Was aber nicht heißt, dass man kein A spielen darf
Prinzipiell dürfen tut man es schon, aber mit dem dürfen, sollen, müssen ist es ja in der Musik nun eh immer so eine Sache. In einer Bigband wo alles peinlich genau ausnotiert ist und der Chef von Dir verlangt, dass Du da ein A spielst weil es eben so im Notentext steht, dann muss man das auch tun. Wenn's einem der Gitarrist oder Klampfer in der gemeinsamen Band auf ein Leadsheet gekritzelt hat sieht die Sache schon anders aus. Vllt. merken die anderen es ja gar nicht.

Manchmal ist es jedoch auch für die Wirkung und den Klang unerlässlich, dass man gerade an dieser Stelle einen Nicht-Grundton spielt. Probiert's mal aus, denn man kann damit entweder die Bandkollegen madig machen, den Song ruinieren oder auch einer Akkordfolge ein ganzes neues Gesicht verleihen. Mal nicht den Grundton auf die 1 spielen, sondern die Terz oder die Quinte, manchmal ist der Sound unbezahlbar.

Im praktischen Musikeralltag, den die meisten hier im Board aktiven Hobbymusiker pflegen, im Proberaum im Keller des Drummers, in Papas Garage oder auf der Bühne beim jährlichen Dorffest oder im JuZ, gilt in der Regel: Musiktheoretische Grundsätze zu kennen und Umsätzen zu können ist eine gute Sache und kann einem die Arbeit wesentlich erleichtern. Musik ist aber nicht zuletzt ein kreativer Prozess, was wiederrum auch bedeutet, dass Regeln auch dazu da sind, mal gebrochen zu werden. Oft passen Töne auch irgendwie rein, wenn sie es nicht unbedingt sollten. Als Bassist kennt man das irgendwoher, wenn man sich mal langsam durchspielt, was man da gerade für eine Basslinie zum neuen Song des Klampfers dazu gegeben hat und beim genauen Studieren von so manchen unserer großen Vorbilder merkt man das auch.
Kurzum: Theorie ist wichtig, lasst Euch aber nie in feste Schemata drücken und vertraut hin und wieder auch einfach auf Euer Feeling. Das bekommt man in der Regel aber auch nur dann, wenn man so oft wie möglich mit anderen zusammen spielt, was vor allem auch aus motivationstechnischen Gründen wesentlich förderlicher für Euch sein kann, als die Stunden die Ihr mit Eurem Instrument im
stillen Kämmerlein zubringt.
Gruß,
Carsten.