). Dein Lehrer wird von den einfachsten Übungen, die keine 5 Töne umfassen stundenlang jeden Ton mitspielen müssen, bis es halbwegs sitzt.
Danke, falls sich jemand die Mühe macht
Bitteschön

hoffe irgendwie weitergeholfen zu haben