gitarren richtig aufnehmen (hardcore)

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daaavide
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hi.
wir haben folgendes problem. wir nehmen meine band in unserem bandraum auf. der sound is super. es ist ein ziemlich großer raum. schlagzeug und bass klingen ziemlich cool.
mit den gitarren hatten wir schon immer so unsere probleme wenns ums aufnehmen ging.
könnte mir jemand tips geben was das gitarren aufnehmen angeht?

was für mikros, welche abstände, ampeinstellungen, raumgröße, box abschirmen oder nicht, etc.

die gitarren klangen nach dem aufnehmen immer wie unter einer haube, also sehr dumpf und abgeschirmt. geht das beim mastern weg und ist das normal oder machen wir irgendwas falsch?
der effekt war immer dabei, egal ob wir in einem großen oder kleinen raum aufgenommen hatten.

kann mir jemand n paar tipps geben?

grüße
 
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Grundsätzliche Fehler beim Aufnehmen oder mischen lassen sich auch nicht im Mastering ausbügeln, gerade dann nicht, wenn es schon an sich "topfig" klingt. Es gibt zwar unterschiedliche Matering Techniken, bei denen man auch da noch was machen kann, aber wenn man im Mix und Mastering erstmal schlechten Sound ausbügeln muss bleibt nicht mehr viel Spielraum für "gut machen".

Wenn es auch nach allen Versuchen dumpf klingt muss man einfach mal den Fehler suchen. Das kann ein völlig ungeeignetes oder schlechtes Mikrofon sein, vielleicht sogar ein kaputter Speaker den man beim bloßen Hören der Box nicht identifiziert hat. Aber grundsätzlich kann man sagen, dass viele "Billigmikrofone" zum mumpfen neigen, vielleicht ist es ganz simpel und es muss einfach ein gutes Mikrofon her.

Klassische Gitarrenmikros:
- Shure SM57
- Sennheiser MD421
- Sennheiser e509, e609 und andere Mikros aus der Serie
- Großmembraner, kann funktionieren, muss aber nicht

Ampeinstellungen:
- weniger Gain ist mehr, je mehr man doppelt, desto weniger Gain sollte man verwenden, sonst holt man sich Matsch rein.
- der klassische "scooped" Mitten raus, Bässe und Höhen rein - Sound mag zwar vor der Box gut klingen, ist aber schwer zu recorden, was aus der Box nicht an Präsenzen rauskommt kriegt man auch im Mix nur mit viel Verbiegerei wieder rein und dann ist man wieder am "Verschlimmbessern"

Mikrofonierung:
- hören, hören, hören... Also Mikrofon bewegen und abhören, die meisten Speaker haben einen sog. SweetSpot, also einen Bereich in dem sich das Signal konzentriert... dieser liegt in den meisten Fällen nicht wie angenommen auf dem Center des Speakers. Diesen Punkt (oder dessen Annäherung) kann man ganz gut als Ausgangspunkt für die Mikrofonbewegung verwenden. Einfach mal den Finger etwas befeuchten und vor der Box prüfen, als würde man die Windrichtung bestimmen wollen, ist zwar mehr so ein "Hausfrauentrick", aber man bekommt eine ungefähre Richtung. Außerdem empfiehlt es sich zum Beispiel einfach mal die Box aufzuschrauben, die Position der Speaker auszumessen und auf die Vorderseite mit Schneiderkreide zu übertragen. Hilft beim mikrofonieren ungemein.

- die Abstände der Mikrofone zur Box müssen auch individuell ermittelt werden, bei wenig Erfahrung würde ich aber empfehlen erst einmal recht nah zu mikrofonieren, dann die gewünschte horizontale und vertikale Position zu ermitteln und danach den Abstand zu verändern, einfach immer mit System vorgehen.

- Außerdem würde ich erstmal empfehlen nur ein Mikrofon als Referenz aufzustellen und damit so lange zu experimentieren, bis man ein Ergebnis erzielt, dass schon als "ordentlich" zu bezeichnen ist. Danach überlegt ihr euch was dem Sound noch fehlt und stellt das nächste Mikrofon dazu. (wenn ihr mit mehreren Mikrofonen recordet)

- Beim Einsatz von mehreren Mikrofonen können sog. Phasenprobleme auftreten (dazu einfach mal hier im Forum suchen). Dabei löschen sich mehrere Signale teilweise aus welches in einem drucklosen und komischen Sound mündet. Manche Mischpulte, Softwarelösungen oder Preamps bieten dafür eine sog. Phasenumkehr, die diese Probleme mindern kann. Ein Allheilmittel ist es dagegen nicht. Die technische und theoretische Seite dahinter lest ihr am besten in einem anderen Thread nach.

Raumgröße:
- Raum kann bei Gitarrenaufnahmen (besonders im HighGain - Bereich) kritisch sein, besonders dann, wenn man sich in einem großen Raum späte early reflections reinholt. Das heißt die ersten Reflektionen von den Wänden, die wieder in die Mikrofone zurückstrahlen (besonders bei Großmembran). Bei schnellen und harten Riffs die viel Attack brauchen kann es einem leicht passieren, dass die Attacks dann etwas verwischen. Aber da hilft nur ausprobieren. Ich kenne Leute die mit großen Räumem fantastische Gitarrensounds erzielt haben, aber auch welche, die nen Teppich über Box und Mikrofone schmeißen. Schall folgt dem Prinzip Einfallswinkel = Ausfallswinkel, wenn ihr die Reflektionen vermindern wollte, dann müsst ihr den Schall brechen oder die Reflektionen von den Mikrofonen wegleiten. Das kann man man mit Stellwänden und vielen improvisisierten Hilfsmitteln erreichen.

- Auch mal die Reflektionen vom Boden im Auge und Ohr behalten, so manchmal stellt man schöne Stellwände auf, nur um dann festzustellen dass man die Box auf nem Parkettboden stehen hat und dann auch noch die unteren Speaker einer 4*12er mikrofoniert.

Am Besten du schreibst mal, mit welchen Mikrofonen ihr versucht aufzunehmen.
 
super beitrag:

ums mal bisschen auf den punkt zu bringen (was meistens das hauptproblem ist)
mikroposition!
wenns dumpf/topfig klingt mikro mehr richtung membran mitte bewegen und mit dem winkel spielen. grad bei paar cm abstand zum speaker machen paar grad drehung bzw. 1cm verschiebung manchmal schon extrem viel aus.

nochwas: macht euch klar dass der gitarrensound auf keinen fall so aufn lappi sollte wie ihr ihn gerne solo hört sondern lieber einen tick zu wenig druck und bisschen präsenter.
druckvolle gitarren (also solo abgehört) klingen nachher im gesamt mix oft dumpf und matschig während eher dünne gitarren (solo abgehört) im gesamtmix nachher sehr druckvoll klingen!

bei sowas is oft gut jmd dabei zu haben der schon das ein oder andere mal nen song gemixt hat!
 
Hut ab vor diesen super ausführlichen Post Navar !!!!

- Beim Mirkrofonieren eines Amps zählt jeder cm. Je näher dran, desto mehr macht der cm aus.
Am besten Mikro Position richten, Aufnehmen, Anhören, Mikro Position korrigieren, Aufnehmen,.....
- Um die Box vom Boden weg zu bekommen hilft oft auch ein einfacher Stuhl oder 2 Bierkisten.
(So dass die Box stabil steht natürlich)
- Oft hilft auch einfaches Drehen, dass der Amp nicht direkt eine glatte Wand anstrahlt sondern die Ecke.
- Wen close-miking nicht 100% so klingt wie der eigentliche Sound live oder im Proberaum,
dann nicht gleich aufgeben. Da muss man standard-mässig mehr mit dem EQ arbeiten. Soll nicht
heißen, dass man sich bei der Mik-Position keine Mühe machen soll.
Das direkte Abnehmen hat aber meistens den Vorteil von mehr Druck und Direktheit im Sound.

Ideale Ausgangsposition:
- Dynamisches Mik auf Übergang vom Innen auf den Außenteil der Membran zeigend.
- Nicht 100% on-axis, also leicht schräg, dass es nicht den vollen Wind abbekommt.
- Abstand 1 - 10cm
- Bei Kondensator-Mik größeren Abstand von ca. 20 - 100cm.
 
Ich bin öfter auch anders sehr gut gefahren.

Stell Dich vor deinen Amp/Box und höre Dir an, wo es für dich am geilsten klingt.
Da stellst Du dann ein sog, RaumMikro hin. Auf die MikroCharakterristik dabei achten.

(Notfalls auch den Amp in einen anderen Raum, wenn das technisch möglich ist, oder nachträglich die Gitarre nocheinmal aufnehmen, wenn ihr mit Klick spielt !)

Dazu kommt dann ein oder auch ein zweites Mikro, das direkt an der Box positioniert wird.
Ich habe immer ein SM57 von der Aussenseite der Membran auf den Konus gerichtet genommen.
Aber das hängt sehr sehr stark von den verwendeten Boxen ab. Die klingen sehr unterschiedlich !

Dann versuchst Du nacher beide Mikros zusammenzumischen.
Evtl musst Du die Phase des Raum Mikros drehen, wenn es ein wenig "komisch" klingt.

Später beim Mischen nicht vergessen, die Frequenzen so unterhalb ca 160 Hz zu dämpfen, damit dem Bass nicht zuviel Raum genommen wird.


so long
Stefan
 

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