Hi,
die LP Studio hat mit ziemlicher Sicherheit die "Deluxe"-Mechaniken. Die "Deluxe" sind mechanisch übrigens ziemlicher Müll, wenn die bei Dir so lange gehalten haben, hattest Du echt Glück... Äußere Kennzeichen: Sehen fast aus wie Klusons, aber statt der Blechgehäuse, denen man ansieht, dass sie gebogen wurden, ganz gerade Kanten am (Guss-)Gehäuse und auf der Vorderseite Schraubhülsen mit Sechskantmutter statt der Vintage-Steckhülsen. Die Schraublöcher sind in dem Fall ca. 10 mm, und Grovers sollten 1:1 passen. Ein Schraubloch bleibt halt frei, aber man muss nicht neu bohren.
Ich darf aber hinzufügen, dass die Tuner nach meiner Erfahrung auch einen gewissen Einfluss auf den Ton einer Gitarre haben. Schon in den 60ern schraubten sich etliche Gitarristen Grovers auf ihre alten Paulas, weil sie sich davon mehr Sustain und fetteren Ton versprachen. Da ist auch was dran, wie ich selber schon mehrfach festgestellt habe. Das heißt aber auch zu überlegen, ob die Veränderung das ist, was Du für diese Gitarre haben willst.
Wenn Du zB einen "holzigeren" Ton in der Art alter Paulas magst, wären Vintage-Tuner á la Kluson eher zielführend. Kann man auch 1:1 montieren, man braucht nur Adapterhülsen für die 10 mm-Bohrungen. Optisch wäre die Veränderung hierbei kaum zu bemerken. Mir kam meine Studio früher immer etwas undefiniert vor, und die Clean- und Crunchsounds waren auch eher uninspirierend. Die Vintage-Tuner (Gotoh in meinem Fall) waren nur einer der Bausteine, haben aber zu einem lebendigeren Ton durchaus beigetragen. Die Gitarre wirkte insgesamt frischer und beweglicher. Das nötige "Fett" habe ich mir dann lieber durch eine ABM-Bridge aus gefrästem Messing geholt.
Die (auch schon klassischen) Grover betonen nach meiner Erfahrung die Mitten und scheinen die Brillanzen eher etwas zu dämpfen. Sie haben auch den Haken, dass sie einiges mehr an Gewicht einbringen, und zwar an einer recht exponierten Stelle (Hebelwirkung!). Ein kompletter Satz wiegt je nach genauem Modell 100 bis 150 g mehr als Vintage-Tuner, so jedenfalls die Angaben bei stewmac. Klar, eine Paula ist normal nicht in Gefahr der Kopflastigkeit, aber manche Spieler sind bei der Balance ihres Instruments auch recht sensibel. Über 300 g Metall sind da schon ein Wort.
Es gibt aber noch andere Tuner, die optisch gut passen und etwas weniger auf die Waage bringen, wie zB Gotoh SG301 in der Ausführung mit mittiger Befestigungslasche. Die passt ebenfalls genau über das untere Loch der alten Mechaniken und liegt im Gewicht irgendwo zwischen den Extremen. Technisch gibts an Gotohs eh nix zu meckern. Ich hatte die eine Weile drauf, und die Gitarre war mit denen nicht nur wewsentlich stimmstabiler als mit den "Deluxe", sie klang auch etwas besser, weniger matschig. Später habe ich dann Gotoh SD90 (in Vintage-Look und Bauweise) eingebaut, die für meinen Geschmack nochmals deutlich passender klangen (obwohl mir die SGs optisch besser gefielen) und daher drauf geblieben sind.
"Ist das nicht nur Voodoo?", wirst Du vielleicht fragen. Klar, ich spreche nicht von riesigen Differenzen, sondern von Feinheiten, die aber durchaus wahrnehmbar sind. Der Unterschied zu Vintage-Blechteilen ist allerdings physikalisch absolut nachvollziehbar: Neben dem reinen Gewicht haben wir dickes Gussmaterial, das die Kopfplatte versteift, die Grundplatten der Tuner liegen vollflächig auf und die Schraubhülsen auf der Vorderseite verbinden alle Teile und zwängen die Kopfplatte ein wie ein Schraubstock, was diesen Effekt noch verstärkt.
Demgegenüber liegen die Gehäuse der Pressblechtuner nur am dünnen äußeren Rand auf; und das Stahlblech wirkt viel weniger dämpfend als Guss, es schwingt eher mit dem Holz mit. Auf der Oberseite liegt gar kein Gegendruck an, die Welle der Mechanik liegt letztlich nur durch den Saitenzug auf der Vorderkante der eingepressten Hülse. Du hast also nur eine Holzplatte, an der die Saite mit fast schon geringstmöglichen Mitteln aufgehängt ist.
Mit geschlossenen Tunern hat man effektiv eine Kopfplatte aus Metall/Holz-Hybridmaterial. Klar hat das Einfluss auf die Schwingungen. Ach ja: ich bin kein Vintage-Feingeist mit 90 % Clean- und Crunchsounds, sondern lasse es schon gerne mal krachen. Auch auf dem Gebiet finde ich den Einfluss der "Blechtuner" bei meiner Paula absolut positiv.
Gruß, bagotrix