Gesangsunterricht live umsetzen

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Hallo liebe Sänger,

nach zwanzig Jahren als Sänger und Gitarrist in einer (Bluesrock) Band habe ich mir ein Jahr Gesangsunterricht (Funktionale Stimmbildung) mit jeweils zwei Stunden im Monat gegönnt.
Ich hatte keine stimmlichen Schwierigkeiten, sondern wollte einfach meine Stimme etwas verbessern, d. h. sie stabiler zu machen und müheloser in die Höhe zu kommen.
Geübt habe ich täglich zwischen einer halben und einer dreiviertel Stunden. Im Rahmen meiner zeitlichen Möglichkeiten doch recht fleissig und habe so doch schon viele Fortschritte gemacht.
Im "Livebetrieb" fällt es mir jedoch noch schwer das Gelernte richtig umzusetzen, bzw. einzubauen.
Wie geht es Euch? Was tut Ihr um das im GU Erlernte bei Auftritten umzusetzen?

Viele Grüße
Nasi
 
Eigenschaft
 
Bei Auftritten denke ich nicht an Gesangstechnik, sondern muss mich darauf verlassen, dass das was ich zu Hause regelmäßig und ernsthaft geübt habe so in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass ich bei Aufregung (also Auftritt) nicht daran denken muss und die Technik mich nicht im Stich lässt. Ich werd Teufel tun beim Auftritt an Technik zu denken. Was zählt ist die Performance, dass was rüberkommt und vor allem (für mich am allerallerwichtigsten) dass es Spaß macht. Höchstens ein zwei mal bei schwierigen Stellen erinnere ich mich bewusst an ein helfendes Bild, um so Kopf und Körper auszutricksen, dass sie "die Technik" anwendet, aber solche Situationen sollten sich auf Dauer auf Null reduzieren.
 
Da geht es mir wie Vali, bei Auftritten fallen die bewussten Gedanken an die Technik und den Unterricht einfach mal weg.
Das über längeren Zeitraum eingeübte sollte dann beim Auftritt einfach funktionieren.
Nur, wenn ich merke, dass stimmlich etwas nicht so 100%ig hinhaut, versuche ich mich in Bruchteilen von Sekunden zu erinnern bzw. herauszufinden, welche "Gegenmaßnahme" jetzt gerade sinnvoll ist oder ähnlich, wie Vali schreibt, an einer schwierigen Stelle, wird, zumindest in meinem kleinen Hirn, wahrscheinlich immer ein kleiner helfender "Hinweis" abgespeichert sein, der dann hochkommt... aber ansonsten versuche ich bei Auftritten wirklich im Hier und Jetzt zu sein und nicht bei irgendwelchen Unterrichtsstunden etc.
 
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wenn Du seit 20 Jahren live singst, ist es völlig klar, daß Du in einer Streßsituation in alte Muster zurückfällst anstatt neu Gelerntes zu verwenden. Dazu kommt noch das alte Problem, daß die meisten Leute durch das Üben zu besseren Übern werden - nicht notwendigerweise zu besseren Sängern. Wer kennt ihn nicht, den Gitarristen, der zu Hause den Mörderlick einstudiert, um live damit zu prahlen - und eingeht wie eine Priemel. Man übt unter Idealbedingungen, mit perfekten Lautstärkeverhältnissen, hält bei jedem Fehler an und beginnt neu etc. Das ist aber kontraproduktiv, weil man dann nur unter Idealbedingungen singen kann, es gewöhnt ist, bei jedem Fehler aufzuhören und neu anzufangen usw.
Das Üben sollte den Ernstfall trainieren, d.h. man hört bei Fehlern nicht auf, sondern versucht, sich so herauszuwurschteln, daß es trotzdem gut klingt (mein altes Beispiel mit dem Drummer, der seinen Stock verliert, aber dennoch - vom Publikum unbemerkt - weiterspielt). Technikübungen z.B. müssen immer in die Praxis mitgenommen werden. Es nützt nix, daheim immer nur "mimimimiiiiiii" zu machen. Was auch immer die Übung bringen soll, muß (!) anhand von Songs trainiert werden, sonst isses nix wert.
In Deinem Fall würde ich vorschlagen, sämtliche Dinge, die Du im Unterricht gelernt hast, anhand Eurer Songs zu üben. Nimm' Dir einen Song nach dem anderen vor und arbeite das Gelernte dort hinein. Dann übst Du den Song auf die neue Weise so lange, bis er im Schlaf sitzt.....und dann noch länger, um die 20 Jahre Gewohnheit wettzumachen. Achte darauf, daß Du jedes Mal eine mentale Notiz machst, wenn Du in alte Muster zurückfällst. Zur Not markier's Dir im Text oder (nach 20 Jahren sollten die Dinger eigentlich auswendig funktionieren) kleb' Dir PostIt-Zettel in Deinen Sichtbereich, die Dich daran erinnern.
 
Ich habe den Eindruck, dass du doch so weit mit deiner Performance zufrieden bist. Wozu willst du die Techniken vom Gesangsunterricht in die "Bandstimme" einfliessen lassen? Das macht meiner Meinung nach keinen Sinn.
Erstens: Wenn du das bewusst forcierst, dann kommt es möglicherweise zu stimmlichen Irritationen.
Zweitens: Wer weiss, wie sich die "Gesangsunterrichtsstimme" auswirkt, Vielleicht würde sie alles "verschlimmbessern", wenn du verstehst was ich meine.

Ich finde, du solltest die im Unterricht erworbenen Fähigkeiten weiter gut üben. Sie werden allmählich ganz von selbst in die Live-Performance einfliessen.
Du wirst mit diesen Techniken auch immer wieder unangenehme Stellen üben können und sie dann beherrschen können.

Ich persönlich habe von Anfang an zwischen "Bandstimme" und "Gesangsunterrichtsstimme" unterschieden. Allerdings nehme ich an, dass sich bei dir z.B. die Intonation und vieleicht auch die Qualität der Vokale usw. schon verbessert hat, ohne dass es dir bewusst gewoden ist, weil sich die Veränderung auf einen längeren Zeitraum erstreckt hat.
 
Hallo,
vielen Dank für Eure Antworten.
Ich mach es seitdem ich mit dem GU aufgehört habe wie von sing-it vorgeschlagen. Ich wiederhole meine Grundlagen, verwende aber mehr Zeit dafür mir bestimmte Songs vorzunehmen und etwas zu experimentieren.
Dabei achte ich allerdings, wie Cyril schrieb, dass ich meinen Gesang nicht "verschlimmbessere". Denn nicht alles Gelernte passt auch zu meinem Musikstil.
Viele Grüße
 

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