Haute cuisine und Asia-Nudelbox - oder die Fee namens Serienstreuung

  • Ersteller Blade Runner
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Die Chinesen haben den größten und besten Zugriff auf Holz und verbauen den erwähnten Schrott nur im extremem Billigsegment, würde ich sagen. Heikler ist eher die Hardware, nicht das Holz.
Ingesamt können sie von Müll bis 1a Custrom--Shop-Qualität prinzipiell alles liefern, da sollte man heute keine falschen Vorstellungen mehr haben.

Das kann sein. Zumindest könnten sie es theoretisch beschaffen.
Aber vor allem was bei diversen Firmen im Billigsegment gerne als "Mahagoni" angepriesen wird, ist teilweise schlicht gelogen,
weil es nämlich asiatisches Nato-Holz ist, das durch die Schnelltrocknung zu einer Art holzartigen Pappe wird.
 
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Ich möchte an der Stelle nochmal das anfangs genannte Thema "kleiner Gitarrenbauer" ansprechen: Ich habe mir zu meinem persönlichen Bergfest nach langer Suche eine Archtop vom Gitarrenbauer meiner Wahl exakt nach meinen Wünschen anfertigen lassen. Das war tatsächlich echt nicht günstig. Die Qualiät des Instruments bzgl. Klangentwicklung, Sustain, Ton, Bespielbarkeit und, klar, auch Optik, liegt aber im Vergleich zu allem was ich vorher von der Stange (also "Serie") ausprobiert hab (und die waren auch nicht günstig) für mich und auch für weitere Personen (z.B. mein geschätzter Musiklehrer) deutlich über den verglichenen oder vergleichbaren Serienprodukten (Gibson, Höfner etc.).

Will sagen: wer sowieso bereit ist Geld in die Hand zu nehmen sollte meiner Meinung nach zum ausgebildeten, erfahrenen und über eine adäquates Holzlager verfügenden Gitarrenbauer gehen und kein ein hochpreisiges Serieninstrument vom Großserienhersteller kaufen. Meine Erfahrung ist dass das Einzelstück Kunsthandwerk erheblich besser ist als das Serienprodukt, schon allein deswegen weil der Gitarrenbauer mangels arbeitsteilung stets das ganze Instrument bearbeitet und begutachtet.

Obs immer teuer sein muss: natürlich nicht. Ich hab auch eine Brett-Klampfe für seinerzeit Kaufpreis DM 300,- noch bei mir und spiele dieses gelegentlich gerne. Dabei nehme ich dann in Kauf dass sie halt erhebliche Schwächen hat. Das mach das Ding ja auch sympathisch. Ich mag ja auch JamJams (also die Ramen-Kopie-Nudeln ;-)

Aber wenns gut sein soll geht zum Gitarrenbauer (und nein: bin keiner, auch nicht beteiligt...)

Genau gegenteilige Erfahrungen habe ich gemacht. Ich habe bislang nicht nur eine Gitarre eines Gitarrenbauers besessen, und das waren alles auch wirklich schöne Instrumente. NUR: meine Gitarren von der Stange sind mit etwas Modifikationen für mich besser. Meine Erfahrung dahingehend lautet: Ich kaufe nur noch "von der Stange", weil ich da genau das bekomme, was ich auch in Händen hatte. Beim Bau einer Gitarre ist bei allem Bemühen und aller Fachkompetenz eines Gitarrenbauers stets ein Risiko beinhaltet, dass die Gitarre letztendlich nicht so wird, wie ich sie mir vorstelle oder klanglich einfach nicht dem entspricht.

Und wenn ich mir die Gebrauchtpreisentwicklung manch hochpreisiger Instrumente so anschaue, dann ergibt sich hier tendenziell doch ein guter Markt für den geduldigen Käufer. PRS z.B. ist gebraucht zu wirklich guten Preisen zu haben und da bekomme ich Top of the Line Qualität, die auch kein Gitarrenbauer toppen kann, zu vernünftigen Preisen.
 
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Um ein Beispiel zu nennen: ich besitze 7 Strats bzw. Stratclone, herausragend vom Klang und Handling sind eine aus dem Fender Custom Shop, eine des Frankfurter Gitarrenbauers Lars Riemer und eine des Frankfurter Gitarrenbauers Mathias Schindehütte. Damit stünde es also 2:1 für die lokalen Gitarrenbauer. Insbesondere wenn man indiviuelle Wünsche hat bietet sich natürlich der Gang zu einem heimischen Gitarrenbauer an.

Natürlich ist auch im Custom Shop nicht alles Gold was glänzt und man muss sich schon Zeit nehmen um die richtige Gitarre zu finden. Ich habe auch schon manches CS und Masterbuilder Exemplar wieder verkauft, weil es dann doch nicht so auf Dauer das Wahre war. Die Riemer Strat besitzte ich allerdings schon seit 2001, die Fender CS seit 2013 und die Schindehütte ist nagelneu, mit Dommenget Humbuckern bestückt und mit einem traumhaften Hals. Beide Frankfurter Strats haben übrigens ein (zertifiziertes) Rioboard, die CS ein maple cap neck.

Das besondere Wahrnehmungsorgan, das hier von jf.alex vermutet ist, wird einfach das menschliche Ohr sein. Ich denke schon das ein erfahrener Instrumentenbauer auf Grund seiner Erfahrung in der Lage ist, durch einen Klopftest am rohen Holzkörper zu entscheiden ob es sich um ein sehr gutes oder weniger gutes Klangholz handelt.

Im übrigen, wenn ich meine 1969er Strat mit meinen neuen Strats vergleiche, dann ist erstere vergleichsweise lieblos zusammengeschustert mit Spaltmassen jenseits von gut und böse während die CS Strat beispielsweise so tight gebaut ist das man den Hals kaum aus dem Korpus bekommt. Und auch das hat maßgeblichen Einfluß auf den Klang.

Im Übrigen muss ja der Klang, der mich besonders antörnt, ja nicht jedem gefallen. Streuung in Bezug auf Klang kann also absolut gewollt sein weil es einen größeren Käuferkreis anspricht.
 
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Kleine Binsenweisheit: die beste Gitarre ist immer noch diejenige, welche fertig im Laden steht und nach ausgiebigem Test direkt mit nach Hause genommen wird. Perfekt, wenn sie nach gewisser Zeit immer noch das liebste Instrument des Gitarristen ist und sich eben nicht nach drei Tagen die Reue einstellt, das Geld dafür auf den Tisch gelegt zu haben.
Keine weiteren Fragen, keine Unsicherheiten, keine Enttäuschungen. What you see is what you get.

Mit meiner Nummer 1 ist mir das genauso gegangen und jetzt - knapp zwei Jahre später - bin ich immer noch super-happy mit dem guten Stück. Die beste Gitarre, die ich je hatte und evtl. sogar die beste Gitarre, die ich je gespielt habe. Für mich und für mein Spiel jedenfalls. Da passt einfach alles...
Ist übrigens eine Asiatin, aber doch eher allerfeinste japanische Cuisine und nicht so ganz Asia-Nudelbox. Hat leider auch entsprechend gekostet, der Preis mir jetzt inzwischen aber vollkommen egal. Ich habe damals Top-Qualität gekauft und freue mich jeden Tag darüber.

Hier: Sugi SH 485, zwei Stücke sehr altes Mahagonie, welche mal nach langer Zeit aus dem Wasser gezogen wurden. Dazu ein dünnes Top aus Myrrhe (!) und ein Griffbrett aus Quitte (!). Man beachte die Wahl der Hölzer. Schon seltsam.... :)

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Die dunkle Seite der Geschichte: ich bin jetzt total angefixt von Top-Qualität, hätte wirklich gern eine ebenso "perfekte" Strat als Partnerin zu meiner SUGI dazu und meine Erwartungshaltung bei einer Bestellung/ Sonderanfertigung wäre unverhältnismäßig hoch. Die Wahrscheinlichkeit einer Enttäuschung leider auch..... nicht, dass meine Strats schlecht wären (wahrlich nicht), aber "da muss doch noch etwas gehen", denkt mein unruhiges Ich.
 
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Gerade Japaner haben oft besonders hohe Standards, wenns um gutes Essen geht. Mit Asia-Nudelbox meinte ich die Niedrigstpreis-Variante im Einkaufs-Center, wo man löffeln kann, wie man will, aber mehr als "satt" kommt nicht dabei raus. Jedenfalls nichts, was geschmacklich den Begriff "gehobene Klasse" verdient. Selbst wenn man 20 von diesen Pappboxen leer isst und unverzagt auf die Serienstreuung hofft

Sehr schöne und sehr besondere Gitarre! :great:
 
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