Alex_S.
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Ich habe die Gitarre gesehen und musste sie haben. Eine wunderschöne Strat in Gold auf Esche und honigfarbenem Ahorn.
Aber wer ist dieser Lincoln Brewster?
Ich musste auch googeln. Es ist ein Gitarrist, der es in den USA mit christlicher Rockmusik in diverse Bestenlisten gebracht hat.
Ihm hat Fender ein Signature Modell nach seinen Vorstellungen gewidmet. Es dürfte sich dabei wegen der Features um eines der „preiswertesten“ Signature Modelle handeln (preiswert im Sinne von „den Preis wert“, man zahlt nicht nur für den Namen).
Anders als bei den meißten anderen Signature Modellen sind hier teure Pickups von Drittherstellern (Dimarzio) verbaut. Und auch sonst hat sich Fender nicht lumpen lassen, was Holz und Hardware angeht. Der Preis ist trotzdem der gleiche wie bei den meißten Artist Modellen von Fender.
Dann mal zu den Fakten:
Hersteller: Fender (Made in USA)
Modell: Lincoln Brewster Signature Stratocaster
Preis (2019): UVP: 2.259 € meißt etwas unter 2.000 € angeboten.
Features:
- Hersteller: Fender
- Serie: Artist Models
- Bauform: Stratocaster
- Korpus: Esche
- Hals: Ahorn
- Halskonstruktion: Geschraubt
- Halsprofil: Soft-'V'
- Griffbrett: Ahorn
- Griffbrettradius in Zoll: 9,5
- Mensur in mm: 648
- Anzahl Bünde: 22
- Bundformat: Medium Jumbo
- Griffbretteinlagen: Dot
- Sattelmaterial: Synthetischer Knochen
- Sattelbreite in mm: 42,8
- Tonabnehmerbestückung: SSS
- Tonabnehmerhersteller: DiMarzio
- Halstonabnehmer: DP415 Area 58
- Mitteltonabnehmer: DP415 Area 58
- Stegtonabnehmer: DP416 Area 61
- Aktive Tonabnehmer: Nein
- Coil-Splitting: Nein
- Piezo-Tonabnehmer: Nein
- Elektronik: aktiv, Boost & Mid-Boost
- Schalter: 5-Weg
- Regler: Vol, Tone, Tone (Push/Pull)
- Brücke: Fender 2-Point Tremolo
- Mechaniken: Vintage-Style Locking
- Gurtpins: Standard
- Hardware: Chrom
- Saitenstärke ab Werk: .009 - .042
- Stimmung ab Werk: Standard E
- Herkunft: USA
- Finish: Nitrozellulose
- Farbbezeichnung: Aztec Gold
- Saitenzahl: 6
- Koffer enthalten: Ja
Body und Hals:
- Leichter Esche Korpus. Mit 3,5 Kilo ist die Gitarre leichter als meine Fender American Standard in Erle und meine Robert Cray. Sie ist deutlich leichter als meine damalige USA Buddy Guy in Esche, die deutlich mehr als 4 KG wog.
- Korpus und Ahornhals haben Nitro Lack, d.h. attraktives Aging ist möglich, der Ahornhals hat eine schöne Honigfarbe, das Gold des Bodys schimmert leicht matt. Nachteil ist, dass man eben ein wenig aufpassen muss mit Weichmachern in anderen Gegenständen, die die Gitarre berühren könnten (z.B. Ständer). Das kann unschön aussehen und es ist ausdrücklich im Manual geschrieben, dass es für die Haltbarkeit des Lackes keine Garantie gibt.
Am Hals fühlt sich der Lack für mich zuerst etwas ungewöhnlich an, anders als der von USA Standard oder Robert Cray Gitarren, erstere sind matter und rutschen besser, zweitere „kleben“ mehr. Aber auch der Gibson Lack fühlt sich anders an. Nach ein paar Spielstunden ist das Gefühl aber sehr angenehm.
- 22 Bünde hat der Hals. Das Halsprofil hat weniger „V“ als z.B. die Eric Clapton Strat, sondern ist eher Rund, aber auch kein Baseballschläger. Geht in fast Richtung der Robert Cray Signature, ist aber nicht ganz so rund.
In den höheren Lagen wird das Profil flacher. Für mich fühlt sich das sehr angenehm an. Die Medium Jumbo Bünde sind sehr gut abgerichtet, keine scharfen Überstände, wie ich es von Gibson Gitarren ohne Binding kenne. Insgesamt eine tadellose Verarbeitung.
Im Werbe-Video von Fender heißt es „Quarter Sawn Maple“, kann ich aber nicht bestätigen, weil ich nicht weiß, wie so etwas aussieht und es auf den Homepage von Fender nicht so beworben ist. Vielleicht hilft da jemand?
- Es gibt keine Unterschrift auf der Gitarre. Lediglich auf der Backplate ist die Signatur und die Seriennummer, die bei mir LB000xx (x steht für zwei sehr niedrige Zahlen) lautet, ich habe also ein recht frühes Modell.
Lincoln Brewster hat dies so gewollt, damit man die Platte ggf austauschen kann um sie zu seiner Gitarre zu machen. Sehr sympatisch und bescheiden scheint der Typ zu sein.
Hardware und Elektronik:
- Vintage Locking tuner, leider ohne Anleitung, aber mit etwas probieren kommt man dahinter, wie das geht. Man muss einfach nur Stimmen, die Seite wird dann selbst festgeklemmt. Allerdings ein paar Wicklungen mehr sind zu empfehlen, da es sonst rappelt. Die Tuner für die D und G Seiten sind nicht tief genug, die Saiten sind sonst nicht genug über dem Steg abgewinkelt.
- Tremolohebel wird gesteckt, was imo deutlich besser ist als der geschraubte, den Fender normalerweise verwendet, weil Gewinde nicht durch falsches Einschrauben beschädigt werden kann.
Nachteil: Der Hebel kann nicht beliebig fest oder locker gedreht werden. Wenn man gleichzeitig Saite und Tremolo anschlagen will wie Jeff Beck geht das schlecht. Der Hebel geht immer nach unten, wenn man ihn loslässt.
- 2-Punkt Tremolo mit Saitenreitern in Vintagelook. In Kombination mit dem recht reibungsarmen Sattel und den Lockingtunern läuft das verstimmungsfrei. Optimieren kann man das noch mit etwas Grafit im Sattel (Bleistiftmine).
- Die Dimarzio Pickups klingen wirklich gut und authentisch nach Singlecoil. Mit der richtig eingestellen Höhe sind sie kaum von den Pickups der USA Standard zu unterscheiden, ein bisschen weniger hohl als die Robert Cray Pickups klingen sie, die Höhe sind aber klar, ohne aggressiv zu schneiden.
Die Zwischenpositionen gefallen mir sogar am besten von allen Strats, die ich bisher gespielt habe. Knopflersounds kann man sehr gut erreichen. Highlight ist die Mittelposition. Ich benutze den Mittelpickup sonst nie, hier ist der auf Solo geschaltet wirklich eine Alternative. Hendrix-Sounds lassen grüßen und das ohne Brummen.
Dagegen haben mir die Noiseless N3 von Fender und die alten Lace Sensors Gold in der ersten Clapton Serie überhaupt nicht gefallen, die mir zu glatt klangen, ohne rechten Biss. Den haben die Dimarzios dagegen.
- Die Elektronik ist sehr durchdacht. Ein Volumepoti für alle Pickups. Zieht man den heraus, wird der neutrale Boost aktiviert. Der Boost ist ziemlich heftig, man muss von 10 auf ca. 4 runterregeln, wenn man die gleiche Lautstärke möchte. Trotzdem hat die Gitarre dann etwas mehr Höhen. Das zweite Poti ist ein Midboost, das dritte eine passive Tonblende nur für den Stegpickup. Beide Booster sind völlig aus dem Weg, wenn der erste nicht aktiviert ist.
Die Gitarre also funktioniert auch, wenn die Batterie draußen ist. Somit unterscheidet sie sich von dem Eric Clapton Boost. Auch die Mittelfrequenz ist etwas anders angesetzt als bei der Clapton-Elektronik.
Man kann mit dem Boost und dem Bridgepickup einen wirklich großartigen Soloton erzeugen.
Einen Nachteil hat die Anordnung der Potis, aber das ist bei einer Strat nunmal so, das Abdämmpfen der hohen Saiten mit den Ballen geht wegen des Potis, dass zu nah an den Saiten ist, nicht. Da sind aber Generationen von Gitarristen mit klargekommen.
- Die Batterie liegt unter der Tremoloabdeckung, man muss also bei Batterietausch 6 Schrauben lösen. Da gibt es sicher technisch bessere Lösungen, allerdings wäre sonst die Vintageoptik durch ein anderes Pickupfach gestört. Ich hätte lieber ein separates Fach ohne Schrauben, aber man kann nicht alles haben. Die Batterie muss aber auch erst nach Jahren getauscht werden. So groß ist der Verbrauch nicht.
Fazit:
Vintage Look und Sound mit fast allen (und teilweise mehr) Upgrades, die ich auch so machen würde. Mit den kleinen Mängeln kann ich gerne leben, allein für den lockeren Tremolohebel muss ich mir noch etwas einfallen lassen. Die Gitarre sieht klasse aus, ist makellos verarbeitet und fasst sich toll an. Sie spielt sich ausgezeichnet und kann den typischen Stratsound auf höchstem Niveau und dazu noch alle anderen Sounds, die man sich so vorstellen kann durch den aktiven Neutral- und Midboost. Das ganze ohne Nebengeräusche.
Der Grundsound ist knackig und glockig, typisch Strat eben. Der Output ist im mittleren Bereich einzuordnen (für Singlecoils). Mit dem Midboost kann man ein ordentliches Brett fahren.
Für mich die attraktivste Strat mit Tremolo, die zur Zeit neu zu kaufen gibt, Custom Shop Modelle inbegriffen, da die Verarbeitung meines Modells nicht hinter der aus dem Customshop steht, womit ich den Customshop jetzt aber nicht schlecht machen will. Aber da scheint es heutzutage wohl hauptsächlich um die Reproduktion alter Modell und ums Aging zu gehen. Hier haben wir eine Strat mit sanften Upgrades. Das Aging mache ich nun einfach selbst durch exzessives spielen.
Pros:
- Guter Kompromiss aus authentischem Vintage Look und modernen Features
- Noiseless Pickups mit authentischem Stratsound
- Flexibel durch Preamp und Midboost
- Aktive Elektronik ist komplett aus dem Weg, wenn ausgeschaltet
- Geringes Gewicht
- Halsprofil
- Lackierung
- Gutes PLV im Vergleich zu anderen Signature Modellen.
- Keine Anleitung für Tremolo und Locking Tuner dabei
- Tremolohebel nicht schwergängiger zu machen
- Batterietausch nur mit Schrauben möglich
Vintage Loking Tuner:
Der Tremolohebel hängt immer nach unten:
Zum Batteriewechselmuss man 6 Schrauben lösen:
Locking Tuner von vorn:
Einwandfreie Lackierung:
Auf den Winkel über dem Sattel muss man achten. Am besten eine Drehung mehr nach unten einplanen:
Nachtrag:
Vier positive Sachen wollte ich noch erwähnen:
1. Es sind Schaller Security Locks mit Gegenstücken dabei. Das ist ein deutliches Upgrade zu den alten USA Strats.
2. Die Polepieces sind für moderne Saitensätze gestaggered. So hat man nicht den Lautsärkesprung bei der nicht umsponnenen G-Saite wie bei den Fender Pickups. Der Magnet der G-Saite ist da nämlich zu dicht an den Saiten.
3. Der Koffer in SKB-Stil schützt die Gitarre sehr gut.
4. Der Halsfuß entspricht dem der American Ultra, das heißt man kommt leichter an die obersten Lagen als bei der Standard Strat.
Alles in allem ein echtes Profiinstrument für "On-The-Road".
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