Stimmbildung im Chor?

Im Layenchorbereich habe ich über die Jahre so ziemlich alle Genres schon mitgemacht.
Vom Arbeitergesangsverein (ja, sowas gibt es wirklich) über klassischen Kammer- und Kirchenchor bis hin zu Pop, Musical und Jazz war in meiner über 30-jährigen Chorlaufbahn alles dabei (mitunter sogar parallel), und das Einsingen sowie das Eingehen auf Technik und Interpretation waren stark abhängig von Anspruch, Ausbildung und Ehrgeiz des Chorleiters. Vom 10-Minuten-Tonleitergeträller über rein technische Anweisungen wie in-die-Maske-singen und Kehlkopf-tief-stellen :rolleyes:(seufz!) bis hin zum 45-minütigen Aufeinander-hören, Verbindung-zum-Chor-aufnehmen und vorgegebene-Bilder-stimmlich-umsetzen war alles dabei, und vieles hat meine heutige Vorstellung von Stimmfunktion und optimalem Chorklang mit geprägt. Auch aus ungeeigneter "Stimmbildung" kann man lernen, wenn man nicht nur konsumiert sondern mit vollem Bewusstsein dabei ist.
Aus eigenem Erleben kann ich bestätigen, dass auch gute Stimmbildung im Chor möglich ist. Voraussetzung dafür ist, dass der Chorleiter (geschlechterunabhängig) auch Ahnung von Stimme und Stimmbeeinflussung hat und weiß, was er da tut und nicht nur unreflektiert Übungen weitergibt, die er irgendwo mal gelernt oder gelesen hat. Letzteres ist mMn. nicht nur unproduktiv sondern uU. auch gefährlich. Nur, wenn der Leiter weiß, was er warum tut, kann er auch erklären, was warum wie zu tun und zu lassen ist und den Chormitgliedern damit die Möglichkeit geben, sich stimmlich weiterzuentwickeln. Sicherlich ist ein hinzugezogener externer Stimmbildner möglich, aber da Korrektur optimalerweise laufend erfolgen sollte, halte ich persönlich das für unzureichend.
Fazit: Wenn der Chorleiter auch stimmbildnerisch gut ausgebildet ist und dieses Wissen umzusetzen versteht, spricht nichts gegen chorische Stimmbildung.
 
Die Stärke zB echter Gospelchöre liegt für mich gerade darin, dass man ohne Noten singt und alles durch vor-/nachsingen lernt (und richtige Artikulation und Phrasierung gleich mit, denn das steht nicht in den "Noten")
 
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Ne, weil es weiter oben hieß, lern mal, nach Noten zu singen.
 
es weiter oben hieß

Das war im April. Ein Zitat wäre möglicherweise hifreich gewesen, zumal in diesem Thread das Wort "Gospel" bis eben noch kein einziges Mal gefallen ist. ;)

Daher war ich etwas verwirrt.

...
 
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(und richtige Artikulation und Phrasierung gleich mit, denn das steht nicht in den "Noten")
Eigentlich schon, wenn die Noten gut geschrieben sind... Aber ging es hier nicht eigentlich um Stimmbildung?
 
D
  • Gelöscht von klaatu
Nein.
Lies dir mal den Startbeitrag durch, der ist sehr aussagekräftig:
In einem guten Chor kann man vieles lernen: Rhythmusgefühl, Gehörtraining/Intonation, bei genügend Sensibilität: auf einander hören, musikalische Terminologie, Kenntnisse zu Chorwerken, Blattlesen, etc.

Was aber leider nicht/kaum dazu gehört ist Gesangstechnik!
Du lernst eventuell nach Noten zu singen, deine Stimme "gegen" andere Stimmen durchzuhalten, im Verbund mit anderen zu singen, du trainierst die Stimme und du hast eine soziale Interaktion.

Aber entwickeln geht eigentlich nur mit 1:1 Lehrer gut (außer du bist Naturtalent).

Ich habe mir im Chor eine falsche Gesangstechnik angewöhnt, die ich mit Unterricht später mühsam wegtrainieren musste und die trotzdem Spuren hinterlassen hat.

Konkret, habe ich die Anweisung, mit Stütze zu singen falsch gedeutet und unten Druck gegen den zu engen Kehlkopf aufgebaut anstatt mit Bauchmuskulatur und Zwerchfell die Atmung zu führen und im Kehlkopf locker zu beliben und alles ungehindert schwingen zu lassen anstatt dort zu verkrampfen.
Der Nebeneffekt meiner falschen Technik war, dass ich mich dadurch irgendwie besser selber im Chorgefüge gehört habe (aber es war zu quäkig).
 
Wenn ich in einem Chor singe, entwickelt sich dann die Singstimme schneller?
Verstehe ich Deine Frage dahingehend richtig, dass Du beschlossen hast, singen zu wollen, dass Gesang in Deinem bisherigen Leben aber noch keine Rolle gespielt hat und Du nun Gelegenheiten suchst, um mehr zu singen?
 
... Stütze ... mit Bauchmuskulatur und Zwerchfell die Atmung zu führen ...
Versuch mal, die Bauch- durch Rückenmuskulatur zu ersetzen (breiteres Kreuz, Präsenz zeigen). Das gibt mehr Freiheit in Atmung und Stimmführung, ist nicht so manipulativ und durch das Wechselspiel von vorderer und hinterer Rumpfmuskulatur bei der Haltungs- und daraus resultierenden Atemstütze gleichwertig. Ist zumindest meine Erfahrung.

LG
 
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Entschuldigung, dass ich das nicht vollständig ausgeführt habe. Ja, ist mir klar, dank Gesangsunterricht. Mir ging es darum, zu zeigen, dass man sich schnell mal etwas falsches angewöhnen kann, wenn es keine richtige Kontrolle gibt. In meinem Fall aus falschem Verständnis gepresster Kehlkopf anstelle da oben frei zu werden und die Führung des Luftstroms durch die Stütze zu bewerkstelligen.
 
Das Thema Stütze ist oft voller Interpretationen und Missverständnisse. Da habe ich in vielen Chören und auch Workshops schon die haarsträubendsten Dinge gehört und erlebt. Wenn ich Bauch im Zusammenhang mit "Stütze" lese, wird mir immer irgendwie mulmig, gerade weil über diese Muskelgruppe die Atmung so massiv aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann. Deshalb mein Hinweis. Sollte nicht persönlich werden.
 
Verstehe ich Deine Frage dahingehend richtig, dass Du beschlossen hast, singen zu wollen, dass Gesang in Deinem bisherigen Leben aber noch keine Rolle gespielt hat und Du nun Gelegenheiten suchst, um mehr zu singen?
@Diana.23 ,
Wenn die Antwort auf diese Frage "Ja" sein sollte, dann hilft ein Chor sehr wohl bei der Entwicklung der Stimme. Da lernt man erst, die Stimme bewusst einzusetzen, den Atem einzuteilen, den Mund richtig aufzumachen, die Tonhöhe und das Tempo an die Umgebung anzupassen, Harmonien zu hören und zu singen. Und wenn man als junger Mensch in einen Chor eintritt, erweckt man die elterlichen Instinkte der Stimmgenossen, die einem dann mit praktischen Tipps zur Seite stehen.
So erging es mir jedenfalls!
Wenn man selbst oder der Chorleiter oder die Mitsänger merken, dass deine Stimme Potenziel hat, kann man nach einem Gesangslehrer suchen. Denn du bist schon Sänger, und GLs machen aus Sängern gute Sänger. Mit Nicht-Sängern würden sie ihre Zeit vergeuden. :devilish:
Cheers,
Jed
 
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