ganz schlimme peinlich frage zu oktavreinheit

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moin...
ich hab mich immer schon gefragt... was zur hölle ist oktavreineheit?
ich meine, wenn man ne gitarre stimmt dreht man an den wirbeln (floyd rose mal ausgenommen) bis der ton in ordnung ist...aber was ist diese "einstellbare oktavreinheit"?


gruß
 
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w. borland schrieb:
moin...
ich hab mich immer schon gefragt... was zur hölle ist oktavreineheit?
ich meine, wenn man ne gitarre stimmt dreht man an den wirbeln (floyd rose mal ausgenommen) bis der ton in ordnung ist...aber was ist diese "einstellbare oktavreinheit"?

Oktavreinheit

Eine Gitarre oder ein Bass sind oktavrein eingestellt, wenn der am 12-ten Bund gegriffene Ton gleich dem am 12ten Bund angerissenen Flageaulett-Ton ist. Diesen Ton bekommt man, indem man den Zeigefinger der linken Hand sanft auf die Saite genau über dem zwölften Bund legt (die Saite nur schwach berühren), die Saite sanft anschlägt und IM ANSCHLAGEN den Finger weg nimmt. Es gibt noch mehr solche Töne, prinzipiell sind sie fast überall, besonders aber über dem 5-ten, 7-ten, 17-ten, 19-ten und 24-ten Bund. Uns kommt es jetzt aber auf den 12-ten Bund an! Ist der gegriffene Ton höher als der Flageaulett-Ton, so muß das Brückchen weiter zurück gestellt werden. Ist der gegriffene Ton tiefer, so muß das Brückchen weiter vor (in Richtung Sattel) gestellt werden. Bei der Einstellung der Oktavreinheit kann man sich notfalls auch mit einem Stimmgerät helfen, es sollte aber schon ein einigermaßen vernünftiges Teil sein. Die aus der Billigabteilung sind für solch diffizile Arbeiten absolut nicht zu gebrauchen. Viel besser ist es natürlich, das eigene Ohr soweit zu schulen, daß man dieses Tuning nach Gehör durchführen kann.

Nach erfolgter Oktavreinheitseinstellung wird man feststellen, daß die Saitenreiterchen nach einem bestimmten Muster auf der Brücke verteilt sind. Das hängt damit zusammen, weil das Schwingungsverhalten einer Saite in starkem Maße von ihrem Kerndurchmesser abhängig ist. Je dicker der Kern, desto höher die "Steifigkeit". In der Praxis macht sich das so bemerkbar, daß Saiten mit dickeren Kernen erst kurz hinter dem eigentlichen Auflagepunkt anfangen zu schwingen. Und so ergibt es sich, daß die Reiterchen für die G- und die tiefe E-Saite am weitesten nach hinten gestellt werden müssen, schließlich sind das die Saiten mit dem größten Kerndurchmesser.

PS: Wenn man anstatt einer blanken G-Saite eine mit Umspannung nimmt, muß das Reiterchen natürlich viel weiter nach vorne gestellt werden , da der Kerndurchmesser einer umsponnen G-Saite wesentlich kleiner ist.


Bundreinheit

Die Gitarrenmensur, insbesondere der Abstand der Bünde zueinander, ist eine rechnerisch ermittelte Abstandsfolge. Musik ist ja auch Mathematik - sagen zumindest die alten Meister! Als Indiz für uns mag dafür stehen, daß z.B. die Oktave genau die Mitte der schwingenden Saite ist. Greift man auf der E-Saite im 5-ten Bund das A, so hat man an diesem Punkt genau 1/4 der Saitenlänge. Leider ist es nun so, daß unser Tonalitätsgefühl diese Mathematik nicht ganz mitmacht. Es gibt - bei ordentlich gestimmter Gitarre - immer Akkorde, die angenehmer, sauberer klingen, und welche, die nicht so angenehm sind, irgendwie eine kleine Qual für das geschulte Ohr. Vom Klavierstimmer kennt man auch das Problem, daß das Klavier - wenn es nicht von Meisterhand gestimmt worden ist - in bestimmten Tonarten sauber und in anderen unsauber klingt. Ja, und auch bei Gitarre und Bass müssen wir nun versuchen, die tonalen Ungereimtheiten mittels Feineinstellung der Saitenreiterchen in erträglichen Grenzen zu halten.

Haben wir das Instrument erstmal oktavrein eingestellt, so ist das ein guter Ausgangspunkt für eine weitere Optimierung. Von jetzt an führen mehrere Wege zum Ziel, ich persönlich bevorzuge folgenden:

Zunächst werden die Leersaiten der Gitarre gestimmt. Dazu darf man nochmal das Stimmgerät benutzen, welches dann aber tunlichst beiseite gelegt wird. Für die Feineinstellung vertrauen wir bitte nur unserem Ohr! Jetzt auf der A-Saite den Flageaulett-Ton im 12-ten Bund anreißen und auf der G-Saite das A im 2-ten Bund dazu anschlagen (wenn dieser Ton nicht stimmt, G-Saite nachstimmen). Danach wieder Flageaulett-Ton der A-Saite und dazu das gegriffene A der G-Saite im 14-ten Bund. Ist dieser Ton zu hoch (ich meine natürlich höher als die Oktave), muß das Brückchen der G-Saite ein wenig nach hinten geschraubt werden, ist dieser Ton zu tief, wird das Brückchen nach vorn geschraubt. Hier können schon minimale Veränderungen etwas bringen. Nach jeder Veränderung des Brückchens muß die dazugehörige Saite erneut gestimmt werden. Diesen Vorgang solange wiederholen, bis die beiden gegriffenen Töne 100%ig mit dem Flageaulett der Leersaite übereinstimmen.

Für die Einstellung der H-Saite schlägt man den Flageaulett-Ton der D-Saite im 12-ten Bund an und dazu das D auf der H-Saite im 3-ten bzw. 15-ten Bund, für die hohe E-Saite ist es der Flageaulett-Ton der G-Saite und das gegriffene G auf der E-Saite (3-ter und 15-ter Bund). Für die D-Saite ist es der Flageautt-Ton der tiefen E-Saite und das gegriffene E der D-Saite (2-ter und 14-ter Bund).

Für die tiefe E-Saite und die A-Saite wird´s ein bißchen komplizierter, da man keine tieferen Flageaulett´s mehr hat. Also: auf der tiefen E-Saite das G im 3ten Bund greifen und mit der leeren G-Saite vergleichen, notfalls E-Saite nachstimmen. Dann auf der E-Saite das G im 15-ten Bund greifen und mit der leeren G-Saite vergleichen. Danach das Brückchen der tiefen E-Saite einstellen. Für die A-Saite wird das gegriffene H (2-ter und 14-ter Bund) mit der leeren H-Saite verglichen.

Anschließend spielt man zur Endkontrolle noch ein paar Akkorde, die nur aus Grundton, Quinte und Oktave bestehen

Nachdem man sich ein paar solcher Dreiklänge zurecht gelegt hat (natürlich auch welche, mit denen sich die tiefen Saiten überprüfen lassen), wiederholt sich der ganze Nerv unter Umständen von vorne. Besonders in den höheren Lagen hört man eventuelle Unstimmigkeiten innerhalb des Dreiklangs ziemlich gut heraus. Also wieder der gleiche Akt: ist der Ton oben zu hoch - Brückchen minimal zurück, nachstimmen und nochmal checken.

Nach Abschluß dieser Prozedur ist die Gitarre so eingestellt, daß einen zumindest bis zum 14-ten Bund keine Überraschung mehr erwartet. Meiner Erfahrung nach reicht das im allgemeinen aus, da hinter dem 14-ten Bund eh fast nur noch Einzeltöne gespielt werden und da verzieht man sowieso meist ein bißchen.

Die Einstellung der Bundreinheit ist mitunter eine recht langwierige Geschichte, aber es lohnt sich! Zumal man das ja nicht täglich machen muß. Sollten sich allerdings die Rahmenbedingungen ändern (andere Saitenstärke/marke, Einstellung der Halskrümmung), kommt diese Tortur wieder auf einen zu, alles muß neu eingestellt werden. Bei alledem bitte darauf achten, daß man die Saiten sauber herunter drückt, also seitlich nicht verzieht. Ach ja, und man führt diese Einstellung natürlich nur mit neuen Saiten durch.

Auch bei gut eingestellter Gitarre wird man feststellen, daß insbesondere bei Dur-Akkorden die gegriffene Terz etwas zu hoch ist. Das ist leider ein grundsätzliches Problem bei Saiteninstrumenten (hängt mit der oben beschriebenen Mathematik zusammen). Das kann man eigentlich nur umgehen, indem man entweder seine Spielweise darauf einstellt oder aber die Gitarre auf die gewünschte Tonart stimmt (kann im Studio recht nützlich sein).
 
Hallo!

oktavreinheit bedeutet, dass die gestimmte gitarre auch dann noch gestimmt ist, wenn man weiter oben auf dem brett spielt. es gab mal tschibo-gitarren, die konnte man stimmen, aber sobald man ein A dur im 5. bund spielte, stimmte sie nicht mehr (es ist schwierig zu beschreiben, aber mit dem beispiel hab ich es auch gelernt:D ).
guck mal unter www.rockinger.com -> workshop-> setup und tuning, die haben das besser beschrieben ;)
 
okay...vielen dank auch :)
 
zaboy schrieb:
Find dass Ray es wunderbar gemacht hat

Ich denke Taschentuch meinte damit eher, das Rockinger das besser erklaert als er selbst. Als er seinen Bietrag geschrieben hatte, war wohl auch Ray gerade erst dabei seinen fertig zu schreiben.
 
taschentuch schrieb:
guck mal unter www.rockinger.com -> workshop-> setup und tuning, die haben das besser beschrieben ;)

Genau DEN text von Rockinger hatte ich da oben reinkopiert :D

Da wir hier nicht an der Uni sind, hab ich die Quellenangabe weggelassen. Aber in Zukunft werde ich wieder mein altbewährtes "--schnipp-----schnapp-----" einbauen müssen, um falschen Lorbeeren zu entgehen ;-)

zaboy schrieb:
Find dass Ray es wunderbar gemacht hat

Zuviel der Ehre...just copy and paste
 
Du bescheisst aber auch echt immer, Ray :] :D
 
LoneLobo schrieb:
Du bescheisst aber auch echt immer, Ray :] :D

Wozu was selber 3 Stunden schreiben, wenn es perfekte Anleitungen gibt? Ausserdem schreib eich eh noch genug selber :)

PS: die neue Wetecom ist da. Wir sind jetzt verschwägert, Scheff! :D

<Lötpistole im Keller vergrab...>
 
Ich denke Taschentuch meinte damit eher, das Rockinger das besser erklaert als er selbst. Als er seinen Bietrag geschrieben hatte, war wohl auch Ray gerade erst dabei seinen fertig zu schreiben



sorry!!!

In der tat, als ich fertig war mit schreiben, waren auf einmal ZWEI neue da!

Gruß
Taschentuch
 

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